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Pforzheim (Stadtkreis)
Neuester Jüdischer Friedhof -
orthodoxer und liberaler (interkonfessioneller) Teil
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur
(neuen) Synagoge in Pforzheim (interner Link)
Zur Geschichte dieses Friedhofes
Nachdem der neue
jüdischen Friedhof innerhalb des städtischen Friedhofes Pforzheim seit
einigen Jahren so gut wie voll belegt ist, wurde im Frühjahr 2003 ein neuer
jüdischer Friedhof im Nordwestteil des Hauptfriedhofes angelegt. Hierzu ein Artikel
von Martina Schäfer in der Pforzheimer Zeitung vom 26. Juni 2003:
Psalmen für den neuen jüdischen
Friedhof
Ein Todesfall ist dem eigentlichen offiziellen Termin für die Einweihung ein
wenig zuvorgekommen. Deshalb hat Rabbiner Dan Blaufeld für die israelitische
Kultusgemeinde Pforzheim bereits gestern den orthodoxen Teil des neuen
jüdischen Friedhofs geweiht. Oberbürgermeisterin Christel Augenstein war so
schnell nicht abkömmlich. Heute wird Blaufeld die erste Bestattung auf dem Gelände
im Nordwesten des Hauptfriedhofs vollziehen.
Nur die männlichen Mitglieder folgten dem Rabbiner gestern auf den neuen
Friedhof, als er Psalmen auf Hebräisch las und die Umgrenzung des mit einem
Zaun und Tor versehenen Geländes abschritt. "Wir wollen den Friedhof
heilig machen", erklärte er seinen Gemeindemitgliedern, "Himmel und
Erde durch Gebete verbinden".
Liberaler Rabbiner nötig. Der daneben liegende interkonfessionelle Teil, ebenfalls eingezäunt, fand
keine rituelle Beachtung. Er ist etwa Eheleuten vorbehalten, die verschiedenen
Kirchen angehören. Ihnen werden die jüdischen Begräbnisabläufe, die Gesänge
und Gebete nicht zuteil werden. Es sei denn, ein liberaler Rabbiner wäre dazu
bereit. Handelt es sich um einen christlichen Partner, sei auch ein Pfarrer am
Grab denkbar, erklärt Rami Suliman, Vorsitzender der israelitischen
Kultusgemeinde Pforzheim. Nichtjüdische Symbole wie Kreuze wird der Besucher
auf dem jüdischen Friedhof nicht finden. Das wird die Friedhofssatzung regeln.
Möglichst schnell müsse nach jüdischem Glauben der Verstorbene beerdigt
werden, erklärt Blaufeld. Denn man wollte durch die heilige Erde dem Toten die
Ehre erweisen. In Israel werde sogar am gleichen Tag bestattet, in Deutschland
müsse man per Gesetz mindestens 48 Stunden damit warten.
Jungfräulicher Boden. Die Trauer um den Verstorbenen obliegt den sieben engsten Angehörigen in den
folgenden sieben Tagen. Keiner verlasse das Haus außer zum Gottesdienst. 30
weitere Tage zeigen die Männer den Kummer, indem sie sich nicht rasieren.
Unweit des alten im Jahr 1877 gegründeten jüdischen Friedhof im Osten wollten
die Verantwortlichen ursprünglich die Erweiterung sehen. Doch für die
religiösen Voraussetzungen zum Beispiel wie der notwendige jungfräuliche Boden
war schließlich nur das Areal im Nordwesten geeignet.
Bis der neue dem alten jüdischen Friedhof vom Erscheinungsbild nahe kommt,
werden wohl Jahre vergehen. Eng stehen die alten Grabsteine dort beieinander,
nach Israel ausgerichtet. Efeu rankt sich statt Blumen an den Wegen. Kleine
Steine bezeugen, dass Angehörige da waren. Ein Wasserbecken am Tor steht für
die rituelle Waschung bereit.
Die Gemeinde hat ein Viertel des neuen Grundstücks mit einer Option auf
insgesamt 1750 Quadratmeter gekauft, denn die Gräber sollen dauerhaften Bestand
haben. Dass es so schnell ging, habe man der Oberbürgermeisterin zu verdanken,
sagt Suliman. 380 jüdische Mitglieder hat der Vorsitzende in seiner Obhut, mit
steigender Tendenz. Suliman rechnet damit, dass der interkonfessionelle Teil
sich schneller füllen könnte als der orthodoxe Teil.
Die Lage des Friedhofes