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in Esslingen
Esslingen (Kreisstadt)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt und des Lehrerseminars
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Esslingen wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Neueste Einstellung: 13.7.2015.
Weitere Seite: Texte
und Abbildungen / Fotos zur Geschichte des israelitischen Waisenhauses
"Wilhelmspflege" in Esslingen
Die Texte zu den Artikel konnten
nur teilweise abgeschrieben werden - bei Interesse bitte Textabbildungen
anklicken.
Übersicht:
Allgemeine Berichte
Zur Geschichte der Juden in Esslingen (Artikel von 1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1928: |
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Über
die jüdische Gemeinde in Esslingen (1848)
Artikel
in "Der treue Zionswächter" vom 8. Februar 1848 (Aus einem
Reisebericht: eine Reise in das württembergische Unterland - Von Ulm.
[Fortsetzung]): "Esslingen, eine ehemalige freie Reichsstadt
hat, wie so viele ihrer Schwestern, in den verhängnisvollen Jahren
1348-1349 ihr Pflaster mit Judenblut getränkt, und dies auf solch
barbarische Weise, dass von den dortigen Juden wohl an zweihundert, die
den Mordmessern augenblicklich entgingen, in ihrer Synagoge und mit
derselben sich selbst verbrannten (M.s.Crusius S. 924 und Keller S. 92).
Damals beschloss die Magistraturherrschaft, den Nachkommen Israelis auf
ewige Zeiten die Tore dieser Stadt zu verschließen. Aber ... schon im
Jahr 1375 erbaut und erhielt Esslingen vom Kaiser Karl IV. die Erlaubnis,
Juden zu behalten und sie zu schützen vor aller Gewalt. Allein es
scheint, als haben die Juden kein sonderliches Zutrauen in den Schutz
einer Stadt gesetzt, die bald mit dem Kaiser, bald mit den Grafen von
Württemberg und bald mit dem schwäbischen Bund in verheerender Fehde
sich befand. Sie zogen nicht dahin, warteten vielmehr einen günstigeren
Zeitpunkt ab, und dieser Zeitpunkt traf zu Anfang dieses Jahrhunderts
ein.
Es war nämlich im Jahre 1806, nachdem ermeldete Stadt der
württembergischen Krone einverleibt war, als auch die städtische
Behörde einen durch seinen gediegenen Verstand, durch seine musterhafte
Redlichkeit und durch sein Achtung gebietendes Benehmen von allen, die ihn
kannten, verehrten Juden, namens Isaac Levy aus Wankheim
bei Tübingen, aufforderte, sich in Esslingen einzukaufen. Auf seine
Vorstellung, dass er als Juden schon des Kultus halber nicht vereinzelt
und von seinen Glaubensgenossen getrennt in einem Orte leben könne, und
dass er nur alsdann nach Esslingen übersiedeln wolle, wenn diese Erlaubnis
noch mehreren seiner Glaubensgenossen gegeben würde, erklärte die
ermeldete Behörde, die damals schon erkannte, dass die Juden zur Hebung
der Industrie und des Handels eines Ortes ganz besonders geeignet sind,
dass es Herrn Levy freigegeben sein solle, noch vier Familien mit einigem
Vermögen und gutem Prädikate vorzuschlagen. Dies geschah. Es wurde also
fünf jüdischen Familien der Schutz zu Esslingen erteilt. Diese nahmen
einen Vorbeter, einen Schochet und einige Handlungsdiener
mit sich, sodass für Minjan gesorgt war, erkauften ein Haus zu
Synagoge, einen Platz zum Gottesacker, richteten ein Frauenbad ein, und so
war hier eine neue, wenn auch kleine Gemeinde entstanden. Jetzt
wohnen dreißig jüdische Familien daselbst, die alle die Achtung der
Bürgerschaft wohlverdient genießen.
Der Gründer dieser Gemeinde, Herr Vorsteher Isaac Levy, der alle
mit ihm dahingezogenen Familienväter überlebte, verstarb im vergangenen Marcheschwan
5608 (Oktober 1847) in einem Alter von 82 Jahren, nachdem er mit
seiner noch lebenden Frau - Gott vermehre ihre Tage und Jahre - 51 Jahre
in der Ehe gelebt hatte. Mit 14 Kindern aus Einer Ehe - 7 Söhnen und 7
Töchtern - mit der zurückgelassenen Witwe und mit 36 Enkeln beweinen
diesen Ehrenmann alle besseren Israeliten des Landes. Denn nicht nur, dass
er durch seinen reinen Verstand sehr vielen Glaubensgenossen, die aus den
entferntesten Teilen des Landes kamen, seinen Rat sich zu erbitten, diesen
ihnen bereitwillig erteilte, nciht nur dass er durch seinen Einfluss
vielen nützlich geworden, sondern auch die bessere Stellung der
diesseitigen Juden hat man größtenteils ihm zu verdanken, weil er sein
Ansehen, das er bei hohen Beamten und bei gebildeten Bürgern genoss, dazu
verwendete, der unermüdliche Fürsprecher seiner Nation zu sein, und es
sich angelegen sein ließ, durch Wort und Wandel eine Menge Vorurteile
gegen Juden zu zerstieben, was ihm auch vollkommen gelang.
Der hiesige Lehrer, Herr Liebmann, der zugleich Waisenvater in der
Wilhelmspflege, israelitisches Waisenhaus, und Lehrer für hebräische
Fächer und Religion der Zöglinge im Hauptschullehrerseminar, ist ein
Mann von ausgebreiteten Kenntnissen und in talmudischer und rabbinischer
Literatur viel bewandert. Der Vorbeter, Herr Levy (hier ist, wie
das allenthalben zu wünschen wäre, und zwar zum Heile der Synagoge und
Schule, der Vorsängerdienst von dem des Vorbeters getrennt) ist eine
merkwürdige Persönlichkeit; denn abgesehen von seinen Kenntnissen in
allen Schulfächern, er ist examinierter und befähigter Lehrer und Vorsänger,
welche beide Fächer er aber auszuüben nicht veranlasst ist, weil Herr
Liebmann sie versieht, wusste er, ohne alle Anleitung von einer andern
Seite und bloß von seinem guten Kopfe geleitet, und von seinem eisernen
Fleiße unterstützt, solch' umfassende Kenntnisse in rabbinischen
Wissenschaften sich zu erwerken, die in Erstaunen setzen. In seinem
Lieblingsfach - alte ... (?) - hat er es zu einer seltenen
Vollkommenheit gebracht und hat einen tausendjährigen Kalender
verfasst, der an Einfachheit und geistreicher Kombination kaum etwas zu
wünschen übrig
lässt." |
Versammlung württembergischer Israeliten in
Esslingen am 17. März 1861
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Februar 1861: "Esslingen, 17.
Februar (1861). Heute tagte hier eine zahlreiche Versammlung von
Israeliten aus allen Gauen des schwäbischen Vaterlandes, um gemeinsame
Schritte zur vollen Erlangung der politischen Gleichberechtigung mit den
christlichen Mitbürgern zu beraten und zu tun. Die Lehrsäle der
Wilhelmspflege wurden der Versammlung zu ihrer Beratung freundlichst überlassen.
Herr Rechtskonsulent Heiden von Esslingen begrüßte in schönen Worten
die Versammlung und schlug ihr den Oberjustizprokurator Heß in Ulm als
Vorsteher des dortigen israelitischen Lesevereins, der die heute
Versammlung angeregt hatte, zum Vorsitzenden vor, was durch einstimmigen
Zuruf angenommen wurde. Der Präsident wählte dann den Rechtskonsulenten
Heiden von Esslingen und R. C. Sänger aus Ulm zu Schriftführern. Es
wurden die Anträge des Ulmer Komitees verlesen: die Versammlung wolle die
geeigneten Schritt tun, um die volle Emanzipation der Israeliten zu
erzielen und zwar durch Bitten an die Königliche Staatsregierung,
eventuell auch an die Ständekammer; durch Wahl eines Komitees, das den
Verlauf der Sache wahrnehmen und weitere Schritte tun soll; Eingaben lagen
schon vorbereitet vor. Die nun eröffnete Debatte nahm über Formfragen
einen etwas langsamen Verlauf, da man doch im Ganzen, was die späteren
Beschlüsse zeigten, vollständig einig war. Drei Eingaben, eine von Buchhändler
Heß aus Ellwangen, die zweite von Dr. Adolph Levi in Stuttgart und die
dritte vom Ulmer Komitee durch Oberjustizprokurator Heß ausgearbeitet,
wurden verlesen. Besonders lebhaft wurde die Debatte durch die Anträge
des Rechtskonsulenten Lebrecht in Ulm, der eine besondere Broschüre:
‚Die rechtliche Stellung der Juden in Württemberg’, für diesen Zweck
geschrieben hatte und auch die innere Organisation der israelitischen Verhältnisse,
als: Kirche, Schule etc., als Gegenstand der Eingaben behandelt wissen
wollte, was starken Widerspruch hervorrief, da man nur bei der vollen bürgerlichen
Gleichstellung stehen bleiben wolle, und sei einmal diese errungen und
alle Schranken des Vorurteils gefallen, so ergebe sich alles Übrige von
selbst. Die Beratung führte zu dem einstimmigen Beschlusse, ein Komitee
zu wählen, das mit Zugrundelegung der verlesenen verschiedenen Eingaben
Petitionen an die Königliche Staatsregierung und an die Stände
ausarbeiten und im Namen der, die Israeliten des Landes vertretenden
Versammlung einreichen und weitere allenfallsige Schritte wahrnehmen und
ausführen soll. Die Versammlung war von 250 bis 300 Israeliten des ganzen
Landes besucht. Beim gemeinschaftlichen Mahle wurde der erste Toast auf
Seine Majestät den König, unter dessen glorreicher Regierung die
Gleichstellung der israelitischen mit den christlichen Untertanen begonnen
wurde und mit Gottes Beistand auch noch vollständig ausgeführt werden möchte,
von Oberkirchenvorsteher Dr. Adolph Levi ausgebracht und mit allgemeiner
Begeisterung unterstützt. Prokurator Heß von Ulm brachte seinen
Trinkspruch der Versammlung, |
die, so
verschieden auch die Einzelnen in religiöser Anschauung und politischer
Gesinnung seien, doch darin vollständig einig sei, in loyaler Weise den
Kampf um die bürgerliche Gleichstellung fortzuführen, dass, wenn bei der
gegenwärtigen zeitenschwere das Vaterland zum Kampfe und zum Siege rufe,
der Israelite als Gleichberechtiger Eigentum, Blut und Leben für Gott, König
und Vaterland einsetzen könne. Die Versammlung ging fröhlich mit dem
Bewusstsein auseinander, dass ihre gute Sache zum Siege führen und dass
die Königliche Regierung wie die Kammern gegen andere deutsche Länder
nicht zurückbleiben werde, wenn es gilt, denen, die gleich Lasten mit
ihren Mitbürgern tragen, auch gleiche Rechte zu gewähren
(Staats-Anzeiger für Württemberg)." |
|
Artikel in
der Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. März 1861: "In Esslingen
hat eine Versammlung der württembergischen Israeliten zur Beartung über
die zur Erlangung der Gleichstellung zu tuenden Schritte stattgefunden.
Wir freuen uns dieser neuen Tatsache, welche die in den Israeliten gegenwärtige
Tatkraft bezeigt, zu deren Weckung wir nicht wenig beigetragen zu haben
uns glücklich fühlen. Unser württembergischer Korrespondent macht uns
hierüber folgende, ausführliche Mitteilung. |
Der 17.
Februar versammelte gegen 300 Notabeln aus allen Gauen Württembergs in
Esslingen, um gemeinsame Schritte zur Erlangung der vollen bürgerlichen
Gleichstellung zu erzielen. – Herr Rechtskonsulent J. Lebrecht in Ulm
regte im dortigen israelitischen Leseverein den Gedanken, Agitation in der
Judenfrage zu machen, an; der Leseverein ergriff auch die Initiative und
schrieb eine Versammlung auf den 17. Februar nach Esslingen aus, nachdem
er zuvor die zu unternehmenden Schritte beraten hatte. Rechtskonsulent J.
Lebrecht veröffentlichte eine Broschüre: Die rechtliche Stellung der
Juden in Württemberg. Ulm, Nübling 12 Sgr. Der Reinertrag ist für das
israelitische Waisenhaus in Esslingen bestimmt. Die Schrift hebt die
Ausnahmebestimmungen hervor, denen die Juden durch das Gesetz unterworfen
sind. Die drückendsten Ausnahmebestimmungen sind folgende: das mangelnde
aktive und passive Wahlrecht zu Ständekammer, die Nichtzulassung zum
Staatsdienste, die Erschwerung der Einwanderung ausländischer Juden, gehässige
Formalitäten bei Eiden in Rechtssagen, die Ausnahmebestimmungen im
Ehegesetze etc. – Am 17. Februar Vormittags wurde die Versammlung in den
Lehrsälen des israelitischen Waisenhauses zu Esslingen eröffnet. Zu
bedauern war es, dass die Räume zu eng für die Masse der Teilnehmer, die
gegen 300 Personen starb waren. Rechtskonsulent Heiden aus Esslingen begrüßte
in beredter Weise die Versammlung und hieß sie im Namen der Israeliten
Esslingens willkommen. Er schlug den Oberjustizprokurator Heß aus Ulm als
Vorsitzender vor, und der Vorschlag wurde unter freudigem Zuruf
angenommen. Dem Präsidenten wurden die Rechtskonsulenten Heiden aus
Esslingen und Sänger aus Ulm als Schriftführer beigegeben. Das Ulmer
Komitee stellte sein Programm auf: 1) die Staatsregierung durch eine
Adresse um volle Gleichstellung zu bitten; 2) die auf den Tisch des Hauses
niedergelegten Eingaben zu prüfen, 3) ein Komitee zur Eingabe der
Schriften und Wahrnehmung der geeigneten Schritte zu bestellen, 4)
eventuell auch eine Eingabe an die Kammern zu richten. Rechtskonsulent
Alexander Bacher von Stuttgart wollte nur ein Komitee gewählt wissen und
vordersamt alle weiteren Schritte unterlassen. Denn die Vermengung der
heiligen Sache der Emanzipation mit der Konkordatsfrage, wie die Königliche
Regierung es beabsichtige, sei gegen sein Gefühl, er halte auch unter dem
jetzigen Ministerium alle Schritte für erfolglos und erfolglose Agitation
bringe mehr Schaden als Nutzen. Diese mit scharfer Dialektik verteidigten
Anträge wurden von mehreren Rednern unterstützt. Rabbiner Dr. Wassermann
hatte auf den Tisch des Hauses viele Eingaben, die im Zeitlaufe von 25
Jahren eingereicht worden und erfolglos geblieben, niedergelegt; er
meinte, der Sturm werde in die Bäume fahren und die Birnen werden reif in
unseren Schoß fallen, ohne dass wir schütteln. Kollegialassessor Jordan
von Stuttgart unterstützte den Antrag aus Zweckmäßigkeitsgründen, aber
trotz seiner schlagenden Logik wurde der Antrag abgeschlagen und Ziffer 1.
des Ulmer Programms wurde angenommen. – Nun trat Rechtskonsulent
Lebrecht ins Vortreffen und bekämpfte den Antrag, dass nur an die Königliche
Staatsregierung eine Adresse gerichtet werde und verlangte, dass auch die
Volksvertretung in einer energischen Petition gemahnt werde, den
israelitischen Mitbürgern gerecht zu werden; er hoffe zwar von der so
genannten Schulzenkammer wenig Ersprießliches für das gute Recht der
Israeliten, aber immerhin solle man den einen Faktor der Gesetzgebung
nicht umgehen. Der Antrag wurde angenommen. Drei Eingaben an die Königliche
Staatregierung lagen vorbereitet auf dem Tische des Hauses. Die erste war
von Buchhändler Heß in Ellwangen, dem Nestor des Kampfes um die
Emanzipation in Schwaben. Der edle, würdige Greis wurde mit ‚Bravos’
begrüßt. Die zweite Adresse von Dr. Adolph Levi aus Stuttgart, von ihm
selbst verlesen, ein stilistisches Meisterwerk von wahrhaft klassischer
Sprache, poetisch in Vollendung der künstlerischen Form, schillerisch im
idealen Schwung, und patriotisch, wie ein Arndt schrieb, brachte die ganze
Versammlung in eine gehobene Stimmung. – Die Adresse des
Oberjustizprokurator Heß in Ulm – Sohn des Buchhändlers – trug den
Stempel des nüchternen Advokaten, war aber ausführlicher als die vorige
und mehr an den Verstand als an das Gefühl gerichtet. – Wegen der
vorgerückten Zeit konnte die Eingabe des Rechtskonsulenten Lebrecht an
die Stände nicht mehr verlesen werden, der Entwurf wurde dem Komitee überwiesen.
– die Versammlung wählte ein Komitee von 15 Mitgliedern, welches unter
Zugrundlegung des vorhandenen Materials Eingaben an die Staatsregierung
und Kammern zu fertigen und im Namen der Israeliten des Landes
einzureichen hat. Die Versammlung war ein lebendiges Bild des
Kulturzustandes der Israeliten Württembergs und hätte der Gesetzgeber an
derselben am besten erfahren können, dass ein Erziehungsgesetz für die
Israeliten nicht mehr nötig
|
ist
und dass sie an Bildung und Loyalität dem christlichen, schwäbischen
Volksstamme in keiner Weise nachstehen. – Nun trennte sich die
Versammlung nach Siboleth und Schiboleth in zwei Lager, die Einen nahmen
ein frugales koscheres Mahl im Speisesaal des Waisenhauses, die Anderen
zogen es vor, im Gasthofe zum Schwanen, bei Fleischtöpfen und
Neckarfischen und mit Esslinger Champagner sich zu loben. Das juste milieu
des Desserts und der schwarze Kaffee einigte wieder das getrennte Israel
in ein Lager und die Heiterkeit steigerte sich zur frohen Lustbarkeit. Den
ersten Toast brachte Adolph Levi auf Seine Majestät den König Wilhelm
aus, unter dessen glorreicher Regierung die Gleichstellung der
israelitischen mit den christlichen Mitbürgern begonnen wurde und unter
derselben, mit Gottes Beistand, noch vollständig ausgeführt werden wird.
– Prokurator Heß feierte den Vorredner Dr. Levi in einem Trinkspruche:
Sein Hoch galt dem Manne, der sein ganzes Leben und Streben, seine Zeit
und Kraft der Humanität, dem Judentum widmet. Dem Manne, der die Ämter
als Oberkirchenvorsteher bei der königlichen israelitischen
Oberkirchenbehörde, als Kirchenvorsteher bei der Gemeinde Stuttgart, als
Vorstand des Waisenvereins, um Gotteswillen, ohne Bezahlung versieht und
wo es gilt, Edles zu vollbringen, der Erste in der Reihe ist. – Die
Versammlung stimmte jubelnd ein und man darf sagen: ‚die Volksstimme war
Gottes Stimme!’ Es wird dem Berichterstatter schwer, die Stimmung und
den Verlauf des Tages wiederzugeben und bitte er Jeden, dessen schönen
Worte er nicht zur allgemeinen Kenntnis bringt, um Entschuldigung. Der
Berichterstatter selbst: Alexander Elsässer, bat die Versammlung um
Verzeihung, wenn er einen Trinkspruch auf die Hessen vorschlage, er wolle
kein politisches Odium in die Versammlung werfen, er meine nicht
Kur-Hessen, noch Hessen-Homburg, er bitte zu trinken auf das Wohl der
beiden Hesse, Vater und Sohn, auf den Nestor im Kampf für Wahrheit und
Recht, in dessen wackerem Sohne des Vaters Geist und Gemüt fortwirkt, die
jetzt gemeinsame für unsere gute Sache streiten, sie leben hoch!! Dr.
Adolph Levi schlug einen telegraphischen Gruß an Gabriel Riesser vor, den
er in folgende Worte fasste und absandte: ‚Eine Versammlung zu
Emanzipationszwecken in Esslingen huldigt dem edlen Vorkämpfer jüdischer
Freiheit durch schwäbischen Gruß und Händedruck!’ Auch des Dr. Carl
Weil in Wien wurde durch Dr. Jordan aus Stuttgart in Liebe gedacht.
Ein Gedicht von August Hochberger an die Versammlung zeigte, wie
auch Israel das Talent der schwäbischen Sängerschule vertritt und das
Halleluja dieses poetischen Klempners versinnbildlichte den Geist und das
Streben der Versammlung. An
Dr. Adolph Levi gelangte folgende Antwort von Gabriel Riesser:
Hochgeehrter Herr! Ich sage Ihnen und den übrigen Herren, die mich
gestern durch einen mit telegraphisch zugesendeten Gruß und Händedruck
innigst erfreut haben, den wärmsten Dank für diesen Ausdruck Ihrer
freundlichen Gesinnung. Möge das ehrenwerte Streben, das Sie und Ihre
verehrten Genossen zu der gestrigen Zusammenkunft vereinigt hat, in Ihrer
engeren Heimat und im gesamten deutschen Vaterlande recht bald zu dem
ersehnten Ziel der Gewissensfreiheit und der Rechtsgleichheit führen!
Dann wird es mich doppelt und dreifach beglücken, wenn man des Anteils,
den ich an diesen Bestrebungen genommen, mit so ehrendem Wohlwollen, wie
Sie es gestern getan haben, gedenkt. Von ganzem Herzen Ihr dankbar
ergebener Gabriel Riesser."
|
Der
Antisemitismus dringt nach Esslingen vor (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai
1891: |
Ein
von Emil Lipp in Esslingen geschriebenes Charakterstück wird vertont von Lehrer
Leo Adler in Stuttgart (1913)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Oktober 1913:
"Aus Stuttgart wird berichtet: Herr Lehrer Leo Adler hat zu einem von
Emil Lipp - Esslingen verfassten schwäbischen Charakterstück 'Unserem
König seine Spitzer' die Musik geschrieben. Seine Majestät der König
hat den Komponisten durch ein Anerkennungsschreiben ausgezeichnet. Der
Einakter ist bei Frank Gutmann in Esslingen erschienen und gelangt
demnächst an der Schwäbischen Volksbühne in Stuttgart zu
Aufführung." |
Tagung des Württemberg-Hohenzollerischen Landesverbandes des jüdischen
Frauenbundes in Esslingen (1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1927: |
|
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli 1927: |
Gautag der neutralen jüdischen Jugendbünde Württembergs bei Jägerhaus in
Esslingen (1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. August 1928: |
Aus
der Geschichte der jüdischen Kultusbeamten / Lehrer in der Stadtgemeinde
Ausschreibungen der Stelle des
Vorbeters / Schochet (1875 / 1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1875: "Als
Vorbeter und Schächter
sucht die israelitische Gemeinde Esslingen
(Württemberg) eine Person, die – einem sonstigen ehrbaren Gewerbe
ergeben – jene Funktionen nur als Nebenamt übernehmen würde. Behufs
näherer Auskunft wolle man sich wenden ans
Israelitische
Kirchenvorsteheramt Esslingen". |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1903:
"Wir suchen einen religiös zuverlässigen Mann als Schochet, Baal
Tefila und Baal Kore für unsere Gemeinde. Festes Einkommen 500 Mark
und etwa 400 Mark Nebeneinkommen. Bewerbungsgesuche mit beglaubigten
Zeugnisabschriften sind zu richten an das Israelitische
Kirchenvorsteheramt: Eßlingen (Württemberg).
Rothschild." |
Beitrag von Rabbiner Dr. M. Kahn, Esslingen (1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. April 1905:
"Pesach-Gedanken. Von Rabbiner Dr. M. Kahn in Esslingen. Unter
den Büchern unserer Bibel besitzen wir eine kleine, wenig umfangreiche
Schrift, die aber eine Fülle der Lieblichkeit, die Vollendung der Anmut
selbst ist. Es ist das Lied der Lieder, Schir haschirim, das 'Hohelied'.
Welche Innigkeit der überquellenden Empfindungen der Liebe und Hingebung
tönt aus seinen Worten uns entgegen, welche Wärme jugendlicher, zarter
Liebe strahlt uns an, wenn wir dieses liebliche Büchlein öffnen und
seine leichten, wie Süßtrank flüssigen Verse genießen. Ein Hauch des
Frühlings weht uns an, wir vermeinen unter blühenden Bäumen, in der
Pracht anmutig sich öffnender Blumenkelche zu stehen. Das sprosst so
kräftig, das Grün der Auen ist so saftig und frisch, die Luft so rein
und so warm, der Himmel so blau, die Sonne so mild und so gut, der Aether
durchduftet von feinem Aroma des blühenden Weinstocks. Kurz, ein
herrlicher Frühling, ein Fest der Natur, ein Paradies mit hurtig
dahineilenden Antilopen und Hirschen, erfüllt vom Gesang der Vögel,
durchzittert vom Summen der Bienen...."
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
Theologische Artikel von Rabbiner M. Kahn,
Esslingen über "Tora-Judentum" (1909)
Rabbiner Dr. Kahn hat die Aufsicht über eine Firma in Obertürkheim (1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November
1903: |
Rabbiner Dr. M. Kahn unterschreibt als Rabbiner von Freudental (in Esslingen)
(1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November
1903: |
Kantor Josef Starapolski tritt nach 30 Jahren in den Ruhestand
(1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1933: |
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Chanukka-Feier des Jüdischen Jugendbundes (1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1928: |
Vortrag von Lehrer Siegfried Weil im Israelitischen Frauenverein
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März 1928: |
Theodor Rothschild referiert zur jüdischen Geschichte Esslingens
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai 1928 |
|
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1928: |
Simchas-Tora-Gottesdienst in der Gemeinde
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Oktober 1928: |
Vortrag von Bezirksrabbiner Dr. Tänzer über Tierschutz im Judentum
(1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1929: |
Vortrag von Fritz Schwarzschild aus Düsseldorf
(1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. April 1930: |
Ergebnis der Vorsteheramtswahl sowie verschiedene Veranstaltungen in der
Gemeinde und im Waisenhaus (1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. April
1930: |
Vortragsveranstaltung im Israelitischen Frauenverein
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Mai 1931: |
Vortragsveranstaltung der Ortsgruppe des Central-Vereins
(1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar 1932: |
Vortragsveranstaltung im Israelitischen Frauenverein
(1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1932: |
Predigt und Vortrag von Bezirksrabbiner Dr. Tänzer aus Göppingen
(1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März 1933 |
Rabbiner Dr. Schorsch aus Hannover referiert bei einer Gemeindeversammlung
(1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. August 1933: |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Bijouteriefabrikant J. Levi
steht zur Wahl für den Bürgerausschuss (1846)
Anmerkung: Jakob Levi ist am 6. Juli 1798 in Wankheim bei Tübingen
geboren. Mit seinen Eltern und Geschwistern gehörte er zu den 1806 in Esslingen
aufgenommenen jüdischen Familien. Er heiratete am 13. Dezember 1825 seine
Nichte Brünette geb. Levi (geb. 12. Dezember 1801), mit der er drei Kinder
hatte (Leopold, Max und Hanna). Jakob Levi war von Beruf Goldarbeiter und
Juwelier. Bereits 1823 hat er eine Goldwarenfabrik in Esslingen eröffnet. 1832
wird in der "Übersicht der im Königreich befindlichen Fabriken und
Manufakturen" Jakob Levis "Bijouteriewarenfabrik" als einziger
jüdischer Betrieb in Esslingen genannt. In der Fabrik wurde Herren- und
Damenschmuck (Ringe, Ketten, Medaillons, Armbänder, Broschen usw. fabriziert).
Eine Besonderheit für eine jüdische Firma war auch die Herstellung von Kreuzen
in vielen verschiedenen Faconen und Größen zur Lieferung nach Bayern. Jacob
Levi hat erfolgreich seine Firma geführt, bis er sie an seine Söhne übergab
und im Oktober 1867 nach Stuttgart verzog, wo er am 30. Mai 1887 verstarb; seine
Frau starb am 4. April 1894; beide wurden im israelitischen Teil des
Pragfriedhofes in Stuttgart beigesetzt.
Aus dem Hintergrund, das Jakob Levi erfolgreicher Esslinger Fabrikant war, ist
seine Bewerbung als Mitglied des Bürgerausschusses zu verstehen, die damals
auch in der "Allgemeinen Zeitung der Judentums" mehrfachen Erwähnung
wert war:
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Juli 1846: "Stuttgart, 20.
Juni (1846). Für die bevorstehenden Ergänzungswahlen zu unseren städtischen
Kollegien wird diesmal von Seiten unserer Liberalen, welche seit längerer
Zeit die Wahlen in ihrem Sinne durchsetzen und namentlich gegen die
Lebenslänglichkeit der Stadträte in praxi mit Erfolg ankämpfen, Dr.
Jordan, ein Israelit, als Mitglied des Bürgerausschusses vorgeschlagen.
Es ist dies hier in Stuttgart der erste Fall, dass ein Israelit für ein
städtisches Kollegium in Vorschlag kommt und dieser Fortschritt umso
erfreulicher, als bis jetzt selbst ein großer Teil unserer Liberalen
einer völligen Emanzipation der Israeliten noch entschieden entgegen war.
Auch in unserem benachbarten Esslingen
ist ein Israelit, Bijouteriefabrikant J. Levi, auf der Kandidatenliste für
den Bürgerausschuss." |
|
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. August 1846: "In Orten der
übrigen Kreise des Königreichs haben die Israeliten erst in der jüngsten
Zeit gesucht, von diesem Rechte Gebrauch zu machen und wenn in Esslingen,
wie es heißt, ein Israelit mit großer Stimmenmehrheit in den Bürgerausschuss
berufen ward, und in Stuttgart Herr Rechtskonsulent Jordan, Mitglieder der
königlichen israelitischen Oberkirchenbehörde, ebenfalls in Vorschlag zu
dieser Stelle gebracht wurde und zweifelsohne auch gewählt wird, so hat
doch der Stadtrat in Buchau geglaubt, er müsse gegen dieses Recht der
Israeliten opponieren, und hat diese Sache bis zum Geheimen Rat, der höchsten
Landesstelle, verfolgt, jedoch ohne Erfolg, da sich diese hohe Stelle, wie
alle Mittelstellen, zu Gunsten der Israeliten aussprach. So wird in vielen
Gemeinden das Recht der Israeliten gern anerkannt und der Würdige sogar
aufgesucht, während wieder andere jeden Schritt vorwärts mit aller
Gewalt zu hemmen sich bestreben." |
|
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitschrift des Judentums" vom 10. August 1846: "Aus Württemberg,
15. Juli (1846). Unsern jüngsten bericht ergänzen wir nun dahin, dass
Dr. Jordan in Stuttgart in der Tat zum Mitglied des Bürgerausschusses gewählt
worden ist. Unter 1774 Stimmenden waren 1519 für ihn. Selbst bei der Wahl
eines Obmanns dieses Kollegiums waren Stimmen auf ihn gefallen.
J. Levi in Esslingen dagegen hat nicht reüssiert. Der Beobachter
berichtet hierüber: ‚An dem freilich nur einziger Wahltage stimmten
ungefähr ein Drittel der Bürger
von der Stadt ab, was namentlich die betrübende Folge hatte, dass mit dem
Vorschlag der Wahl eines Israelit nicht durchgedrungen wurde, indem von
der Stadt zwar gegen 100, von den weit zahlreicher abstimmenden Filialen
(gemeint: die zur Stadt gehörenden Orte) aber nur ein paar Stimmen auf
ihn fielen." |
Ein christlicher Einwohner
kann eine jüdische Frau (noch) nicht heiraten (1850)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. September
1850: "Esslingen, 14. September (1850). Kürzlich kam hier,
zum ersten Mal in Württemberg, der Fall vor, dass ein hiesiger
christlicher Einwohner eine Jüdin ehelichen wollte, ohne dass die
Letztere zur christlichen Religion übertreten sollte. Die Regierung hat
aber die Genehmigung versagt, weil in diesem Punkte die Grundrechte noch
nicht eingeführt seien." |
Rechtskonsulent Heiden zum Obmann des Bürgerausschusses
gewählt (1865)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1865: "In Esslingen haben
sich die Wähler der Stadt ein Zeugnis der Toleranz ausgestellt, indem sie
einen Israeliten sogar zum Obmann des Bürgerausschusses wählten. Diesem
bürgerlichen Kollegium sind gegenüber dem Stadt- und Stiftungsrat
gesetzlich sehr bedeutende Rechte eingeräumt." |
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Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1865: "Esslingen, 16. Februar
(1865). Hier ist schon seit vorigem Jahr ein Jude Mitglied des Bürgerausschusses,
Herr Rechtskonsulent Heiden. Kürzlich ist derselbe zum Obmann gewählt
worden. Heute sollte die erste Stiftungsratssitzung seit den neuen Wahlen
stattfinden. Bekanntlich laden Dekan und Stadtschultheiß gemeinschaftlich
zu solchen Sitzungen ein, und der Bürgerausschuss wird hierzu durch
seinen Obmann berufen. Gestern Abend aber ließ Herr Dekan Knapp, Bruder
des verstorbenen Ministers, demjenigen Bürgerausschussmitglied, welches
nach Herrn Heiden die meisten Stimmen erhalten hatte, folgendes Zirkular
mit dem Ersuchen zustellen, dasselbe in Lauf zu setzen: ‚Die
verehrlichen Mitglieder des Bürgerausschusses werden hiermit
benachrichtigt, dass morgen (Donnerstag)
eine Stiftungsratssitzung stattfindet, und sie zu pünktlichem Erscheinen
bis 9 Uhr eingeladen werden, da vor der Sitzung ein Stellvertreter des
Obmanns Heiden bestimmt werden muss.’ Pünktlich erschienen denn auch
heute früh die Bürgerausschussmitglieder, aber, wie sich von selbst
versteht, mit ihrem Obmann an der Spitze. Dieser protestierte unter
Berufung auf das Verwaltungs-Edikt, das ihn nur in eigentlich
konfessionellen Fragen von der Beteiligung an Stiftungsratsverhandlungen
ausschließt und kündigte eine Beschwerde an die Regierung gegen seine
beabsichtigte Absetzung an. Der Herr Stadtschultheiß hatte, soviel zu
vernehmen, von dem Vorgang nichts gewusst. Der Bürgerausschuss verließ,
als nicht korrekt eingeladen, den Saal, und ein Viertelstündchen darauf
sah man auch die übrigen geistlichen und weltlichen Mitglieder des
Kollegiums wieder vom Rathaus heimwärts wandern. Man sagt gewöhnlich:
Wenn die Herren vom Rathaus kommen, sind sie am klügsten. Dieses
Sprichwort wird wohl auch heute eingetroffen sein." |
Gedicht
über die Begegnung zwischen einem jüdischen Fabrikbediensteten und einem
nichtjüdischen Justizassessor in Esslingen (1867)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1867: "Eine
Antwort. Esslingen am Neckar ist der Sitz des Königlichen Gerichtshofs
für den Neckarkreis; sonst ein bürokratischer Ort, ist er jetzt ein
Fabrikplatz geworden und diese Metamorphose gibt sich auch im geselligen
Leben kund; die Beamten und Richter sind nicht mehr die tonangebenden
Matadoren in der Stadt, die im schwäbischen 'Herrenstübchen' den Vorsitz
führen, sondern der Industrielle, der Arbeiter hat auch im geselligen
Leben sich den ihm gebührenden Rang errungen, wozu Fleiß, Tätigkeit und
Bildung, Einkommen und Vermögen ihn berechtigen. Das kann manche
Schreiberseele nicht verwinden und besonders, wenn der bevorzugte
Industrielle noch Jude ist, so kann das ein altwürttembergischer
Mandarine nicht goutieren. Im Speisesaal zur Krone saß an derselben Table
d'hôte, an der ein Königlich württembergischer Justizassessor sich
spreizte, ein Jude, ein Bediensteter der bekannten Firma: Bijouteriefabrik
von Jakob Levi's Söhne. Der vom Haus Levi stand auf und wagte mit
bedecktem Haupte im weiten Saale zu promenieren, da rief mit
kriminalrichterlicher Befehlshaberstimme ein Justizassessor: 'Hut ab, das
ist man in keiner Judenschul!' Welche Worte beide Herren noch gewechselt,
ist nicht vom Griffel der Geschichte verzeichnet worden; aber andern Tags
stand folgendes Gedicht in dem Feuilleton der Esslinger
Zeitung:
Hut ab!
Wer will gute Sitten lehren,
Darf ihr selber nicht entbehren;
Doch es zeugt von schlechtem Tone,
Wenn man in der hies'gen Krone,
Fremde Leute insultiert,
Deren Äuß'res uns geniert,
Und es zeugt ein wenig Geist, |
Wenn
man Jemand 'Juden' heißt,
Weil er seinen Hut nicht zog,
Als er um die Ecke bog.
Wahrlich drob bin ich verwundert,
Daß im jetzigen Jahrhundert
Noch ein vollgerechter Mann
Solchen Blödsinn reden kann.
Straßenjungen, laß ich gelten, Hört man öfter 'Jude' schelten;
Doch solch' ungezog'nen Rangen
Schlägt man eine auf die Wangen,
Denn der Jude, das ist recht,
Ist so gut just und so schlecht,
Als die andern Menschen alle;
Schlechter nicht, in keinem Falle!
Und Du großer Pädagoge
Weißt, dass in der Synagoge
Jeder Jude sich bedeckt;
Doch nicht Du hast das entdeckt;
Und es ist fürwahr nichts Neu's,
Daß ein Bucher*) dieses weiß,
Neu ist aber, ich muß sagen,
Daß man noch in unsern Tagen
Immerdar der Meinung ist:
Groß sein dürfe nur - der Christ.
Die Verfasserin dieses improvisierten Gedichts ist die Frau Elise Levi geb.
Hänle aus Esslingen, Nichte der bekannten Dichterin 'Henriette
Ottenheimer'; und sie wird uns die Indiskretion entschuldigen, dass
wir ihre Anonymität in dieser gelesenen Zeitschrift nicht respektiert
haben, und hoffen wir dadurch den Dank des lesenden Publikums zu
ernten. Laupheim. Alexander Elsäßer." |
Zum Tod von
Elise Henle (1892)
Anmerkung: Elise Henle ist als Tochter des Benedict Henle und der
Therese geb. Ottenheimer am 10. August 1832 in München geboren. Ihr Vater hatte
sich als Verfasser von geographischen und uhrentechnischen Sachbüchern sowie
als Erfinder der "Polytopischen Uhr" einen Namen gemacht. Elises 25
Jahre ältere Schwester Henriette Ottenheimer (1807-1883) war eine bekannte
Dichterin, die, seit ihrem sechsten Lebensjahr gelähmt, mit Ludwig Uhland und
Friedrich Rückert in Verbindung stand. Am 3. Juli 1853 heiratete Elise den
Esslinger Leopold Levi, der am 21. Dezember 1826 in Esslingen geboren ist als
Sohn von Jacob Levi und der Brünette geb. Levi. Leopold Levi war wie sein Vater
als Bijouteriewarenfabrikant (Schmuckwarenfabrikant) tätig. Die
Bijouteriefabrik bestand bis 1881. In diesem Jahr verzog Leopold Levi mit seiner
Familie (Tochter Mathilde, geb. 1854 in Esslingen) nach München. Elise war
bereits in der Esslinger Zeit eine bekannte Theaterautorin, sodass das Haus der
Levis in Esslingen "zum Rendezvous-Platz der vornehmsten Gesellschaft"
geworden war. Sie schrieb unter ihrem Mädchen- und Künstlernamen "Elise
Henle" zahlreiche Stücke, die an verschiedenen Theatern in Süddeutschland
aufgeführt wurden. 1881 erzielte Elise Henle mit ihrem Lustspiel "Der
Erbonkel" im Münchner Hoftheater einen bedeutenden Erfolg. Bekannt waren
auch zwei Kochbüchlein: ein Kochbuch in oberbayrischer Mundart ("Guat is's"
(1884) und eines "So mag i's" in schwäbischer Mundart. Elise Henle verstarb
im Haus ihrer Tochter in Frankfurt am Main am 18. August
1892.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. August 1892: "Frankfurt am Main, 20. August
(1892). Am 18. dieses Monats starb hier sechzig Jahre alt die
Schriftstellerin Elise Henle, welche durch ihr in Wien
preisgekröntes Lustspiel 'Durch die Intendanz' zuerst in weiten Kreisen
bekannt geworden ist. Vor dem Stücke 'Durch die Intendanz', das 1878
herauskam, hatte Elise Henle schon zwei Lustspiele, 'Ein Duell' und 'Aus
Goethes lustigen Tagen', erscheinen lassen. Später schrieb sie noch ein
Lustspiel 'Die Wiener in Stuttgart' und das Schauspiel 'Entehrt'.
Letzteres hat neben dem Preislustspiele 'Durch die Intendanz' von den
Werken der Henle den größten Erfolg gehabt. Elise Henle wurde 1832 in
München geboren, wo ihr Vater als Sensal (er war auf dem Gebiete des
Finanzwesens auch literarisch tätig) lebte. Durch Heirat kam Elise Henle
1853 nach Esslingen in Württemberg, sie kehrte aber 1881 wieder in ihre
Heimatstadt München zurück. Nach Frankfurt, wo sie starb, war Elise
Henle zum Besuche einer dort lebenden Schwester gekommen. Elise Henle war
eine gesinnungstreue und für das Judentum warm empfindende
Frau." |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. September
1892: "Elise Henle. Ein Erinnerungsblatt von Dr. B. Kuttner in
Frankfurt am Main.
Am 18. August dieses Jahres starb, mitten in ihren Vorbereitungen zur
Reise in die Sommerfrische, Elise Henle; 62 Jahre alt, in Frankfurt am
Main. Tochter, Schwiegersohn und Enkelkinder, die sie daselbst erwarteten,
sollten sie nicht mehr sehen.
Schmerzlich berührte auch uns die Kunde von dem Hinscheiden dieser
liebenswürdigen Frau, und das bescheidene Blättchen, das ich hiermit auf
ihrem frischen Grabe niederlegen möchte, soll nicht der Dichterin gelten
- als solche mag sie von Berufeneren gewürdigt werden - sondern dem
Menschen in ihr. Das Schicksal, von dem sie nie verwöhnt worden war, hat
sich auch darin unliebenswürdig gegen sie gezeigt, dass es sie zu einer
Zeit ins Grab sinken ließ, wo sie infolge ungewöhnlicher Sommerhitze und
der Abwesenheit vieler, selbst naher Verwandter in entlegenen Bädern nur
ein ziemlich bescheidenes Gefolge finden konnte. Und dennoch: könnte sie
selbst sich darüber äußern, sie würde mit einem liebenswürdigen
Scherze dieses Leichenbegängnis ganz ihr entsprechend finden. In allen
Stille und Bescheidenheit - ja, das war allerdings da, was ihr am angenehmsten
war; nach der Welt hat sie sich nicht gesehnt; in der Stille, fern von
allem zerstreuenden Getümmel, fühlte sie sich allzeit am wohlsten. Wohl
ist sie auch 'unter die Leute' gegangen, aber sie hat kein Hehl daraus
gemacht, dass diese heutzutage vielfach einen Umfand und eine Form
annehmen, dass sie nur denen genügen können, die sich innerlich
langweilen, es aber äußerlich nicht merken lassen wollen. Der reiche
Strom ihres inneren Lebens machte sie durchaus unabhängig nach außen -
und hieraus entwickelte sich jener liebenswürdige Humor, der es vergessen
ließ, dass man eine im Greisenalter stehende, eine von rauer Schicksalshand
unsanft hin- und hergeschüttelte Frau vor sich hatte. Wer es vollends
verstand, von der Oberfläche ablenkend in die Tiefe zu tauchen, der fand
eine so kernige, ursprüngliche und gereifte Lebensanschauung, dass er nur
mit dem Wunsche aufhörte, recht bald wieder darauf
zurückzukommen.
Geschichte und Literatur liefern Beweise dafür, dass der Humor gern bei
echter Religiosität wohnt. Es muss wohl so sein. Der echte,
herzerfrischende Humor setzt Frieden voraus, Frieden mit sich und Frieden
mit anderen. Elise Henle war eine tief religiöse Natur, nciht kleinlich,
nicht an äußeren Gebräuchen haftend, aber eine gottgläubige, von dem
Bewusstsein der Gotteskindschaft durchleuchtete Frau. Nur so konnte es
ihr, nach ihrem eigenen Geständnis, gelingen, die Widerwärtigkeiten des
Lebens, die sie bis an ihr Ende nicht verschont haben, siegreich und ohne
Verbitterung zu bestehen. Ich bin in der glücklichen Lage, sie selbst
hierüber sprechen lassen zu können. In einem Briefe vom September 1888
sagt sie wörtlich: 'Mir ist die Irreligiosität, der Frauen insbesondere,
ein Gräuel. Ich halte mich für so gescheit, als viele dieser sogenannten
Aufgeklärten; aber mir ist das Gebet wie der Glaube an Gott ein
Herzensbedürfnis, wie es mir eine Stütze war und ist in allen
Wechselfällen des Lebens, und ich sehe auch nicht, dass diejenigen,
welche Gott leugnen, glücklicher sind. Im Gegenteil, sie sind
meistens |
unzufrieden,
und es geht ihnen auch nicht besser.' Diese goldenen Worte stimmen ganz
überein mit dem, was sie in ihrem humordurchwehten Kochbuch in
oberbayerischer Mundart 'Guot is's' in dem Ehestandsrezept sagt. In diesem
Rezept geißelt sie auch ganz ergötzlich das Treiben jener heute so
zahlreichen Frauen, die bei aller Bildung doch so oberflächlich, bei
allen Vergnügungen doch so unzufrieden sind. Auch die moderne Richtung in
der Literatur bekommt gelegentlich einen Hieb ab, wie denn Elise Henle dem
Naturalismus überhaupt nicht gewogen war, obgleich sie ihn gelegentlich
bewunderte. 'Vielleicht', sagte sie, als ich sie zum letzten Mal sprach,
'würde ich etwas dagegen schreiben, wenn ich nicht - zu alt wäre.' Doch
ich wollte ja nicht von der Schriftstellerin sprechen, sondern nur den
Menschen in ihr schildern, nur ein Bild von ihr entwerfen, wie es sich in
mir auf Grund unseres Verkehrs gestaltete; und ich glaube mich in
Übereinstimmung mit allen denen, die Elise Henle gekannt haben, wenn ich
sage: als eine liebenswürdige, humorvolle Frau, deren ganzes Wesen
Zufriedenheit und Bescheidenheit atmete, wird sie uns als Vorbild in der
Erinnerung fortleben." |
Goldene
Hochzeit des Ehepaares S. Lauchheimer (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Februar 1904: "In
Esslingen feierte diese Woche das S. Lauchheimer'sche Ehepaar das Fest der
goldenen Hochzeit im Kreise von sieben Kindern, elf Enkeln und zwei
Urenkeln. Lauchheimer ist 78, seine Frau 72 Jahre alt; beide sind noch
rüstig." |
Bei der Vorsteherwahl wurden Moritz Feigenbaum, Leopold Moses und Theodor
Rothschild gewählt (1924)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Juli 1924: |
Brand in der Gelatinenfabrik von Moses
(1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1927: |
40-jähriges Bestehen der Württembergischen Handschuhfabrik Moritz Feigenbaum
(1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Oktober 1929: |
70. Geburtstag von Moritz Feigenbaum (1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. August 1931: |
|
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September
1931: |
40-jähriges Geschäftsjubiläum des "Salamander"-Schuhhauses von Dina
Wolff (1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Januar 1932: |
Zum Tod von Leopold Löwenthal
(1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1932: |
60. Geburtstag von Prof. Dr. Julius Schmidt, Professor an der Höheren
Maschinenbauschule in Esslingen (1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1932: |
Zum Tod von Professor Dr. Julius Schmidt, Professor an der Höheren
Maschinenbauschule in Esslingen
(1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1933: |
75-jähriges Bestehen der Handschuhfabrik Daniel Jeitteles
(1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli 1934: |
Zum Tod von Leopold Moses (1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16 Januar 1935: |
An Stelle des verstorbenen Leopold Moses wird Berthold Oppenheimer in den
Gemeindevorstand gewählt (1935)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar 1935: |
Der langjährige Gemeindevorsteher Moritz Feigenbaum zieht nach Stuttgart
(1937)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1937: |
Zur Ausbildung
jüdischer Lehrer am Lehrerseminar Esslingen
Bericht von 1839
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Dezember 1839:
"Esslingen, (im Königreich Württemberg), 18. November (1839). Schon
seit fast 5 Jahren ist von dem königlichen Ministerium die Einrichtung
getroffen worden, dass den israelitischen Zöglingen des hiesigen
königlichen Haupt-Schullehrer-Seminars durch den Lehrer der
israelitischen Musterschule dahier in wöchentlichen 7 Stunden ein
öffentlicher Unterricht in der hebräischen Sprache, in der Religion, in
der Verfertigung von religiösen schriftlichen Aufsätzen (resp.
Vorträgen) auf Staatskosten unter Aufsicht des Königlichen evangelischen
Konsistoriums und der Königlichen Israelitischen Oberkirchenbehörde
erteilt werde. Es ist zu erwarten, dass das hiesige Seminar, das zwar erst
vor Kurzem durch den Tod seines in der pädagogischen Welt wohl bekannten
Vorstandes einen bedeutenden Verlust erlitten hat, unter der Leitung
seines jetzigen Vorstandes, Herrn Rieke, eines äußerst tätigen, höchst
toleranten Mannes und gewandten Pädagogen, seine bisherige Berühmtheit
behaupten werde. Darum bietet sich jungen Israeliten auch des Auslandes
vielleicht nirgends eine günstigere Gelegenheit, sich zum Lehrfache zu
bilden, dar, wie hier, wo außer den allgemeinen auch noch die besonderen
Kenntnisse des israelitischen Lehrers zu erlangen sind. Auch können
Eltern und Pfleger ihre Kinder und Pfleglinge keiner anderen ähnlichen
Anstalt mit mehr Ruhe anvertrauen als dieser, wo ein Religionsverwandter
den Zöglingen als Führer, Ratgeber und Beschützer stets nahe ist. –
Was die Aufnahme in die Anstalt betrifft, so wird erfordert, dass die
jungen Leute das 15. Lebensjahr zurückgelegt, angemessene Vorkenntnisse
in der biblischen Geschichte, im Rechnen, in der deutschen Sprache, in
Verfertigung leichter Aufsätze, in Musik (Klavierspielen – besonders
der Tonleiter – und Singen) etc. haben. Der Unterricht wird
unentgeltlich erteilt. Die Lehrzeit ist gewöhnlich 3 Jahre, doch werden
auch Auskultanten auf 1 und 2 Jahre aufgenommen. Die Aufnahmegesuche
werden jedes Jahr etwa im Januar oder Februar an das Königliche
evangelische Konsistorium eingereicht und die nötigen Zeugnisse
beigeschlossen. Das Aufnahmeexamen findet darauf ungefähr im März, der
Eintritt Anfang Juni statt.
Die Stadt Esslingen liegt 2-3 Stunden von Stuttgart entfernt, in einer
äußerst schönen, fruchtbaren, gesunden Gegend des Neckartals. Die
Unterhaltskosten dahier sind billig. Übrigens erhalten die armen
(inländischen) israelitischen Zöglinge gleich den christlichen
Stipendien." |
Werbung
für die Ausbildung am Lehrerseminar durch Lehrer Liebmann (1849)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 30.Juli 1849: |
Keine jüdischen Studenten mehr im Lehrerseminar
(1852)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. August 1852: "Bayern, Ende
Juli (1852). Was ich von dem Mangel an israelitischen Schulamtskandidaten
bei uns mitteilte, das kann ich nunmehr als Reiseerfahrung auch aus Württemberg,
auf die Gefahr hin, Ihrem wackeren Korrespondenten aus jenem Lande ins
Handwerk zu pfuschen berichten. In dem dortigen Landesseminar zu Esslingen
befindet sich seit drei Jahren kein israelitischer Seminarist mehr,
weshalb die Oberkirchenbehörde die Aufforderung ergehen ließ, dass sich
geeignete Jünglinge dem Schulfache wieder widmen mögen. Im Notfalle will
man Ausländer berufen. Auch Rabbinatskandidaten sind dort nicht mehr
vorhanden, während bei uns Überfluss an diesem Artikel ist. Eine
Rabbinatsstelle ernährt bei uns immer ihren Mann anständig, und einmal
zu ihr gelangt, ist man völlig Herr seiner Zeit, genießt eine achtbare
Stellung und kann verdienstlich wirken, was bei Lehrern nur in letzterer
Beziehung der Fall ist. Während aber das israelitische württembergische
Kirchen- und Schulwesen vor dem unsern schon das voraushat, dass dessen
Diener nicht durch Wahlen auf breitester Grundlage, sondern durch
Ernennung platziert werden…". |
Spenden eines christlichen Bürgers an die
jüdische Gemeinde sowie Bericht zum Lehrerseminar (1860)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. März 1860: "Esslingen im Königreich
Württemberg, im Februar (1860). Auch in unserer alten, ehemaligen
Reichsstadt kommen, wenngleich nur vereinzelt, Beispiele von Toleranz vor.
So hat einer unserer christlichen Mitbürger, Herr Metalldreher Jacob
Schweizer, der israelitischen Gemeinde zum Gebrauche bei dem
Gottesdienste, zwei sehr hübsche Gefäße, eine Kanne und einen Becher,
zum Geschenke gemacht, und wurden solche ebenso freundlich aufgenommen als
gegeben. – Denen die sich für die Schulsache interessieren, dürfte die
Mitteilung nicht unwichtig sein, dass am hiesigen königlichen
Schullehrer-Seminar seit 25 Jahren auf Staatskosten den israelitischen
Seminaristen ein öffentlicher Unterricht in der mosaischen Religion und
dem Hebräischen erteilt wird, Dieser Unterricht wurde in den letzten zwei
Jahren bedeutend erweitert, indem auch der liturgische Gesang und das
Lesen rabbinischer Schriften betrieben werden. Es werden im Ganzen 10
Stunden wöchentlich darauf verwendet. Auch die in der hiesigen Präparandenschule
sich befindenden Israeliten erhalten, gleichfalls auf Staatskosten, einen
vorbereitenden hebräischen Unterricht. Da ferner der Staat an sämtliche
israelitische Schulamtszöglinge sehr bedeutende Stipendien gibt, auch das
israelitische Waisenhaus dahier denselben gegen sehr billiges Kostgeld
eine genügende Kost reicht, so ist damit einem längst gefühlten Bedürfnis
abgeholfen, und es dürfte in Bälde an israelitischen Lehrern in Württemberg
kein Mangel mehr sein. Auch Ausländern steht der unentgeltliche Eintritt
in die Staats-Schulbildungs-Anstalten offen, nur erhalten sie keine
Staats-Unterstützung." |
Bericht
von 1863 - zehn jüdische Schulamtskandidaten im Lehrerseminar
Artikel
in "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Januar 1863:
"Im Schullehrer-Seminare zu Esslingen befinden sich zehn
israelitische Schulamtskandidaten und noch weitere sechs in der
Präparandenanstalt." |
Lehrer- und Präparandenprüfung am Lehrerseminar
(1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai
1904: "Stuttgart, 27. April (1904). Das in Esslingen
bestehende Königliche Schullehrer-Seminar hielt gelegentlich des Schlusses
des Winter-Semesters eine Lehrer- und Präparandenprüfung ab, zu welcher
auch israelitische Kandidaten zugegen waren. Die jungen Lehramtskandidaten
bestanden nicht nur gut in den profanen Wissenschaften, sondern auch
vorzüglich in der Prüfung für jüdische Religion und Ausbildung zum
Vorsängerfach, in Anwesenheit der israelitischen Prüfungskommission; die
jungen Leute zeigten gediegene Kenntnisse in den verschiedensten Fächern
der jüdischen Wissenschaft. Die Prüflinge machten dadurch ihrem Lehrer,
dem Herrn Rabbiner Dr. M. Kahn, alle Ehre, sodass Herr Dr. Kahn mit Stolz
auf den Erfolg seiner Lehrtätigkeit am Königlichen Lehrerseminar blicken
kann." |
Bericht über die Israelitische Lehrerversammlung in Stuttgart im Juli 1927
(1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. August 1927: |
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Die jüdische Lehrerausbildung wird von Esslingen nach Heilbronn verlegt
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar 1928: |
Landesversammlung
der israelitischen Religionsgemeinden Württemberg mit Beschlüssen für das
Lehrerseminar Esslingen (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar
1928: |
Zur Geschichte der Lehrerausbildung in Württemberg
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März
1928: |
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Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Hinweis
auf einen in der Buchdruckerei Harburger erschienenen Kalender (1902)
Anmerkung: in der Buchdruckerei Harburger erschienen auch hebräische
Druckwerke:
https://books.google.de/books?id=bSI9AAAAcAAJ&hl=de&pg=PP1#v=onepage&q&f=false
(Kobez al Jad. Proben lexikalischen, synonymischen und grammatischen Inhalts.
aus verschiedenen Handschriften gesammelt, erläutert und herausgegeben von
Leopold Dukes. Erstes Heft. Eßlingen am Neckar. Gedruckt in der L.
Harburgerschen Buchdruckerei. 1846.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 6. Oktober 1902: "Israelitischer Kalender für die jüdischen
Gemeinden Württembergs für das Jahr der Welt 5663. L. Harburger'sche
Buchdruckerei. Esslingen." |
Anzeige
der (nichtjüdischen) Firma Richard Hengstenberg (1911)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 2. Juni 1911: |
Jakob
Lindauer sucht eine Haushälterin (1912)
Anzeige im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Februar 1912:
"Israelitische
Haushälterin,
möglichst für 1. März für kleinen Haushalt (Vater und
Sohn) bei guter Bezahlung gesucht. Dienstmädchen vorhanden. Nur Damen,
die gut bürgerlich kochen und die Haushalt gründlich verstehen, belieben
sich zu melden. Ausführliche Offerten mit Bild und Gehalts-Ansprüchen
erbeten.
Jakob Lindauer.
Esslingen am Neckar, Württemberg." |
Anzeige
von Rabbiner Bamberger im Blick auf einen koscheren Senf der Firma Hengstenberg
(1926)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1926: "Sprechsaal. Ich mache
hiermit darauf aufmerksam, dass der von der Firma Hengstenberg in
Esslingen am Neckar unter der Marke ‚Gutso’ für Koscher
verkaufte Senf nicht mehr den Anforderungen des Kaschrut entspricht, da die Fabrikation nicht mehr meiner Aufsicht
untersteht. Rabbiner Dr. Bamberger, Stuttgart." |
Anzeige der Dampfwascherei H. Dawid, Inh. A. Wißt
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Dezember
1931: |
Weitere Dokumente
(außer der Rechnung von 1854: aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
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