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Synagogen in Bayerisch Schwaben
Nördlingen (Landkreis
Donau-Ries)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Es besteht eine weitere Seite
mit Texten und Erinnerungen an die jüdische
Geschichte in Nördlingen (interner Link)
sowie eine weitere Seite "Familienblätter
zu jüdischen Familien in Nördlingen" (umfangreiche genealogische
Informationen) (interner Link)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
im Mittelalter (english
version)
In Nördlingen bestand eine bedeutende jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter
von den ersten Erwähnungen im 13. Jahrhundert (Nennungen in dem zwischen 1290
und 1300 verfassten Stadtrecht), unterbrochen durch die Verfolgungszeiten 1290,
1298, 1349, 1384 bis zur Ausweisung der Juden 1506/07.
Die erste Gemeinde des 13. Jahrhundert hatte im Bereich des Brettermarktes 4 ihr
Zentrum mit einer Synagoge (das Gebäude wird vor 1380 als Kastenhaus des
Antoniterordens erwähnt).
Im 14. Jahrhundert gab es eine Synagoge in der 1394 und 1402 erstmals
genannten "Judengasse"; die Synagoge stand Judengasse 1 / Ecke
Schrannenstraße). Nach der Verfolgung in der Pestzeit war die Synagoge
vermutlich einige Zeit im Besitz der Stadt. Beim einem Judenpogrom am 29.
Juli 1384 wurden die Juden der Stadt ermordet; Häuser und Synagoge gingen
in den Besitz der Stadt über. Auf Grund des Pogroms wurde Nördlingen 1385 vorübergehend
aus dem Schwäbischen Städtebuch ausgeschlossen. 1393 wurde die Synagoge vom
Rat der Stadt dem Memminger Antoniterorden geschenkt, doch scheiterte das
Vorhaben, an ihrer Stelle eine Kapelle zu erbauen.
Im 15. Jahrhundert bestand wiederum eine kleine jüdische Gemeinde in der
Stadt, doch waren die jüdischen Familien ständig von der Ausweisung bedroht
(nach 1453 waren 6 Jahre lang keine Juden in der Stadt). Seit 1401 konnten die jüdischen
Familien das Synagogengebäude gegen Mietzahlungen benützen. Ein jüdischer
Friedhof, der 1415 erstmals genannt wurde und bei dem es sich bereits um
den dritten mittelalterlichen jüdischen Friedhof in der Stadt handelte), befand
sich auf dem Henkelberg (ehemaliger Galgenberg) und wurde von den in Nördlingen
und der Umgebung lebenden jüdischen Familien belegt. Im November 1506
erreichte die Stadt Nördlingen nach jahrelangen Bemühungen, dass die Juden der
Stadt "für alle Zeit" ausgewiesen werden durften. Innerhalb von drei
Monaten hatten sie die Stadt zu verlassen. Die jüdischen Häuser und die
Synagoge gingen in den Besitz des Rates der Stadt über.
Im 17. Jahrhundert gab es - in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges
1636/37 und 1644 sowie 1673 - vorübergehend jüdische Niederlassungen in der
Stadt.
Erinnerung an die mittelalterliche
jüdische Gemeinde: Die "Judengasse" im Zentrum der Altstadt
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An der Westseite der
Judengasse (Fotos links) stand die mittelalterliche Synagoge, die
1509 nach
Ausweisung der Juden profanisiert wurde. Im Lauf der Jahrhunderte wurde sie
mehrfach umgebaut. 1914 ist sie abgebrannt und wurde anschließend
abgebrochen.
Auf dem Foto: Reste der Ostwand vor dem Abbruch. Foto: Dr.
Ernst Frickhinger,
Nördlingen (Original in: Central
Archives Jerusalem) |
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Darstellungen zu Spuren
jüdischer Geschichte: der
Judenbrunnen und die Judenmauer
(erhalten von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Wiedergabe eines Bildes um
1819 des
Nördlinger Johannes Müller, Titel "Der Rüben-
und Schäflensmarkt,
alter Judenbrunnen".
Ungefähr an derselben Stelle des
Judenbrunnens wurde 1902 der bis heute
dort stehende Kriegerbrunnen erbaut
(Quelle: "Nördlingen, Portrait einer Stadt",
hg. Fränkisch-Schwäbischer
Heimatverlag
Oettingen 1965). |
Bild von Johannes Müller: "Das
alte Baldinger
Thor mit der Judenmauer in Nördlingen,
demoliert
1821". Nach Georg Monninger
(Was uns Nördlinger Häuser erzählen
S. 73)
war das Baldinger Tor mit einer dichten,
oben begehbaren und
mit einem Dach
bedeckten Mauer ("Judenmauer" genannt)
umgeben,
deren Abbruch wegen
Baufälligkeit 1820 erfolgte. |
Zur
Geschichte
der jüdischen Gemeinde im 19./20.Jahrhundert
Erst 1860 konnten Juden wieder in Nördlingen zuziehen (der
erste jüdische Neubürger war der Lederhändler Eduard Höchstädter aus Mönchsdeggingen), insbesondere aus den
umliegenden Orten Kleinerdlingen, Ederheim,
Mönchsdeggingen, Harburg,
Wallerstein, Hainsfarth und
Steinhart.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich von 1860 bis 1910
wie folgt: 1860 eine Familie, 1867 61 jüdische Einwohner (0,9 % von insgesamt
6.873 Einwohnern), 1871 176 (etwa 25 Familien, 2,5 % von 7.079), 1875 70 bis 80
Familien, 1880 347 (4,4 % von 7.837), 1890 469 (5,9 % von 8.004), 1900 408 (4,9
% von 8.299), 1910 314 (3,6 % von 8.705). 1899 hatte man die Höchstzahl von 489 jüdische Einwohner
gezählt. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Wallerstein, das später von Ichenhausen
vertreten wurde.
Mehrere der zugezogenen jüdischen Familienvorstände eröffneten für das
wirtschaftliche Leben der Stadt in den folgenden Jahrzehnten bedeutende Gewerbebetriebe,
Handlungen, Kaufläden. Weit bekannt war die Marmorschleiferei Max Koppel
& Söhne mit etwa 40 Mitarbeitern (um 1900), die unter anderem jüdische
Friedhöfe in ganz Süddeutschland mit Grabsteinen belieferte.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde einen Betsaal, dann eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad sowie einen Friedhof. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter
(Kantor) und
Schächter tätig war. Die erste Ausschreibung erfolgte nach Gründung der
Gemeinde 1870 (vgl. Anzeige unten). Auf die Anzeige von 1870 hin bewarb sich erfolgreich Abraham
Weiler, der bis zu seinem Tod 1908 (siehe verschiedene Berichte und Fotos
auf der Textseite) erfolgreich
in der Gemeinde als Lehrer und Kantor wirkte. Von 1908 bis 1911 war Elias
Godlewsky Lehrer und Kantor (zuvor in Amberg), danach
Hermann Strauß, der von 1911 bis zu seiner Auswanderung 1939 in der Gemeinde
wirkte und an den städtischen Schulen den jüdischen Religionsunterricht
erteilte.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Josef Hamburger
(geb. 11.12.1894 in Nördlingen, vor 1914 in Stuttgart wohnhaft, gef. 16.6.1915),
Max Bühler (geb. 14.10.1891 in Nördlingen, gef. 3.4.1916), Gefreiter Jakob
Bühler (geb. 29.7.1890 in Nördlingen, gef. 11.7.1916), Unteroffizier Alfred
Bühler (geb. 5.5.1895 in Nördlingen, vor 1914 in Schopfloch wohnhaft, gef.
31.10.1916)), Vizefeldwebel Heinrich Bühler (geb. 22.4.1898 in Nördlingen,
gef. 26.4.1918), Unteroffizier Sigmund Bühler (geb. 22.1.1893 in Nördlingen,
gef. 23.7.1918) und Albert Regensteiner (geb. 4.4.1896 in Nördlingen, gef.
26.9.1918). Ihre Namen stehen auf einem im jüdischen Friedhof
angebrachten Gefallenengedenkstein ("Fürs Vaterland seid ihr gestorben:
Wir ehren Euch - Fürs Judentum habt ihr erworben das Himmelreich".)
Um 1924, als etwa 250 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten, waren
die Vorsteher der Gemeinde Ludwig Rosenfelder, Gabriel Schweißheimer, Jakob
Seligmann, Gabriel Hamburger, Moses Rosenberger, David Sternglanz und Robert
Neumann. Als Lehrer und Kantor wirkte der bereits genannte Hermann Strauß, als
Schochet und Synagogendiener Sally Halpern. Die Religionsschule der Gemeinde
besuchten damals vier Kinder, die anderen Kinder erhielten den Religionsunterricht
an den städtischen Schulen. An jüdischen Vereinen gab es eine Chewra
Kadischa ("Israelitischer Leichenverein", gegründet 1898,
Ziele: Wohltätigkeit und Bestattungswesen, 1924/32 unter Leitung von Emil
Koppel mit 1924 50, 1932 65 Mitgliedern), ein Israelitischer Frauenverein (gegründet
1900, Ziele: Krankenpflege, Unterstützung Hilfsbedürftiger, unter Leitung von
Frieda Stoll, 1924 70, 1932 30 Mitglieder) und die Wohltätigkeitskasse "Gemilus
Chessodim" unter Leitung von Moses Rosenberger. 1932 wird auch eine Wanderarmenkasse
genannt zur Unterstützung durchreisender Juden. Zudem gab es Ortsgruppen der
Zionistischen Vereinigung (spätestens 1924 gegründet), des Jüdischen
Nationalfonds Keren Kajemet le Jisrael und des Jüdischen Jugendvereins
(gegründet 1921). Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Wallerstein, das
inzwischen von Ichenhausen aus versehen wurde. 1932 waren die Vorsteher
Jacob Seligmann (1. Vors.) und Norbert Neumann (2. Vors.). Schriftführer war der
Lehrer und Kantor Hermann Strauß.
1933 lebten 186 jüdische Personen in der Stadt (2,2 %
der Gesamtbevölkerung von 8.402 Personen). Unmittelbar nach der
nationalsozialistischen Machtübernahme wurden antijüdische Bestimmungen in der
Stadt durchgesetzt. So war bereits im Sommer 1933 Juden der Besuch der
städtischen Schwimmbäder verboten. Andererseits war die Betätigung auf
wirtschaftlichem Gebiet teilweise weiterhin möglich. Noch im Sommer 1937 war
der Viehhandel in Nördlingen vorwiegend in jüdischen Händen. Auf Grund der
zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen
bis Anfang November 1938 71 jüdische Personen die Stadt (38 wanderten aus,
davon 22 in die USA, je fünf nach Holland und Palästina, die übrigen in andere
Länder), 33 verzogen in andere deutsche Städte (München, Nürnberg, Augsburg
usw.). Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet (s.u.)
sowie die Wohnungen der jüdischen Familien "durchsucht", wobei viele
Gegenstände und Bargeld gestohlen wurde. Etwa 30 jüdische Männer wurden in
das Stadtgefängnis gebracht. 20 von ihnen wurden nach einer Woche freigelassen,
die anderen über Augsburg in das KZ Dachau verschleppt. Bis Ende 1941
verließen weitere 45 jüdische Einwohner die Stadt, wovon 33 emigrieren konnten
(18 in die USA, neun nach England, sowie andere Länder). Zwischen 1933 und 1942
sind 39 Juden in Nordlingen verstorben. Am 31. März 1942 wurden 25 jüdische
Einwohner über München nach Piaski bei Lublin deportiert. Die letzten
Nördlinger Juden, 15 ältere Personen, wurden im August in das Ghetto
Theresienstadt verbracht. Damit war Nördlingen in der nationalsozialistischen
Sprache "judenfrei" geworden.
Von den in Nördlingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Else Adler (1903), Ludwig Adler (1928), Mina Arensberg
geb. Kaufmann (1876), Friedrich Ascher (1888), Hedwig Ascher geb. Stern (1883),
Betti (Betty) Bauer geb. Siegbert (1906), Emma Erna Bauer geb. Weil (1872), Irma Bauer
(1911), Recha Baum geb. Bühler (1897), Fanny Franziska Berliner geb. Klopfer
(1899), Lina Blümlein geb. Bühler (1905), Rosa Bredig geb. Schmieder (1861), Arthur
Bühler (1904), Eugen Bühler (1881), Jenny Bühler (1880), Ludwig Bühler (1900),
Saly Bühler (1899), Siegfried Bühler (1896), Siegfried Bühler (1899), Emma Dannenberg geb. Einstein (1886), Hina
Einstein geb. Schweisheimer (1859), Moses Einstein (1882), Sigmund Einstein
(1877), Lina Frank geb. Bühler (1905), Therese (Roesi) Jakob geb.
Einstein (1884), Günther Eisenmann (1927), Heinrich Eisenmann (1886), Helene
(Lene) Eisenmann geb. Vogel (1890), Ida Eisenmann geb. Kaufmann (1886), Julie
Fallmann geb. Levy (1893), Adelheid Frank geb. Oberdorfer (1888), Irma Erna
Freising geb. Kaufmann (1887), Josef Freitag (1890), Gustchen Friedmann geb.
Löwengart (1898), Johanna Geggel (1894), Antonie Gradmann (1889), Josef Grossmeyer (1874), Heinrich Guldmann (1871), M. Guldmann (geb. ?), Paula
(Pauline) Guldmann geb. Weinschenk (1884), Abraham Hamburger (1872), Benno
Hamburger (1882), Gerda Berta Hamburger (1923),
Hermann Hamburger (1877), Isaak Hirsch Hamburger (1876), Jeanette (Jenny) Hamburger
geb. Lärmer (1886), Klara Hamburger (1879), Moritz Hamburger (1881), Selma Hamburger
geb. Einstein (1889),
Siegfried Hamburger (1877), Willy (Willi) Hamburger (1876), Jenny Heimann geb.
Sicher
(1873), Hermann Heinemann (1880), Rosa Heinemann geb. Kreisle (1892), Bernhard
Herbst (1866), Julius Herbst (1895), Lina
Herbst (geb. ?), Max Herbst (geb. ), Bertha Hochstädter (1871), Bertha
Hochstädter geb. Dillenberger (1882), Karolina (Lina) Höchstädter geb. Neumann
(1892), Rosalie Höchstädter (geb.?), Karoline (Lina) Jakob geb. Hamburger (1895),
Therese Jakob geb. Einstein (1884), Adelheid Kaufmann geb. Kaufmann (1865), Fanny Kaufmann geb.
Bühler (1888), Friedrich (Fritz) Kaufmann (1890), Helena Lehmann geb. Einstein
(1882),
Leopold Lehmann (1867), Lina Lehmann geb. Feuchtwanger (1876), Helene Mahler geb.
Rakofsky (1906), Michael Bernd Mahler (1937), Bertha Maier geb. Weiler (1880), Ida Mannheimer
geb. Schweisheimer (1887), Anni Markan geb. Regensteiner (1896), Charlotte Mayer (1895), Else (Elsa) Mayer geb.
Mannheimer (1874), Klara Mayer (1896), Max Moses Mayer (1866), Charlotte Mayer
(1895), Klara Mayer (1896), Hedwig Meyer geb. Regensteiner (1887), Ilse Meyer
(1930), Irma Meyer (1899), Lina Nager (1896), Sara Nager geb. Marx (geb. ?), August Neuburger (1876), Ludwig Neuburger
(1877), Resi Neuburger geb. Sternglanz (geb. ?), Helene Neuhaus geb. Seligmann
(1909), Laura Neumann geb. Obermeier (1862), Louis (Ludwig) Neumann (1896),
Jenny Obermeyer geb. Marx (1885), Eugen Oppenheimer (1889), Frida Oppenheimer (1886), Johanna Oppenheimer geb.
Berretz (1896), Josef Oppenheimer (1887), Martha Oppenheimer geb. Steinhacker
(1877), Lina Regensteiner geb.
Gutmann (1872), Selma Regensteiner (1897), Moritz Rogger (1879), Bertha
Rosenbaum (1874), Julius
Rosenberger (1898), Paula Rosenberger (1895), Else Samson geb. Lauchheimer
(1887), Lina Schloss geb. Heiligenbrunn
(geb. ?), Selma Scheidt geb. Geggel (1878), Adelheid Schönfeld geb. Kaufmann (1880), Benno (Berthold)
Schweisheimer (1898), Mathilde Schweisheimer geb. Mendle (1873), Moritz Model Schweisheimer (1862), Jakob Seligmann
(1878), Julius Siegbert (1875),
Sofie Siegbert geb. Aufhäuser (1877), Fritz Springer (1915), Sofie Stein geb. ? (1891),
Amalie Steinbock (1893), Anna
Stern geb. Blum (1871), Friederike (Frieda) Stoll geb. Hubert (1871), Thekla
Stoll (1897), Julius Thalheimer (1895), Erna Thäter geb. Mayer (1893), Marie
Vogel geb. Eisenmann (1895), Babette Weil geb. Göggel (1882), Herbert Ludwig Weissbacher (1923), Max Weissbacher (1885), Olga
Weissbacher geb. Bachenheimer (1898), Betty Wolf geb. Blum (1877), Irma
Wolf geb. Eisenmann (1878).
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
1870 richtete die Gemeinde einen Betsaal ein (im Haus
Kreuzgasse 4/4a,
ehemalige Druckerei Mundbuch). Am 12. August 1870 war die Einweihung dieses
Betsaales.
1885/86 konnte auf dem Platz des ehemaligen
Gasthauses Greifen nach Plänen des Ingenieurs Max Gaab eine Synagoge erbaut
werden. Die Grundsteinlegung war im April 1885. Im Frühjahr 1886 konnten die
Bauarbeiten abgeschlossen werden, am 17. September 1886 war die feierliche
Einweihung. Von der Architektur her war die Nördlinger
Synagoge sowohl im gesamten Aufriss der Westfassade als auch der Langhauswände
stark von der zwei Jahre zuvor erbauten Synagoge in Kitzingen beeinflusst. Bei
beiden Bauten dienten die Barockkirchen der Region äußerlich als Vorbild.
- Die
neue Synagoge in Nördlingen - Bericht der Augsburger Abendzeitung vom 17.
September 1886 (eingestellt als pdf-Datei; Transkription von Rolf
Hofmann)
- The
new Synagogue of Noerdlingen as reported by "Augsburger Abendzeitung"
on September 17, 1886 (pdf-file; German transcription by Rolf
Hofmann)
Die Finanzierung der Synagoge wurde über ein Darlehen (80.000 Mark) sowie durch
den Verkauf von Synagogenplätzen (zusammen 40.000 Mark) vorgenommen. Allerdings
wollten sich daran nicht alle in Nördlingen lebenden jüdischen Personen
beteiligen:
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. April 1886:
"München, 2. April (1886). Der Nördlinger Synagogenbau
beschäftigt heute den Verwaltungsgerichtshof. Die israelitische
Kultusverwaltung hat bezüglich der Deckung der auf 120.000 Mark sich
belaufenden Kosten für den Neubau einer Synagoge durch Beschluss
festgesetzt, dass 40.000 Mark von den Gemeindegliedern getragen werden
sollen, nachdem bereits 80.000 durch ein Anlehen beschafft sind. Diese
40.000 Mark sollen nun dadurch aufgebracht werden, dass verheiratete
Familienhäupter je 400 Mark für zwei Plätze, unverheiratete je 200 Mark
für einen Platz in der neuen Synagoge bezahlen sollen, die erst im August
dieses Jahres fertig wird. Die Zahl der Gemeindeglieder ist 85. Der
Beschluss wurde vom Stadtmagistrat Nördlingen bestätigt, wogegen 6
betroffene Gemeindeglieder Beschwerde an den Verwaltungsgerichtshof
gerichtet haben. In der heutigen Verhandlung wurde die Beschwerde vom
Rechtsanwalt Dr. Wassermann vertreten, welcher den betreffenden Beschluss
als einen Angriff auf die Gewissensfreiheit bezeichnete, ganz abgesehen
von der völlig ungerechtfertigten, unbilligen Belastung aller
selbständigen Gemeindemitglieder ohne Rücksicht auf deren Steuerkraft
und Leistungsfähigkeit. Für die Kultusgemeinde plädierte Rechtsanwalt
Dr. Hellmann, welcher den Beschluss zweckmäßig und bei der anerkannten
Zahlungsfähigkeit der Nördlinger Israeliten keine ungehörige Belastung
darin erblickt. Staatsanwalt Dr. Schaff beantragte in seinem Gutachten,
dass der Beschwerde stattzugeben sei, indem die einzelnen Mitglieder nicht
verpflichtet seien, die Synagogenplätze käuflich zu erwerben, und der
Beschluss der Kultusverwaltung weder eine gleichmäßige Belastung der
einzelnen Mitglieder involviere, noch überhaupt gesetzentsprechend sei.
Die Publikation wurde auf den 9. April anberaumt." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1886: "Von
der bayerischen Grenze, 13. April (1886). Ein erwähnungswerter Prozess
spielte sich kürzlich vor dem Verwaltungsgerichtshof in München ab. Die
israelitische Gemeinde von Nördlingen, welche aus 85 Gemeindegliedern
besteht, baut eine neue Synagoge, die bis nächsten August fertig sein
wird. Die Kosten des Baues und der Einrichtung belaufen sich auf ca.
120.000 Mark. Hiervon wurden 80.000 Mark als Anlehen aufgenommen und
40.000 Mark sollen von den Gemeindegliedern getragen werden und zwar
dadurch, dass verheiratete Familienhäupter 400 Mark für 2 Plätze,
unverheiratete je 200 Mark für einen Platz in der neuen Synagoge bezahlen
sollen. Der Nördlinger Stadtmagistrat bestätigte den Beschluss, wogegen 6
Gemeindeglieder bei dem Verwaltungsgerichtshof Beschwere erhoben haben.
Rechtsanwalt Dr. Wassermann, welcher die Beschwerde bei der Verhandlung
vertreten, erklärte den betreffenden Beschluss als einen Angriff auf die
Gewissensfreiheit, ganz abgesehen von der völlig ungerechtfertigten,
unbilligen Belastung aller selbständigen Gemeindemitglieder ohne
Rücksicht auf deren Steuerkraft und Leistungsfähigkeit. Rechtsanwalt Dr.
Hellmann, der die Kultusgemeinde vertritt, fand den Beschluss zweckmäßig
und erblickte bei der anerkannten Zahlungsfähigkeit der Israeliten in
Nördlingen keine ungehörige Belastung darin. Staatsanwalt Dr. Schaff beantragte
in seinem Gutachten, dass der Beschwerde stattzugeben sei. Das Urteil, das
am 9. April verkündigt wurde, lautet dahin, dass der Beschluss der Kultusgemeinde
aufrecht zu erhalten und die Beschwerdeführer abzuweisen
seien." |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. April 1886:
"München, 9. April (1886). (Verwaltungsgerichtshof).
Aus Anlass der Beschwerde der Kultusgemeindemitglieder Kathi
Schweißheimer, Moses Hamburger und Genossen von Nördlingen gegen den
Beschluss des Stadtmagistrats Nördlingen wegen Leistung von Beiträgen
zur israelitischen Kultusgemeinde in Nördlingen wurde der angefochtene
Magistratsbescheid dahin abgeändert, dass die Beschwerdeführer zur Zeit
noch nicht zur Entrichtung der von ihnen zu zahlenden Beiträge von je 200
beziehungsweise 100 Mark verpflichtet seien, da diese Verpflichtung
statutengemäß erst mit der Fertigstellung der Synagoge und der
Benutzbarkeit der Kirchenstühle eintrete, was erst im August laufenden
Jahres der Fall sein wird. Der beanspruchte Beitrag kann nach den Motiven
nicht als missbräuchliche oder unverhältnismäßige Sonderbelastung
betrachtet werden, die vielmehr nur im Verhältnis stehe zum außerordentlichen
Gesamtaufwand für einen Synagogenneubau. Die Kultusgemeinde hat die
Kosten beider Instanzen mit Ausnahme der den Beschwerdeführern
erwachsenen Vertretungskosten zu tragen." |
Beschreibung der Synagoge von
Prof. Julius Heller 1920 (siehe Literatur S.
48-50; Dank an Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries für die Übermittlung des
Textes!)
Links: Prof. Julius August Heller (Foto aus dem Personalakt des
Theodor-Heuss-Gymnasiums in Nördlingen; Sammlung HarburgProject). Heller
hatte zur Synagogen-Einweihung auch den Toravorhang entworfen (siehe unten
bei den Fotos; Informationen zur Person und seiner Familie siehe ein von
Rolf Hofmann erarbeitetes "Familienblatt
Julius Heller in Athen + Nürnberg + Nördlingen" [pdf-Datei])
Die Synagoge. Als um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts Baurat Wolf in Stuttgart eine neue Synagoge zu bauen
hatte, wählte er einen echt orientalischen Stil dazu, nämlich den
arabisch-maurischen, das heißt er entnahm seine Vorbilder der
Glanzperiode der Maurenherrschaft in Spanien, den wunderbaren Schöpfungen
in der Alhambra zu Granada, sowie der Moschee zu Cordova. Kurze Zeit
danach bekam der oben genannte Architekt den Auftrag, auch in Nürnberg
eine neue Synagoge in diesem Stil zu erbauen. Der Bau gelang vortrefflich
und fand Nachahmung und so kam es, dass diese Bauweise, als die
passendste, allenthalten Aufnahme für den Bau israelitischer
Gotteshäuser fand. Da die Araber sich der Lehre Mohammeds angeschlossen
hatten und deren Bibel (der Koran) jegliche biblische Darstellung beim Bau
von Kultusgebäuden aufs strengste verbot, waren die arabischen Baumeister
zur Ausschmückung ihrer Werke nur auf das Ornament angewiesen, das sie
mit echt orientalischer Phantasie zur höchsten Entwicklung brachten,
namentlich das Flachornament, mit dem Wände und andere Flächen,
namentlich in der Halle der Abencerragen und im Löwenhof der Alhambra in
verschwenderischer Pracht bedeckt sind. Aber nicht nur das Ornament in
Arabesken, sondern auch das geometrische Ornament entwickelte sich zu
einer so hohen Stufe, dass dieselbe kaum überboten werden kann. -
Die hiesige Israelitische Kultusgemeinde (Nördlingen), an Kopfzahl
gewachsen und auch wirtschaftlich erstarkt, trug sich gewiss schon länger
mit dem Gedanken, an Stelle des bisherigen sehr bescheidenen Bethauses,
der Gottheit zu Ehren ein würdiges Gotteshaus zu errichten. Der längst
gehegte Wunsch wurde zur Tat und im Jahr 1885 auf 1886 erhob sich, leider
etwas abseits, ein ansehnlicher Bau. Derselbe sollte doch möglichst in
die Mitte der Stadt zu liegen kommen und darum entschloss man sich, das
der bisherigen Synagoge gegenüber gelegene Wirtschaftsanwesen zum
"Greifen" anzukaufen und abzubrechen. - Der städtische
Ingenieur, nachmaliger Baurat Gaab wurde mit der Vorlage eines Planes
betraut, der die Genehmigung fand und Gaab den Auftrag zur Ausführung
erbracht. Der schöne weiße Sandstein hierzu wurde aus den Schorndorfer
Brüchen bezogen. Das Gebäude mit seiner Hauptfront gegen die
Hindenburgstraße gelegen, zeigt sich von da als ein imposanter Bau. Zwei
hübsche, nicht sehr hohe Türme stehen zu beiden Seiten eines etwas
vortretenden Mittelbaues, der oben in eine Plattform mit Balustrade
endigt. Der zurückgedrängte Giebel des niederen basilikaartigen Daches
dient zur besseren Wirkung der Türme, die dadurch höher erscheinen und
die bis zu ihrem dritten Stockwerk quadratische Grundform haben, von da
aber ins Achteck übergehen. Als Abschluss endigt das Dach mit einer
Kuppel; die Wirkung ist eine recht gute. Die ganze Fassade hat elf
rundbogige Fenster, von denen je drei auf die Türme treffen, zwei links
und rechts vom Portal liegen und drei über diesem sichtbar sind. Diese
letzteren zeichnen sich im Inneren des Gotteshauses über dem
Allerheiligsten durch ihre Farbenpracht vor allen anderen aus. Die Türme
haben in ihrem oberen Teil je noch acht kleinere Fensteröffnungen. Das
rundbogige Portal mit seinen zwei Säulchen, die das oft gesehene
charakteristische Kapitell tragen, schließt oben mit einem wagrechten
Gesims ab und ist mit hübschem ausgemeißeltem Flachornament verziert.
Nach den mosaischen Gesetzen muss das Allerheiligste stets nach Osten zu
liegen kommen, daher konnte dieses Portal nicht als Eingang gebraucht
werden, weil im Innern die Nische mit dem Allerheiligsten den demselben
gebührenden Ehrenplatz bekommen musste. Der eigentliche Eingang ist
deshalb auf die Rückseite des Gebäudes verlegt worden (westlich). Soweit
der Bau von der Hindenburgstraße sichtbar ist, besteht er, wie schon oben
bemerkt, aus weißem Sandstein, die beiden Langseiten jedoch, sowie die
Rückseite des Gebäudes sind aber in Ziegelrohbau ausgeführt, wobei
jedoch die Tür- und Fenstereinfassungen von demselben weißen Haustein
gearbeitet sind wie die Ostfassade. Jede Langseite hat unten und oben je sechs
Fenster, alle gleich rundbogig, die Rückwand besitzt zur Beleuchtung der
Empore drei größere in farbigem Glas ausgeführte Fenster. Über einige
Stufen gelangt man ins Innere.
Orientalischer Prunk tritt dem Beschauer gleich beim Eintritt entgegen,
ein farbenreiches Bild mit Gold durchsetzt bietet sich dem Auge dar. Der
geräumige hohe Saal, die reich kassettierte flache Holzdecke, die Emporen
links und rechts mit ihren reich verzierten Brüstungen, jede auf vier
kräftigen gusseisernen Säulen ruhend, die vielen vergoldeten
Beleuchtungskörper, in der Mitte der große, vergoldete Lüster mit
zweiundvierzig Flammen, an den Wänden links und rechts je vier Wandarme
dazu, dann in jeder der beiden Langseiten sechs in mattem Damast
ausgeführt Fenster, und das alles in reichem maurischem Stil vielfarbig
gehalten, die Metallteile vergoldet, wahrlich ein voller Beweis dafür,
welche Pracht und welchen Reichtum dieser Stil zu entfalten vermag! Der
Saal ist durch einen Mittelgang geteilt, zu dessen Seiten zusammen
vierundzwanzig Bänke Platz haben. Das ganze Innere ist durch die farbigen
Fenster mit einem feierlichen Halbdunkel erfüllt, das gegen das
Allerheiligste hin noch zunimmt; der Mittelgang führt darauf zu und
ehrfurchtsvoll naht sich der Beschauer demselben, und wenn der freundliche
Lehrer gar noch die oberhalb der Lade angebrachten Talmudworte übersetzt:
'bedenke, vor wem du stehst', so bevollmächtigt sich ein heiliger Schauer
der Seele.
Vor der hohen und tiefen Nische, die das Allerheiligste birgt, liegt vorne
die schöne, reichgeschnitzte Kanzel, ihr zur Seite links und rechts zwei
hohe siebenarmige Leuchter, hinter der Kanzel das Vorbeterpult und hinter
diesem an der Wald die die Torarollen enthaltende heilige Lade, in der
Form des reichen Portikus mit Säulen und Kapitells, in ernster, dunklerer
Farbe gehalten, den Inhalt durch einen gleichfalls dunklen Vorhang vor
profanen Augen verdeckend.
Vor dem Allerheiligstenschrein hängt von der Decke die Ampel mit dem
ewigen Licht und zu den Seiten stehen nochmals zwei kunstvolle Kandelaber.
Im oberen Teil der Nische sieht man die schon bei Betrachtung der
Außenseite erwähnten drei Fenster im herrlichsten Farbenschmuck prangen
und das herrliche Gesamtbild abschließen.
Im Jahre 1885 stiftete der israelitische Frauenverein einen zweiten
Vorhang für das Allerheiligste von rotem Samt mit reicher Goldverzierung,
zu dessen Herstellung auftragsgemäß der Schreiber dieses die Zeichnungen
lieferte. Während des Verlassens des schönen Raumes sieht man, dass die
reich kassettierte flache Holzdecke, die Emporen links und rechts mit
ihren reicht verzierten Brüstungen, jede auf vier kräftigen gusseisernen
Säulen ruhend, die vielen vergoldeten Beleuchtungskörper, in der Mitte
der große vergoldete Lüster mit zweiundvierzig Flammen, an den Wänden
links und rechts die vier Wandarme dazu, dann in jeder der beiden
Landseiten sechs in mattem Damast ausgeführte Fenster, und das alles in
reichem maurischem Stil vielfarbig gehalten, die Metallteile vergoldet,
wahrlich ein voller Beweis dafür, welche Pracht und welchen Reichtum
dieser Stil zu entfalten vermag! Der Saal ist durch einen Mittelgang
geteilt, zu dessen Seiten zusammen vierundzwanzig Bänke Platz haben. Das
ganze Innere ist durch die farbigen Fenster mit einem feierlichen Halbdunkel
erfüllt, das gegen das Allerheiligste hin noch zunimmt; der Mittelgang
führt darauf zu und ehrfurchtsvoll naht sich der Beschauer demselben, und
wenn der freundliche Lehrer gar noch die oberhalb der Lade angerachten
Talmudworte übersetzt: 'bedenke, vor wem du stehst', so bemächtigt sich
ein heiliger Schauer der Seele.
Vor der hohen und tiefen Nische, die das Allerheiligste birgt, liegt vorne
die schöne, reichgeschnitzt Kanzel, ihr zur Seite links und rechts zwei
hohe siebenarmige Leuchter, hinter der Kanzel das Vorbeterpult und hinter
diesem an der Wand die die Torarollen enthaltende heilige Lade, in
ernster, dunklerer Farbe gehalten, den Inhalt durch einen gleichfalls
dunklen Vorhang vor profanen Augen verdeckend.
Vor dem Allerheiligstenschrein hängt von der Decke die Ampel mit dem
ewigen Licht und zu den Seiten stehen nochmals zwei kunstvolle Kandelaber.
Im oberen Teil der Nische sieht man die schon bei Betrachtung der
Außenseite erwähnten drei Fenster im herrlichsten Farbenschmuck prangen
und das herrliche Gesamtbild schließen.
Im Jahre 1885 stiftete der israelitische Frauenverein einen zweiten
Vorhang für das Allerheiligste von rotem Samt mit reicher Goldverzierung,
zu dessen Herstellung auftragsgemäß der Schreber dieses die Zeichnungen
lieferte. - Während des Verlassens des schönen Raumes sieht man, dass
die Empore über dem Eingang nicht auf Säulen ruht, sondern auf
Wandträgern und dem Ein- und Austritt nichts n den Weg stellt. Will man
dem Gesamteindruck inwenig Worten Ausdruck verleihen, so ist es der: Im
Äußern zierlich, im Innern prächtig!" |
Verkauf der alten Synagogeneinrichtung (1886)
Nach Fertigstellung der Synagoge konnte die
Einrichtung der alten Synagoge verkauft werden. Es ist nicht bekannt, wohin
diese Einrichtung gekommen ist.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1886:
"Durch unseren Synagogenneubau ist eine komplette Synagogen-Einrichtung,
für eine kleinere Gemeinde passend, abzutreten. Hierauf reflektierende
Gemeinden belieben sich dieserhalb an den unterzeichneten Vorstand zu
wenden.
Nördlingen. Die Kultusverwaltung. Der I. Vorstand: Lazarus Marx." |
1936 - drei Jahre nach der
nationalsozialistischen Machtergreifung - stand die Feier des 50jährigen
Bestehens der Synagoge an:
Historischer Rückblick anlässlich der 50jährigen Synagogeneinweihung
1936
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Oktober 1936: "Nördlingen. Eine erhebende Feier fand am Sonntag, 4.
Oktober, in der Synagoge zu Nördlingen statt. Es galt ein dreifaches
Jubiläum zu feiern. 50 Jahre waren verflossen, seit das stattliche 'Beth
Hakneseth' erbaut worden war, 25 Jahre sind es her, dass der Beamte der
Gemeinde, Kollege Hermann Strauß, den Dienst in diesem Gotteshause
versieht, und endlich konnte dieser in seiner Gemeinde so beliebte und
geachtete Lehrer seinen 60. Geburtstag begehen. Herr Bezirksrabbiner Dr.
Schwab, Ichenhausen, sprach nach dem Gesamt des 'Ma Towu' und nach dem
Mincha-Gebet in zu Herzen gehenden Worten zu der vollzählig versammelten
Gemeinde. Mit besonderem Danke hob er hervor, in welch vorbildlicher Weise
der Jubilar stets mehr als seine Pflicht getan habe und ein Leben, dem
Idealen und Göttlichen geweiht, 'lemalo min haschemesch' geführt habe,
das fortwirkend ewige Werte erzeugt.
Kollege Strauß, der danach das Wort ergriff, dankte von Herzen für die
ihm erwiesene Ehrung (der Gemeindevorstand hatte dem Jubilar vorher schon
Dubnows Geschichtswerk überreicht) und zeigte durch seine nachfolgenden
Ausführungen, dass er nach wie vor auch für den Rest seiner Jahre nur
den Weg 'lemalo min haschemesch' gehen könne, in tiefster Verbundenheit
mit seiner so treuen Gemeinde.
Der Unterzeichnete, der als Nachbarkollege und als Vertreter der
Bezirkskonferenz Ansbach die Glückwünsche überbrachte, konnte mit dem
Bewusststein heimkehren, eine selten schöne und würdige Feier erlebt zu
haben. Levite, Gunzenhausen." |
|
Bericht in der
"Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar
1937: "Aus den letzten 50 Jahren der Gemeinde Nördlingen. Am 17.
September 1936 jährte sich zum 50. Male der Tag, an dem die Nördlinger
Synagoge eingeweiht wurde. In den Schriften der Glossierer des Talmuds
finden wir den Namen der Stadt Nördlingen mit 'Nurlingen' bezeichnet und
in den Tschuwoth M'haram Maiur zeichnet der Dajan zu Venedig Rabbi
Schmuel aus 'Nurlingen'; so heißt auch an anderer Stelle der Verfasser
des Josef Omez Rabbi Josef Nurlingen. Aller Wahrscheinlichkeit nach
stammen dieselben von den im Jahre 1384 aus Nördlingen vertriebenen
Juden. Chronisten der Stadt Nördlingen erwähnen auch die Juden
Nördlingens im 12. und 13. Jahrhundert. 1290 mussten auch die Juden
Nördlingens ihre Heimat das erste Mal verlassen. Einige Zeit nachher
wurden ihnen die Tore der Stadt wieder geöffnet; im 14. Jahrhundert
bestand die Gemeinde aus 30 Familien, welche ihre Wohnungen in der erst
vor ganz kurzer Zeit umbenannten 'Judengasse' hatten. Dort stand die
Synagoge, jetzt eine zur Wirtschaft 'Bayerischer Hof' gehörige Scheune. -
In der Nacht vom 26. auf den 27. Februar 1914 brannte diese nieder. Als
das Dach und die Vorderwand gefallen waren, da traten die alten hohen und
dicken Umfassungsmauern der einstigen Synagoge wieder zu Tage und mit
ihnen der Bogen des stattlichen Gewölbes, die schmalen gotischen Fenster
und die vorspringenden Mauerteile, welche die Frauenempore trugen:
untrügliche Beweise dafür, dass diese Wände einst ein Gotteshaus
umschlossen und zwar die älteste der drei Synagogen Nördlingens. - Diese
Synagoge war ursprünglich Eigentum der jüdischen Gemeinde. Als bei der
Katastrophe von 1348 vertragsmäßig alle Häuser und Hofstätten der
Juden dem Grafen von Öttingen mit der Bedingung zufielen, sie binnen drei
Jahren zu verkaufen, ist sie vermutlich zunächst an die Stadt
übergegangen und wurde von ihr später wieder an die neugebildete
Judengemeinde überlassen. Im Jahre 1909, bei der letzten
Judenvertreibung, überließ der Rat dem Stadtrechner Hans Sporer, der bei
den Unterhandlungen wegen Austreibung der Juden neben dem Stadtamtmann
besonders tätig gewesen ist, die Schule nebst der Wohnung des Rabbi sowie
den anstoßende Hof um 20 Gulden zu frei eigen. Seitdem ist sie in
Privatbesitz geblieben.
Von dieser Zeit ab war es den Juden nicht mehr gestattet, in Nördlingen
zu wohnen, bis das Jahr 1848 ihnen Freiheit und Gleichheit brachte und
damit auch die Freizügigkeit. Einer der zuerst wieder hierher gezogenen Juden
war Eduard Höchstädter, der 1861 von Mönchsdeggingen übersiedelte.
Im Jahre 1869 waren schon 15 jüdische Familien in Nördlingen; sie
schlossen sich der Gemeinde Kleinerdlingen an.
Dorthin gingen sie an
Sabbat- und Festtagen zum Gottesdienst. Erst am 28. März erhielt die
neuerrichtete Gemeinde die Genehmigung der Königlichen Regierung. Hand in
Hand damit erfolgte die Übersiedelung der Ederheimer Gemeindemitglieder
nach Nördlingen, sodass die Gemeinde nach der Gründung aus 27
Mitgliedern bestand.
In dem der heutigen Synagoge gegenüberliegenden Hause mietete die
Gemeinde ein Lokal, welches zu einem Betsaal umgebaut wurde. Mit dem
Rabbinat Wallerstein und der Gemeinde Mönchsdeggingen wurden über die
Mitbenutzung des Begräbnisplatzes, mit der Gemeinde Kleinerdlingen über
Benutzung des Ritualbades Verträge abgeschlossen. Als Religionslehrer und
Vorbeter wurde Abraham Weiler aus Fischach angestellt. Am Schabbos
Nachmu 5630 = 1870 wurde der Betsaal durch den Distrikts-Rabbiner
David Weißkopf eingeweiht. 1874 wurde ein selbständiges Ritualbad
errichtet und 1876 der Friedhof auf sanft geneigtem Hang vor dem Berger
Tor angelegt.
Infolge stetigem Anwachsens der Gemeinde, die Mitte der 80er-Jahre an 500
Seelen zählte - heute sind es nur noch 150 - erwies sich der Betsaal bald
als zu klein und die Gemeinde sah sich vor die Notwendigkeit gestellt,
eine der Größe der Gemeinde angemessene Synagoge zu erbauten. Am 19.
Januar 1884 - 21. Tewes 5644 wurde die Kultusverwaltung
ermächtigt, einen geeigneten Synagogenbauplatz anzukaufen. Dies geschah
am 5. März 1884 durch Erwerb der Gastwirtschaft zum Greifen für die
Summe von RM 22.000.-. Am 1. Juni 1884 wurden die ausgestellten Pläne von
der Gemeindeversammlung einstimmig gut geheißen. Die Pläne und
Voranschläge des Synagogeneubaues wurden am 3. November 1884 behördlich
genehmigt. Am 11. März 1885 wurde mit den Erdarbeiten begonnen. Am 27.
April fand die Grundsteinlegung statt in Gegenwart des Distriktrabbiners,
des 1. Bürgermeisters und des bauleitenden Technikers. In den Grundstein
wurde eine hebräische und deutsche Urkunde eingelegt. Am Dienstag, den
14. September 1886 waren sämtliche Arbeiten beendet; der schöne Bau
stand vor aller Augen. Er erforderte einen Kostenaufwand von RM. 120.000.-
. Am 17. September 1886 (= 17. Elul 5646) fand die feierliche Einweihung
statt unter Beteiligung der staatlichen und städtischen Behörden, der
Geistlichkeit, der Rektoren und Lehrer der höheren Unterrichtsanstalten
und zahlreicher auswärtiger Gäste.
Die Abschiedsrede in der alten Synagoge hielt Herr Distriktsrabbiner M.
Cohn - Kleinerdlingen, die Weiherede Herr Distriktsrabbiner A.
Cohn - Ichenhausen. Der Festgottesdienst wurde von Lehrer und Kantor A.
Weiler aufs feierlichste durchgeführt.
Fromme Frauen spendeten einen herrlichen Vorhang für die Bundeslade und
eine Schulchandecke aus rotem Samt mit reicher Goldstickerei, Mädchen
selbstgestickte Toramäntelchen; Männer und Frauen stifteten einen
weißen goldgestickten Vorhang, ferner die gemalten Fenster an der
Ostfront, eine Ner-tamid-Ampel, silberne Leuchter und andere Gegenstände.
Ein halbes Jahrhundert hat das schöne Gotteshaus den Gemeindemitgliedern
und vielen Glaubensgenossen aus nah und fern Stunden der Einkehr, des
Trostes und seelischer Erbauung, Stunden der stillen Zwiesprache mit Gott
geschenkt. Möge die Synagoge auch noch unseren Enkeln und Urenkeln als
Pflegestätte des Glaubens dienen. Strauß-Nördlingen." |
|
Meldung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 5.
November 1936: "München. Die Gemeinde Nördlingen (Schwaben)
veranstaltete anlässlich des 50jährigen Bestehens ihrer Synagoge eine
würdige Feier, die gleichzeitig dem 25. Dienstjubiläum ihres Lehrers
Hermann Strauß und seinem 60. Geburtstag galt." |
Vortrag in der Synagoge Anfang März
1938
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1938:
"Nördlingen, 8. März (1938). Im Anschluss an den
Nachmittagsgottesdienst fand hier vergangenen Sonntag in der Synagoge ein
religiöser Vortrag statt, in dem Herr Isi Goldberger aus Nürnberg über
die Bedeutung der Agudas Jisroel sprach. Nach einem geschichtlichen
Rückblick über die Entstehung der Organisation, die den Zusammenschluss
des jüdischen Volkes auf der Grundlage der Tora erstrebt, entwarf der
jugendliche Redner in fesselnder Darstellung ein Bild von den
vielfältigen Leistungen der Agudas Jisroel. Mit besonderem
Nachdruck unterstrich der Redner die auf Ansiedlung religiöser Gruppen
gerichteten Aufgaben und die darauf resultierende Forderung, durch
Anschluss an die Gemeinschaft der Gesetzestreuen diesen Kreis zu
unterstützen. Das aus dem Arewus-Begriff fließenden
Solidaritätsgefühl gibt auch dem Einzelnen in den Landgemeinden, dass
der große Klall Jisroel (die jüdische Gemeinschaft) ihn
mitträgt. - Die in großer Anzahl erschienenen Gemeindemitglieder folgten
den Ausführungen mit sichtlicher Anteilnahme. Lm". |
Beim Novemberpogrom 1938 wurden zunächst am Abend des 9. November
1938 die Scheiben der Synagoge eingeschlagen. Am folgenden Tag wurden das
Mobiliar und die Ritualien zerstört; die Torarollen aus ihrem Schrein geholt
und im Hof der Synagoge angezündet. Auf Anweisung des Bürgermeisters wurde
dann jedoch ein Schild an der Synagoge angebracht, das das Gebäude zum Eigentum
der Stadt erklärte, das nicht angerührt werden dürfe. Nach dem Pogrom
verkaufte die jüdische Gemeinde die Synagoge und den Friedhof für 15.000 RM an
die Stadt. Das restliche Synagogeninventar kam aus der Synagoge in den
Luftschutzkeller der Schranne. In der Synagoge wurde ein Getreidespeicher
eingerichtet.
1955 wurde
die ehemalige Synagoge von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde erworben
und teilweise abgebrochen beziehungsweise umgebaut. An ihrer Stelle entstand das Evangelische Gemeindehaus. Im Erdgeschoss befand sich das Arbeitsamt Nördlingen. Am Eingang
erinnerte eine Gedenktafel an die Synagoge. 1997 wurde das Evangelische
Gemeindehaus und mit ihm die bis dahin erhaltenen Reste der Synagoge abgebrochen, an seiner Stelle
1998 ein mehrstöckiges Altenheim errichtet.
Kurzreferat zur
Synagoge Nördlingen von Rolf Hofmann (im Rahmen der Ausstellung
"Synagogen in Bayerisch Schwaben" bei den Rieser Kulturtagen am 6. Mai 2014)
auch eingestellt
als pdf-Datei; english
version (pdf-file) |
Bis in die 1990er Jahre standen noch
wesentliche Teile der ehemaligen Nördlinger Synagoge, ohne dass dies
allgemein bekannt war. Es waren dies die mächtigen Außenmauern mit den
großflächigen Fenstern. Nach Abriss derselben und Neubau eines
Seniorenwohnheims erinnert eine Gedenktafel an längst Vergangenes.
Errichtet wurde die Synagoge in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts nach
Plänen des Nördlinger Stadtbaumeisters Max Gaab in einem für einen jüdischen
Kultbau unpassenden Baustil. Dominant war die Doppelturmfront, die der
Synagoge seltsamerweise das Aussehen einer christlichen Kirche gab. Von
praktischem Nutzen war dies nicht, denn es gab dort ja keine Glocken und
keine Kirchturmuhr.
Über die Gründe für die Wahl dieser Architekturform lässt sich bislang
nur spekulieren. Nach der Vertreibung der jüdischer Familien aus Nördlingen
im Jahr 1507 konnten sich jahrhundertelang keine Juden dauerhaft in Nördlingen
niederlassen. Erst Eduard Höchstädter aus Mönchsdeggingen erkämpfte
sich 1861 das Niederlassungsrecht. In den folgenden 20 Jahren wuchs die
Zahl jüdischer Bürger, sodass der Bau einer Synagoge unumgänglich war.
Sie sollte groß und eindrucksvoll sein und damit das wiedergewonnene
Selbstgefühl jüdischer Familien in Nördlingen zum Ausdruck bringen,
dies auch und gerade mit einer an christliche Architektur erinnernden
Stilform, war doch durch königlichen Willen inzwischen auch die jüdische
Religionsgemeinschaft als eine dem Christentum gleichwertige Kirche
anerkannt.
Die formale Dominanz der Doppelturmfront mit lediglich als Relief
angedeutetem jedoch nicht ausgeführtem Eingangsportal brachte in der
Organisation des Innern der Synagoge zwangsläufig Probleme. Das
Hauptportal konnte nicht im Bereich der Türme sein, da dort ja im Osten
des Gebäudes (also in Richtung Jerusalem) traditionell die Nische für
die kostbaren Thora-Rollen sein musste, aus denen Woche für Woche
Abschnitte aus den 5 Büchern Moses verlesen wurden. Der im Grunde fast
versteckt liegende Hauptzugang befand sich demnach an der westlichen Rückseite
der Synagoge, erreichbar über die schmale Luckengasse. Das Innere war
dann weniger bescheiden. Entlang der beiden Längsseiten des großen
Synagogenraums waren die Frauenemporen mit farbig gestalteten
bleiverglasten Fenstern im Osten und Westen, und über allem thronte ein
blauer mit goldenen Sternen geschmückter Himmel. So sagen es Jene die
sich noch an die Ausstattung der Synagoge erinnern können, die von der
Nutzung her einen sakralen Charakter hatte, ganz im Gegensatz zur
historischen Tradition als Lehrhaus zum Studium der Heiligen Schriften.
Nach Zerstörungen des Innern anlässlich der
"Reichspogromnacht" 1938 nahm die politische Gemeinde das Gebäude
in Besitz und verhinderte damit die Zerstörung. Dies war die mutige Tat
des damaligen Bürgermeisters. Nach dem Krieg erhielt die JRSO als
Verwalterin ehemaligen jüdischen Eigentums das Gebäude zurück und veräußerte
es an die Evangelische Kirchengemeinde. Der Umbau zum Gemeindehaus mit
Arbeitsamt im Erdgeschoss wurde mit der JRSO abgesprochen, desgleichen
auch der Abbruch der an sakrale Nutzung erinnernden Doppelturmfront.
Geplant hat diese Baumaßnahme der Baumeister Christian Prechter aus
Harburg, der übrigens auch noch vor dem Umbau die historische Bausubstanz
in Form einer zeichnerischen Bauaufnahme festhielt, heute ein kostbares
historisches Dokument. Prechter war in Nördlingen als Sohn eines
Postmeisters in der Augsburger Strasse aufgewachsen, studierte nach 1945
Architektur an der Technischen Hochschule in München unter dem legendären
Professor Döllgast, dessen Assistent und Freund er wurde, und ließ sich
dann als Baumeister in Harburg nieder. Erst vor wenigen Jahren ist er
hochbetagt in Nördlingen verstorben, wo er seine letzten Lebensjahre im
Altersheim verbracht hatte. |
Fotos
Historische Fotos / Pläne / Abbildungen:
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Mai
2010:
Ausstellung "Begegnung mit bemerkenswerten Menschen"
- Lebensbilder jüdischer Persönlichkeiten.
Im Rahmen der Rieser
Kulturtage 2010 wurde von Rolf Hofmann eine Ausstellung organisiert -
in Kooperation mit der Stadt Nördlingen und dem Freundeskreis Synagoge
Hainsfahrt. Die Ausstellung ist zu sehen in der sogenannten Färberhalle
des Reihl-Hauses, Vordere Gerbergasse 3, Nördlingen, vom 12. bis 30. Mai,
jeweils Mittwoch, Samstag und Sonntag von 15.00 bis 19.00 Uhr. |
Fotos zur Ausstellung
(Quelle: oben Mitte: Jüdisch Historischer Verein Augsburg; unten:
Hahn; alle Fotos wurden bei der Ausstellungseröffnung
am 11. Mai 2010
erstellt) |
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Rolf Hofmann, der die
Ausstellung organisierte |
Publikation zur Ausstellung
mit einem Foto von Jenny Heymann |
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Erläuterungen zur
Ausstellung vor
zahlreichen Besuchern durch Rolf Hofmann |
Blick in die
Ausstellung: auf einzelnen Tafeln werden Kurzbiografien bemerkenswerter
Menschen mit ausgewählten Dokumenten dargestellt |
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Berichte zur
Ausstellung:
- Bericht
auf der Seite des Jüdisch Historischen Vereins Augsburg (externer
Link) |
- Bericht
von Heike Jahnz in der "Donauwörther Zeitung" vom 22. Mai 2010
(pdf-Datei) |
- Bericht
in den "Rieser Nachrichten" vom 28. Mai 2010: "Ausstellung
endet am kommenden Sonntag" (pdf-Datei) |
Links:
Artikel von Heike Jahnz: "Bemerkenswerte Menschen - Ausstellung 'Lebensbilder jüdischer Persönlichkeiten aus Schwaben im Reihl-Haus'"
in: "Rieser Nachrichten" vom 14. Mai 2010.
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.
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November
2010: Eine
neue Gedenkstätte am "Haus der Kultur" wird eingeweiht |
Artikel von Jim
Benninger in den "Rieser Nachrichten" vom 12. November 2010
(Artikel;
auch als pdf-Datei
eingestellt):
"Ein Mosaikstein für das kollektive Gedächtnis.
Nördlingen Eine größere Gruppe von Menschen kam am späten Mittwochnachmittag zur Enthüllung einer Gedenktafel für jüdische Mitbürger in die Nördlinger Judengasse. Sie ist am
'Haus der Kultur', direkt hinter der Erinnerungsstele angebracht und listet die Namen derer auf, die während der Nazizeit deportiert und in Konzentrationslagern ermordet wurden. Initiiert hatte die Tafel Werner Eisenschink anlässlich der Ausstellung
'Lebensbilder jüdischer Persönlichkeiten von einst' bei den Rieser Kulturtagen.
An den Pogrom vor 72 Jahren erinnert. Vor der Enthüllung erinnerte Nördlingens Oberbürgermeister Hermann Faul auch an die sogenannte
'Reichskristallnacht' vor 72 Jahren, während der auch Rieser jüdische Mitbürger verfolgt und eingesperrt wurden. Seit dem 13. Jahrhundert seien bereits Juden in Nördlingen ansässig gewesen und hätten in der Folge immer wieder mit Pogromen zu kämpfen, so der OB. Nun sei es längst an der Zeit, sich der Verantwortung zu stellen und zumindest mit einer Gedenktafel an die vor dem Zweiten Weltkrieg in Nördlingen ansässigen Juden zu erinnern.
Viele Gäste begrüßt. Faul begrüßte viele Gäste, unter ihnen die Dekane Wolfermann und Erber und Stadträte, Sigried-Gunda Atzmon vom Freundeskreis Hainsfarther Synagoge, Simon Schenavsky, Sohn des damaligen Sponsors der Stele in der Judengasse, Klaus Wildförster und Dietmar Voges, die auch in Nördlingen einige
'Stolpersteine' legten, oder Nikola David. Der Kantor der israelitischen Kultusgemeinde Augsburg sang und betete mit den Besuchern. Stadtarchivar Dr. Wilfried Sponsel erinnerte an die Ausstellung und frühere jüdische Nördlinger Bürger wie den Kultusbeamten Maier Fromm.
Dessen Verwandtschaft mit dem bekannten deutschen Psychoanalytiker Erich Fromm hatte Rolf Hofmann aus Stuttgart herausgearbeitet. Und direkt hinter der Erinnerungstafel sind in der jetzigen Bibliothek Bücher verwahrt von Hermann Keßler, Dietmar-Henning Voges, Carl Völkl oder Werner Eisenschink, die sich mit der jüdischen Vergangenheit des Rieses beschäftigten. Mit der Tafel habe das
'kollektive Gedächtnis' der Stadt einen weiteren wichtigen Mosaikstein erhalten, so Wilfried Sponsel, und:
'Ich bin sicher, dass die Menschen, die hier Halt machen, von den Schrecken dieser ,dunklen Jahre’ erfasst
werden.'" |
Dazu Fotos von
Rolf Hofmann: |
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Gedenkstätte mit
Stele im Vordergrund
und Erinnerungstafel an der Wand
im Hintergrund (Liste der aus Nördlingen
deportierten jüdischen
Personen) |
Ansprache von
Stadtarchivar
Dr. Wilfried Sponsel |
Von rechts nach
links: Stadtarchivar
Dr. Sponsel, Oberbürgermeister Faul,
Werner
Eisenschink, Sigi Atzmon, Kantor
Nicola David und Simon Schenavsky |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 593-597; III,2 S. 977-994. |
| Tempelweihe-Marsch.
Der israelitischen Cultusgemeinde Nördlingen verehrungsvoll gewidmet von A.
Weiler. Für Pianoforte. Erschien zur Einweihung der Synagoge 1886. Eingestellt
als pdf-Datei.
Anmerkung (nach Hinweis von R. Hofmann): Komponist des
Tempelweihe-Marsches war Abraham Weiler, der langjährige Kantor und
Lehrer der jüdischen Gemeinde in Nördlingen (siehe oben). Er war ein Enkel
von Rabbiner David Weisskopf und von 1870 bis zu seinem Tod 1908 in
Nördlingen tätig. |
| Ludwig Müller: Aus fünf Jahrhunderten. Beiträge zur Geschichte
der jüdischen Gemeinden im Ries. in: Zeitschrift des Historischen Vereins
für Schwaben und Neuburg 25 1898 S. 1-124 und 26 1899 S. 81-183. |
| Julius Heller: Nördlinger Gotteshäuser. Mit einem
Anhang: Das Klösterle / Nördlinger Begräbnisstätten. Nördlingen
1920. |
| Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Nördlingen. In:
Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 11. Jg. Nr. 72
März 1997 S. 19-20. |
| Gustav Adolf Zipperer: Nördlingen - Lebenslauf einer schwäbischen
Stadt. Nördlingen 1979. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 486-488. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 259-260. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 629-632.
|
| Hermann Keßler: Die jüdische Gemeinde in der Stadt
Nördlingen 1860-1942. In: Rieser Kulturtage Dokumentation Band VII/I S.
327-391. |
|
Rolf Hofmann: Max Koppel & Söhne. Jüdisches
Steinmetzunternehmen in Nördlingen.
Max Koppel & Sons. Jewish Sonemasons in Nördlingen (Bavaria).
englische Version von Yehuda Shenef.
Kokavim-Verlag 86316 Friedberg, Bayern www.kokavim.wordpress.com
1. Auflage November 2013 60 S. zahlr. Abb. ISBN
978-3-944092-10-2. |
| "Ma
Tovu...". "Wie schön sind deine Zelte, Jakob..." Synagogen
in Schwaben. Mit Beiträgen von Henry G. Brandt, Rolf Kießling,
Ulrich Knufinke und Otto Lohr. Hrsg. von Benigna Schönhagen.
JKM Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben. 2014.
Der Katalog erschien zur Wanderausstellung "Ma Tovu...".
"Wie schön sind deine Zelte, Jakob..." Synagogen in Schwaben des
Jüdischen Kultusmuseums Augsburg-Schwaben und des Netzwerks Historische
Synagogenorte in Bayerisch-Schwaben.
|
|
Rolf Hofmann: Max Koppel & Söhne. Jüdisches
Steinmetzunternehmen in Nördlingen.
Max Koppel & Sons. Jewish Stonemasons in Nördlingen (Bavaria).
englische Version von Yehuda Shenef.
Kokavim-Verlag 86316 Friedberg, Bayern www.kokavim.wordpress.com
1. Auflage November 2013 60 S. zahlr. Abb. ISBN
978-3-944092-10-2.
Das Buch ist erhältlich bei den Buchhandlungen in Nördlingen. ..
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel
Noerdlingen (in Jewish sources Nerlingen,
Nerlgin) Swabia. Jews are known from the 12th century. The medieval community
ended in 1290 when hundreds of Jews were slaughtered by the local population.
The few who survived were murdered in the Rindfleisch massacres of 1298. A
community with a synagogue and cemetery inhabited a Jewish quarter in the 14th
century but it too was destroyed in the Black Death persecutions of 1348-49. A
new community was wiped out in 1384 when 200 Jews were murdered. Jews were
living under the protextion of Emperor Sigismund in the early 15th century until
the last 11 Jewish families were expelled in 1507. Despite restrictions, Jews
continued trading in Noerdlingen until permanent settlement was permitted in
1860. The Jewish population grew to a peak of 469 in 1890 (total 8.004), with a
cemetery opened in 1876 and a synagogue in 1886. In 1933, 186 Jews remained. By
November 1938, 71 had left, 38 of them imigrating (including 22 to the United
States). On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was vandalized.
Nine Jews were sent to the Dachau concentration camp. Another 45 left by the end
of 1941, 33 emigrating (18 to the United States). On 31 March 1942, 25 Jews were
deported to Piaski (Poland) via Munich; the last 16 most aged, were sent to the
Theresienstadt ghetto on 6-7 August 1942.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|