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Waldgrehweiler (VG
Nordpfälzer Land, Donnersbergkreis)
Jüdischer Friedhof
(erstellt unter Mitarbeit von Torsten
Schlemmer, Waldgrehweiler)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in
Waldgrehweiler (interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische Friedhof wurde im 19. Jahrhundert - die Angaben
schwanken zwischen 1830 und 1890 - angelegt (Flurstück Nr. 761/2). Die Friedhofsfläche umfasst 3,50
ar. Es sind 14 Grabsteine in teilweise stark verwittertem Zustand erhalten. Einige der
vermutlich in der NS-Zeit oder danach umgestürzten, teilweise zerbrochenen
Grabsteine waren bis vor wenigen Jahren nur notdürftig aufgestellt und nicht renoviert.
Wenige Grabsteine erhalten noch lesbare Namen und Daten, u.a.:
1. Abraham Strauß, Waldgrehweiler, geb.
9.1828, gest. 1.1889
2. Max Weil, geb. 7.3.1873, gest. 7.12.1932.
3. Simon Strauß, geb. Jan. 1811, gest. 17.1.1867.
4. ... Weil, geb. 11.5. ?, gest. 26.12.18?2.
5. Samuel Weil, geb. 22. Jan.1832, gest. 13. März 1928.
6. ... Weil geb. Simon |
Zur Sanierung des Friedhofes - abgeschlossen im Sommer 2018
An den vergangenen Jahren wurde der Friedhof auf Initiative der Ortsgemeinde
Waldgrehweiler in ehrenamtlicher Arbeit wieder hergerichtet - Pressebericht von Tosten Schlemmer in der "Rheinpfalz" vom Juli 2018:
"Judenfriedhof aus
Dornröschenschlaf erweckt. Waldgrehweiler. In wochenlanger, mühsamer Arbeit haben Marion und
Heinz Kästner im Auftrag der Ortsgemeinde Waldgrehweiler den örtlichen jüdischen
Friedhof saniert und wieder ansehnlich herausgeputzt. Bei den meisten Bürgern
war er längst in Vergessenheit geraten. So durchlebte der kleine Begräbnisplatz,
rund 1,5 Kilometer abseits des Ortskerns, an einem Waldrand auf der Höhe
zwischen Waldgrehweiler und Bisterschied gelegen und von Schwarzdornhecken
überwuchert, schon sinnbildlich seinen 'Dornröschenschlaf'. Da der einstige
Zuweg, ein landwirtschaftlicher Dienstbarkeitsweg, seit einigen Jahren dem
Ackerbau zum Opfer gefallen ist, hat die Gemeinde durch das angrenzende
Waldstück einen Weg bis zum Friedhof hin freischneiden und herstellen lassen.
Kleine Hinweisschildchen mit blauem Davidstern auf weißem Grund weißen den
Interessierten den Weg, der als Abzweig an den Wanderweg 'Hexenroute' angebunden
ist.
Der kleine denkmalgeschützte Bestattungsort umfasst 13 Grabstelen aus Sandstein,
in meist historisierenden Formen. Ihre deutschen und hebräischen Inschriften
sind sehr stark, teilweise bis zur Unkenntlichkeit verwittert. Zu lesen sind
noch Familiennamen wie Strauß und Weil. Die meisten der Grabsteine waren
zerbrochen, umgekippt, notdürftig aufgerichtet oder hingen schief. Nachdem die
wuchernden Dornenhecken beseitigt und ihren Wurzeln ausgegraben waren, mussten
Marion und Heinz Kästner teilweise wahre Archäologenarbeit leisten, legten
Steinplatten und abgebrochene Zierelemente aus dem trockenen Waldboden frei.
Ohne Strom und Wasseranschluss, mit einfachsten Hilfsmitteln, Handwerkzeug und
selbstgebauten Hebeln, richteten sie die Grabdenkmäler wieder auf, sicherten
ihren Stand und setzten die Fragmente gleich einem Puzzle wieder zusammen.
Hierzu hatte sich Heinz Kästner extra bei einem Grabsteinmacher und Steinmetz im
Nachbarort Ratschläge eingeholt und Kenntnisse in der Anfertigung des zum
'Kleben_ verwendeten Trasszementmörtels angeeignet. Auch der Umfassungszaun
wurde wieder neu hergerichtet und erhielt einen Anstrich. Das Ergebnis kann sich
sehen lassen! Nach jahrzehntelangem Dahinsiechen ist wieder ein schmucker Platz
des Gedächtnis, der Ruhe und Andacht entstanden. Auf einer Bank können Besucher
nun in der Stille des Waldes inne halten.
Über den Ursprung der Juden in Waldgrehweiler ist nur wenig bekannt, jedoch wird
bereits 1718 ein Jude Gerdon genannt. 1801 waren 2,3 Prozent der Gesamteinwohner
jüdischen Glaubens, im Jahr darauf wieder alle Juden verschwunden. Ab 1809 kamen
erneut jüdische Händler in die Moscheltalgemeinde. In der gleichen Zeit entstand
am heute so genannten 'Juden- oder Klostereck' Ortsausgang Richtung Ransweiler
eine 'Judenschule', eine kleine Synagoge mit Mikwe und Nebenraum. In den
Folgejahren entwickelte sich die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder auf bis
zu 49 Personen in elf Familien. 1836 entsandte man einen Vertreter zur
Kreissynode nach Speyer, um eine einheitliche jüdische Lehr- und
Gottesdienstordnung zu gestalten. Am 25.03.1854 listete das Landkommissariat
Kirchheimbolanden schließlich eine eigenständige jüdische Gemeinde in
Waldgrehweiler. Bis 1880 sank deren Mitgliederzahl rasant auf 32 Personen, so
dass sie bereits 1893 wieder aufgelöste und die Mitglieder der Nachbargemeinde
Teschenmoschel zugeteilte. Die Synagoge wurde zum Preis von 1.425 Mark
versteigert und die Torarollen nach Teschenmoschel überführt. Das Finkenbacher
Pfarrbuch nennt 1905 noch acht Juden in Waldgrehweiler. Genaue Zahlen aus der
Zeit bis zur NS-Zeit liegen nicht vor. Frieda Hamburger geb. Schlachter, Rosa
Kling geb. Strauß, Max Pfahler, Ludwig Schlachter, Martha Wald geb. Kling und
Johanna Weil geb. Frank wurden Opfer des Holocaust.
Nachdem sie wiederverkauft war und lange Zeit als Scheune diente, wurde
schließlich auch die Waldgrehweilerer Synagoge Ende der 1950er Jahre abgerissen.
Von der einstigen jüdischen Siedlung mit Bethaus, Schule, Wohnhäusern, Scheunen
und Geschäften sind heute nur noch einige Ruinen übrig geblieben. Der einstige
Türsturz der Synagoge ist in einer privaten Gartenmauer in Obermoschel
eingesetzt. Im Gedenken an die jüdische Gemeinde hat die Ortsgemeinde
Waldgrehweiler an der Hofstelle 'Judeneck' eine Zieranlage mit Gedenktafel
errichtet."
Lage des Friedhofes
Außerhalb des Ortes im Wald: ca. 1 km vom Ort entfernt, am
asphaltierten/betonierten Feldweg nach Bisterschied bis auf die Höhe, dann bei
betonierter Abstellfläche über eine Wiese bzw. eine Feld bis zum Waldwand
gehen, wo sich der Friedhof befindet.
Link zu den Google-Maps
Größere Kartenansicht
Fotos
Der
Friedhof im Sommer 2018
(Fotos: Torsten Schlemmer, Waldgrehweiler; Aufnahmen vom Juli 2018) |
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Hinweiszeichen auf dem Weg zum Friedhof |
Blick
auf den Friedhof mit Eingangstor |
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Teilansichten des Friedhofes aus unterschiedlichen Perspektiven
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Teilansichten des Friedhofes |
Unlesbare/verwitterte Grabsteine |
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Unlesbarer
Grabstein
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Links
Grabstein für Max Weil (1873-1932),
rechts für Samuel Weil (1838-1928) |
Nur
fragmentarisch lesbare Grabsteine
rechts für ... Weil geb. Simon |
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Links
Grabstein für He... Strauß, rechts für Jacobine (?),
Ehefrau des Emanuel Weil (1841-1863) |
Links
Grabstein für Ester, Tochter des Mosche (hebr.),
rechts für Simon Strauss (1811-1867) |
Links
Grabstein für Abraham Strauß (1828-1889),
rechts unlesbar |
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Stark
verwitterte Grabsteine, teilweise sind einzelne Worte hebräisch lesbar,
ganz rechts Grabsteinrückseite mit deutscher Inschrift. |
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Der Friedhof im
Frühjahr 2010
(Fotos: Hahn, Aufnahmen vom 24.5.2010) |
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Blick
auf den Friedhof und das
Eingangstor |
Die Hinweistafel |
Blick
über den
Friedhof |
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Einzelne
Grabsteine - damals (2010) noch durchweg in schlechtem und ungepflegtem Zustand |
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Die
Grabsteine sind - wenn überhaupt - nur noch fragmentarisch zu lesen |
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Grabstein für ...
Weil
(1873-1932, Nr. 2) |
Vermutlich
Grabstein für
Simon Strauß (Nr. 3) |
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Blick auf
Waldgrehweiler
vom Weg zum Friedhof |
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Links und Literatur
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