Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"
Zur Übersicht "Synagogen im
Kreis Bad Kreuznach"
Merxheim (VG
Bad Sobernheim, Kreis Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Merxheim lebten bereits im Mittelalter einzelne
Juden. 1301 wird Abraham von Merxheim als Gläubiger der Grafen Simon und
Johannes von Sponheim genannt. Danach werden jüdische Personen am Ort erst
wieder in der Mitte des 16. Jahrhunderts genannt, als sie von den
Hunolsteiner Vögten ausgewiesen wurden. Ihren Untertanen verboten die Vögte
damals, mit Juden weiterhin Geschäfte zu treiben oder bei ihnen Gelder zu
leihen. 1560 beschwerte sich der in Simmern
unter Dhaun lebende Jud Aaron beim rheingräflichen Verwalter in Daun über
das Handelsverbot für die Juden in Merxheim.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert
zurück. Damals ließen sich einige jüdische Familien vor allem im Bereich der
"Judengasse" nieder, der heutigen Römerstraße. Gegen Ende des
18. Jahrhunderts war die Zahl der jüdischen Einwohner wieder zurückgegangen: 1801
war nur noch eine einzige jüdische Familie am Ort. Es handelte sich um die Familie
Jacob Bär, die im sogenannten Freihaus, einem ehemaligen Adelssitz
gegenüber der Kirche lebte (heute: Hauptstraße 22). Die Familie wurde 1801 von
Johannes Bückler ("Schinderhannes") und seinen Genossen überfallen,
das Haus geplündert und Jacob Bär schwer
verletzt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 37 jüdische Einwohner, davon 21 Kinder, 1855 52 jüdische
Einwohner, 1861 Höchstzahl von 65, 1895 43 (von insgesamt etwa 1.300
Einwohnern). Zur jüdischen Gemeinde in Merxheim gehörten auch die in Simmern
unter Dhaun lebenden jüdischen Personen, die jedoch über einen eigenen
Betraum verfügten.
Die jüdischen Familien lebten in überwiegend sehr einfachen
wirtschaftlichen Verhältnissen. Dies erklärt auch die relativ schnelle
Abwanderung in die Städte wie bei Pferdehändler Daniel Fried II, der mit
insgesamt neun Familienangehörigen 1870 nach Sobernheim
verzog, wo der Pferdehandel durch den Bahnanschluss und den damaligen
deutsch-französischen Krieg einen großen Aufschwung genommen hatte.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule,
ein rituelles Bad und einen Friedhof. Von
der Schule ist bereits 1829 die Rede: damals wurde der Religionsunterricht im
Oberamt Meisenheim abwechselnd in Meisenheim
und Merxheim gehalten. Die jüdischen Eltern bemühten sich in dieser Zeit
vergeblich darum, dass die Merxheimer Kinder gemeinsam mit denen des
benachbarten Bärweiler unterrichtet wurden.
Im Krieg 1870/71 nahm aus der jüdischen Gemeinde Leopold Loeb teil. Sein Name
steht auf dem Kriegerdenkmal in der Ortsmitte (gest. 1922 in Merxheim und im
jüdischen Friedhof beigesetzt). Im Ersten Weltkrieg
erhielt Arthur Loeb das EK I; an seinen Kriegsverletzungen starb im November
1918 Karl Michel.
Um 1924, als noch 31 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten, war
Gemeindevorsteher L. Loeb (falls dieser identisch mit dem o.g. Leopold Löb
ist, war er Gemeindevorsteher nur bis zu seinem Tod 1922). 1932 war Gemeindevorsteher Bernhard
Michel.
1933 lebten noch 24 jüdische Personen in Merxheim. In
den folgenden Jahren sind alle von Ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Anfang November 1938 waren
nur noch zwei Personen am Ort, nach nach den Ereignissen beim Novemberpogrom
1938 Merxheim verließen.
Von den in
Merxheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Albert Fried
(1870), Josef Fried (1868), Moses Fried (1866), Arthur Löb (1891), Bertha
Löb geb. Hirsch (1862), Ida Löb (1927), Klara Löb geb. Bloch (1900),
Rosa Löb geb. Hirsch (1857), Bernhard Michel (1866), Berthold Michel
(1895), Blanche Michel geb. Seckler (1904), Elvira Michel geb. Joseph
(1869), Fajga Michel geb. Benedik (1904), Jakob Michel (1900), Salomon
(Sally) Michel (1898), Walter Michel (1901), Lina Siegel geb. Mayer
(1880).
Links: Gedenktafel am Eingang zum jüdischen
Friedhof Merxheim. |
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zur Geschichte der Gemeinde wurden in jüdischen
Periodika des 19./20. Jahrhunderts noch nicht gefunden.
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
|
Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
|
Kennkarte
des in Merxheim
geborenen Albert Fried |
|
|
|
Kennkarte (Mainz 1939) für
Albert Fried (geb. 28. Februar 1870 in Merxheim), Kaufmann,
wohnhaft in Mainz und Sobernheim; am 27. September 1942 deportiert
ab Darmstadt in das
Ghetto Theresienstadt, wo er am 3. Januar 1943 umgekommen ist |
|
Zur Geschichte der Synagoge
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dürfte ein Betraum
in einem der jüdischen Häuser eingerichtet worden sein. 1853 konnte die
Gemeinde in der Römerstraße, der früheren "Judengasse" eine
bescheidene Synagoge erbauen. Sie sollte Mittelpunktssynagoge auch für die
jüdischen Familien in Meddersheim, Bärweiler, Martinstein und Simmertal sein.
Insgesamt zählten in den genannten Orten mit Merxheim damals etwa 120 jüdische
Personen zur Synagogengemeinde.
Im Sommer 1870 brannte die Synagoge nieder. Ein Wiederaufbau war den
schon damals weniger werdenden jüdischen Familien trotz ernsthafter Bemühungen
nicht mehr möglich. Daraufhin wurden die Gottesdienst in das Haus der
jüdischen Familie Stern verlegt. Die Ruine der abgebrannten Synagoge wurde
Anfang des 20. Jahrhunderts verkauft. Mit Hilfe einer Kollekte wollte man
letztmals 1910 den Bau einer neuen Synagoge wagen. Mit Ausbruch des Ersten
Weltkrieges gab man diese Pläne auf.
Der Betraum des Hauses der Familie Stern bestand bis zur Zerstörung beim
Novemberpogrom 1938. Wie lange in ihm regelmäßig Gottesdienste abgehalten
wurden, ist nicht bekannt. Im Haus mit dem Betraum in der Hauptstraße 13 lebte
bis 1929 auch Louis Stern, der den Kindern der jüdischen Gemeinde den
Religionsunterricht erteilte.
Adresse/Standort der Synagoge: Die
1870 abgebrannte Synagoge stand in der Römerstraße; danach war der Betsaal im
Haus Hauptstraße 13.
Fotos
(Quelle: Hahn, Aufnahmedatum 27.6.2008)
Die Römerstraße,
frühere
"Judengasse" |
|
|
|
Straßenschild |
In der früheren
"Judengasse" befand sich
Mitte des 19. Jahrhunderts die Synagoge
der Gemeinde (1860 abgebrannt) |
|
|
|
|
Standort der Synagoge
des 19. Jahrhunderts |
|
|
|
Blick in die
Römerstraße: im Bereich der Häuser links befand sich
Mitte des 19.
Jahrhunderts die Synagoge |
|
|
|
Haus der Familie Stern, wo
sich bis in
die 1920er-Jahre der Betsaal befand |
|
|
|
Hauptstraße 13 |
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 540.
|
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 270-271 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Werner Reidenbach: Was wurde aus der jüdischen
Bevölkerung Merxheims? Ergebnisse einer Spurensuche. Merxheim 1998. 2000².
Eingestellt als pdf-Datei (Kontakt zum Verfasser:
w.reidenbach@gmx.de).
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Merxheim, Rhineland. The Jewish
settlement numbered 37 in the early 19th century, 65 at mid-century, and 43
(total 1.300) late in the century. A synagogue was built in 1853 and later sold.
The one built to replace it was closed in the 1920s. In 1933, the Jewish
population was 24. Most Jews left before Kristallnacht (9-10 November 1938) and
the last two shortly after. Fourteen Jews managed to emigrate; five who remained
in Germany perished.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|