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Lauingen (Kreis
Dillingen)
Jüdische Geschichte / Synagogen
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Lauingen kam es zur jüdischen
Ansiedlungen beziehungsweise zur Bildung einer jüdischen Gemeinde im Mittelalter,
unterbrochen durch die Zeiten von Judenverfolgungen 1298 und 1348/49.
Ende des 13. Jahrhunderts lassen sich erstmals Juden in Lauingen nachweisen.
1293 zahlten die in Lauingen und Gundelfingen lebenden Juden an Herzog
Ludwig dem Strengen 170 Pfund Haller. Eine Anzahl von Juden, die damals Lauingen
verließen, hatten weitere 30 Pfund Haller zu bezahlen. Von der Judenverfolgung
1298 ("Rintfleisch"-Verfolgung, vgl. bei Röttingen)
waren auch die Juden in Lauingen betroffen. Nach dieser Verfolgung erfährt man
erst wieder 1324 von Juden in der Stadt. Ihre Jahressteuer war damals einem
Ulmer Bürger verpfändet. Auch 1330 werden Juden in Lauingen genannt. Die jüdische
Familien lebten zunächst im Bereich des späteren Spitals. Von der Judenverfolgung
in der Pestzeit 1348/49 waren die Lauinger Juden sehr wahrscheinlich auch
betroffen. Dies wird daraus geschlossen, dass sich das Spital zwischen 1347 und
1367 einige früher von Juden bewohnte Häuser aneignete. 1356 wird Isaak
von Lauingen in Augsburg genannt, vielleicht ein Überlebender der Verfolgung. 1367
oder 1368 werden Juden in Lauingen wiederum aufgenommen.
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (d.h. nach 1367 oder 1368) und in
der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bestand wiederum eine jüdische
Gemeinde in der Stadt. Die jüdischen Familien lebten nun in der Judengasse
(heutige Hirschstraße, eine Quergasse der Hauptdurchgangsstraße im südwestlichen
Stadtviertel), die erstmals 1397 genannt wird. In der Judengasse befanden sich
nun auch die Einrichtungen der Gemeinde wie die Synagoge
("Judenschule", 1417 genannt, Hirschstraße 18; doch sind einige
Fragen zu diesem Gebäude als Synagoge offen, vgl. die Diskussion hierzu auf der
Seite des Jüdisch Historischen Vereins Augsburg, siehe unter den Links).
Auch ein "Judenhof" wird im Bereich der Judengasse genannt. In
der Judengasse lebten jedoch auch weiterhin christliche Familien. 1431 wird ein
Jude genannt, der außerhalb der Judengasse wohnte. Enge Beziehungen bestanden
zwischen den in Lauingen und den in Augsburg bestehenden jüdischen Gemeinden. Mitte
des 15. Jahrhunderts wurden die Lauinger Juden im Zusammenhang mit der
Judenausweisung aus dem Herzogtum Bayern - Landshut ausgewiesen. Die Vertreibung
wurde in Lauingen zwischen März 1450 und Oktober 1451 durchgeführt. Die
Synagoge fiel nach der Vertreibung gleichfalls dem Lauinger Spital zu.
Zu erneuten jüdischen Ansiedlungen kam es Mitte des 16. Jahrhunderts und
in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (zwischen ca. 1630 und ca.
1653).
Im 19./20. Jahrhundert ist von längeren jüdischen Niederlassungen in
der Stadt nichts bekannt.
Adressen / Standorte der Synagogen
| Synagoge des 13./14. Jahrhunderts mit rituellem Bad
(oder nur das rituelle Bad?) möglicherweise an Stelle der heutigen Spitalkirche St.
Alban |
| Synagoge des 15./16. Jahrhunderts Hirschstraße 18. |
Fotos
(alle Fotos: J. Hahn)
Erinnerungen an
die erste jüdische Gemeinde des 13./14. Jahrhunderts,
ihr Wohngebiet und ihre ehemalige
Synagoge mit dem rituellen Bad |
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Straßen im
Bereich des ehemaligen mittelalterlichen Wohngebietes; das Spital kam
zwischen 1347 und 1367
in diesem Bereich in den Besitz früherer jüdischer Häuser |
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Die vermutlich an der Stelle
der mittelalterlichen Synagoge (oder nur über der mittelalterlichen
Mikwe?)
erbaute Spitalkirche St. Alban
(ursprünglich Marienpatrozinium) |
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Seitentüre zur Spitalkirche |
Inneres der Spitalkirche |
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Hinweistafel zur Krypta |
Abgang zur Krypta rechts des
Altares |
Treppen zur Krypta (ehemalige
Mikwe) |
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Bei der Krypta
"Unserer lieben Frau beim Brunnen" handelt es sich um die
ehemalige mittelalterliche Mikwe; das ursprüngliche Tauchbecken
ist nicht
mehr vollständig erhalten, teilweise überbaut. |
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In der Krypta "Unserer
lieben Frau beim Brunnen",
rechts die Stufen zum Wasserbecken |
Treppen von der Kirche
zur Krypta / Mikwe |
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Die ehemalige
Synagoge des 14./15. Jahrhunderts |
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Bei der ehemaligen
Synagoge handelt es sich um einen
zweigeschossigen Satteldachbau |
Oben und unten:
Hinweistafeln mit
widersprüchlichen Angaben |
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Eingangstor zur
ehemaligen Synagoge mit angeblich abgekürzter Portalinschrift für
"Dies ist
das Tor zum Herrn" (Psalmzitat); diese Deutung ist jedoch
unsicher, vgl. die
Überlegungen auf der Seite des Jüdisch Historischen
Vereins Augsburg (siehe unten den Links). |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Louis Lamm: Zur Geschichte der Juden in Lauingen.
Berlin 1915.
Literaturhinweis
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1915: "Zur
Geschichte der Juden in Lauingen von Louis Lamm. Verlag Louis Lamm,
Berlin. Der Verfasser, der als rühriger Verleger sich bereits einen
achtbaren Namen erworben hat, bietet uns mit vorliegenden Schriftchen eine
vermehrte Auflage seiner 1903 erschienen Arbeit über die Juden in
Lauingen. Wenn dort archivarische Quellen aus dem Kreisarchiv in Neuburg
an der Donau herangezogen werden konnten, so sind es hier neben diesen
Quellen noch besondere Judenakten aus Lauingen, die dem Verfasser zur
Verfügung gestellt und für seine Zwecke nutzbar gemacht wurden. Der
Wassermann'schen Sammlung im 'Gesamtarchiv der deutschen Juden! zu Berlin
konnten ebenfalls einschlägige Notizen entnommen werden. Zur Ergänzung
bemerke ich noch, dass Juden von Donauwörth (S. 9) schon 1326 erwähnt
werden. Zu Samuel Ulmo (S. 12) verweise ich auf meine 'Blätter für
jüdische Geschichte und Literatur' II,26 Nr. 7. Das Epitheton H"RR
(S. 31) bezeichnet vielleicht einen jüdischen Gelehrten, kann aber nicht
mit 'Rabbiner' übersetzt werden. Zur Familie Mode (S. 32 und 36) sei auf
meine Mitteilungen im 'Jahrbuch der jüdisch-literarischen Gesellschaft'
VIII,131ff hingewiesen. Möge vorliegende Arbeit, die in hübschem Bruck
und vornehmer Ausstattung erscheint, die verdiente Beachtung finden und
dem Verfasser ein Ansporn sein, die geplante 'Geschichte der Juden im
bayerischen Schwaben' recht bald zur Veröffentlichung zu bringen.
Löwenstein." |
Download der Publikation - eingestellt
aus den Beständen der Freimann Sammlung der Bibliothek der
Goethe-Universität Frankfurt am Main. |
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| Germania Judaica II,1 S. 473. III,1 S.
722-724.
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| Alois Mark, Hans Bäum und Martin Griffig
(Hrsg.): Sagen des Landkreises Dillingen. 1971.
(Hinweis auf diese Publikation von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Aus dem Buch die Sage: "Der Jude im Seelhaus. Das Seelhaus
war zur Zeit, als in Lauingen noch viele Juden wohnten, eine Synagoge.
Um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts stand derselben der Rabbiner
Elieser vor, der einen Sohn namens Joseph hatte. Dieser war sehr
talentiert und wegen seines guten Benehmens allgemein beliebt.
Bedauert wurde, dass Joseph ein Judenkind war. Ein am hiesigen
Gymnasium angestellter Professor schenkte dem Jungen besondere
Aufmerksamkeit und erreichte trotz des Vaters Widerwillen, dass Joseph
am Gymnasium studieren durfte. Der Rabbiner prägte seinem Sohne
unaufhörlich ein, nicht die Gebräuche der Christen nachzuahmen.
Joseph machte außerordentliche Fortschritte und erhielt auf Verwenden
seiner Lehrer eine Professur an der Universität Heidelberg. Bevor er
aber diese antrat, wurde er Christ. Der Vater verwünschte und
verfluchte deshalb seinen Sohn und sandte alle Briefe ungeöffnet
zurück.
Der alt gewordene Rabbiner wurde krank und lag auf seinem Sterbebette.
Voll kindlicher Liebe eilte der Sohn Joseph herbei und fand den Vater
im Sterben. Elieser wandte seine letzte Kräfte auf und spuckte dem
Sohn ins Gesicht mit dem Ausruf: 'Kommst du daher, falscher Issachar?
Wenn des Zimmermanns Sohn Jehova ist, so will ich nicht in sein
Paradies!' Mit diesen Worten kehrte er sich um und hauchte seine Seele
aus.
Seitdem geisterte der alte Rabbiner in der Synagoge. Viele Juden zogen
deshalb weg. Nach der gänzlichen Vertreibung der Juden aus Lauingen
kam das Gebäude an die Stadt, die es zu einer Wohnung für arme Leute
einrichtete. Gar oftmals ließ sich noch der Rabbiner mit seiner
spitzigen Mütze sehen und erschreckte die Leute durch sein
Erscheinen." |
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| Reinhard H. Seitz: Zur Topographie der älteren
Judengemeinden in Augsburg und Lauingen (Donau). In: Geschichte und Kultur
der Juden in Schwaben (Hrsg. von Peter Fassl). Reihe: Irseer
Schriften Bd. 2. Sigmaringen 1994. S. [19]-35 und S. 66/67. |
| ders.: Jüdische Gemeinden im Landkreis [Dillingen a.d.
Donau]. In: Der Landkreis Dillingen an der Donau ehedem und heute. 2.
neubearbeitete Auflage. Dillingen 1982. S. 139-143.
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| Monika
Müller: Judenschutz vor Ort. Jüdische Gemeinden im Fürstentum
Pfalz-Neuburg. Wißner-Verlag 2016. Reihe: Veröffentlichtungen der
Schwäbischen Forschungsgemeinschaft. ISBN/EAN: 978-3957860941. 452 S.
34,80 €
Nicht Gegnerschaft und Ausweisung prägten den frühneuzeitlichen Alltag von Christen und Juden in Schwaben, sondern ein Neben- und Miteinander. Juden traten durchaus selbstbewusst gegenüber ihrem Schutzherrn auf, jüdisch-christliche Doppelgemeinden entwickelten sich mitunter.
Anders in Pfalz-Neuburg: In der sogenannten Jungen Pfalz - geschaffen 1505 nach dem Landshuter Erbfolgekrieg - entfaltete sich jüdisches Leben unter Schwierigkeiten. Immer wieder wurden die Pfalz-Neuburger Juden ausgewiesen, bisweilen entstanden erst Jahrzehnte später neue Gemeinden; landesbezogene jüdische Repräsentationsstrukturen, wie eine Landesjudenschaft, gab es nicht.
Diese Geschichte der vielen Brüche, der Diskontinuitäten, will das vorliegende Buch nachzeichnen. Dabei rücken im Spannungsfeld zwischen den Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg, den späteren Kurfürsten von der Pfalz, als Landesherren einerseits und den jüdischen Schutzverwandten andererseits insbesondere Kommunen wie
Gundelfingen, Hilpoltstein, Höchstädt, Lauingen, Monheim und Neuburg a.d. Donau in den Blick. Im dörflichen und kleinstädtischen Raum spielten sich Prozesse von Integration und Segregation ab, die zeigen, dass Judenschutz in Pfalz-Neuburg eine hohe kommunale Komponente besaß, dass er
'vor Ort' stattfand. |
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