Die EU zwischen Vertiefung und Zerfall? Die Geschichte der EU erscheint als lange Erfolgsgeschichte, doch Krisen und Krisengerede begleiteten den europäischen Integrationsprozess von Beginn an. Die Ernsthaftigkeit der aktuellen Europakrise lässt sich aber aus den Worten des politischen Spitzenpersonals ablesen, es ist offen von einem Scheitern der Integration insgesamt die Rede: „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“, sagte Bundeskanzlerin Merkel in ihrer Regierungserklärung 2010. Der Umgang mit einer Vielzahl von Flüchtlingen hat 2015 eine neue und dramatische Krisendimension hinzugefügt. Der Versuch, die Flüchtlingskrise gemeinsam zu bewältigen, hat deutlich gemacht, dass das gemeinsame Wertefundament in Frage steht. Im Europa ohne Grenzen werden wieder Grenzzäune aufgebaut, eine solidarische Beantwortung der Flüchtlingsfrage droht zu scheitern und das Vereinigte Königreich ringt mit sich, ob es überhaupt noch Teil dieser Union sein möchte. Auch in zentralen Zukunftsfragen wie der Energie und Umweltpolitik, sicherlich ein europäisch zu lösendes, grenzüberschreitendes Problem, herrscht kein Konsens. Welche Folgen haben die aktuellen Krisen für die Integration Europas? Ist die Eurokrise wirklich gelöst? Wird die EU weiter in ein Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten zerfallen und ein Kerneuropa entstehen? Diese Fragen wurden bei den Hambacher Gesprächen 2016 diskutiert.