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Offenbach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english
version)
In Seligenstadt bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942. Bereits im Mittelalter
lebten Juden in der zum Mainzer Oberstift gehörenden Stadt: erstmals werden sie
in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts genannt. Gemeinsam mit den
Juden von Dieburg
und Aschaffenburg
bezahlten sie ihre Steuern an den Erzbischof von Mainz. Jüdischen Familien gehörten
einige Häuser in der Stadt; auch eine Synagoge wird genannt. Namentlich erfährt
man u.a. von Mozsyt von Seligenstadt (1337 in Frankfurt) sowie Fide und Gerhuse
von Seligenstadt (1340 und 1347 in Frankfurter Gerichtsbüchern anlässlich von
Darlehensgeschäften eingetragen). Die Verfolgung in der Pestzeit 1348-49 traf
auch die jüdische Gemeinde in Seligenstadt. Der 1360 in Frankfurt
genannte Simon von Seligenstadt dürfte ein Überlebender der Katastrophe
gewesen sein: er war einer der sieben Begründer der neuen jüdischen Gemeinde
in Frankfurt nach der Pestzeit. Seit 1373 oder spätestens seit 1378 lebten
Juden wieder in der Stadt. In Frankfurter Büchern sind in der 2. Hälfte des
14. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mehrere Juden aus
Seligenstadt verzeichnet. 1391 wird mit Kalonymos von Seligenstadt ein
Gelehrter der Gemeinde genannt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird
mehrfach eine "Judengasse" erwähnt, die bereits vor der Mitte
des 14. Jahrhunderts existierte. 1429 wurden zahlreiche Juden des
Erzstiftes zwecks Steuererpressung verhaftet, darunter auch einige aus
Seligenstadt. Bis 1469 konnten Juden in der Stadt leben, dann wurden sie
aus der Stadt ausgewiesen. Ihre Gebäude gingen in den Besitz christlicher
Einwohner über.
Zu einer vorübergehenden Ansiedlung kam es nach der Zeit des Dreißigjährigen
Krieges (1649) und wiederum seit dem 18. Jahrhundert: 1754
wurden zehn jüdische Familien in der Stadt gezählt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1828 121 jüdische Einwohner (4,6 % von insgesamt 2.624
Einwohnern), 1861 218 (6,5 % von 3.345), 1871 244, 1880 289 (8,0 % von 3.628),
1900 227 (5,5 % von 4.135), 1910 196 (4,9 % von 4.911). Die jüdischen
Haushaltsvorsteher waren als Kaufleute, Viehhändler und Händler mit Getreide
und Landesprodukten tätig. Einige besaßen Ladengeschäfte (Textilwaren,
Schuhe, Eisenwaren, Leder u.a.m.). Es gab auch jüdische Handwerke (Schuster,
Tapezierer, Bäcker und Metzger).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule (bis
1866 israelitische Elementarschule, danach Religionsschule), ein rituelles Bad
(auf dem Grundstück Kleine Rathausgasse 6, Haus wurde im Zuge der
Altstadtsanierung abgerissen) und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Bis zur
Aufhebung der Elementarschule 1866 war als Lehrer Seligmann Steinberger
angestellt. Als Religionslehrer wird um 1848 Samuel Bacharach genannt. Über
mehrere Jahrzehnte prägte das jüdische Gemeindeleben der Lehrer Moses
Hamburger, der 1867 nach Seligenstadt kam und bis 1926 als Religionslehrer,
Vorbeter und Schochet wirkte. Besondere Verdienste erwarb es sich beim Aufbau
und der Leitung des Synagogenchores. 1930 bis 1935 unterrichtete Lehrer M.
Levison. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat Offenbach am Main.
Im Krieg 1870-71 fiel aus der jüdischen Gemeinde Daniel Lilie; im Ersten
Weltkrieg fielen Sally Bacharach (geb. 24.8.1893 in Seligenstadt, gef.
10.7.1916) und Ludwig Götz (geb. 6.1.1896 in Mannheim, gef. 3.10.1916), dazu
Isidor Jonas (geb. 17.3.1874 in Seligenstadt, vor 1914 in Bockenheim wohnhaft,
gef. 10.9.1918), Benno Baer (geb. 21.9.1891 in Seligenstadt, vor 1914 in
Friedberg wohnhaft, gef. 7.3.1917), Fr. Bender und Fritz Marx.
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 160 Personen gehörten (2,7 % von
insgesamt etwa 6.000 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Hermann Frank,
Samuel Marx, Julius Bär und Adolf (Abraham) Stein (letzterer war bereit seit
1903 Gemeindevorsteher). Als Lehrer und Kantor war weiterhin Moses Hamburger tätig
(bis 1926), als (ehrenamtliche) Synagogendiener Gustav Lilie und August Raisch,
als Rechner J. Burkhardt. Die Religionsschule der jüdischen Gemeinde besuchten
damals 22 Kinder. An jüdischen Vereinen bestanden die Armenkasse,
der Israelitische Krankenverein (gegründet um 1850; 1924 unter Leitung
von Hermann Frank, 1932 als Krankenkassenverein der Israelitischen Gemeinde
genannt, 1932 Leitung August Bender; Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenunterstützung,
1932 25 Mitglieder), der Israelitische Bestattungsverein Chewroth (gegründet
1866; 1924 unter Leitung von Wolf Meyer, 1932 unter Leitung von Adolf Meyer,
Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Bestattungswesen,
1932 40 Mitglieder), der Israelitische Frauenverein (gegründet 1925,
1932 unter Leitung von Olga Frank; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung
hilfsbedürftiger Frauen, Krankenpflege) sowie eine Ortsgruppe des
Central-Vereins (1924 unter Leitung von Adolf Stein). 1932 waren die
Gemeindevorsteher Adolf (Abraham) Stein (1. Vors.), Adolf Meyer (2. Vors.),
Julius Bär (3. Vors.) sowie Samuel Marx und Isaak Östreich. Als Lehrer, Kantor
und Schochet war seit 1930 der bereits genannte M. Levison angestellt. Als
weiteres Amt in der Gemeinde hatte Adolf Meyer die Friedhofsaufsicht inne. 1932
besuchten die Israelitische Kinderschule (unter Leitung von Lehrer M.
Levison) 20 Kinder.
1933 lebten noch 146 jüdische Personen in Seligenstadt.
In
den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert, u.a. auch Lehrer Levison,
der Seligenstadt 1935 verließ (siehe Bericht unten). Insgesamt sind etwa 25
Personen nach Nordamerika, vier nach Südamerika (Argentinien) emigriert, drei
nach England und eine Person nach Holland. Viele andere verzogen innerhalb von
Deutschland. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge angezündet,
jüdische Bürger wurden teilweise schwer misshandelt. So wurden zehn jüdische
Einwohner (Abraham Stein, Karl Mayer, Willi Bär, Siegfried Hainebach, Julius
Bacharach, Justin Lilie aus Seligenstadt sowie Siegfried Rosenthal aus Klein-Krotzenburg
und Martin Rollmann aus Hainstadt unter Hieben und Schlägen ins Gefängnis im
Klosterhof getrieben, anschließend von der Gestapo in das KZ Buchenwald
gebracht. Im Mai 1939 wurden noch 77 jüdische Einwohner gezählt. 1941
wussten die noch in der Stadt lebenden jüdischen Menschen in "Judenhäusern"
zusammenziehen: Haus Östreich (Schafgasse 4), Haus Klöpfer (Kleine Maingasse
4), Haus Hamburger (Steinheimer Straße 16), Haus Hainebach (Gartenstraße 1).
Vor Beginn der Deportationen lebten noch etwa 45 jüdische Personen in der
Stadt. Am 11. September 1942 wurden die Einwohner der "Judenhäusern"
auf Lastwagen verfrachtet und über Sammelstellen in das KZ Theresienstadt
verbracht.
Von den in Seligenstadt geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Elsa Adler
geb. Bär (1888), Rosa Arnstein geb. Kleeblatt (1872), Gustav Bacharach (1898),
Heinrich Bacharach (1889), Isaac Bacharach (1873), Isaak Bacharach (1854),
Johanna Bacharach Geb. Goldschmidt (1868), Johanna Bacharach geb. Adler (1889),
Julius Bacharach (1901), Ludwig Bacharach (1892), Margot Bacharach (1924),
Moritz Bacharach (1888), Sophie Beck geb. Kleeblatt (1874), August Bender
(1878), Benedikt (Benno) Bender (1878), Bernhard Bender (1876), Antonie Blum
geb. Kleeblatt (1874), Betty Burbach geb. Jonas (1878), Heinrich Frank (1880),
Fanny (Franziska) Goldberg geb. Lilien (1869), Jenny
(Johanette) Grünbaum (1870), Julie Guthorn geb. Kleeblatt (1874), Emma
Hainebach (18744), Isidor Hainebach (1877), Ludwig Hainebach (1874), Mathilde
Amalie Hainebach geb. Bendorf (1879), Siegfried Hainebach (1915), Emma Hamburger
(1888), Jenny Hamburger (1886), Julius Hamburger (1906), Paula Hamburger (1881),
Johanna Hofmann (1899), Edith Jaffé (1925), Friedrich Jaffé (1888), Mathilde
Jaffé geb. Bacharach (1893), Friedrich Jaffé (1882), Betty Joseph geb. Hofmann
(1896), Lina Kesten geb. Hamburger (1879), Fritz Jacob Kleeblatt (1924),
Heinrich Kleeblatt (1877), Herbert Kleeblatt (1930), Clementine (Klemi)
Kleeblatt geb. Marx (1892), Mina Kleeblatt geb. Selig (1890), Nathan Kleeblatt
(1881), Samuel (Sally) Kleeblatt (1880), Selma Korn geb. Schlächter (1901),
Hertha Lilie Kupfermann (1919), Jenny Kurzmann geb. Reis (1887), Bertha Lilie
(1872), Henriette Lilie geb. Michels (1865), Hermann Lilie (1877), Justin Lilie
(1920), Karoline Lilie geb. Stern (1883), Herta Lilien (1919), Settchen Lilien
geb. Simon (1877), Friedel Löb geb. Reis (1890), Mina Lötz geb. Meyer (1863),
Regina Mainzer geb. Bacharach (1856), Helene Marx geb. Bacharach (1868), Jakob
May (1872), Adolf Mayer (1867), Anna Mayer geb. Sontheimer (1876), Hermann Mayer
(1870), Jettchen Mayer geb. Rapp (1868), Karl Heinrich Mayer (1897), Karl
Heinrich Mayer (1904), Margot Mayer (1932), Minna Meyer geb. Heimann (1872),
Hannchen Moses geb. Lilie (1870), Klara Nassauer geb. Östreich (1882), Selma
Neuhaus geb. Simons (1886), Katharina (Kätchen) Neumann geb. Bacharach (1854),
Isaak Östreich (1880), Jeanette (Jenny) Östreich (1878), Kurt Ferdinand Östreich
(1923), Lina Östreich (1887), Manfred Östreich (1926), Ruth Östreich (1932),
Bertha Rosenthal geb. Loeb (1876), Hildegard Rudawer (1923), Blanka Salomon
(1924), Clotilde Salomon geb. Bender (1874), Sally Salomon (1886), Sidonia
Salomon geb. Oppenheimer (1893), Rosa Schloss (1891), Sara Schloss (1878),
Wilhelm Simon (1888), Helene Simons geb. Baer (1887), Mathilde Simons geb.
Bacharach (1862), Abraham Stein (1863), Emmy Stein (1934), Erna Frida Erika
Stein geb. Wolff (1905), Hans Julius Joachim Stein (1931), Lothar Stein (1833),
Sofie Stein geb. Rosenthal (1866), Julie Stern geb. Bender (1883), Walter Stern
(1921), Lina Sternheimer geb. Mayer (1874), Sofie Strohmberg (1880), Irene Thoma
geb. Bär (1899), Clara Treidel geb. Bender (1875), Paula Vogel geb. Stein
(1891), Manfred Vyth (1934), Margot
Vyth (1934), Adele Waller geb. Schönberg (1874), Calinka Waller geb. Kleeblatt
(1884), Hedwig Weinberg geb. Hainebach (1919).
Nach 1945 kehrten zwei ehemalige Mitglieder der jüdischen Gemeinde nach
Seligenstadt zurück: Isaak und Sally Hamburger, die 1954 beziehungsweise 1965
hier verstorben und im jüdischen Friedhof
beigesetzt wurden.
Zur Erinnerung an viele der aus Seligenstadt in der NS-Zeit stammenden Opfer der
NS-Zeit wurden 2007, 2009, 2012 und 2014 "Stolpersteine" in der
Stadt verlegt (vgll. Presseberichte unten).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeines
Akten-Inventare zur Israelitischen Religionsgemeinde (Zusammenstellungen von
1909)
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Es handelt sich um zwei in den
"Mitteilungen des Gesamtarchivs der deutschen Juden" Jahrgang
1909 S. 69-71 veröffentlichten Akten-Inventare:
1) Akten-Inventar der israelitischen Religionsgemeinde zu Seligenstadt
a.M.
2) Ais den Akten der Bürgermeister zu Seligenstadt am Main. |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1858 /
1859 / 1860 / 1862 sowie eines zweiten Vorbeters zu den hohen Feiertagen 1900
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20.
Dezember 1858: "Bekanntmachung. Die Stelle eines israelitischen
Religionslehrers und Vorsängers dahier, mit einem Gehalt von 300 Gulden
und mindestens 30 Gulden Nebengefälle, ist erledigt. Konkurrenten, welche
hier durch Erteilung von Privatunterricht einer günstigen Stellung
versichert sein dürfen, wollen sich portofrei an uns wenden. Man wünscht,
dass Bewerber die Fähigkeit besitzen, einen Chorgesang zu leiten.
Seligenstadt im Großherzogtum Hessen, im Dezember 1858.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Siegfried Bacharach II.
Siegfried Bacharach I. Samuel Bacharach." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom
vom
1. Januar 1859: derselbe Text wie oben. |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. März 1860: "Anzeige.
Die hiesige Gemeinde sucht einen Religionslehrer und Kantor gegen einen
fixen Gehalt von 350 fl. Bewerber, welche das Schächten übernehmen
können, dürfen auf mindestens 200 Fl. Nebenverdienste schließen, ohne
derer zu erwähnen, welche in einer Stadt durch Realkenntnisse zu erhalten
sind.
Man verlangt, dass Bewerber zur Leitung eines Chors hinreichende
musikalische Kenntnisse besitzen. Näheres erteilt auf frankierte
Offerten
Der israelitische Vorstand. Seligenstadt bei Frankfurt am Main, im
März 1860." |
|
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom
1. Juli 1862: "Vakanz. Für einen unverheirateten Lehrer, welcher
befähigt ist, außer den gewöhnlichen Elementargegenständen auch
Unterricht in der hebräischen und französischen Sprache, der Musik und
der kaufmännischen Buchführung zu erteilen, und sich hierüber mittelst
Zeugnisse legitimieren kann, steht mit einem jährlichen Gehalte von
Gulden 350 eine Stelle hierorts offen. Die Zahl der Kinder beträgt ungefähr
zwanzig. Bewerber wollen sich gefälligst unter frankierten Zuschriften an
Unterzeichneten wenden, welcher bereit ist, auf weitere Anfragen
Aufschluss zu geben.
Seligenstadt bei Frankfurt am Main, im Juni 1862. Moses Bacharach." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1900:
"Bekanntmachung. Die israelitische Gemeinde zu Seligenstadt,
Rabbinat Offenbach am Main, sucht für die herannahenden hohen Festtage
einen zweiten Vorbeter mit hübscher Stimme. Bewerber wollen ihre
Anspruche an den unterzeichneten Vorstand einsenden.
Seligenstadt (Hessen), 25. Juli (1900).
Der Vorstand: Markus Mayer." |
Probleme mit der politischen Gemeinde im Blick
auf Leistungen für den israelitischen Religionsunterricht (1877)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1877: "Darmstadt,
2. Juli (1877). Wie die ‚N.H.V.-Bl.’ Mitteilen, hat der großherzogliche
Verwaltungs-Gerichtshof dahier in höchster Instanz ein Urteil erlassen,
welches zwei Prinzipien-Fragen entschied und deshalb in doppelten
Beziehung von präjudizieller Bedeutung ist. Der Fall, um den es sich
handelte, ist kurz folgender: Die israelitische Religionsgemeinde zu Seligenstadt
hatte die politische Gemeinde daselbst auf Leistung eines Beitrags zu den
Kosten des israelitischen Religions-Unterrichts, einschlüssig der Entschädigung
für Schullokal und Heizung im Betrage von 600 Mark jährlich verklagt,
und der Kreis-Ausschuss hatte in erster Instanz die politische Gemeinde
der Klagbitte gemäß, sowie in die Kosten des Verfahrens verurteilt. Auf
hierauf von letzterer an den Provinzial-Ausschuss verfolgte Beschwerde
erkannte dieser in zweiter Instanz die Beschwerde für begründet und
sprach aus, dass die politische Gemeinde Seligenstadt nur 176 Mark jährlich
zu fraglichem Zwecke zu leisten, und die israelitische Religionsgemeinde
die Kosten der ersten und zweiten Instanz zu tragen habe. Die politische
Gemeinde Seligenstadt, die von Anfang an ihre Verpflichtung an sich gar
nicht bestritten hatte und bestreiten wollte, sondern nur über die Höhe
des Vertrags prozessierte, war mit diesem Erkenntnis des
Provinzial-Ausschusses zufrieden und verfolgte hiergegen kein weiteres
Rechtsmittel. Dagegen rief die israelitische Religionsgemeinde, welcher
der in zweiter Instanz zugesprochene Beitrag zu gering war, deshalb die
dritte Instanz, den Verwaltungs-Gerichtshof an. Dieser erkannte nun nach
eingehender Verhandlung dahin: 1) Die israelitische Religionsgemeinde hat
in Fällen der fraglichen Art überhaupt kein selbständiges Klage-Recht,
sondern kann ein solches nach Art. 48 II.2 der Kreis-Ordnung nur durch die
Regierungsbehörde ausüben lassen. Der Klage der israelitischen
Religionsgemeinde fehlt sonach jegliche gesetzliche Legitimation, und
hiernach wurde denn 2) (mittelst einer so genannten reformatio in pejus,
indem sich die politische Gemeinde Seligenstadt, wie erwähnt, bei dem
Urteil des Provinzial-Ausschusses beruhigt hatte) ex officio das ganze
Verfahren von Anbeginn an als unheilbar nichtig aufgehoben und die
israelitische Religionsgemeinde mit ihrem ganzen Anspruch in diesem
Verfahren abgewiesen, wobei ihr gleichzeitig freigestellt wurde, deshalb
den von dem Gesetze vorgeschriebenen Weg der Klage durch die
Regierungs-Behörde zu beschreiten." |
40-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Moses Hamburger
(1908)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1908: "Seligenstadt,
2. Januar (1908). Herr M. Hamburger vollendet heute das 40. Jahr seiner Tätigkeit
als Lehrer der israelitischen Religionsgemeinde." |
80. Geburtstag von Lehrer Moses Hamburger (1925)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1925: "Seligenstadt,
23. Januar. Herr Lehrer Moses Hamburger beging am 19. dieses Monats in
voller Rüstigkeit seinen 80. Geburtstag. Im Namen der Israelitischen
Gemeinde überbrachte der Gesamtvorstand ein sinniges wertvolles
Angebinde. Der Vorsteher, Herr H. Frank, übermittelte in herzlichen
warmen Worten die Glückwünsche."
(Anmerkung: der hebräisch abgekürzte Wunsch ‚seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens’ ist sicher falsch
zugefügt, üblich wäre an dieser Stelle der gleichfalls hebräisch abgekürzte
Wunsch, der sich im nachstehenden Artikel findet: ‚[alles
Gute] bis 120 Jahre’)." |
Lehrer Grünebaum sucht einen Chordirigenten für die hohen Feiertage
(1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1925: "Chordirigent
für hohe Feiertage gesucht.
Offerten mit Ansprüchen an
Lehrer Grünebaum, Seligenstadt,
Hessen." |
Zum 90. Geburtstag von Lehrer Moses Hamburger (1935)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1935: "Seligenstadt in
Hessen, 13. Januar (1935). An diesem Schabbat
Paraschat Beschalach (Schabbat mit der Toralesung Beschalach) begeht der Senior der jüdischen Lehrer Deutschlands,
Herr Lehrer i.R. Moses Hamburger, in vollkommener Gesundheit und geistiger
Regsamkeit seinen 90. Geburtstag. Er war einst Schüler des alten Würzburger
Raw, Rabbi Seligmann Bär Bamberger – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – und wurde von diesem ob
seines jüdischen Wissens schon mit 13 Jahren mit dem Chawer-Titel beehrt. 1867 kam der Jubilar als Chasen (Vorsänger)
und Lehrer nach Seligenstadt, wo er sich ganz besonders große Verdienste
um den Synagogenchor erworben hatte. Sein prächtiges stimmliches Organ
war bekannt. Sein Chasonus (Vorsingen) hat sich unverlierbar in seiner Gemeinde eingebürgert. Seine Schiurim (Lernstunden) begeisterten
seine Zuhörer. Seit 1926 lebte er im wohl verdienten Ruhestand. Möge es
ihm vergönnt sein, noch lange Jahre im Kreise seiner Lieben verweilen zu
dürfen. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Lehrer M. Levison verabschiedet sich aus der Gemeinde (1935)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1935: "Seligenstadt in
Hessen, 28. Mai (1935). Am Schabbat, den 27. April (1935) verabschiedete
sich Lehrer Levisohn nach fünfjähriger Tätigkeit von seiner Gemeinde in
einer Abschiedspredigt, die allen zu Herzen ging. Der erste Vorstand, A.
Stein, dankte dem Scheidenden insbesondere für die viele geleistete
unbezahlte Arbeit, die er zur Erhaltung des Gemeindelebens
vollbrachte." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Antijüdischer Vorfall (1857)
Artikel in
der Zeitschrift "Jeschurun" vom November 1857: "Seligenstadt, 15.
Oktober (1857). Anfangs dieses Monats wurde ein hier wohnender junger
Handelsmann in der Nähe Aschaffenburgs, auf dem Wege nach dem Dorfe
Leider, von drei mit Knitteln bewaffneten Burschen angegriffen und bis an
den unweit davon entfernt fließenden Mainfluss verfolgt. Daselbst
angekommen, musste derselbe, um sich zu retten, sich in den Fluss stürzen;
er erreichte schwimmend das jenseitige Ufer. Obgleich seine Verfolger ihm
während der Tour über den Main Steine nachwarfen, so wurde er dennoch
nicht verletzt. Als Beweggrund dieser Tat kann nach genau eingezogenen
Erkundigungen Folgendes angegeben werden: An diesem Abend wurde ein in
Aschaffenburg wohnender Schneidergeselle, der mit einer Bäuerin von
Leider ein Verhältnis unterhält, auf dem Wege zu diesem Rendezvous von
diesen Burschen geprügelt und schwer verletzt. Dem diesen Burschen nach
dieser Tat zufällig begegnenden jungen Manne sollten auch gelegentlich
eine Portion Prügel zugeteilt werden, und zwar nur aus dem Grunde, weil
er ein Jude sei. Die Täter erzählten einige Tage danach, dass sie einen
Juden verfolgt und in den Main gesprengt hätten. In Folge dieser Äußerungen
wurde eine Untersuchung eingeleitet und die Täten inhaftiert. (F.J.)."
|
Über das rätselhafte Verschwinden eines jüdischen Jungen (1862)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Oktober 1862: "Büdingen,
22. September (1862). Das ‚Fr.J.’ No. 260 schreibt in der Ausgabe
Offenbach, 16. September Folgendes: ‚Viel Stoff zu allerlei Gesprächen
gibt hier das rätselhafte Verschwinden des in Seligenstadt bei einem
Schuhmacher in Arbeit gewesenen Sohnes eines hiesigen Israeliten. Der
Vater, eines Tages benachrichtigt, dass sein Sohn im begriff stehe, zur
katholischen Kirche überzutreten, eilte zu ihm, um ihn mit hierher zurückzunehmen;
der Meister, bei dem er in Arbeit stand, wollte ihn jedoch nicht sofort
freigeben, versprach aber, ihn in einigen Tagen zu entlassen. Dies geschah
auch; der junge Israelit zog ab, kam aber nicht nach Offenbach, sondern
– verschwand! Seitdem sind Wochen vergangen, und noch hat sich keine
Spur von ihm gezeigt; alle Nachforschungen blieben bis jetzt vergebens.
Der katholische Pfarrer in Seligenstadt hat dem Vater erklärt, dass er
seinen Sohn nicht kenne; bei der nach seinem Verschwinden am dortigen
Landgericht eingeleiteten Untersuchung ergab sich jedoch mindestens so
viel, dass der junge Mann bereits seit einiger Zeit römisch-katholischen
Religionsunterricht genossen hat.’ |
Über das rätselhafte Verschwinden eines jüdischen Jungen - aus Offenbach
berichtet (1862)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. September 1862: "Offenbach, 13. September (1862). Ein hiesiger junger Israelit wird
schon einige Zeit vermisst, und es waren die bisherigen Recherchen nach
demselben vergebens. Man spricht von einer Art Mortara-Geschichte, die
ihren Anfang in Seligenstadt genommen haben soll. Näheres werden wir nach
Einsicht der bis jetzt darüber stattgehabten behördlichen Aufnahmen
mitteilen. (Fr. J.)." |
Stadtbrand zerstört mehrere jüdische Häuser
(1903)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10.Juli 1903:
"Seligenstadt. Bei dem furchtbaren Brand, der gestern in
unserem Städtchen verheerend wirkte, sind auch Gebäulichkeiten folgender
jüdischer Bürger mehr oder weniger abgebrannt:
Abraham Bacharach 5. (Scheuer und Nebengebäude). Metzger Abraham
Bacharach 4. (Scheuer und Stallung). Pferdehändler Leopold Meyer
(Scheuer, Stallung, Nebenbauten). Kaufmann Adolf Stein (Scheuer und
Stallung)." |
Berichte über einzelne Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über den Mohel (Beschneider) Grünebaum und sein Mohelbuch (Ende 18. /
Anfang 19. Jahrhundert)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1935: "Ein
Mohelbuch aus der Frankfurter Gegend. Herr Prof. Karl Darmstädter,
Mannheim, Akademiestraße 3, schreibt uns: In Seligenstadt lebte in der
zweiten Hälfte des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein
Mohel (Beschneider) namens Grünebaum, der ein für Familienforschung höchst
interessantes Mohelbuch hinterlassen hat. Aus den Einträgen, die übrigens
ein großes Maß jüdischen Wissens erkennen lassen, ergibt sich, dass der
Mohel seine Mizwa (Gebot,
Auftrag) in einem großen Umkreis von Seligenstadt ausübte. Das Mohelbuch
befindet sich jetzt im Besitze eines Herrn Julius Grünebaum in Mannheim,
der es mir zum Einblick vorübergehend zur Verfügung stellte.
Interessenten mögen sich an mich wenden." |
David Singer wird zum Bürgermeister gewählt
(1903)
Anmerkung: entgegen der Angabe im "Frankfurter
Israelitischen Familienblatt" war David Singer kein Mitglied der jüdischen
Gemeinde.
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Mai 1903: "In
Seligenstadt (Hessen) wurde Herr David Singer mit 351 Stimmen zum Bürgermeister
gewählt". |
|
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Mai 1903:
"Seligenstadt (Hessen). Unser Glaubensgenosse, Herr David
Singer, ist mit 351 Stimmen zum Bürgermeister der hiesigen Stadt gewählt
worden." |
Hermann Frank wird zum Mitglied der Handelskammer gewählt (1903)
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Juni 1903:
"Seligenstadt in Hessen. Herr Hermann Frank ist mit großer
Stimmenmehrheit zum Mitgliede der Handelskammer gewählt
worden." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 10. Juni 1903: "Seligenstadt, 5. Juni (1903). Bei der
am 3. dieses Monats stattgefundenen Ergänzungswahl eines Mitgliedes zur
Handelskammer für den Amtsgerichtsbezirk Seligenstadt, wurde für den
verstorbenen Bürgermeister Herr Kaufmann Hermann
Frank aus Seligenstadt mit großer Majorität
gewählt." |
Silberne Hochzeit von Hermann Frank und
seiner Frau (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar
1904: "Seligenstadt, 13. Februar (1904). Der israelitische
Verein 'Harmonie' hielt am letzten Donnerstag Abend anlässlich der
silbernen Hochzeitsfeier des Herr Hermann Frank und dessen Ehefrau einen
Familienabend im Saale des Gasthauses 'Zum Riesen' ab, an dem nicht allein
die ganze hiesige israelitische Gemeinde, sondern auch viele Freunde der
Gefeierten Teil nahmen. Zu Beginn der schönen Feier begrüßte Herr
Lehrer Hamburger die Erschienenen in einer herzlichen Ansprache, in der
Redner Herrn Frank für die umsichtige Tätigkeit als Präsident des
Vereins, sowie der ganzen Familie dankte. Die schwungvolle Rede gipfelte
in einem Hoch auf die Familie Frank. Als äußeres Zeichen der Dankbarkeit
überreichte Herr Julius Baer im Namen des Vereins dem gefeierten
Präsidenten eine bronzene Statue mit dem Wunsche, dass Herrn Frank eine
noch recht lange Tätigkeit im Verein beschieden sein möge. Mit Worten
des Dankes nahm Herr Frank das hübsche Geschenk an. Herr Rabbiner Dr.
Goldschmidt aus Offenbach hob die Verdienste des Herrn Frank als
Präsident des Vereins und als Vorstandsmitglied der israelitischen
Religionsgemeinde hervor. Stets den Frieden in der Gemeinde zu suchen und
zu erhalten, waren die vornehmsten Aufgaben, die sich der Jubilar mit
Unterstützung seiner lieben Frau als Ziel steckte. Redner brachte außer
seinen persönlichen Glückwünschen auch diejenigen des Rabbinats.
Sichtliche bewegt dankte Herr Frank für die ihm und seiner Frau
dargebrachten Ovationen mit dem Wunsche, dass der Verein 'Harmonie'
blühen und gedeihen möge. Die in der allerschönsten Weise verlaufene
Feier war durchwürzt mit verschiedenen Musikstücken, Tischliedern und
Couplets. Die Teilnehmer freuten sich allgemein über die vorzüglich
arrangierte Veranstaltung, sowie der harmonischen Zusammenarbeit der
Vereinsmitglieder und zollte man dem Vorstand des Vereins ungeteiltes
Lob." |
Kaufmann Hermann Frank wird als Mitglied der
Handelskammer Offenbach wiedergewählt (1906)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 7. Dezember 1906: "Seligenstadt (Hessen), 30. November
(1904). Bei der gestern stattgehabten Handelskammerwahl für den
Amtsgerichtsbezirk Seligenstadt wurde der Kaufmann Hermann Frank,
Mitvorstand der israelitischen Religionsgemeinde und Präsident des
Vereins Harmonie, trotz heftiger Gegenagitation, mit großer Mehrheit zum Mitgliede
der Handelskammer Offenbach wiedergewählt." |
Auszeichnung für Gemeindevorsteher Markus Mayer (1906)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 14. Dezember 1906: "Seligenstadt am Main. Herr Markus Mayer,
der erste Vorsteher der jüdischen Gemeinde, erhielt vom Großherzog das silberne
Ehrenzeichen 'für langjährige treue Dienste'." |
Kaufmann Hermann Frank in Seligenstadt wird wiederum
Mitglied der Großherzoglichen Handelskammer Offenbach
(1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. Mai 1911: "Die Wahl des Kaufmanns Hermann Frank in Seligenstadt
zum Mitglied der Großherzoglichen Handelskammer Offenbach für den
Amtsgerichtsbezirk Seligenstadt ist vom Ministerium bestätigt
worden". |
Goldene Hochzeit von Benjamin Lilien und Frau geb. Hamburger (1913)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. September
1913: "Das Fest der goldenen Hochzeit feierten in Seligenstadt am
Main Benjamin Lilien und Frau geborene
Hamburger." |
Zum Tod von Vorsteher Hermann Frank (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1925: "Seligenstadt,
12. März (1925). Am Erew Schabbat
Kodäsch Tezawe wurde der langjährige Vorstand unserer Gemeinde,
Hermann Frank unter großer Beteiligung zur Beisetzung
getragen. Unter den verschiedenen Trauerrednern hob Herr Rabbiner Dr.
Dienemann die wahre Frömmigkeit des Heimgegangenen hervor. Im Namen der
Stadt Seligenstadt widmete Bürgermeister Singer dem 75jährigen Verstorbenen
Worte der Anerkennung und des Dankes für seine treue Mitarbeit am
Gedeihen der Stadt. Im Namen der jüdischen Gemeinde und des Vorstandes
derselben sprach das Vorstandsmitglied Herr Julius Bär und verlieh dem
unersetzlichen Verluste, den der Heimgang des beinahe 30 Jahre mit Rat und
Tat im Vorstande tätigen Mannes bedeutet, Ausdruck. Im Namen der
Handwerkskammer Offenbach sprach von den vier Vertretern Herr Böhm den
Leidtragenden und der jüdischen Gemeinde sein herzlichstes Beileid aus.
Zum Schluss sprach noch Herr Lehrer Grünbaum im Namen des Synagogenchors
und pries die unermüdliche Mitarbeit des Verewigten beim Aufbau
desselben. Mit dem Bewusstsein, einen tugendhaften, frommen und
bescheidenen Mann zu Grabe getragen zu haben, verließen wir den Friedhof.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
V.G." |
70. Geburtstag von Julius Bär (1928)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 27. Januar 1928: "Seligenstadt. (70. Geburtstag).
Dieser Tage vollendete das Vorstandsmitglied unserer Gemeinde, Herr Julius
Bär, sein 70. Lebensjahr. Mehr als 30 Jahre hat der Jubilar in
uneigennütziger Weise den Gemeindeinteressen gedient und sich in dieser
Tätigkeit allgemeine Sympathien erworben. Dass er auch außerdem als
Mensch und Bürger großes Vertrauen genießt, beweist seine
Zugehörigkeit zum Vorstand des Militär- und Kriegervereins, in dem er
ebenfalls drei Jahrzehnte tätig ist. Außerdem gehört Herr Bär noch
anderen Vereinen als Vorstandsmitglied an, und überall schätzt man
seinen Rat und seine Tatkraft. Die Gemeinde ehrte ihr verdientes Mitglied
durch einen Festgottesdienst, bei dem die Leistungen des Jubilars um die
Förderungen des Gemeindewohls gebührend gewürdigt wurden." |
25-jähriges Amtsjubiläum des
Gemeindeältesten Adolf Stein (1929)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 15. Februar 1929: "Seligenstadt (Jubiläum). Unter
lebhafter Anteilnahme weiter Kreise, auch der christlichen Bevölkerung,
beging der Gemeindeälteste Adolf Stein sein 25-jähriges
Amtsjubiläum. Der Bürgermeister, die Pfarrer des Ortes erschienen im
Hause des Jubilars und betonten in ihren Ansprachen das herzliche
Verhältnis zwischen den Konfessionen. Lehrer Grünbaum hob in seiner
Festrede die Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit, die selbstlose Hingabe
und Bescheidenheit des Gemeindeältesten hervor. Der Jubilar dankte allen
Rednern und erkannte die treue Mitarbeit seiner Kollegen im Vorstande wie
auch der um die Hebung der religiösen Interessen verdienten Lehrer der
Gemeinde an." |
Zum Tod von Samuel Marx (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1929: "Seligenstadt,
7. April (1929). Ein treues Mitglied der Gemeinde und des Vorstandes,
einem Führer von Güte und Umsicht, verlor unsere Gemeinde mit Samuel
Marx, den wir dieser Tage zu Grabe trugen. Marx gehörte noch zu den
Einzelnen, die das jüdische Gemeinwesen mit treuen Händen
zusammenhalten. Er fehlte bei keinem Gottesdienst und war stets darauf
bedacht, dass die alten Traditionen in Synagoge und Gemeinde voll beachtet
werden. Die Beerdigung wies eine überaus große Beteiligung auch
vonseiten der nichtjüdischen Bevölkerung und aus der Umgegend auf. Neben
Herrn Bezirksrabbiner Dr. Dienemann, Offenbach, widmete auch Herr Lehrer
Grünbaum dem Heimgegangenen Worte des Gedenkens und hob seine Bedeutung
für die Gemeinde hervor. Im Namen des Vorstandes stattete Herr Julius
Bär heißen Dank ab. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1929: "Nachruf.
Am 31. März 1929 verschied Herr Samuel Marx - das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen.
Der Heimgegangene gehörte ca. 39 Jahre unserem Vorstande an und hat
während dieser Zeit eine segensreiche Tätigkeit zum Wohle unserer
Gemeinde entfaltet. In seiner klugen und gütigen Art, durchdrungen von
tiefer Religiosität, war er dem Vorstande treuer Berater und Freund. Sein
Ableben bedeutet für Vorstand und Gemeinde einen unersetzlichen
Verlust.
Wir werden sein Andenken, das in seinen guten Werken fortlebt, stets in
großen Ehren zu halten wissen. Das Andenken an den Gerechten ist zum
Segen!
Seligenstadt, 4. April 1929.
Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde. A.
Stein." |
70. Geburtstag des Gemeindevorstehers Abraham Stein (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1933: "Seligenstadt
in Hessen, 1. Januar (1933). Am 5. Januar feierte der Vorsitzende unserer
Gemeinde, Herr Abraham Stein, seinen 70. Geburtstag. Außerdem kann er in
diesem Jahre auf eine 30jährige Tätigkeit als Gemeindevorsitzender zurückblicken.
Durch seine stete Hilfsbereitschaft hat er sich die Sympathie weitester
Kreise erworben. (Alles
Gute) bis 120 Jahre!" |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Dr. Kleeblatt für die Wasserheilanstalt in
Seligenstadt (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Oktober 1890: "Wasserheilanstalt in Seligenstadt (Hessen). Kneipp’sche Kur, Massage,
Elektrizität. Das ganze Jahr hindurch geöffnet. Für rituelle Pension
ist gesorgt. – Prospekte gratis durch den ärztlichen Leiter und
Besitzer: Dr. med. Kleeblatt." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Oktober 1890: "Dr.
Kleeblatt's Wasser-Heilanstalt in Seligenstadt (Hessen).
In der neu errichteten und mit allen Anforderungen der Neuzeit versehenen
Anstalt wird die viel bewährte Kneipp'sche Wasserkur in vollstem
Maßstabe ausgeführt unter der Leitung des Bade-Arztes Dr. med.
Kleeblatt.
Die Anstalt liegt südöstlich von der Stadt, in der Nähe großer
Wiesenkomplexe und herrlicher Laub und Nadelwälder, die Gelegenheit zu
lohnenden Spaziergängen bieten. Außerdem gewähren schöne, dicht am
Main hinziehende Alleen und schattige, mit Ruhebänken versehene Anlagen
angenehmen Aufenthalt im Freien. Weiter sind noch die prachtvollen
Ausflüge in den Spessart und das Freigericht besonders hervorzuheben. Als
Aufenthalt für Sommerfrischler und Rekonvaleszenten eignet sich
Seligenstadt in jeder Beziehung.
Die Heilanstalt, die das ganze Jahr hindurch geöffnet ist, ist mit
Dampfheizung versehen. Es finden chronische Kranke der verschiedensten
Art, mit Ausnahme von Geistesgestörten und mit ansteckenden, oder das
Badepublikum belästigenden Krankheiten Behafteten das ganze Jahr hindurch
Aufnahme und sorgfältige, individualisierende ärztliche Behandlung.
Außer der Wasserkur werden besonders Diät- und Milchkuren durchgeführt.
Auch werden Massage und Elektrizität bei geeigneten Fällen in den
Bereich der Therapie gezogen." |
Bäckerei zu verkaufen (1897)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1897: "Eine
altrenommierte Bäckerei, verbunden mit einer Mehl- und
Landesproduktenhandlung in Seligenstadt, Hessen, woselbst circa 60 jüdische
Familien wohnen, ist zu verkaufen. Nähere Auskunft erteilen
S. Goldschmidt, Seligenstadt (Hessen),
J. L. Rappolt, Friedberg
(Hessen)." |
M. Lange sucht eine Haushaltshilfe (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1900:
"Ein streng religiöses Mädchen gesucht, das etwas kochen kann und
Hausarbeit versteht. Kindermädchen ist im Hause. Meldungen mit Gehaltsansprüchen
an M. Lange, Emaillierwerk, Seligenstadt in
Hessen." |
Anzeigen des Manufaktur- und Möbelgeschäftes A.
Stein (1900 / 1901 / 1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1900:
"Für
mein Samstags und Feiertage geschlossenes Manufaktur- und Möbelgeschäft
suche ich per sofort einen
Lehrling,
bei freier Kost und
Logis.
A. Stein, Seligenstadt, Hessen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1901:
"Für mein an Samstag und Feiertagen geschlossenes
Manufakturwarengeschäft suche ich per sofort ein
Lehrmädchen,
welches auch in freier Zeit in der Haushaltung tätig sein kann, bei
freier Station und Familienanschluss. Reflektanten wollen sich gegen
vorherige Mitteilung bei mir vorstellen. A. Stein, Seligenstadt,
Hessen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1904:
"Für
mein Samstags und Feiertage geschlossenes Manufaktur-Geschäft suche per
sofort ein
Lehrmädchen bei freier Station.
A. Stein, Seligenstadt in
Hessen." |
Anzeigen von Sattlermeister S. Hainebach (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1901: "Suche
zum sofortigen Eintritt einen kräftigen Lehrjungen, der das
Sattler- und Tapezierergeschäft erlernen will. Kost, Logis und samstags
frei.
S. Hainebach, Sattlermeister, Seligenstadt, Hessen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1901: "Suche
per sofort einen kräftigen Jungen, der das Sattler- und
Tapezierer-Geschäft erlernen will. Kost und Logis im Hause. Samstags und
Feiertage frei.
S. Hainebach, Sattlermeister, Seligenstadt
(Hessen)." |
Anzeige der Eisenhandlung von Adolf Mayer (Anzeige der
Frau von Adolf Mayer) (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. August 1903:
"Suche für meinen kleinen Haushalt ein braves,
anständiges
Mädchen
im Alter von 17-20 Jahren, das zugleich im Geschäfte tätig sein kann.
Eintritt kann sogleich erfolgen. Miete nach Übereinkunft.
Frau Adolf Mayer, Eisenhandlung. Seligenstadt (Hessen)." |
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Ergänzendes Dokument:
Postkarte von Adolf Mayer (1932)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries) |
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Die Postkarte von Adolf Mayer
wurde versandt am 10. Juli 1932 an die Aurorahütte bei Gladenbach.
Zum Absender: Adolf Mayer wurde am 27. April 1867 in Seligenstadt geboren. Er war verheiratet mit
Jettchen geb. Rapp (geb. am 28. Januar 1868 in Großumstadt).
Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Elsa (geb. 5. November 1893, gest. 5. Juli 1935)
und Karl Heinrich (geb. 20. Mai 1897, ermordet zwischen 1942 -1944 im KZ
Majdanek). Adolf Mayer trat 1917 in die Fußstapfen seines Vaters Markus Mayer, welcher von 1868
bis 1905 dem Vorstand der jüdischen Gemeinde angehörte und 1906 vom Großherzog mit dem silbernen Ehrenzeichen
für langjährige Dienste hierfür geehrt wurde. Ab 1917 war Adolf Mayer aktiv im jüdischen Gemeindevorstand.
Am 15. August 1940 zog Adolf Mayer mit seiner Frau nach Frankfurt am Main. Am 1. September 1942
wurden Adolf und Jettchen Mayer zusammen mit weiteren 1100 Opfern in einem großen Sammeltransport von
Frankfurt aus nach Theresienstadt deportiert und am 29. September 1942 weiter ins KZ Treblinka in den Tod.
Quellen: http://www.seligenstadt.de/media/custom/1803_561_1.PDF?1284162006
(Seite 3) http://www.geni.com/people/Adolf-Mayer/6000000016011034483?through=6000000016011492166 |
Mitarbeitersuche der Brot- und Feinbäckerei A. Bornheim (1902 / 1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1902: "Ordentlicher
Junge,
der die Brot- und Feinbäckerei erlernen will, kann eintreten. Schabbos
und Jomtof (Feiertag) geschlossen.
A. Bornheim, Seligenstadt am Main." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1904: "Tüchtigen
Gesellen sucht
A. Bornheim, Brot- und Feinbäckerei, Seligenstadt (Hessen)." |
Zur Geschichte der Synagoge
Bereits im Mittelalter gab es eine
Synagoge, die seit 1293 mehrfach genannt wird. Wo sie stand, ist nicht bekannt,
vermutlich im Bereich der damaligen
"Judengasse".
Erst im 18. Jahrhundert war wieder eine Synagoge vorhanden (1740
erwähnt). Dabei dürfte es sich um die "alte" Synagoge handeln, die
bis zur Fertigstellung einer neuen Synagoge 1871/72 Zentrum des jüdischen
Gemeindelebens war.
Eine neue Synagoge wurde nach den im Jahr 1868 gezeichneten Bauplänen
auf einem 70 mal 45 m großen Grundstück an der Frankfurter Straße erstellt.
Die Synagoge wurde im März 1872 durch Kreisrabbiner Dr. Formstecher
(Offenbach a.M.) eingeweiht.
Einweihung der Synagoge (1872)
Programm
für die Einweihungs-Feier der neuen Synagoge zu Seligenstadt a.M. im März
1872.
Seligenstadt a.M. Druck der May'schen Buchdruckerei.
Das
Programm ist als pdf-Datei eingestellt.
(das Programm fand Thomas Laube, Seligenstadt, im Pfarrarchiv der Basilika
hl. Marcellinus und Petrus)
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Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch
Brand zerstört und später abgebrochen.
Ein Gedenkstein wurde auf dem Synagogenplatz 1965 aufgestellt mit der
Text: "Mahnmal zum Andenken an die Synagoge, die am 9. Nov. 1938 zerstört
wurde". 2007/08 wurde der Synagogenplatz neu gerichtet. Dabei wurden die
Fundamente der Synagoge aufgefunden und in die Neugestaltung des
Synagogenplatzes einbezogen. Gleichfalls aufgefunden wurden bei der Aushebung
von Kabelgräben auf dem Grundstück römische Funde. Bereits 2007 wurden einige
Fassadenteile der Synagoge geborgen. Sie werden in dem wieder entdeckten
Kellerraum ausgestellt.
Zur Konzeption der Neugestaltung Artikel
aus Offenbach-Post online vom 30. Juli 2008: Eine Glasabdeckung für den Kellerraum
Arbeiten zur Verwandlung des Synagogenplatzes in ein Mahnmal sind weit
vorangeschritten - Festakt am Denkmalstag
Seligenstadt (paw/mho) - Die Arbeiten zur Verwandlung des Seligenstädter Synagogenplatzes an der Ecke Frankfurter Straße und Grabenstraße in ein Mahnmal und Bodendenkmal sind weit vorangeschritten. "Die freigelegten Fundamente des jüdischen Gotteshauses haben wir mit Bruchsteinen aufgemauert, da auf diese Weise die Umrisse des in der Pogromnacht im November 1938 niedergebrannten Gebäudes für die Öffentlichkeit besser zur Geltung kommen", beschreibt Thomas Laube, AG Stadtbild, die aktuelle Situation. Die Steine stammen vom städtischen Bauhof und sind dort über mehrere Jahre hinweg gesammelt worden. "Bei der Freilegung und Sicherung der Grundmauern sind wir auf mehrere Fragmente des Stufengiebels gestoßen, die geborgen werden konnten. Dort haben wir noch nach 70 Jahren verkohlte Holzreste und Brandspuren festgestellt", so Thomas Laube weiter. Die Steinreste sollen im ehemaligen Kellerraum auf kleine Fundamente gesetzt und in den Nachtstunden angestrahlt werden. "Wir planen eine Glasabdeckung zu installieren, damit der etwa zwölf Quadratmeter große, nach oben offene Raum, eingesehen werden kann", kündigt er an.
Entfernt oder versetzt wurden die Straßenschilder und die Elektrokästen. Die Telefonzelle wird durch eine moderne, schlanke Telefonsäule ersetzt. Der Vorplatz bekommt eine Kiesdecke. Außerdem sind Zugänge von der Frankfurter und Grabenstraße zur Abrundung des Ensembles sowie Ruhebänke vorgesehen. Die Mauer hat eine Rahmenfunktion, lässt im Innern die Intention gut erkennen. Der Platz selbst hat durch die Baumaßnahmen seine Eigenständigkeit wiedergewonnen.
Die Einweihung ist im Zuge eines Festaktes am Tag des "Offenen Denkmals" am 14. September vorgesehen. Der Denkmalstag unter dem Motto "Archäologie und Bodendenkmäler" sei ein willkommene Gelegenheit, die Gedenkstätte der Öffentlichkeit zu übergeben, sagt Laube.
Bis dahin dürfte auch die Frage des Namensgebung geklärt sein: Während die FDP-Fraktion "Platz der ehemaligen Synagoge" vorschlägt, spricht sich die SPD für "Synagogenplatz" aus.
Der Bitte von Augenzeugen, aus dem früheren Seligenstädter Synagogenplatz an der Frankfurter Straße eine würdige Gedenkstätte zu machen, kamen Stadt, Kirchengemeinden und Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit am 11. November 2005 in einer Gedenkstunde an die Pogromnacht von 1938 nach. Mit der Grundsteinlegung für eine niedrige Mauer, die den Grundriss des damals zerstörten Gotteshauses darstellt, starteten Bürgermeisterin Dagmar B. Nonn-Adams, die Pfarrerinnen Leonie Krauß-Buck und Regina Westphal sowie Pfarrer Dieter Ludwig das Vorhaben. Das Projekt Synagogenplatz soll mit Hilfe von Sponsoren stufenweise umgesetzt werden.
Das Gotteshaus, 1938 Raub der Flammen, soll mit seinem modifizierten Grundriss als Mahnmal die Umgebung prägen, Sitzbänke sollen zum Verweilen einladen. |
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Presseartikel
mit Berichten zur Einweihung des "Synagogenplatzes" am 14.
September 2008
(erhalten von Thomas Laube, Seligenstadt)
Bitte Artikel zum Lesen anklicken |
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Artikel in der "Frankfurter
Allgemeinen" (Rhein/Main) vom
15. September 2008 mit der
Überschrift: "Lücke in der
Stadtgeschichte geschlossen.
Nach 70
Jahren wird am
Synagogenplatz gezeigt, wo einst
das Bethaus stand." |
Artikel in der "Offenbach
Post
(www.op-online.de) vom
15.
September 2008 mit
der Überschrift: "Die würdige
Gestaltung eines
Mahnmal".
Seligenstadt: Synagogenplatz
eingeweiht". |
Oben Artikel aus
dem "Main-Echo" vom 16. September 2008;
Bild rechts (Foto Karin
Klemt) mit dem Untertext: "Rund 200
Menschen erlebten am Denkmaltag
die Einweihung der
Gedenkstätte auf dem Seligenstädter Synagogenplatz
mit.
An die Bedeutung der Örtlichkeit erinnerten Bürgermeisterin
Dagmar
Nonn-Adams, Ex-Ministerin Ruth Wagner und
Thomas Laube (von rechts) als
Kopf der AG Stadtbild" |
Adressen/Standorte der Synagogen:
alte Synagoge: in einer Hofreite in der Großen Chorgasse (heute
Salzgasse);
neue Synagoge (1871-/72): Frankfurter Straße/Ecke Grabenstraße
Fotos
(Quelle für historische Fotos: Stadtarchiv Seligenstadt
und Landschaftsmuseum Seligenstadt, teilweise veröffentlicht, u.a. bei Arnsberg Bilder S.
187 und Encyclopedia of Jewish Life II,1159; Scans wurden freundlicherweise von
Thomas Laube, Seligenstadt zur Verfügung gestellt; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum
20.4.2008 beziehungsweise 3.8.2008)
Die "Judengasse"
des Spätmittelalters |
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Auf ergänzenden
Schildern zur heutigen Straßenbezeichnung in der Altstadt von
Seligenstadt wird an die frühere "Judengasse erinnert |
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Historische Fotos
der neuen
Synagoge (1872)
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Außenansichten
von der Frankfurter Straße zu verschiedenen Jahreszeiten |
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Farbige Karte der
Synagoge
(aus der Sammlung von Frantisek Bányai, www.judaica.cz) |
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Ansicht der
Synagoge von Westen mit
dem Eingangsportal und den Gebotstafeln
auf dem
Giebel |
Innenansicht der Synagoge
bei
geöffnetem Toraschrein |
Innenansicht der Synagoge
bei
geschlossenem Toraschrein |
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Plan des
Synagogengrundstückes -
unterzeichnet am 8. November 1938 |
Historische Karte
von Seligenstadt mit Ausschnittvergrößerung
(Synagoge) |
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Der Synagogenbrand
am 10. November 1938 |
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Der
Synagogenplatz wird neu gestaltet (2007/2008)
(Fotos vom 20.4.2008) |
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Hinweistafel und
Plan mit dem Text: " Hinweis: Die Arbeitsgemeinschaft Stadtbild
gestaltet gemeinsam mit dem Magistrat der
Stadt Seligenstadt diesen
Synagogenplatz neu, nachdem die alten Fundamente der Synagoge gefunden
wurden". |
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Eingangstor zum Synagogenplatz |
Blick auf die
Fundamente der Synagoge |
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Ausgrabungen im
Eingangsbereich
zur Synagoge |
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Denkmal /
Obelisk mit Inschrift: "Die Bürger der Stadt Seligenstadt gedenken
ihrer jüdischen Mitbürger, welche durch
die nationalsozialistische
Gewaltherrschaft in den Jahren 1933-1945 ermordet oder in den Tod
getrieben wurden." |
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Stand der Arbeiten
Anfang August 2008
(Fotos: Hahn, 3.8.2008) |
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Blick über das
Grundstück der ehemaligen Synagoge mit den Resten der Umfassungsmauern |
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Ausgrabungen im
Eingangsbereich |
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Die Arbeiten vor dem
Abschluss
(Fotos: Thomas Laube, Seligenstadt, 4.9.2008) |
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Ehemalige jüdische Häuser
/
Gewerbebetriebe und "Stolpersteine"
(seit 2007 wurden in der
Stadt
43 Stolpersteine verlegt) |
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Haus der Familie Salomon in
der
Freihofstraße (Kaufhaus Mittl) |
Erinnerungen an Sidonia
Salomon geb.
Oppenheimer (1893), Ellen Salomon (1920)
und Blanka Salomon
(1924) |
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Haus der Familie Kleeblatt in
der
Aschaffenburger Straße |
Erinnerung an Sally Kleeblatt
(1880) und
Clementine Kleeblatt geb. Marx (1892) |
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Haus der Familie Hainebach in
der
Aschaffenburger Straße |
Erinnerung an Ludwig Hainebach
(1874)
und Laura Hainebach geb. Reiss (1888) |
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Hinweistafel: Haus Bacharach -
Frankfurter
Strasse 14 - renoviert 1993 |
Haus Bacharach |
Erinnerung an Helene Marx geb.
Bacharach
(1868) und Hermann Bacharach (1870) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - Hinweis auf Themenstadtführung "Auf jüdischen Spuren in
Seligenstadt"
April 2008:
Über die Themenstadtführung "Auf
jüdischen Spuren in Seligenstadt" |
Mitteilung der Stadt Seligenstadt vom 2.4.2008: "Mit einer neuen Themenstadtführung macht Seligenstadt in diesen Tagen auf sich aufmerksam:
"Auf jüdischen Spuren in Seligenstadt" bewegt sich unsere langjährige, hoch engagierte und kenntnisreiche Stadtführerin Gisela Meutzner, wenn sie ab dem 13. April 2008 jeden zweiten Sonntag im Monat ein interessiertes Publikum durch unsere Stadt führt", kündigt Bürgermeisterin Dagmar B. Nonn-Adams die neue Attraktion aus dem Bereich Touristik an.
Seligenstadt war bis Mitte der 30er Jahre auch die Heimat vieler jüdischer Bürger. Ihre Häuser erzählen noch ihre Geschichte und erinnern – nicht zuletzt auch mit Stolpersteinen – an ihre tragischen Schicksale, an ihre Ausgrenzung, Verfolgung, Vertreibung und Ermordung.
"Die Stadtführung, die jeweils um 11.00 Uhr am jüdischen Friedhof in der Einhardstraße beginnt und an der sich gerade in der Neugestaltung befindlichen Gedenkstätte
"Synagogenplatz" vorbeiführt, nimmt sich auch der Aufarbeitung der Geschichte der jüdischen Mitbürger in Seligenstadt vom Mittelalter bis zur Neuzeit
an", erläutert die Bürgermeisterin. Der Preis der Führung beträgt 10 € für Erwachsene und 5 € für Jugendliche und junge Erwachsene in der Ausbildung. Eine vorherige Anmeldung bei der Tourist-Info unter der Telefonnummer 06182/87177 ist erforderlich. Die Teilnehmerzahl ist auf mindestens zehn und maximal 25 Personen begrenzt. Individuelle Führungstermine können selbstverständlich in der Tourist Info vereinbart werden.
Die erste Führung fand am Sonntag 13. April 2008 um 11.00 Uhr statt. Folgende weiteren Termine
waren beziehungsweise sind geplant:
Sonntag, 11. Mai 2008 - Sonntag, 8. Juni 2008 - Sonntag, 13. Juli 2008
- Sonntag, 10. August 2008 - Sonntag, 14. September 2008 - Sonntag, 12. Oktober 2008
- Sonntag, 9. November 2008 - Sonntag, 14. Dezember 2008
Weitere Termine für 2009 unter der angegebenen Nummer von Tourist-Info
erfragen. |
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Januar 2010:
Kontinuierliche Erinnerungsarbeit vor
Ort |
Artikel in op-online.de von Michael Hoffmann
vom 22. Januar 2010: "Erinnerung an düstere NS-Vergangenheit.
Seligenstadt ‐ Der Opfer des Holocaust gedenkt auch die Stadt Seligenstadt am Mittwoch, 27. Januar. Beflaggte öffentliche Gebäude und Fahnen auf Halbmast erinnern an die vielen Opfer des Nationalsozialismus.
'In Seligenstadt halten unsere jüdische Themenstadtführung, der neu gestaltete Synagogenplatz und die Stolpersteine die Erinnerung an diese düstere Vergangenheit und das unbeschreibliche Unrecht beständig
wach', so Bürgermeisterin Dagmar B. Nonn-Adams.
Die so genannten Stolpersteine gegen das Vergessen des Künstlers Gunter Demnig sind kleine Gedenktafeln aus Messing, die vor dem letzten selbst gewählten Wohnort jüdischer Familien ins Trottoir eingelassen sind. Insgesamt hat der Künstler 22 000 Steine in 524 deutschen und in 36 europäischen Städten verlegt. Seit einiger Zeit ist es Brauch geworden am 27. Januar eine Rose auf die Tafeln zu legen.
In Seligenstadt erinnern am Marktplatz und in den Altstadtgassen insgesamt 46 Stolpersteine (2007 und 2008 verlegt) an das ehemalige Wohnhaus jüdischer Familien.
An jenem Januartag im Jahr 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Seit mehr als zehn Jahren wird dieser Tag als nationaler Gedenktag begangen, im Jahr 2005 erklärte ihn die Generalversammlung der Vereinten Nationen offiziell zum internationalen Holocaust-Gedenktag."
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November 2010:
Zur bedrückenden Geschichte eines aufgefundenen
Koffers |
Artikel in op-online.de vom November 2010 (Artikel):
" Mit zittrigen Händen.
Seligenstadt (th) ‐ Es ist ein unscheinbarer schwarzer Koffer. Kunstleder von außen, innen verstärkte Pappe. Auf dem Koffer prangt leserlich die Aufschrift: Sara Schloss, Kennwort: Landkreis Offenbach, Kennnummer A00991.
Der Koffer ist alt, von 1942. Und wurde einer Seligenstädter Familie von Sara Schloss mit den überlieferten Worten zur Aufbewahrung übergeben:
'Wenn ich wiederkomme, hole ich ihn ab. Da ist die gute Wäsche drin.' Sara Schloss kam nie wieder.
Die Seligenstädter Jüdin wurde im September 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und dort von den Nazis ermordet. Ihr Koffer wurde auf einem Seligenstädter Speicher vergessen, wiederentdeckt und landete schließlich beim Heimatforscher und Hobby-Historiker Thomas Laube.
'Mir haben die Hände gezittert, als ich den Koffer das erste Mal in der Hand
hatte.'
'Abmeldung der Glaubensjuden'. Intensiv hat er sich mit der Geschichte der Seligenstädter Juden auseinandergesetzt, viele Details recherchiert. Zurückgreifen konnte er dabei auf die Bücher der bereits verstorbenen Heimatforscher Marcellin Spahn und Dr. Dietrich Fichter - und viele eigene Quellen und selbst gesammeltes Material.
Vier Aktenordner umfasst seine Sammlung zur Geschichte der Juden in Seligenstadt. Amtliche Briefe, Behördenschreiben und Deportationslisten. Gerade diese Listen von 1942 dokumentieren die behördlich geplante und industriell umgesetzte Ermordung der jüdischen Bürger.
'Abmeldung der Glaubensjuden' steht da geschrieben. Dokumente des Grauens.
Ins KZ Theresienstadt und dann in den Tod. Über Kofferbesitzerin Sara Schloss ist indes wenig bekannt. Ob sie in Seligenstadt oder Dudenhofen geboren wurde, ist nicht geklärt. Eindeutig ist lediglich, dass sie in einem Haus an der Wallstraße gelebt hat und am 17. April 1874 geboren wurde. Im September 1942 war sie eine von 44 Bürgern jüdischen Glaubens, die zunächst in einem der Seligenstädter Judenhäusern eingesperrt wurde.
Anschließend wurden sie und ihre 43 Mitopfer auf dem Marktplatz zusammengetrieben und auf Lastwagen verteilt und ins Sammellager nach Darmstadt gekarrt. Von dort aus ging es in das KZ Theresienstadt - und in den Tod.
'Nur ein Stück Gepäck durfte damals mitgenommen werden', weiß Thomas Laube. Deshalb habe Sara Schloss wohl den Koffer mit der
'guten Wäsche' zur Aufbewahrung gegeben, nicht wissend, dass die Fahrt nach Theresienstadt ihre letzte sein wird.
Schicksal im schwarzen Koffer. Die Wäsche aus dem Koffer sind weiße Leinentücher, sehr fein verziert und handgearbeitet, mit aufwändigen Mustern versehen, teilweise mit Monogramm.
'Ein Teil der Aussteuer einer jungen Frau', vermutet Thomas Laube. Was wird mit dem Koffer und seinem Inhalt jetzt passieren? Thomas Laube zuckt mit den Schultern:
'Ihn an ein jüdisches Museum zu geben wäre sicherlich eine Möglichkeit.'
Er befürchtet jedoch, dass der Koffer dann in einem Depot landet. Da der unscheinbare schwarze Koffer so mit dem Schicksal einer Frau aus Seligenstadt verwurzelt ist, wäre Laube eine Ausstellungsmöglichkeit in der Einhardstadt sehr viel lieber,
'aber nicht in einer dunklen Ecke und ohne Präsentation der Zusammenhänge.' Bis eine Lösung gefunden ist, wird er in Laubes wohlgeordnetem und umfangreichem Archiv einen würdevollen Platz finden.
Der Koffer erzählt nicht viel. Er ist nur ein Mosaikstein, um die vielen Schicksale deportierter Seligenstädter Juden zu vergegenwärtigen. Aber
'Es ist wichtig, die Erinnerung an die Nazi-Zeit auch in unserer Stadt
wachzuhalten', sagt Laube. Damit so etwas nie wieder passiert." |
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Oktober 2011:
Kindertag auf den Spuren der jüdischen
Geschichte in Seligenstadt |
Artikel in op-online vom 10. Oktober 2011: "Eine
neue Generation erinnert sich.
Seligenstadt. - Einen ungewöhnlichen und eindrucksvollen Kindertag
erlebten die Jungen und Mädchen der Pfarrei St. Marien. Diesmal beschäftigten sie sich mit der Geschichte der Juden, die einst in der
Einhardstadt lebten. Ausgangspunkt eines Rundgangs war die Kirche St.
Marien, wo zunächst eine kurze Einführung anstand..."
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei. |
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November 2011:
Offizielle Benennung des
"Synagogenplatzes" am Gedenktag zum Novemberpogrom 1938 |
Artikel
in der "Offenbach-Post" (op-online.de) vom 11. November 2011:
"Nie wieder wegschauen.
Seligenstadt (th). Im Volksbund heißt er schon lange so, jetzt
zeigt ein offizielles Schild den Namen des Platzes an: Als Synagogenplatz
wird das Gelände an der Frankfurter Straße in Seligenstadt jetzt auch
mit einem Schild ausgewiesen...."
Link
zum Artikel - auch als
pdf-Datei eingestellt. |
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November 2012:
Aufregung um eine Publikation der
SeligenStadtMarketing GmbH |
Artikel in op-online.de vom 17. November
2012: "Aufregung um StadtMarketing-Büchlein. Unserer Stadt nicht würdig.
Seligenstadt (mho) - Nach der Vorstellung des Gedichtbüchleins Wer ist die Schönste im ganzen
Land aus der Feder von Stadtrat Manfred Kreis, herausgegeben von der SeligenStadtMarketing-GmbH, war die Nachfrage in der Bevölkerung an den ersten Tagen groß.
Die Tourist-Info sprach gar von reißendem Absatz. Für die Grünen sind Teile des Inhalts dagegen ein regelrechter Skandal.
Einen peinlichen Fehltritt im Umgang mit unserer Geschichte stellten Text und Illustration der Rubrik
De Synagocheplatz - Wir wären gerne hier geblieben auf den Seiten 60/61 des Büchleins dar, so etwa Grünen-Fraktionssprecherin Natascha Maldener
Kowolik. Die Pogromnacht mit der Zerstörung der Synagoge als Episode in heimatliche Fastnachtsverse zu gießen, ist unserer Stadt nicht würdig. Wir sind entsetzt, dass diese Verniedlichung eines der dunkelsten Kapitel unserer Stadtgeschichte den Beifall der verantwortlichen Herausgeber gefunden
hat, ergänzt Gunter Gödecke, der stellvertretende Fraktionssprecher. Es werde zu prüfen sein,
wer die Herausgabe des Buches beschlossen hat, beziehungsweise für dessen Inhalte die Verantwortung übernimmt, so Grünen-Politiker Peter Störk, der als Vertreter der Stadtverordneten die Gesellschaftersitzungen der SeligenStadtMarketing-GmbH besucht.
Marketinginitiative der GmbH. Die Grünen distanzierten sich ausdrücklich von dieser
Marketinginitiative der GmbH. Wir sind der Meinung, dass dieses Werk alles andere als geeignet ist, um für Seligenstadt zu
werben, stellt Natascha Maldener-Kowolik fest und fordert mehr Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Seligenstädter Geschichte.
Wir hoffen sehr, dass die Verantwortlichen einen Weg finden werden, um dieser inakzeptablen Bagatellisierung derartig schrecklicher Geschehnisse zu
begegnen, sagt Störk
Die Öko-Partei betont, sie habe grundsätzlich nichts gegen Idee und Ausführung einer mundartlichen Stadtbeschreibung in Reimform.
Ob eine Beschreibung von Gebäuden, Plätzen und Figuren in gereimter Form vom langjährigen TGS-Vorsitzenden und hochdekorierten Karnevalisten Kreis zusammen mit den Illustrationen zweier Künstler die angestrebte positive Ausstrahlung als Marketinginstrument erfüllen kann, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, über den wir uns kein Urteil erlauben
wollen."
Link
zum Artikel
Weiterer Artikel vom 21. November 2012: "Autoren
wehren sich gegen Kritik - Reaktion auf Attacke zum Gedichtband". |
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Januar 2014:
Sechs weitere "Stolpersteine" wurden
verlegt |
Artikel in op-online vom 29. Januar 2014:
"Sichtbares Zeichen des Gedenkens. Seligenstadt - Sechs weitere
'Stolpersteine' ließ der Künstler Gunter Demnig in Abstimmung mit der Seligenstädter Bürgerinitiative Synagogenplatz am 27. Januar, dem Gedenktag an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, an der Aschaffenburger Straße 65 und der Vautheigasse 5 verlegen..."
Link
zum Artikel Link
zur Pressemeldung vom 20. Januar 2014 |
Anmerkung: mit dieser Verlegung sind in
Seligenstadt bereits 71 "Stolpersteine" verlegt. Die
Stolpersteine in der Aschaffenburger Straße 65 erinnern an Mitglieder der
Familie des Bäckermeisters Max und Erna Schuster, die Stolpersteine in
der Vautheigasse 5 an Mitglieder der Familie Platschek. Beide Familie
waren in der NS-Zeit zur Emigration gewungen |
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November 2014:
Gedenkstunde zum
Novemberpogrom 1938 am Synagogenplatz |
Artikel in der
"Offenbach-Post" vom 11. November 2014: "Unmenschliches aus
den Akten - Erinnerung an das NS-Pogrom..."
Dazu eine Randnotiz von Michael Hofmann: "Hunger und Tod"
Zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken |
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April 2015:
Presseartikel zur Erinnerung an das Schicksal der
Familie Salomon |
Artikel von Michael Hofmann in der
"Offenbach-Post" vom 30. April 2015: "Wald von
Blagowschtschina. Asche über die Felder verstreut...."
Link
zum Artikel |
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Juni 2019:
Rundgang zu den Spuren der
jüdischen Geschichte in Seligenstadt
Anmerkung: der Rundgang zu den Spuren der
jüdischen Geschichte in Seligenstadt fand in 2019 dreimal statt: am 28.
April, 16. Juni und 4. August.
Link zum Artikel am 7. April 2019. |
Artikel in familien-blickpunkt.de vom 11.
Juni 2019 (Pressemitteilung der Stadt Seligenstadt: "Auf jüdischen Spuren
in Seligenstadt.
'Die Erinnerung an unsere jüdischen Seligenstädter Bürgerinnen und Bürger
wach zu halten ist mir ein großes Anliegen und auch Verpflichtung. Unser
Synagogenplatz als Gedenkstätte, das Mahnmal auf dem ehemaligen jüdischen
Friedhof, verlegte 'Stolpersteine' und verschiedene Publikationen sowie
unsere städtische Themenführung 'Auf jüdischen Spuren in Seligenstadt'
lassen diese vertriebene Menschen nicht in Vergessenheit geraten', so
Bürgermeister Dr. Daniell Bastian.
Zwei Termine für eine öffentliche, städtische Führung 'Auf jüdischen Spuren
in Seligenstadt' stehen im Juni und August an. Treffpunkt ist um 15.00 Uhr
am jüdischen Friedhof in der Einhardstraße / Ecke Würzburger Straße. Die
Kosten betragen 5,50 € pro Person. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.
Termine: Sonntag, 16. Juni, Sonntag 4. August.
Vor den ehemaligen Häusern vieler Menschen jüdischen Glaubens liegen heute
sogenannte Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig. Sie erinnern daran,
dass hier Menschen um ihr Hab und Gut gebracht und aus ihrer Heimat
vertrieben wurden. Demnächst kommt eine Dokumentation über den Jüdischen
Friedhof in Seligenstadt unter Federführung des Landesverbandes der
Jüdischen Gemeinden in Hessen heraus, welche unter anderem die Stadt
Seligenstadt tatkräftig unterstützt hat. Das Angebot der Themenführung 'Auf
jüdischen Spuren in Seligenstadt' ist neben der in den Grundsteinen wieder
sichtbar gemachten ehemaligen Synagoge ein weiterer Baustein gegen das
Vergessen. 'Die Führung mit einem Besuch des jüdischen Friedhofs mit dem
Mahnmal 'Haus des Lebens' und eine Besichtigung der Gedenkstätte auf dem
ehemaligen Synagogenplatz geben einen interessanten Einblick in die jüdische
Vergangenheit Seligenstadts. Stadtführer Dr. Michael Hölzinger begleitet die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Wegen der Erinnerung und ergänzt den
Rundgang durch zahlreiche interessante Erklärungen zum jüdischen Brauchtum',
empfiehlt Bürgermeister Dr. Daniell Bastian eine Teilnahme.
www.familien-blickpunkt.de."
Link zum Artikel |
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Juni 2019:
Publikation zu den
"Stolpersteinen" in Seligenstadt ist erschienen
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Artikel in der "Offenbach-Post" vom 25. Juni
2019: "Erinnerung wachhalten. 'Stolpersteine in Seligenstadt' erzählt
Schicksale der Juden.
Max Schuster zog 1932 mit seiner Frau Erna nach Seligenstadt, um sich dort
eine Existenz als Bäcker aufzubauen. Im folgenden Jahr wurde Sohn Ernst
geboren. Vom ersten Nazi-Boykott am 1. April 1933 bemerkte die jüdische
Familie noch wenig.
Seligenstadt – Das änderte sich allerdings schnell, und immer weniger Kunden
frequentierten das Geschäft an der Aschaffenburger Straße 65. Auf den drei
Stolpersteinen, die heute vor dem Haus an die Familie erinnern, findet sich
der Vermerk 'überlebt'. Im November 1935 wanderten die Schusters nach
Argentinien aus, wo Max zunächst weiter als Bäcker, später als Angestellter
der Stadt Buenos Aires arbeitete. Er starb 1977. Seit 2007 werden in
Seligenstadt Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig verlegt, die vor den
ehemaligen Wohnhäusern jüdischer Familien an deren Schicksale erinnern. Bis
dato sind es 96 Stolpersteine, die nun in einer neuen Buchpublikation
dokumentiert werden. Hildegard Haas und Thorwald Ritter von der
Bürgerinitiative Synagogenplatz haben die Geschichte der jüdischen Mitbürger
in Seligenstadt auf 200 Seiten fortgeschrieben. Am Mittwochabend stellten
die Autoren das Buch 'Stolpersteine in Seligenstadt' im voll besetzten
Sitzungssaal des Seligenstädter Rathauses vor. Bürgermeister Dr. Daniell
Bastian erinnerte daran, dass Gunter Demnig nach Beschluss des Magistrats am
7. März 2007 den ersten Stein verlegt hatte. Das Buch ist eine Fortführung
der Veröffentlichung von Dr. Dietrich Fichtner (gestorben 2008), der das
Fundament dafür aus der Dokumentation 'Geschichte der Seligenstädter Juden'
von Marcellin Spahn entnommen hatte. In akribischer Recherche haben die
beiden Autoren die Familiengeschichten der Seligenstädter Juden vor und nach
dem Zweiten Weltkrieg recherchiert, haben Katasterunterlagen, Melderegister,
Adressbücher und Briefe studiert und eigene Interviews mit Überlebenden
geführt. Das Buch enthält einen Rundgang zu Wohnhäusern, Synagogenplatz und
jüdischem Friedhof. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte in Seligenstadt die
größte jüdische Gemeinde im Kreis Offenbach. Im Jahr 1933 waren unter den
5816 Einwohnern 146 jüdische Mitbürger, was 2,5 Prozent der Bevölkerung
entspricht. Viele erkannten frühzeitig die Gefahr und verließen ihre Heimat.
Auf einer handschriftlichen 'Auswandererliste' der Stadtverwaltung sind 43
Personen vermerkt, die sich zwischen 1935 und 1940 abgemeldet haben. 36
gingen nach Amerika, vier nach England, drei nach Holland. Im September 1942
wurden die letzten noch verbliebenen Juden deportiert. Darunter waren auch
Sally Hamburger und sein Bruder Isaak. Sally war gehbehindert, hatte als
Soldat im Ersten Weltkrieg an der Westfront ein Bein verloren. Isaak hatte
von 1906 bis 1933 den Chor der Gesellschaft der Freunde geleitet. Beide
kamen nach Theresienstadt und kehrten nach der Befreiung im Juni 1945 zurück
nach Seligenstadt in ihr Haus an der Steinheimer Straße 16 ('Haus
Hamburger'). Die Schwestern Lina, Paula, Emma und Jenny und Isaaks Sohn
Julius wurden in Lagern ermordet. Angehörige der überlebenden Familien oder
deren Nachkommen haben Seligenstadt später Besuche abgestattet. Ernst
Schuster, der Sohn von Max und Erna, packte 1990 seine Koffer für die Reise.
Auch seine Mutter hätte die Stadt gerne noch einmal gesehen, verzichtete
aber wegen ihres hohen Alters darauf. Die BI Synagogenplatz plant für die
Zukunft auch Stolpersteine für Menschen, die Opfer der sogenannten
Euthanasie-Aktion der Nationalsozialisten wurden. Im letzten Kapitel des
Buches sind sechs dieser Opfer aufgeführt, deren Namen und Herkunft in
Dokumenten der Gedenkstätte Hadamar überliefert sind. In der Heil- und
Pflegeanstalt Hadamar ließen die Nazis Behinderte und psychisch Kranke
ermorden; die wahre Todesursache wurde in Briefen an die Angehörigen
verschleiert. Einen solchen Brief erhielt 1941 auch die Familie von Johann
Ruppel, genannt Jean, der ab 1930 im psychiatrischen Krankenhaus in Goddelau
untergebracht war. Als die Todesnachricht eintraf, wagte sein Bruder die
Aussage gegenüber Freunden: 'Die haben den Jean umgebracht.'
Buch: 'Stolpersteine in Seligenstadt', Verlag Brandes & Apsel, 200 Seiten,
19,90 Euro, ISBN 973-3-99998-254-8."
Link zum Artikel |
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Juli 2020:
Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" in Seligenstadt |
Artikel von Markus Terharn in der
"Offenbach-Post" (op-online.de) vom 19. Juli 2020: "Vertrieben, deportiert, ermordet.
Künstler Gunter Demnig verlegt neue Stolpersteine in Seligenstadt
Aktionskünstler Gunter Demnig ist ein gern gesehener Gast in Seligenstadt.
13 neue Stolpersteine verlegte der Mann mit dem breitkrempigen Hut an acht
Stationen in der Einhardstadt.
Seligenstadt – Den ersten setzte er, assistiert von Maurermeister
Stephan Sprey, ins Pflaster vor dem St.-Josefshaus an der Mauergasse 17. In
Begleitung von mehr als 20 Interessenten ging’s weiter zu den Häusern
Vautheigasse 8, Kleine Rathausgasse 3 und 6, Große Salzgasse 7 und 11,
Steinheimer Straße 40 und 52. Seit 1996 hat der Künstler seinen eigenen
Angaben zufolge mehr als 75000 Stolpersteine in 24 europäischen Ländern
verlegt. Dieses größte dezentrale Mahnmal der Welt erinnert an Menschen, die
der Verfolgung durch die Nazis zum Opfer fielen, jeweils an ihrem letzten selbstbestimmten Wohnort. 'Allein in Deutschland gibt es sie in 1265
Kommunen', erzählt der 72-Jährige. In Seligenstadt, wo er zum fünften Mal
war, organisiert die Bürgerinitiative Synagogenplatz die Aktion, vorgestern
erstmals zu Corona-Bedingungen. Opfer der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft waren nicht nur Juden, sondern auch Sinti und Roma,
religiös und politisch oder wegen ihrer sexuellen Orientierung Verfolgte,
körperlich oder geistig Behinderte. Die Seligenstädter Sophie Fecher,
Valentin Nord, Johanna Rasmussen und Jean Ruppel waren Opfer der
NS-Euthanasie, als 'lebensunwert' bezeichnet und in der hessischen Anstalt
Hadamar getötet. 'Aktion T4' war die offizielle Bezeichnung für diese
Verbrechen, benannt nach der Adresse der Zentrale, Tiergartenstraße 4 in
Berlin. Dies ist auf den Tafeln vermerkt. Weitere Stolpersteine erinnern an
jüdische Mitbürger, die teils geflohen, teils gen Osten deportiert und
ermordet, teils auf der Flucht ergriffen und verschleppt worden sind. Hier
ihre Namen zum ewigen Gedenken: Sophie Strohmberg, Karl Heinrich Mayer, Erna
Mayer und Margot Mayer (alle im besetzten Polen ermordet); Wilhelm Lilie,
Amalie Lilie, Gertrude Lilie, Frieda Lilie und Regina Lilie (sämtlich in die
USA geflüchtet, wo sie überlebten). Elf weitere Steine will die
Bürgerinitiative am Samstag, 8. August, in Eigenregie verlegen;
Interessenten sind willkommen. Damit gibt es 120 solcher Mahnmale in der
Einhardstadt, finanziert ausnahmslos aus Spenden. Die Schicksale der
Menschen sind nachzulesen in dem Buch 'Stolpersteine in Seligenstadt'.
Weitere Informationen gibt es bei Hildegard Haas unter 06182 22793. Die
Bankverbindung für zugedachte Spenden: Förderkreis Historisches
Seligenstadt, Stichwort Stolpersteine, IBAN DE51 5065 2124 0001 1100 48."
Link zum Artikel |
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August 2020:
Erinnerung an Hermann Bachach, für
den ein "Stolperstein" verlegt wurde
Hinweis: Grabsteine für Hermann Bacharach
https://de.findagrave.com/memorial/46658067/herman-bacharach und seine
Frau Gertraude
https://de.findagrave.com/memorial/66157397/gertraude-u-bacharach
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Artikel in der "Offenbach-Post" (op-online.de)
vom 10. August 2020: "Seligenstadt. Schicksal von jungem NS-Flüchtling
geklärt
Seligenstadt – Mit dem zweiten Teil der Stolpersteinverlegung am Samstag
erinnern nun in Seligenstadt 120 Gedenksteine an die Opfer der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Der Künstler Gunter Demnig konnte
diesmal nicht dabei sein, hatte aber beim Termin am 18. Juli Steine der
Bürgerinitiative Synagogenplatz überlassen, die nun Peter Seitz vom
städtischen Bauhof fachmännisch verlegte Er ließ sie vor Häusern in den
Boden ein, an denen bereits weitere Stolpersteine an jüdische Angehörige
oder Mitbewohner erinnern. Trotz großer Hitze kam eine ansehnliche Gruppe
engagierter Bürger zusammen, die mit den jeweils Vortragenden das Schicksal
der Opfer des Nationalsozialismus würdigten und auch den Bogen in die
Gegenwart spannten und mahnten, Unrecht und Ausgrenzung etwas entgegen zu
setzen. Die Gruppe gedachte Menschen, die mit ihren Angehörigen deportiert
und ermordet wurden, wie zum Beispiel Edith Jaffé, Johanna Bacharach, Jakob
Friedrich Kleeblatt und Justin Lilie, aber auch an Menschen, denen eine
Flucht noch als Jugendliche gelang, wie Karl, Luci, Ruth und Ilse Rebekka
Kleeblatt. An ihre Schicksale soll zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich
berichtet werden. Den Nachforschungen der Frankfurterin Renate Hebauf ist es
zu verdanken, dass an der Steinheimer Straße 11 ein Gedenkstein für Hermann
Bacharach neben dem seiner Mutter Selma verlegt werden konnte. Über den 1926
geborenen Hermann war in Seligenstadt bislang nichts bekannt, berichtete am
Samstag Hildegard Haas von der Bürgerinitiative. Informationen über sein
Schicksal waren aber die Voraussetzung für die Verlegung eines
Stolpersteins. Renate Hebauf stieß im Zuge von Recherchen für ihr
Buchprojekt zum Thema 'Frankfurter jüdische Kinder, die während der NS-Zeit
in die USA gerettet wurden' auf Informationen über das Leben von Hermann
Bacharach. Bis dato war nur bekannt, dass Selma Bacharach, die Witwe des
Metzgermeisters Bernhard Bacharach, die in Seligenstadt schlimmste
Demütigungen erlitt, mit ihrem Sohn etwa 1935 Seligenstadt verließ. Renate
Hebauf fand heraus, dass der Junge in die Obhut des Israelitischen
Waisenhauses am Röderbergweg in Frankfurt kam. Isidor Marx, der Leiter des
Waisenhauses, bemühte sich, mit Hilfe von Organisationen so viele seiner
Schützlinge wie möglich im Ausland in Sicherheit zu bringen. Hermann kommt
zunächst in einem Heim bei Paris unter, später lebt er im Limoges. Dort
wächst aber zunehmend die Bedrohung, denn das Vichy-Regime kollaboriert mit
den Deutschen und interniert jüdische Emigranten ab 16 Jahren. Das bedeutet,
dass die älteren Kinder nicht mehr sicher sind und sich im Wald verstecken,
wenn französische Miliz nahte. 1941 organisiert eine amerikanische
Kinderhilfsorganisation die Flucht in die USA. Hermann kommt dort am 21.
Juni an und lebt fortan bei einer Pflegefamilie in Maryland im Staate New
York. Ob er Kontakt zu seiner Mutter hatte und von ihrer Deportation und
Ermordung 1941 wusste, ist nicht bekannt. Es gibt nur wenige Informationen
über sein Leben in den USA. Er heiratet eine Amerikanerin und nimmt noch am
Zweiten Weltkrieg sowie an den Kriegen in Korea und Vietnam teil. Als er
1969 mit nur 43 Jahren in den USA stirbt, ist das Interesse für gerettete
Kinder, die zwar dem Holocaust entgingen, aber nicht im KZ waren, noch nicht
so groß. Auch von seinem Besuch in seiner Heimatstadt Seligenstadt sind
keine Nachrichten überliefert. Für ihr Buch sucht Renate Hebauf übrigens
noch einen Verlag. (Oliver Signus)"
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 760-761; III,2 S.
1362-1365. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 246-249. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 187. |
| Marcellin P. Spahn: Zur Geschichte der
Seligenstädter Juden. Aus Dokumenten und Berichten. Hrsg. vom Magistrat der
Stadt Seligenstadt. 1986. |
| Keine Artikel (da nach 1945 nichts mehr von der Synagoge
vorhanden bei) Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 und |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 288-289. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 213-215. |
| Dietrich Fichtner: "...und wollten so gerne
bleiben. Ein Rundgang zu den Häusern der Seligenstädter Juden". Hanau
2000. CoCon-Verlag
Hanau.
ISBN 978-3-928100-39-7 80 S. |
| Gesine Weber: 1872 - 1938 - 2007 Stationen eines
jüdischen Sakralbaus im Landkreis Offenbach. Archäologische Untersuchung
der zerstörten Synagoge von Seligenstadt. In: Hessen Archäologie 2007 S.
156-159. Als
pdf-Datei eingestellt. |
| Hildegard Haas / Thorwald Ritter / Dietrich
Fichtner: "Stolpersteine in Seligenstadt", Verlag Brandes & Apsel,
2019. 200 Seiten. 19,90 Euro. ISBN 973-3-99998-254-8. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Seligenstadt
Hesse. Nominally protected by the Archbishop of Mainz, Jews fell victim to the
Black Death persecutions of 1348-49. The Jews were banished in 1470 and only
returned after the Thirty Years War (1618-48). Though no longer confined to the
Jewish quarter (Judengasse) during the 18th century, they met with civil
and commercial discrimination. Numbering 121 (over 4 % of the total) in 1828,
the community dedicated a new synagogue in 1872. The community was affiliated
with the Offenbach rabbinate and grew to 289 (8 %) in 1880. By then Jews had
entered the professions and were taking an interest in civic affairs and
developing their own cultural life. Moses Hamburger, their veteran religious
leader (1868-1930), was a noted musician and choir director. The Jewish
population had shrunk to 146 when Nazi persecution began in April 1933. The
synagogue was burned down on Kristallnacht (9-10 November 1938) and Karl
Nover, the former burgomaster, later risked his own life by smuggling food to 'non-Aryans.'
By 1942, 980 Jews had left Seligenstadt, 47 emigrating (mostly to the United
States); at least 56 perished in the Holocaust.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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