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Friedhöfe in der Region"
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München (Landeshauptstadt
von Bayern)
Die jüdischen Friedhöfe
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite über die Synagogen in
München (interner Link)
Übersicht:
Zur Geschichte der
Friedhöfe:
Zur Geschichte der Friedhöfe:
Der mittelalterliche Friedhof
Im mittelalterlichen
München gab es bis 1416 keinen jüdischen Friedhof. Die Toten der Gemeinde
wurden zur Beisetzung nach Regensburg
gebracht. Der 1416 erstmals genannte Friedhof befand sich zwischen Moosach und
dem Rennweg. Beim Rennweg handelt es sich um den Straßenzug Schleißheimer/Lerchenauer Straße, womit der Friedhof irgendwo zwischen der
Schleißheimer Straße und Moosach gelegen sein wird. Nachdem 1442 die Juden aus
der Stadt vertrieben wurden, ist dieser Friedhof vermutlich zerstört worden.
Nach einer Angabe aus dem 19. Jahrhundert lag der Friedhof im Bereich des
Grundstückes Dachauer Straße 24 (was die Angabe zwischen Schleißheimer
Straße und Moosach konkretisieren würde), doch konnte hier bis heute hier kein
Friedhof nachgewiesen werden.
Gefährdung von Teilen des mittelalterlichen Friedhofes durch Bauarbeiten
(1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1900:
"München, im Tamus. Demnächst wird eine Lokalbahn von Mosach nach
Schwabing, den sogenannten 'Rennweg' durchschneiden, an welchem die Juden
in München im Jahre 1442 einen eigenen Friedhof besaßen. Sk." |
Presseberichte Ende 2008/Anfang 2009 zum Friedhof
Artikel von Barbara Brubacher in der
"Süddeutschen" vom 29. Dezember 2008 (Artikel):
"Maxvorstadt: Maßmannpark birgt ein mittelalterliches Bodendenkmal
- Spuren reichen zurück ins 15. Jahrhundert"
Der frühere Bezirksausschuss-Vorsitzende Klaus Bäumler entdeckt Münchens ältesten jüdischen Friedhof.
Die Maxvorstadt ist um eine historische Stätte reicher: Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat im Maßmannpark ein Bodendenkmal eingetragen - hier befinden sich vermutlich untertägige mittelalterliche Teile eines jüdischen Friedhofs. Entdeckt hat die frühen Spuren Münchens, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, der ehemalige Vorsitzende des Bezirksausschusses Maxvorstadt und pensionierte Richter, Klaus Bäumler. Bei Recherchen zum Bauvorhaben am Norkauer Platz fand er in alten Akten und Urkunden eher zufällig die versteckten Hinweise: Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gab es demnach in München schon eine Jüdische Gemeinde und einen dazugehörigen Friedhof. Bisher war man davon ausgegangen , dass Münchens ältester jüdischer Friedhof an der Thalkirchner Straße liegt. Dieser existiert seit 1816.
Wie Bäumler mit einer im Hauptstaatsarchiv verwahrten Urkunde vom 29. März 1416 nachweisen konnte, überließen die Herzöge Ernst und Wilhelm den Münchner Juden 1416 einen Friedhof. Bäumler lokalisierte ihn nach aufwendigen Recherchen im Maßmannpark: Laut der alten Urkunde wurde er "bei dem perg zwischen Moosach und des Rennwegs" angelegt. "Bei dem Rennweg handelt es sich um die Straßentrasse, auf der im Mittelalter Pferderennen ausgetragen wurden", erklärt Bäumler. Diese lief vom Neuhauser Tor - bekannt als "Stachus" - von Süden nach Norden und deckt sich mit dem Verlauf der heutigen Schleißheimer Straße. Unter dem Begriff "perg" sei die eiszeitliche Ufertrasse zu verstehen, die die Straße im Bereich des heutigen Maßmannparks schneidet. Damit stehe fest, dass der mittelalterliche jüdische Friedhof exakt in dem Bereich zu lokalisieren sei, der zwischen der Dachauer und Heßstraße westlich der Schleißheimer Straße liegt.
Weitere Aufschlüsse erhielt Bäumler durch Kartenmaterial aus dem frühen 19. Jahrhundert: "In Plänen von 1808 bis 1849 findet sich dort eine trapezförmige Fläche, die von Bäumen umgeben ist", so Bäumler. Diese wurde nie bebaut. Ein zusätzlicher Hinweis auf die Existenz eines Friedhofs - denn nach dem jüdischem Ritus dürfen Friedhofe nicht bebaut werden. Dass sich jedoch heute, fast 600 Jahre später, noch Überreste finden lassen, hält Bäumler für unwahrscheinlich. Das könnte auch mit einem Unglücksfall im Jahr 1835 zusammenhängen: In unmittelbarer Nachbarschaft stand hier ein Pulverturm - bis sich dort eine gewaltige Explosion ereignete: Ein Soldat sprengte sich damals mit 15 Tonnen Pulver in die Luft und die Druckwelle zerstörte alles, was sich im näheren Umkreis befand.
Inzwischen ist auch die Stadt über die neuesten historischen Erkenntnisse und die Eintragung in die Denkmalliste unterrichtet worden. "Die Thematik muss auch in die geplante partielle Neugestaltung des Maßmannparks mit einbezogen werden', fordert Bäumler. Die schon etwas in die Jahre gekommene Grünfläche soll als Ausgleich für die dichte Bebauung des Löwenbräugeländes demnächst überplant werden. |
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Artikel von Julia Stark im Münchner
Wochenanzeige vom 13. Januar 2009 (Artikel):
Maxvorstadt · Gottesacker von 1416. Bodendenkmal im Maßmannpark erinnert an ersten jüdischen Friedhof.
Maxvorstadt · Im Erdreich des Maßmannparks befinden sich möglicherweise Überreste jüdischer Grabstätten aus dem 15. Jahrhundert. Schon im vergangenen Jahr hatte Klaus Bäumler, der ehemalige Vorsitzende des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3), diese Vermutung dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege mitgeteilt.
Daraufhin hat die Behörde den Ort nun zum Bodendenkmal erklärt. Die Stadt darf daher die geplante Umgestaltung des Parks nur unter strengen Auflagen durchführen.
'Hier in etwa müsste der erste jüdische Friedhof in München gewesen sein', sagt Bäumler und weist mit der Hand auf den Rasen rund um die Tischtennisplatten im Maßmannpark. Woher der ehemalige Richter und Lokalpolitiker das weiß? Bei Recherchen im Stadtarchiv zum Bauvorhaben am Norkauer Platz stieß er zufällig auf einen Text, der eine Urkunde von 1416 erwähnt. In dieser versprechen die Wittelsbacher-Herzöge Ernst und Wilhelm den jüdischen Familien der Stadt einen
'Israelitischen Gottesacker'.
Eine historische Karte aus dem 19. Jahrhundert erhärtet die Annahme. 'Das eingezeichnete Grundstück an der Heßstraße, Ecke Schleißheimer Straße, ähnelt in Form und Bepflanzung dem jüdischen Friedhof in der Thalkirchner Straße', erklärt Bäumler. Archäologische Beweise gebe es zwar noch nicht, räumt er ein. Aber es seien deutliche Hinweise vorhanden,
'bis jetzt hat meine Vermutung noch niemand widerlegt.' Vielmehr ist das Gegenteil der Fall.
'Ich weiß, wie Bäumler vorgegangen ist und kenne die Quellen', sagt Andreas Heusler, der beim Stadtarchiv für jüdische Geschichte zuständig ist.
'Ich halte seine Argumente für sehr plausibel.'
Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege teilt diese Ansicht – und hat den Maßmannpark kürzlich als offizielles Bodendenkmal eingetragen. Archäologische Grabungen, welche die Existenz des Friedhofs beweisen könnten, will die Behörde jedoch nicht einleiten.
'Die Neugierde wird bis auf weiteres unbefriedigt bleiben', sagt Jochen Haberstroh, stellvertretender Verantwortlicher für Bodendenkmäler. Der Grund: Eingriffe in das Erdreich könnten eventuelle Funde zerstören. Ziel sei daher, die Oberfläche im Park möglichst unangetastet zu lassen. Dies betreffe auch die geplante Umgestaltung des Areals durch die Stadt.
'Wir wirken darauf hin, dass die Veränderungen auf ein Minimum reduziert werden.'
Das Baureferat indes hält an dem Vorhaben, im Maßmannpark neue Spielgeräte und Wege zu errichten, fest.
'Dazu müssen wir in den Boden graben', sagt Wolfgang Mesenich von der Abteilung Gartenbau. Allerdings sei hierfür nun eine Genehmigung der Denkmalschutzbehörde nötig. Diese habe bereits ihre Zustimmung signalisiert, die Erlaubnis aber an bestimmte Auflagen geknüpft.
'Sämtliche Erdarbeiten müssen dokumentiert und von archäologischen Experten begleitet werden', so Mesenich. Zudem dürfe nicht tiefer als 60 bis 80 Zentimeter gegraben werden.
'Für Sandflächen und Spielgeräte ist diese Tiefe aber völlig ausreichend', versichert er. Abgeschlossen sein sollen die Bauarbeiten voraussichtlich im Jahr 2010." |
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Links:
vermutete Lage des früheren jüdischen Friedhofes auf einer Stadtkarte
des 19. Jahrhunderts.
Quelle: Werkstattbericht von Klaus Bäumler zu Spuren eines jüdischen
Friedhofs im 19. Jahrhundert in München.
Online
zugänglich. |
Der alte Friedhof an der Thalkirchner
Straße
Lage: An der Thalkirchner Straße 240 in Höhe des Ditramszeller Platzes.
Erst am Ende des 18. Jahrhunderts entstand wieder eine jüdische Gemeinde in
der Stadt. Die Toten der Gemeinde wurden zunächst in Kriegshaber
bei Augsburg beigesetzt. 1816 wurde der Alte Israelitische Friedhof an
der Thalkirchner Straße eröffnet (Einweihung am 24. März 1816).
In
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" wurde am 31. Oktober 1837 über die Anlage
des jüdischen Friedhofes in München 1816 berichtet: "Die Toten hatte man
bisher immer nach einem Orte bei Augsburg führen und dort begraben müssen. Im
Jahre 1816 wurde der jüdische Leichenacker eine halbe Stunde unweit München
errichtet. Die damaligen Kosten zum Ankauf des Grundes, zur Erbauung des
Leichenhauses etc. erstreckten sich auf 12.000 Gulden. – Die Gemeinde scheute
kein Opfer; in kaum vier Tagen war die Summe zusammengeschossen, und der erste
Schritt zur weiteren, festeren Begründung der Gemeinde getan". |
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In
einer Darstellung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in München aus
dem Jahr 1907 in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März
1907 ist zu lesen: "Im Jahre 1783 befanden sich nur 56 Juden in
München, 1788 waren es 124, 1799 135, 1801 aber 263. Diese schon ziemlich
zahlreiche Gemeinde hatte weder Synagoge, noch Rabbinerwohnung, noch
Begräbnisstätte; ihre Verstorbenen bestattete sie in Kriegshaber
bei Augsburg. 1816 wurde der israelitische Friedhof an der
Thalkirchnerstraße angelegt, nachdem der frühere, an der Dachauerstraße
gelegene, während des von 1442 bis zum Anfange des 19. Jahrhunderts
dauernden Exils außer Gebrauch gekommen und vielfach überbaut worden
war." |
Dieser
Friedhof wurde 1854, 1871 und 1881 erweitert. Er ist von einer hohen
Backsteinmauer umgeben, die 1881 nochmals neu erstellt wurde und eine Länge von
575 Metern hat. Insgesamt sind etwa 6.000 Grabsteine vorhanden. Sehenswert ist
u.a. von L. v. Klenze entworfene Grabmal des Dramatikers Michael Beer (gest.
1833, Bruder des Komponisten Giacomo Meyerbeer). Die zuerst belegten Sektionen
des Friedhofes haben die Nummern 11 und 12. Im Bereich von 11 stand auch seit
1816 eine erste Friedhofshalle, die nicht mehr erhalten ist und 1882 durch einen
Neubau ersetzt worden ist.
Texte zur Geschichte des alten Friedhofes
Über die Leichenbestattung in der jüdischen Gemeinde
(1850)
Anmerkung: der Verfasser des Leserbriefes beklagt einige Missständige, zu
deren Behebung er die Verantwortlichen in der Gemeinde
aufruft.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 12. August 1850: "München, 30. Juli (1850). Wenn Ihnen
nach langer Zeit einmal wieder von hier aus eine Mitteilung zukommt, und
der Berichterstatter sich veranlasst sieht, seine Stimme zu erheben gegen
einen nur zu lange schon bestehenden Missbrauch im hiesigen israelitischen
Kultus, so beabsichtigt er darum nicht, einzelne Personen oder auch
Innungen anklagen zu wollen, wie sehr auch dieselben Anteil haben mögen,
dass die Beschwerde um Abhilfe einen so weiten Umweg machen muss. Der
Gegenstand, um den es sich hier handelt, betrifft die Art und Weise, wie
in hiesiger Kultusgemeinde die Leichenbestattung vor sich geht. Es ist in
der Tat auffallend, wie dieser Gegenstand so ganz außer Acht gelassen
wird und die Vorstände nicht wenigstens suchen, den stets bei solchen
Fällen sich wiederholenden Klagen insoweit gerecht zu werden, als Zeit-
und örtliche Verhältnisse dieses erfordern und man bei einem solchen in
den Straßen einer Haupt- und Residenzstadt vor sich gehenden Akte nicht
gezwungen ist, beschämt die Augen
niederzuschlagen.
Tritt nämlich ein Todesfalls ein und ist die Stunde zur Fortschaffung der
Leiche festgesetzt, so fahren Leichenwagen und je nach den
Standesverhältnissen des Verschiedenen eine größere oder kleinere
Anzahl Mietkutschen vor das Haus der Leidtragenden, wo sich zugleich alle
Bekannten einfinden, um nach frommem Herkommen, dem Heimgegangenen das
Geleite zu geben. Es vergeht aber eine geraume Zeit, bis die Leiche in den
Wagen gehoben, und zur Abfahrt geschritten werden kann, währenddem die
Bewegung vor dem Hause, durch die Masse Neugieriger verstärkt, in
gesteigerter Unordnung wächst. Man rennt Straßen quer- und über mit
Büchsen zum Einsammeln kleiner Gaben; alle zum Dienste berufenen
Personen, sowohl die anordnen, wie die, die ausführen, erscheinen in
buntscheckiger Alltagskleidung; das Ganze ist so ganz aller religiösen
Würde bar, dass es einen peinlichen Eindruck macht, und gar mancher, den
das Pietätgefühl zum letzten Liebesdienst für den Verewigten
herangezogen |
hat,
sich mit dem bitteren Gefühle wegbegibt, dass das Judentum noch immer
nicht verstehen will, wenn es öffentlich erscheint, anders als zum Spotte
zu werden. Nur wenn der Wagenzug sich in Bewegung gesetzt hat, und die in
nicht geringer Unordnung begleitenden Fußgänger zurückbleiben, dann
erst gewinnt das Ganze das Ansehen eines Leichenkondukts. Auf dem
Friedhofe angelang, wird zuförderst zur Reinigung der Leiche geschritten.
Aber auch hier zeigt sich ein großer Übelstand. Die Kultusadministration
hat nämlich seit einigen Jahren die Anordnung getroffen, dass keine
Leiche früher als 48 Stunden nach ihrem Verscheiden beerdigt werden darf.
So zweckmäßig diese Anordnung wäre, wenn hierbei nur auch Rücksicht
genommen werden wollte auf Umstände, die hie und da eine Ausnahme
unabweislich und durch ärztliche Kontestation begründet erfordern, so
lästig für die Familien wird dieselbe, weil keinerlei Ausnahme gestattet
werden will; ja, sie wird sogar gefährlich, wenn man bedenkt, dass die
Reinigung der Leiche erst im Moment der Beerdigung vorgenommen werden
kann, und man muss in der Tat die Männer des auch hier mit Auszeichnung
bestehenden Frommenvereins - Chewra Kadischa - bewundern, die sich
dennoch aus frommem Eifer diesem mitunter gefährlichen Geschäfte
bereitwillig unterziehen. Wohl wird als Entschuldigung für diese Strenge
angeführt, dass es einem jeden unbenommen sei, eine Leiche bis zur
Beerdigungszeit beisetzen zu lassen; aber noch keine Familie hat davon
Gebrauch gemacht, und kann auch nicht wohl, da alsdann außer anderen
Überständen die Leichenbegleitung vom Hause weg unterbleiben würde. Was
nun die Beerdigung selbst betrifft, so erwarten Sie wohl, dass keine
Leiche in das Grab gesenkt wird, ohne dass ein geistig, tröstendes Wort
an die Leidtragenden und Umstehenden gesprochen wird, doch nein, das
geschieht nur, wenn Solches von der Familie des Verschiedenen bestellt
wird. Ja, wenn die Beerdigung an Tagen geschieht, wo nach religiöser Observanz
das übliche Hazur-Tomim-Gebet zu unterbleiben hat, dann wird die Leiche
still verscharrt, ohne dass das geringste Gebet für deren Seelenheil am
Grabe gesprochen wird.
Unfreundlich war der Gegenstand meines heutigen Berichtes, und noch
unfreundlicher, was ich davon zu berichten hatte. Umso größer wird die
Befriedigung sein, wenn ich bald imstande sein werde, Ihnen von
getroffenen, zweckmäßigen Anordnungen in diesem Betreffe berichten zu
können." |
Die alte Friedhofshalle soll in ein Asyl für Obdachlose
umgebaut werden (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1904:
"München. Unser jüdischer Mitbürger Herr Lehmann
Bernheimer hat in seiner Vaterstadt Buttenhausen
(Württemberg) eine Realschule erbauen lassen und sie mit allen nötigen
und modernen Einrichtungen versehen. Auch eine Lehrerwohnung ist in dem
schönen Gebäude, welches als eine Zierde des Ortes betrachtet wird. Die
Einweihung fand am 11. dieses Monats statt. Derselben wohnten unter
anderem bei die Herren: Kommerzienrat L. Bernheimer mit seiner Familie,
ferner Studienrat Dr. Greiff als Stellvertreter der Ministerialabteilung
für höhere Schulen, Oberamtmann Binder, Professor Dr. Junker aus Ulm,
als technischer Leiter und Gutsherr von Weidert. Herr K. Bernheimer
übergab dem Magistrat 110.000 Mark zur Besoldung des Lehrers und zur
Unterhaltung der Schule. Herr Bernheimer will nun auch in München
eine jüdische Volksschule erbauen lassen und sein großes palastartiges
Geschäfts- und Wohnhaus zu einem jüdischen Krankenhause hergeben. Herr
Kommerzienrat und Hoflieferant Ballin (Möbelfabrikant), will die
Einrichtungsstücke zu diesem großen, edlen Zwecke widmen. Herr Bankier
und Kommerzienrat M. Kirchdörfer will die jetzige, weitläufige
israelitischen Leichenhalle, welche nach Schließung des jetzigen
israelitischen Friedhofes nicht mehr als solche benutzt wird, zu einem
Asyl für jüdische Obdachlose einrichten lassen. Die vielen
bedauernswerten Armen, besonders aus Russland und Polen, welche hierher kommen
und oft von allen Geldmitteln so entblößt sind, dass sie sich kein
Abendbrot kaufen können, werden es als unendlich große Wohltat
empfinden, Nachtquartier, ein warmes Abendessen, ein Bad, frische Wäsche
und wenn notwendig, bessere Kleidung zu erhalten. Frau Liebmann will die
Betten, Herr Stoff die Wäsche, Herr Isidor Bech die Kleidung
spenden." |
Die Pflege des alten Friedhofes ist
bereits in den 1920er-Jahren aufwändig (1925)
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 6. Juni
1925: "Bekanntmachung über Behebung von Schäden an Grabstätten
des alten Friedhofes an der Thalkirchnerstraße.
Zahlreiche Grabstätten des alten Friedhofes in der Thalkirchnerstraße
weisen schwere Beschädigungen auf und bedürfen, um nicht gänzlich zu
verfallen, raschester Instandsetzung.
Um Unfälle zu verhüten und die Beschädigung von Nachbargrabsteinen
hintanzuhalten, ergeht daher die Aufforderung, die gefährdeten
Grabstätten bis spätestens 1. August dieses Jahres wieder herstellen zu
lassen. Insbesondere sind Grabmäler, die umzusinken drohen, aufzurichten,
beschädigte Grabeinfassungen wieder herzustellen und brüchige oder
verrostete Eisengitter auszubessern, abzurosten und zu streichen oder ganz
zu entfernen.
Sollten innerhalb der angegebenen Zeit die erforderlichen Maßnahmen
seitens der Beteiligten nicht getroffen sein, so wäre die
Friedhofverwaltung gezwungen, die beschädigten und gefahrdrohenden
Grabsteine und Grabeinfassungen zu entfernen.
Hierbei sei darauf hingewiesen, dass auch die Behebung kleiner Schäden im
eigensten Interesse der für die Unterhaltung der Gräber Sorgenden
gelegen ist, damit nicht erst größere Schäden entstehen, deren
Beseitigung mit unverhältnismäßig höheren Kosten verbunden ist.
München, 20. Mai 1925 Dr. Neumeyer." |
Einzelne
neuere Presseberichte zum alten jüdischen Friedhof
August 2016:
Über den Alten Israelitischen Friedhof an der
Thalkirchner Straße
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Artikel
von Helmut Reister in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 29. August
2016:
"Sendling. Ort des ewigen Lebens.
Vor 200 Jahren wurde der Alte Israelitische Friedhof angelegt. Beisetzungen
finden nur noch selten statt
Das Gezwitscher der Vögel und der Wind, der sich in den Thujen verfängt,
sind die einzigen Geräusche, die die Stille auf dem alten jüdischen Friedhof
an der Thalkirchner Straße unterbrechen. Die 200-jährige Geschichte, die mit
ihm verbunden ist und das Auf und Ab der jüdischen Gemeinde Münchens in
dieser Zeit widerspiegelt, erzählen die vielen Grabsteine. Das geht auch
ohne Worte. Der 'Ort des ewigen Lebens' im Süden der Landeshauptstadt wurde
im Jahr 1908 durch den neuen Friedhof ersetzt. Trotzdem fanden auf dem
zweieinhalb Hektar großen Gelände immer wieder Beisetzungen in bereits
vorhandenen Grabstätten statt, die letzte im Jahr 2003. Erich Haas fand
damals, ganz in der Nähe der 1882 im Zuge von Erweiterungsmaßnahmen
errichteten dritten Aussegnungshalle, neben seinen Eltern die letzte
Ruhestätte. Johanna Angermeier ist seit einem halben Jahrhundert die
Verwalterin des alten Friedhofs und kennt jeden Winkel, jeden Namen, jedes
Detail. Natürlich kennt sie auch die Geschichte der Familie Haas, die in das
düstere Kapitel des Nationalsozialismus führt. Bernhard Haas, Erichs Vater,
für den das Grab ursprünglich angelegt wurde, gehörte zu jenen Juden der
Stadt, die allein ihres Glaubens wegen sterben mussten. Schwer verletzt
wurde er nach den Ausschreitungen in den Novemberpogromen 1938 ins
Konzentrationslager Dachau gebracht und zwei Wochen später durch
Genickschuss ermordet.
Plünderungen. Hinweise auf die Untaten der Nazis finden sich überall
und auf unterschiedliche Weise. Zum Beispiel auf dem Grabstein von Mina und
Jonas Thannhauser. Auf den beiden Grabplatten ist die von Hand angebrachte
Zahl 14 zu lesen; die Zahl ist die Kennzeichnung für den geplanten
Abtransport durch die Nazis, die auch auf dem Friedhof vor Plünderungen
nicht zurückschreckten und mitnahmen, was sie gebrauchen konnten. Dazu
zählten große Grabsteine oder Metallplatten, die sich zum Einschmelzen und
zur Wiederverwendung eigneten. Im Fall des Thannhauser-Grabes gelang ihnen
das allerdings nicht. Im Zuge der Kriegswirren hatten die Nazis für den
geplanten Abtransport keine Zeit. Der 200. Jahrestag des alten Friedhofs ist
für IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch der richtige Anlass, um an seine
vielschichtige gesellschaftliche und historische Bedeutung zu erinnern. 'Die
Pflege der jüdischen Friedhofskultur ist nicht nur für die Historie der
Gemeinde wichtig. Im Alten Israelitischen Friedhof spiegelt sich auch ein
Stück der Geschichte Münchens wider', betont sie und weist auf die Namen
vieler bedeutender Juden hin, die München prägten. Die Wiederherstellung des
Hauptraums im Tahara-Haus, für die sich Charlotte Knobloch konsequent
eingesetzt hat, ist ein entscheidender Schritt, um die Erinnerung
wachzuhalten. Mit der Projektbetreuung hat sie Ellen Presser betraut, die
Leiterin der IKG-Kulturabteilung. Im Herbst soll eine Gedenkfeier, deren
genauer Termin noch nicht feststeht, stattfinden und mit dem ersten
Bauabschnitt begonnen werden.
Ewigkeit Die Kulturchefin der IKG ist es auch, die abgesehen von den
von ihr begleiteten Sanierungsarbeiten zu den 'Störern' der Friedhofsruhe
zählt: Wenige Male im Jahr führt sie historisch interessierte
Besuchergruppen über den Friedhof, der sonst für die Öffentlichkeit
geschlossen bleibt. Sie wechselt sich dabei mit Chaim Frank ab, der oft an
den Wochenenden mit Besuchergruppen unterwegs ist. Für den Publizisten und
Leiter des Dokumentations-Archivs für jüdische Kultur und Geschichte ist der
alte Friedhof ein kulturgeschichtliches Kleinod. Im Gegensatz zu
christlichen Friedhöfen, wo viele Gräber nach einiger Zeit aufgelöst werden
können, sind jüdische Begräbnisstätten für die Ewigkeit angelegt. Für
Regisseur Michael Verhoeven wurde in den 80er-Jahren ausnahmsweise der
Friedhof geöffnet – als er den Film Die Weiße Rose drehte. Verwalterin
Angermeier erinnert sich noch gut, als in der Trauerhalle die
Gerichtsverhandlung gedreht und im Waschraum ein Schafott aufgebaut wurde.
Bei den Führungen werden auch solche Episoden erwähnt, doch die Grabsteine
verraten noch viel mehr. 'Man kann sehr gut erkennen', weist Ellen Presser
auf besondere Feinheiten hin, 'dass auch die Gestaltung der Gräber oft dem
jeweiligen Zeitgeschmack und architektonischen Trends unterlag. Manchmal
waren Metallplatten angesagt, ein anderes Mal besondere Steine.' Der Zahn
der Zeit, der an vielen Grabsteinen nagt und manche in bedenkliche
Schieflage bringt, ist kaum zu stoppen. "
Link zum Artikel |
Fotos des neuen Friedhofes
(Fotos: obere Zeile von Jürgen Hanke, Kronach, Aufnahmedatum ca.
2005; Zeilen darunter Hans-Peter Laqueur, Bremerhaven, Aufnahmedatum:
August 1993)
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Der
Eingangsbereich mit Friedhofshalle und Taharahaus |
Hinweistafel mit
Öffnungszeiten |
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Teilansicht |
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Grabmal für den Dichter
Michael Beer |
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Grabstein - als Scheintüre
(zur Ewigkeit)
gestaltet (Grabmal für
Blanche Heilbronner, 1880-1906) |
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Rechts: Grabstein mit
"segnenden
Händen" der Kohanim |
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Der neue Friedhof an
der Garchinger Straße
Lage: Garchinger Straße 37
Nachdem schon seit den 1880er-Jahren absehbar war, dass der alte Friedhof
nicht mehr erweitert werden konnte, wurde nach einem geeigneten Gelände für
die Neuanlage eines Friedhofes gesucht. 1904 konnte ein solches an der
Ungererstraße gefunden werden. Der Friedhof konnte ab dem 1. Juli 1908 belegt
werden. Das Friedhofsareal umfasst heute eine Fläche von über 5 ha und hat 22
Grabsektionen. Umgeben ist dieser Friedhof von einer insgesamt 966,50 m langen
Betonmauer. Auf diesem Neuen Israelitischen Friedhof liegen u.a. folgende
Persönlichkeiten: der Politiker Kurt Eisner (1867-1919), der Schriftsteller
Gustav Landauer (1870-1919), der Politiker Eugen Leviné (1883-1919). Das
Friedhofsgebäude wurde 1905-07 von Hans Grässel erbaut. Dieser Friedhof wird
bis heute als Begräbnisstätte der Israelitischen Kultusgemeinde München
genutzt.
Texte zur Geschichte des neuen Friedhofes
Abkommen zum neuen Friedhof mit der Stadtgemeinde München
(1904)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. März
1904: "München. Neuer israelitischer Friedhof. Zwischen der
Stadtgemeinde München und der israelitischen Kultusverwaltung kam ein
Abkommen zustande, nach welchem die Stadtgemeinde auf dem Tauschwege ein
geeignetes Areal beim Nördlichen Friedhofe überlässt und dasselbe mit
einer Mauer umgibt. Die Kosten hierfür (53.000 Mark sind bei Übernahme
des Friedhofes an die Stadtkasse zu entrichten." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1904: "München.
In diesem Jahr noch wird dahier ein neuer jüdischer Friedhof angelegt
werden. Vertragsmäßig hat die Stadtgemeinde bis Ende September 1904 die
Friedhofmauer herzustellen, was einen Aufwand von 53.000 Mark erfordert.
Dieser Betrag wurde vom Magistrate ohne Erinnerung bewilligt, und hat die
Kultusgemeinde denselben wieder an die Stadt zurückzuerstatten, nicht
aber die gleichfalls genehmigten 15.150 Mark für Weganlagen, für welche
letztere allein aufzukommen hat. Der Friedhof wird auf einem
Gemeindegrunde seine Stätte finden, der seitens der Kultusgemeinde an
Stelle eines früher angekauften Grundstückes eingetauscht
wurde." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1904: "Im
Herbst dieses Jahres wird in der Nähe des neuen nördlichen Friedhofes in
Schweting ein neuer Friedhof errichtet. Die Umfassungsmauern, durch die
Stadt ausgeführt, kosten 53.000 Mark, welche Summe die jüdische Gemeinde
wieder zurückzahlen muss. Dagegen läst die Stadt auf eigene Kosten Wege
herstellen, welche ca. 15.000 Mark kosten. Es wird dann eben doch im
jetzigen jüdischen Friedhofe an Hausmeister notwendig bleiben, wegen der
Besuche an Jahrzeiten." |
Der neue Friedhof wird angelegt (1904)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Oktober
1904: "München, 8. Oktober. Der neue Israelitische Friedhof, der
nach den Plänen des Baurats Gräßer in unmittelbarer Nähe des neuen
nördlichen Friedhofes in Schwabing errichtet wird, soll noch im kommenden
Jahr in Benützung genommen werden." |
Das neue Friedhofsgebäude wird erstellt
(1907)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1907:
"München, 7. Oktober (1907). Die Gebäude des neuen israelitischen
Friedhofes, welche im Auftrage der Kultusgemeinde von Stadtbaurat Hans
Grässel erbaut wurden, sind bis auf die innere Einrichtung bereits
vollkommen fertiggestellt. Erheblich vor die Stadt geschoben, in der Nähe
des städtischen Zollhauses, westlich der Straße nach Altfreimann, nehmen
die genannten Baulichkeiten schon aus großer Ferne die Aufmerksamkeit des
aus der Stadt Kommenden in Anspruch. Man betritt das 15 Tagwerk große,
von einer Mauer umschlossene Areal von Osten aus durch ein hohes,
gewölbtes Portal. Links von diesem befindet sich das Pförtnerhaus, ein
nahezu quadratischer Bau mit Erdgeschoss, ausgebautem Dachgeschoss und
hohem Zeltdach, der mit der Umfassungsmauer und einem Remisenbau nach
rückwärts einen kleinen Garten bildet. Die eigentlichen
Friedhofsgebäude erheben sich weiter westlich, mehr in der Tiefe des
Grundstücks, zwischen der Mauer im Süden und der breiten vom Portal
herführenden Fahrstraße im Norden. Leichenhaus, Halle und Nebenräume
sind zu einer Baugruppe verbunden; sämtliche Gebäude liegen
nebeneinander, in einer malerischen Längsfront, an der Fahrstraße
miteinander vereinigt. Zu dieser mit der Schmalseite gewendet, stellt sich
die Leichenhalle dar als ein lang gestreckter, achteckiger Bau, bestehend
aus Erde und ausgebautem, hohen Dachgeschoss, mit je einem kleinen
Giebelausbau an den beiden Schmalseiten. Von diesem Gebäude führt nach
Westen ein niedriger Verbindungsbau zur Halle, ein hoher im Grundriss
quadratischer Zentralbau mit niedrigen Anbauten und hohem leicht geschweiften
Zeltdach. Der Anbau der vorderen Seite ist zu einer von Säulen und Bogen
getragenen offenen Eingangshalle ausgebildet. Die Eindeckung sämtlicher
Gebäude, die mit weißem Rauputz versehen sind, besteht aus graugrünen,
mit Rot vermischten, farbig wiederum sehr stimmungsvoll wirkenden
Dachziegeln. Einfache Linien, edelste Verhältnisse, schlichte
Sachlichkeit, die keines äußeren Schmuckes mehr bedarf, sind Elemente,
die den Gebäuden ein unvergleichliches, künstlerisches Gepräge
verleihen." |
Die Einweihung des neuen Friedhofes (Mai
1908)
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Mai 1908:
"München. Die Eröffnung des neuen israelitischen Friedhofes
fand gestern nachmittag in feierlicher Weise statt." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1908: "München,
18. Mai (1908). Die Eröffnung des neuen israelitischen Friedhofes fand
heute Nachmittag in feierlicher Weise statt. Hierzu waren erschienen die
Vertreter des Magistrats, eine Abordnung des Kollegiums der
Gemeinde-Bevollmächtigten, eine Deputation des Armenpflegschaftsrates,
Vertreter der Polizeidirektion und die gesamte Vorstandschaft, der
Verwaltungs- und Revisionsausschuss der israelitischen Kultusgemeinde usw.
Es war eine sehr ansehnliche Versammlung, die sich in der großen Halle,
einem Bauwerk von vornehm gediegener Pracht und echt künstlerischem
Gepräge, eingefunden hatte. Nach einleitendem Gesange des Synagogenchores
richtete der erste Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Justizrat
Ofner an die Versammelten eine Ansprache. Er gab einen geschichtlichen Rückblick
über die Entstehung von israelitischen Friedhöfen in München wie über
den Bau des neuen Friedhofes und gedachte in dankbarer Anerkennung der
Behörden, die alle, insonderheit die städtischen Kollegien, das
Unternehmen nach Kräften fördern halfen, des genialen Baumeisters und
Künstlers Grässel und besonders auch des Rentiers Michael Nußbaumer,
der als Mitglied des Verwaltungsausschusses vom Beginn der Vorarbeiten ab
bis zur entgültigen Vollendung mit unermüdlichem Pflichteifer seine Zeit
und Kräfte dem Unternehmen selbstlos widmete. Sodann hielt Herr Rabbiner
Dr. Werner die Festrede. Dieser lag das Wort des Psalmisten, das auch in
goldenen Lettern in der Halle angeschrieben steht, zugrunde: 'Auch wenn
ich walle im Todesschatten, ich fürchte nichts böses; denn Du bist bei
mir, Herr des Lebens.' - Stadtbaurat Grässel ergriff das Wort zum Danke
an die Verwaltung der Kultusgemeinde für die Ermöglichung des Baues
sowie an Rentier Nußbaumer, die beiden Bauführer des Stadtbauamtes und
alle Künstler für die rege Unterstützung und Mithilfe bei der
Ausführung. Der hebräische Chorgesang 'Jigdal', vom Synagogenchor
gesungen, gab der Feier einen weihevollen Abschluss." |
Fotos des neuen Friedhofes
(Fotos: Hahn, Aufnahmen vom Sommer 2011)
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Die Fotos zeigen
Innenansichten der 1907 von Stadtbaurat Hans Grässel erbauten
Friedhofshalle. |
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Einzelne neuere Presseberichte zum jüdischen Friedhof |
September 2016:
Max Mannheimer wurde auf dem
Friedhof beigesetzt |
Artikel in der
"Abendzeitung München" vom 27. September 2016: "Israelitischer Friedhof
in München Holocaust-Zeitzeuge Max Mannheimer beigesetzt
Der Holocaust-Zeitzeuge Max Mannheimer ist im Alter von 96 Jahren gestorben.
Am Dienstag fand die Beerdigung im Israelitischen Friedhof in München statt.
Etliche Politiker der Stadt München nahmen an der Trauerfeier teil.
München - 'Der Max', sagt ein älterer Mann leise. Und noch einmal: 'Der
Max.' Die Umstehenden nicken still. Der schlichte Holzsarg von Max
Mannheimer, bedeckt mit einem schwarzen, Samttuch mit weißem Davidstern, ist
da gerade im Boden des Israelitischen Friedhofs in Freimann verschwunden.
Ein kleines Holzschild wird in die frische Erde gesteckt, 'Dr. h.c. Max
Mannheimer' steht darauf – Ehrendoktor ist er gewesen bei der LMU. Nach
jüdischer Tradition legen alle Trauernden kleine Steine auf das Grab, das
zwischen zwei Bäumen liegt. Die Steine symbolisieren unter anderem
Unvergänglichkeit. Als erstes tritt die Familie von Mannheimer vor und legt
Kiesel nieder.
Hunderte Trauergäste sind gekommen. Hunderte sind da, um dem
Holocaust-Zeitzeugen und Humanisten, der am Freitag im Alter von 96 Jahren
in einer Münchner Klinik gestorben ist, das letzte Geleit zu geben. Unter
den Gästen sind neben vielen Vertretern der jüdischen Gemeinde auch Stadt-
und Landespolitiker wie Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der Zweite
Bürgermeister Josef Schmid (CSU), Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). Ex-OB
Christian Ude und der ehemalige SPD-Parteichef Hans-Jochen Vogel. Charlotte
Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und
Oberbayern und langjährige Freundin Mannheimers, hält die bewegende
Abschiedsrede, in der sie noch einmal an sein Leben erinnert, seinen
Verdienst, weil er den Opfern des Holocaust eine Stimme gab. Sein Name sei
außerdem Inbegriff von Vielem gewesen, wie Warmherzigkeit, Güte,
Freundschaft, Lebensmut. 'Für all das, was man im Jiddischen mit der
größtmöglichen Ehrerbietung verbindet, indem man sagt: Er war a Mentsch.'
Mannheimer war am Freitag im Alter 96 Jahren in einer Münchner Klinik
gestorben."
Link zum Artikel |
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August 2019:
Die jüdische Gemeinde bittet um
Hilfe für die Sanierung des alten Friedhofes |
Artikel von
Ann-Kathrin Gerke in der "Bild-Zeitung" (regional) vom 13. August 2019: "Friedhof
in Not Jüdische Gräber sind marode – Gemeinde bittet um Hilfe
München – Es soll ein 'Ort des ewigen Lebens' sein: Die Grabstätten im
Alten Israelitischen Friedhof sind auf ewig angelegt. Doch jetzt ist der
ehrwürdige Ort in Gefahr! Stadtrat Michael Mattar (66, FDP) warnt: 'Durch
den Zustand des Friedhofs mit teilweise schon verfallenen Grabdenkmälern
droht ein Teil der Geschichte dieser Stadt verloren zu gehen. Die FDP will,
dass die Stadt die Verantwortung für den Erhalt des Friedhofs übernimmt.
Mattar zu BILD: 'Ich fordere den Oberbürgermeister auf, sich darum zu
kümmern.' Aus dem Rathaus heißt es dazu auf Anfrage, Dieter Reiter (61, SPD)
sei noch bis Ende August im Urlaub.
IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch (86) unterstützt den Antrag der FDP. 'Im
Fall des Alten Israelitischen Friedhofs könnte eine Sanierung den Verfall
teilweise verhindern', sagt sie.
Die Gemeinde würde es begrüßen, wenn sich die Stadt für den Friedhof
einsetze: 'Er ist ein bedeutendes Denkmal der Stadtgeschichte, an dem sich
der Aufstieg der Münchner jüdischen Gemeinde im 19. Jahrhundert ablesen
lässt.' Doch nicht nur das: 'Mit mehreren Grabstätten für jüdische Bürger,
die der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zum Opfer fielen und
zwischen 1933 und 1940 hier beerdigt wurden, weist er auch auf das dunkelste
Kapitel der Stadt hin."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica III,2 S. 900-906.
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| Wolfram Selig:
Synagogen und Jüdische Friedhöfe in München. München 1988. Darin: Karl W. Schubsky:
Jüdische Friedhöfe S. 149-188.
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Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens
in Bayern. 1988 S. 307-316.
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