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Thüringen"
Geisa (Wartburgkreis,
Thüringen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Geisa gab es eine jüdische Gemeinde seit dem 18. Jahrhundert. Doch
waren bereits im 16. Jahrhundert einzelne Juden in der Stadt anwesend. 1582 beschwerte
sich die Bürgerschaft von Fulda, Hammelburg,
Geisa und
Brückenau beim
Fürstabt von Fulda über den "Wucher und andere Untugenden der Juden"
und forderten deren Ausweisung. 1671 erfolgte vermutlich die Ausweisung der Juden
aus der Stadt. 1681 wurde in Schenklengsfeld Jud Nathan genannt, der früher in
Geisa lebte, womit vermutlich einer der vertriebenen Juden gemeint war.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts zogen wieder jüdische Personen zu.
1786 kam ein jüdischer Lehrer namens Lipman nach Geisa, Hinweis auf eine
inzwischen gegründete kleine Gemeinde. Die jüdischen Familien
lebten zunächst vom Handel, seit dem 19. Jahrhundert werden neben jüdischen
Händlern und Kaufleuten auch Gastwirte, Metzger, Uhrmacher, Mechaniker und
Landwirte genannt. Noch 1825 wurden die Juden in der Stadtordnung als
"Nichtbürger" bezeichnet; erst in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts waren jüdische Einwohner immer mehr "Vollbürger" in der
Stadt mit denselben Rechten und Pflichten wie Nichtjuden. Seit 1836 gab es einen jüdischen Arzt (Dr. Hermann Koch aus
Stadtlengsfeld, gest. 1870) in der Stadt.
Von einem furchtbaren Großbrand in der Stadt war die jüdische Gemeinde
am 23. Juni 1858 betroffen. Die Häuser zahlreicher jüdischer Familien
wurden zerstört, gleichfalls die jüdische Schule und die Synagoge
(s.u.).
1861 lebten 180 Juden in der Stadt (etwa 11 % der Gesamteinwohnerschaft). 1879 wurde erstmals ein jüdischer Geschäftsmann in den Stadtrat
gewählt. Jüdische Einwohner waren auch in den Vereinen der Stadt aktiv wie dem
"Krieger- und Militärverein", dem "Rhönklub-Zweigverein",
dem "Sängerbund" oder dem Turnverein. Seit 1877/81 kam es zu ersten
antisemitischen Aktionen in der Stadt. Nach 1886 ging die Zahl der jüdischen
Einwohner durch Aus- und Abwanderung zurück (1890 157, 1895 131, 1910 93
jüdische Einwohner).
Große Berühmtheit als Rhönkenner und -erforscher erlangte der seit 1882 in Geisa tätige und 1916 verstorbene Lehrer
der jüdischen Gemeinde Moritz Goldschmidt
(1863-1916).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde (von 20 jüdischen
Kriegsteilnehmern): Gerson Moritz
Goldschmidt (geb. 14.5.1894 Langenselbold, gef. 21.12.1914), Paul Goldschmidt
(geb. 17.3.1893 Geisa, gef. 30.10.1918), Kuno Lustig (geb. 17.11.1888 Geisa, gef.
21.6.1918) und Louis Lustig (geb. 10.1.1892 Geisa, gef. 21.6.1918).
1919 wurden zwei jüdische
Kaufleute - Isaak Freudenthal und Adolf Bettmann - in den Stadtrat
gewählt.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
israelitische Schule (von 1840 bis 1924 als Elementarschule bzw. von 1875 bis
1924 separate jüdische Klasse in der katholisch-jüdischen Simultanschule; nach
1924 nur noch separater jüdischer Religionsunterricht), ein rituelles Bad und einen
Friedhof. Als Lehrer an der Schule war zuletzt Gustav Spier aus Zwesten
tätig; doch wurde die jüdische Schule in Geisa 1924 geschlossen
(zuletzt im Haus Ecke Brunnengasse/Schulstraße), worauf Spier nach Haigerloch
wechselte.
Die Zahl der jüdischen Einwohner betrug 1912 95, um 1925
90 Personen.
Unter den jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeitsverein Chewra Gemilus
Chassodim und einen Frauenverein (um 1925 mit 21 Mitgliedern, Leiterin Frau
Gidda Freudenthal). Mitte der 1920 bildeten den Synagogenvorstand Isaak
Freudenthal, N. Grünbaum, Louis Moses, E. Brande, E. Heilbronn.
Nach 1933 traf auch die Juden in Geisa die nationalsozialistische
Entrechtungs-, Verfolgungs- und Vernichtungspolitik. Bis Anfang 1939 wurden alle
noch bestehenden jüdischen Geschäfte "arisiert". In der Pogromnacht
im November 1938 wurden unter Führung von SA-Leuten die jüdischen
Geschäfte demoliert und die Auslagen geplündert. 1942 bis Januar 1945 wurde etwa 20
jüdische Einwohner deportiert. Sieben von ihnen überlebten und kehrten
vorübergehend nach Geisa zurück, wanderten jedoch bis Ende 1948 aus.
Von den in Geisa geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Max Abraham (1902), Aron
Adolf Blaut (1865), Bianca Blaut (1892), Jacob Blaut (1866), Moses Blaut (1863),
Anna Brock geb. Grünbaum (1889), Israel Jacob Goldberg (1866), Gretchen
Goldstein geb. Moses (1897), Abraham Grünbaum (1866), Herbert Grünbaum (1883),
Julius Grünbaum (1871), Meier Grünbaum (1861), Babette Heilbrunn geb. Sondheim
(1881), Emil Heilbrunn (1881), Fanny Katz geb. Levistein (1865), Berta Kaufmann
geb. Stern (1884), Karl Levistein (1882), Siegmund Levistein (1878), Fanny
Loebenstein geb. Stern (1865), Bernhard Lustig (1883), Fina Marx geb. Lustig
(1892), Karoline Pitersohn geb. Rosenthal (1851), Sophie Plass geb. Goldberg
(1869), Berthold Riese (1865), Berta Rosenblatt geb. Löwenstein (1877),
Henriette Schrägenheim geb. Goldschmidt (1888), Hilda Schwarz geb. Abraham
(1900), Pauline Spangenthal geb. Stern (1875), Adolf Stern (1879), Berta Stern
geb. Horn (1866), Johanna Stern geb. Goldschmidt (1879), Mathilde Stern (1876),
Rinette Stern (1886), Robert Stern (1883), Sidonie (Sitta) Stern geb. Schwahn
(1883), Philippina Strauss (1887), Paula Wild geb. Schiff
(1882).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers bzw. anderer
Kultbeamten
Bisher fand sich nur die Ausschreibung der
Stelle des Schochet (1901): |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juli 1901:
"Die Stelle eines Schochet in Geisa ist zu besetzen. Einkommen
gegen 700 Mark. Gegenleistung Vertretung im Gottesdienst. Gelegenheit zu
Nebenverdienst vorhanden. Reichsangehörigen bevorzugt. Anfragen an Lehrer
Goldschmidt daselbst." |
Suchanzeige des Lehrers H. Blank (1879)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2.
Januar 1879:
"Dienstgesuch. Eine Doppelwaise, die in einer routinierten jüdischen
Garküche sich im Kochen ausbildete, wünscht in einer jüdischen Familie
zur Besorgung bürgerlicher Küche alsbald einzutreten. Dieselbe sieht
mehr auf gute Behandlung als auf großen Lohn. Offerten richte man
gefälligst an den Lehrer H. Blank zu Geisa bei Fulda." |
Lehrer Moritz Goldschmidt wirbt für sein Knabenpensionat (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1890: "Noch
einige Knaben finden Pension, Unterricht und gewissenhafte Erziehung bei
Lehrer Goldschmidt in Geisa (Großherzogtum Weimar). Lateinschule
im Ort. Referenz: Seine Ehrwürden Herr Landrabbiner Dr. Salzer in
Stadtlengsfeld." |
Gedenkfeier für den 1916 verstorbenen Rhönfloristen Lehrer Moritz Goldschmidt
(1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1922: "Geisa.
Ehrung eines verstorbenen jüdischen Lehrers. In Nr. 9 des Fuldaer
Tageblattes vom 12. Januar dieses Jahres findet sich folgende Notiz: 'Dem
1916 gestorbenen, weithin bekannten Rhönkenner und Rhönforscher Lehrer
M. Goldschmidt, der dem Rhönklubverein Geisa jahrelang ein zuverlässiger
Führer war und die Rhönkunde in Wort und Schrift forderte, der durch
seine Düngungsversuche auf der Wasserkuppe und dem Engelsberg bei Tann
für die wirtschaftliche Ausnutzung der Rhönwiesen und Hüterei sich
große, von der Landwirtschaftskammer Kassel dankbar anerkannte Verdienste
erworben hat, soll auf dem Rockenstuhl bei Geisa ein schlichtes
Ehrendenkmal errichtet werden.'" |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1922: "Geisa,
24. August (1922). In Nr. 195 der 'Allgemeinen Thüringischen
Landeszeitung Deutschlands in Weimar' findet sich ein von Herrn Oberlehrer
Dr. O. Reuter in Weimar verfasster Bericht über eine am Sonntag, den 16.
Juli, stattgefundene Gedenkfeier für den leider so früh verstorbenen
Rhönfloristen Moritz Goldschmidt, in dem wir unter anderem folgende
ehrende Worte lesen: 'Moritz Goldschmidt war uns allen Lehrer und Freund,
ein leuchtendes Vorbild. Von seiner Wissenschaft braucht nicht geredet zu
werden, sie ist bekannt; wer einen Hauch von ihr verspüren will, lese
seine Abhandlung über die Rhönflora in Schneiders vorbildlichem
Rhönführer. Goldschmidt war mehr als ein Wissenschafter: ein Mensch
edel, hilfreich und gut, ein Mensch fast ohne Fehl, der bis zu seinem Tode
an seiner Vervollkommnung arbeitete, der das ganze Weltall mit Liebe zu
durchdringen bemüht war, eine Führernatur im edelsten Sinne, die unserer
heutigen hasszerrütteten Zeit in allen Ecken fehlt.'" |
Über Lehrer Moritz Goldschmidt (1863-1916)
(Quelle von Abbildung der Gedenktafel und Text: www.stadt-geisa.org)
Ein berühmter Sohn der Stadt Geisa:
der Botaniker Moritz Goldschmidt (1863 – 1916)
Gegenüber vom Geisaer Marktbrunnen am Marktplatz zweigt in westlicher Richtung die Brunnengasse ab. Dort war früher im letzten Haus rechts die Jüdische Schule untergebracht, an welcher u. a. der Botaniker Moritz Goldschmidt Lehrer war. Moritz Goldschmidt wurde am 12. Oktober 1863 in Birkhausen bei Eschwege geboren. Als Lehrerpraktikant kam er 1882 nach Geisa zur jüdischen Schule, an welcher er dann über 30 Jahre Lehrer war. Er pflegte eine enge Freundschaft zu Adalbert Geheeb und wurde ebenfalls zu einem ausgezeichneten Kenner der hiesigen Pflanzenwelt. In verschiedenen deutschen Fachzeitschriften sind Beiträge Goldschmidts über „Die Flora des Rhöngebirges" veröffentlicht worden. Auch setzte er nach dem Tod Geheebs die Tradition der „Botanischen Notizen“ seines väterlichen Freundes fort.
Moritz Goldschmidt hat über 20.000 Pflanzen der Rhön gesammelt, bestimmt, beschrieben und gepresst. Das Herbarium umfasst mehr als 300 Mappen, aneinandergereiht ein Regal von 40 Metern Länge. Es befindet sich im Senckenbergmuseum in Frankfurt am Main. Moritz Goldschmidt litt an Diabetes und verstarb bereits am 7. September 1916. Sein Grab finden Sie auf dem am Stadtrand von Geisa befindlichen jüdischen Friedhof. Die Grabsteine dort sind auf Vorder- und Rückseite beschriftet (vorn hebräisch und hinten deutsch).
Der Rhönklubzweigverein ernannte Moritz Goldschmidt zu seinem Ehrenmitglied und errichtete in dankbarer Erinnerung 1922 eine Gedenktafel am Rockenstuhl. Diese wurde jedoch in der Zeit der Naziherrschaft zerstört, weil er ein Jude war. Da der Rhönklubzweigverein nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr aktiv werden durfte, haben die Wanderfreunde auf der westlichen Seite unserer geliebten Rhönheimat anlässlich der 95. Hauptversammlung des Rhönklubs in Tann 1971 ein vorzügliches Äquivalent für die Ehrung von Moritz Goldschmidt geschaffen. Es wurde ein Gedenkstein auf dem Küppelchen bei Neuswarts errichtet.
Im September 1989 konnte endlich auf Initiative der damaligen Kulturbund-Ortsgruppe und im Beisein des aus Tel Aviv angereisten Enkels von Moritz Goldschmidt, Dr. Ernst Schragenheim, am Gebäude der ehemaligen Judenschule eine Gedenktafel aus Holz enthüllt werden.
Mit der Widergründung des Rhönklubzweigvereins Geisa am 11. März 1990 wurde noch im gleichen Jahr anlässlich des Rockenstuhlfestes und der Einweihung des renovierten Schutzhauses die zerstörte Tafel durch eine neue Platte ersetzt, den beiden Rhönbotanikern Adalbert Geheeb und Moritz Goldschmidt zum Gedenken. |
Hinweis: An Moritz Goldschmidt und die
jüdische Gemeinde der Stadt wird auch im Heimatmuseum Geisa erinnert
(Schlossplatz 5): Informationsseite
zum Heimatmuseum Geisa
Artikel bei Wikipedia zu Moritz Goldschmidt
Artikel
im "Rhönlexikon" zu Moritz Goldschmidt
Artikel
des Senckenbergschen Forschungsinstitutes und Naturmuseums über Moritz
Goldschmidt (von hier auch das Foto links)
Weitere
Seite des Senchenbergschen Forschungsinstitutes zu Goldschmidt mit
weiteren Fotos/Abbildungen |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
25jähriges Dienstjubiläum von Kultusvorstand M. H. Bettmann im Januar
1904
Bericht im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8.
Januar 1904: "Geisa (Großherzogtum Weimar). Jubiläum. Am Samstag,
den 2. Januar, beging die hiesige israelitische Gemeinde das 25jährige
Jubiläum ihres Kultusvorstandes Herrn M. H. Bettmann durch einen in den
Frühgottesdienst eingeschobenen weihevollen Festakt und einen harmonisch
gestalteten abendlichen Festkommers." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Lehrlingsgesuche des Manufaktur-, Weißwaren- und
Wäschegeschäftes Louis Moses (1896 / 1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1896:
"Lehrlings-Gesuch.
Für mein Manufaktur-, Weißwaren- und
Wäschegeschäft suche per sofort oder später einen Lehrling mit guter
Schulbildung. Kost und Logis im Hause.
Louis Moses, Geisa
(Sachsen-Weimar)." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
14. November 1901:
"Für mein Manufakturwaren-Geschäft suche per Ostern 1902
einen
Lehrling
mit guter Schulbildung, unter günstigen Bedingungen.
Louis Moses, Geisa, Sachsen-Weimar." |
Reisender wird für das chemische Produkte-, Säcke- und Deckengeschäft von
M.M. Grünbaum gesucht (1897)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1897: "Gesucht.
Tüchtiger Reisender für mein chemische Produkte-, Säcke- und
Deckengeschäft. Offerten mit Zeugnissen und Gehalts-Anspruch erbeten. M.
M. Grünbaum, Geisa, Thüringen." |
Anzeige des Manufakturwarengeschäfte J. Horn, Inh. H.
Freudenthal (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1901: "Lehrling.
Für mein Schabbat und Feiertag geschlossenes
Manufakturwaren-Geschäft suche ich zum baldigen Eintritt einen Lehrling.
Kost und Logis im Hause.
J. Horn,
Inh.: J. Freudenthal, Geisa, Sachsen-Weimar." |
Weitere Dokumente
zu jüdischen Gewerbebetrieben
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Karte der Witwe des M.M.
Grünbaum
(1889) |
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Die Karte der
Witwe von M.M. Grünbaum wurde am 10. Januar 1889 an die
Eisenhandlung
Eisenheimer in Schweinfurt geschickt. |
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Karte von Nathan Blaut
(1883) |
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Die Karte von von
Nathan Blaut aus Geisa am 19. November 1883 an die
Eisenhandlung
Eisenheimer in Schweinfurt geschickt. |
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Karte von A. Rosenthal
(1883) |
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Die Karte wurde
von A. Rosenthal aus Geisa an die Eisenhandlung Eisenheimer in
Schweinfurt
mit Poststempel vom 17. Juni 1883 geschickt. |
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Karte der Witwe
Meier-Bettmann
(1884) |
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Die Karte wurde
von der Witwe Meier-Bettmann aus Geisa an die Eisenhandlung
Eisenheimer in
Schweinfurt am 5. August 1884 geschickt |
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Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge ist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachweisbar,
doch dürfte es bereits im 18. Jahrhundert einen Betsaal gegeben haben. Die
Synagoge lag am "Judenhaugk" (heute am Schlossberg südwestlich von
dem Rundbogentor, das zum Schlossplatz führt) und wurde durch
einen Großbrand am 23. Juni 1858 zerstört. Damals brannten alle Häuser rund um
den Marktplatz und in den angrenzenden Straßen nieder. Doch gab es in dieser
schweren Situation der Gemeinde auch Positives zu berichten:
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Oktober 1858:
"Worms, im September (1858). Aus der von einem Brande so hart
betroffenen Stadt Geisa im Eisenacher Oberlande teilt man einen schönen
Zug eines dortigen katholischen Einwohners mit. Derselbe räumt nämlich
den dortigen Juden, deren Gotteshaus ganz abgebrannt ist, und die für die
letzten Festtage ihren Gottesdienst in einem großen Lokale zu halten
wünschten, nicht nur hierzu die obere Etage seines Wohnhauses ein,
sondern lehnte auch jede ihm angebotene Bezahlung ab." |
Spendenaufruf zur Unterstützung der Gemeinde nach dem
Großbrand (1859)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. August 1859:
"Aufruf.
Unser entsetzliches Brandunglück, durch welches die meisten unterer
Gemeindeglieder um ihre Habe gekommen sind, und Synagoge und Schule zu
Schutt und Asche wurden, hat uns veranlasst, in Zuschriften an mehrere uns
bekannte Gemeinden diese um ihre Hilfe anzurufen. Da wir nun aber annehmen
dürfen, dass auch die uns nicht bekannten Gemeinden und Glaubensgenossen
gern bereit sein werden, uns in unserer Seelennot, welcher durch die
eingegangenen Unterstützungen noch lange nicht abgeholfen, beizustehen,
so veröffentlichen wir hierunter unseren Aufruf auch durch dieses weithin
verbreitete Organ des Judentums, zu Gott flehend, dass er die Herzen
unserer Brüder erwärmen möge, unser heißes Verlangen nach dem
Wiederaufbau unseres Gotteshauses durch ihre Unterstützung zu
fördern.
Geisa, im Großherzogtum Weimar, im August 1859.
Der israelitische Gemeinde-Vorsteher dasselbe H. Bettmann.
Die Beauftragten zum Synagogenbau dasselbst Lehmann Blaut. Simon
Grünbaum.
Geliebte Brüder in Israel!
Durch die öffentlichen Blatter ist bereits vor einigen Monaten die
Trauerkunde zu Euch gedrungen, dass der größte Teil der Stadt Geisa (im
Großherzogtum Sachsen-Weimar) durch eine Feuersbrunst in einen
Schutthaufen verwandelt worden ist. Sehr sehr nun auch die Mitglieder der
dasigen israelitischen Gemeinde von diesem
Unglück |
betroffen
wurden, so unterließen wir es doch bisher, die Mildtätigkeit unserer
Glaubensgenossen anzurufen, um nicht in dem Gang der allgemeinen
Unterstützung schwächend einzugreifen. Aber nun, nachdem diese als
beendet zu betrachten, dürfen wir nicht zögern, Euch, Genossen derselben
heiligen Religion! schmerzerfüllt zuzurufen, dass unser schönster und
heiligster Besitz, dass Synagoge und Schule ein Raub der Flammen geworden Aus
der Höhe sandte er Feuer in meine Gebeine, gefallen ist die Krone von
unserem Haupt (Klagelieder 1,13 und 5,16) und dass wir bei der
Schwäche unserer eigenen Mittel, da von 39 Familien nur 7 verschont
geblieben, nicht vermögen, Gotteshaus und Schule wieder
aufzurichten. An Euch, hochwürdige Rabbinen und geehrte
Gemeindevorstände in Israel! ergeht daher die flehentliche Bitte: Helft,
helfet uns, in unserer Seelen Not! Rufet die Mildtätigkeit Eurer
Gemeinden an, dass sie uns in den Stand setzen, ein Haus zu bauen in
seinem Namen dem einen und heiligen Gott Israels wieder ein Heiligtum
in unserer Mitte zu errichten, die Hände in gemeinsamer Andacht zu ihm
emporzurichten, und sein heiliges und beseligendes Wort zu vernehmen
(hebräisch und deutsch:) Gesegnet seid Ihr dafür von Dem, der Himmel
und Erde schuf, und der Israel verheißen, es an geheiligter Stätte
zu heiligen und zu segnen.
Eisenach, im Dezember 1858. Der Großherzogliche Sächsische
Landrabbiner daselbst Dr. M. Heß.
Geisa, im Großherzogtum Weimar, im Dezember 1858. Der
israelitische Gemeinde-Vorsteher daselbst. H. Bettmann. Die Beauftragten
zum Synagogenbau daselbst S. Grünbaum. L. Blaut.
Nachträglich bitten wir, die gütigen Unterstützungen an die
mitunterzeichneten Beauftragten zum Synagogenbau zu senden, welche
seinerzeit den Empfang in der 'Allgemeinen Zeitung der Judentums'
bescheinigen werden. Indem der Unterzeichnete die Wahrheit des
Vorstehenden bestätigt, mag er auch seinerseits nicht unterlassen, die
Wohltätigkeit und den kirchlichen Sinn der israelitischen
Glaubensgenossen für obengedachten frommen Zweck in Anspruch zu nehmen.
Dermbach, im Dezember 1858. Der Großherzogliche Sächsische
Direktor des IV. Verwaltungsbezirks der Großherzogtums Weimar. Lairitz." |
An Stelle der alten
Synagoge wurde 1861/62 eine neue erbaut. Der Bau war möglich auf Grund
kräftiger Mithilfe zahlreicher auswärtiger Glaubensgenossen, die nach Geisa Spenden
überwiesen. Mehrmals erschienen Danksagungen und Spendenübersichten in der
"Allgemeinen jüdischen Zeitung":
Anzeige in der "Allgemeinen Jüdischen Zeitung"
vom 11. April 1859:
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
Anzeige in der "Allgemeinen Jüdischen Zeitung"
vom 1. Mai 1860.
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. Mai 1859:
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12.
September 1859: |
|
Anzeige
der Redaktion in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17.
Oktober 1859: "Bemerkungen. ... Wir bemerken hierbei, dass alle bei
uns asservierten Wohltätigkeitsspenden von uns an die Bestimmungsorte
gesendet worden, so auch 2 Thaler von Herrn Witzenhausen in Magdeburg zum
Synagogenbau in Geysa. - Die Redaktion". |
|
|
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 17. Oktober 1859:
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken |
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 14. August 1860
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken |
Bei der feierlichen Einweihung der neuen Synagoge am 5. September
1862 nahmen auch die Geistlichen der andren Konfessionen und den Behörden und
Vorsängen der Stadt, der Landesrabbiner, der Baumeister und Vertreter der
Bauaufsicht teil. Das Gotteshaus war Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens
bis 1938.
In der Pogromnacht am 9./10. November 1938 wurde die Synagoge von
örtlicher SA in Brand gesteckt und weitgehend zerstört. 1940 wurde die Ruine
abgebrochen. 1951 kam das Synagogengrundstück in den Besitz des Landesverbandes
Thüringen der jüdischen Gemeinden. Dieser verkaufte es an die Stadt. Zum 50.
Jahrestag der Pogromnacht wurde am 9. November 1988 eine Gedenktafel an Stelle
der Synagoge angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Am Schlossberg
Fotos
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Heinz Kleber: Zur Geschichte
der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Geisa. In: Festschrift "1175
Jahre Geisa". Hg. Stadtverwaltung Geisa. Fulda 1992. S. 82-95. |
| Hans Nothnagel (Hg.): Juden in Südthüringen
- geschützt und gejagt. Bd. 5: Jüdische Gemeinden in der Vorderrhön. Der
Beitrag zu Geisa wurde von Heinz Kleber erstellt. Suhl
1999 S. 206-242. |
| Michael Brocke/Eckehart Ruthenberg/Kai
Uwe Schulenburg: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in
Ostdeutschland. Reihe: Veröffentlichungen aus dem Institut Kirche und
Judentum Bd. 22 Berlin 1994 S. 359. |
| Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in
Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und
Thüringen. Projektleitung: Kathrin Wolff. Gesamtredaktion: Cordula Führer.
Berlin 1992. S. 289-290. |
|
Beitrag
über die Familie Plaut: Elisabeth S. Plaut: The Plaut Family. Tracing
the Legacy. Edited by Jonathan V. Plaut
When Elizabeth S. Plaut began tracing her husband’s family roots forty
years ago, she had no idea how this undertaking would change her life and
turn her into a serious genealogist. A trained researcher, she corresponded
with hundreds of people around the world to glean information about the
various branches of the family; scoured cemetery files, archives, and other
available sources; and maintained copious files brimming over with her notes
and charts. Beginning with her quest to find the roots of her husband’s
branch of the family from Willingshausen, Germany -many years before
genealogy became popular - Elizabeth Plaut discovered families in dozens of
small villages in Germany. She tracked the relationships between more than
11,000 people and separated the branches according to the many cities where
the families originated. Impressive in its scope and in Elizabeth Plaut’s
meticulous commitment to detail, The Plaut Family: Tracing the Legacy will
be of immense value to all those interested in knowing more about their
roots. 7" x 10" 420 pp. softcover $45.00. Vgl.
http://www.avotaynu.com/books/Plaut.htm.
Family Trees Organized by German Town of Ancestry: Bodenteich, Bovenden,
Falkenberg, Frankershausen, Frielendorf, Geisa, Gudensberg, Guxhagen,
Melsungen, Obervorschuetz, Ottrau, Rauschenberg, Reichensachsen, Rotenburg,
Schmalkalden, Wehrda, Willingshausen. |
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|