Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Reipoltskirchen bestand eine jüdische
Gemeinde zeitweise im 19. Jahrhundert. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück. Damals gehörten die in Reipoltskirchen lebenden
jüdischen Personen zunächst noch zur jüdischen Gemeinde in Teschenmoschel.
Als sich nach der Einrichtung einer Synagoge um 1800 die jüdischen Familien in
Reipoltskirchen "selbständig" gemacht haben, schlossen sich ihnen
auch die in Hefersweiler und Nußbach lebenden jüdischen Familien an.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt (Angaben folgen den Listen bei Kuby s.Lit.): in Reipoltskirchen
1801 19 jüdische Einwohner (6,7 % der Gesamteinwohnerschaft), 1808 29 (nach
Landesamt S. 317 31 in sieben Familien), 1825 18 (5,3 %), 1848 4 (in einer
Familie); in Hefersweiler 1801 16 (7,7 % der Gesamteinwohnerschaft), 1808
15, 1825 13 (3,9 %); In Nußbach 1801 4 (1,1 %), 1808 15 (nach Landesamt
S. 317 25 in vier Familien), 1825 15 (2,9 %).
1809/10 werden als jüdische Haushaltsvorstände genannt: in Reipoltskirchen
Lazarus Falk, Jacob Felsenthal (Händler) und die Witwe Helena Stern; in Hefersweiler
David Rosenzweig und Salomon Rudelskirchen; in Nußbach David Neumann
(Gebrauchtwarenhändler).
An Einrichtungen bestand eine Synagoge (s.u.). Die Toten der
Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Teschenmoschel beigesetzt.
Noch vor der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die jüdische Gemeinde in
Reipoltskirchen wieder aufgelöst.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Reipoltskirchen war die zeitweise Heimat einer jüdischen Familie
Grünebaum.
Die Nachkommen des Elias Hirsch (geb. ca. 1739 in Münchweiler,
gest. Juni 1804 in Reipoltskirchen, war verheiratet mit Miriam geb.
Felsenthal, geb. 1760 in Rathskirchen,
gest. November 1804 in Reipoltskirchen) haben 1808 den Familiennamen
Grünebaum angenommen haben.
Der aus Reipoltskirchen stammende Jacob Grünebaum (geb. 1. November 1797
in Reipoltskirchen als Sohn von Elias Hirsch) ist 1817 nach Eppelsheim
verzogen, wo er am 20. Januar 1819 Sara Esther geb. Herz heiratete. Er ist der
Stammvater der im Bereich von Chicago und darüber hinaus hoch bedeutenden
Familie Greenebaum (siehe dazu mehr auf der Seite von Eppelsheim).
Von Reipoltskirchen
stammt auch Rabbiner Dr. Elias Grünebaum (geb. 1807 in Reipoltskirchen
gest. 1893 in Landau). Elias Grünebaum
hatte schon früh seinen Vater verloren und wurde seit 1814 von seinem
Stiefvater, dem Kaufmann Isaac Felsenthal in Münchweiler/Alsenz
erzogen. 1823 begann er mit dem Talmud-Studium in Mainz, seit 1826 in
Mannheim. Nach dem Abitur in Speyer studierte er an den Universitäten Bonn und
München Philosophie und arabische Sprachen. Im August 1834 legte er in Bayreuth
seine Rabbinatsprüfung ab. Zunächst war er vom 15. August 1835 an 1836
Rabbiner in Hoppstädten im Fürstentum
Birkenfeld; im Juni erhielt er einen Ruf als Bezirksrabbiner nach Landau, wo er
in der Folgezeit 57 Jahre bis zum seinem Tod 1893 wirken sollte. Er war
verheiratet mit Johanetta geb. Strauß, mit der er zwölf Kinder hatte (drei
früh verstorben).
(Quelle des Fotos)
Artikel zu Dr. Elias Grünebaum in
der "Allgemeinen Deutschen Biographie" bei wikisource
Zur Geschichte der Synagoge
Im 18. Jahrhundert
besuchten die in Reipoltskirchen lebenden Juden die Synagoge in Teschenmoschel.
Um 1800 ließ das wohlhabende Gemeindemitglied Elias Hirsch eine Synagoge bauen
beziehungsweise einrichten (es dürfte nur ein Betsaal gewesen sein). Auch ließ
Elias Hirsch für den Gottesdienst Torarollen anfertigen. Vermutlich ist die
Synagoge, angesichts der schnell wieder zurückgehenden Zahl der jüdischen
Einwohner am Ort und in der Umgebung, bereits vor der Mitte des 19. Jahrhunderts
wieder aufgegeben worden.
Adresse/Standort der Synagoge: unbekannt
Fotos