QUANTITATIVE MRT BEIM PROSTATAKARZINOM
Karzinome der Prostata stellen die dritthäufigste tumorbedingte Todesursache bei Männern dar. In Deutschland sterben etwa 3 von 100 Männern an Prostatakrebs. In den vergangenen Jahren wurde die Früherkennung des Krebses durch die Einführung eines einfachen und preiswerten Bluttestes sehr stark verbessert. Dabei wird die Konzentration des sogenannten prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blutserum bestimmt. Liegt dieser Wert über 4ng/ml, wird von den behandelnden Urologen häufig eine Biopsie empfohlen, um einen Tumor zu diagnostizieren bzw. auszuschließen. Allerdings ist die Spezifität des PSA niedrig, so dass ein signifikanter Anteil an gesunden Männern ohne Tumor trotzdem die Grenze von 4ng/ml überschreitet. Ein weiteres Problem liegt in der sogenannten Sensitivität der Biopsie, d.h. der invasiven Entnahme von Prostatagewebe. In einigen Publikationen konnte nachgewiesen werden, dass bis zu 20% aller Biopsien falsch negativ waren. Dabei handelt es sich also um einen relativ großen Anteil an Personen mit Tumor, bei denen die Biopsie keinen Tumor trotz dessen Vorhandensein nachweisen konnte.
Obwohl die Magnetresonanztomographie kein Standard Diagnoseverfahren beim Prostatakarzinom ist, wird eine solche Untersuchung häufig genau in den oben genannten Fällen einer negativen Biopsie mit ansteigendem PSA Wert empfohlen. Dabei soll mit Hilfe des MRT untersucht werden, ob ein Tumor vorliegt und wenn ja, in welchem Bereich der Prostata der Tumor sitzt. Darüber hinaus wird die MRT auch noch bei einem sog. „biochemical Relapse“ empfohlen, wo es nach Abschluss einer primären Behandlung des Tumors zu einem Wiederanstieg des PSA Wertes kommt, der abgeklärt werden muss. Das Standardverfahren hierbei ist die sogenannte T2-gewichtete Bildgebung, bei der sich Tumore lokal als hypointense Regionen (d.h. „dunkle“ Areale mit erniedrigter Signalintensität) darstellen. Diese Untersuchung weist jedoch eine wesentliche Schwäche auf: gutartige Prostatavergrößerungen lassen sich nur schwer von bösartigen Tumoren in T2-gewichteten MRT Aufnahmen unterscheiden. Daher wird diese Aufnahmetechnik zunehmend durch eine weitere Methode, die sog. Magnetresonanzspektroskopie, komplettiert. Dabei können Veränderungen in der biochemischen Zusammensetzung des Gewebes detektiert werden, die Prostatatumore auf charakteristische Weise entlarven können. Diese Technik wird allerdings nur in wenigen Zentren angewandt, da ein hohes Know-How zur Durchführung der Messung notwendig ist. Dies führt, verbunden mit der langen Messzeit im Tomographen, zu hohen Untersuchungskosten, die i.d.R. auch nicht von gesetzlichen Kassen getragen werden. Das Problem hierbei liegt tiefer in der Aufnahmetechnik der MRT begraben. Da bei der Magnetresonanztomographie starke Magnetfelder zur Erzeugung der Bilder eingesetzt werden, sind die gewonnenen Resultate sensitiv gegenüber technischen und physiologischen Veränderungen der Magnetfeldstärke. Solche treten aber genau auf Grund der anatomischen Lokalisation im Bereich der Prostata auf, da dort ein Übergang von Luft (Darm) in biologisches Gewebe vorhanden ist. Dieser Übergang führt nun unglücklicherweise und unabdingbar immer zu einer lokalen Veränderung der Magnetfeldstärke, so dass die Aussagekraft der MR Spektoskopie insbesondere im Übergangsbereich zwischen Darm und Prostata sehr eingeschränkt sein kann.
Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, das Potenzial der quantitativen Magnetresonanztomographie zur Diagnose des Prostatakarzinoms genauer zu untersuchen. Dabei werden gleichzeitig mehrere Parameter erfasst, die dann gemeinsam analysiert werden können um somit sensitiver und präziser Auskunft über Vorhandensein und Lokalisation eines Tumors zu geben, ohne die Nachteile der oben genannten Verfahren in Kauf nehmen zu müssen. Das unten gezeigte Bild zeigt erste Resultate zu einem von uns definierten „Conspicuity-Index“, der eine multidimensionale Kombination der gemessen MRT Parameter darstellt und wo klar lokale Auffälligkeiten (siehe Pfeil mit zugehörigen „roten Areal“) darstellbar sind. Eine größer angelegte Studie soll in den kommenden Monaten dazu beitragen, die diagnostische Relevanz diese Indexes, insbesondere auch im klinischen Routinebetrieb, genauer zu untersuchen und im Vergleich zu Standardverfahren zu bewerten.