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Hüttersdorf mit
Bettingen und Buprich (Gemeinde
Schmelz, Kreis Saarlouis) sowie Lebach
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Hüttersdorf bestand eine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Zur Gemeinde gehörten die in Hüttersdorf und umgebenden Orten (Bettingen,
Buprich und Lebach) lebenden
jüdischen Personen. Erstmals lassen sich in den Orten 1724 jüdische
Personen nachweisen. Die damaligen jüdischen Einwohner betätigten sich in
wirtschaftlich herausragenden Stellungen: einer war Faktor (Geschäftsführer)
der Eisenschmelze in Bettingen, ein zweiter war Faktor der Kupferschmelze in
Castel. Auch die damaligen Pächter der Bettinger Schmelze waren jüdische
Personen, die entweder in Saarlouis, Metz oder Freisdorf wohnten, sich aber als
Mitglieder der "Hüttersdorfer Synagoge" bezeichneten. Um 1735 gab es innerhalb der Herrschaft
Hüttersdorf mindestens drei jüdische Familien. Im 18. Jahrhundert gab es
zeitweise einen jüdischen Arzt in Hüttersdorf, andere waren insbesondere als
Handelsleute tätig.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 in Buprich zehn jüdische Einwohner, in Hüttersdorf zwölf;
1847 in Bettingen 13 (zwei Familien), in Hüttersdorf 14 (vier Familien)
und Buprich acht (zwei Familien), 1895 in
Hüttersdorf und Buprich 22, in Bettingen 35.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(Religionsschule) und ein rituelles Bad. Die Toten der jüdischen Gemeinde
wurden in Diefflen beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten von 1893 und
1899). In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (vor dem Bau der neuen
Synagoge 1855) wurde der Unterricht noch durch den Lehrer aus Rehlingen
erteilt
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde "Hüttersdorf-Buprich" in
Hüttersdorf und Buprich 28 Personen gehörten (in zehn Familien, 0,9 % von
insgesamt etwa 4.500 Einwohnern; dazu 25 in Bettingen und 12 in Lebach), waren
die Gemeindevorsteher Rudolf Marx in Bettingen, Bernhard Hanau in Buprich und
Julius Marx in Hüttersdorf. Damals erhielten fünf jüdische Kinder
Religionsunterricht durch Lehrer Willi Jonas aus Illingen.
1932 gehörten zur Gemeinde "Bettingen" 25 jüdische Personen (in 16
Familien) unter den Vorsitzenden Moritz Marx (1. Vorsitzender, Bettringen),
Julius Marx (2. Vorsitzender, Bettringen) und Bernhard Hanau (3. Vorsitzender,
Hüttersdorf). Weiterhin war Lehrer der Gemeinde Willi Jonas in Illingen. Er
unterrichtete im Schuljahr 1931/32 noch drei Kinder aus der
Gemeinde. Die jüdischen Familien waren im Leben des Ortes völlig
integriert: in Bettringen war Edmund Herz begeisterter Angehöriger der
Freiwilligen Feuerwehr. Julius Marx betrieb am Ort ein Konfektionsgeschäft in
der Lindenstraße 2. In Hüttersdorf war Bernhard Hanau Inhaber einer
Viehhandlung. Er und seine Frau Bertha hatten vier Kinder (Sibilla, Else, Frieda
und Herbert).
1935 - im Jahr des Anschlusses des Saarlandes an das Deutsche Reich -
gehörten noch 35 jüdische Personen zur Gemeinde. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der in den Orten der Gemeinde lebenden jüdischen
Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. So gab Julius Marx sein
Konfektionsgeschäft in Bettingen 1938 auf und zog mit seiner Frau Thea 1939
nach Saarbrücken (von wo sie später deportiert wurden). Die letzten der jüdischen
Einwohner wurden 1940 in das KZ Gurs in Südfrankreich deportiert. Juliane Herz
(Frau von Edmund Herz) aus Bettingen und ihre Tochter Thea überlebten, weil sie
sich in Luxemburg in einem Nonnenkloster verstecken konnten. Auch zwei der
Kinder der Familie Hanau aus Hüttersdorf - Else und Herbert - überlebten
(Herbert Hanau betrieb nach 1945 ein Schuhgeschäft in Saargemünd).
Von den in Hüttersdorf oder Buprich geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Leo Cahn (1901),
Paul Josef Cahn (1935), Selma Cahn geb. Löwenthal (1901), Bernhard Hanau
(1876), Berta Hanau geb. Mayer (1877), Frieda Hanau (1919),
Max Hanau (1886), Sibilla Hanau (1907), Auguste Maier geb. Cahn (1894), Paula Marx geb. Cahn (1893),
Else Oppler geb. Cohn (1907).
Aus Bettingen sind umgekommen: Edmund Herz (1877), Otto Moritz Herz (1905), Walter Nathan Herz
(1904), Mathilde Israel geb. Marx (1882), Julius Georg Marx (1892), Paula Marx
geb. Kahn (1893), Hedwig Reissner geb. Marx (1893) und
Erna Scheuer geb. Marx (1900).
Aus Lebach sind umgekommen: Henri Aron (1928), Margot Oppenheimer
(1920).
Am 25. Februar 2012 wurden zur Erinnerung an mehrere in der
NS-Zeit ermordeten jüdischen Einwohner aus Bettingen und Hüttersdorf (sowie
für eine durch die "Euthanasie-Aktion ermordete Person aus Hüttersdorf)
sog. "Stolpersteine" verlegt. Die
Vorarbeiten zur Verlegung geschahen in Zusammenarbeit mit der Kettelerschule
(ERS Schmelz) und dem Adolf-Bender-Zentrum
in St. Wendel.
Steine wurden verlegt in Bettingen
- für Angehörige der Familie Herz am Parkplatz der Bettinger Kirche (Lindenstraße 4):
für Edmund Herz, Otto Moritz Herz, Walter Nathan Herz. Edmund Herz, so war zu erfahren, war ein begeisterter Feuerwehrmann. Er und die beiden Söhne Walter und Otto Moritz wurden im Konzentrationslager umgebracht. Seine Frau Juliane und Tochter Thea überlebten, weil sie sich in Luxemburg in einem Nonnenkloster verstecken konnten.
- für Paula und Julius Marx vor dem Gebäude Lindenstraße 2;
in Hüttersdorf
- vor dem Haus Bielenberg 2 für Angehörige der Familie Hanau: Bernhard
Hanau, Bertha Hanau geb. Mayer, Frieda Hanau und Sibilla Hanau.
Ende August 2013 wurden in Lenau (und Niedersaubach)
"Stolpersteine" verlegt (siehe Pressebericht
unten).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1893 und
1899
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. November 1893:
"Vorbeter,
welcher Lehrer und Schächter sein muss, ledig, per sofort gesucht.
Anfangsgehalt bei freier Station Mark 500.
Synagogengemeinde Hüttersdorf-Bettingen, Bezirk
Trier." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September 1899: "Lehrer
gesucht!
Die jüdische Gemeinde Hüttersdorf, Bettingen, Lebach, sucht einen
Lehrer für nur jüdischen Unterricht. Derselbe muss als Vorbeter und Schochet
fungieren, im Besitze der Kabbala (Autorisation) von orthodoxen
Rabbinern sein. Gehalt 500 Mark.
Anfragen sind zu richten an
Joseph Hanau, i. Lebach, Kreis Saarlouis." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1899: "Lehrer-Gesuch.
Die Gemeinde Hüttersbach, Bettingen und Lebach sucht einen Lehrer
für nur jüdischen Unterricht, per sofort oder später. Derselbe hat die
Schechita zu übernehmen, muss im Besitze von Zeugnissen orthodoxer
Rabbiner sein, und als Vorbeter fungieren. Gehalt 500 Mark, freie Wohnung
und Station.
Anfragen sind zu richten an
Joseph Hanau in Lebach, Kreis Saarlouis."
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Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von J. Stern in Lebach (1901)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 19. Dezember 1901:
"Suche
per sofort einen Lehrling und ein Lehrmädchen unter
günstigen Bedingungen. Station im Hause.
J. Stern, Lebach (Kreis Saarlouis)."
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Zur Geschichte des Betsaales / der
Synagoge
1724 wird eine Synagoge in Hüttersdorf
genannt, die für die in der Umgebung (Bettingen, auch Castel und Marpingen)
lebenden jüdischen Personen zur Verfügung stand (siehe oben). Es wird sich um einen Betraum
in einem jüdischen Wohnhaus gehandelt haben. Die Synagoge im damals zur
"Freien Reichsherrschaft Hüttersdorf-Bupprich" gehörenden
Hüttersdorf war religiöses Zentrum auch für die in der Umgebung in lothringischen
Orten lebenden jüdischen Familien, da hier keine Synagoge errichtet werden
durfte.
1855 wurde eine neue Synagoge in Hüttersdorf erbaut. Zum Bau der
Synagoge gab es einen Zuschuss von Seiten der Zivilgemeinde, der anteilig dem
Zuschuss der Gemeinde beim Bau der katholischen Kirche von Hüttersdorf entsprach.
Bei der Synagoge handelte es sich um einen einfachen Bau mit drei Fenstern zur
Straßenseite und zwei Fenstern auf der gegenüberliegenden Seite. 1892 wurde das
Gebäude repariert. Bis 1935 war das Gebäude Mittelpunkt des jüdischen
Gemeindelebens in Hüttersdorf und Umgebung. Danach wurde die Synagoge
aufgegeben. 1940 wurde das Gebäude mutwillig beschädigt und in den folgenden
Jahren weiter demoliert.
1957 wurde die Ruine verkauft und
abgebrochen.
Am 9. November 2008 wurde aus Anlass des 70. Jahrestages des
Novemberpogroms 1938 eine Gedenktafel an die ehemalige jüdische Gemeinde
am Kulturhaus in Hüttersdorf angebracht. Die Inschrift lautet: "Im
Gedenken an die jüdische Synagogengemeinde Hüttersdorf 1855-1935. In dieser Strasse
stand ihre Synagoge".
Standort der Synagoge:
Pater-Werny-Straße 1 (ehemalige
Lindenstraße)
Fotos
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Februar 2012:
Verlegung von "Stolpersteinen" in der
Gemeinde Schmelz |
Artikel von Monika Kühn in der
"Saarbrücker Zeitung" vom 3. März 2012: "Stolpersteine erinnern an die Schrecken des Nationalsozialismus
Zehn Stolpersteine sollen in der Gemeinde Schmelz die Menschen an die Verbrechen in der NS-Zeit erinnern. Vor den Häusern der jüdischen Mitbewohner und eines Euthanasie-Opfers wurden sie verlegt. Viele Menschen kamen zu den einzelnen Plätzen..."
Link
zum Artikel. |
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August 2013:
Verlegung von "Stolpersteinen" in Lenau
(und Niedersaubach) |
Artikel von Monika Kühn der
"Saarbrücker Zeitung" vom 5. September 2013 (Link
zum Artikel):
"Lebach/Niedersaubach. Stolpersteine veranlassen Schüler zur Spurensuche.
An fünf Standorten wurden in Lebach und Niedersaubach 13 Stolpersteine verlegt. Sie sollen an Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Ein Film schilderte anschließend die Spurensuche. Die Schüler befragten eine Zeitzeugin und den Bruder eines Opfers.
Lebach/Niedersaubach. Schüler und Lehrer des Geschwister-Scholl-Gymasiums Lebach und das Adolf-Bender-Zentrum St. Wendel haben sich auf Spurensuche begeben. Ihr Ziel war es, das Schicksal von verfolgten und ermordeten Menschen aus Lebach und Umgebung während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu erforschen...
Für die Familie Stern wurden fünf Stolpersteine verlegt. An die Geschäftsfrau und spätere Kunstmalerin Emma Stern konnte sich Erna Herrmann aus Lebach noch gut erinnern. Die heute 90-Jährige kannte sie
'als liebe und nette Frau'. Ihr Schwager hätte sie einmal in Paris getroffen. Vor einem Jahr stieß sie durch Zufall auf dem Pariser Prominentenfriedhof auf ihr Grab...
Anmerkung: Stolpersteine wurden u.a. verlegt für: In der Straße
"Zur Kirchmühle" in Lenau für Alfred Oppenheimer, Amalie Oppenheimer, Heinz Oppenheimer, Margot Oppenheimer,
in der Marktstraße in Lenau für Emma Stern, Johanna Stern, Kurt Stern, Paul Stern, Ruth Stern-Salzmann". |
Weiterer
Presseartikel im "Wochenspiegel" vom 30. August 2013. |
Flyer des Adolf-Bender Zentrums St. Wendel und des
Geschwister-Scholl-Gymnasiums Lebach mit Informationen zur Verlegung
der "Stolpersteine" am 25. August 2013 in Lebach (Download
der pdf-Datei) |
|
Januar 2020:
Gedenken mit Schülergruppen zum
Holocaustgedenktag an den "Stolpersteinen" |
Artikel in der "Saarbrücker Zeitung" vom 24.
Januar 2020: " Gedenken: Schüler suchen Stolpersteine auf
Schmelz Die Gemeinschaftsschule Kettelerschule Schmelz wird am Montag,
27. Januar, mit mehreren Schülern die Stolpersteine in der Gemeinde
aufsuchen und an den jeweiligen Stellen den Opfern der Nationalsozialismus
gedenken. Begleitet werden sie von einer Fachlehrerin sowie eines Vertreters
des Historischen Vereins Schmelz. Aufgesucht werden fünf Stolpersteine im
Ortsteil Hüttersdorf und fünf in Bettingen."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Elmar Schmitt: Beiträge zu: "Die
Synagogengemeinde Hüttersdorf" und "Das Schicksal der
Hüttersdorfer Juden". Erschienen 1990. |
| Eva Tigmann: "Was geschah am 9. November
1938?" - Eine Dokumentation über die Verbrechen an der jüdischen
Bevölkerung im Saarland im November 1938. Eine Veröffentlichung des
Adolf-Bender-Zentrums St. Wendel. 1998. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 445-446 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Elmar Schmitt: Jüdisches Leben in der Gemeinde
Schmelz. Vortrag am 9. November 2008 im Kulturhaus der Gemeinde
Schmelz: online
eingestellt als pdf-Datei. Schmelzer Heimatheft 2012. |
| Hans Peter
Klauck: Jüdisches Leben in der Stadt und im Landkreis Saarlouis 1680
- 1940. 956 S. Saarlouis 2016. ISBN 10: 3933926653 ISBN-13:
978-393396654 Preis: 44 € zuzüglich
Porto und Verpackung.
Bestellungen an: Vereinigung für die
Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V. Kreisarchiv
Saarlouis Postfach 1840 66718 Saarlouis Tel.:
0-6831-444425 E-Mail
(heimatkunde[et]vfh-saarlouis.de)
Hinweis: Der Autor Hans Peter Klauck arbeitet seit Jahren an einer
Dokumentation aller jüdischen Mitbürger von ihrem ersten Auftreten im
Landkreis und der Stadt bis zur letzten Deportation durch die Nazis am 22.
Oktober 1940. Im Buch werden 12.483 jüdische Bewohner des Landeskreises
dokumentiert mit sehr vielen historischen Fotos und Dokumenten. Die
jüdischen Geschäfte und Gewerbe in den einzelnen Orten des Kreises sind
ausführlich beschrieben. |
n.e.
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