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Wetteraukreis"
Gambach (Stadt
Münzenberg, Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
2014: Publikation
zur Geschichte der jüdischen Familien in Münzenberg, Gambach und
Fauerbach II ist erschienen |
Hanno
Müller / Helma Kilian / Monica Kingreen: Juden in
Münzenberg 1800-1842, Gambach 1750-1942, Fauerbach II 1800-1874. Fernwald
2014.
Das Buch enthält auf 197 Seiten Familienbücher der bis 1942 in den Orten Münzenberg, Gambach und (bis 1876 in Fauerbach II) lebenden Juden. Bei den Familien/Personen werden auch die auf den Friedhöfen in Münzenberg und Gambach erhaltenen Grabsteine erwähnt. Jeder Grabstein wurde fotografiert und ist im Buch abgebildet.
Der Teil über die Juden in Gambach fußt auf den Juden- und Standesamtsregistern und bindet das von Helma Kilian erarbeitete große Wissen über die Gambacher Juden ein. Aufgeführt werden auch die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Frau Monica
Kingreen, die am Fritz Bauer Institut in Frankfurt a.M. arbeitet, geht in ihrem Beitrag auf das Schicksal der Münzenberger und Gambacher Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, ein.
Zu beziehen ist das Buch zum Preis von 10 € (plus Versandkosten) über:
Buchhandlung Bindernagel, Wetzlarer Straße 25, 35510 Butzbach www.bindernagel.shop-asp.de
Gemeindeverwaltung Münzenberg, 35516 Münzenberg www.muenzenberg.de
Helma Kilian, Obergasse 3, 35516 Münzenberg-Gambach
und Hanno Müller, Röntgenstraße 29, 35463 Fernwald-Steinbach www.fambu-oberhessen.de/ |
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Gambach bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Doch lebten bereits zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert einzelne
jüdische Personen/Familien am Ort. Eine jüdische Gemeinde soll bereits um 1600
entstanden sein. 1701 werden mehrere jüdische Familien am Ort genannt.
Namentlich werden u.a. in den damaligen Gerichtsakten der Gemeinde Abraham der
Alte, Mosches Tochter, der alte Socher, Baysig Jud, die Frau des Juden Schnus,
Jud Juda aufgeführt. Die Familien lebten in äußerst armseligen
Verhältnissen. Ein Teil oder alle Familien wohnte in einem als "Judenhof"
bezeichneten Anwesen, vermutlich ein von ihnen gemieteter
Bauernhof.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1836 45 jüdische Einwohner, 1861 70 (4,9 % von insgesamt 1.428 Einwohnern),
1880 69 (4,7 % von 1.471), 1895 60 (4,2 % von 1.408), 1905 78 (5,4 % von 1.448),
1910 66 (4,5 % von 1.456). Die jüdischen Familienvorstände waren als Händler
und Kaufleute tätig, insbesondere im Vieh-, Getreide und Landesproduktenhandel
sowie als Metzger. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten
mehrere von ihnen offene Läden und Handlungen am Ort.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule,
ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer
angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. Teilweise wurden
diese Aufgaben auch durch auswärtige Lehrer (Religionsunterricht) oder
ehrenamtlich versehen (Vorbeterdienst und Schechita). Die Gemeinde gehörte zum
liberalen Provinzialrabbinat in Gießen.
Aus dem Jahr 1905 wird berichtet, dass ein Trupp von etwa 20 jüdischen
Männern durch den Ort kamen, die bei den Kischinewer Pogromen (Rumänien)
geflüchtet waren und in Gambach durch den Kaufmann Moses Schlesinger verpflegt
wurden.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Leopold Cohnen
(geb. 30.12.1885 in Frechen, gef. 28.8.1914), Sally Rosenbaum (geb. 4.8.1884 in
Gambach, gef. 28.8.1914) und Alfred Seewald (geb. 7.6.1896 in Gambach, gef.
4.4.1917).
Um 1924, als zur Gemeinde 58 Personen gehörten (3,7 % von insgesamt 1.555
Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Moses Kaufmann, Moses Schlesinger und
Julius Mayer. Die Repräsentanz bildeten Viktor Löwenstein, Julius Mayer,
Herbert Mayer. Moses Schlesinger war ehrenamtlich als Vorbeter und als Schochet;
in der bürgerlichen Gemeinde war er von 1918 bis 1932 als Schreibhilfe beim
Bürgermeister tätig. Die damals
drei schulpflichtigen Kinder der Gemeinde wurden durch Lehrer Max Goldschmidt
aus Nieder-Weisel unterrichtet. 1932
waren die Gemeindevorsteher Moses Kaufmann (1. Vors.) und Moses Seewald (2. Vors.
und Schatzmeister). Im Schuljahr 1931/32 hatte es wieder sechs schulpflichtige
Kinder in der Gemeinde, die weiterhin durch Lehrer Max Goldschmidt aus
Nieder-Weisel unterricht worden.
1933 lebten noch 56 jüdische Personen in Gambach (3,5 % von insgesamt 1.607
Einwohnern). In
den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Innerhalb Deutschlands
verzogen 15 Personen (vor allem nach Frankfurt); ausgewandert sind mindestens 12
Personen (Argentinien, Paraguay, England, Südafrika). 1939 wurden noch 41
jüdische Einwohner gezählt, zum 31. Dezember 1940 noch 23. Die letzten 18
jüdischen Einwohner wurden im Frühjahr 1942 deportiert (davon 7 in das Ghetto
Theresienstadt, 11 in Vernichtungslager in Polen).
Von den in Gambach geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Altheimer geb.
Mayer (1891, vgl. Kennkarte unten), Regina Bamberger geb. Schlachter (1880), Pauline Benjamin geb.
Grünebaum (1863), Joseph Grünebaum (1861), Louis Grünebaum (1894), Rosa
Israel geb. Kaufmann (1880), Alexander (Alex) Ernst Kallmann (1922), Paula
Kallmann geb. Seewald (1900), Moses Kaufmann (1859), Max Moritz Lehrberger
(1879), Rosalie Lehrberger geb. Kaufmann (1889), Recha Levy geb. Kaufmann
(1891), Johanna (Hannchen) Mayer geb. Lichtenstein (1868), Hugo Mayer (1893),
Louis Levi Mayer (1864), Paula Mayer (1933), Bruno Meier (1928), Else Meier geb.
Meyer (1903), Renate Edith Meier (1931), Julius Meyer (1870), Arthur Rosenbaum
(1894), Erna Rosenbaum geb. Wertheim (1907), Ruth Rosenbaum (1937), Albert
Seewald (1874), Albert Heinz Seewald (1931), Alfred Seewald (1898), Arnold
Seewald (1925), Arthur Seewald (1899), August Seewald (1872), Bernhard Seewald
(1931), Emilie Melitta Seewald geb. Grünebaum (1900), Gertrude Seewald geb.
Treidel (1903), Hans Robert Seewald (1931), Jettchen Seewald geb. Wetzstein
(1875), Kätchen Seewald geb. Meier (1878), Käte Seewald geb. Spies (1864),
Leopold Seewald (1867), Manfred Seewald (1938), Martin Seewald (1900), Moses
Seewald (1869), Selma Seewald geb. Löb (1900), Siegbert Seewald (1934), Alfred
Segal (1896), Regina Strauß geb. Seewald (1888).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhundert wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Gambach gefunden. |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
für die in Gambach geborene
Johanna Altheimer geb. Mayer |
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Kennkarte (ausgestellt
in Dieburg 1939) für Johanna Altheimer geb. Mayer
(geb. 6. August 1891 in Gambach), wohnhaft in Dieburg und Ober-Ramstadt,
am 25. März 1942
deportiert ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski,
umgekommen |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum
oder eine ältere Synagoge vorhanden.
1843 (nach Altaras 1834) wurde eine neue Synagoge in einem vermutlich
bereits bestehenden Wohnhaus eingerichtet. Sie verfügte über 27 Plätze für Männer
und 20 für Frauen. Es handelte sich um einen Betraum im hinteren Teil des auch
weiterhin sonst als Wohnhaus genutzten zweigeschossigen Fachwerkhauses.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört.
Nach 1945 wurden auch im bisherigen Betraum Wohnräume eingerichtet. Das Gebäude
ist bis heute als Wohnhaus erhalten.
Am alten Rathaus von Gambach wurde im Mai 1989 eine Gedenktafel
angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße 6
Fotos
(Quelle: obere Zeile links in Arnsberg Bilder s. Lit. S.
68, rechts in Altaras 1988 s. Lit. S. 186)
Die ehemalige
Synagoge
nach 1945 |
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Um 1970 |
Im Juni 1987 |
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Neue Fotos werden noch
erstellt. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 235-236. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 68. |
| Regine Steffl: Zur Geschichte der Gambacher
Judengemeinde. Butzbacher Geschichtsblätter 1984. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 185-186. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 150. |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007. S.
382. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 328. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 118. |
| Gail Schunk: Die Entwicklung der jüdischen Gemeinde
von Münzenberg vom 12. bis 18. Jahrhundert. Online
zugänglich (pdf-Datei) |
| Hanno
Müller / Helma Kilian / Monica Kingreen: Juden in
Münzenberg 1800-1842, Gambach 1750-1942, Fauerbach II 1800-1874. Fernwald
2014.
Das Buch enthält auf 197 Seiten Familienbücher der bis 1942 in den Orten Münzenberg, Gambach und (bis 1876 in Fauerbach II) lebenden Juden. Bei den Familien/Personen werden auch die auf den Friedhöfen in Münzenberg und Gambach erhaltenen Grabsteine erwähnt. Jeder Grabstein wurde fotografiert und ist im Buch abgebildet.
Der Teil über die Juden in Gambach fußt auf den Juden- und Standesamtsregistern und bindet das von Helma Kilian erarbeitete große Wissen über die Gambacher Juden ein. Aufgeführt werden auch die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Frau Monica
Kingreen, die am Fritz Bauer Institut in Frankfurt a.M. arbeitet, geht in ihrem Beitrag auf das Schicksal der Münzenberger und Gambacher Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, ein.
Zu beziehen ist das Buch zum Preis von 10 € (plus Versandkosten) über:
Buchhandlung Bindernagel, Wetzlarer Straße 25, 35510 Butzbach www.bindernagel.shop-asp.de
Gemeindeverwaltung Münzenberg, 35516 Münzenberg www.muenzenberg.de
Helma Kilian, Obergasse 3, 35516 Münzenberg-Gambach
und Hanno Müller, Röntgenstraße 29, 35463 Fernwald-Steinbach www.fambu-oberhessen.de/
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Gambach
Hesse. The modern community dates form 1705 and 200 years later, in 1905,
it numbered 78 (5 % of the total). On Kristallnacht (9-10 November 1938),
villagers helped destroy the synagogue. Of the 56 Jews living there in 1933, 16
emigrated (nearly all to Argentina); the last 18 were deported in
1942.
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|