(1834-1938)
Der Friedhof in Borgentreich wurde im Rahmen des LEADER-Projektes "Unbekanntes Kulturerbe: Jüdische Friedhöfe im Kreis Höxter als Lernorte" 2022 dokumentiert.
Der Friedhof liegt am rechten Ende der Straße Am Rathaus.
Im Jahr 1590/91 taucht der Jude Soistmann in Ämterrechnungen für Borgentreich auf. Das Steuerverzeichnis der Paderborner Judenschaft nannte für das Jahr 1646 sechs jüdische Steuerzahler aus Borgentreich. 1704 lebten acht Familien mit 45 Personen hier. 1840 erreichte die Gemeinde mit 104 Mitgliedern ihren zahlenmäßigen Höchststand. Die jüd. Bevölkerung in Borgentreich bestritt ihren Lebensunterhalt durch Handel mit Kaffee, Korn, Leinen, Saatgut und Vieh sowie mit der Schlachterei.
1854 wurde Borgentreich Filialgemeinde der Synagogengemeinde Borgholz. 1929 wurde der Sitz der Synagogengemeinde nach Borgentreich beschlossen, nachdem die Gemeinde in Borgholz zu klein geworden war.
Bis 1882 bestatteten die Borgentreicher Juden ihre Toten im sogenannten Judenhagen vor dem Lehmtor, einem Teil der Wallanlage vor der früheren Stadtmauer. In den ersten Jahrzehnten beerdigten dort auch die Juden aus Bühne, Daseburg, Körbecke, Lütgeneder und Rösebeck ihre Verstorbenen hier. Der neue Friedhof hinter dem Rathaus wurde 1875 erworben. Nachdem der alte Friedhof 1899 und 1901 geschändet wurde, brachte man die verbliebenen zwölf Grabsteine auf den neuen Friedhof.
Der letzte Grabstein wurde 1931 gesetzt, die letzte Bestattung fand aber 1938 statt.
Im Jahr 1928 kam es zu einer Schändung des neuen Friedhofs, vier Grabsteine wurden umgeworfen, einer davon zertrümmert. Und auch 1877 wurde der Friedhof geschändet.
1994 wurde der Friedhof in die Denkmalschutzliste der Stadt eingetragen.
Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold. Karl Hengst in Zusammenarbeit mit Ursula Olschewski (Hrsg.), Ortsartikel Borgentreich, Auszug aus: E-Book, Münster 2021
Pracht-Jörns, Elfi: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Teil III. Regierungsbezirk Detmold, Köln 1998, S. 177 - 179.
Juden- und Dissidentenregister in Westfalen und Lippe
Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe
Anna Martin
Anna Martin
LEADER, LWL-Kulturstiftung
Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Borgentreich (1834-1938 / 48 Einträge)
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