Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
Zur Übersicht
"Synagogen im Kreis Limburg-Weilburg"
Reichenborn (Marktflecken
Merenberg, Kreis Limburg-Weilburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte des
Ortes
In Reichenborn lebten seit dem 18. Jahrhundert wenige jüdische
Familien, wahrscheinlich nur jeweils zwei bis drei Familien. Gemeinsam mit den
in Mengerskirchen und in Waldernbach
und Neunkirchen lebenden jüdischen
Familien wurde zeitweise eine kleine jüdische Gemeinde gebildet, die im
"Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung" von 1924/25 (und auch
noch 1932) als selbständige Gemeinde im Rabbinatsbezirk Weilburg aufgeführt
ist (unter der Bezeichnung "S.G." = Synagogengemeinde).
An Einrichtungen bestand seit der Zeit um 1900 ein jüdischer Friedhof.
Ein eigener Betraum war vermutlich in einem der jüdischen Häuser vorhanden,
sonst wäre die Anerkennung als selbständige Gemeinde nicht möglich gewesen.
Ansonsten wurden die Gottesdienste in
Ellar besucht, da es mit dem Minjan in Reichenborn regelmäßig
Schwierigkeiten gegeben haben dürfte. End des 19. Jahrhunderts bildeten die in
Reichenborn und Mengerskirchen
lebenden jüdischen Familien eine gemeinsame Gemeinde (mit acht Familien; lt.
Statistisches Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes 1897 S. 52). Um
1897/1901 gehörten dem Vorstand der jüdischen Gemeinde Mengerskirchen an: S.
Henoch aus Reichenborn, N. Sternberg aus Neunkirchen und F. Blumenthal aus
Mengerskirchen. Den Religionsunterrichte erteilte für damals zwei jüdische
Kinder Lehrer Weikersheimer aus Ellar. 1903
(laut Statistisches Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes 1903 S.
73) lebten 18 jüdische Einwohner in drei Haushaltungen in Reichenborn (ein
schulpflichtiges jüdisches Kind).
Reichenborn gehörte mit den
jüdischen Gemeinden der Umgebung bis 1924 zum Rabbinat Weilburg, danach zum
Rabbinat Bad Ems-Weilburg.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1843 16 jüdische Einwohner, 1905 17. Unter den jüdischen
Familiennamen kamen vor allem vor: Henoch, Kaiser und Seligmann.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus den jüdischen Familien der am 1. März 1890
in Reichenborn geborene Nathan Seligmann. Er ist am 28. August 1914 als Soldat
in einem Infanterieregiment gefallen. Sein Name steht auf dem
Gefallenendenkmal beim Friedhof der
Gemeinde.
In den 1920er-Jahren lebten noch drei jüdische Familien am Ort. Die
Männer betrieben Viehhandel und hatten etwas Landwirtschaft. Um 1924 waren die
Gemeindevorsteher Siegfried Kaiser (gest. 1942 in Frankfurt) und Josef Seligmann. Zu den damals 13 bis 15
jüdischen Einwohnern am Ort kamen die in Mengerskirchen lebenden 10 jüdischen
Personen, sodass die Gemeinde Reichenborn-Neunkirchen damals etwa 25 Personen
umfasste.
1933 lebten noch acht jüdische Personen am Ort, von denen vermutlich
mehrere in den folgenden Jahren auf Grund
der zunehmenden Repressalien der NS-Zeit weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
Von der vor 1933 nach Gießen verzogenen Familie Henoch kamen andererseits
einige Personen nach Reichenborn zurück: Anfang 1940 lebten in Reichenborn
Klara Henoch geb. Isselbächer (geb. 1862 in Isselbach), Brigitte Henoch (geb.
1936 in Gießen) und Betty Henoch geb. Mayer (Verkäuferin, geb. 1903 in
Echzell). Alle drei sind 1941/42 von Frankfurt aus deportiert worden und im
Ghetto Kowno beziehungsweise im Ghetto Theresienstadt
umgekommen.
Von den in Reichenborn geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Henriette Frank geb.
Seligmann (1887), Betty Henoch geb. Mayer (1903), Brigitte Henoch (1936),
Heinrich Henoch (1901), Klara Henoch geb. Isselbächer (1862), Flora Kaiser geb.
Henoch (1869), Karoline Neumann (1867), Ottilie Salomon geb. Kaiser
(1901).
Aus Waldernbach sind umgekommen: in den genannten Gedenkbüchern werden
keine Personen aus Waldernbach genannt.
Berichte zur jüdischen
Geschichte
Mitteilungen aus der jüdischen
Gemeinde
Die Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Reichenborn
(1929)
Anmerkung: der Name von Nathan Seligmann steht auf dem Gefallenendenkmal der
Gemeinde, siehe Foto unten.
Aus
den Übersichten zu den Gefallenen des (Ersten) Weltkrieges in "Das Schild"
vom 1. November 1929: "Reichenborn, Wiesbaden.
Nathan Seligmann, geb. 15. März 1890 in Reichenborn, Handelsmann,
gefallen August 1914:
Max Wolf, geb. 3. Dezember 1893 in Reichenborn, Handelsmann, gefallen
Oktober 1915." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Verlobungsanzeige für Johanna
Kaiser und Ludwig Henoch (1926)
Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 2. Dezember 1926: "Statt Karten!
Johanna Kaiser - Ludwig Henoch.
Verlobte.
Frickhofen Westerwald -
Reichenborn bei Weilburg. Frickhofen, den 5. Dezember 1926."
|
Verlobungsanzeige für Rosa Kaiser
und Samuel Schneider (1927)
Familiennachrichten
in "Israelitisches Familienblatt" vom 3. März 1927: "Familien-Nachrichten
... Verlobungen.
Reichenborn/Oberlahnkreis: Rosa Kaiser mit Samuel Schneider;
Antwerpen." |
Anzeige von Max Henoch (1938)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central"-Verein") vom 2. Juni 1938:
"Inhaber von Wandergewerbe- sowie Führerschein sucht als
Privat-Reisender
Firma der Textil. und Konfektionsbranche. Bin Textilfachmann, jüdische
Zuschriften erbeten an
Max Henoch, Reichenborn (Oberlahnkreis)." |
Todesanzeige für Siegfried Kaiser
(1942)
Anzeige
in der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift "Der Aufbau" vom 14. August 1942:
"Vor einigen Tagen erhielten wir die schmerzliche Nachricht, dass unser über
alles geliebter Vater, Großvater, Gatte
Herr Siegfried Kaiser
Reichenborn
im Alter von 68 Jahren in Frankfurt am Main verschieden ist. Sein
sehnlichster Wunsch, seine Kinder und Enkel wiederzusehen, blieb ihm leider
unerfüllt. In tiefer Trauer: Flora Kaiser, Gattin, Frankfurt am Main; Artur
Salomon und Frau Tilly geb. Kaiser, Polen; Felix Meyer und Frau Selma geb.
Kaiser, Schweiz; Fritz Heller und Frau Emmy geb. Kaiser, Philadelphia,
Spruce St. 524; Walter Elsberg und Frau Martha geb. Kaiser, San Francicso,
Bisch St. 2885; Alfred Heimann und Frau Jenny geb. Kaiser, Brooklyn, 317
Ocean Parkway; Ferdinand Buxbaum und Frau Rosa geb. Kaiser, Brooklyn, 317
Ocean Parkway; Enkel Margot, Inge, Ruth." |
Fotos
(Quelle: Hahn, Aufnahmedatum 23.08.2009)
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 214. |
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|