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Geschichte der Stadt und des Lehrerseminars
Esslingen (Kreisstadt)
Fotos / Abbildungen / Texte / Berichte zur
Geschichte
des Israelitischen Waisenhauses "Wilhelmspflege" 1838 - 1936
Übersicht:
1. Fotos/Abbildungen
(die historischen Abbildungen aus der Festschrift zur
100-Jahrfeier der Wilhelmspflege 1931)
Das alte Waisenhaus
in der Entengrabenstraße |
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Das
israelitische Waisenhaus im
ursprünglichen Zustand; Karte "zur Feier
des
25-jährigen Vereinsbestands 1856" |
Das alte israelitische
Waisenhaus,
wie es sich nach dem
Umbau 1881 präsentierte |
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Isaak Hess (Buchhändler
in Ellwangen),
einer der Hauptinitiatoren zur
Gründung des
Waisenhaus-Vereins |
Leopold
Liebmann, Hausvater 1872-1873;
rechts sein Grab im Israelitischen Teil
des Pragfriedhofes
Stuttgart |
Leopold Stern,
Hausvater
1873-1899 |
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Dr. Samuel
Dreifuss (1831-1853
Vorsteher des Waisenhausvereins) |
Hofrat Dr. Adolf Levi
(1853-1883
Vorsteher des Waisenhaus-Vereins) |
M. H. Goldschmidt (1883-1907
Vorsteher des Waisenhaus-Vereins) |
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Das neue Waisenhaus
oberhalb der Burg |
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Programm zur Einweihung
des Neubaus des
israelitischen Waisenhauses am 11. November
1913 (Quelle:
Zelzer, Weg und Schicksal S. 408) |
Der Neubau
der "Wilhelmspflege" oberhalb der Burg; an der Einweihung 1913
nahm auch
das württembergische Königspaar teil (König Wilhelm II. im
weißen Mantel rechts vom Auto;
M. Zelzer, Weg und Schicksal der
Stuttgarter Juden) |
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In der Zeit des Ersten
Weltkrieges war
im Großteil des neuen Waisenhauses ein
Lazarett
untergebracht
(Aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Unterschrift der
historischen Karte: "Esslingen a.N.
Israelitisches Waisenhaus
Wilhelmspflege (Vereinslazarett IV)" |
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Theodor
Rothschild, Hausvater in der
Wilhelmspflege 1899-1939 |
Theodor
Rothschild und Lehrer Fritz Samuel
im Kreise ihrer Zöglinge (nach 1933) |
Lehrerin Hedy
Oppenheimer unterrichtet
in der Wilhelmspflege von 1931 bis 1934 |
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Theodor Rothschild mit den
Zöglingen der Wilhelmspflege |
Chanukka-Feier
der Wilhelmspflege 1929
(vermutlich in einem Esslinger Gasthof) |
Jungen bei der
Feldarbeit |
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Ein Schulzimmer |
Sandkastengruppe |
Mädchen bei der
Küchenarbeit |
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Neuere Fotos des
Gebäudes der "Wilhelmspflege" auf der
Seite zur Synagoge in Esslingen |
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2. Texte aus der Zeit von 1838 bis 1936
Übersicht
Bericht
über die Arbeit des Waisenhausvereins (1838)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. März 1838: "Stuttgart,
10. Februar (1838). Der seit sieben Jahren bestehende Verein zur
Versorgung armer israelitischer Waisen und verwahrloster Kinder ist im
blühenden Gedeihen, und derselbe hat sich, sowohl von Seiten der
wohllöblichen Regierung als auch von Seiten der Israeliten und vieler
menschenfreundlicher Christen, einer regen Teilnahme zu erfreuen. Am 27.
September 1834 wurde zur Feier des Stiftungstages von dem Ausschusse des
Vereines in öffentlicher Versammlung, im Saale des oberen Museums
Rechenschaftsbericht erstattet, dem zufolge der Fonds des Vereins aus
6.487 Gulden 22 Kreuzer besteht. Die Einnahmen betrugen während des
verflossenen Etatjahres 2.847 Gulden 44 ½ Kreuzer, die eigentliche
Ausgabe 2.047 Gulden 49 Kreuzer, der Überschuss der Einnahmen über die
Ausgaben, nach Abzug der Zinsen, ungefähr 600 Gulden. Der Verein hat seit
seiner Gründung im Ganzen 39 Pfleglinge aufgenommen. Hiervon sind bis
jetzt 6 ausgetreten, und im Laufe des Jahres treten 5 aus, sodass der
Verein noch 28 Zöglinge hat, die bei 12 Lehrern in Verpflegung stehen.
Die austretenden Knaben werden Handwerker, wo möglich, den schweren,
welche tüchtige körperliche Tätigkeit verlangen, zugewendet. Einer
wird, nach weiter nötigen Vorstudien, der höhern Chirurgie sich widmen,
weil er zu diesem Berufe große Neigung zeigt. Für das austretende
Mädchen sorgt der weibliche Hilfsverein. Bei dieser Gelegenheit hielt der
Vorstand des Vereines, Herr Dr. med. S. Dreifus einen sehr gemütlichen,
Teilnahme Wohlwollen und Liebe für die Anstalt erweckenden Vortrag, der
seinen heiligen Zweck nicht verfehlen kann. Herr Assessor, Dr. Weil,
Sekretär und Mitglied des Ausschusses, erörterte die Frage: ob die
jetzige Art, die Waisen zu verpflegen, auch die zweckmäßigste sei, oder
ob man suchen müsse, bald möglichst ein eigenes Haus zu gründen und
unterdessen die Kinder, soviel tunlich, in wenigen Lokalitäten und bei
geringer Zahl von Pflegeeltern zu vereinigen? Der Plan, sagte er, sobald
wie möglich ein eigenes Haus für die Erziehung und Verpflegung armer
israelitischer Waisen und verwahrloster Kinder zu gründen, spricht das
Gemüt ungemein an. Wir hätten den Gegenstand unserer Sorgfalt stets vor
Augen, könnten alle einzelnen Verhältnisse selbst beaufsichtigen, und
die Freunde der Anstalt übersähen die glücklichen Folgen ihrer
Wohltaten mit einem Blicke. Es wäre rührend, alle diese vom Verderben
geretteten Kinder täglich versammelt zu sehen, ihr Gedeihen und ihre
Fortschritte zu beobachten. Und könnte vorerst, bis zur Erstarkung dieses
Fonds, dieser Zweck nicht erreicht werden, so würde es doch die von uns
geleitete Aufsicht erleichtern und vielleicht teilweise dasselbe, wie die
Gesamtvereinigung in einem Hause bezwecken, wenn sie in größerer Zahl
bei wenigen, erprobten Pflegeeltern untergebracht würden. Es sind uns die
Vorteile nicht entgangen, welche aus einer solchen Vereinigung entspricht
könnten; allein nach reiflicher Erwägung sind wir noch immer der
Ansicht, dass die bisherige Art der Verpflegung und Erziehung unserer
Waisen und Verwahrlosten bei mehreren rechtschaffenen Familien den eben
angegebenen Erziehungsweisen bei Weitem vorzuziehen sei. Könnte es uns
freilich gelingen, ein israelitisches Waisenhaus zu gründen, mit so
musterhaften Einrichtungen für Schul- und Erziehungsweisen, wie das
hiesige allgemeine Staats-Waisenhaus sie besitzt, mit solchen
Bürgschaften der Dauer, unter solcher ausgezeichneten Leitung – dann
freilich wäre das schönste Ziel unseres Vereines erreicht, und wir
könnten beglückt und freudig der Zukunft der Anstalt entgegensehen.
Allein für die nächsten Dezennien ist das für die jüdischen Waisen im
Vaterlande nicht zu erhoffen, und dass die Erziehung in einem
Familienkreise der in einer mangelhaften Anstalt bei weitem vorzuziehen
ist, bedarf wohl kaum weiterer Erörterung. Wir können nicht jene
Gleichförmigkeit der Verpflegung und Erziehung herbeiführen wie in einer
gemeinsamen Anstalt, aber ist nicht – bei Einheit in den oberen
Leitungen – die Mannigfaltigkeit selbst Vorteil zu nennen? Gewiss wird
der eine Pflegevater die Kinder mit größerer Strenge, der andere mit
größerer Liebe behandeln; aber ist das nicht der Fall bei allen denen,
welche das Glück haben, von eigenen Eltern erzogen zu werden? Im Hause
der Pflegeeltern herrscht freilich nicht die streng abwiegende
Gerechtigkeit in der Behandlung der Kinder, welche guten Anlagen eigen
ist. Aber herrscht sie denn in der Welt überhaupt, und ist es nicht auch
nützlich, wenn das Kind früh schon merkt, dass in diesem Leben gar
manches Unrecht stillschweigend ertragen, manche – nach strenger
Erwägung nicht verdiente – Strafe geduldig hingenommen werden muss? Und
versammelten wir unsere Kinder in größerer Zahl bei einzelnen noch so
erprobten Pflegeeltern, welcher Vorteil in Verpflegung oder Ausbildung
könnte ihnen das Glück des engeren Familienkreises, das natürliche
Wohlbehagen ersetzen, welches eben darin liegt, dass das Kind sich
ausschließlich in dem Hause der Pflegeeltern heimisch fühlt? Denn darin
liegt ja die beglückende Erinnerung an die Kinderzeit, an das Elternhaus,
dass Liebe und Zuneigung frei und freudig entgegen kam, und die Kinder
fühl- |
ten,
dass sie auf diese Empfindungen seien ausschließlich angewiesen. Es ist
dies ein edler Egoismus aller Kinder, dessen Befriedigung ihnen wohl tut
fürs ganze Leben, eine Erinnerung heiliger und göttlicher Art. Wir
wollen ihn unseren Waisen gönnen, wir alle, die Gott beglückte, unsere
Jugend zu verleben im sonnigen Glanze heiliger Elternliebe." |
Seit 1842:
unter Leopold Liebmann
Die feierliche Einweihung des Israelitischen Waisenhauses
"Wilhelmspflege" (1842)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Dezember 1842:
"Stuttgart, 10. November (1842). Der heutige Schwäbische Merkur
enthält eine Mitteilung über die am 30. Oktober dieses Jahres, also am
Tage der Thronbesteigung Königs Wilhelm, erfolgte Einweihung des von dem
Verein zur Versorgung armer israelitischer Waisen und verwahrloster Kinder
zu Esslingen gegründeten israelitischen Waisenhauses, das mit höchster
Genehmigung den Namen ‚Wilhelmspflege’ führt. Dasselbe ist aus
freiwilligen Beiträgen Einzelner ‚zur dankbaren Erinnerung an das
unvergessliche Regierungs-Jubiläum des Königs, welcher alle seine
Untertanen ohne Unterschied des Glaubens und des Standes mit gleicher
Liebe und Fürsorge umfasst,’ erbaut und besitzt jetzt noch einen
ansehnlichen Fond." |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Dezember 1842: "Esslingen, im November (1842). Folgendes ist der Art. Des Schwäbischen
Merkurs, den Sie in No. 49 nur kurz erwähnten, ausführlich: Der Verein
zur Versorgung armer israelitischer Waisen und verwahrloster Kinder, von
dessen segensreicher Tätigkeit schon mehrfach anerkennende Erwähnung
geschehen, feierte am 30. Oktober, also an dem Jahrestag der
Thronbesteigung des König, ein für die Zukunft seiner Pflegbefohlenen
wichtiges und einflussreiches Ereignis: die Einweihung des von ihm
gegründeten Waisenhauses zu Esslingen, welchem, mit höchster
Genehmigung, der Name ‚Wilhelmspflege’ beigelegt worden ist. Zur
dankbaren Erinnerung an das unvergessliche Regierungsjubiläum worden ist.
Zur dankbaren Erinnerung an das unvergessliche Regierungsjubiläum des
Königs, welcher alle seine Untertanen, ohne Unterschied des Glaubens und
des Standes, mit gleicher Liebe und Fürsorge umfasst, haben nämlich die
Israeliten des Landes (außer ihren Beiträgen zu der allgemeinen
Landesstiftung aus Veranlassung jener glücklichen Feier) durch
freiwillige Beiträge der einzelnen einen Fonds gestiftet, um für die –
bisher den verschiedenen israelitischen Lehrern auf dem Landes zur
Verpflegung und Erziehung anvertrauten – israelitischen Waisen ein
eigenes gemeinschaftliches Waisenhaus zu gründen. Mit diesen Geldern
wurde ein geeignetes Haus nebst Garten in Esslingen angekauft, dann
dasselbe in guten baulichen Stand für seinen Zweck hergerichtet und die
innere Einrichtung einfach, bescheiden, aber durchaus zweckdienlich
angeschafft. Hierfür musste freilich ein Teil der bisher von dem Verein
ersparten Gelder verwendet werden, doch bleibt – besonders in Folge
eines neuerlichen beträchtlichen Vermächtnisses – der Anstalt immer
noch ein kleiner Fonds, und für Deckung der großen Ausgaben, die ihr
obliegen, darf sie wohl mit Zuversicht auf das fortdauernde Wohlwollen und
die Beiträge ihrer Gönner und der Vereinsmitglieder zählen. Das neue
israelitische Waisenhaus zu Esslingen ist gesund und wohnlich. Bei der
Einweihung des Hauses zählte der Verein 27 Pfleglinge (arme jüdische
Waisen und verwahrloste Kinder) beiderlei Geschlechts, welche vorzugsweise
der Obhut und Erziehung des von dem Vereins-Ausschusse angestellten
Lehrers Liebmann in Esslingen anvertraut sind, da die israelitische
Konfessionsschule mit der neuen Waisenhausschule dortselbst vereinigt
worden ist. Überdies ist ein Aufseher für die Knaben und eine Aufseherin
für die Mädchen angestellt. Die Einweihung welcher der Ortsvorsteher und
Mitglieder der städtischen Behörden von Esslingen und mehrere höhere
Staatsbeamte beiwohnten, war einfach, herzlich und ergreifend. Es hatten
sich Israeliten von den verschiedensten Teilen des Landes dazu
eingefunden. Ein durch seine Gemütlichkeit ungemein ansprechender Vortrag
des Vereinsvorstandes, Herrn Dr. Dreifuß, eröffnete die Feier, wobei der
Hausvater und die übrigen Abgestellten in Pflicht genommen wurden. Der
Lehrer und Pflegvater antwortete in kurzem Vortrag auf passende Weise.
Zuletzt zeichnete der Sekretär des Vereins-Ausschusses, Herr
Kollegial-Assessor Dr. Weil, in kurzen Umrissen die Geschichte des Vereins
und sprach im Namen des Ausschusses dessen Anerkennung aus für die
großen Verdienste, welche der Vorstand, Herr Dr. Dreifuß, der Anstalt
seit deren Gründung geleistet und wie Vieles die israelitischen Waisen
der unermüdlichen Sorgfalt und Tätigkeit desselben verdanken. Das
Halleluja von Händel, mit angepasstem Texte, sowie Choräle von Freunden
und Gönnern der Waisensache trefflich ausgeführt, gingen den Vorträgen
voraus und schlossen die Feier, bei welcher eine schöne bekränzte Büste
Seiner Majestät des Königs, ein Geschenk des Vereins-Vorstandes an die
Anstalt, aufgestellt war. Nach beendigter Feierlichkeit besuchte eine
große Anzahl von Waisenfreunden aus allen Ständen die verschiedenen
Säle, die Schlafgemächer und Lehrzimmer der Kinder, Hof und Garten oder
sag die Kleinen zu Mittag essen, und ergötzte sich an der Munterkeit und
Fröhlichkeit der armen Waisen. Mitglieder des Ausschusses und sonstige
Verehrer der rühmlichen Tätigkeit des Vereinsvorstandes hatten dessen
Bild, in Öl gemalt, mit passender Inschrift versehen, in der Anstalt
aufgestellt und derselben zum Geschenke gemacht. Der demnächste
Rechenschaftsbericht (aus welchem der verehrlichen Zeitung des Judentums
Auszüge mitgeteilt werden sollen) wird das Nähere über die
Feierlichkeit, sowie über die Verhältnisse des israelitischen
Waisenvereins darstellen. Jeder Menschenfreund wird das fortdauernde
Erblühen dieser wohltätigen vaterländischen Anstalt mit Freude und
Befriedigung vernehmen. Schwäbischer Merkur. |
Noch
muss hinzugefügt werden, dass, als vor einem Jahr, seitens des
Vereinsausschusses, der Ruf an die Israeliten Württembergs ergangen, zum
Andenken an das königliche Regierungs-Jubiläum zu einem israelitischen
Waisenhaus zu kollektieren, in ganz kurzer Zeit circa sechstausend Gulden,
von nur ungefähr elftausend israelitischen Bewohnern des Königreiches
zusammenkamen; gewiss ein schlagender Beweis, wie bei uns zu Lande das
Treffliche der Anstalt allgemeinen Anklang findet. Jeder, auch der Ärmste
trug sein Scherflein dazu bei, da es namentlich auch dabei galt, auch
israelitischerseits, die wir unserem allgeliebten König so viel zu danken
haben, ein würdiges Andenken an dessen glorreiche fünfundzwanzigjährige
Regierungsfeier zu errichten, dessen Früchte auch künftige Geschlechter
zu genießen haben mögen. A." |
Spende der Herren von Rothschild an die
Wilhelmspflege (1843)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juni 1843: "Frankfurt
am Main, 20. Mai (1843). Die Herren von Rothschild haben dem
israelitischen Waisenhause ‚Wilhelmspflege’ in Stuttgart ein Geschenk
von 1.000 Gulden vermittelst des Herrn Prof. Oppenheim übermacht." |
Spende des Komponisten Franz Liszt an die
Wilhelmspflege (1844)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Januar 1844: "Der
berühmte Tonkünstler Liszt ließ dem israelitischen Waisenhause in
Esslingen von dem Ertrag eines Konzertes, das er zu milden Zwecken gab,
100 Gulden zustellen." |
Verlosung
eines Ölgemäldes zugunsten der "Wilhelmspflege" (1844)
Anmerkung: beim Spender des Ölgemäldes handelt es sich um Joseph Konrad
von Bangold (1780-1851), zuletzt württembergische General. Über ihn
berichtet der Wikipedia-Artikel
Joseph Konrad von Bangold.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Orient" vom 16. Juli
1844: "Stuttgart, Mitte Juni (1844). (Verlosung eines
Ölgemäldes). Seine Exzellenz der Herr Generalleutnant von Bangold hat
der israelitischen Waisenanstalt Wilhelmspflege in Esslingen, die bei der
letzten Verlosung des Kunstvereins gewonnene schöne Winterlandschaft,
Kranenburg von Peters, mit der Bestimmung zum Geschenk gemacht, den Zins
aus der durch Verwertung des Bildes erlösten Summe alljährlich zu einem
Preis für denjenigen aus der Anstalt tretenden Zögling zu verwenden,
welcher sich durch Sittlichkeit und Fleiß am meisten auszeichnete.
Höherer Erlaubnis zufolgt wird nunmehr das genannte Ölgemälde im Wege
einer Lotterie, und zwar mit Verausgabung von 250 Losen à 1 fl.,
verwertet und um das Andenken an den edlen Geber für alle Zeiten in
dankbarer Erinnerung zu erhalten, das dadurch erhaltene Kapital unter dem
Namen 'Freiherrlich von Bangold'sche Stiftung' verwaltet werden. Für den Ausschuss.
Der Vorstand: Dr. Dreifus.
Stuttgart, 25. Juni (1844) (Berichtigung). In einem
früheren Artikel ist die mir jetzt zu Gesicht gekommene Anzeige
enthalten, dass ich der israelitischen Waisenpflege in Esslingen eine
kleine Schenkung gemacht habe, welche unter dem Namen 'Freiherrlich von
Bangold'sche Stiftung' verwaltet werden wird. Um nun in Betreff des aus
bloßem Irrtum gebrauchten Prädikats Freiherrlich einer etwaigen
Missdeutung zu begegnen, sehe ich mich zu der Erklärung veranlasst, dass
ich von bürgerlicher Herkunft bin und dass ich allerseits durchaus keinen
Grund finde, eine andere Abstammung zu wünschen oder auf irgendeine weise
vermuten zu lassen. Im Übrigen würde ich wider die einfache Anzeige oder
obigen Tatsachen nichts einzuwenden haben. Denn es kann mir nicht
unangenehm sein, dass man erfahre, dass alle Menschen, in welcher Religion
se geboren sein mögen, gleichen Anteil an meinem Wohlwollen haben, und
ich habe überdies einen Wert darein gesetzt, diese Gesinnung besonders
gegen die israelitische Konfession zu betätigen, gerade weil den
Bekennern derselben, auch jetzt im 19. Jahrhundert, von manchen Christen
noch immer nicht die ebenbürtige Geltung in Bezug auf Menschenwürde und
bürgerliche Rechtsansprüche zugestanden wird. v. Bangold,
Generalleutnant a.D." |
Anzeige von Lehrer Liebmann - Stellengesuch für eine Angehörige (Aufseherin?)
der Wilhelmspflege (1845)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Juni 1845: "(Stelle-Gesuch).
Ein junges, israelitisches Frauenzimmer von guter Familie und Erziehung,
das in der deutschen und französischen Sprache gründliche Kenntnisse
hat, und in weiblichen Arbeiten erfahren ist, sucht eine Stelle in einem
guten Hause, als Gesellschafterin, oder als Aufseherin über das
Hauswesen. Auch würde dasselbe als Gehilfin in einem bedeutenden
Modewarengeschäft eintreten. Man sieht mehr auf freundliche Behandlung
als auf Gehalt. Das Nähere bei Herrn Lehrer Liebmann an dem
israelitischen Waisenhause, Wilhelmspflege in Esslingen." |
Feier
der Hochzeit des Prinzen Friedrich und der Prinzessin Katharina in der
Wilhelmspflege (1845)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Orient" vom 17. Dezember 1845: "Esslingen,
21. November (1845). Die Vermählung Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen
Friedrich und der Prinzessin Katharina wurde auch in dem
israelitischen Waisenhause, Wilhelmspflege, dahier einfach, aber herzlich
begangen. Der Vorstand des israelitischen Waisenvereins, Herr Dt.
Dreifuß, der sich um Gründung und Erhaltung dieser Anstalt so vielfache
Verdienste erworben hat, ließ den Pfleglingen der Anstalt, zur Feier
dieses frohen Ereignisses in der Königlichen Familie, Speisen, Getränke
und Geldgeschenke reichen. Nachdem den Zöglingen die Bedeutung des Festes
erklärt worden war, nachdem sie in entsprechenden Gebeten für das
Wohlergehen des Königlichen Hauses ihre kindlichen Herzen zu Gott erhoben
hatten, herrschte beim frohen Mahle die anziehendste Heiterkeit. Die von
den ärmsten israelitischen Kindern des Landes dem geliebten König, der teueren
Königin und den hohen Neuvermählten hier ausgebrachten Toaste klingen
gewiss in den Herzen aller Israeliten des Landes wieder, die vor vier
Jahren, in dankbarer Erinnerung an die fünfundzwanzigjährige Regierung
ihres Königs, diese Anstalt gegründet haben. Gott erhalte den König,
die Königin und Ihr Haus! (Schwäbischer
Merkur)." |
Jahresbericht der "Wilhelmspflege" (1846)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Mai 1846:
"Stuttgart, im April (1846). Der dritte Jahresbericht über das
israelitische Waisenhaus 'Wilhelmspflege' in Esslingen seit ihrer
Gründung klagt über ökonomische Sorgen, welche die gegenwärtige Zeit
der noch schwach fundierten Anstalt bereitet. Für die Leistungen der
Anstalt gab die zur Feier des Geburtsfestes Seiner Majestät des Königs
vom Ausschuss angeordnete öffentliche Prüfung ein schönes Zeugnis,
worauf der Vorstand des Vereins, Dr. Dreifuß, einen Vortrag hielt, worin
dem Hausvater, Herrn Lehrer Liebmann, gebührendes Lob gespendet wurde. In
den 14 Jahren des Bestehens dieses Vereins sind 75 Kinder verpflegt, und
zum großen Teil als fleißige, tätige Menschen ihren Verwandten und
Gemeinden zurückgegeben worden. Heuer wurden für die ausgetretenen
7 Kinder 5 aufgenommen. Das rührende Beispiel vieler großartigen
Unterstützungen entzündet, vom Throne ausgehend, noch immer auch in den
geringsten Dörfern Württembergs den Wohltätigkeitssinn für dieses
Institut. Von allen Seiten, auch von Christen, strömen Liebesgaben
herbei. Möge diese Anstalt immer mehr ihrer hohen Aufgabe entsprechen und
Segen verbreiten über die entfernte Nachwelt!" |
Nach
dem
Tod des Bankiers Moses Benedikt wird Adolph Levi zum Nachfolger von Dr. Samuel
Dreifuß bestimmt (1852)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. September
1852: "Einen herben Verlust haben die Israeliten Württembergs
in dem Tode ihres edeln Glaubensgenossen M. Benedikt zu beklagen.
Er starb in einem Alter von 80 Jahren am 8. Juli dieses Jahres in den
Armen seines Schwiegersohnes, des edeln Vaters der Waisen, Dr. Dreifuß.
Der Dahingegangene war der Sohn armer Eltern, sein Vater, R. Baruch
Schochet, war noch ein echt patriarchalischer Charakter. Die beiden
älteren Söhne wurden in der Karlsschule, an der Jugendstätte Friedrichs
von Schiller erzogen, Moses Benedikt widmete sich der Malerkunst, bis er,
zwar als Talent geschätzt, einsehen lernte, dass die Kunst nach Brot
gehen müsse. Er gründete nun ein Wechselgeschäft, das unter der alten
Firma eines der geachtetsten in Deutschland ist. Mehr aber als der
Reichtum an Glücksgütern hat das edle reiche Herz den Bankier M.
Benedikt berühmt gemacht. Kein edler Zweck ist von ihm ununterstützt
geblieben. Wie er den strebsamen Kunst- und Wissenschaftsbeflissenen
reichlich unterstützte, so hielt er es auch nicht unter seiner Würde,
für den verachteten Betteljuden Fürsprache einzulegen, wenn er seine
Hilfe in Anspruch nahm. Die Stadt Stuttgart hat in ihm einen seiner
edelsten Bürger verloren. Die Tränen vieler tausend Armen, die ihm
nachgeweint wurden, gehen vor dem Entschlafene her zu dem Throne des
Höchsten, und wenn auch auf Erden weder Stern noch Ordensband seine Brust
schmückten, so wird er dort unter dem Kranze der Gerechten leuchten wie
des Himmels Glanz. - Kirchenrat Maier hat am Grabe des Edeln seine
bekannte Kunst als Kasualredner wieder bewährt, die Zuhörerschaft von
der höchsten Aristokratie bis zu dem Bewohner der Hütten war tief von
den gefühlreichen Worten der Grabrede ergriffen. - Über das Testament
des Verblichenen weiß man noch nichts Näheres. Gewiss sind die
Wohltätigkeitsanstalten reich bedacht. Ruhe der Asche des edeln
Entschlafenen, dessen Andenken nicht erlöschen wird, so lange die
Nachwelt edle Menschen in der Büchern der Zeitgeschichte achtet und ehrt.
- Der Schwiegersohn des edeln Benedikt, Herr Dr. Dreifuß, der als Chef
des Benedikt'schen Hauses zu sehr beschäftigt ist, hat , nach dem
schwäbischen Merkur, die Geschäfte bei der Leitung des israelitischen
Waisenvereins dem Literatur Adolph Levi in Stuttgart übertragen. Die
Sache der Waisen wird an diesem ebenso edeln als geistreichen jungen Manne
einen warmen Förderer finden, der weder Mühen noch Opfer scheut, dieses
edle Institut heilbringend fortzuführen." |
Jahresbericht des Waisenhauses
"Wilhelmspflege" (1852)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. November
1852: "Im Namen des israelitischen Waisenvereins veröffentlicht Herr
Adolph Levi aus Stuttgart, dass der russische Thronfolger der
israelitischen Wilhelmspflege ein Geldgeschenk hat zufließen lassen. Der Rechenschaftsbericht
des israelitischen Waisenvereins für 1850/52 ist nun auch ausgegeben. 25
Pfleglinge sind in der Anstalt aufgenommen, die dort Kost, Wohnung, Verpflegung
und Unterricht empfangen. Die Prüfungszeugnisse, die dem
Rechenschaftsberichte beigedruckt sind, geben Kunde von dem trefflichen
Stand der Schule; der sich bei dem achtbaren Charakter des Waisenvaters,
Herrn Lehrer Liebmann, nicht anders erwarten lässt. Am 31. Mai 1852 hat
sich das Gesamtvermögen des israelitischen Waisenvereins auf 27.252
Gulden 38 Kreuzer belaufen. Besonders hat die königliche Familie das
israelitische Waisenhaus mit huldvollen Geschenken bedacht. Seit 20 Jahren
wirkt der Waisenverein segensreich und seit 10 Jahren werden die Waisen in
der Wilhelmspflege zu Esslingen verpflegt. Edle Frauen nehmen sich beim
Austritt der weiblichen Zöglinge an und bringen sie in geordneten
Häusern unter. Möge Gott, der Vater der Waisen, ferner diesem edeln
Streben seinen Segen nicht entziehen." |
Zum Tod von Dr. Samuel Dreifuß (Mitbegründer des Waisenhauses und Vorsteher
des Waisenhaus-Vereins, 1853)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. April
1853: "Aus Württemberg, im März (1853). Ihr Korrespondent
aus Württemberg hatte seit dem Eintritt des neuen bürgerlichen Jahres
stille Zeit; denn auch dem Gebiete des jüdisch-kirchlichen und
politischen Lebens trug sich nichts Besonderes u, das Interesse für den
weiten Leserkreis Ihrer Zeitschrift böte. Und heute bin ich auch nicht
'der Mann der frohen Botschaft'. Der jüdische Hermann Francke - Dr.
Samuel Dreifuß aus Stuttgart - ist nicht mehr!! Abends noch heiter in
einem größeren Zirkel, hat der Morgen ihn 'töt' im Bette gefunden; ein
Nervenschlag machte dem edeln Leben ein schnelles Ende. Dr. Samuel
Dreifuß war der Sohn frommer jüdischer Eltern, geboren auf einem Dorfe
in der Nähe Stuttgarts; es übersiedelten die Eltern später in die
Residenz, wo der junge Samuel die wissenschaftlichen Anstalten mit Eifer
und glücklichem Erfolge besuchte. In Gemeinschaft mit einem schon als
Jüngling erblichenen Freude, dem Dr. Hermann Kaulla, bezog er die
Hochschule und beide widmeten sich der Heilunde. Dr. Kaulla fand in Paris
auf einer wissenschaftlichen Reise seinen frühen Tod, während seinem
Freunde Dr. Dreifuß, begünstigt vom Glück und seinen eminenten
Fähigkeiten des Leben besseres Los zufiel. Preisgekrönt verließ er die
Hochschule, an Kenntnissen bereichert kehrte er von wissenschaftlichen
Reisen heim, gewann sich durch angeborne Leutseligkeit die Liebe Aller,
die ihn näher kannten, durch seine Bildung wurden ihm alle höheren
gesellschaftlichen Zirkel geöffnet, wo er als Virtuos am Flügel ein
beliebter Gast in allen Salons wurde. Bald erwarb sich der junge Mann als
Armenarzt größeren Ruf und der erste jüdische Arzt in Stuttgart hatte
die schöne Genugtuung, bald eine große Praxis zu haben. Der edle Mäzen
'Moses Benedikt' schätzte die vorzüglichen Eigenschaften des
jungen Arztes höher als Reichtum und willigte in die Einigung seiner in
edler Liebe dem jüdischen Arzte zugetanen Tochter. In diesem Hause hatten
Kunst und Wissenschaft längst ihren Musensitz aufgeschlagen und
hier |
entfaltete
sich Dreifuß' edles Herz und schöner Geist tausendfältig. Jetzt reifte
zur Tat, was der Jüngling im Vereine mit dem zu früh verblichenen
Freunde Kaulla beabsichtigte, die Gründung eines jüdischen
Waisenvereins, bei dem auch, wir dürfen es nicht unerwähnt lassen,
Buchhändler He0 aus Ellwangen, besonders tätig war. Der Anfang war
gering; aber dem unermüdeten Eifer des Gründers ist es gelungen, mit
einer schöpferischen Kraft, die er aus dem Born eines frommen Gemütes
schöpfte, aus Nichts ein Etwas zu schaffen, das Jahrhunderte überlebt.
Da steht nun der Bau der 'Wilhelmspflege', des israelitischen
Waisenhauses in Esslingen, eingegraben auf der Tafel des Betsaals der
Name des Stifters; aber er, der Vater der Waisen, ist im kräftigen
Mannesalter dem Tode in die Arme gesunken, seine Kinder selbst als Waisen
zurücklassend. Aber die Lippen der Waisen, die Pflege und Unterricht in
dieser Anstalt finden, tragen im Kaddischgebete, das sie für ihren
Waisenvater sprechen, den Dank vor den Thron des Allerhöchsten, wo der
Name der Gerechten zum Segen wirkt. Das Leichenbegängnis des Dr.
Dreifuß, der als Chef des Benedikt'schen Bankhauses noble Konnexionen
hatte, war ein von der allgemeinen Teilnahme zeugendes. Selbst die
königlichen Minister begleiteten den wackern Israeliten zur Ruhestätte.
(Rabbiner Dr.) Maier bewährte in seiner Grabrede den Ruf als eines
Kasualredner. Wie aber Gott nach altem jüdischen Sprichworte 'den Balsam
vor der Wunde schickt', so hat Dr. Dreifuß noch bei Lebzeiten die
Vorstandschaft des Waisenvereins provisorisch dem Privatgelehrten Dr.
Adolph Levi in Stuttgart übertragen, der seinen Lebensberuf im Wohl tun
findet. Wir dürfen die beruhigende Versicherung aussprechen, dass die
Sache des Vereins für jüdische Waisen in guten Händen liegt." |
Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege"
(1855)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Januar 1855:
"Aus Württemberg, im Dezember. Soeben ist der Rechenschaftsbericht
unserer Waisenanstalt, Wilhelmspflege in Esslingen ausgegeben worden. Was
wir vermuteten, was wir befürchteten, dass dieselbe unter dem Druck der
Zeit und der Not der Teuerung zu leiden haben werde, das ist eingetroffen.
So erfreulich die Ergebnisse dieser wohltätigen Anstalt sind, die schon
viele Kinder mosaischen Glaubens dem materiellen und noch mehr dem
sittlichen Elend entrissen und für eine bessere Zukunft vorbereitet hat,
so betrübend erscheint es, wenn man aus dem Bericht erfahren muss, dass
dieselbe in Folge der Teuerung manche Einbuße erlitten, sodass sie zu den
jährlichen laufenden Ausgaben der Ökonomie von den Kapitalien zusetzen
und demnach einzehren musste. Nachdem über diese prekären Zustände
Bericht erstattet und darüber geklagt ist, dass manche Gemeinde nicht
diejenige Opferwilligkeit an den Tag lege, die man bei den Leistungen des
Instituts von ihnen voraussetzen zu dürfen meinen sollte, fährt der
Bericht fort: 'Für wie manchen Klageruf verwitweter Mütter, die
verzweifelnd uns ihre Kleinen entgegenbieten, dass wir sie auch dem Elend
verkümmernder Armut erlösen möchten, haben wir keine Antwort, keinen
Trost,; wie manchem unglücklichen Kind, das nach unserer Hand verlangt
damit sie es rettend vorüberleite an dem vor ihm gähnenden Abgrund der
Verwahrlosung, müssen wir sie verweigern, weil die unzulänglichen
Kräfte des Vereins es dem Ausschuss verwehren, die Pforten der
Wilhelmspflege allen, die ungestüm an dieselben pochen, zu öffnen. Mit
schwerem Herzen und innerem Widerstreben versagen wir unser Hilfe, weil
wir in so vielen Fällen dadurch ein jugendliches Menschenwesen einem
harten Lose preisgegeben sehen und in der Abweisung gar oft die Verdammnis
eines unglücklichen Kindes zur Unbrauchbarkeit fürs ganze Leben
ausgesprochen scheint'. Indem wir der Anstalt den besten Erfolg von der
vorzunehmenden außerordentlichen Sammlung von Beiträgen von Nahe und
Fern wünschen, können wir nicht umhin, derselben auch dazu zu
gratulieren, dass die neue Wahl eines Vorstandes, an Stelle des vor bald
zwei Jahren verstorbenen Dr. Dreifuß, auf einen Mann gefallen ist, der
seinen Vorsänger wo möglich sowohl an Liebe zur Anstalt, wie an Energie
für ihr Interesse noch übertrifft. Herr Adolph Levi widmet der Anstalt
Zeit, Mühe und eine unausgesetzte Aufmerksamkeit, und ist für diese
heilige Sache, wie er sie selbst nennt, so eingenommen, dass zu hoffen
ist, das Institut werde gleich einem bescheidenen Schiff, unter den
sicheren und Kräften wie verständigen Leitung seines Meisters, aus den
Klippen und drohenden Wogen einer hartbedrängten Gegenwart gerettet, das
vorgesteckt Ziel erreichen." |
Bemerkung zum Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege"
(1855)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Februar 1855:
"Der neue Rechenschaftsbericht des israelitischen Waisenvereins ist
wieder ein Zeugnis von der rettenden Menschenliebe in Israel. Der
Vorsteher der Anstalt, Adoph Levi, ruht und rastet nicht, um dem Institute
materiell und intellektuell unter die Arme zu greifen. Allein die
Teuerungsjahre haben der Anstalt finanzielle Scharten geschlagen und der
Vorstand sieht sich in der Lage, einen Notschrei an die Freunde der
Anstalt zu tun. Vielleicht bedarf es nur dieser Anregung, dass manches
jüdische Herz dieser Waisen gedenkt und eine milde Gabe dem Vorsteher der
Anstalt, Herrn Adolph Levi in Stuttgart, für dieselbe zufließen lässt.
Besondern wollen wir aber unsere schwäbischen Landsleute an den Marken
des Reichs auf die Not dieses edlen Instituts aufmerksam machen, dass sie
durch Wort und Tat für die Verlassenen und Verwaisten in der alten Heimat
wirken." |
Lob für die Arbeit des Waisenvereins
(1856)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Januar
1856: "Der Waisenverein, die Wilhelmspflege in Esslingen, gedeiht
unter Gottes Segen und unter der musterhaften Leitung ihres Vorstandes Dr.
Adolph Levi in Stuttgart, Mitglied der Königlichen Oberkirchenbehörde
und Kirchenvorsteher der Gemeinde Stuttgart. Der Waisenvater, Lehrer
Liebmann, wurde im neuesten Rechtsschaftsberichte der Anstalt wegen seiner
treuen Amtsverwaltung und der schönen Erfolge in Betreff der Erziehung
und des Unterrichts gerühmt; wir wünschen ihm weiter den Segen Gottes
des himmlischen Waisenvaters." |
Ausschreibung der Stelle der Aufseherin (1859)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. März 1859: "Stuttgart.
An der israelitischen Waisenanstalt ‚Wilhelmspflege’ in Esslingen ist
die Stelle der Aufseherin in Erledigung gekommen und spätestens bis zum
1. Mai dieses Jahres mit einer im Hauswesen erfahrenen und in weiblichen
Arbeiten tüchtigen Person wieder zu besetzen. Mit der Funktion der
Aufseherin, welcher die Beaufsichtigung und Erziehung der weiblichen
Zöglinge des Instituts und deren Unterweisung in handarbeiten, sowie die
Fertigung der nötigen Nähereien und die Überwachung des Hauswesens
obliegt, ist neben freier Station ein jährlicher Gehalt von 100 Gulden
verbunden. Bewerbungen sind, begleitet von Nachweisen über die bisherige
Laufbahn, vor dem 10. März dieses Jahres einzusenden an den Vorstand der
israelitischen Waisenanstalt Adolph Levi." |
Unterstützung
des Waisenhauses durch christliche
Personen - wenig Unterstützung durch streng orthodox-jüdische Personen (1859)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. Juni 1859: "Aus dem württembergischen Franken, 20.
Mai. Der Schwäbische Merkur vom 22. April dieses Jahres enthält
Folgendes: 'Mergentheim. Es wurden in der jüngsten Zeit von den
hier verstorbenen Oberzoll-Kontrolleur J. F. Weismann'schen Eheleuten und
der Witwe Lippert die hiesigen Armen israelitischer Konfession mit Legaten
von je 10 Gulden und 25 Gulden bedacht. Für diese Beweise wirktätiger
Nächstenliebe und Toleranz bringt hiermit dem Andenken dieser edlen
Menschenfreunde die verdiente öffentliche Huldigung dar der
Bezirksrabbiner Sänger.'
Dieser Annonce unseres würdigen Herrn Rabbinen habe ich noch
Nachstehendes beizufügen.
Derartige tolerante Kundgebungen von Seiten unserer christlichen
Mitbürger stehen in Württemberg keineswegs vereinzelt da. So fließen
alljährlich schöne Beiträge von christlichen Wohltätern in das
israelitische Waisenhaus zu Esslingen, und geht namentlich unser erhabener
Monarch wie die ganze königliche Familie in dieser Beziehung mit dem
löblichen Beispiel stets voran, indem Höchstdieselben schon reichliche
Spenden in jenes Institut von Jahr zu Jahr stifteten. Erst kürzlich
schenkte auch Seine königliche Majestät der israelitischen Gemeinde
Michelbach für ihre restaurierte Synagoge vier Kronleuchter.
Was unser genanntes Waisenhaus betrifft, so ist nicht zu verkennen, dass
im Allgemeinen die Israeliten Württembergs dasselbe auf eine sehr
wohltätige Weise unterstützen. Aber gerade in unserer Gegend geschieht
von der Partei der 'Frömmler' bei Weitem nicht so viel Gutes für
dasselbe, als es sich sollte erwarten lassen. es wird nämlich
vorgeschützt, dass unser Waisenhaus nicht darauf Bedacht nähme, 'gute
Jüden' zu erziehen. Allerdings stehen bei jenem keine Männer an der
Spitze, wie sie unsere Hyperorthodoxie für wünschenswert erachtet.
Allein das Streben jener Vorgesetzten ist entschieden darauf gerichtet,
die ihnen anvertrauten Waisen als brave, rechtschaffene Israeliten
heranzubilden. Doch alle vernünftigen Vorstellungen sind bei jenen
Frömmlern vergebens; es gehört eben zu den Grundsätzen derselben,
Alles, was nciht von ihnen oder ihrem Anhange ausgeht, hintenanzusetzen. Während
dieselben, wenn es sich um eine Kollekte für eine Faulenzer-Gesellschaft
in Jerusalem handelt, in kurzer Zeit bedeutende Summen zusammenschießen,
nehmen sie Anstand, für jenes schöne, zweckmäßige Institut irgendetwas
beizutragen.
Dergleichen verkehrte Ansichten und Kundgebungen bestehen jedoch unter den
Israeliten Württembergs sehr selten, und wenn in dieser Beziehung gerade
eine gewisse Partei der hiesigen Gegend sich auszeichnet und seit neuerer
Zeit besonders breit macht, so ist dies hauptsächlich dem Umstande
zuzuschreiben, dass die Extravaganzen, welche von obskuren Israeliten des
benachbarten Würzburg und seiner Umgegend ausgehen, auch bei uns ihre
nachteilige Wirkung nciht verfehlen.
Wie die Anhänger jener Partei ihre andern Glaubensgenossen, welche sie
nicht zu den Glückseligmachern rechnen, unter dem Deckmantel der
Frömmelei zu behandeln suchen, darüber will ich mich vorläufig nicht
aussprechen, obgleich es an sehr interessanten Beispielen keineswegs
fehlt. - Zu den Ernennungen, welche Seine königliche Majestät vermöge
höchster Entschließung vom 3. Mai dieses Jahres im königlichen
Truppencorps zu verfügen geruhten, gehört auch die, dass der praktische
Arzt Herr Dr. Eichberg von Mergentheim zum Oberarzt beim
königlichen Militär mit dem Rang als Leutnant ernannt wurde. Auch ein
militärpflichtiger Sohn des Herrn Kirchenrat Dr. Mayer aus Stuttgart
wurde sogleich als Leutnant aufgenommen. Es sind dies nämlich die ersten
Fälle, dass Israeliten Württembergs auch zu Offizierstellen
gelangten." |
Stiftung eines christlichen Bürgers für das
Waisenhaus (1860)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1860:
"Aus Württemberg, im September. Herr Hofbankkontrolleur F. Binder, ein
Christ, der kürzlich in Stuttgart starb, hat neben vielen reichen
Stiftungen, auch der israelitischen Waisenpflege in Esslingen 500 Gulden
in seinem Testamente als Stiftung vermacht. Solche edle Humanität ist es
würdig, dass sie in den Annalen der Zeitgeschichte verzeichnet
werde." |
29. Jahresbericht des Waisenhauses
"Wilhelmspflege" (1860)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Dezember
1860: "Aus Württemberg, im Dezember (1860). Der 'Staatsanzeige für
Württemberg' bringt 'vom Neckar' folgenden Artikel: 'Der
Rechenschaftsbericht der israelitischen Waisenanstalt Wilhelmspflege zu
Esslingen pro 1859 auf 1860 zeigt wieder erfreuliche Resultate. Als
Wohltäter der Anstalt steht Seine Majestät der König wieder oben an.
Die Pfleglinge des israelitischen Waisenhauses waren 32, die zum großen
Teil sehr verwahrlost in dasselbe gebracht wurden, aber unter Gottes
Beistand durch die Umsicht und Arbeit der Erzieher der Besserung an Leib
und Seele entgegengehen. Den Gedanken einer Erziehungsanstalt für
weibliche Dienstboten hat der in der rettenden Menschenliebe unermüdet
tätige Vorsteher der Wilhelmspflege, Herr Oberkirchenvorsteher Dr. Adolph
Levi aus Stuttgart, mit Eifer schon vor Jahren erfasst und in der
israelitischen Waisenanstalt ausgeführt. Er hat nämlich eine Fortbildungsschule
für konfirmierte weibliche Waisenzöglinge in der Wilhelmspflege
gegründet und ein Kapital von ca. 1.800 Gulden zu diesem Zweck ersammelt
und fondiert. Sobald die Mittel es gestatten, werden außer den
Waisenzöglingen noch weitere konfirmierte jüdische Mädchen in diese
Fortbildungsschule aufgenommen werden." |
Feier zu Ehren des Vorstandes Dr. Adolph Levi (1861)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. April 1861: "Esslingen,
24. März (1861). In der israelitischen Wilhelmspflege, in der
Waisenanstalt, die gegründet wurde, um dem glorreichen Namen Seiner
Majestät unseres Königs ein ewiges Gedächtnis durch die rettende
Menschenliebe zu stiften, wurde am Sonntag, den 24. dieses Monats eine
Feier veranstaltet, die dem Vorstande des Waisenvereins Dr. Adolph Levi
aus Stuttgart galt. Das in Lebensgröße in Öl gemalte Bild desselben,
das ein Teil seiner Verehrer fertigen ließ, wurde bei dieser Gelegenheit
daselbst aufgestellt." |
Feier zu Ehren des Geburtstages des Vorstehers Dr. Adolph Levi
(1861)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Mai
1861: "Württembergische Briefe von Alexander Elsässer.
Das Jahr 1861 hat für die Israeliten Württembergs schon manches
Erfreuliche gebracht; ich will nur an die Eßlinger Versammlung, an den
Tag in Göppingen und an den eingebrachten Gesetzesentwurf für
vollständige Emanzipation erinnern; aber als Berichterstatter Ihres
geschätzten Blattes muss ich von noch weiteren frohen Ereignissen Kunde
geben, die Ihre Leser interessieren werden. Ich bin schüchtern, wieder
von dem Manne lobend zu reden, der in der jüngsten Zeit Gegenstand
allgemeiner Ovationen gewesen; aber wenn man mir auch vorwirft, ich
lobhudle, ich kann doch nicht anders, als den Volkswillen offen
kundtun, der einem verdienstvollen Manne gerecht wird. - Dr. Adolph
Levi, der Vorsteher des israelitischen Waisenvereins wurde auf seinen
Geburtstag, den 25. März, von Freunden und Verehrern nach Esslingen in
das Waisenhaus Wilhelmspflege gebeten; an der Pforte schon
feierlich empfangen, wurde er in den Saal geleitet, wo ein großer Kreis
achtbarer Israeliten und einige der Sache der Waisen besonders geneigte
Frauen ihn freudig begrüßte. In diesem Saale sind die Bilder Seiner
Majestät des Königs Wilhelm und des Stifters des Vereins, des
seligen Dr. Dreifuß in Lebensgröße neben den Gedenktafeln der
edlen Stifter aufgestellt. Der Kassier des Vereins trat als Sprecher vor
die Versammlung und enthüllte das lebensgroße Bildnis des Herrn Dr.
Levi, das ein Teil seiner Verehrer sich gedrungen gefühlt, in die
Wilhelmspflege zu Stifter, als ein sprechendes Zeichen ihrer Anerkennung
und als eine Aufmunterung für die Zöglinge aller Zeiten, dankbar und in
Liebe dieses edlen Mannes zu gedenken. Dr. Levi war von sichtlicher
Rührung tief ergriffen und dankte mit bewegter Stimme. Er sprach, er könne
diese Auszeichnung nur deswegen annehmen, weil er wisse, dass diese
Huldigung mehr seinem Wollen, als seiner Fragt gelte, weil er zwar viel
erstrebt, aber nicht alles erzielt habe. Er begreife wohl, dass dieser
schöne Akt mehr der Anstalt, als ihm gelte und es sei ihm, die
beglückendste Frucht des Tages, dass so viele wackere Männer sich
freuen, die Anstalt in wohlmeinender, fürsorgender Hand geboren zu seien.
Wohl könne die Zeit gar bald kommen, dass die Züge des in frischen Farben
gemalten Bildes das Original verleugnen, aber in ihm werde sich's
gleich bleiben, wo es gelte, das Gute zu fördern, dem Edlen zu dienen und
die Beteuerung, dass er, so lange er lebe, der beste Freund der Anstalt
bleiben werde, gab er den Freunden als schließlichen Dank. - Ein
Waisenhauszögling sprach darauf ein vom Waisenvater Liebmann meisterhaft
verfasstes, rührendes, schwungvolles Gebet und ein schöner Gesang der Jugend
schloss den feierlichen Akt. Die Waisenzöglinge wurden in der Anstalt
festlich taktiert und dein Festsessen herrschte kordiale
Fröhlichkeit". |
Ausschreibung
der Unterlehrer-Stelle am Waisenhaus (1864)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. November 1864: "Erledigte Unterlehrer-Stelle.
An der israelitischen Waisenanstalt in Esslingen (unweit von
Stuttgart) ist die Stelle des Unterlehrers und Aufsehers neu zu besetzen.
Der Anzustellende erhält außer vollständig freier Station einen
jährlichen Bargehalt von 140 fl. (80 Thaler); bei Bewährung der
Tüchtigkeit und Berufstreue kann jedoch eine baldige Aufbesserung des
Einkommens zugesichert werden. Dem Unterlehrer, welchem außer dem von ihm
neben dem Hausvater zu erteilenden Schulunterricht die Beaufsichtigung der
männlichen Zöglinge obliegt, ist Gelegenheit geboten, unter dem
tüchtigen Hauptlehrer sich im Schulfache weiter auszubilden. Auf diese
Stelle reflektierende Schulamtsbeflissene wollen ihre Bewerbungen, mit
Zeugnissen über ihren Bildungsgang und ihre Qualifikation versehen, vor
dem 6. Dezember franko einsenden an den Vorstand der israelitischen
Waisenanstalt. Adolph Levi in Stuttgart."
|
Postportofreiheit für das Waisenhaus (1865)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1865: "In
Esslingen ist dem israelitischen Waisenhaus Wilhelmspflege durch
Ministerialverfügung vom 16. März dieses Jahres die Postportofreiheit im
Verkehr mit anderen hierzu berechtigten Behörden und Ämtern zuteil
geworden. Auch die Rabbinate, israelitischen Kirchenvorsteherämter und
israelitischen Kirchengemeindepfleger genießen jetzt, erstere schon
längst, die Postportofreiheit in ihrem amtlichen Verkehr unter sich und
mit allen Ämtern des Landes." |
Besuch des Königs und der Königin im Waisenhaus
(1865)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1865: "Esslingen,
18. Oktober (1865). Ihre Majestäten der König und die Königin trafen
heute Nachmittag hier ein, woselbst HöchstIhnen ein festlicher Empfang
bereitet war. Auch das israelitische Waisenhaus hatte sich eines Besuches
der Majestäten zu erfreuen. Dieser Anstalt, Wilhelmspflege genannt, war
es auch in dem abgelaufenen Verwaltungsjahre pro 1864/65 wiederum
vergönnt, ohne Störung und Trübung ihre Aufgabe in vollem Maße zu
erfüllen. Die Gaben flossen so reichlich, dass dem Grundstaatsvermögen
abermals ein erheblicher Betrag anwuchs und jetzt dieses 58.746 Gulden 1
Kreuzer beträgt. Seine Majestät, der höchstselige König Wilhelm,
ebenso sein erlauchter Sohn, der regierende König Karl und dessen
erhabene Gemahlin und die Königin-Mutter haben die Anstalt mit huldvollen
Geschenken bedacht. Möge mit dem materiellen Wachstum auch der
jüdisch-religiöse Geist der Anstalt gedeihen und zunehmen!" |
Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1866)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1866:
"Esslingen. Der Bericht über das israelitische Waisenhaus
Wilhelmspflege hier per 1. Juni 1865/66 gibt wieder Aufschluss über das
Gedeihen und den segenschaffenden Fortgang dieses Friedenswerkes. Das
Regentenhaus hat das Institut wieder mit ansehnlichen Gnadengeschenken
bedacht und die freiwilligen Beiträge der Israeliten des Landes haben
über sechs Tausend Gulden ertragen. Das Vermögen des Vereins hat hierdurch
einen Zuwachs von fast 5000 Gulden erfahren und kann der Zukunft mit
froher Zuversicht entgegengehen. Die Zahl der jetzt von der Wilhelmspflege
beherbergten Zöglinge beläuft sich auf 18. Das reine Vermögen der
Anstalt beträgt jetzt 63.760 Gulden 45 1/2 Kreuzer. Möge wie der
materielle Wohlstand, so auch der religiöse Geist im Waisenhause im
Waisenhause immer mehr sich heben und echt jüdische Männer demselben
entwachsen! A." |
Kurze Beurteilung des Waisenhauses durch den
Trierer Oberrabbiner J. Kahn (1866)
Artikel
in der Zeitschrift "Ben Chananja" vom 15. November 1866: "Das
Waisenhaus in Esslingen, das ich in Begleitung des Direktors desselben,
des Herrn Dr. jur. Adolf Levy, eines sehr edlen und biederen Mannes, der
seine ganze Zeit und Kraft mit aller Aufopferung den jüdischen Interessen
widmet, besuchte, sprach mich sehr an. Dasselbe ist in jeder Beziehung
musterhaft und ist dessen ganze Einrichtung einfach und auf die
Verhältnisse der Waisen berechnet… J. Kahn, Oberrabbiner (in
Trier).". |
Auszeichnung für den Vorstand der Wilhelmspflege
Adolf Levi sowie für Lehrer Leopold Liebmann (1867)
Artikel
in der Zeitschrift "Ben Chananja" vom 1. Dezember 1867: "Aus
Württemberg. Von Alexander Elsässer. Der ‚Staatsanzeiger’ für
Württemberg bringt unter dem 31. Oktober und 1. November 1867 folgende
Verordnungen: ….
I. Unmittelbare königliche Dekrete. Ordensverleihungen. Vermöge
höchster Entschließung von 29. dieses Monats haben Seine königliche
Majestät den Vorstand der israelitischen Waisenanstalt Wilhelmspflege zu
Esslingen, Oberkirchenvorsteher Adolf Levi in Stuttgart, das Ritterkreuz
Höchstihres Friedrichs-Ordens, sowie dem Hausvater und Hauptlehrer dieser
Anstalt, Liebmann in Esslingen, die goldene Zivilverdienstmedaille
gnädigst zu verleihen geruht.
... |
…Herr
Adolf Levi, dem der Friedrichsorden verliehen wurde, ist Privatgelehrter,
Vorstand des israelitischen Waisenhauses, Träger vieler Ämter und
Würden, die aber schwere Bürden mit sich führen und denen er seine
ganze Kraft, seine reichen Kenntnisse, seine Zeit, ja sein ganzes Leben
widmet. Der Orden des guten Namens ist ihm vom Volke längst verliehen. Er
nimmt auch einen Sitz in den Gemeindebehörden seiner Vaterstadt ein. Der
mit der goldenen Zivilverdienstmedaille dekorierte Hausvater und
Hauptlehrer an der Waisenanstalt Wilhelmspflege, Liebmann wirkt zugleich
am Königlichen Schullehrerseminar als Lehrer der israelitischen
Schulamtszöglinge und war in allen Angelegenheiten, bei denen es galt,
die Interessen des israelitischen Lehrerstandes zu vertreten, der
Vertrauensmann seiner Kollegen.
Herr Direktor Schmidt, Präsident der israelitischen Oberkirchenbehörde,
begleitete diese königliche Auszeichnung mit folgendem Schreiben: ‚Geehrter
Herr! Vermöge höchster Entschließung vom heutigen Tage haben Seine
königliche Majestät Ihnen die goldene Zivilverdienstmedaille gnädigst
zu verleihen geruht. Der Herr Minister des Kirchen- und Schulwesens, Dr.
von Golther, hat mich beauftragt, Ihnen hiervon Eröffnung zu machen und
Ihnen dessen aufrichtigen Glückwunsch zu der gnädigsten Anerkennung,
deren Ihr diensttreues und ersprießliches Wirken für das Wohl der
Waisenanstalt höchsten Orts gewürdigt worden ist, auszudrücken. Indem
ich diesen hohen Auftrag vollziehe und Ihnen das besagte Ehrenzeichen
anbei zustelle, gereicht es mir zum Vergnügen, Sie zugleich des
Wohlgefallens, mit welchem die israelitische Oberkirchenbehörde Ihre
vieljährige Tätigkeit an der israelitischen Waisenanstalt stets
betrachtet hat, sowie meine persönliche lebhafte Teilnahme an der Ihnen
zugewandten Auszeichnung zu versichern. Hochachtungsvoll
Stuttgart, den 29. Oktober 1867. Der Vorstand der israelitischen
Oberkirchenbehörde, Regierungsdirektor Schmidt.’
Dieses Schreiben ist so beredt für den Adressaten; Herr von Schmidt hat
sich stets als einen Freund des Judentums und besonders des israelitischen
Lehrerstandes erwiesen und seinem Wohlwollen haben die Israeliten
Württembergs viel zu verdanken." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. November 1867:
"Stuttgart. Vermöge höchster Entschließung vom 29. vorigen Monats
haben Seine Königliche Majestät dem Vorstand der israelitischen
Waisenanstalt Wilhelmspflege zu Esslingen, Oberkirchenvorsteher Adolf Levi
in Stuttgart, Höchst Ihren Friedrichs-Orden, sowie dem Hausvater und
Hauptlehrer dieser Anstalt, Liebmann in Esslingen, die goldene
Zivilverdienstmedaille gnädigst zu verleihen geruht." |
Zur Frage nach der Aufnahme von westrussischen
Waisen in der Wilhelmspflege (1870)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli 1870:
"Heilbronn am Neckar, 19. Juni (1870). Unser diesem Datum hat der
Ausschuss der israelitischen Waisenanstalt Wilhelmspflege die
israelitischen Kirchenvorsteherämter Württembergs ersucht, nach
tunlichster Ausholung der Gemeindegenossen sich darüber zu äußern, ob
die Aufnahmen von 4-5 westrussischen Waisen in die Wilhelmspflege
gutgeheißen werde und ob die Gemeinde gewillt sein, einer jener Kinder
nach der Entlassung aus dieser Anstalt zum Zwecke weiterer Fürsorge an
Kindesstatt anzunehmen.
Der Vorstand der Wilhelmspflege, der bekannte Philanthrop und
Oberkirchenvorsteher Dr. Adolf Levi in Stuttgart, setzt in seinem Zirkular
voraus, dass der Weheruf, der in Folge der Hungersnot der jüdischen
Bevölkerung Westrusslands sich vernehmen ließ, zweifelsohne zu allen
Gemeinden gedrungen und auch die Aufforderung, welche in neuester Zeit
seitens der 'Alliance Israelite' in Paris an die israelitischen Gemeinden
Europas und Amerikas in der Richtung und zu dem Zwecke ergangen ist, dass
dem Elend, in welchem Tausende von jüdischen Waisen aus jenen russischen
Provinzen ohne Nahrung, Pflege und Erziehung verkümmern, durch Adoption
solcher unglücklichen Wesen möglichst gesteuert werden möchte, in allen
Gemeinden kundbar geworden sei.
Die Leitung der israelitischen Waisenanstalt Wilhelmspflege, deren
finanzielle Kräfte es jetzt wohl verstatten würden und deren Hilfe für
inländische Waisen und verwahrloste Kinder zur Zeit in einem geringeren,
die Mitte des Instituts nicht absorbierenden Maße in Anspruch genommen
wird, wäre nun gerne bereit, im Sinne und Geiste von ganz Israel sind
Brüder in diese Kalamität durch Aufnahme von etwa 4-5 jener russischen
Waisen auch die Wilhelmspflege sich hilfreich erweisen zu lassen.
Da aber diese Anstalt nach ihren Statuten nur für solche israelitischen Waisen,
die dem Lande Württemberg angehören, bestimmt ist, so will es der
Ausschuss in diesem Falle nicht wagen, diese Schranke durch Aufnahme ausländischer
Kinder zum Zwecke unentgeltlicher Verpflegung zu durchbrechen, ohne sich
zuvor des Einverständnisses der jüdischen Bevölkerung des Landes, mit
deren Anschauung er einig gehen möchte, versichert zu haben. Diese
Rücksicht ist billig, da das Vermögen und die Einnahmen der
Wilhelmspflege aus Spenden, Gaben und Vermächtnissen der
württembergischen Israeliten erwachsen ist und besteht.
Überdies vermöchte der Ausschuss, die Zustimmung der Vorsteherämter
vorausgesetzt, zur einer derartigen Hilfereichung an auswärtige Waisen
sich nicht herbeizulassen, bevor er darüber Beruhigung und Sicherheit
hat, wenn diese nach ihrer dereinstigen Entlassung aus der Wilhelmspflege,
erfolge diese nach der Schulpflichtzeit oder aus dringlichen Gründen
schon früher, zum Zwecke weiterer Fürsorge den Gemeinden zuzuweisen sein
würden.
Das Vorsteheramt der israelitischen Gemeinde Heilbronn hat nun nicht nur
seine Zustimmung zur Aufnahme von wenigstens 4-5 solcher Waisen erteilt
und die spätere Annahme eines solchen Kindes versprochen, sondern sich
auch bereit erklärt, noch einige weitere dieser Kinder in der Wilhelmspflege
auf Kosten hiesiger Privatleute versorgen zu lassen, wenn der Raum und die
sonstigen Verhältnisse des Waisenhauses es gestatten, und wenn man
erfahren haben wird, welche Entschädigung per Kind und Jahr zu bezahlen
ist. Die Antwort ist noch abzuwarten. Möge dieses Beispiel andere
israelitische Waisenanstalten und Gemeinden zur Nachahmung aneifern und
sich allerwärts bewähren: ..." |
40. Jahresbericht des Waisenhauses
"Wilhelmspflege" (1871)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1871:
"Württemberg. Der Bericht über das israelitische Waisenhaus
Wilhelmspflege in Esslingen vom 1. Juni 1870-71, erstattet von dessen
Vorstand Adolf Levi, gibt wieder eine interessante Übersicht über die
Einnahmen und Ausgaben des Vereins zur Versorgung armer israelitischer
Wiasen und verwahrloster Kinder. Im vorjährigen Berichte war der Hoffnung
Ausdruck geliehen, dass der Krieg, dessen Fackel damals noch hoch loderte,
das Institut in seiner stillen Wirksamkeit nicht stören und dem
finanziellen Gedeihen desselben keinen Einhalt tun werde. 'In dieser
Zuversicht', sagt der menschenfreundliche Vorstand, 'sind wir nicht
getäuscht worden: die Wilhelmspflege erfüllte in ruhigem, friedlichem
Gange ihre Aufgabe; Unterricht und Erziehung der unserer Obhut
anvertrauten Kinder schritt stetig vorwärts und trug, ungestört von den
äußeren Ereignissen, dasjenige Maß von Früchten, das bei meist ebenso
wenig begabten als lerneifrigen Schülern zu erzielen dem Geschickt und
Fleiß der Lehrer überhaupt gelingen konnte.' - Aus der Reihe der
Zöglinge sind im vergangenen Verwaltungsjahre 4 Knaben und 1 Mädchen
ausgetreten. Der eine der ersteren widmet sich dem Lehrfache und bereitet
sich derzeit in der Wilhelmspflege auf den Eintritt in die
Präparandenanstalt vor; der zweite ist in eine kaufmännische Lehre
gekommen; der dritte wird Schuhmacher und der vierte soll das
Glasergewerbe ergreifen; das Mädchen erlernt die Putzmacherei.
In Folge der Entlassung oben bezeichneter 5 Waisen ist die Gesamtzahl der
Zöglinge in dem Zeitpunkte, da der Bericht hinausgegeben wird und die
Aufnahme der neu angemeldeten noch nicht vollzogen ist, auf 16
herabgesunken. Es beherbergt aber das israelitische Waisenhaus neben
diesen noch 4 taubstumme Kinder mosaischer Konfession, welche die
Taubstummenschule in Esslingen besuchen, hat außerdem noch 5 Köstlinge,
von welchen 3 den Unterricht in der Anstaltsschule mitgenießen und
unterzieht sich noch daneben der belästigenden Aufgabe, den
israelitischen Schulpräparanden und Seminaristen gegen mäßiges Entgelt
die Kost zu reichen, sodass wohl kaum werde in Abrede gezogen werden
wollen, dass die Wilhelmspflege nach verschiedenen Richtungen und mit
aller Kraft bestrebt sei, dem jüdischen Gemeinwesen sich dienlich und
nützlich zu erweisen.
Was die rechnerische Seite des Berichts anbelangt, so steht zwar heuer der
Gesamtbetrag der eingegangenen Guttaten gegen die Vorjahre nicht unerheblich
zurück - eine Erscheinung, die angesichts der mannigfachen in Folge des
Krieges an die Mildtätigkeit herangetretenen Anforderungen wohl
erklärlich ist, und auch damit zusammenhängt, dass man die sonst
übliche Kollekte bei den christlichen Einwohnern Stuttgarts und innerhalb
mancher israelitischer Gemeinden, z.B. in Heilbronn etc. glaubte
unterlassen zu müssen, - aber trotzdem ergibt der Rechnungsabschluss
wiederum eine beträchtliche Zunahme des Vereinsvermögens. Die Einnahmen
von Zinsen aus Aktiv-Kapitalien, Beiträgen, Opfern und Kostgeldern etc.
betragen 11.353 Gulden 54 Kreuzer. Interessant für alle Leser auch des
'Israelit' dürfte es sein, dass das Königliche Staats-Waisenhaus
alljährlich nach Verhältnis der jüdischen zu der christlichen Bevölkerung
Württembergs die Kosten für etliche israelitische Waisen übernimmt,
d.h. die Kostensumme dafür der Wilhelmspflege ersetzt. Die Ausgaben für Steuern,
Besoldungen, Reparaturen, Ökonomie etc. etc. machen 8.859 Gulden 2 1/2
Kreuzer. Das Vereinsvermögen, das sich heuer um 3.699 Gulden 8 Kreuzer
vermehr hat, besteht jetzt, einschließlich des Hauses in 87.899 Gulden 51
1/2 Kreuzes. - Möchten die treuen Förderer des Instituts, denen Seine
Majestät der König stets als glänzendes Vorbild voranleuchtet, auch in
Zukunft der israelitischen Waisenanstalt mit ihrer opferwilligen Teilnahme
zugetan bleiben." |
50-jähriges
Lehrerjubiläum von Leopold Liebmann (1872)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. Januar 1872: "Herr Liebmann, Lehrer in Esslingen,
hat bis zum 2. August 1872 volle 50 Jahre seines Lebens dem Lehramt
gewidmet. Freunde und Schüler des Seminarlehrers bereiten dem Jubilar
eine Überraschung". |
Feier des 50jährigen Berufsjubiläums von Hauptlehrer und
Waisenhausvater Leopold Liebmann (1872)
Anmerkung: Im Bericht der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" folgt im zweiten Teil ein Bericht über die
Mitgliederversammlung des Israelitischen Lehrervereins.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1872: "Esslingen
am Neckar. Das Jubiläum Liebmanns wird aus Rücksicht auf die 'neun
Tage' nicht, wie jüngst berichtet wurde, am 5., sondern erst am
Donnerstag den 15. August dieses Jahres gefeiert werden. Am Tage vorher
soll die ordentliche Jahreskonferenz der israelitischen Lehrer, deren
Vorstand auch der Gefeierte ist, in Stuttgart abgehalten und in derselben
neben der pädagogischen Tagesfrage über den hebräischen Unterricht in
der Volks- und Religionsschule, auch das israelitische
Kirchenverfassungsstatut für Württemberg zur Sprache gebracht werden,
insoweit dasselbe die Lehrer und Vorsänger berührt." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September 1872: "Esslingen,
26. August (1872). Die Feier des 50jährigen Berufsjubiläums des
Hauptlehrers am hiesigen israelitischen Waisenhaus Wilhelmspflege,
zugleich Lehrers und Vorsängers der hiesigen Gemeinde und der
israelitischen Seminaristen am hiesigen Schullehrerseminar, verdient es,
auch in weiteren Kreisen bekannt zu werden. Selten wird einem jüdischen Lehrer
größere Ehre von allen Seiten dargebracht worden sein, als dem Jubilar
Herrn Liebmann. Ein großer Kreis von Kollegen, früheren Schülern,
Waisenhauszöglingen und Freunden aller Konfessionen vereinigte sich um
ihn; jeder Bahnzug brachte neue Teilnehmer. Am gestrigen Sonntag
beglückwünschte ihn der Dekan und erster evangelischer Stadtgeistliche,
Herr Knapp. Im Laufe des heutigen Vormittags begaben sich Deputationen,
bestehend aus dem Seminarrektor Bürk, Prof. Molt, Oberlehrer Hesler,
Stadtschultheiß von Morchthaler und Oberlehrer Schönmann nebst
Schülern, Kollegen und Zöglingen in die Wohnung des Gefeierten, ihm die
Glückwünsche vorzubringen. Im Festlokal angekommen, wurde er mit einem
trefflichen Vokalquartett des hiesigen Bürgergesangvereins: 'Das ist der
Tag des Herrn etc.' empfangen. Bankier Hochberger aus Stuttgart, sein
ehemaliger Schüler, trug dann ein selbst verfasstes, wohlgelungenes
Festgedicht vor, worauf Herr Oberlehrer Elsässer aus Laupheim als
Festredner das Leben, Weben und Streben des Jubilars nebst gedrängtem Lebensabriss
desselben mit großem Beifall in gewandter Rede vortrug. Feierlich war die
Übergabe des prachtvollen, gegen 2 Fuß hohen silbernen Pokals mit
passenden deutschen und hebräischen Emblemen, Davisen und Inschriften
durch Lehrer Jacobi aus Haigerloch, eines Neffen und Schülers Herrn
Liebmanns. Auch dieser Pokal, ein sinniges Zeichen der Anerkennung von
Freunden und Kollegen, ist das Werk eines ehemaligen Schülers namens Levi
in Berlin, jetzigen Inhabers der Grävell'schen Silberwarenfabrik
daselbst. Nachdem der Jubilar in längerer Rede sein Wollen und Wirken
geschildert und seinen Dank geäußert hatte, gedachte Stadtrat A. Levi in
schönen Worten der Verdienste, welche sich der Jubilar seit ca. 30 Jahren
um die Wilhelmspflege erworben. An dem Mittagsmahl in dem christlichen
'Gasthof zur Krone', das nach der Versicherung des Festkomitees streng
koscher war, nahmen fast alle Festgäste, auch Kirchenrat Dr. von Maier,
Bezirksrabbiner, teil. Während desselben wurden dem Jubilar das Diplom
als Ehrenmitglied der Esslinger Bürgergesellschaft überreicht. Schöne
Toaste würzten das Mahl. Seine Majestät der König versicherten, ein an
Höchstdenselben gerichtetes Toasttelegramm beantwortend, den Jubilar der
Königlichen Huld und Gnade. Eine Nachfeier am folgenden Tage vereinigte
einen engeren Zirkel von Freunden und Verwandten um den Greis, der noch
rüstig fast wie einst seinem Berufe nachzukommen vermag und freudig beten
könnte: 'Gepriesen bist du, der du uns das Leben gegeben hast und uns erhältst
und uns geführt hast bis zu dieser Zeit". |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 1, Oktober 1872: "Aus Württemberg, 6. September
(1872). Der Lehrerstand Württembergs war in voriger Woche an zwei Tagen
hintereinander, am 25. und 29. August, versammelt, am ersten Tage
um eine Feier zu begehen, wie sie selten vorzukommen pflegt. Das
50-jährige Berufsjubiläum des israelitischen Hauptlehrers und
Waisenhausvaters Liebmann in Esslingen war es, welches einen
großen Kreis von Kollegen, früheren Schülern, Waisenhauszöglingen und
Freunden aller Konfessionen um ihn vereinigte. Mit einem trefflichen
Vokalquartett des Esslinger Bürgergesangvereins wurde die Feier
eingeleitet, worauf ein früherer Schüler des Jubilars, Hochberger von
Stuttgart, ein als Gedenkblatt gedrucktes Gedicht, und Lehrer Elsässer
auf Laupheim die Festrede vortrug. Auch der Vorstand des israelitischen
Waisenhauses, Gemeinderat Adolf Levi von Stuttgart, sowie Kirchenrat Dr.
von Maier, würdigten die Verdienste des Jubilars. Ein prachtvoller
silberner Pokal aus der Silberfabrik von Grävell in Berlin - der Inhaber
dieser Fabrik ist ein früherer Schüler Liebmanns - wurde als Zeichen der
Anerkennung gespendet. An die Feier reihte sich ein Mittagsmahl von über
100 Gedecken an. Der Vorstand der Esslinger Bürgergesellschaft übergab
dem Jubilar ein Diplom, worin er zum Ehrenmitgliede dieser Gesellschaft
ernannt ist. Während des Festes liefen verschiedene Telegramme ein, und
Abends noch eines
|
von Seiner Majestät dem Könige, worin der Jubilar der königlichen Huld
und Gnade versichert wurde.
Am zweiten Tage versammelten sich die Mitglieder des israelitischen
Lehrervereins in Stuttgart im Gartensaale des Café Werner zu
Jahreskonferenz. Gegen 30 Mitglieder waren anwesend. Die Tagesordnung
erstreckte sich auf die Stellung der israelitischen Lehrer und Vorsänger
zum neuen Entwurf der Kirchen- und Gemeindeordnung; den Religions- und
den hebräischen Unterricht in Beziehung auf sein Zeitmaß und seine
Ausdehnung; die Wahrung der persönlichen Interessen der Lehrer bei
der Auflösung von Schulstellen und Umwandlung derselben in
Vorsängerdienste; Angelegenheiten des Lehrerunterstützungsvereins. In
den beiden ersten Thesen wurden Eingaben an die zuständigen Behörden
beschlossen und der Ausschuss damit betraut.
Eines Teiles dieser Aufgabe hat sich der Ausschuss jetzt schon entledigt,
indem der israelitischen Oberkirchenbehörde ein von Lehrer Löwenstein in
Heilbronn verfasstes Memorandum übergeben wurde, welches das Zeitmaß
für den Religionsunterricht der Vorsänger betrifft. Es wird darin
namentlich betont,
1. dass das Maß der Lehrzeit, nämlich die bisherige Stundenzahl von 11
1/2 Stunden, für die Religionsschule in Stadt und Land genügend
sei.
2. Diese Norm ist sowohl für Schullehrer als für Vorsänger
maßgebend.
3. Eine Vergrößerung der Stundenzahl kann nur unter Rücksicht auf den
Wunsch der Eltern, die Gesundheit der Schüler und die übrigen
Lehrfächer eingeführt werden.
4. Jede weitere Unterrichtsstunde, sowie Abteilungsunterricht des
Vorsängers, muss nach Privatübereinkunft, oder mindestens nach Analogie
des Schulgesetzes vom 25. Mai 1865 belohnt werden.
Die Frage wurde hauptsächlich dadurch praktisch, dass man den
Vorsängern, die nicht zugleich Schullehrer sind, seitens der Gemeinden
zumuten wollte, in infinitum die Stundenzahl des Unterrichts progressiv
mit dem Wachstume der Schülerzahl ohne weitere Entschädigung zu
vermehren. Schon die Rücksicht auf Schule und Schüler erheischt, dass
die Religionsunterrichtszeit nicht vom willkürlichen Ermessen der
Ortsbehörde abhängig gemacht werde, da sonst eine Gefährdung der andern
unentbehrlichen Unterrichtsgegenstände |
und Überbürdung der Schülerkraft zu befürchten stünde; ebenso
verbietet die Gerechtigkeit, dass den Vorsängern, die ohnehin gegenüber
dem Schullehrer nachteiliger gestellt sind, ihre verfügbare Zeit noch
weiter geschmälert werde, ohne dafür Remuneration eintreten zu lassen.
Es steht zu erwarten, dass die hohe Behörde bald eine nach beiden Seiten
hin befriedigende Entscheidung der Frage herbeiführen
werde.
Der Ausschuss erhielt ferner den Auftrag, den beiden Schwestervereinen,
dem evangelischen und dem katholischen, den Dank für die kollegialische
Beiziehung zur Beratung der Schritte bei den Bitten um Abänderung des
Schulgesetzes, die von günstigem Erfolge gekrönt wurden, auszusprechen.
Ein eingehendes Gutachten des Herrn Weil, pensionierten Lehrers in
Stuttgart, über die Erteilung des hebräischen Unterrichts in der Volks-
und Religionsschule referierte erschöpfend den Gegenstand, und wird wohl
durch den Druck einem größerem Publikum zugänglich gemacht
werden.
Allerseits bildete der Mangel an Interesse von Seiten der Eltern und Schüler
für dieses Pensum den Klagegegenstand der Lehrer. Die veränderten
Kulturzustände, die Übersiedlung der Israeliten in die Städte, das Eingehen
der israelitischen Volks- und Konfessionsschulen ändert die Verhältnisse
des israelitischen Lehrerstandes auf eine sorgenerregende Weise, und muss
auch den zuständigen Behörden Stoll zur Fürsorge für Schulen und
Lehrer geben. L..." |
Seit 1873: unter Leopold Stern
Neuer
Hausvater wird Leopold Stern (1873)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. April 1873:
"An die Stelle des emeritierten Seminarlehrers L. Liebmann,
der im August sein fünfzigjähriges Lehrerjubiläum feierte, wurde die
Stelle als Hausvater an der Wilhelmspflege Esslingen, dem israelitischen
Waisenhause, dem israelitischen Lehrer und Vorsänger L. Stern,
einem strebsamen jungen Manne, übertragen." |
Ausschreibung
der Aufseherinstelle (1874)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. Dezember 1874: "Erledigte Aufseherinstelle an einer
israelitischen Waisenanstalt.
An der israelitischen Waisenanstalt in Esslingen bei Stuttgart ist die
vakant gewordene Stelle der Aufseherin und Industrielehrerin sogleich
wieder zu besetzen.
Erfordernisse sind, außer einem unbescholtenen Charakter und
anspruchslosem Sinn, Geschick in der erzieherischen Leitung von Kindern,
haushälterische Einsicht, Geschicklichkeit in weiblichen Handarbeiten und
Fähigkeit, Unterweisung darin zu erteilen.
Der Jahresgehalt beträgt neben völlig freier Station 280 Gulden = 160
Thaler.
Bewerbungen, mit Zeugnissen über Prädikat und Leistungsfähigkeit
begleitet, sind portofrei zu senden an den Vorstand der israelitischen
Waisenanstalt in Stuttgart." |
Lehrer
Leopold Stern referiert bei der jährlichen Konferenz der israelitischen Lehrer
und Vorsänger in Stuttgart (1875)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31.
August 1875: "Stuttgart, 16. August (1875). Die israelitischen
Lehrer und Vorsänger hielten heute dahier ihre jährliche freiwillige
Konferenz ab. 26 Teilnehmer aus allen Teilen des Landes (= Württemberg)
wohnten derselben an. Der Vorsitzende begrüßte die Versammlung und
betonte die Zweckmäßigkeit dieser Konferenz, damit stets frisches,
fortschreitendes und die Zeitströmung mit in Berechnung nehmendes Leben
in der Religionsschule und kollegialisches Zusammenwirken und
Zusammenhalten der Lehrer und Vorsänger erreicht werde. - Den
Hauptgegenstand bildete die Besprechung über das von Lehrer Stern aus
Esslingen angekündigte, in Thesen behandelte Thema: Grundprinzipien
bezüglich der Stellung und Behandlung des Religionsunterrichts in der
heutigen israelitischen Schule. In zweistündiger Debatte wurde
Klarheit in den Gegenstand gebracht, und es dürfte manche Abänderung des
Normallehrplans angestrebt werden, wenn erst die Thesen durch die Presse
der Beurteilung aller Beteiligten unterzogen sein werden. In Betreff des
israelitischen Lehrerunterstützungsvereins wurde die Lauheit vieler
ordentlicher Mitglieder in Bezahlung ihrer Beiträge und die geringe
Tätigkeit anderer, um diesem Wohltätigkeitsverein außerordentliche
Mitglieder und Privatbeiträge zu gewinnen, ernstlich getadelt. Die
Behandlung schloss nach dreistündiger Debatte um 1 Uhr. Bei dem
gemeinsamen Mittagsmahl kam auch die Gemütlichkeit zu ihrem Recht, und
man trennte sich mit dem frohen Bewusststein, einen Tag dem Gedeihen einer
guten Sache, der Schule, gewidmet zu haben. An Unterstützungen an arme
Witwen und Waisen und einen altersschwachen Lehrer wurden in 9 Portionen zusammen
560 Rm. verwilligt." |
Ausschreibung
der Stelle des Aufsehers und Unterlehrers (1875)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 28. September 1875: "Lehrergesuch.
An der Israelitischen Waisenanstalt in Esslingen bei Stuttgart ist
die Stelle des Aufsehers und Unterlehrers neu zu besetzen. Der
Betreffende hätte zugleich bei der dortigen Israelitischen Kultusgemeinde
das Vorbeteramt und die Schächterfunktion zu versehen und es ist für
diese kombinierte Stelle neben vollständig freier Station im Waisenhause
und nebst einem Nebeneinkommen von 200-300 Mark, ein jährlicher Bargehalt
von 800 Mark ausgesetzt.
Bewerbungen, von Zeugnissen begleitet, sind frankiert einzureichen bei
dem
Vorstand der Israelitischen Waisenanstalt zu Stuttgart."
|
Jahresbericht von 1875
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1875:
"Aus Württemberg. Der Bericht über das israelitische Waisenhaus
Wilhelmspflege in Esslingen, umfassend den Zeitraum vom 1. Juni 1874/75,
gibt Kunde von einem Jahre ungestörten Fortgangs der Vereinstätigkeit
und des Gedeihens dieser Anstalt. Dem seit zwei Jahren an dem Institute
tätigen Hausvater Lehrer Stern, wird das Zeugnis gegeben, dass er seine
Aufgabe mit gründlichem Verständnis auffasst und erfüllt und im Vereine
mit den anderen Angestellten und seiner Ehefrau (einer Tochter des auch
als Talmudisten bekannten Philanthropen Dr. med. Esslinger in Oberdorf)
den Kindern das elterliche Haus zu ersetzen, liebevoll bemüht ist. Der
religiöse Geist im Hause habe sich unverkennbar gehoben dadurch, dass der
Hausvater samt den Seinigen an gemeinsamem Tische mit den Zöglingen
speist. Ein höheres Maß von Kenntnissen erhalten die Zöglinge jetzt
durch Einführung eines systematischen Unterrichtes im Zeichnen, in der
französischen Sprache und vermehrtem Turnen. So ist für Geist und
Körper, für Unterricht und Spiel, für Knaben und Mädchen Fürsorge
getroffen. - Im letzten Jahre wurden 7 Kinder aufgenommen. Es stehen
einschließlich von 4 Taubstummen derzeit 29 Kinder in der Obhut des
Instituts. - Die Rechnung schließt mit einer beträchtlichen Mehrung des
Grundstockkapitals ab. Das Vermögen besteht einschließlich des
Vermögens der Fortbildungsschule außer dem Gebäude in 89,596 Gulden 15
Kreuzer und hat heuer um 5.283 Gulden 37 1/2 Kreuzer zusammen. Die
freiwilligen Beiträge an Spenden und Opfern betragen 4.338 Gulden 36 1/2
Kreuzer und zum Grundstock sind an Stiftungen 1.832 Gulden 25 Kreuzer
beigetragen worden. Wenngleich der dermalige Stand der Anstalt ein
günstiger ist und dieselbe viel des Ersprießlichen leistet, sind doch
immer noch höhere Ziele anzustreben, die zu erreichen nur gelingen kann,
wenn die Wohltäter der israelitischen Waisenanstalt dieselbe mit ihrer
hilfsfertigen Teilnehme auch in Zukunft stützend begleiten." |
Spende des Stuttgarter Partikuliers H.B. Goldschmidt (1876)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1876:
"Stuttgart. Der hier wohnhafte Herr Partikulier H.B. Goldschmidt hat
der israelitischen Waisenanstalt 'Wilhelmspflege' zu Esslingen in
hochherzigem Edelsinn eine Stiftung von 18.000 Mark als Schenkung
zugewendet und dabei bestimmt, dass dieselbe teils zur Deckung der Kosten
dienen möge, wenn die Anstalt von Esslingen nach einem anderen Orte
verlegt werden müsste, teils um den Zöglingen einen höheren Unterricht
erteilen zu lassen, und teils um bei dem bestehenden Mangel an jüdischen
Krankenwärterinnen solchen Israelitinnen des Landes, die sich diesem
Dienste zu widmen, den Beruf in sich fühlen und eine tüchtige Vorschule
durchzumachen bereit sind, während ihrer Ausbildung zu
Krankenpflegerinnen in einem Spitale eine entsprechende Unterstützung zu
gewähren. Die Gesuche sind an den Ausschuss der Anstalt alljährlich zu
richten und mit Zeugnissen zu belegen. Weitere Schenkungen zu demselben
Zwecke werden angenommen. Abschriften des Status sind allen Gemeinden
zugestellt worden." |
Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege" 1878
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar 1879:
"Esslingen. Der Bericht vom 1. Juni 1877 bis 1878 über das hiesige
israelitische Waisenhaus Württembergs, 'Wilhelmspflege', ist soeben
ausgegeben worden. Der langjährige Vorstand dieser Anstalt, Herr Hofrat,
Stadtrat und württembergischen Oberkirchenvorsteher Adolf Levi in
Stuttgart, spricht über das Jahresergebnis, wie in materieller so in
sittlicher und geistiger Beziehung seine volle Befriedigung aus. Es war
die Wilhelmspflege mit vollem Eifer bestrebt, die armen, verwaisten, ihrer
Obhut anvertrauten Kinder - deren jüngst 4 ausgetreten und ebenso viele
neu aufgenommen worden sind, sodass derzeit 26 Zöglinge die Wohltaten des
Instituts genießen - welche in ihren heimischen Verhältnissen leicht der
Verkümmerung oder Verwahrlosung verfallen wären, zu sittlich guten und
brauchbaren Menschen und Israeliten zu bildet und zu erziehen. Trotz der
Ungunst der Zeiten durfte sich diese doch wieder so reichlicher Zuflüsse
erfreuen, dass ihrem Grundkapital durch die gemacht Erübrigung ein
hübscher Zuwachs angedieh. Die Einnahme beläuft sich auf 31.567 Mark 32
Pfennig. Darunter befinden sich 4.260 Mark Stiftungen, 7.914 Mark 4
Pfennig freiwillige Beiträge und 8.606 Mark 11 Pfennig Aktivkapitalzinse.
Die Aufgaben betragen 29.208 Mark 62 Pfennig. Das Vermögen hat heuer um
7.558 Mark 12 Pfennig zugenommen und betrug vom 31. mai vorigen Jahres -
ausschließlich des Wortes des Grundbesitzes von 28.800 Mark. __ 176,770
Mark 61 Pfennige. Aus dem Ertrag der Goldschmidt'schen Stiftung werden
nebenbei Krankenpflegerinnen kostenfrei ordnungsmäßig ausgebildet und
ergeht deshalb alljährlich zur Anmeldung für diesen Dienst öffentliche
Aufforderung.
Möchte auch in Zukunft der wohltätige und religiöse Zweck der
Wilhelmspflege ungehemmt und unentwegt von den Freunden und Gönnern
derselben verfolgt und dabei immer höher gestreckte Ziele dem barmherzigen
Sinn vor Augen gestellt werden.
Gelegentlich der Überreichung der Rechenschaftsberichte über dieses und
das Lehrerwitwen-Unterstützungs-Institut haben Seine Majestät unser König
auf 1879 dem Waisenhaus 175 Mark und die Königin Olga dem Lehrerverein 45
Mark gnädigst zugewendet. (Beim Schlusse der Redaktion geht uns sein Schmäh-Artikel
der in Stuttgart erscheinenden Zeitung 'Die neue Zeit* zu, welchen den
hier gesprochenen Bericht des israelitisch Waisenhauses zu Esslingen zum Ausgangspunkt
nimmt; darüber s.G.w., in nächste Nummern." |
Ausschreibung der Aufseher- und Hilfslehrerstelle (1879)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1879: "Zu
besetzen auf den 1. oder 15. Januar kommenden Jahres, die Aufseher- und
Hilfslehrerstelle am israelitischen Waisenhaus zu Esslingen. Gehalt bis zu
600 Mark jährlich bei vollständig freier Station (Kost, Logis und
Wäsche). Verpflichtung bis zu 32 wöchentlichen Unterrichtsstunden und
Beaufsichtigung der Knaben in ihrer schulfreien Zeit. Ledige, mit guten
Zeugnissen versehene, seminaristisch, womöglich auch musikalisch
gebildete Bewerber wollen sich ungesäumt wenden an den Vorstand Hofrat
Levi in Stuttgart." |
50. Jahresbericht der "Wilhelmspflege" (1881)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Dezember
1881: "Aus Württemberg, im November (1881). Der Verein für
Versorgung israelitischer Waisen Württembergs veröffentlichte in diesen
Tagen seinen Jahresbericht pro 1880/81 und damit die Festschrift aus
Anlass des fünfzigjährigen Jubiläums, welche die Entwicklung des
Vereins darstellt und der wir einzelne Daten nachstehend entnehmen.
Im Jahre 1831 war es, da ein Mann, dem für die jüdische Sache ein warmes
Herz im Busen schlug - Buchhändler Isak Heß in Ellwangen - die erste
Anregung zur Gründung einer Versorgungsanstalt für israelitische Waisen
gab. Von einem kleinen Kreise wohlmeinender Männer, an deren Spitze ein
Stuttgarter Arzt, Dr. Dreifuß, stand, ward dieser schöne Gedanke mit
warmer Begeisterung aufgegriffen. Es gelang schnell, unter den Israeliten
des Landes ein warmes Interesse für das menschenfreundliche Unternehmen
wachzurufen. In Folge eines ergangenen Aufrufes flossen ihm von vielen
Seiten so ausgiebige Beisteuern zu, dass schon im Herbste des Jahres, in
welchem die erste Hand ans Werk gelegt worden war, der Leitung des Vereins
für ihre Mühen die Genugtuung ward, am Geburtsfeste des Königs Wilhelm
erstmals 8 Waisen in seine Obhut nehmen zu können.
An den Aufbau einer, sämtliche Zöglinge in sich vereinigenden Anstalt
konnte selbstverständlich damals nicht gedacht werden; es wurden
dieselben vielmehr bei israelitischen Lehrern des Landes zur Verpflegung
und Erziehung untergebracht. So verstrichen die 10 ersten Jahre des
Vereins; der Eifer für die gute Sache erwärmte sich mehr und mehr, und
da durch die Behörde den Organen der Kirchengemeinden die Fürsorge für
die Waisensache und die Weckung allseitiger Teilnahme für dieselbe zur
Aufgabe gemacht worden war, hob sich, langsam zwar aber stetig, die
finanzielle Kraft des Vereins, und als das in der Geschichte Württembergs
unverwischlich denkwürdige Jahr 1840 erschien, wo das Volk seinem
Fürsten den Tribut innigster Liebe und Verehrung in allen Formen
darzubringen beeifert war, konnte der Ausschuss unter der Führung seines,
für diese Schöpfung unermüdlich tätigen Vorstandes Dr. Dreifuß, auch
seinerseits es wagen, durch die Schaffung eines Anstaltsgebäudes ein
Denkzeichen an jenes, Fürst wie Volk gleich hoch ehrende Jubelfest
aufzupflanzen. Es erging an die Israeliten Württembergs durch
öffentliches Ausschreiben ein Aufruf zur Förderung dieses ebenso
patriotischen als humanitären Vorhabens. Freudig boten sie reichliche
Beiträge und das Erträgnis dieser außerordentlichen Kollekte
ermögliche es, ein in freier, freundlicher Lage situiertes Haus nebst
Garten in Esslingen für diesen Zweck zu erwerben. Am 30. Oktober 1842
konnte der Freudentag der Einweihung dieser Anstalt, welche mit aller
höchster Ermächtigung sich mit dem Namen Wilhelmspflege schmücken
durfte, festlich begangen werden, und es fanden darin die damals auswärts
zerstreut untergebrachten Zöglinge, sowie fünf neu aufgenommene
gemeinsame Pflege und Erziehung. Im Jahre 1850, da körperliche Leiden an
den Vorstand Dr. Dreifuß herangetreten waren und berufliche Pflichten es
ihm verwehrten, der Anstalt sich fürder mit gewohnter Hingabe zu widmen,
drückte er zum aufrichtigen Leidwesen des Ausschusses den Wunsch aus,
einer Aufgabe, die er nicht mehr zu erfüllen vermöge, enthoben zu
werden. Die Führung der Geschäfte ging vorerst in provisorischer Weise
in die Hände des dermaligen Vorstandes, des Hofrats Dr. Adolf Levi von
Stuttgart über, und erst als Dr. Dreifuß am Anfang des Jahres 1853 aus
dem irdischen Dasein abberufen worden war, wurde Dr. Levi definitiv an die
Spitze des Institutes gestellt. Zum Hausvater an der Anstalt war bei
Errichtung derselben der bisherige Religionslehrer an der Gemeinde
Esslingen, Leopold Liebmann bestellt worden, der seine schwere und
bedeutungsvolle Aufgabe mit allem Ernst und mit reifem Verständnis
auffasste und in einer 30jährigen Tätigkeit sich ein unbestreitbares,
großes Verdienst |
um
die Anstalt und ihre Schützlinge erworben hat. Als ihm die Bürde des
vorgerückten Lebensalters das Bedürfnis nach Ruhe und Muße nahe legte,
schied Liebmann aus seinem Berufe, mit dem er verwachsen schien, begleitet
von der dankbaren Anerkennung seitens derer, die sein Wirken aus der Nähe
hatten beobachten dürfen. An seine Stelle trat in der Person des damals
in der Gemeinde Braunsbach angestellten Religionslehrers Leopold Stern aus
Oberdorf eine jugendliche Kraft, die von Anfang an die neue Aufgabe mit
warmem Eifer und sachkundiger Umsicht erfasste. 238 Kinder - 139 Knaben
und 99 Mädchen - ungerechnet eine größere Zahl von Köstlingen und
Fortbildungsschülerinnen, hat der Verein in dem ersten Halbjahrhundert
seines Bestehens in seine Fürsorge genommen, von welchen leider bereits
24 aus dem irdischen Dasein geschieden sind. In dankbarem Andenken
bewahren wir das warme hilfreiche Interesse, das der höchstselige König
Wilhelm für dieses Werk der Menschenrettung jederzeit betätigt hat. Ein
reiches Geschenk floss der Anstalt auch als höchstdessen
testamentarisches Vermächtnis zu und es war daran der ausdrückliche
Wunsch an den erhabenen Sohn geknüpft, es möchte auch unser in Ehrfurcht
geliebter König Karl fernerhin dem israelitischen Waisenhause warme
Unterstützung zukommen lassen. Seine Majestät, welche in Begleitung
höchst Ihrer Gemahlin die Anstalt im Oktober 1865 mit einem Besuche
gnädigst beehrten, haben die Erfüllung dieses väterlichen Wunsches
huldreich zugesagt und dieses Königliche Wort durch jährliche
wohltätige Zuwendungen an die Wilhelmspflege treulich einzulösen geruht.
Von den Königlichen Staatswaisenhäusern wird alljährlich für 3-4
Waisen das Kostgeld an die israelitische Waisenanstalt entrichtet. Im
Waisenhause erhalten auch die israelitischen Schulamtszöglinge gegen
billige Entschädigung Kost; ebenso die israelitischen Zöglinge der
Esslinger Taubstimmenanstalt. Im letzten Jahre wurde das Waisenhaus
erweitert, sodass es ca. 40 Zöglinge beherbergen kann. Das Resultat der
letzten Jahresabrechnung ergab wieder eine Vermögenszunahme von 4.200
Mark, sodass der Verein außer dem zu ca. 30.000 Mark taxierten Gebäude
jetzt ein Grundstocksvermögen von circa 200.000 Mark besitzt. Die
Ausgaben bei 32 Zöglingen betrugen 21.302 Mark, die Einnahmen inklusive
4.327 Mark Zinsen, 7.546 Mark Spenden und freiwillige Beiträge 29.824
Mark. Der jährlich Aufwand für einen Zögling betrug ca. 600 Mark. Die
Zahl der Stifter, für welche in der Anstalt der Jahrestag gehalten und Kadisch
gesagt wird, beträgt 294; dazu gehören auch die höchstseligen König
Wilhelm und Königin Pauline, sowie andere christliche Stifter, z.B. ein
evangelischer Dekan König von Brackenheim u.a. Möge es dem
unermüdlichen Vorstand Hofrat Levi, der sich bloß philanthropischen und
gemeinnützigen Arbeiten widmet, noch recht lange vergönnt sein, sich an
den Gedeihen der Anstalt freuen zu dürfen." |
51. Jahresbericht des Waisenhauses
"Wilhelmspflege" (1881)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember
1882; |
Zum Tod von Dr. Adolf Levi
(Februar 1883)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Februar
1883: |
Nach dem Tod von Hofrat Levi wird Vorstand des
Waisenvereins H. H. Goldschmidt (1883)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. April
1883: |
52. Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1883)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. November
1883: |
Beschreibung des Waisenhauses (1883)
Artikel
in der Zeitschrift "Jeschurun" (Alte Folge) vom Juni 1883 S. 380
(leicht abgekürzt zitiert): "Stuttgart, 10. Juni. Wenn ich am
Schlusse meines jüngsten Berichtes über das israelitische Waisenhaus 'Wilhelmspflege'
den Wunsch aussprach, es möge das Projekt einer Adolf-Levi-Stiftung im
Interesse der hilfslosen Kleinen eine recht wackere Unterstützung finden,
so kann ich heute diesen Wunsch nur noch aus vollerem Herzen wiederholen.
Wenn wir früher dem Waisenhause, wenn auch im Allgemeinen seinen humanen
Zweck nicht verkennend, doch etwas indifferent gegenüber gestanden haben,
und dazu mag der Vorstand desselben, respektive seine unjüdische
Anschauungsweise, die wir auch als auf das Waisenhaus übertragen dachten,
die Schuld gehabt haben, so bekennen wir heute mit Freuden, dass wir
anderer, besserer Ansicht geworden... Vor einigen Tagen nun holten wir das
Versäumte nach und besuchten das herrlich gelegene Industriestädtchen
Esslingen, das von hier in einer halben Stunde mit der Bahn zu erreichen
ist. Durch viele Kreuz- und Querstraßen, sowie durch schöne Anlagen wandernd,
an alten mittelalterlichen Türmen, die hinter ihren festen, unzerstörbar
scheinenden Mauern manches düstere, sicher auch Juden betreffende (in
Esslingen wurden 1348 die Juden in der Synagoge verbrannt) Geheimnis
bewahren dürften, vorbeikommen, gelangten wir endlich an das äußere
Ende des Städtchens, in gesündester Gegend gelegene Waisenhaus. Es ist
ein sehr schönes, zweistöckiges Gebäude, von einem großen Hofraum und
prächtig angelegten Garten umgrenzt. Wir reisten schon Morgens 6 1/2 Uhr
on hier ab und waren nicht wenig von der pünktlichsten Ordnung, die bereits
im ganzen Hause eingezogen war, überrascht und die trotz der frühen
Stunde, es war kurz nach 7 Uhr, als wir in das Waisenhaus eintragen, uns
ganz vergessen ließen, dass die ruhige Nacht erst vor so kurzer Zeit dem
geschäftigen Tage die Herrschaft abgetreten hatte. Alles lebte schon im
Hause! Es war gerade Ferienzeit. Die Knaben saßen schon im Speisesaal und
beschäftigten sich mit Laubsägearbeiten und dergleichen
Lieblingsbeschäftigungen der Knaben, die Mädchen halfen teilweise
fleißig kleine Geschäfte der 'großen Haushaltung' besorgen, andere
nähten, strickten, stickten, häkelten etc., überhaupt schien Alles von
einem guten Geiste getragen zu sein und die Kleinen nichts davon zu
vermissen, dass ihnen so früh die Liebe der Eltern entzogen ward. Nun
erschien die Hausmutter, Frau Stern, (Herr Lehrer Stern befand sich auf
einer Erholungsreise) und zeigte uns in zuvorkommendster Weise alle
Räumlichkeiten des Hauses. Überall erfreute uns die bis ins Kleinste
gehende Pünktlichkeit und Ordnung, überall sah man, dass hier eine
tüchtige Hausfrau waltet. die voll und ganz von ihrer hohen Aufgabe, die
Mutter vieler und noch dazu fremder Kinder zu sein, erfüllt ist und sich
ihrer Pflichten in bester Weise zu entledigen weiß, und überall macht
sich die weise, alles anordnende und kontrollierende Hand und das große,
komplizierte Hauswesen überschauende Auge des Hausvaters kund. Schluss
folgt." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Jeschurun" (Alte Folge) Juni 1883:
"Stuttgart, 10. Juni (1883) (Schluss). Die Räume sind alle höchst
praktisch eingerichtet, sehr gesund, einfach, aber geschmackvoll
ausgerüstet. Gleich im Parterre rechts befindet sich der große Speisesaal,
dessen Wände mit den Bildnissen des verstorbenen Königs Wilhelm und des
jetzt regierenden Königs Karl, welche dieser Anstalt stets ihr Wohlwollen
zugewendet haben, ferner das des Hofrats Adolf Levi und der Stifter der
Anstalt, Dr. Dreyfus von Stuttgart und Heß von Ellwangen, geschmückt
sind. In demselben Teile liegt die sehr große Küche mit den
'niedlichen' Töpfen. Links befindet sich der erst vor zwei Jahren neu
eingerichtete Betsaal, der mit seiner Einfachheit eine hohe
Ehrwürdigkeit verbindet. Hier wird unter Leitung des Herr Stern morgens
und abends Gottesdienst abgehalten, an Sabbat und Festtagen jedoch nehmen
die Zöglinge an dem Gottesdienste in der Gemeindesynagoge (sc. in
Esslingen Stadt) teil. In diesem Betsaale sind auch die Stiftertafeln
aufgehängt, sowie die Jahrzeittabelle. Im ersten und zweiten Stocke
befinden sich die Lehrzimmer, Schlafsäle, Krankenzimmer, Garderobe,
Badezimmer, Amtszimmer des Herr Stern, sowie des Letzteren Privatwohnung.
Zu unserm großen Bedauern hatten wir keine Gelegenheit, dem Unterrichte
beiwohnen zu können, da, wie schon erwähnt, unser Besuch in die
Ferienzeit fiel; doch hoffen wir, ein anderes Mal gelegener zu kommen. Die
Anstalt zählt augenblicklich 17 Knaben und 18 Mädchen, hat jedoch Raum
zur Aufnahme von 40 Zöglingen, welche Zahl, wie die Anmeldungen zeigen,
in den nächsten Tagen wieder erreicht sein wird. Wir schieden mit
vollster Befriedigung von dieser Stätte segensreichsten Wirkens und dem
wohltuenden Bewusstsein, dass die württembergische Judenheit doch
wenigstens Eines habe, das die Juden anderer Staaten sich zum Vorbilde
nehmen und nachahmen dürften!" |
53. Jahresbericht des Waisenhauses
"Wilhelmspflege" (1884)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Dezember
1884: |
54. Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1885)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. August 1885:"Aus Württemberg, 31. Juli (1885).
In dieser Woche erschien der 54. Jahresbericht der israelitischen
Waisenanstalt 'Wilhelmspflege in Esslingen pro 1. Juni 1884 bis 1. April
1885.' Dasselbe verlief wieder, zum Wohle des Vereins, in gleichmäßiger
Ruhe; der Gesundheitszustand der Pfleglinge ist ein recht befriedigender.
Die Anstalt erhielt an Stiftungen zum Grundstück 3.308 Mark, an
jährlichen Beiträgen 1.669 Mark, an Spenden 5.596 Mark, darunter 175
Mark von unserem König Karl. Die Gesamteinnahmen belaufen sich auf 29.147
Mark, die Ausgaben auf 17,.521 Mark. Das Grundstocksvermögen hat wieder
um 7.006 Mark zugenommen und beträgt jetzt ohne Gebäulichkeiten 235.666
Mark, worunter 20.263 Mark Vermögen der Fortbildungsschule und 8.032 Mark
der Adolf Levi-Stiftung enthalten sind. Die Anstalt beherbergt 39
Zöglingen. |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August
1885: |
Konferenz
der israelitischen Lehrer und Vorsänger Württembergs mit den Esslinger Lehrern
Liebmann und Stern (1885)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. August 1885: |
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Friseur
Sedelmaier (katholisch) vermacht dem Waisenhaus eine größere Spende (1885)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 24. November 1885: "Bonn, 15. November (Notizen). Man
schreibt uns aus Stuttgart 9. Nov. Der kürzlich hier verstorbene Friseur
Sedelmaier (Katholik) hat für das israelitische Waisenhaus Esslingen
ein Vermächtnis von Mark 1000 bestimmt." |
55. Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1886)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Juli
1888: "Esslingen, 1. Juli 1886. Das israelitische Waisenhaus
'Wilhelmspflege' hier veröffentlichte in dieser Woche seinen 55. Bericht
pro 1. April 1885-1886. Das Verwaltungsjahr bereitete der Verwaltung in
jeder Hinsicht Ursache zur Zufriedenheit. Der Gesundheitszustand war ein
normaler. Seine Majestät der König bedachte die Anstalt mit einer
namhaften Spende (175 Mark). Das Vermögen des Vereins hat sich durch
reichlich angefallene Stiftungen, darunter 1.000 Mark von einem Katholiken
in Stuttgart, durch Vermehrung der Jahresbeiträge (1.710 Mark), sowie
durch gesteigerten Eingang von unbestimmten Beiträgen (6.805 Mark)
namhaft erhöht (um 7.150 Mark) und beträgt jetzt ausschließlich des
Werts der Immobilien der Anstalt 242.816. Zur Vermehrung der Einnahmen
werden in den rituell geleiteten Gast- und Wirtshäusern Württembergs
Sammelbüchsen aufgestellt. Der Zöglingsstand, der bei Eintritt in das
Verwaltungsjahr auf 38 sich bezifferte, ging durch Austritt von 8 und
Eintritt von 9 Zöglingen auf 39 über. Die israelitischen Zöglinge des
Königlichen Schullehrerseminars, der Präparanden- und Taubstummenanstalt
haben die rituelle Beköstigung in der Anstalt, mit der auch eine
Fortbildungsanstalt für israelitische konfirmierte Töchter verbunden
ist. Vorstand der Anstalt ist H.M.H. Goldschmidt in Stuttgart und Leiter
derselben Oberlehrer L. Stern hier, zugleich Religionslehrer vom
Seminar". |
56.
Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1887)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Juli
1887: "Esslingen (Württemberg), 24. Juni (1887). Der 56.
Bericht über das hiesige israelitische Waisenhaus 'Wilhelmspflege' pro 1.
April 1886/87, welcher in dieser Woche veröffentlicht wurde, zeugt wieder
von der Teilnahme, welche dieses philanthropische Unternehmen seit seiner
Begründung treulich begleitet und gestützt hat. Die Anstalt wurde von
vielen Seiten, auch von Seiner Majestät unserem König mit reichlichen
Spenden bedacht, sodass der Kapitalgrundstock um 7.190 Mark gewachsen ist
und nunmehr exklusive Gebäude 250.000 Mark beträgt. Der Zöglingstand
hob sich von 39 im Vorjahr auf 40, welche von zwei Lehrern, Herrn
Oberlehrer Stern, zugleich Religionslehrer am Königlichen Schullehrerseminar
und Hilfslehrer Abt unterrichtet werden. Mit der Anstalt ist eine
Fortbildungsschule für konfirmierte Töchter verbunden. Die
israelitischen Seminaristen und Präparanden erhalten gegen mäßige
Vergütung Beköstigung im Waisenhaus. Im vergangenen Etatjahr
vereinnahmte die Anstalt Zinsen 9.989 Mark, Stiftungen zum Grundstock
2.971 Mark, Beitrag vom Königlichen Staatswaisenhaus 234 Mark, jährliche
Beiträge 1.719 Mark, Spenden 7.785 Mark. Vorstand der Anstalt ist Herr M.
H. Goldschmidt in Stuttgart. Möge die Anstalt auch fernerhin
Unterstützung und Würdigung finden!" |
Statistik jüdischer Schüler in Württemberg,
darunter zum Waisenhaus und zum Lehrerseminar (1887)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Oktober 1887:
"Aus Württemberg, 18. Oktober (1887). Nach der Statistik des
Unterrichts- und Erziehungswesens im Königreich beträgt die Zahl der
israelitischen Volksschulen unter Aufsicht der evangelischen
Oberschulbehörde 17, unter der katholischen Oberschulbehörde 10, die
Zahl der Religionsschulen unter Aufsicht der israelitischen
Oberkirchenbehörde 20. In den 27 Volksschulen werden 337 Knaben und 620
Mädchen unterrichtet, im israelitischen Waisenhause 40 Kinder, zusammen
897 Volksschüler. Im Königlichen Schullehrerseminar befinden sich 2 und
in der Präparandenanstalt Esslingen 3 israelitische Zöglinge. Besetzt
wurden in den letzten Monaten die Schulstellen in Edelfingen
durch Lehrer Kahn und die in Laupheim
durch Lehrer Herzmann in Sontheim, zur
Bewerbung ausgeschrieben ist die Schulstelle in Baisingen.
Die höheren Mädchenschulen werden von 353 israelitischen Schülerinnen
besucht; die Taubstummenanstalten zählen 4 jüdische Zöglinge." |
57. Jahresbericht des
Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1888)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. August 1888: "Esslingen, 10. Juni (1888).
Nach dem soeben erschienen 57. Jahresberichte hat sich die Schule des
israelitischen Waisenhauses 'Wilhelmspflege' wiederum als den
Bedürfnissen der Zöglinge entsprechend bewährt, wovon die Prüfung
einen erfreulichen Beweis lieferte, ebenso darf der Gesundheitszustand als
günstig bezeichnet werden, indem das Haus von Krankheiten verschont
blieb. Das Geburtsfest des Königs wurde festlich begangen, ebenso für
den verstorbenen Kaiser Wilhelm ein erhebender Trauergottesdienst
abgehalten. Aus der Anstalt wurden nach vollzogener Konfirmation
entlassen: 4 Knaben, welche Lehrstellen annahmen, und 5 Mädchen, welche
teils ins Elternhaus zurückkehrten, teils in Dienst traten. Neu
aufgenommen wurden 7 Kinder, sodass am Schluss des Jahres die Anstalt 36
Zöglinge beherbergte. Die probeweise Verköstigung von Lehrlingen gegen
Entgelt hat sich nicht bewährt. Der Ausschuss hat sein ältestes Mitglied
Adolf Haymann durch den Tod verloren. Die Gesamteinnahmen betrugen 35.905
Mark, hiervon kommen auf Kassenbestand vom vorigen Jahre 2523 Mark, auf
den Grundstock 6552 Mark, auf Laufendes 24881 Mark, auf Fortbildungsschule
1255 Mark, auf Hofrat Adam Levi-Stiftung 694 Mark. Die Gesamtausgaben
betrugen 32.272 Mark, sodass ein Kassenbestand von 3.633 Mark verbleib.
Das Vereinsvermögen beziffert sich auf 258,966 Mark und hat gegen das Vorjahr
ca. 8.959 zugenommen. Der Anteil des Fonds für die Fortbildungsschule
beträgt 21.273 Mark, für die Adolf Levi-Stiftung 10.146
Mark." |
Statistik jüdischer Schüler in Württemberg,
darunter zum Waisenhaus und zum Lehrerseminar (1888)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1888:
"Aus Württemberg, im Oktober (1888). Nach der neuesten Statistik des
württembergischen Schulwesens sind unter den 3.477 Schülerinnen der
höhern Mädchenschulen 340 israelitische, also fast 10 %, während die
jüdische bloß 0,6 % der Gesamtbevölkerung beträgt. Der evangelischen
Oberschulbehörde unterstehen 17 israelitische Schulstellen mit 477
Schülern, der katholischen Oberschulbehörde 10 israelitische Schulstelle
mit 450 Schülern und der israelitischen Oberkirchenbehörde 24
Religionslehrerstellen, wovon 18 mit Ausländern besetzt sind. Das
israelitische Waisenhaus in Esslingen beherbergt 40 Zöglinge; 4
israelitische Waisen sind Pfleglinge der Königlichen Staatswaisenhäuser.
Im Königlichen Schullehrerseminar in Esslingen sind 6 israelitische
Seminaristen, in der Präparandenanstalt 2 Zöglinge. Den Taubstummenanstalten gehören 5 Zöglinge jüdische Konfession an." |
58.
Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1889)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. Juli 1889: "Stuttgart, 9. Juli (1889). Der
Vorstand des israelitischen Waisenhauses 'Wilhelmspflege' in Esslingen,
Herr M. H. Goldschmidt von hier, veröffentlichte in dieser Woche den 58.
Jahresbericht pro 1. April 1888/89. Die Anstalt hatte sich auch heuer der
vielseitigen Unterstützung zu erfreuen, auch von Seiten des Königlichen
Hauses und der Staatsregierung; zum Andenken an das Regierungsjubiläum
Seiner Majestät des Königs Karl wurde in der Anstalt eine Gedenktafel
angebracht. In der Anstalt sind 36 Zöglinge, welche in zwei Klassen durch
die Herren Oberlehrer Stern und Lehrer Abt unterrichtet werden. Die
Anstalt erhielt an Legaten 3.313 Mark, an Zinsen 10.550 Mark, Beitrag vom
Königlichen Staatswaisenhaus 379 Mark, an jährlichen Beiträgen 1686
Mark, an Spenden 9868 Mark, sodass sich das Vereinsvermögen um 7541 Mark
vergrößerte und jetzt 268.807 Mark beträgt. In der Anstalt erhalten
auch die jüdischen Zöglinge des Lehrerseminars und der
Präparandenanstalt in Esslingen Beköstigung." |
Salomon Hirsch aus Hohebach
- Schüler des Waisenhauses "Wilhelmspflege" in Esslingen - wird Botschafter der
Vereinigten Staaten in Istanbul (damals noch: Konstantinopel, 1889)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. Juni 1889: "New York, im Mai (1889). Wir haben
schon berichtet, dass von der nordamerikanischen Union wiederum ein
Glaubensgenosse, Herr Salomon Hirsch, zu ihrem Gesandten in Konstantinopel
erwählt worden ist. Über dessen Persönlichkeit wird
geschrieben:
Der von dem Präsidenten Harrison zum Gesandten der Vereinigten Staaten
von Amerika in Konstantinopel ernannte Herr Salomon Hirsch ist ein
geborener Württemberger. Derselbe, von armen jüdischen Eltern stammend,
kam als 15-jähriger Knabe nach Amerika und steht jetzt im 51.
Lebensjahre. Er erwarb sich unter großen Mühen und Entbehrungen ein
bedeutendes Vermögen und wurde 1864 Mitinhaber des Großhandlungshauses
Fleischner, Meyer & Co. in Portland-Oregon. Er wurde wiederholt in der
Staats-Senat gewählt, dessen Präsident er auch einmal war. Nähere
Nachforschungen dahier haben ergeben, dass Herr Salomon Hirsch aus
Hohebach im Hohenlohischen (Württemberg) stammt und seine Erziehung in
der Israelitischen Waisenanstalt in Esslingen genossen hat, aus welcher er
im Jahre 1854 austrat, um in Amerika sein Glück zu versuchen.
Man erinnere sich, dass die Union nichts von einem diplomatischen Stande
mit fachgemäßer Vorbereitung, von diplomatischen Künsten und Listen
hält, sondern ihre Gesandten aus der Mitte der Bürger, die ihr dazu
würdig und befähigt erscheinen, wählt, auch wenn sie bislang der
diplomatischen Karriere nicht angehörten. Sie vermag dies, weil ihre
Interessen mit den europäischen Verwicklungen wenig zu schaffen haben und
ihre Diplomatie deshalb nur immer gerade aus auf ihr Ziel geht und ihre
Motive stets klar liegen." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. Juli 1889: "Konstantinopel, 21. Juni (1889). Herr
Salomon Hirsch, der kürzlich als Vertreter der Vereinigten Staaten beim
Sultan ernannte Gesandte, wird morgen mit dem Orientzug hier eintreffen.
Sein Vorgänger, Herr Strauß, (bisheriger Gesandter, ebenfalls Israelit)
der am Montag das Goldene Horn zu verlassen gedenkt, ist bereits vom
Sultan in Abschiedsaudienz empfangen worden. Bei dieser Gelegenheit hat
ihm der Großherr T. L. 200 für die Verunglückten in Pennsylvanien
überreicht.
(Bekanntlich findet bei dem Regierungsantritt eines neuen Präsidenten der
nordamerikanischen Vereinigten Staaten ein wechsel der Personen in der
diplomatischen Vertretung statt. Deshalb geht Herr Strauß nach Amerika
zurück und Herr Hirsch tritt an seine Stelle.)" |
Ausschreibung der Aufseher- und Hilfslehrerstelle (1891)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1891: "Zu besetzen
Anfang August dieses Jahres die Aufseher (Hilfserzieher-) und
Hilfslehrerstelle an der israelitischen Waisenanstalt Wilhelmspflege zu
Esslingen. Anhangsgehalt neben freier Station (einschließlich Wäsche)
660 Mark jährlich; von Halbjahr zu Halbjahr je 30 Mark Gehaltserhöhung.
Durch Zeugnisse unterstützte Bewerbungen mit Darstellung des Lebens- und
Bildungsganges sind innerhalb 14 Tagen einzureichen an die Verwaltung der
israelitischen Waisenanstalt Wilhelmspflege zu Esslingen am Neckar." |
61. Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege"
(1892)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Juli
1892: |
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 29. Juli 1892: "Stuttgart, 22. Juli (1892). Anlässlich
der Überreichung des Jahresberichts hat Ihre Majestät die Königin
Charlotte der israelitischen Waisenanstalt in Esslingen eine huldvolle
Gabe zugewendet." |
62. Jahresbericht des Waisenhauses
"Wilhelmspflege" (1893)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Juni
1893: |
Zum Tod von Waisenhausvater Leopold Liebmann
(1893)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
13. November 1893: |
63.
Jahresbericht des Waisenhauses "WIlhelmspflege" (1894)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. Juli 1894: "Das israelitische Waisenhaus 'Wilhelmspflege'
in Esslingen hatte sich auch, wie aus dem in dieser Woche
veröffentlichten 63. Jahresbericht ersichtlich, im verflossenen Jahre der
Unterstützung der Israeliten Württembergs zu erfreuen. Dasselbe
vereinnahmte an Stiftungen und Legaten 4176 Mark, an Zinsen 13.364 Mark,
an Beiträgen und Spenden 8.657 Mark. Das Vermögen der Anstalt beträgt
jetzt 342.654 Mark, inklusive des Vermögens der Fortbildungsschule mit
21.885 Mark und der Adolf-Levi-Stiftung mit 10.572 Mark. Die Zahl der
Zöglinge stieg von 26 auf 39." |
Spende des Baron Moritz Hirsch (1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1896: |
Zum Tod von Waisenhausvater Leopold Stern (1899)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1899: "Esslingen
(Württemberg), 18. Juni. Ein Leichenzug, wie ihn die Stadt Esslingen noch
selten gesehen, bewegte sich heute durch unsere Straßen. Es wurde die
irdische Hülle des überall hochgeschätzten und sehr beliebten
Oberlehrers und Waisenvaters Leopold Stern, gebürtig aus Oberdorf bei
Bopfingen, welcher plötzlich in Folge eines Herzschlags, im Alter von 54
Jahren gestorben, zu Grabe getragen. Das große Ehrengeleite, welches dem
überaus gewissenhaften und pflichttreuen tüchtigen Beamten von seinen
vorgesetzten Behörden, seinen vielen israelitischen und christlichen
Kollegen, früheren Schülern, Freunden und Bekannten von Nah und Fern
gegeben wurde, lieferte den schönsten Beweis, in welch hoher Achtung der
sanft Entschlafene gestanden. Dem imposanten Leichenzug schlossen sich
außer den städtischen Beamten auch das Rektorat des Königlichen
Schullehrerseminars und der Präparandenanstalt Esslingen nebst den Herrn
Lehrern, Seminaristen und Präparanden an. Die hohe Königliche
Israelitische Oberkirchenbehörde war durch ihr theologisches Mitglied
Seiner Ehrwürden Herrn Kirchenrat Dr. Kroner vertreten. In tiefster
Trauer versunken, folgten die Waisenkinder der Wilhelmspflege hinter dem
Sarge, denen der Verblichene ein zweiter Vater gewesen. Die erhebende
Leichenrede hielt Herr Bezirksrabbiner Dr. Stößel - Stuttgart. Unter
Zugrundlegung des Bibelsatzes 'wohl dem Manne, der Weisheit gefunden',
schilderte der tüchtige Redner den sanft Entschlafenen als einen Mann von
gediegenem Wissen, edlem und segensreichen Wirken und Schaffen in und
außerhalb seines verantwortungsvollen Berufes, als einen liebevollen und
zärtlichen Gatten und guten Vater, als einen Mann biederen, festen und
edlen Charakters. Herr Kirchenrat Dr. Kroner, Stuttgart, sprach im Namen
der Königlichen Israelitischen Oberkirchenbehörde dem viel zu früh
dahingeschiedenen Meister der Schule für seine großen Verdienste, welche
sich der Verblichene auf dem Gebiete der Pädagogik, speziell auf dem
Gebiete des Religionsunterrichts erworben, in wahren Perlen der Rhetorik
seinen wärmsten Dank aus. Im Rahmen der Wilhelmspflege Esslingen zollte
deren Vorstand, Herr M. H. Goldschmidt - Stuttgart, dem treuen Waisenvater
für seine 26jährige aufopfernde Tätigkeit wohlverdiente Worte des
Dankes und der vollen Anerkennung. Herr Seminarrektor Gundert - Esslingen,
dankte dem verewigten Oberlehrer Stern für seinen segensreichen
Unterricht, welchen er in den religiösen Fächern den israelitischen Seminaristen
und Präparanden zuteil werden ließ. Im Namen des Volksschullehrervereins
sprach Lehrer Wagner, Esslingen, im Namen des israelitischen
Lehrervereins, dessen Vorstand der Verewigte eine lange Reihe von Jahren
war, Lehrer Schmal - Ludwigsburg und im Namen seiner Promotion Lehrer
Hähnlein - Schwäbisch Hall." |
1899/1900:
kurzzeitig unter Max Eichberg
Anmerkung: Max Eichberg ist am 20. Juli 1865 geboren als Sohn von Ruben
Eichberg und der Friederike geb. Kaumheimer. Er war seit 18. Juli 1890 (in
Bruchsal) verheiratet mit Johanna geb. Mayer, eine am 30. Oktober 1865 geborene
Tochter des Lehrers Leopold Mayer und der Rosa geb. Weil. Vor Esslingen war Max
Eichberg Lehrer in Sontheim, wo die folgenden Kinder geboren sind: Rudolf (geb.
3. Juni 1891, gest. 3. August 1891), Friedrich (geb. 25. April 1893), Leo (geb.
30. April 1894), Rosa (geb. 12. Juli 1895, gest. 24. Juni 1896),
frühverstorbenes Kind (geb. 26. Juni 1896, gest. 29. Juni 1896), Julia (geb. 6.
Dezember 1897, gest. 15. Juli 1898). (Angaben nach Familienregister Sontheim J
386 Bü 526 Bild 38).
69. Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege"
(1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1900: |
69.
Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli
1900: |
70.
Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juli 1901: "Esslingen.
Das israelitische Waisenhaus 'Wilhelmspflege' hier veröffentlicht
gegenwärtig seinen seinen 70. Jahresbericht pro 1. April 1900-1901. Der
Personenwechsel an der Anstalt war im Berichtsjahre ein besonders großer.
Ihre Königlichen Majestäten unser Königspaar haben auch diesmal der
Anstalt ihr Wohlwollen erhalten und sie mit Beiträgen unterstützt. Die
Zahl der Zöglinge betrug bloß 21. Verausgabt wurden für dieselben:
Besoldungen Mark 4.479,71, für Lebensmittel (Nach Abzug der Kostgelder)
Mark 4.830, für Kleider und Weißzeug Mark 1.094,47, für
Brennmaterialien 641,71 Mark, für Arzneikosten Mark 306, für Beleuchtung
309 Mark, für Schulbedürfnisse Mark 181,78, für Hausgeräte Mark 591,
Waschlöhne Mark 461. Vereinnahmt wurden an Zinsen Mark 16.590, Stiftungen
und Legate Mark 3.870, Spenden Mark 7.920,83. Das Vermögen ist auf Mark
487.024 angewachsen. Vorstand des Vereins ist Herr M.H. Goldschmidt,
Oberkirchenvorsteher in Stuttgart." |
Seit 1901:
unter Theodor Rothschild
71. Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juli 1902: "Aus
Württemberg, 2. Juli (1902). Der 71. Bericht der israelitischen
Waisenanstalt 'Wilhelmspflege' in Esslingen pro 1. April 1901-1902 ist
wieder ein recht befriedigender und verzeichnet einen gleichmäßigen Gang
in Haus und Schule. Der Unterricht erfuhr im Zeichnen und Handfertigkeit
beachtenswerte Verbesserungen. Die Zahl der Zöglinge beträgt zwanzig.
Vereinnahmt wurden an Legaten 4637 Mark, Zinsen 13.615 Mark, Spenden und
Beiträge 7910 Mark. Ihre Majestät die Königin hat dem Sparhafen der
Kinder 40 Mark gespendet. Verausgabt wurden für Lebensmittel 5906 Mark,
Besoldungen 3961 Mark, Baukosten 1361 Mark, im ganzen ca. 20.000 Mark,
wovon wieder Kostgeldansätze angehen. Das Vermögen ist auf 426.628 Mark
angewachsen. An der Anstalt wirken der Hausvater Lehrer Rothschild und
Hilfslehrer Adelsheimer." |
72.
Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1903)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juli 1903: "Esslingen,
2. Juli (1903). Der 72. Jahresbericht des israelitischen Waisenhauses
'Wilhelmspflege' gibt recht günstige Mitteilungen über diese Anstalt,
die jetzt ein Vermögen von 440.000 Mark hat. Die Einnahmen betrugen an
Zinsen 15.027 Mark, an Spenden 9993 Mark, Legaten 3780 Mark; die
Gesamtausgaben 19.811 Mark. Die Zahl der Zöglinge beträgt 21, sowie 3 Fortbildungsschülerinnen.
An der Anstalt wirken zwei Lehrer und eine Aufseherin. Dem Sparhafen der
Kinder hat auch heuer wieder Ihre Majestät die Königin eine huldvolle
Gabe zugewendet." |
73.
Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1904: "Esslingen,
7. Juni (1904). Die israelitische Waisenanstalt hierselbst vereinnahmte
nach dem in dieser Woche veröffentlichten 73. Jahresbericht an Stiftungen
7017 Mark und verausgabte nach Abzug von 950 Mark Kostgeldersätzen 13.385
Mark. Die Zahl der Zöglinge beträgt nur 18, welche von 2 Lehrern und 1
Aufseherin unterricht werden." |
74. Jahresbericht des Waisenhauses
"Wilhelmspflege" (1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. September
1905: |
Generalversammlung des Vereins Wilhelmspflege am
26. Mai 1907
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1907:
"Stuttgart, 5. Juni (1907). Am 26. Mai fand in Stuttgart die
Generalversammlung des Vereins 'Wilhelmspflege' (Israelitische
Waisenanstalt) statt. Der bisherige Vorstand Oberkirchenvorsteher M.H.
Goldschmidt legte in Folge Alters sein Amt nieder. An dessen Stelle wurde
Herr Landgerichtsrat Stern gewählt. An Stelle des ebenfalls austretenden
Kassiers Herrn B. Edenfeld wurde Herr Louis H. Wormser gewählt. Herr
Fritz M. Kahn und Louis Hirsch wurden wieder, Herr Heinrich Löwenthal neu
gewählt. Ferner wurde eine Änderung der Statuten dahin beschlossen, dass
der Ausschuss von 6 Mitgliedern, die außerhalb Stuttgart wohnen müssen,
verstärkt wird. Die Anstalt wirkte in hergebracht guter Weise weiter, die
Zahl der Zöglinge betrug 33, darunter drei Waisenkinder aus den
Pogrom-Gegenden Russlands. Aus dem Kassenbericht ist hervorzuheben: Zinsen
aus Kapitalien betrugen 17.063 Mark, Spenden 7.412 Mark, die laufenden
Verwaltungs- und Haushaltungsausgaben 23.164 Mark." |
Übersicht über die 10 wichtigsten jüdischen
Waisenhäuser in Deutschland (1907)
Aus einem längeren Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 18. Januar 1907: "Zum Schluss fügen wir eine
Tabelle bei, die zeigt, in wie reichlichem Maße jüdische Waisenhäuser
bedacht sind, für deren Zöglinge Anstaltserziehung nicht einmal so
unbedingt notwendig ist wie für unsere 'Waisen der Natur'. Gibt doch die
Stadt Berlin eine Unmenge von Waisenkindern aus pädagogischen Gründen
hinaus aufs Land und in kleine Städte, nicht in Anstalten. Es wäre
wünschenswert, wenn jede der von uns geforderten heilpädagogischen
Anstalten, die schon bestehende Taubstimmenanstalt in Weißensee
eingeschlossen, über solche Kapitalien zu verfügen hätte wie folgende
Waisenhäuser, die nach einer von Tannwald - Hamburg neulich
veröffentlichten Tabelle in etwas anderer Reihenfolge zusammengestellte
sind. Unsere Tabelle ordnet nämlich die Anstalt mit mehr als 100.000 Mark
Vermögen nach der Größe ihrer Fonds. Bei den meisten Berliner
Instituten ist es uns möglich gewesen, neben den Rubriken Zahl der
Zöglinge, Vermögen, Etat, noch die im Vergleich zum Etat oft auffallende
geringen jährlichen Verpflegungskosten anzugeben. Außerdem sind die
entsprechenden Angaben über die Taubstimmenanstalt in Weißensee, die in
der Tannwaldschen Tabelle nicht aufgeführt wird, zum Vergleiche hinzugefügt
und das Vakuum: Blindenanstalt, Idiotenanstalt, angedeutet.
Zur Tabelle links: Das "Israelitische Waisenhaus 'Wilhelmspflege'
e.V. nimmt Platz 10 ein mit 22 Zöglingen, einem Vermögen von 455.575
Mark und einem Etat von 15.117 Mark. |
Jahresbericht
des Waisenhauses "Wilhelmspflege" (1910)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Juli
1910: |
Verkauf des alten Waisenhauses an die Stadt (1911)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juli
1911: |
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. August 1911: "Das israelitische Waisenhaus in Esslingen
ist um den Preis von 50.000 Mark in den Besitz der Stadt übergegangen.
Dafür hat die letztere einen Bauplatz in der Nähe der Burg abgetreten.
Der Waisenhausneubau soll spätestens am 1. Januar 1914 bezogen
sein." |
Leserbrief zu den Veränderungen 1911 - Überlegungen, ob das Waisenhaus besser
von Esslingen nach Stuttgart verlegt werden sollte
Artikel
(Leserbrief) in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April
1911: "Sprechsaal. Geehrte Redaktion! Neben der Frage der Kirchen-
und Verfassungsrevision der Israelitischen Religionsgemeinschaft
Württembergs beschäftigt derzeit noch eine andere, allerdings minder
wichtige Angelegenheit die Gemüter. Das Gebäude, in welchem sich das
Israelitische Waisenhaus 'Wilhelmspflege' in Esslingen befindet, wird von
der Stadtverwaltung angekauft werden, um städtischen Zwecken zu dienen.
Der Anstalt ist nun seitens der Stadt ein anderer Platz zur Erbauung eines
Anstaltsgebäudes gegen gute Bezahlung angeboten worden. Es wirft sich nun
bei dieser Gelegenheit die Frage auf, ob es überhaupt angebracht sei, die
Anstalt in Esslingen zu belassen oder vielleicht nach der Hauptstadt, wo
doch die größte Israelitengemeinde sich befindet, zu verlegen. Für
Esslingen spräche der Umstand, dass die Anstalt bis daher dort sich
befindet und auch prosperiert hat, gerner dass dort sowohl der Neubau als
auch die Lebenshaltung billiger ist als in Stuttgart. Auf der anderen
Seite erheben sich aber auch ganz gewichtige Bedenken gegen die Belassung
in Esslingen, Bedenken, welche durch Ersparnisse nicht aufgewogen werden.
Zunächst ist der projektierte Platz etwas entlegen, auf der höchsten
Stelle der Panoramastraße, hinter der Burg, sodass sie ganz isoliert von
allem jüdischen Verkehre bleiben wird. Denn um zu ihr vom Bahnhofe und
von der Stadt aus zu gelangen, muss man eine ziemlich steil ansteigende
Straße hinaufgehen, was für Leute, welche nicht ganz gesunder Organe und
kräftiger Füße sich erfreuen, außerordentlich schwer fallen würde.
Für Besucher Stuttgarts und insbesondere für die Vorstandsmitglieder,
welche sich doch von Zeit zu Zeit in den Betrieb der Anstalt einen
Einblick zu verschaffen die Pflicht haben, wäre ihr Amt außerordentlich
erschwert. Denn für den Ganz vom Bahnhofe bis dort hinauf hätten sie
mindestens 3/4 Stunden zu rechnen, durch Benützung eines Fuhrwerkes
würden sie anbetracht der Steigung nicht viel Zeit sparen. In Stuttgart
hätte aber, wenn die Anstalt auch an die Peripherie der Stadt zu stehen
käme, die Aufsicht fast gar keine Mühe. Die Straßenbahn führte ja ganz
in die Nähe der Anstalt. Es könnte darum die Anstalt leichter und
häufiger besichtigt und überwacht werden, insbesondere auch von Damen,
die vom Vorstande darum ersucht werden. Aber noch eine viel wichtigere
Erwägung spricht für Stuttgart. Wir treten der Israelitischen Gemeinde
in Esslingen nicht zu nahe, wenn wir behaupten, dass das jüdische Leben
und Regen in ihr gleich Null ist, dass von jüdischem Geiste blutwenig in
ihr pulsiert und dass sie, die nur eine Kleingemeinde ist, deren Glieder
aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands und des Auslandes stammen
und zum Teil noch fluktuieren, kein Milieu für eine jüdische Anstalt
bildet. Da ist Stuttgart doch ein ganz anderer Boden. Es pulsiert
jüdisches Leben, und jüdischer Geist ist dort zu finden. Jedenfalls sind
die maßgebenden Männer konservativ gerichtet und wohl unterrichtet über
die Forderungen des praktischen Judentums und zugänglich den Ansprüchen,
welche im Namen des Judentums an das Getriebe und an die Einrichtungen
einer jüdischen Waisenanstalt gestellt werden müssen. Immerhin werden
konservative Elemente die Anstalt sehen und von ihr hören und sich bei
den Herren vom Vorstande Gehör verschaffen können. Das alles fällt weg
in einer Stadt, die nur ganz wenig Juden hat und gar, wenn die Anstalt auf
einem Platze steht, der ganz entfernt und unzugänglich von der Stadt ist.
Auch ist zu hoffen, dass der zu einer Renaissance des Judentums führende
Zug in Stuttgart sich ganz andern geltend macht als in der oben
beschriebenen Kleingemeinde Esslingen, die sich nur kümmerlich
durchfristet. Was nun den größeren Betrag der Kosten betrifft, so ist
darauf zu verweisen, dass für eine Anstalt in der Hauptstadt das
Interesse, und zwar gerade das gebende und spendende Interesse sowohl der
Hauptstadt als auch des platten Landes, bedeutend größer ist als in
einer Mittelstadt, welche von Juden fast gar nicht besucht ist. Es ist
auch noch weiter zu bedenken, dass der Gottesdienst in der Anstalt -
dieselbe muss statutengemäß wegen der zahlreichen Jahrzeitstiftungen
solchen täglich abhalten - auf der Höhe von Esslingen fast nie die
nötige Anzahl erwachsener Herrn (Minjan) finden wird; in Stuttgart aber,
wo auch an der Peripherie Israeliten sich ansiedeln, ist es ein leichtes,
sich die notwendeigen Minjanleute zu geschaffen. Ja, es wird sogar das
Waisenhaus sich den Dank der hauptstädtischen Israeliten erwerben,
wenn es an der Peripherie der Stadt Gelegenheit zum Besuche täglichen
Gottesdienstes in seinem Betlokale bietet. Auch haben die Zöglinge in
Stuttgart besser Gelegenheit, Juden und Judentum kennen zu lernen als in
Esslingen. Mögen diese Erwägungen, welche ein Freunde der Anstalt
ausspricht, geeignete Ihren finden. Ein Konservativer vom Lande." |
Architektenwettbewerb
für den Neubau der "Wilhelmspflege" (1912)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. Januar 1912: |
Hinweis
für Schulbücher, die von Theodor Rothschild mitverfasst wurden (1913)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. April 1913: "Büchereinlauf. Besprechung der
Bücher vorbehalten. Zurücksendung der Bücher findet in keinem Falle
statt.
Ausgewählte Stücke der hebräischen Bibel von M. Abraham und Th.
Rothschild. Zweiter Tei: Propheten und Schriften. Ausgabe A. Text und
Wörterbuch. Frankfurt am Main. Verlag von J. Kauffmann. 1012. Ausgabe A:
Text und Wörterbuch Preis 3 Mark, Wörterbuch allein 1.40 Mark.
Wörterbuch zu ausgewählten Stücken der hebräischen Bibel nebst
grammatischen Tabellen und alphabetischem Wörterverzeichnis von M.
Abraham und Th. Rothschild. Frankfurt am Main. Verlag von J. Kauffmann.
1912." |
Das neue Waisenhaus
in Esslingen ist im Bau (1913)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29.
August 1913: "Esslingen, 22. August (1913). Hinter der
mittelalterlichen Burg, auf der Höhe hinter Esslingen, entsteht ein Haus
milder Fürsorgetätigkeit. Unser Zeitalter ist ja nicht arm an solchen
Taten der Wohltätigkeit, und diesmal ist es die israelitische
Waisenanstalt Wilhelmspflege, welche die Initiative verkörpert. Das Haus
ist im Äußeren sozusagen fertig und stellt sich, von der Hochebene
hinter der Burg gesehen, als ein weiträumig entwickeltes,
barockdurchströmtes Bauwesen dar. Die Grundfläche des Hauses steigt dann
wieder etwas an, um die Höhe zu gewinnen, die einen köstlichen Rundblick
ins Schwabenland bietet. Dies Panorama lässt sich nicht in diese knappen
Zeilen fassen, es ist ein inneres Erlebnis, das sich am nachhaltigsten von
selbst mitteilt. Dagegen seien dem Haus selbst einige erklärende Zeilen
gewidmet. Das Grundstück liegt an der Panoramastraße. Die hochgelegene Nordwestecke
des Grundstücke ist für das Haus gewonnen, um für die davor liegenden
Gärten die Vollkraft der Sonne zu erhalten, auch wohl um den Blick aus
den Haupträumen des Hauses auf eigenen Grund und Boden richten zu
können. So schaut denn nur die schmale Fassade an der Panoramastraße in
'Fremdland', die anderen Räume sind vom buntgestickten Kranz der eigenen
Gärten umgeben. Die nach Norden gerichteten Gänge liegen wiederum am Wirtschaftshof.
Der Südostwinkel der Fläche ist in Schulhof, Ziergarten, Küchengarten,
Baum- und Kindergarten abgeteilt. Schon das reiche Naturkleid der Gärten
erweckt die volle Sympathie mit dem ganzen Baugedanken, ganz bedeutend
vergrößert aber durch die Aufnahme des Hauses selbst, das, ein Werk der
Architekten Bloch und Guggenheimer, Stuttgart, ein ausgereifter Beispiel
für derartige Anlagen zu werden verspricht. Die Mitte der oberen Hälfte
des Grundstücks ungefähr ist durch den eigentlichem Hauptbau
ausgedrückt. Er ist mit der Längsachse gegen das Tal gerichtet und von
dort aus auch zu sehen. Dieser Bau enthält auch die Haupträume des
Hauses, während der westlich anschließende Flügel mit dem an der Panoramastraße
liegenden Kopfflügel die eigentlichen Schulräume enthält. Die äußeren
Flächen sind schlicht, einige Ausbauten sind die Belebungsmittel, welche
dann die allmächtige Gewalt der Dachflächen überstrahlt. Auch hier
gehört dem Hauptbau das Hauptgewicht, es ist eine ansehnliche
Dachfläche, die steil über den Hauswänden aufsteigt." |
Das neue Gebäude der "Wilhelmspflege"
wurde zu Kriegsbeginn
aufgeteilt in Waisenheim und ein Lazarett (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. September 1914: "Esslingen, 28. August
(1914). Die israelitische Waisen- und Erziehungsanstalt
'Wilhelmspflege', die im vorigen Jahre neu errichtet wurde, kann
zufolge ihrer Anlage durch Einziehen von Mauern in zwei selbständige,
völlig voneinander getrennte Gebäude abgeteilt werden. Der Ausschuss der
Anstalt hat diese Abscheidung durchgeführt, die Zöglinge auf die Hälfte
des in normalen Zeiten zur Verfügung stehenden Raumes zusammengedrängt
und die andere, auf diese Weise frei gewordene Hälfte des Anwesens, in
welcher etwa 100 Betten Aufstellung finden können, am 3. August, der Königin
für Lazarettzwecke angeboten. Ihre Majestät haben dieses Anerbieten
am gleichen Tage angenommen und die Besichtigung des Anwesens für die
nächste Zeit in Aussicht gestellt."
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Das
Israelitische Waisenhaus in Esslingen erhält als "notleidende
Anstalt" eine außerordentliche Beihilfe von der Jüdischen
Welthilfskonferenz (1922)
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Dezember 1922,
Heft 3-4: "Wirtschaftliche Fürsorge. Die 16 Millionen, die
der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden vom
Reichsarbeitsministerium aus der im Nachtrag zum Haushaltsetat für 1922
genehmigten Milliarde überwiesen wurden, um den notleidenden Anstalten
außerordentliche Beihilfe zu gewähren, wurden gemeinsam mit der
ersten Rate (5 Millionen) der von der Jüdischen Welthilfskonferenz
gewährten Spende zur Unterstützung notleidender Einrichtung in
Deutschland an 119 Anstalten (siehe nachstehende Aufstockung) verteilt.
Die Verteilung an die der Gesundheitsfürsorge dienenden Einrichtungen
erfolgte gemeinsam mit dem Bund jüdischer Kranken- und Pflegeanstalten
Deutschlands, der an der Einleitung der Hilfsaktion beim Reich in starkem
Maße beteiligt war (siehe Nachrichtendienst Nr. 2). Anstalten, die noch
nicht bedacht wurden, wollen sich schleunigst bei der
Zentralwohlfahrtsstelle melden.
Nr. 40 Diez a. Lahn, Israel. Kinderheim 150 000.- Mark".
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Darbietungen für die Kinder des Waisenhauses
(1924)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Juli 1924: |
Theaterfreikarten für die Kinder des Waisenhauses
(1925)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Februar 1925: |
Mitgliederversammlung der Israelitischen Waisen- und Erziehungsanstalt
(1926)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1926: |
Chanukkafeier im Waisenhaus im Dezember 1926 (1926)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1926: |
Mitgliederversammlung der Israelitischen Waisen- und Erziehungsanstalt
Wilhelmspflege - 96. Jahresbericht (1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1927: |
Chanukkafeier im Waisenhaus im Dezember 1927
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Januar 1928: |
Konfirmationsfeier (= Barmizwa- und Batmizwa-Feier) im Waisenhaus
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. April 1928 |
Mitgliederversammlung der israelitischen Waisen- und Erziehungsanstalt
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1928: |
Chanukkafeier im Waisenhaus im Dezember 1928
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1928: |
Konfirmationsfeier (= Barmizwa- und Batmizwa-Feier) im Waisenhaus
(1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Mai 1929: |
Chanukkafeier im Waisenhaus im Dezember 1929 (1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Januar 1930: |
Mitgliederversammlung der Israelitischen Waisen- und Erziehungsanstalt
(1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1930: |
Chanukka-Vorfeier mit einem Frauenkreis und Frau D.A. Gutmann
(1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1930: |
Chanukkafeier im Waisenhaus im Dezember 1930 (1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1931: |
Zum Tod von Jette Rothschild geb. Stern
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar 1931: |
100. Mitgliederversammlung der Israelitischen Waisen- und Erziehungsanstalt
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1931: |
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Ankündigung der Feier zum hundertjährigen Bestehen der Wilhelmspflege
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1931 |
Beiträge zur Hundertjahrfeier des Esslinger Waisenhauses
(1931)
Akademische Feier zum 100-jährigen Bestehen der "Wilhelmspflege"
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 5. Oktober 1931: |
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Simchas-Thora-Fest in der Synagoge mit den Kindern des Waisenhauses
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Oktober 1931: |
Richtigstellung von Bezirksrabbiner Dr. Tänzer (1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1931: |
Über die Israelitischen Waisen- und Erziehungsanstalt
"Wilhelmspflege" in Esslingen (1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Dezember 1931: |
Anzeige der Israelitischen Waisen- und Erziehungsanstalt (1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Dezember 1931: |
Danksagung an die Spender für das Waisenhaus aus Anlass des hundertjährigen
Bestehens (1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember
1931: |
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Chanukkafeier im Waisenhaus im Dezember 1931
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1931: |
Beitrag von Theodor Rothschild über "Unsere Kinder" (Festrede bei der
Hundertjahrfeier) (1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1932: |
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Verleihung der Ludwig-Stern-Ehrendenkmünze für besondere Verdienste um die
"Wilhelmspflege"
(1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1932: |
101. Jahresbericht des Waisenhauses "Wilhelmspflege"
(1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1932: |
Mitgliederversammlung der Israelitischen Waisen- und Erziehungsanstalt
(1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1932: |
Zum Tod der mit dem Waisenhaus eng verbundenen Frau D. A. Gutmann (Stuttgart,
1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1932: |
Chanukkafeier im Waisenhaus im Dezember 1932 und eine weitere Veranstaltung (1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 18. Januar 1933: |
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Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar 1933 |
Mitgliederversammlung der Israelitischen Waisen- und Erziehungsanstalt
(1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni 1933: |
Chanukkafeier im Waisenhaus im Dezember 1933
(1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar 1934: |
Anzeige
zur Unterstützung des Waisenhauses (1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1934: |
Chanukkafeier im Waisenhaus im Dezember 1934 (1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1934: |
Fortbildungskurs
für Rabbiner und Lehrer in Stuttgart und Esslingen (1935)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1935: "Bericht über den Fortbildungskurs für Rabbiner und Lehrer
in Stuttgart und Eßlingen vom 7. bis 9. April 1933. |
Todesanzeigen für Landgerichtsdirektor a.D. Ludwig Stern, Ehrenvorstand der
Israelitischen Waisen- und Erziehungsanstalt
(1935)
Anzeigen in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1935: |
Mitgliederversammlung der Israelitischen Waisen- und Erziehungsanstalt
(1935)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1935 |
Außerordentliche Mitgliederversammlung der Israelitischen Waisen- und
Erziehungsanstalt (1935)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. November 1935: |
Musikalischer Abend im Waisenhaus (1935/36)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Januar 1936: |
Chanukkafeier im Waisenhaus im Dezember 1935 (1936)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1936: |
60. Geburtstag von Theodor Rothschild
(1935)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1936: |
Theodor Rothschild dankt für die Glückwünsche zum 60. Geburtstag
(1936)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar 1936: |
Tag der offenen Tür im Waisenhaus für jüdische Gemeindeglieder aus
Stuttgart (1936)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1936: |
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Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1936: |
3.
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
2013: 100
Jahre Theodor-Rothschild-Haus in Esslingen - Hinweis auf die zum Jubiläum
erschienene Festschrift |
Stiftung Jugendhilfe aktiv - Region Esslingen, Theodor-Rotschild-Haus
(Hrsg.): 100 Jahre Theodor-Rothschild-Haus.
Texte von Gudrun Silberzahn-Jandt und Jürgen Knodel.
Esslingen 2013. www.jugendhilfe-aktiv.de |
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Oktober 2014:
Ein Laubhüttengarten entsteht
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Artikel von Brigitte Jähnigen in der
"Jüdischen Allgemeinen" vom 13. Oktober 2014: "Esslingen. Zurück zur
Sukka. Das ehemalige jüdische Waisenhaus erhielt einen Laubhüttengarten
Manchmal staunt man schon darüber, was sich zusammenfügt. Da initiiert,
plant und vollendet eine Schar Menschen unterschiedlichster Generationen und
Herkunft in Esslingen bei Stuttgart beim ehemaligen jüdischen Waisenhaus
einen Laubhüttengarten, und schon darf sie zur Eröffnung an Sukkot Gäste aus
aller Welt begrüßen.
'Das Theodor-Rotschild-Haus war ein jüdisches Waisenhaus und ist heute in
Trägerschaft der 'Stiftung Jugendhilfe aktiv' ein Haus für Kinder und
Jugendliche. Es ist in seiner Bestimmung also gleich geblieben', sagt
Barbara Traub. 1913 von den Architekten Ernst Guggenheimer und Oskar Bloch
erbaut und im gleichen Jahr als 'Israelitisches Waisenheim' eingeweiht, sei
das Haus unter der Führung des Reformpädagogen und Publizisten Theodor
Rothschild ein Zuhause für jüdische Waisenkinder und Kinder aus bedürftigen
Familien geworden, so die Vorstandssprecherin der Israelitischen
Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW). Nach der Schoa wurde das Haus
wieder eine soziale Einrichtung für Kinder und Jugendliche und 1983 im
Gedenken an Theodor Rothschild in 'Theodor-Rothschild-Haus' umbenannt. 1985
schaute sogar der israelische Botschafter Jitzhak Ben-Ari in Esslingen
vorbei.
Schirmherrschaft Nun ist Barbara Traub gemeinsam mit Esslingens
Oberbürgermeister Jürgen Zieger Schirmherr des Laubhüttengartens, der
anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Theodor-Rothschild-Hauses
gestaltet wurde. 'Dieser Garten, in der Tradition einer Sukka gestaltet,
wird ein Ort der Begegnung für Vielfalt und Toleranz sein', sagt
Vorstandssprecherin Traub. Ein in den 70er-Jahren abgerissener Gebäudeteil
des Theodor-Rothschild-Hauses wurde vormals als Laubhütte bezeichnet und
diente während der Einrichtung als Ort für die Feier des alljährlichen
Laubhüttenfestes. Später wurde aus dem Teil ein Swimmingpool, der aus
Kostengründen aufgegeben werden musste. Mit der Planung der Um- und
Neugestaltung des Außenbereichs entstand die Idee, mit einem
Laubhüttengarten an die Tradition anzuknüpfen. Durch ein ins Leben gerufenes
Förderprojekt konnten bisher 50.000 Euro über Spenden eingenommen werden.
Der ungenutzte Pool wurde mit behauenen Granitsteinplatten ausgekleidet und
25 Mosaiken – in ehrenamtlicher Familienarbeit entstanden – geschmückt. Fünf
nur grob behauene Baumstämme bilden das Dach der Hütte, die zu Sukkot mit
Tannenreisig bedeckt wurde. 'Der Garten kann zu rituellen Festen, aber auch
zu Theateraufführungen genutzt werden', sagt Dagmar Bluthardt, die in der
Sozialarbeit der IRGW tätige Mitarbeiterin. Dazu seien Sitzplätze für etwa
200 Menschen geschaffen worden.
Nachkommen Zur Einweihung des Laubhüttengartens am vergangenen
Mittwoch mit etwa 150 Gästen sagte Esslingens Oberbürgermeister Jürgen
Zieger: 'Dies ist ein historischer Tag, in unserer Stadt ist kein Platz für
Antisemitismus.' Neben Nachfahren von Theodor Rothschild und den Architekten
des Hauses waren Kinder und Jugendliche aus Israel nach Esslingen gekommen.
Sie leben in Neve Hanna, einem Kinderheim in Israel, am Rande der Wüste in
Kiryat Gat gelegen. 'In Neve Hanna leben 120 Kinder und Jugendliche aus
schwierigen Familienverhältnissen, ihre Herkunft verbindet sie sowohl mit
den ehemaligen Hausbewohnern vor der Schoa wie auch mit jetzt im
Theodor-Rothschild-Haus Lebenden', sagte Arndt Montag, Projektleiter und
Mitarbeiter der 'Stiftung Jugendhilfe aktiv'. 'Es sollen nicht nur hohle
Worte sein, wenn wir von der Verbindung der Vergangenheit zur Gegenwart in
Richtung Zukunft sprechen', sagte Montag. So seien im Festsaal des Hauses,
dem ehemaligen Betsaal, Gottesdienste gefeiert worden. Auch hätten
Veranstaltungen der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und
den 'Freunden Jüdischer Kultur Esslingen e.V.' stattgefunden. Mitglieder
dieses Vereins pflegen Kontakte mit jüdischen Familien, die nach Esslingen
zugezogenen sind und aus der ehemaligen Sowjetunion stammen. Und schon jetzt
sind die Mitglieder der eigenen Theatergruppe des Theodor-Rothschild-Hauses
und die der Theatergruppe des Kinderheimes Neve Hanna sehr gespannt auf ihr
Zusammentreffen in Esslingen.
Workshops 'Es gibt einen gemeinsamen Workshop, das Ergebnis der
Arbeit wurde zur Eröffnung des Laubhüttengartens am 8. Oktober vorgestellt',
erklärte Montag. Thema der Theaterarbeit: 'Toleranz und Verstehen'.
'Gratwanderung' heißt auch ein jüdisch-arabisches Theaterstück, ein
Bühnenstück um Liebe im Spannungsfeld mit viel Musik und Tanz, das die
jüdisch-beduinisch-arabische Truppe aus Israel mitbringt."
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