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Friedhöfe in der Region"
Zusammenstellung:
Jüdische KZ-Friedhöfe in Baden-Württemberg
Schörzingen
(Stadt Schömberg,
Zollernalbkreis)
KZ-Friedhof
Zur Geschichte des KZ Schörzingen und des
Friedhofes
In Schörzingen bestand vom 1. Januar 1944 bis 17. April 1945 ein Außenkommando des
Konzentrationslagers Natzweiler/Elsass (Lager der "Gruppe Wüste").
Lager und Arbeitsstätten lagen an der Straße nach Wilfingen südlich von
Schörzingen. Es handelte sich um das einzige Untertagewerk des "Wüste"-Projekts.
Die Zahl der Häftlingen betrug mehr als 1000. Es handelte sich in
Schörzingen nicht um jüdische Häftlinge. Aufgrund der katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen (täglich 12
bis 16 Stunden Arbeit) verstarben
mindestens 549 Häftlinge, deren Leichen anfangs noch im Krematorium in
Schwenningen eingeäschert, später in Massengräbern auf der "Donauwiese"
verscharrt wurden.
Im Mai 1945 ließ die französische Militärverwaltung unter Leitung eines
Militärarztes und in Anwesenheit des Schörzinger Bürgermeisters von deutschen
Kriegsgefangenen und ehemaligen Mitgliedern der NSDAP die Massengräber des
Lagers auf der "Donauwiese" freilegen. Was dabei zum Vorschein kam, war fast
unbeschreiblich. Die Gemeinde musste Leintücher beschaffen und Einwohner des
Dorfes einteilen, die Kreuze und Särge fertigten. Trotz des bereits
eingetretenen und zum Teil schon fortgeschrittenen Verwesungsprozesses konnte
das Schicksal vieler Menschen rekonstruiert werden. Die meisten waren an
Unterernährung, 40 Prozent durch Erhängen gestorben, einige durch Erschießen;
viele Toten trugen im Gesicht und auf der Brust Spuren von Schlägen mit
Gummiknüppeln. Alle wurden vollständig nackt beigesetzt, nicht wenige sind
lebendig begraben worden. Die Exhumierten wurden auf einem unmittelbar beim
ehemaligen Lagergelände angelegten KZ-Friedhof beigesetzt (Beisetzungsfeier am
14. Juni 1945). In der Friedhofshalle befinden sich Tafeln mit den Namen von 433 Toten des KZ
Schörzingen. Die Spuren des Lagers sind - zuletzt noch zwei erhaltene Baracken
- alle beseitigt worden.
Fotos
| Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hg. vom Studienkreis: Deutscher Widerstand. Band 5,1.
Baden-Württemberg I. Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen. 1991. S.
327-329. |
| Crime SS - Témoinage pour la postérité. Raconté par ceux qui ont vu.
Préface du Capitaine A. Bessy. Gouverneur Militaire de Rottweil. Rottweil
1945. |
| Gedenkpfad Eckerwald - Das südwürttembergische Schieferölprojekt
und seine sieben Konzentrationslager. Das Lager Schörzingen und sein
Außenkommando Zepfenhan. Hg.: Initiative Gedenkstätte Eckerwald. Rottweil
1991. |
| Rudi Holoch: Das Lager Schörzingen in der "Gruppe
Wüste". In: Herwart Vorländer (Hg.): Nationalsozialistische
Konzentrationslager im Dienste der totalen Kriegsführung. Sieben
württembergische Außenkommandos des Konzentrationslagers Natzweiler/Elsass.
Stuttgart 1978. |
| Albrecht Homrighausen: Das Konzentrationslager in Schörzingen. In:
Schörzingen. Ein Dorf am Fuße des Oberhohenbergs. Hg. Stadt Schömberg.
Schömberg 1995. |
| Julian Hagenbourger, Gerhard Lempp: Aus schwerem Traum
erwacht. Nr. 7244 berichtet aus dem KZ Schörzingen, Deißlingen-Lauffen
1999. |
| Reihe MATERIALIEN
der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: "Wir sind gezeichnet fürs Leben, an Leib und Seele".
Unternehmen "Wüste" - das südwürttembergische Ölschieferprojekt und seine sieben Konzentrationslager.
Die Veröffentlichung führt insbesondere Jugendliche an die Geschichte des südwürttembergischen Ölschieferprojektes mit Decknamen
"Wüste" heran: mehr als 12.000 KZ-Häftlinge wurden in der Endphase des Zweiten Weltkriegs beim Abbau und der Verschwelung des ölhaltigen Gesteins zu Treibstoff ausgebeutet, Tausende von Männern starben aufgrund der katastrophalen Verhältnisse in den Lagern und Ölschieferwerken.
Autorinnen und Autoren des Vereins KZ-Gedenkstätte Bisingen und der Initiative Gedenkstätte Eckerwald e.V. haben historische Quellen für das Heft didaktisch aufbereitet. Sie informieren über Opfer und Täter sowie über das System der Konzentrationslager mit den Außenlagern, die bis nach Südwürttemberg reichten und in denen sich die Situation in der letzten Kriegsphase durch kriegswichtige Rüstungsprojekte noch verschärfte.
Die Publikation lädt zugleich zur Spurensuche an den Standorten der jeweiligen Lager ein und greift auch Schwierigkeiten der Erinnerungsarbeit an diesen Orten
auf. Stuttgart 2012. 56 Seiten.
Mehr zu der Publikation siehe in der Website www.gedenkstaetten-bw.de.
Das Lese- und Arbeitsheft ist kostenlos. Es kann bestellt werden bei der Landeszentrale für politische Bildung,
Stafflenbergstr. 38, 70184 Stuttgart, Fax: 0711/164099-77, E-Mail: marketing@lpb.bwl.de, Webshop:
www.lpb-bw.de/publikationen.html.
Die
Broschüre als pdf-Datei. |