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Monzingen (VG
Bad Sobernheim, Kreis
Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte
(Die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Gudrun
Serke, Monzingen)
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Monzingen
In Monzingen bestand eine kleine jüdische Gemeinde
bis Anfang des 20. Jahrhundert. Ihre Entstehung dürfte mindestens in die Zeit
des 18. Jahrhunderts zurückgehen. In den Vermögensverzeichnissen der Bürger
zu Monzingen von 1721 werden zwei Juden aufgeführt, die bereits einen
Bauplatz im Niederviertel haben: Nathan Jud und Mischell Jud. Seit den 1770er-Jahren wird in Becherbach
der Witwer Isaak bar Veis (bzw. Isaak Sohn des Veis) genannt, der aus
Monzingen stammte (geb. 1742) und in Becherbach Sophie Moses David heiratete.
Die beiden hatten drei Sohne Peter (geb. 1789), Simon (geb. 1792) und Michael
(geb. 1795).
Quelle: Familienbiographie von Alfred Moritz (Link).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1858 64 jüdische Einwohner (5,1 % von insgesamt 1267 Einwohnern,
1128 evangelisch, 75 katholisch), 1895 23 (1,8 % von insgesamt 1258 Einwohnern,
davon 1195 evangelisch, 40 katholisch). Seit den 1870er-Jahren ging die Zahl der
jüdischen Einwohner stark zurück: von 1872 bis 1890 verließen sieben
jüdische Familien Monzingen.
Verbreitete Familiennamen der jüdischen Familien in Monzingen waren
insbesondere Fried, Mayer und Ullmann; diese Familiennamen sind auf den in Bad
Sobernheim erhaltenen jüdischen Grabsteinen aus Monzingen zu
lesen.
An Einrichtungen hatten die jüdischen Familien einen Betsaal (im
Ort als "Judenschule" beziehungsweise als "Synagoge"
bezeichnet; das Gebäude, in dem sich auch das rituelle Bad - die Mikwe -
befand, stand zwischen den Häusern in der heutigen Hauptstraße 58 und der
Franziskastraße 1) und einen Friedhof. Die
jüdischen Kinder besuchten die evangelische Volksschule (einzige Schule am Ort,
die auch von katholischen Kindern besucht wurde), erhielten jedoch separat ihren
Religionsunterricht.
Um 1920 waren bereits alle jüdischen Einwohner bis auf Jettchen Ullmann (die
"Ullmanns-Bas", geb. 1856) aus Monzingen verzogen. Das Gebäude mit dem
jüdischen Betsaal wurde nicht mehr gebraucht und ist in der Folgezeit
verfallen. Bis um etwa 1950 war an der Stelle noch ein Trümmerhaufen zu sehen,
Um 1960/64 waren auch noch die Reste der früheren Mikwe zu erkennen.
2012 befang sich das Gründstück in völlig verwahrlostem Zustand.
In der NS-Zeit wurde der jüdische Friedhof
abgeräumt und die Grabsteine nach Bad Sobernheim gebracht.
Von den in Monzingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Else Ermann (geb.
1903 in Monzingen), Rosalie (Rosa) Jakob (geb. 1860 in Monzingen), Penas Paul
Wolff (geb. 1878 in Wawern, 1908 verh. nach Monzingen mit Bertha geb. Ullmann,
lebten bis 1920 im Haus Nr. 207, später in Frankfurt, von dort aus deportiert;
Recherchen von Gudrun Serke).
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Monzingen
Nathan Stern in Monzingen empfiehl das Knabenpensionat von
Alexander Cahn in Sobernheim (1859)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. August 1859: "Knaben von 9-16 Jahren finden in meinem Hause
gegen billige Vergütung Gelegenheit zur Erziehung und Ausbildung. Da die
Praxis die beste Garantie bietet, so bitte ich gefälligst diejenigen, die
mich mit ihrem Vertrauen beehren wollen, bei den Herren Dr. Auerbach in
Bonn, J. Goldschmidt in Ehrenbreitenstein,
Salomon Barth in Illingen, N.
Stern in Monzingen, H. Michel in Meddersheim,
H. Werner hierselbst, S. Strauß in Dusemond,
deren Kinder oder Pflegebefohlenen ich erzogen und größtenteils jetzt
noch in meinem Hause erziehe, Erkundigung über mich einziehen zu wollen.
Es mag noch besonders Erwähnung verdienen, dass der hiesige Ort in einer
sehr reizenden und gesunden Lage sich befindet und besonders Kindern
geeignet ist, die zur Stärkung und Kräftigung ihrer Gesundheit eine
Ortsveränderung vornehmen sollen. Sobernheim,
8. August 1859. Alexander Cahn, conc.
Lehrer." |
Zum Tod von Leopold Stern (geb. 1848 in Monzingen,
gest. 1928 in New York)
Anmerkung: Leopold Stern ist nach dem Geburtseintrag im Standesamt Monzingen
am 18. (nicht 19.) April 1848 in Monzingen geboren. Er starb am 29. Dezember
1928 in New York (Ausk. G. Serke).
Artikel
im "Israelitischen Familienblatt" vom 24. Januar 1929: "Leopold Stern
gestorben.
Im Alter von 80 Jahren starb in New York Herr Leopold Stern, der Begründer
einer bekannten Diamantenfirma, Ehrenvizepräsident des Montefiore-Hospitals
und langjähriger Präsident der Manhattan Loge U.O.B.B. Leopold Stern wurde
am 19. April 1848 in Monzingen (nicht: Menzingen) in
Deutschland geboren und kam 1863 nach Amerika." |
|
Vgl. Bericht in "Jewish Telegraphic Agency"
vom 2. Januar 1929: "Leopold Stern, Pioneer Jeweler and B’nai Brith,
Leader, Dies at Age of 80
Leopold Stern, founder of the firm Stern Brothers & Company, New York, one
of the pioneer, commercial, diamond-cutting firms in this city and honorary
vice-president of the Montefiore Hospital, died on Saturday at the age of
eighty. The funeral was held Monday morning from Temple Emanu-El. Burial was
in the family mausoleum in Beth-El Cemetery. Dr. Samuel Schulman, rabbi of
Temple Emanu-El, officiated. The honorary pallbearers were Chief Justice
Benjamin M. Cardoza of the Court of Appeals; August Oppeheimer, Charles
Straus, William N. Rosendale, S. g. Rosenbaum, Samuel Sachs, Samuel Kridel,
William Goldman, Otto Wormster and Harry Larter.
Mr. Stern was born in Monzingen, Germany, on April 19, 1848, where he
received his education. He came to this country in 1863 and was followed the
next year by other members of the family, who joined him in Philadelphia,
where they were engaged in the manufacture of jewelry for eight years. In
1871 he came to New York City and, with his father, Nathan, and a brother,
Isidor, opened the firm of Stern Brothers & Co. The firm was at first
devoted to the manufacture of jewelry, but at the death of his brother,
Isidor, in 1907. Mr. Stern sold the manufacturing branch of the business,
and since then the firm has been engaged in the importation and cutting of
diamonds. Mr. Stern was much interested in the work of the hospitals
in New York. He was a director of the Montefiore Hospital for twenty-five
years and was later made a vice-president. He also was a member of the board
of trustees of Bellevue and Allied Hospitals for twenty-three years and a
member of the board of the United Hospital Fund. Mr. Stern was active in
Republican politics and voted as a Republican elector for President McKinley
and again for President Taft. At one time he was appointed as a member of
the commission for the revision of the banking laws of the State of New
York. He was a member of the Republican Club of New York for many years. He
was a member of the Bankers Club and a director of the Market and Fulton
Bank and the Maiden Lane Savings Bank. He was president of the Manhattan
Lodge of the Independent Order of B’nai B’rith and president of the Jewelers’
Board of Trade for many years." |
Quelle:
https://www.jta.org/1929/01/02/archive/leopold-stern-pioneer-jeweler-and-bnai-brith-leader-dies-at-age-of-80
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Zur
Geschichte des Betsaals / der Synagoge
(nach den Recherchen von Gudrun Serke)
Für die Synagoge in Monzingen war kein gesondertes Gebäude vorhanden. Ein Betsaal
befand sich in einem jüdischen Wohnhaus, in dem auch zeitweilig eine eigene
jüdische Schule untergebracht war. Dieses Gebäude, dessen Stelle heute noch
"Judenschule" genannt wird, war von 1833 bis 1892 in jüdischem
Besitz. Es ist im Kataster als Hofraum eingetragen, was die die damalige
Bezeichnung für Wohnhaus mit Hof war. Nachdem der Besitzer in Saarland
abgewandert war, wurde es an einen christlichen Kaufmann verkauft. Vermutlich
wurde kein neuer Betraum mehr eingerichtet, da bereits absehbar war, dass die
Gemeinde keine zehn religionsmündigen Männer mehr haben
würde.
Bitte um
Unterstützung von Recherchen |
Die Recherchen zur jüdischen Vergangenheit in Monzingen erfolgen derzeit durch Befragen von Zeitzeugen bzw. von Menschen, die noch Erzählungen zu dem Thema in Erinnerung haben. Kennen Sie noch
Geschichten über israelitische Mitbürger oder ehemaliges Eigentum jüdischer Einwohner Monzingens? Oder haben Sie in Ihren alten Unterlagen noch Informationen dazu? Oder Sie möchten die Recherchen unterstützen, um diesen Teil der Monzinger Geschichte einfach mal zu dokumentieren? Dann melden Sie sich bitte einfach bei per
Email bei meinMonzingen.de oder rufen Sie an: 06751 989063. |
Hinweise:
- Das Haus, in dem die oben genannte Jettchen Ullmann lebte, besteht nicht mehr.
- Es sind keine Protokollbücher oder Chroniken der
Gemeinde aus den Jahren 1924 bis 1945 mehr vorhanden. Auch die Schulchronik
endet 1925; das Buch ab 1926 war nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr
auffindbar. Ebenso sind die Protokollbücher von Vereinen aus dieser Zeit
verschwunden |
Fotos
(Quelle: Beitrag von Gudrun Serke s.Lit.)
Das Grundstück, auf
dem
einst das Gebäude des jüdischen Betsaales
und der Mikwe stand (2012) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Dokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad
Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 431-456 (innerhalb
des Abschnittes zu Bad Sobernheim). |
| Gudrun Serke: Jüdische Vergangenheit in
Monzingen. April 2012. Die Seite ist
online
eingestellt (pdf-Datei) |
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dies.:
Die
jüdische Gemeinde Monzingen. Als pdf-Datei im März 2013
eingestellt (letzte Aktualisierung November 2013).
Einige Ergänzungen
auf Grund neuerer Recherchen (pdf-Datei, eingestellt Juli 2015).
Weitere Ergänzungen (pdf-Datei, Stand Juni 2021). |
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