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Zur Übersicht über die "Synagogen im
Elsass"
Schirmeck
(Dep. Bas-Rhin / Alsace / Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Schirmeck bestand im 19./20. Jahrhundert eine kleine jüdische
Gemeinde. Um 1900 gehörten ihr etwa 17 Familien mit zusammen 45 Personen an.
Auch die jüdischen Familien im benachbarten Vorbruck (La Broque) gehörten zur
jüdischen Gemeinde Schirmeck.
An
Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), Räume für die
Religionsschule, ein rituelles Bad und einen gemeinsam mit dem
christlichen Friedhof angelegten jüdischen
Friedhof.
1936 wurden 35 jüdische Einwohner am Ort gezählt. Diejenigen, die in
den folgenden Jahren nicht den Ort verlassen konnten, wurden unter der deutschen
Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert.
Von den in Schirmeck geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Leopold Feldmar (1869), Sylvain Levy (1886), Albert
Scheinbuks (1926), Roger Simonin (1897), Andrea Weil (1897), Charles Weil
(1921), Lise Weil (1939 oder 1940).
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod des aus Oberehnheim
stammenden Charles Weill (1913)
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 2. Mai 1913: "
Schirmeck. Am ersten Tag Cholhamoed (Halbfeiertag beim Pessachfest)
verstarb hier im Alter von 71 Jahren Herr Charles Weill, der Vater
unseres Kantors, ein edler, allgemein geachteter Charakter. Früher in
Oberehnheim wohnhaft, woselbst man ihn ungern scheiden sah, hat er dort
ebenso wie hier in uneigennütziger Weise als Baaltefilloh (ehrenamtlicher
Vorbeter) und Baaltobea (Schofarbläser an den hohen Feiertagen) fungiert. Er
war echter Jehudi mit allen Fasern seiner Seele. Wegen des Festes konnte
Herr Rabbiner Dr. Goldstein nur einige kurze Worte an seinem Grabe sprechen.
Mögen seine Witwe und seine Kinder Trost finden in dem Gedanken, dass sein
Leben ein wohl ausgefülltes war. " |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine erste Synagoge wurde bis 1909 verwendet. Letztmals wurde in ihr am Tage
der Einweihung der neuen Synagoge im Juli 1909 ein Abschiedsgottesdienst
gefeiert, bevor eine Prozession zur neuen Synagoge stattfand. Diese neue Synagoge wurde
1908/09 durch die Straßburger Architekten
David Falk und Emil Wolf erbaut. Der Kaiser hatte zum Bau der Synagoge eine
Beihilfe von 7.000 Mark gewährt:
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. September 1907:
"Der Kaiser hat der israelitischen Gemeinde zu Schirmeck (Elsass) zum Bau
einer kleinen Synagoge eine Beihilfe von 7.000 Mark gewährt." |
Auch von Seiten der Stadt kamen Zuschüsse,
sodass man 1907 hoffte, noch 1908 die Synagoge einweihen zu können: |
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Oktober
1907: "Schirmeck im Elsass. Die hiesige jüdische Gemeinde kommt
durch die Hilfe der Regierung und der Stadt zu einer neuen Synagoge. Die
jüdische Gemeinde selbst, die nur aus 17 Mitgliedern besteht, hat eine
Summe von 4.000 Mark zum Bau aufgebracht. Die Regierung hat einen Zuschuss
von 2.000 Mark gewährt und die Stadt Schirmeck liefert zum Bau jährlich
500 Mark auf 10 Jahre. Das Gotteshaus hofft man im Sommer 1908 seiner
Bestimmung übergeben zu können." |
Dennoch dauerte es noch ein paar Monate
länger. Am 9. September 1908 konnte die Grundsteinlegung in Anwesenheit
von Rabbiner Dr. Goldstein aus Mutzig vorgenommen werden: |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1908:
"Schirmeck, 9. September (1908). Heute fand hier die Grundsteinlegung
zum Bau der Synagoge statt. Rabbiner Dr. Goldstein aus
Mutzig hielt vor
einer zahlreich versammelten Menge eine ergreifende Ansprache. Die neu
Synagoge wird auf einem Grundstück des Holzhändlers Jules Remy
errichtet, das die israelitische Gemeinde käuflich erworben hat. Die
Baukosten sind durch Sammlung in der israelitischen Gemeinde, durch
Subvention der Regierung, sowie der Gemeinden Schirmeck und Vorbruck im voraus
gedeckt." |
Im Juli 1909 konnte die neue Synagoge feierlich durch Rabbiner Dr.
Goldstein aus Mutzig eingeweiht werden. Darüber berichtete das
"Frankfurter Israelitische Familienblatt": |
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. August 1909:
"Schirmeck im Unter-Elsass. Ein herzerfreuendes Bild der Eintracht
zwischen den hiesigen Juden und Christen zeigten die Feierlichkeiten zur
Einweihung unserer neuen Synagoge. Das Programm nahm folgenden Verlauf:
Mittwoch fand eine Abendvorstellung mit einem sehr gewählten und reichhaltigen
Programm statt, welche Vorstellung in den Gesangsdarbietungen des Opernsängers
L. Loeb, eines geborenen Straßburgers - seit kurzem für das Mülhauser
Stadttheater verpflichtet -, ihren Clou fand. Donnerstag früh nahm die Feier
mit dem feierlichen Zug von dem alten nach dem neuen Gotteshaus ihren Anfang.
Bürgermeister Vogt vollzog sodann die Zeremonie der Aufschließung der
Synagoge, und nachdem das Publikum Platz genommen hatte, begann eine würdige
und eindrucksvolle gottesdienstliche Feier, bei der Rabbiner Dr. Goldstein -
Mutzig die Festrede hielt. Festessen und Ball machten des Nachmittags und Abends
den Beschluss des Festes. Aus den Reden beim Festmahl sei die des
Konsistorialrates Aron Durlach - Strassburg hervorgehoben. Er schilderte die
Schwierigkeiten, die der Ausführung des Baues entgegenstanden, lobte das stets
entgegenkommende Verhalten der Regierung und würdigte die hervorragenden
Verdienste des Kultusgemeinde-Präsidenten Camille Simonin um den Bau, dem in
Anerkennung seiner Tätigkeit der Kronenorden 4. Klasse verliehen worden sei.
" |
Kritisches im Blick auf die nur teilweise
Anwesenheit der "Prominenz" enthält die folgende
Pressenotiz: |
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung der Judentums" vom 22. Oktober 1909:
"Straßburg, 20. September (1909). Die hiesige 'Bürger-Zeitung'
bringt folgende offene Anfrage an das kaiserliche Ministerium für Kultus
und Justiz: 'Als kürzlich die neue Synagoge in Schirmeck eingeweiht
wurde, glänzten merkwürdiger Weise das Ministerium, das
Bezirkspräsidium, die Kreisdirektion und sogar der Oberrabbiner durch
Abwesenheit. Als aber in Morsbach in Lothringen die neu erbaute Kirche eingeweiht
wurde, da erschienen der Bezirkspräsident Graf von Zeppelin-Aschhausen
aus Metz, der Kreisdirektor aus Forbach, Freiherr von
Wöllwarth - Lauterburg und der Herr Bischof Benzler aus Metz. Wir fragen
uns: Ist das recht? Ist da Parität eingehalten worden zwischen den
Konfessionen im Landes? Gleiches Recht für alle, ohne Unterschied des
Glaubens, das müsste das Losungswort der Regierung sein. Dass dies aber
nicht der Fall ist, beweist zur Genüge der obere Fall. Pflicht der
Kaiserlichen Ministeriums ist es heir, den Befehl auszugeben: Die
Bezirkspräsidenten und Kreisdirektoren haben entweder zu den Einweihungen
der Gotteshäuser aller drei Konfessionen zu gehen oder zu keiner. Mehrere
Israeliten." |
Die Synagoge wurde bis in die 1930er-Jahre genutzt.
Auch nach 1945 wurde sie wieder eingeweiht, jedoch auf Grund der nur
wenigen in Schirmeck lebenden jüdischen Familien seit 1978 nicht mehr benutzt.
Um 2000 befand sie sich in sehr schlechtem Zustand.
2005/06 wurde das Gebäude renoviert.
Adresse/Standort der Synagoge:
Rue des Ecoles
Fotos
Das Synagogengebäude in
den
1980er-Jahren
(Quelle: Rothé/Warschawski s.Lit. S. 116) |
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Das Gebäude ist bereits
in
schlechtem Zustand |
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Innenaufnahmen |
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Blick zum
Toraschrein |
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Das Synagogengebäude
im Sommer 2004
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 26.7.2004) |
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Die ehemalige Synagoge in
Schirmeck |
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Die Gebotstafeln zwischen den
zerstörten Fenster |
Der Eingang in die
ehemalige
Synagoge |
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Die renovierte
Synagoge
(Quelle: Wikimedia Commons) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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