Um 1860 wurde ein eigener Friedhof der jüdischen Gemeinde Ilvesheim angelegt
(Lage Ecke Scheffelstraße/Hebelstraße, Flurstück 1741, Fläche 7,27 a).
Der Friedhof war mehrfach antisemitischen Angriffen ausgesetzt. Ende 1901
wurde die Leichenhalle aufgebrochen, der Leichenwagen in den Neckar gestürzt. Im April1911
wurde der Friedhof geschändet, wie aus den
nachfolgenden Pressemitteilungen
hervorgeht:
Die Leichenhalle wurde aufgebrochen
und der Leichenwagen in den Neckar gestürzt (1902)
Artikel
in "Im deutschen Reich" Heft 01 Januar 1902 S. 46: "Mannheim, 1.
Januar. Im benachbarten Ilvesheim wurde bei einem nach einer
Versammlung entstandenen Antisemitenkrawall die israelitische Leichenhalle
erbrochen und der Leichenwagen in den Neckar gestürzt. (Die Staatsbürger
Zeitung behauptet, diese Meldung sei in tendenziöser Weise entstellt, um den
Antisemiten etwas anzuhängen. Es handele sich lediglich um Ausschreitungen
unreifer junger Burschen, die in gar keiner Beziehung zur antisemitischen
Bewegung in Baden ständen. Die jugendlichen Täter sind verhaftet und werden
bestraft werden, während die reifen Burschen, welche sie zu solchen
Ausschreitungen anregten, vielleicht wiederum straflos bleiben.)"
Die Schändung des jüdischen Friedhofes
1911
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Mai 1911:
"Eine große Rohheit verübten einige Burschen auf dem Ilvesheimer
israelitischen Friedhof. Sie waren 21 Grabdenkmäler um und demolierten
sie teilweise. Schon vorher trieben sie allerlei Allotria im Dorfe. Die
Täter dürften einer schweren Strafe nicht
entgehen."
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. April
1911: "Mannheim. Auf dem Ilvesheimer israelitischen Friedhof
warfen einige Burschen 21 Grabdenkmäler um und demolierten sie
teilweise."
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt im Bereich der Einmündung der Scheffelstraße in die
Hebelstraße.
Lage des jüdischen Friedhofes Ilvesheim
(durch
Pfeil markiert) (Topographische Karte aus den 1970er-Jahren)
Link zu den Google-Maps
(die Lage des Friedhofes ist mit dem Pfeil markiert)
(Bei den eingestellten Fotos der ersten beiden
Fotozeilen handelt es sich um Fotos mit höherer Auflösung
(bitte anklicken, Dateigröße je 0,7 mb)
Das Eingangstor
Blick über den
Friedhof
Die
Gedenktafel
Teilansicht
Der Friedhof im April 2010
(Fotos: Michael Ohmsen)
Mehrere Grabsteine
zeigen Spuren von
Schändung und gewaltsamer Zerstörung
Grabstein hintere
Reihe links der Mitte
mit "segnenden Händen" der Kohanim
Grabstein links
für Sophie Kuhn geb. Frank, rechts für Abraham Frank
Teilansichten
des Friedhofes
Der Friedhof im
Sommer 2003 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30.7.2003)
Anmerkung: durch den wochenlangen regenlosen "Jahrhundertsommer"
2003 ist auch das Friedhofsgrundstück völlig verdorrt.
Eingangstor zum Friedhof
Teilansichten
Teilansichten
Gedenktafel für die jüdische Gemeinde
Der Friedhof Mitte der 1980er-Jahre (Fotos: Hahn)
Eingangstor zum Friedhof
Teilansicht
Dokumentation des Friedhofes von Michael Ohmsen auf youtube.com:
Artikel
von Torsten Gertkemper im "Mannheimer Morgen" vom 9. Mai 2020:
"Ilvesheim. Ilvesheim Gemeinderat beschließt Ausschilderung der
jüdischen Grabstätte / Forderung nach einheitlichem Aussehen. Sichtbares
Zeichen für Friedhof
Der jüdische Friedhof in Ilvesheim soll mit Hinweisschildern besser sichtbar
gemacht werden. Das hat der Gemeinderat in seiner ersten gemeinsamen Sitzung
seit Anfang März beschlossen. Sie fand in der Mehrzweckhalle statt, um die
Abstände zwischen den einzelnen Personen besser einhalten zu können. Das
Gremium folgte mit seiner Entscheidung einstimmig einem Antrag der
CDU-Fraktion. Die Christdemokraten hatten darin gefordert, im Bereich der
Feudenheimer Straße Schilder aufzustellen. So soll der Friedhof als
'öffentliche Einrichtung in Erinnerung an die deportierten jüdischen
Mitbürger und als Mahnmal für kommende Generationen' noch mehr ins
Bewusstsein der Ilvesheimer Bevölkerung gerückt werden. 'Viele Bürger wissen
gar nicht, dass es den Friedhof gibt. Er ist aber das einzig unübersehbare
Denkmal, das wir in Ilvesheim für die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger
haben', sagte die CDU-Fraktionsvorsitzende Katharina Kohlbrenner in der
Sitzung am Donnerstagabend. Die ehemalige Synagoge in der Hauptstraße 35 ist
ebenfalls ein Zeugnis jüdischen Lebens in der Inselgemeinde. Sie wird
derzeit allerdings als Wohnhaus genutzt und ist nicht mehr als ehemaliges
jüdisches Gotteshaus erkennbar. Auch die Freien Wähler stimmten dem Anliegen
der Christdemokraten, den Friedhof besser auszuschildern, zu. 'Natürlich
gibt es die Befürchtung, dass es zu Schmierereien auf dem Friedhof kommen
könnte, wenn noch mehr Leute wissen, wo er liegt', sagte Peter Riemensperger,
Vorsitzender der Freien Wähler. Er hat dazu aber eine eindeutige Meinung:
'Von so etwas sollten wir uns aber nicht abhalten lassen.' Keine Angst vor Schmierereien. Bürgermeister Andreas Metz pflichtete
ihm in diesem Punkt bei: 'Beim Mahnmal vor der alten Kirche hatten wir vor
zehn Jahren die gleiche Diskussion und bisher gab es keine Schmierereien.'
Vor der alten Kirche, in der zurzeit die Gemeindebibliothek untergebracht
ist, steht ein zentrales Mahnmal für die aus Ilvesheim deportierten Juden.
Finanziert werden soll die Beschilderung des Friedhofs mit Mitteln aus dem
Haushalt. 'Seit vielen Jahren stehen 15 000 Euro für Aus- und Beschilderung
öffentlicher Einrichtungen im Haushalt, was bisher noch nicht umgesetzt
wurde', schreibt die CDU-Fraktion in ihrem Antrag. Bürgermeister Andreas
Metz ergänzte die Diskussion mit dem Hinweis auf die zentrale
Verwaltungsstelle für jüdische Friedhöfe. Sie sitzt in Karlsruhe und gibt
den Kommunen unter anderem Zuschüsse für die Instandhaltung der Grabstätten.
In der Verwaltungsstelle werde derzeit über eine einheitliche Form der
Beschilderung für alle jüdischen Friedhöfe in Baden-Württemberg nachgedacht,
so der Rathaus-Chef: 'Konkreteres haben wir bislang aber nicht gehört.' 'Die
Verwaltung sollte in Erfahrung bringen, ob das Schild von der zentralen
Stelle zeitnah kommt. Wenn nicht, dann nehmen wir das selbst in die Hand',
sagte Riemensperger. 'Ich bin gegen ein banales Schild in Schwarz und Weiß,
so etwas wäre für einen historischen Friedhof nicht angemessen', sagte Rolf
Sauer, Vorsitzender der SPD-Fraktion. Katharina Kohlbrenner stimmte ihm
darin zu. 'Bei diesem Antrag steht der Erinnerungsgedanke im Mittelpunkt,
deshalb stimmen wir dafür', ergänzte Sarah Nick-Thoma (Grüne). Die
Grünen-Fraktion hatte im Herbst des vergangenen Jahres erfolgreich einen
Antrag zur Verlegung von Stolpersteinen in Ilvesheim eingebracht. Wann die
Schilder genau stehen werden, ist noch nicht klar. 'Wir bemühen uns, zeitnah
eine Antwort von der zentralen Verwaltungsstelle zu erhalten, wie die
landesweit einheitliche Beschilderung aussehen soll', so Metz in der
Sitzung." Link zum Artikel
Juli 2021:
Die Ausschilderung ist angebracht
Artikel im "Mannheimer Morgen" vom 14. Juli
2021: "Ilvesheim. Wissenswertes zum jüdischen Friedhof. Anmeldung
erforderlich.
Ilvesheim. Seit Kurzem stehen in Ilvesheim neue Wegweiser zum jüdischen
Friedhof. Die Beschilderung geht auf eine Initiative der CDU-Fraktion im
Gemeinderat zurück. Unter anderem wegen Lieferproblemen hatte sich die
Montage verzögert, jetzt hängen die Schilder aber. Auch aus diesem Anlass
laden die örtlichen Christdemokraten zu einer Führung über den jüdischen
Friedhof in Ilvesheim ein. Der Historiker und Ortskenner Markus Enzenauer
wird am Sonntag, 18. Juli, ab 17 Uhr Wissenswertes zum Ort und seiner
Geschichte erklären. Treffpunkt ist an der Ecke Scheffelstraße/Hebelstraße.
Es wird um Mund-Nasen-Schutz gebeten, Männer sollen vor Betreten des
Friedhofes eine Kopfbedeckung aufsetzen. Die Anmeldung erfolgt per Telefon
bei Tanja Stephan unter 0157/77 83 48 34. red."
Link zum Artikel
Links und Literatur
Quellen/Dokumentation des Friedhofes:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Ilvesheim