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in Sulzbürg
Sulzbürg (Gemeinde
Mühlhausen, Kreis Neumarkt in der Oberpfalz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Sulzbürg wurden in jüdischen Periodika
gefunden. Bei Gelegenheit werden weitere Texte ergänzt. Neueste Einstellung
war am 8.2.2014.
Allgemeines zur jüdischen
Gemeinde
"Werbung"
für Sulzbürg als geeigneter Urlaubsort für orthodoxe Juden (1898)
Artikel in der orthodox-konservativen Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni
1898:
" Aus der westlichen Oberpfalz. Für den
orthodoxen Jehudi ist es sehr schwierig, aus der großen Zahl der angepriesenen
Sommerfrischen ein geeignetes Plätzchen herauszufinden, wohin er sich mit Kind
und Kegel zu begeben vermag, lebend, entfernt vom Jubel und Trubel der Stadt,
nicht gebunden an die Etikette und Eleganz der modernen Badeorte und doch durch
gute Luft, anmutige Wälder, Berge und Spaziergänge imstande, den angestrengten
Nerven neue Spannkraft zu verleihen und in dem übermüdeten Organismus erneute
Luft zu emsiger Berufsarbeit zu erzeugen. Einen solchen Ort recht angelegentlich
zum Besuche zu empfehlen, soll der Zweck dieser Zeilen sein. Hast Du schon
einmal, freundliche Leserin, geehrter Leser von der 'steinreichen'
Oberpfalz, dem mit Unrecht verschrieenen Aschenbrödel der acht bayerischen
Kreise, etwas vernommen, jener Gegend, die allerdings kein 'Land, in dem Milch
und Honig fließt' ist, wo der Bauer alturwüchsigen Schlages noch mit der
ledernen Kniehose, den weißen, selbstgestrickten Wadenstrümpfen und den großen
silbernen Westenknöpfen einherstolziert und die Kartoffelpflanze an Stelle des
Weinstockes üppig gedeiht? Nein? Und doch kennt man dortselbst das 'Rischus' (Antisemitismus) nur dem Namen nach, und der Jehudi erfreut sich höchster
Achtung und allgemeiner Beliebtheit, ein Vorzug, der diesen weniger fruchtbaren,
aber durch den Segen der Toleranz und Humanität beglückten Landstrich weit über
andere emporhebt, deren Boden köstlichere Früchte zeitigt. Aber auch an
Naturschönheiten besteht keine Armut, und durch solche besonders ausgezeichnet,
ist der Marktflecken Sulzbürg, Eisenbahnstation, ab Nürnberg in zwei
Stunden erreichbar, auf einem Bergkegel der Juraausläufer gelagert, romantisch
im weitesten Sinne, umgeben von ausgedehnten Nadel- und Laubforsten, mit
prachtvollen Aussichtspunkten geschmückt, von ca. 70 Dörfern umgeben,
idyllisch und anmutig wie nicht leicht ein anderer Ort der weiten Runde. Was
speziell für Ihr geschätztes Blatt von Interesse sein wird, ist zunächst die
jüdische Gemeinde Sulzbürg, deren Geschichte bedeutungsvoll, deren Anfänge
bis zum 13. Jahrhunderte zurückdatieren und mit der Schutzpatronatsherrschaft
des Grafen zu Wolfstein zusammenhängt, ebenso auch mit der Ausweisung aus
Regensburg. Indem ich mir vorbehalte, hierüber ein andermal ausführlich zu
berichten, will ich heute konstatieren, dass in Sulzbürg für streng rituelle
Kost nicht nur, sondern auch für gute Kost ausreichend gesorgt ist. Die
Schechita- und alle anderen so wichtigen religiösen Institutionen unterstehen
der Aufsicht des dortselbst amtierenden Herrn Rabbiner Dr. Weinberg und ermöglichen
einen unbedenklichen Aufenthalt für jeden toratreu lebenden Juden, Diese, durch
den dortigen Verschönerungsverein, dem Fremdenverkehr erst seit kurzer Zeit
erschlossene Perle der Oberpfalz wird bald als Luftkurort ersten Ranges zur Berühmtheit
gelangen, weshalb nicht verfehlt werden darf, auch an dieser Stelle den geschätzten
Leserkreis Ihres weitverbreiteten Blattes für jenes reizende Fleckchen
aufmerksam zu machen.
|
Erweiterung des Gebietes der Israelitischen
Kultusgemeinde Sulzbürg (1927)
Mitteilung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 13. Dezember 1927:
"Bekanntmachung über die Erweiterung des Gebietes der Israelitischen
Kultusgemeinde Sulzbürg. Die Israelitische Kultusgemeinde Sulzbürg
hat beschlossen, ihr Gebiet auf die Gemeinden Freystadt, Kruppach, Mühlhausen,
Oberndorf und Thannhausen sowie die Finanzamtsbezirke Beilngries, Velburg,
Hemau und Riedenburg auszudehnen. Es ergeht hiermit die Aufforderung an
alle Religionsgenossen, die in den von der Ausdehnung betroffenen Gebieten
wohnen oder unabhängig vom Wohnsitz steuerpflichtig sind, etwaige Einsprüche
gegen die Gebieterweiterung bis spätestens 31. Januar 1928 bei dem
Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Sulzbürg schriftlich oder mündlich
einzulegen. München, den 7. Dezember 1927. Verband Bayerischer
Israelitischer Gemeinden. Dr. Neumeyer." |
Über die wichtigsten Einrichtungen der Gemeinde:
"Synagoge und Friedhof der Gemeinde Sulzbürg" - Betrachtungen
von Rabbiner Dr. M. Weinberg, Neumarkt (Oberpfalz) (1928)
Erschienen in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom
1. April 1928
Derselbe Artikel von Rabbiner Dr. M. Weinberg erschien auch in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 24. Mai 1928:
Allgemeiner Bericht über Sulzbürg (1933)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1933: "Sulzbürg. Von
Obermedizinalrat Dr. J. Weigl. Seligen Andenkens in Hilpoltstein. Südwärts
von Neumarkt, der freundlichen oberpfälzischen Stadt an der Bahnlinie Nürnberg
– Regensburg, grüßt weit hinaus ins Land der Sulzbürg. Das ist ein Höhenzug
des Jura, mannigfach gegliedert durch Erhebungen und Senken, gekrönt
durch Kirchtürme, umgürtet von Waldungen. Um ihn breitet sich flaches
Land, das zufolge geschichtlicher Vergangenheit heute noch im Volksmund 'das Landl' heißt. Hier verläuft von Ost nach West eine Nebenbahn
Neumarkt – Freystadt, von Nord nach Süd die Bahn Neumarkt –
Beilngries; noch |
weiter östlich
ist der Ludwig-Donau-Main-Kanal, ein in neuer Zeit wieder gesuchter
Frachtverkehrsweg. Eine biedere Bevölkerung siedelt im Lande seit
vierzehnhundert Jahren: Oberpfälzer. Ein guter, fleißiger Volksschlag,
genügsam, gutmütig. Als um des 5. Jahrhunderts Wende die Bayern aus Böhmen
her in breiten, tief gestaffelten Wellen einmarschierten, zur Donau und im
Westen zur Rednitz, nahmen sie das Gebiet fest in die Hand und besetzten
alle Höhen mit Wachtürmen, so unser Hilpoltstein, den Wolfstein,
Stauferberg, den Sulzbürg. Mit dem weiteren Vordrängen nach dem Süden
und der Einteilung des bayerischen Gebietes erhielt unseres Gegend die
Bezeichnung 'Nordgau'. Dynastische Rücksichten gaben ihr anfangs des
16. Jahrhunderts den Namen 'Oberpfalz' im Gegenhalt zur 'unteren
Pfalz' oder 'Rheinpfalz'. Die volkliche Entwicklung brachte es mit
sich, dass im 12. und 13. Jahrhundert aus dem Gefolge der Landesherren,
sowie der Gaugrafen verdiente Mannen in die gehobene Stufe der
Ministerialen aufrückten. Solche wurden dann vielfach die Ahnherren von 'Edlen' und
'Reichsfreien'.
Im Anfang des 13. Jahrhunderts erscheint urkundlich der 'Edle Godefried
Herr von Sulzbürg'. Das weit verzweigte Geschlecht der Herren von Stein
ist sodann mit dem oberen und niederen Sulzbürg begabt. Die Hippolte vvon
Stein starben 1385 aus. Des letzten dieses Hauses Schwager Swigger von
Gundelfingen verkaufte 1403 Niedersulzbürg an die Herren von Wolfstein,
die Obersulzbürg schon besaßen. Diese Herren – später Grafen –
hatten ausgedehnten besitz. Sie starben 1740 aus. Ihr Gebiet kam zum Kurfürstentum
Bayern, das Näheren zur Oberpfalz. Die Zuteilung blieb bis heute,
geschichtlich und wirtschaftlich begründet.
Die
Ansiedelung jüdischer Familien auf dem Sulzbürg geht zurück auf den
Beginn des 14. Jahrhunderts. Wir verdanken dem Herrn Bezirksrabbiner Dr.
Weinberg eine sehr wertvolle Arbeit. Sie bildet in den Schriften der
Historischen Kommission des Verbandes der bayerischen israelitischen
Gemeinden, Band I, Geschichte der Juden in der Oberpfalz, das Bändchen:
IV. Sulzbürg (Kommissionsverlag der Ewer-Buchhandlung München 1927).
Blutige Judenverfolgungen im Nürnbergischen, Eichstättischen,
Bayerischen ließen die gequälten und gehetzten Juden nach einem Asyl
suchen. Sie fanden ein solches im Wolfsteinischen Land. Die für das ganz
ehemalige Deutsche Reich gültigen Ausnahmebestimmungen der Fernhaltung
von Landwirtschaft und Gewerben waren auch da in Kraft; aber im Übrigen
erwiesen sich die Grafen von Wolfstein gerecht und wohlwollend. Die Juden
belebten Verkehr und Handel; insbesondere Neumarkt hatte davon große
Vorteile, und die Neumarkter Stadterwaltung trat deshalb für sie sein,
insbesondere wenn es galt, Sonderzölle und erhöhte Marktabgaben, welche
die Juden leisten sollten, fernzuhalten.
Urkundlich ist 1496 in einem Schuldbrief Moses von Sulzbürg, 1580
Rabbi Moses (genannt); 1650
lebten dort Meir Sulzberger, der Elieser Sohn, sowie David und Jakob. Meir
ist Stammvater einer weit verbreiteten Geschlechts; von ihm stammt die als
Philanthropenfamilie bekannt Sulzberger in Nordamerika, New York und
Philadelphia. 1705 zählte Sulzbürg 12, im Jahre 1740 19 Familien, 1755
durch Zuwanderung 30 Familien, darunter viele von gutem Ansehen durch ihre
Verbindungen mit Juden anderwärts. Die Gebetsübungen der Gemeinde fanden
lange Zeit im oberen Geschoss eines jüdischen Privathauses statt. Um 1705
wurde die erste Synagoge, 1799 die neue gebaut; letztere erhielt 1849 eine
Erneuerung und andere Raumeinteilung. Der Friedhof wird 1600 genannt, ist
aber wohl älter; er hat schöne, ansprechende und sprechende Denkmäler.
Wir lasen darüber im 'Israelit' und sagen die Abbildungen. Er liegt
im unteren Sulzbürg, 1855 und 1905 wurde er vergrößert. Die Synagoge,
zu deren Bau die christlichen Mitbürger freiwillig Arbeitsdienste
leisteten, ist in das Gefels gebaut; als richtige Schul hat sie Wohnräume,
Schulzimmer, Verwaltungszimmer unter dem gleichen Dach. Der Frauenraum
besteht in einer, drei Seiten beanspruchenden Galerie. Zierlich ist die
Toralade. Das rituelle Bad ist ein herrliches Quellbad. Das synagogale
Ritus hat Eigenarten aus alter Zeit, herrliche Melodien und alte Bräuche.
Die Gemeinde gehörte einst zum Rabbinat Schnaittach. Der erste
Ortsrabbiner war Esra Jehuda Jakob, genannt Löb Sußmann aus alter Sulzbürger
Familie; seine Frau Sara war Tochter des Schnaittacher Parnes Mordechai
Katz, eines angesehenen Gelehrten. 1762 bis 1794 folgte Rabbiner Jakob
Levi ben Ahron Lochi ben Salomon. Neben dem Rabbiner fungierte ein
Religionslehrer, der zugleich Vorbeter und Schochet war. Der
Gemeindevorsteher hatte von der staatlichen Behörde die Amtsbezeichnung 'Judenrichter'; ihm oblagen alle Rechtsstreite zwischen den Juden in
erster Instanz, sowie die Bestrafung von Vergehen der Juden, wie Schlägereien
untereinander. Die
Bayerische Landesregierung setzte die Zahl der Familien auf 30 fest; aber
es blieb nicht dabei. Durch Aufnahme von 'Schutzjuden' wurden deren
mehr. 1925 zählte man jedoch nur noch 50 jüdische Personen, jetzt indes
nur noch 15. Die Schule, 1835 eingerichtet, wurde 1923 aufgegeben wegen
ungenügender Schulkinderzahl. Die Gemeinde gehört nunmehr zum Rabbinat
Regensburg, das zurzeit Dr. Weinberg betreut." |
Aus der Geschichte des Rabbinates
Über den Sulzbürger Rabbi Esra Jehuda Jakob (Beitrag
140 Jahre nach seinem Tod - Bericht von 1908)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1908: "Rabbi Esra Jehuda
Jakob in Sulzbürg. Am 8. Schewat sind es bereits mehr als 140 Jahre,
dass der Rabbi Esra Jehuda Jakob, der so überaus segensreich in der
Gemeinde Sulzbürg (Oberpfalz() wirkte, in hohem Greisenalter aus dieser
Welt geschieden ist. Seine letzte
Verfügung, ein Meisterstück nach Form und Inhalt, lässt uns eine
Vorstellung von der Geistesgröße des Verfassers gewinnen. Die Stiftung
des Talmud-Torafonds, welche der edle Menschenfreund mit 400 Gulden begründete.
Ist im Laufe der Zeit zu einem beträchtlichen Kapitalstock angewachsen,
welcher der der Mitgliederzahl nach in fortwährendem Rückgange
begriffenen jüdischen Gemeinde zur Erhaltung ihrer Institutionen
wesentliche Dienste leistet. So wirkt dieser Fromme und Gerechte auch noch
im Tode zum Besten der Gemeinde
fort. Die Gehaltsbezüge des Rabbi Esra Jehuda Jakob waren sehr gering und
die Familie dabei recht groß, sodass er sich gezwungen sah, neben dem
Hauptberufe auch noch im Nebenamte als Kaufmann tätig zu sein. Er ging
mit dem schweren Packen auf dem Rücken über Land und hatte guten Erfolg,
da er in der ganzen Gegend bekannt und beliebt war und jeder gerne bei ihm
kaufte. Einst traf es sich, dass er durch den Burggriesbacher Wald ging,
woselbst sich eine Räuberhöhle, das so genannte Hesenloch befand. Und
richtig! Kaum war er in die Nähe desselben gekommen, als man ihn anhielt,
fesselte und in den Schlupfwinkel schleppte. Furchtbare Gesichter starrten
ihm entgegen, die schlimmen Gesellen durften aber nicht Hand anlegen, ehe
der Hauptmann zur Stelle war. Nach einigen Stunden des Hangens und Bangens
traf der Gefürchtete ein. Doch wer vermöchte den Eindruck zu schildern,
den die ganze Rotte bekam, als ihr Anführer, nachdem er den in einer Ecke
kauernden alten Mann eine Weile betrachtet hatte, plötzlich ausrief: 'Freunde und Kameraden! Diesem hier darf kein Haar gekrümmt werden,
Dieser Judenrabbi ist es, welcher mir jede Woche, wenn ich, als Bettler
verkleidet, durch Sulzbürg wandere, an seinem Tische zu essen gibt.
Lieber hungert er mit seiner Familie, als dass er jemanden, der nach
Speise verlangt, von seiner Türe weist.' Mit verbundenen Augen wurde
der Rabbi in Freiheit gesetzt und man zeigte ihm dann den Weg durch das
Dickicht des Waldes. Infolge seiner peinlichen Redlichkeit, von der seine
Nachlassschrift beredtes Zeugnis ablegt, brachte er es zu einem für die
damalige, anspruchslose Zeit ansehnlichen Vermögen und er leistete damit
unendlich viel Gutes." |
Der alte und der neue Rabbiner in
Sulzbürg (1847)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Orient" vom 5. März 1847: "Sulzbürg wird von 52
Familien gebildet und hat Rabbiner und Lehrer in einer Person. Sein Name
ist Löwenmeier. Doch führt dieser nur den Titel Rabbinats-Adjunkt, da
der alte Rabbiner Weil körperlich noch lebt." |
Gehaltsaufbesserung für Distriktsrabbiner Dr.
Meier Löwenmayer
(1859)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Dezember 1859: "Rabbiner
Dr. Löwenmeier (richtig für Lehmeier) in Sulzbürg war zum
Distrikts-Rabbiner in Burgebrach designiert, erhielt aber von seiner
Gemeinde eine derartige Aufbesserung seiner Stellung, dass er in seinem
bisherigen Wirkungskreise verbleibt. Jedenfalls für beide Teile gleich
ehrenhaft. Nicht minder erfreulich ist es, meinem Jüngsten berichtigend
nachtragen zu können, dass die israelitischen Gemeinden zu Baiersdorf und
Markt-Erlbach das Einkommen ihrer Lehrer um je 50 Gulden jährlich erhöht
haben. Möchten sich recht viele andere Gemeinden hieran ein Beispiel
nehmen." |
25-jähriges
Amtsjubiläum von Rabbiner Dr. Meier Löwenmayer (1875)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 30. November 1875: "Sulzbürg in der Oberpfalz. Am 6.
November wurde in unserer Gemeinde ein seltenes Fest gefeiert. Die hiesige
israelitische Kultusgemeinde ehrte ihren Rabbiner, Herrn Dr. Löwenmayer,
dadurch, dass sie sein 25-jähriges Amtjubiläum in solenner Weise
feierte. Schon in der Frühe waren alle Häuser der Israeliten dekoriert
und beflaggt. Nachmittags 1 Uhr sammelten sich vor der Wohnung des HJerrn
Kultusvorstandes Heinrich Burger sämtliche israelitischen Bewohner, die
Schuljugend in Begleitung irhes Lehrers; ferner als Ehrengäste die
Geistlichen der beiden christlichen Konfessionen Sulzbürgs, der
Bürgermeister mit enigen Verwaltungsmitgliedern, die Lehrer aller drei
Konfessionen, der Kommandant der Feuerwehr, sowie der zur Mitbeteiligung
an der Feier eigens hierher gekommene Kultusvorstand von Neumarkt, Herr S.
Oettinger, nebst Herrn Lehrer Friedmann aus Neumarkt.
Unter Vorantritt eines Musikchores bewegte sich der Festzug zur Wohnung
des Jubilars, woselbst Herr Kultusvorstand Burger mit einer sehr
inhaltsreichen Ansprache das prachtvolle Ehrengeschenk der israelitischen
Gemeinde Sulzbürg dem Jubilar durch eine Schülerin mit einer
entsprechenden Anrede überreichen ließ. Der Jubilar, von den
Ortsgeistlichen in die Mitte genommen, verfügte sich samt dem Festzuge in
die Synagoge, wo zunächst von der Schuljugend unter Leitung ihres Lehrers
ein Choral gesungen wurde; dann rezitierte der Rabbiner drei Dankpsalmen,
darauf folgte eine angemessene Anrede des Lehrers an den Jubilar, an
welche sich eine nach Form und Inhalt meisterhaft gehaltene und
vorgetragene Rede des protestantischen Pfarrers Holzinger anreihte.
Hierauf hielt der Jubilar selbst seine Festrede über das Thema: 'Was hab'
ich in dieser Gemeinde in einem 25-, beziehungsweise 37-jährigen Zeitraum
als Lehrer und Rabbiner erstrebt und gewirkt?' Nach dieser Festrede wurde
die gottesdienstliche Feier mit der Rezitierung des 136. Psalms
geschlossen. Dann verfügte sich der Festzug in das schön dekorierte
Gasthaus, woselbst die Ehrengaben von den drei Filialgemeinden Regensburg,
Neumarkt und Thalmessingen dem Jubilar samt ihren Adressen überreicht
wurden. Der Nachmittag verlief in der heitersten, gehobensten Stimmung und
unter Ausbringung vieler Toaste, in welchen dem so vielseitigen Wirken des
Jubilars in religiöser, pädagogischer und staatsbürgerlicher Hinsicht
Ausdruck gegeben wurde, am alleransprechendsten und beredtesten von Herrn
Pfarrer Prandl.
Erst in später Nacht fand das Fest, bei welchem kein einziger Misston
vernommen wurde, und die Brüderlichkeit der Konfessionen einen so
erhebenden Triumph feierte, seinen würdigen Abschluss mit einem
Nachtständchen, das dem Jubilar ausgebracht wurde." |
80. Geburtstag von Distriktsrabbiner Dr. Meier Löwenmayer
(1893)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. mai 1893: "Sulzbürg, in
der Oberpfalz (Bayern), 14. Mai (1893): Eine seltene und erhebende Feier
wurde am 4. Mai in dem sonst so stillen Marktflecken Sulzbürg begangen.
Herr Distriktsrabbiner Dr. M. Loewenmayer daselbst wurde an seinem 80.
Geburtstage nach einer 55-jährigen rühmlichen Amtstätigkeit in diesem
seinen Geburtsorte von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzregenten
Luitpold mit dem Verdienstkreuze des Michaelsordens ausgezeichnet. Die
ganze Bevölkerung, Israeliten, Protestanten und Katholiken, die
Geistlichkeit und Lehrer aller Kulten, der Bürgermeister und die
Verwaltung der politischen Gemeinde, sämtliche Vereine in corpore, die
Vorstandschaft der zum Rabbinatsbezirk gehörigen israelitischen Gemeinden
Sulzbürg, Neumarkt und Thalmässing (die israelitische Gemeinde gehörte
früher über 20 Jahre lang ebenfalls diesem Rabbinate an) und viele auswärtige
Freunde wohnten der Feier an, zu deren Verherrlichung der Ort in
Flaggenschmuck prangte und jede Berufsarbeit ruht. Nachdem der ehrwürdige,
geistig und körperlich noch rüstige Jubilar in feierlichem Zuge unter
Vorantritt einer Musikkapelle in das reich dekorierte Festlokal geleitet
wurde, überreichte ihm Herr Regierungsrat und Königliche Bezirksamtmann
Roder aus Neumarkt nach einer warmen Ansprache
unter Betonung, dass er nicht nur als Königliche Kommissär
funktioniere, sondern auch als Freund mitfühle, die allerhöchst
verliehene Ordensauszeichnung. Herauf erwiderte der ehrwürdige Jubilar in
beredten Worten und tief gerührt, ehrfurchtsvollen Dank aussprechend.
Hieran reihte sich eine herzliche Ansprache des Herrn Pfarrer Felsenstein
von Sulzbürg, sowie eine solche der Vorstände der israelitischen
Gemeinden Sulzbürg, Neumarkt und Thalmässing und der israelitischen
Lehrer des Bezirkes, die wertvolle Ehrengeschenke überreichte. Zahllose
telegraphische und briefliche Gratulationen liefen von nah und fern ein.
Eine Glückwunschadresse des Konferenzverbandes der bayerischen Rabbiner,
unterzeichnet von dessen Vorsitzenden Herrn Rabbiner Dr. Perles, wurde von
dem Schwiegersohne des Gefeierten, Herrn Religionslehrer etc. Friedmann
aus München, überreicht und verlesen, der auch in tief empfundenen
Worten den Jubilar als mustergültigen Familienvater feierte. Möge dem
Jubilar ein schöner Lebensabend noch beschieden sein." |
Verleihung des Michaelsordens an Rabbiner
Dr. Meier Löwenmayer (1893)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai
1893: "Sulzbuerg (Oberpfalz), 9. Mai (1893). Eine sehr große Ehre widerfuhr am
Lag BaOmer (4. Mai dieses Jahres) unserem 80jährigen Herr Distriktsrabbiner Dr.
Löwenmayer und mit ihm der gesamten jüdischen Bevölkerung Bayerns, da
derselbe von unserem allergnädigsten Prinzregenten mit dem Verdienstkreuze des
Michaelsordens dekoriert wurde, und überreicht der Königliche Kommissär diese
allerhöchste Auszeichnung im Beisein der hiesigen hochwürdigen Geistlichkeit,
Lehrer, sämtliche Vereine, Gemeindeverwaltungen usw. unter Widmung einer die
Verdienste des Jubilars hervorhebenden Ansprache, in der sich der Königliche
Regierungsrat und Bezirksamtmann, Herr Reder aus Neumarkt, als Freund des
Jubelgreises bezeichnete. Es war wirklich eine seltene, erhebende Feier, bei der
es so recht zur Geltung kam, dass der konfessionelle Friede als unschätzbares
Gut zu betrachten ist. Möge es dem ehrwürdigen Greise, der heute noch in
seltener Rüstigkeit funktioniert und wahrhaft die Tora mit der Tradition des
Landes zu verbinden und segensreich zu verbreiten versteht, ad multos annos
(noch für viele Jahre) vergönnt sein, zu wirken und zu streben 'zur Ehre des
Ortes und zur Ehre der Tora'." |
Zum Tod von Rabbiner Dr. Meier Löwenmayer (1895)
Zum Tod von Rabbiner Dr. Meier Löwenmayer
1895
(aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1895): Sulzbürg (Oberpfalz), 4. März
1895.
(hebräisch und deutsch): 'Wehe über die Verlorenen, welche nicht wieder
gefunden werden', rufen wir aus ob des Verlustes, welches die hiesige Gemeinde
durch das Ableben des 82jährigen Herrn Distriktrabbiners Dr. Meier Löwenmayer
erlitten hat. Seine ganze Lebenszeit war eine ununterbrochene Epoche treuester
Pflichterfüllung, rastlosen Fleißes, eifrigen Studiums, das er auch im höchsten
Alter unermüdlich fortsetzte und beim ersten Tagesgrauen erschienen die Sefarim
(Bücher) auf dem Tische, Mikro, Mischna, Talmud. An Kenntnissen auf
rabbinisch-talmudischem Gebiete überaus reich, ebenso in profanen
Wissenszweigen vorzüglich bewandert, durchglüht und begeistert von unserer
heiligen Sinailehre, verherrlichte er dieselbe durch Lehre und Beispiel. Auch im
hohen Greisenalter besuchte der Entschlafene fast jeden Tag, der Ungunst der
Witterung trotzend, das Beit Haknesset (Synagoge) und grämte sich, wenn
er solches auch nur ausnahmsweise meiden musste. Einer Familie entstammend,
deren Ahnen bis in die fernsten Zeiten zurück fast alle zu den Führern und
Leitern unseres Volkes gehörten, besuchte, nachdem er bereits dahier in der
Schule seines Onkels Reb Moscheh sich bedeutendes Wissen erworben, die Jeschiba
in Fürth, hierauf die Lateinschule, Gymnasium und Universität in Erlangen-München,
vervollkommnete sich dann noch weiter in rabbinischen Fachstudien, so dass er
mit drei Morenu-Titeln versehen, die hiesige Stelle, nebst der eines
Religions- und Elementarlehrers übernahm. Im Lehramte war der überaus
talentierte, allgemein beliebte Mann 36 Jahre tätig und als Rabbiner fungierte
er 57 Jahre. Vor zwei Jahren wurde er mit dem Michaelsorden dekoriert.
Am Schabbat, dem 25., übermannte den teuren Entschlafenen in der Synagoge bei Tefilat
Schacharit (Morgengebet) ein Ohnmachtsanfall, dem Lungenentzündung folgte.
Menschliche Kunst bemühte sich vergebens und konnten die von den aufopfernden
Angehörigen berufenen drei tüchtigen Ärzte das teure Leben nicht erhalten,
und am Sonntag nach Beginn des Monats Adar kehrte die lautere Seele des
edlen Mannes in die Hand ihres Urhebers zurück. Bei der Beisetzung, die am Dienstag
nach Beginn des Monats Adar stattfand, zeigte es sich, welcher Beliebtheit
sich der ehrwürdige Diener des Herrn zu erfreuen hatte, nicht nur die hiesigen
Gesamteinwohner, die protestantische und katholische Geistlichkeit von hier und
Umgebung, die Verwaltung der politischen Gemeinde und viele, viele Freunde und
Bekannte beteiligten sich an derselben, auch der Königliche Bezirksamtmann,
Herr Regierungsrat Roder aus Neumarkt und zahlreiche Honoratioren erwiesen dem
großen Menschenfreunde die letzte Ehre. Der Sarg wurde zunächst in die
Synagoge verbracht, woselbst die Herrn Rabbiner Dr. Meyer – Regensburg und Dr.
Deutsch – Burgpreppach-Fürth warmempfundene Worte sprachen, anlehnend an den
Text Exodus 25,8 und Psalm 73,24, den Kronenschmuck des so gelehrten, frommen,
anspruchslosen Amtsbruders hervorhebend. Kein Auge blieb tränenleer, als das
Bild des Edlen entrollt, als der große Verlust geschildert, als Abschied für
immer von dem 'Großen in Israel' genommen wird.
Auf dem Beit HaChaiim (Friedhof) gab Herr Josef Regensburger im Auftrage
der Kultusgemeinde den Gefühlen der Erkenntlichkeit und dem bitteren
Seelenschmerze der zahlreichen Schüler und Freunde gebührenden Ausdruck, während
die Herren Lehrer Kahn-Neumarkt und Oppenheimer-Sulzbürg nach der Beisetzung in
der Synagoge auf das Gemüt einwirkende Ansprachen hielten. Möge Gott die in
tiefe Trauer versenkte Familie und Gemeinde trösten. Die Seele des edlen
Dahingeschiedenen möge am Throne des Höchsten Fürsprecher für uns ein....
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
Ein ähnlicher Nachruf erschien in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 8. März 1895.
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25-jähriges Ortsjubiläum von Rabbiner Dr. Weinberg
(1920)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1920: "Sulzbürg, 29.
November (1920). Am 18. dieses Monats feierte Herr Dr. Weinberg sein 25jähriges
Jubiläum als Rabbiner des Distrikts Sulzbürg. Dem Jubilar wurden an dem
Tage seitens der hiesigen Kultusgemeinde wohlverdiente Ehrungen zuteil.
Nach einem feierlichen Gottesdienste und nach einer Ansprache des Herrn
Kultusvorstandes Dreichlinger wetteiferten die Gemeindeangehörigen, ihrem
Seelsorger ihre Glückwünsche mit ehrenden Anerkennungen zu überbringen.
Besonders herzerfreuend war die Ehrung der Schuljugend, welche unter
Leitung des Herrn Hauptlehrers Nussbaum ihre Wünsche in poetischen Worten
überbrachten. Der Tag bot ein Bild harmonischen Gemeindelebens. – Zu
Ehren des Jubilars veranstalteten sämtliche Anschlussgemeinden des
Distrikts eine größere Feier in Sulzbürg, zu der die Geistlichkeit, der
Marktrat und außer den Gemeindemitgliedern viele Bürger erschienen
waren. Der Saal war prächtig geschmückt. Der Kultusvorstand, Herr
Siegfried Regensburger eröffnete die Versammlung und richtete herzliche
Glückwunschworte an den Jubilar im Namen des Bezirkes Neumarkt. Er sprach
ihm die Anerkennung für sein Wirken aus, das in unserer heutigen Zeit des
Hasses und der Zersplitterung besonders schwierig, aber umso erfolgreicher
gewesen ist. Hochwürden Herr Pfarrer Buchner von hier, beglückwünschte
den Gefeierten in besonders ehrender Weise durch schöne markante Worte.
Der Jubilar habe stets friedliebend unter den sämtlichen Konfessionen
gewirkt, die Katholiken Sulzbürgs hätten allen Grund, an dessen Jubiläum
innigsten Anteil zu nehmen. Auch die Forschungen des Herrn Rabbiners als
Historiker fanden lobende Anerkennung. Ferner beglückwünschten den
Jubilar in herzlichen Worten Herr Bürgermeister Dollinger, Herr Lehrer
Rosenbaum und Fräulein Martha Regensburger von hier. Sodann der Vorstand
der Kultusgemeinde Neumarkt, Herr Fabrikbesitzer Dreichlinger, Herr
Hauptlehrer Nussbaum in Neumarkt, sowie die Herren Wilmersdörfer in
Amberg und Kantor M. Godlewsky in Cham. Dieselben überreichten dem
Gefeierten zum Zeichen der Anerkennung für sein segensreiches Wirken
ansehnliche Geschenke. Nach diesen Reigen von Reden erhob sich Herr
Rabbiner Dr. Weinberg selbst und dankte in längeren Ausführungen tief
gerührt für die unerwartete ihm bereitete Ehrung. (Auch wir stimmen in
den Glückwunsch der Gemeinden ein. Red.)." |
Auflösung des Rabbinates Sulzbürg (1931)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. September 1931:
"Neumarkt
(Oberpfalz). Nach fast 200jährigem Bestehen löste sich mit dem 1. August
dieses Jahres das Rabbinat Sulzbürg auf, nachdem der seitherige
Bezirksrabbiner Herr Dr. Weinberg nach Regensburg berufen wurde und es dem
immer kleiner und wirtschaftlich schwächer gewordenen Bezirk unmöglich
war, sich weiter aufrecht zu erhalten.
Vor der Übersiedelung des Herrn Dr. Weinberg nach Regensburg
veranstaltete die Israelitische Kultusgemeinde Neumarkt eine herzliche
Abschiedsfeier, der sich auch fast alle Mitglieder der Kultusgemeinde
Sulzbürg angeschlossen. Kultusvorstand Baruch sprach Herrn Dr. Weinberg
in bewegten Worten den Dank der Gemeinde Neumarkt aus. Oberlehrer Nussbaum
schilderte den Scheidenden als religiöses und geistiges Oberhaupt wie als
vortrefflichen Menschen und weltlichen Führer, der es meisterlich
verstanden die Forderung Tauroh in derech erez ('Tora verbunden mit
respektvollem Benehmen') seinen Betreuten vorzuleben. Zum Schlusse
dankte er Herrn Dr. Weinberg im Auftrag des Männer- und Jünglingsvereins
für die vielen geistvollen Vorträge, die den Vereinsmitgliedern immer
wertvolle Anregung boten.
Kultusvorstand Grünebaum, Sulzbürg, widmete dem scheidenden Rabbiner
Worte des Dankes. Kommerzienrat Dreichlinger, Mitglied des Rats, sprach
ebenfalls herzliche Abschiedsworte und gab der Freude Ausdruck, dass wir
auch ferner dessen religiöser Führung unterstehen, da ja unser
Rabbinatsbezirk dem Regensburger angegliedert worden sei.
Am Schlusse der Feier, die von musikalischen Darbietungen der Frau kraus
und deren Sohn umrahmt war, danke der Gefeierte in launigen Worten für
die ihm dargebrachten Ehrungen. – Möge Herrn Dr. Weinberg mit seiner
Familie auch in seinem neuen Wirkungskreis Gottes Segen begleiten!" |
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers (Religions- und Elementarlehrer,
Vorbeter) 1870 / 1872 / 1884 / 1885 / 1925
Anzeige in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"" vom 17. Mai 1870: "Die Vorbeter-
und Elementarlehrerstelle ist in hiesiger Kultusgemeinde binnen drei
Monaten zu besetzen. Hiermit ist ein gesichertes Einkommen von jährlich
400 Gulden verbunden; und kann durch Privatunterricht und sonstige
Emolumente auf weitere 150 Gulden
fast mit Gewissheit in dieser 45 Familien zählenden Gemeinde gerechnet
werden. Anmeldungen von geprüften Bewerbern unter Anlage ihrer Zeugnisse
sind frankiert zu richten an den Unterzeichneten.
Sulzbürg bei Neumarkt
in der Oberpfalz, den 3. Mai 1870. Dr. M. Löwenmayer, Distriktsrabbiner." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1870: "Die hiesige
Elementarlehrer- und Kantorstelle, verbunden mit einem gesicherten
Jahreseinkommen von 400 Gulden, das sich durch Nebenemolumente leicht auf
500 Gulden stellen wird, soll bis 1. September besetzt werden. Befähigte
Bewerber wollen ihre Meldungen mit Zeugnissen möglichst bald franco
einsenden an Dr. Löwenmayer, Rabbiner, Sulzbürg bei Neumarkt in der
bayrischen Oberpfalz." |
Auf die Ausschreibung bewarb sich
erfolgreich Lehrer Heinrich Friedmann, der 1872 nach Neumarkt
wechselte (siehe Bericht unten zu seinem 80. Geburtstag). Dadurch war die
Stelle erneut auszuschreiben: |
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom
25. September 1872: "Unterzeichneter sucht bis Ende Oktober laufenden
Jahres einen israelitischen Schulverweser zur Erteilung des Religions- und
Elementar-Unterrichts anzustellen. Der fixe Gehalt ist 425 Gulden. Die
Gemeinde zählt 40 Familien und ist daher zu Nebenverdiensten viel
Gelegenheit geboten. Bewerber wollen sich unter Anlage legaler Zeugnisse
über Befähigung und Leumund an den Unterzeichneten in frankierten
Anmeldungen werden.
Sulzbürg bei Neumarkt in der Oberpfalz, den 15.
September 1872. R. M. Löwenmayer, Rabbiner." |
|
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 1. Oktober 1872:
Die Anzeige (siehe oben) erschien auch in der "Allgemeinen Zeitung
des Judentums". |
|
Bis
1884 war Lehrer A. Bechhöfer in der Gemeinde tätig. Er erkrankte 1884
und suchte zunächst eine Hilfskraft an seiner
Seite. |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1884: "Annonce.
Für die Dauer meines Unwohlseins suche ich sofort einen tauglichen,
unverheirateten Substituten, der den Religionsunterricht in hiesiger
Schule erteilt, sowie auch das Vorbeter- und
Baal-Kore-Amt mit versieht. Kost und Wohnung frei. Fixum mit
Nebengefälle werden nach mündlicher Vereinbarung festgesetzt. Bewerber
wollen ihre Zeugnisse sofort an den Unterzeichneten einsenden.
A. Bechhöfer, Lehrer in Sulzbürg, bei Neumarkt, in Oberbayern." |
Im
Mai wurde die Stelle neu ausgeschrieben. |
Anzeige in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Mai 1884: "Durch die
temporäre Pensionierung des Herrn Lehrers Bechhöfer bis zum 1. Mai 1885
ist die Stelle eines Religions- und Elementarlehrers nebst dem Vorbeteramt
vakant und soll dieselbe binnen 3 Wochen besetzt werden. Diese Stelle kann
zwar vorerst nur bis zum 1. Mai 1885 vergeben werden, es ist aber sehr
wahrscheinlich, dass aus der erfolgten temporären Pensionierung eine
definitive sich entwickelt, wonach auch eine definitive Aufnahme ermöglicht
würde. Das Jahreseinkommen des aufzunehmenden Lehrers und Vorbeters
besteht in einem Fixum von 800 Mark, 300 Mark Nebenemolumente, wovon 200
Mark garantiert werden, außerdem freie Wohnung und Beheizung derselben
wie auch des Schullokals, dann noch wenigstens 100 Mark Zuschuss von der Königlichen
Regierung.
Bedingungen zur Aufnahme sind, dass der Bewerber 1. noch
unverehelicht, 2. ein deutsches Lehrerseminar regelmäßig besucht und
wenigstens mit der Not 'gut' absolviert hat.
Bewerber wollen unter Beilegung ihrer Zeugnisse über Befähigung und
Leumund ihre Gesuche binnen 14 Tagen bei dem Unterzeichneten einsenden,
wobei noch bemerkt wird, dass Reisespesen nur demjenigen vergütet werden,
welcher von der Gemeinde gewählt wird. Sulzbürg bei Neumarkt in der
bayrischen Oberpfalz, den 7. Mai 1884. H. Burger, Kultusvorstand." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1884: "Annonce.
Bei der hiesigen Kultusgemeinde ist die Stelle eines Religionslehrers,
verbunden mit dem Vorbeteramt und Baal Kore, in provisorischer Weise
sofort zu besetzen. Bewerber wollen ihre Meldungen mit Zeugnissen umgehend
an den Unterzeichneten einsenden, und wird die Festsetzung des Gehaltes
nach Übereinkunft erfolgen.
Sulzbürg bei Neumarkt (Oberpfalz, Bayern).
Der Kultusvorstand. Burger." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1885: "Inserat. Die Stelle
eines Religions- und Elementarlehrers mit dem Vorbeteramte soll demnächst
besetzt werden. Das Jahreseinkommen des Lehrers besteht: 1) In einem Fixum
von 600 Mark. 2) Aufbesserung von der Regierung approximativ 200 Mark. 3)
Als Äquivalent für Wohnungsmiete 120 Mark. 4) Für Beheizung des
Schullokals 80 Mark. 5) Nebeneinkünfte exklusive der durch Erteilung von
Privatunterricht zu erzielenden Verdienste werden von der Gemeinde
garantiert 300 Mark.
Falls der Aufzunehmende befähigt ist, auch die Schechita zu übernehmen,
so könnte seinerzeit eine weitere Einnahme von 350 Mark ihm
zukommen.
Bewerber, welche ein deutsches Lehrerseminar besucht und mit einer guten
Note absolviert haben, wollen ihre Gesuche unter Anlage ihrer Zeugnisse über
Befähigung und Leumund binnen drei Wochen bei dem Unterzeichneten
einsenden , wobei noch bemerkt wird, dass postalische Auslagen und
Reisespesen nur jenem vergütet werden, der von der Gemeinde gewählt
wird.
Sulzbürg bei Neumarkt in der bayrischen Oberpfalz, den 23. Mai
1885. H. Burger, Kultusvorstand." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1925
(geschrieben Sulzburg statt Sulzbürg): |
Theatervorführungen der Schuljugend an Purim
(1893)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1893: "Sulzbürg (Oberpfalz).
Am jüngsten Purim brachte die hiesige israelitische Schuljugend unter
Leitung des Lehrers J. Oppenheimer einige höchst gelungene Theaterstückchen
zur Aufführung. Der Arrangeur sowohl als die kleinen Künstler ernteten
den reichsten Beifall aller erschienenen Gäste, unter welchen sich
Vertreter aller Konfessionen befanden. Unter den vielfach ausgebrachten
Toasten sind ganz besonders hervorzuheben jener unseres greisen Herrn
Rabbiners Dr. Löwenmayer – sein
Licht leuchte – auf den viel geliebten Prinzregenten Luitpold,
diesen mit dem frommen Mordechai in 4facher Beziehung vergleichend, und
der Toast des hiesigen Königlichen Lokalschulinspektors Herrn Pfarrer
Felsenstein auf das wohl des Herrn Lehrers Oppenheimer und seiner wackeren
Schuljugend. Möge das herrliche Band des Friedens und der Eintracht,
welches hierorts alle Konfessionen umfasst, niemals gelockert werden, zum
Wohle der Gesamtgemeinde, zum Heile des engeren und weiteren Vaterlandes." |
Lehrer Oppenheimer führt einen Vorbereitungskurs für die
Präparandenschule durch (1900)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1900: "Vorbereitungskurs
für Präparandenschule, 1. und 2. Klasse der Real- und Lateinschule,
beginnend am 18. Oktober dieses Jahres. Gründlichen Unterricht, beste
Aufsicht, Privatnachhilfe gratis, Kost und Logis im Hause, bei mäßigem
Preise. Über strenge Religiosität und erzielte Erfolge stehen
Prima-Referenzen von orthodoxen Rabbinen und Privaten zur Verfügung. J.
Oppenheimer, Elementarlehrer an der israelitischen Volksschule in Sulzbürg
bei Nürnberg, Oberpfalz." |
Vortrag
von Lehrer J. Oppenheimer, gehalten im bayerischen israelitischen Lehrerverein (Korreferat,
1901)
Thema: "Soll die systematische Religionslehre in der Volks- und
Religionsschule als besonderer Unterrichtsgegenstand behandelt
werden?"
Anmerkung: Das Referat, das hier nicht ausgeschrieben wird (bei
Interesse bitte Textabbildungen anklicken) erschien in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 14. März 1901 und vom 15. April 1901.
Spendenaufruf
für einen bedürftigen Kollegen (Lehrer J. Oppenheimer, 1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903:
"Um meinen Bruder sorge ich mich! Ein braver und tüchtiger
Kollege, sowie dessen Frau sind erkrankt und ist ärztlicherseits eine
Badekur ordiniert, ohne dass die Mitte hierzu vorhanden wären. Diese
Ausgaben auf dem Wege der Wohltätigkeit aufzubringen, bedeutet
eine große Mizwah, wodurch zwei hart geprüfte Menschen ihrer Familie
erhalten werden. Schnelle Hilfe - doppelte Hilfe. 'Wer den Armen gibt,
leihet dem Herrn.' Jede Gabe wird dankbar angenommen und ihrem Bestimmungszwecke
zugeführt durch
J. Oppenheimer, Lehrer, Sulzbürg, Oberpfalz." |
Lehrerversammlung
in Nürnberg nach Einberufung durch Lehrer Oppenheimer aus Sulzbürg (1906)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 27. April 1906: "Nürnberg, 22. April (1906). Heute hat
hier im Hotel Plaut eine Versammlung von Lehrern aus Nürnberg, Fürth und
der Umgebung stattgefunden. Der Einberufer, Herr Oppenheimer -
Sulzbürg begrüßte in warmen Worten die Erschienenen, unter ihnen
war auch Herr Distrikts-Rabbiner Dr. Weinberg aus Sulzbürg. Herr
Oppenheimer ging dann zur Tagesordnung über: Konstituierung eines
Fortbildungskurses für die Religionswissenschaften. Das 'alte Lernen'
soll wieder auferstehen. Mit großem Beifall fand dieser Vorschlag
allgemeine Zustimmung seitens der Erschienenen, unter denen sogar Herren
aus Cham und Regensburg zu sehen waren. Ferner hatten eine Anzahl Herren,
die diesmal nicht anwesend sein konnten, schriftlich ihr Einverständnis
erklärt.
Als Ergebnis sei erwähnt: Alle 14 Tage soll der Schiur in Nürnberg im
Vereinshause der Adas-Israel (Esenweinstraße 7) stattfinden, das nächste
Mal am 6. Mai, mit der Tagesordnung: 1 Stunde Mischnajis: Mas. Jebomaus
(Referent: Herr Ellinger in Fürth), 1 Stunde Gemoro: Mas. Schabbos
(Referent: Herr Dr. Weinberg in Sulzbürg), 1 Stunde Pausek: Orach chajim
mit Mogen Awrohom von vorne (Referent: Herr Gutmann in Fürth), 1 Stunde:
1) Muser, 2) Binoh loitim, 3) Droschoh, über Aumer (Referent: Herr
Oppenheimer in Sulzbürg).
Zum Schlusse wurde seitens der Versamm,lung Herrn Oppenheimer noch warmer
Dank gesagt dafür, dass er endlich eine Idee zur Ausführung gebracht
hat, die seit Jahren die bayrische Lehrerschaft beschäftigt und in
anderen Bezirken schon lange verwirklicht werden konnte. Besonders sei
noch betont, dass sich die Versammlung einhellig bereit erklärt hat, für
ein solches 'Lernen' gerne materielle Opfer aus eigenen Mitteln zu
leisten, was schon aus dem Entschlusse zu erkennen ist, so oft als nur
möglich das 'Lernen' stattfinden zu lassen."
|
Theatervorführung der Schuljugend an Purim (1909)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1909: "Sulzbürg, 25. März
(1909). Am Purimfeste veranstaltete die hiesige israelitische Schuljugend
unter Leitung des Herrn Lehrer Oppenheimer
eine kleine Familien- und Abendunterhaltung. Wie vorauszusehen war,
wurde die Veranstaltung so stark besucht, dass viele Leute keinen Platz
finden konnten. Unter den Erschienenen befand sich auch der Herr
Lokalschulinspektor. Es war eine Wonne anzuhören, wie gewandt und sicher
selbst die Kleinsten ihre Gesichte vortrugen. Von Seiten des Publikums
wurde Herrn Lehrer Oppenheimer in anerkennenden Worten der Dank
ausgesprochen." |
Verabschiedung von Lehrer Jakob Oppenheimer (1909)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. September 1909: "Sulzbürg
(Oberpfalz), 20. September (1909). Heute schied unser Lehrer, Herr Jakob
Oppenheimer, nach 24jähriger Amtstätigkeit, um den Posten eines
Elementar- und Religionslehrers in Neumarkt zu übernehmen. Sein Weggang
von hier wird allgemein bedauert und dementsprechend gestalteten sich auch
die zu seiner Ehre veranstalteten Abschiedsfeierlichkeiten. Wir wünschen
ihm in seinem nunmehrigen Wirkungskreise herzlichst Glückauf." |
Zum Tod von
Lehrer Jakob Oppenheimer (1916 in Neumarkt)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Dezember 1916:
"Neumarkt, Oberpfalz. Am Donnerstag, 7. Dezember diesen Jahres starb
hier der in weiten Kreisen bekannte und von Kollegen überaus höch
geschätzte Hauptlehrer Jakob Oppenheimer. 23 Jahre hatte er im nahen Sulzbürg
gewirkt, dem Ursitze des Rabbinats Neumarkt. Vor 7 Jahren trat er die
Stelle eines Elementarlehrers hier in Neumarkt an und wirkte segensreich,
bis ein schweres Leiden ihn zur Aufgabe des Lehramtes zwang. Er wurde am
Sonntag, 10. Dezember auf dem altehrwürdigen Friedhof
Sulzbürgs beerdigt. Aus nah und fern strömten Freunde und Verehrer
herbei. Am Grabe würdigte Herr Rabbiner Dr. Weinberg - Neumarkt die
vielen Verdienste des Entschlafenen, ihm folgten Herr Kultusvorstand
Dreichlinger für Neumarkt, Herr Regensburger für die Gemeinde Sulzbürg,
Herr Oberlehrer Friedmann - München für die Familie, Herr Rosenbaum als
Amtsnachfolger und Freund, Herr Mannheimer - Dettelbach
für den israelitischen Lehrerverein Bayerns, Herr Oberlehrer Nothaas für
den Bezirk Neumarkt, ein Kind des Vorstandes Dreichlinger für die Schule
Neumarkt. Ruhe sanft, du trefflicher Lehrer! Das Gedenken an den
Gerechten ist zum Segen." |
Anstellung von M. Rosenbaum aus Poppenlauer (1909)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1909: "Sulzbürg, 15.
November. Herr M. Rosenbaum in Poppenlauer wurde von der hiesigen Gemeinde
als Lehrer gewählt." |
Auf Grund des Lehrermangels muss ein katholischer Lehrer an
der jüdischen Schule angestellt werden (1910)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Februar 1910: "In Bayern
ist der jüdische Lehrermangel gegenwärtig so groß, dass an der jüdischen
Volksschule in Sulzbürg (Oberpfalz) sogar ein katholischer Lehrer
angestellt werden musste, da ein jüdischer Nachfolger für den an eine
andere Schule versetzten Pädagogen nicht zu finden war." |
Zum 80. Geburtstag des Oberlehrers a.D. Heinrich Friedmann (1929, Lehrer in
Sulzbürg von 1870 bis 1872)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. April 1929: "Heinrich
Friedmann. Am 24. März 1929 konnte der angesehene, allseits beliebte
Schulmann, Herr Oberlehrer a.D. Heinrich Friedmann, in seltener geistiger
und körperlicher Frische seinen 80. Geburtstag begehen. Mit seiner
markanten, stets liebenswürdigen Person ist die Aufwärtsentwicklung
dreier jüdischer Gemeinden Bayerns aufs engste verbunden. 1870 bis 1872
wirkte er als Schulverweser in Sulzbürg (Oberpfalz), gründete im
nachfolgenden Jahre die Elementarschule der Nachbargemeinde Neumarkt
und folgte in Jahre 1884 dem ehrenvollen Rufe der Israelitischen Gemeinde
München als Lehrer und Leiter ihres Religionsschulwesens. Die gegenwärtigen
trefflichen Führer der Münchner Gemeinde und des bayerischen Judentums zählen
zu seinen ehemaligen Schülern. Die Verehrung und Wertschätzung, die dem
Jubilar allseits entgegengebracht wird, ist ein sichtbares Zeichen der
hohen pädagogischen und hervorragenden menschlichen Qualitäten, die er
als Lehrer allezeit in jahrzehntelanger segensreicher Tätigkeit bekundet
hat. Die Liebe zum Berufe ließ ihn erst im schon begonnenen Greisenalter,
im Jahre 1920 von dem Unterrichte und im Jahre 1924 von der bewährten
Leitung zur wohl verdienten Ruhe zurücktreten. Mögen dem Jubilar neben
seiner greisen Gattin, Tochter des im Jahre 1895 verstorbenen Sulzbürger
Rabbiners, Dr. Mayer Löwenmayer, noch viele gesunde und frohe Jahre
beschieden sein. Ad meoh w'essrim schonoh!" |
Die Stelle des Schochet / Schächters und Kultusdieners
Ausschreibungen der Stelle 1871 / 1872 / 1875 / 1882
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1871: "Offene
Stelle. Die
Stelle eines Schächters und Kultusdieners in hiesiger Gemeinde ist bis
zum 1. Oktober dieses Jahres zu besetzen. Der Jahresgehalt ist auf 350
Gulden nebst anderen fixierten und kasuellen Akzidenzien bestimmt.
Bewerber wollen sich in frankierten Anmeldungsgesuchen unter Anlage von
entsprechenden Fähigkeitszeugnissen werden an die Verwaltung der
israelitischen Kultusgemeinde Sulzbürg bei Neumarkt in der bayerischen
Oberpfalz.
Sulzbürg bei Neumarkt in der bayerischen Oberpfalz, den 25.
Juni 1871. Heinrich Burger." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1872: "Offene Stelle. In
hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Schächters, verbunden mit dem Vorsänger
und Schamesdienste, provisorisch zu besetzen. Fixer Gehalt 400 Gulden und
ca. 100 Gulden Nebenverdienste pro anno. Auch kann mit dieser Stelle die
Kultusgemeindeschreiberei mit einem jährlichen Einkommen von 25 Gulden im
Falle Reflektanten die Fertigkeit dazu besitzen, verbunden werden.
Bewerber wollen sich unter Einschickung ihrer Zeugnisse an den
Unterzeichneten wenden.
Sulzbürg bei Neumarkt in der Oberpfalz, den 14.
Juli 1872. Burger II., Vorstand." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Februar 1875: "Bis zum 15. April
dieses Jahres ist am hiesigen Platz die Stelle eines Schächters und
Gemeindedieners mit einem jährlichen fixen Gehalt von 400 Gulden,
exklusive nicht unbedeutender Nebenverdienste, neu zu besetzen. Bewerber,
welche das Amt eines Gemeindedieners nicht mit übernehmen wollen, können
für einen durch mündliches Übereinkommen festzusetzenden Gehalt dennoch
Berücksichtigung finden.
Sulzbürg bei Neumarkt (Oberpfalz, Bayern), 17. Januar 1875.
Die Kultus-Verwaltung. Burger II., Vorstand." |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1882: "In der hiesigen
Gemeinde, dem Sitze eines Rabbiners, erledigt sich vom 1. November dieses
Jahres an, die Stelle eines Schochet und Gemeindedieners, mit welcher ein
fixer Gehalt von Mark 650 und ein approximativer Nebenverdienst von Mark
150 verbunden sind. Bewerber wollen ihre Zeugnisse baldigst mit ihren
Meldungen gelangen lassen an den Vorstand der israelitischen
Kultusgemeinde. Sulzbürg (Oberpfalz, Bayern). Burger." |
Zum 25jährigen Dienstjubiläum von Schochet S.
Königshöfer in Frankfurt (1889, Schochet in Sulzbürg von 1864-1867)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1889: "Frankfurt am Main.
1. April 1889. Heute feierte Herr S. Königshöfer, Schochet bei der
hiesigen Religionsgesellschaft, im engsten Familienkreise, das Fest seiner
25jährigen Funktionierung. Derselbe wurde im jugendlichen Alter von 19
Jahren am 1. April 1853 in Sulzbürg, bayerische Oberpfalz, als Schochet
angestellt, woselbst er zur Zufriedenheit Aller seiner Amtspflichten
oblag. Auf dringendes Verlangen des Distriktsrabbiners R. Seligmann Bär
Bamberger – das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, der ihm
Kaboloh erteilte und ihn als tüchtigen Schochet schätzte, sollte er im
Jahre 1867 die Schächterstelle in Kissingen übernehmen, doch da diese
nicht definitiv war, konnte sich Herr Königshöfer zur Übernahme nicht
entschließen und blieb in seiner alten Stellung. Mittlerweile beschloss
der Vorstand unserer Religionsgesellschaft (sc. in Frankfurt) eine zweite
Schochetstelle zu besetzen, für welche alsdann Herr Königshöfer
gewonnen wurde. Derselbe wirkt nun seit März 1868 in unserer Gemeinde,
deren Vertrauen und Achtung er sich zu gewinnen verstand. Möge es dem
Jubilar noch recht lange beschieden sein, in Kraft und Rüstigkeit weiter
der heiligen Sache zu dienen." |
Zum
40-jährigen Dienstjubiläum von Schochet S. Königshöfer in Frankfurt (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1904: "Frankfurt
am Main. 15. Schewat (= 1. Februar 1804). Heute sind es 40 Jahre, dass
Herr S. Königshöfer hier als Schochet tätig ist. Derselbe wurde am 1.
Februar 1864 von der Gemeinde Sulzbürg (bayerische Oberpfalz) als
Schochet engagiert. nach drei Jahren gab er diese Stelle auf und
bekleidete provisorische Stellen. In Memmingen
war er Schochet und erteilte auch den Religionsunterricht mit solchem
Erfolg, dass der Vorstand mit Hilfe der königlichen Regierung von Schwaben-Neuburg
bewirkt hatte, dass er zur Seminar-Austritts-Prüfung des nächsten
Sommers in Lauingen zugelassen wurde. Kurze Zeit nachher war die zweite
Schochet-Stelle der hiesigen Religionsgesellschaft vakant und meldete sich
Könighöfer, gestützt auf drei Kabbalot (hier: rabbinische
Gutachten) der Kapazitäten Bamberger - Würzburg, Weiskopf - Wallerstein
und Wißmann - Schwabach. Der Erfolg war, dass Königshöfer von mehr als
50 Bewerbern per 1. März 1868 als Schochet engagiert wurde. Die Gemeinde
ließ einen vereinbarten Vertrag auf drei Jahren sehr ungern fallen. J.E." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Feier
zum 50-jährigen Bestehen des Wohltätigkeitsvereines (1863)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. September
1863: "Sulzbürg in der Oberpfalz, 21. August (1863). Der 13. August
war ein weihevoller Freudentag für die israelitische Gemeinde in
Sulzbürg. Es wurde an diesem Tage das fünfzigjährige Bestehen
der Chewra Gemilut Chassodim (Wohltätigkeitsverein) feierlich
begangen. Der ganze Verein, aus 53 Mitgliedern bestehend, fastete bis Nachmittag
1 Uhr, nachdem der Vormittag mit Umgehung des Begräbnisplatzes und mit
Rezitierung des ganzen Buches der Psalmen zugebracht war. Um 1 Uhr
begab sich der ganze Verein unter Vortritt des Rabbiners und der Vereinsverwaltung
in das schön dekorierte Festlokal. Zuerst wurde ein Abschnitt aus dem Ein
Jaakow mit passender Erklärung vorgetragen, dann hielt unser
Rabbiner, Herr Dr. M. Löwenmayer, eine 3/4 Stunden dauernde Festrede
über den Mischnatext: über die drei Säulen der Welt: Tora,
Gottesdienst und Wohltätigkeit. Es war eine gediegene Rede, die eine
ergreifende Wirkung auf jüdische wie christliche Zuhörer hervorbrachte.
Die Vereinsverwaltung verfehlte nicht, ihrem verehrten Rabbiner und
bereits 21-jährigen Vereinslehrer im Namen des Vereins einen wertvollen
silbernen und vergoldeten Pokal zu überreichen; worauf derselbe mit
tiefbewegter Stimme dankend vor allem einen begeisterten Toast,
anknüpfend an die Worte Kos jeschuo Assa Ubeschem Adonai Akra
(Psalm 116,13: 'den Kelch des Heils erhebe ich und den Namen des Ewigen
ruf ich an') Seiner Majestät, unserem geliebten König, Maximilian II,
ausbrachte, dessen liebevolles Herz so väterlich gegen seine
israelitischen Untertanen bewiesen hat. Auch von anderen
Vereinsmitgliedern wurden passende Toaste ausgebracht. Der reichliche Spendenertrag
wurde sogleich unter die Dürftigen verteilt. Es hat der Verein seit
seinem 50-jährigen bestehen bereits über 4.000 Gulden zu wohltätigen
Zwecken verausgabt und besitzt dennoch einen Kapitalstock von über 1.600
Gulden. Nächst diesem Vereine haben wir noch eine Chewra Neurim
mit einem ungefähr gleich großen Kapitale - dann einen
Religions-Schulfond mit einem Vermögen von 4.300 Gulden. So Großes
konnte der religiöse Sinn der Gemeinde, die Tüchtigkeit und Pflichttreue
der Gemeinde- und Vereinsverwaltungen im einträchtigen Zusammenwirken mit
dem Rabbiner mit verhältnismäßig geringen Kräften zu Tage fördern. Hirsch
Feuchtwanger, Kultus-Vorstand." |
Patriotische
Feier zu Ehren des Geburtstages des Prinzregenten (1901) sowie Geburtstagsfest
von J. Landecker, Vorsteher des Jugendvereins
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1901: "Sulzbürg
(Oberpfalz), 18. März (1901). Ein wahrer Kiddusch Haschem
(Heiligung Gottes) war nebst der am Purim von Herrn Lehrer Oppenheimer
veranstalteten, aus allen Bürgerkreisen zahlreichst besuchten und mit
größtem Lobe durchgeführten Schulfeier auch die Festivität, welche der
hiesige Wohltätigkeits- und Jugendverein am 12. dieses Monats zu
Ehren des allerhöchsten Geburtstages Seiner Königlichen Hoheit des
Prinzregenten arrangierte, und fand Mittags 1 Uhr die Mahlzeit statt, alle
Teilnehmer waren von echt jüdischem Geiste beseelt und das Fest von den
umfassenden, tief durchdachten Festreden der Herren Rabbiner Dr. Weinberg
und Lehrer Oppenheimer verherrlicht. Jedem einzelnen Teilnehmer war die
Zunge gelöst, und die Begeisterung, Religion mit Patriotismus gepaart,
erreichte den höchsten Grad, als eine Huldigungsdepesche an den
glorreichen Jubilar verfasst und abgesandt wurde. Auch Herr Wertheimer gab
seiner Loyalität beredten Ausdruck, und Herr Kultusvorstand Burger,
gleichzeitig auch Vereinsvorstand des Wohltätigkeitsvereins, ließ mit
passenden Begleitworten den in jüdischen Kreisen bekannten, bei frohen
und trüben Anlässen unentbehrlichen Teller zirkulieren, und erst als die
Stunde des Micha-Gebetes gekommen war, war die großartig verlaufene
Festlichkeit beendet, die für lange Zeit sowohl im Herzen der Teilnehmer,
als der Gesamtbevölkerung einen kräftigen Grundton hervorgerufen hat,
der für unsere Heilige Wahrheit (= Religion) nur von größtem
Nutzen sein kann.
Am 12. März feierte auch der erste Vorstand des Jugendvereins, Herr J.
Landecker, der schon seit ca. 20 Jahren dieses Ehrenamt mit aller
Gewissenhaftigkeit, Pünktlichkeit und Hingebung bekleidet, sein
Geburtsfest, und auch ihm galten die besten Wünsche der von Jubel und Frohsinn
erfüllten Versammlung, auf dass er noch viele Jahre seiner Familie und
dem Kinde seiner Obhut und Sorge, dem Jugendvereine, gesund und rüstig
erhalten bleibe und zur Zierde und Ehre gereiche." |
Gottesdienst
anlässlich des Geburtstages des
Prinzregenten Luitpold (1904)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März
1904: "Sulzbürg (Oberpfalz). Am Heiligen Schabbat Paraschat
Wajekahel uPekudei (das war Schabbat, 12. März 1904) fand in der
hiesigen Synagoge eine sehr erhebende Feier statt. Der Krieger- und
Veteranenverein wohnte anlässlich des Geburtstages Seiner Königlichen
Hoheit des Prinzregenten Luitpold dem Gottesdienst bei, welcher vormittags
10 Uhr eigens hierfür anberaumt worden war. Mit 'Matauwu'
eröffnet, woran sich die Rezitierung von Mismorim reihte, erlangte
er seine herrlichste Ausgestaltung durch die von Herrn Distrikts-Rabbiner
Dr. Weinberg gehaltene vortreffliche Predigt, welche den Psalm 21,5 zum
Texte hatte, und ebenso trugen die Knaben- und Männergesänge zur
Verherrlichung der Festlichkeit bei, die als ein wahrer Kiddusch
HaSchem (Heiligtum des Gottesnamens) zu betrachten ist. J.
Oppenheimer, Lehrer." |
Berichte zu einzelnen Gemeindemitgliedern
Zum Tod von Mordechai (Marx)
Feuchtwanger (1899)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1899: "Neumarkt,
2.
September (1899). 'Die alte Garde ergibt sich nicht – sie stirbt'.
Mordechai (Marx) Feuchtwanger, der nahezu 84-jährige, so rüstige, körperlich
und geistig stets frische Mann, zählte nicht mehr zu den lebenden. Ein
Schlaganfall streckte ihn am Heiligen Schabbat
mit der Toralesung Schefatim auf das Krankenbett, welches neun Tage später
sein Sterbelager werden sollte. Tora und Derech-Erez
(respektvolles Benehmen) waren so recht in ihm vereinigt, und mit der
Wiedergabe seiner Biographie ist die Geschichte der alten Gemeinde Sulzbürg
auf fast 100 Jahre eng verbunden, aus welcher Kehillo
(Gemeinde) er stammte, woselbst der Name seiner Familie schon seit
undenklichen Zeiten einen guten Klang besaß. In seiner Jugendzeit
besuchte er nebst obligatorischem Religionsunterrichte (damals existierte
in Sulzbürg noch keine jüdische Elementarschule) auch den Privatcheder
(jüdische Privatschule) des Reb Mosche Löwenmayer – das
Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, der eine Jeschiba
(Talmudschule) im Kleinen unterhielt und die Schüler der verschiedensten
Jahrgänge, von 5-18 Jahren in allen Gebieten jüdischen Wissens belehrte,
und Mordechai Feuchtwanger zählte mit zu den eifrigsten und
wissbegierigsten. Obwohl er sich dem Handelsstande widmete, so war er doch
ein Torakundiger und
vervollkommnete sich späterhin noch, insbesondere am Schabbat und an den Feiertagen bei dem Rabbiner Dr. Mayer
Löwenmayer,
der ihm im Jahre … in höchst ehrender Weise den Chawer-Titel
(Auszeichnung für einen Gelehrten) verlieh, welchen Herr Rabbiner Dr.
Weinberg – sein Licht leuchte – am 80. Geburtstag des nunmehr selig
Entschlafenen erneuerte. Das Vertrauen der Gemeinde berief ihn in die
Verwaltung, ebenso zum Gaboi des Wohltätigkeits-, Talmud-Tora- und
Jugendvereines und sein liebliches, angenehmes Organ, verbunden mit einem
Schatze unverfälschter, althergebrachter, ortsüblicher Melodien befähigte ihn, auch in den Jomim Hanoraim (ehrfurchtgebietenden
Tagen) (als Vorbeter) zu amtieren und am Schabbat Schabbaton (= Hoher Versöhnungstag, Jom Kippur) das Tefillat
Mincha (Mittagsgebet) und später Tefillat
Schacharit (Abendgebet) mit wahrhafter Hingabe
vorzutragen. Als er daher vor ca. 18 Jahren, unter Berücksichtigung
mancherlei Verhältnisse den Entschluss fasste, seine Muttergemeinde zu
verlassen, um sich der aus den Fruchttrieben derselben entsprossenen
Anpflanzung in Neumarkt
anzuschließen, bedauerte man seinen Wegzug sehr lebhaft und die Lücke,
welche hierdurch entstand, war schmerzlich, ihm selbst gereichte es
ebenfalls nicht zum dauernden Glücke; denn dieses, neckisch und
launenhaft, schien von ihm gewichen zu sein, als der Tod seinen wohl
versorgten Sohn nach kurzem Eheglücke von seiner Seite riss und ihm die
treue Gattin, eine wackere Frau
im wahrsten Sinne des Wortes, raubte, und oft bereute er es, den
Wanderstab ergriffen zu haben, da er zudem mancherlei Gebräuche und
Einrichtungen der alten Heimat schmerzlich vermisste. In dem mit Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit,
jenen Grundsäulen des Weltgebäudes Ausgestatteten lebte aber nebst dem,
eine Liebenswürdigkeit und stete Freundlichkeit, eine gereifte Erfahrung
und Wissen auch auf profanem Gebiete, sodass sich seine Verehrer und
Freunde aus allen Bevölkerungskreisen rekrutierten und man gerne in
seiner Nähe verweilte, um seinen einsichtigen, mit Witz, Gleichnis und
Beispiel belegten Worten zu lauschen und seinem überlegten, vernünftigen
Urteile zu vertrauen. Daher erstreckt sich der Verlust um diesen wackeren
Kämpen der Vorzeit noch weiter als auf seine Familieglieder, denen er
selbstredend in erster Linie das Vorbild, der Inbegriff von Tugend und Frömmigkeit,
allumfassender Menschenliebe und Toleranz, Vater und Berater gewesen, und
die zahlreiche Beteiligung am Leichenbegängnisse bewies, dass auch
weitere Kreis in Mitleidenschaft gezogen sind, welchem Gedanken auch der
amtierende Geistliche, Herr Rabbiner Dr. Weinberg – sein Licht leuchte
– unter Zugrundelegung der Textworte: … gebührenden Ausdruck verlieh.
Durum; sed levius fit patientia. Quidquid corrigere est nefas.
'Hart ist's, aber Geduld erleichtert, was zu ändern versagt ist'. Hebräisch
und deutsch: 'Wehe um die, welche ich verloren, und die nicht mehr
gefunden werden.' Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Die beiden Kultusvorstände - Joseph Regensburger und Seligmann Haas - werden als Mitglieder der
Marktgemeindeverwaltung gewählt (1905)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1.
Dezember 1905: "Sulzbürg (Oberpfalz). Am 24. dieses
Monats wurden die beiden Kultusvorstände, Herr Joseph Regensburger
und Herr Seligmann Haas, ersterer zum Beigeordneten, letzterer als
Mitglied der Marktgemeindeverwaltung wiederum gewählt, ein erfreuliches
Zeichen friedlichen Einvernehmens der hierorts wohnenden, konfessionell
gemischten Bevölkerung." |
Zum Tod von Löw Feuchtwanger (1909)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1909: "Sulzbürg, Oberpfalz,
12. März (1909). Am Purim fand die Beerdigung unseres ältesten
Gemeindemitglieds, des Herrn Löw Feuchtwanger statt, der an diesem Tage
seinen 88. Geburtstag gefeiert hätte. Wir verlieren in ihm einen guten
Jehudi. Der Verstorbene war auch viele Jahre an den ehrfurchtgebietenden
Tagen in hiesiger Gemeinde als Baal-Tefillah und Baal-Tokeah tätig
und lange Zeit Mitglieder der jüdischen Verwaltung. Herr Rabbiner Dr.
Weinberg widmete dem Verstorbenen, angesichts des Festes, einen nur
kurzen, aber inhaltsreichen und dem Worte und der Bedeutung des
Entschlafenen angemessenen, auf biographische Tatsachen sich beschränkenden
Nachruf. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Goldene Hochzeit von Moses Aron Regensburger und Emma
geb. Nahm (1911)
Meldung im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai 1911: "Sulzbürg
(Oberpfalz). Moses Aron Regensburger und Frau Emma geb. Nahm feierten ihre
goldene Hochzeit." |
Zum Tod von Jakob David Neustädter (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1915: "Sulzbürg, 12. Juli
(1915). Am vorletzten Sabbat starb hier Herr Jakob David Neustädter,
einer der Besten unserer Gemeinde, im 66. Lebensjahre. Mit ihm ist ein
wahrhaft frommer und bescheidener Jehudi dahingegangen. Selbst bewandert
im Studium der heiligen Bücher, lernte er nicht nur selbst mit Fleiß
Tora, er versäumte auch keine Gelegenheit, die Erläuterung von Gottes
Wort durch andere zu hören. Viele Jahre schon wurden die Schiurvorträge
der beiden hiesigen Chewras in seinem Haus abgehalten. Er versäumte,
soweit es nur immer in seiner Kraft stand, keinen Gottesdienst und
verstand es, im Vereine mit seiner gleich gesinnten Gattin meisterlich,
seinen Kindern eine echt jüdische Erziehung angedeihen zu lassen. Sein
Wohltätigkeitssinn machte die Armen zu seinen Hausgenossen. Viele Jahre
war er Vorstand des Jugendvereins und Verwaltungsmitglied verschiedener bürgerlicher
Vereine. Bezeichnend für seine Bescheidenheit ist der Umstand, dass er,
als ihm der Chower-Titel verliehen werden sollte, denselben ablehnte, mit
der Bemerkung: 'Er sei der Ehrung nicht würdig'. Zu seiner Beerdigung
waren Verwandte und Freunde aus nah und fern herbeigeeilt. Die herrlichen
Eigenschaften des Verstorbenen und der Verlust, den Familie, Gemeinde und
Vereine erlitten, schilderten am Grabe die Herren Distriktsrabbiner Dr.
Weinberg, Kultusvorstand Josef Regensburger, Lehrer Max Rosenbaum
und
namens der Hinterbliebenen ein Sohn des Verstorbenen, Herr Gustav
Neustädter.
Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens."
|
Im
Ersten Weltkrieg hatte die Familie Freising fünf Söhne im Feld (1924)
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 24. April 1924: "1000 Mark
Belohnung setzte
im 'Münchener Beobachter' der bekannte deutschvölkische Führer Dietrich
Eckardt für den aus, der ihm eine jüdische Mutter benennen würde,
die drei Söhne auch nur drei Wochen im Schützengraben aufzuweisen
hätte. Durch diese höhnische Auslobung wollte Eckardt 'beweisen', dass
die jüdischen Soldaten im großen Kriege ihre Pflicht schmählich
vernachlässigt hätten und sich, wie er und seine Freunde tagtäglich
verbreiten, in der Etappe statt im Schützengraben breit machten.
Eckardt erlebte einen bösen Reinfall!
Rabbiner Dr. Freund in Hannover benannte zwanzig Mütter seiner
Gemeinde, die den Anforderungen entsprachen. Und als Eckardt sich die
1000.- Mark zu zahlen weigerte, verurteilte ihn das Landgericht München
zur Zahlung. Die Beweisaufnahme ergab, dass in Hannover allein 20
jüdische Familien vorhanden waren, die drei Söhne und mehr drei Wochen
gleichzeitig im Felde hatten und aus anderen Orten Deutschlands wurde eine
lange Liste von jüdischen Familien vorgelegt, welche gleichzeitig
sieben, ja sogar acht Söhne vor dem Feinde hatten.
Die Liste begann: Frau Therese Kraemer in Crailsheim
hatte acht Söhne im Felde.
Frau David Hirschberg in Zwesten,
Post Borken, hatte sieben Söhne im Felde.
Familie L. Caminer in Charlottenburg, Kurfürstendamm 61, hatte sieben
Söhne im Felde.
Frau Delphine Loeb in Worms,
Karmeliterstraße 2, hatte sechs Söhne im Felde.
Familie Samuel Wolf in Aurich hatte sechs
Söhne im Felde.
Familie Arnold Visser in Emden,
Etzardstraße 4, hatte sechs Söhne im Felde.
Familie Meyer in Steinfurt hatte sechs Söhne im Felde.
Familie Marx in Linz am Rhein hatte sechs
Söhne im Felde.
Simon Freising aus Sülzburg hatte fünf Söhne im Felde." |
80. Geburtstag von Moritz Wertheimer (1929)
Artikel in der Bayerischen Israelitischen
Gemeindezeitung am 15. September 1929: "Neumarkt (Oberpfalz). Am 21. September
1929 feiert Herr Moritz Wertheimer in Sulzbürg seinen 80. Geburtstag in
seltener geistiger Frische. Der ehrwürdige Jubilar ist mit seiner
Glaubensgemeinde, der er 30 Jahre als Kultusbeamter treu gedient, aufs innigste
verbunden; er sah sie wachsen und blühen und sieht sie nun zu seinem größten
Schmerze leider auch zusammensinken. Fast alle hebräischen Inschriften der
Synagoge und des Friedhofes sind von ihm geschrieben oder aufgefrischt und gar
manche Zuwendung an die Gemeinde in Form von Geldspenden oder Kultusgegenständen
erfolgte durch seine Anregung und Vermittlung. Das von ihm musterhaft angelegte
und geführte Begräbnisbuch ermöglicht die beste Orientierung, und das
staunenswerte Gedächtnis des betagten Jubilars verschaffte ihm mit Recht den
Namen der lebendigen Chronik Sulzbürgs. Mögen dem wackeren Mann noch recht
viele freudvolle Jahre beschieden sein. N."
|
75. Geburtstag von Jette Neustädter geb. Feldmann (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1931: "Sulzbürg,
Oberpfalz, 3. Februar (1931). Am 17. Februar feiert Frau Jette
Neustädter,
Witwe des im Jahre 1915 in Sulzbürg, Oberpfalz, verstorbenen und in
dortiger Gegend noch in bester Erinnerung stehenden J.D. Neustädter –
das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – im Kreise ihrer Kinder
ihren 75.- Geburtstag. Frau Neustädter erfreut sich bester körperlicher
und geistiger Gesundheit und gilt als eine jener frommen Frauen, für die
es zu allen Zeiten nur einen Weg gibt, den von der Thauro (Tora)
vorgeschriebenen. Arme und Bedürftige waren, solange sie eigenen Haushalt
führte, die gern gesehenen Gäste ihres Hauses, und in gleichem, treuem
Sinne hat sie ihre Kinder erzogen. Möge sie im Kreise ihrer Kinder und
Enkel noch recht viele Simchaus (Freuden) erleben. (Alles Gute) bis 120." |
Zum
Tod von Jette Neustädter geb. Feldmann (gest. 1934 in Demmelsdorf, beigesetzt
in Sulzbürg)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1934:
"Sulzbürg, 12. November (1934). Hier wurde Frau Jette
Neustädter geb. Feldmann im Alter von fast 79 Jahren auf dem Friedhof
zur letzten Ruhe gebracht. In Altenmuhr
geboren, gründete sie in Sulzbürg an der Seite ihres noch heute
in der Erinnerung der Gemeinde unvergessenen Jakob David Neustädter eine
Ehegemeinschaft, in der tiefste Frömmigkeit, vorbildliche Rechtlichkeit
und geradezu patriarchalische Häuslichkeit und Schlichtheit herrschten.
Eine große Anzahl von Kindern wurde dem Ehepaar geschenkt. Sie alle zogen
in die weite Welt hinaus und sie alle bereiteten dem Namen ihrer Eltern
als treue Juden und wackere, tadellose Menschen Ehre. Bereits vor 19
Jahren ist ihr Gatte ihr im Tode vorausgegangen, und sie stand allein.
Aber sie war nicht allein. Die vielen Kinder in allen Gegenden des Landes
wetteiferten miteinander, sie mit ihrer Liebe zu überhäufen und ihr ein
Teil dessen zu vergelten, was sie als aufopfernde Mutter ihnen getan. So
verbrachte sie ihren Lebensabend in der liebvollen Umgebung und Pflege der
Familien ihrer Kinder, bald hier, bald dort; und überall war sie geboren.
Bei einer ihrer Töchter in Demmelsdorf,
die wenige Wochen vorher erst selbst furchtbar durch den Tod ihres braven
Mannes heimgesucht war, erreichte sie trotz hingebungsvoller Pflege das
Ende, dem sie in frommer Ergebung sein Jahren schon ruhig entgegengeschaut
hatte. Und pietätvoll erfüllte man ihren letzten Wunsch und brachte sie
hier in Sulzbürg an der Seite ihres Gatten zur ewigen Ruhe.
Bezirksrabbiner Dr. Weinberg aus Regensburg fand am Grabe herzliche und
aufrichtige Worte des Abschiedes für diese seltene Frau, die stets auch
als eine treue Freundin seines Hauses sich bewiesen hat."
|
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Manufaktur- und Tuchgeschäftes David Löw (Inh.
Frieda Kahn, 1906)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26.
Januar 1905: "Suche per 1. Mai für mein Sabbath und Festtage
geschlossenes Manufaktur- und Tuchgeschäft einen branche- und
buchführungskundigen
Detailreisenden.
Reflektierende wollen sich direkt unter Angabe ihrer bisherigen Tätigkeit
und Gehaltsansprüche wenden an Firma
David Löw, Sulzbürg i. Oberpfalz, Inhaber Frau Frieda
Kahn." |
Sonstiges
Das Landheim Sulzbürg der Esra-Gruppe Nürnberg
e.V.
Das Landheim befand sich im Haus Vorderer Berg 6.
Über das Landheim in Sulzbürg (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1928: "Landheime.
Die Bedeutung der Landheime auf sozialem und erzieherischem Gebiet hat in
den letzten Jahren stetig zugenommen. Die Erkenntnis, dass hier wirksamste
Hilfe auf den beiden genannten Gebieten gemäß den Erfordernissen unserer
Zeit geleistet werden kann, setzt sich immer mehr durch. In den
verschiedensten Gegenden Deutschlands bestehen heute Landheime, die Angehörigen
aller jüdischen Kreise zu den billigsten Verpflegungssätzen Aufnahme gewähren
und über den rein körperlichen Erholungserfolg hinaus, auch geistige Förderung
des Jugendlichen durch die Einwirkung des jüdischen Milieus erstreben.
Das seit 5 Jahren bestehende Landheim in Sulzbürg (Oberpfalz) der
Esra-Gruppe Nürnberg e.V. hat, wie der in diesem Jahre erstmals im Druck
erscheinende Bericht für 1927 erkennen lässt, in seinem Wirken für
soziale und erzieherische Förderung von Jugendlichen durch die erzielten
Erfolge seine Daseinsberechtigung bewiesen. Es hat, wie die Nachfrage
zeigt, dargetan, dass hier eine Lücke in der jüdischen Wohlfahrtspflege
für Süddeutschland ausgefüllt wurde. Aufnahme fanden aber auch Kinder
aus dem ganzen übrigen Deutschland. Betont sei, dass das Sulzbürger Heim
das einzige im Eigentum einer Esragruppe befindliche ist.
Unter den besten Bedingungen landschaftlicher Umgebung, der Räumlichkeiten,
Verpflegung und vor allem des angestrebten jüdischen Milieus, kann hier
tatsächlich, wie der Bericht ersehen lässt, bei fortschreitender günstiger
Entwicklung Vorzügliches geleistet werden. An Einzelheiten seien aus dem
Bericht angeführt, dass im vergangenen Jahre in den Monaten Juli-August
42 Jugendliche Aufnahme finden konnten. Der Verpflegungssatz betrug Mark
3.- pro Kopf und Tag. Im nächsten Jahre wird das Fassungsvermögen des
Heims auf 25 bis 30 Jugendliche für die Abteilung erweitert. Wegen
Verwertung des Heims in der übrigen Zeit des Jahres, wird mit anderen
Organisationen verhandelt. Geplant wird die Errichtung einer Erholungsstätte
für junge Kaufleute im Heim. Die finanzielle Lage des Heims ist zurzeit,
da noch der Kaufpreis abzutragen ist, eine äußerst angespannte.
Die Unterstützung dieser wichtigen Institution kann dringend empfohlen
werden. Exemplare des Jahresberichts sind bei der Geschäftsstelle: Dr.
Heinrich Klein, Nürnberg, Bauerngasse 36 zu erhalten. Meldungen für
Juli, August (Jugendliche von 12 bis 18 Jahren) können auch heute schon
eingereicht werden." |
|
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Februar 1928:
"Landheim
Sulzbürg (Oberpfalz) der Esra-Gruppe Nürnberg e.V.
Die Bedeutung der Landheime auf sozialem und erzieherischem gebiet hat in
den letzten Jahren stetig zugenommen. Die Erkenntnis, dass hier wirksamste
Hilfe auf den beiden genannten Gebieten gemäß den Erfordernissen unserer
Zeit geleistet werden kann, setzt sich immer mehr durch. In den
verschiedensten Gegenden Deutschlands bestehen heute Landheime, die Angehörigen
aller jüdischen Kreise zu den billigsten Verpflegungssätzen Aufnahme gewähren
und über den rein körperlichen Erholungserfolg hinaus, auch geistige Förderung
des Jugendlichen durch die Einwirkung des jüdischen Milieus erstreben.
Das seit fünf Jahren bestehende Landheim in Sulzbürg (Oberpfalz) der
Esra-Gruppe Nürnberg e.V. hat, wie der in diesem Jahre erstmals in Druck
erscheinende Bericht für 1927 erkennen lässt, in seinem Wirken für
soziale und erzieherische Förderung von Jugendlichen durch die erzielten
Erfolge, seine Daseinsberechtigung bewiesen. Es hat, wie die Nachfrage
zeigt, dargetan, dass hier eine Lücke in der jüdischen Wohlfahrtspflege
für Suddeutschland ausgefüllt wurde. Aufnahme fanden aber auch Kinder
aus dem ganzen übrigen Deutschland. Betont sei, dass das Sulzbürger Heim
das einzige im Eigentum einer Esragruppe befindliche ist.
Unter den besten Bedingungen landschaftlicher Umgebung, der Räumlichkeiten,
Verpflegung und vor allem des angestrebten jüdischen Milieus, kann hier
tatsächlich, wie der Bericht ersehen lässt, bei fortschreitender günstiger
Entwicklung Vorzügliches geleistet werden." |
Aufnahmen im Landheim
Sulzbürg (Sommer 1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1928: "Nürnberg, 10. Mai
(1928). Das Landerholungsheim für Jugendliche in Sulzbürg (Oberpfalz) eröffnet
seinen Betrieb am 15. Juli dieses Jahres. Aufgenommen werden in zwei je
dreiwöchentlichen Abteilungen Jugendliche im Alter von 10-18 Jahren.
Anmeldungen oder Anfragen sind an die Geschäftsstelle, Dr. H. Klein, Nürnberg,
Bauerngasse 36 oder an Herrn M. Wechsler – Nürnberg, Zufuhrstraße 25
zu richten. Alle näheren Bedingungen der Aufnahme sind aus den
Aufnahmebestimmungen ersichtlich, die nach Eingang der Meldung übersandt
werden. Es empfiehlt sich, die Meldungen baldigst einzureichen. Nach den
Bestimmungen können Meldungen, die nach dem 15. Juni einladen, nur in
Ausnahmefällen berücksichtigt werden." |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli 1928:
"Landheim
Sulzbürg.
Das Landheim Sulzbürg (Oberpfalz) eröffnet seinen Betrieb in
diesem Jahre am 15. Juli. Aufgenommen werden in zwei je dreiwöchentlichen
Abteilungen Jugendliche beiderlei Geschlechts im Alter von 10-18 Jahren.
Die Anmeldungen müssen baldmöglichst erfolgen, Meldungen, die nach dem
15. Juni einlaufen, können in den meisten Fällen nicht berücksichtigt
werden. Näheres über die Bedingungen ist aus den Aufnahmebedingungen
ersichtlich, die nach Einreichung der Meldung oder auf Anfragen übersandt
werden. Meldungen oder Anfragen an die Geschäftsstelle: Dr. H. Klein, Nürnberg,
Bauerngasse 36, oder an Herrn M. Wechsler, Zufuhrstraße 25."
|
Aufnahmen im Landheim Sulzbürg
(Herbst 1928)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August
1928: "Nürnberg, 8. August (1928). Das Landheim
Sulzbürg (Oberpfalz) der Esragruppe Nürnberg e.V. bleibt in diesem Jahre
auch im September (über die israelitischen Feiertage) geöffnet.
Aufgenommen werden können sowohl einzelne Personen als auch Familien.
Für beste Bewirtschaftung ist Sorge getragen, betont sei, dass die
landschaftlichen und klimatischen Vorzüge von Sulzbürg auch im
Nachsommer noch eine hervorragende Erholungsmöglichkeit bieten.
Pensionspreis wird sich auf etwa Mark 4.- bis 4.50 stellen, ist also sehr
mäßig. Interessenten wollen sich baldigst an die Geschäftsstelle (Dr.
H. Klein - Nürnberg, Bauerngasse 36) oder an Herrn M. Wechsler -
Nürnberg, Zufuhrstraße 25) wenden." |
Aufnahmen
im Landheim Sulzbürg (Sommer 1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 30. Mai 1930: "Nürnberg, 22. Mai (1930). Das
Landheim Sulzbürg (Oberpfalz) der Esra-Gruppe Nürnberg e.V. eröffnet
seinen Ferienbetrieb vom 15. Juli dieses Jahres bis 31. August. Der
Verpflegungssatz beträgt RM. 3. Das Heim nimmt Jugendliche im Alter von
10-16 Jahren auf. Anmeldungen wollen bis spätestens 15. Juni an die
Geschäftsstelle, Dr. Heinrich Klein, Nürnberg, Bauerngasse 36
erfolgen." |
Aufnahmen im Landheim Sulzbürg
(1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Januar 1933: "Nürnberg, 20.
Januar (1933). Das Landheim Sulzbürg in der Oberpfalz der Esra-Gruppe Nürnberg
e.V. beabsichtigt neben der bisher alljährlich vorgenommenen
Unterbringung der schulpflichtigen Jugendlichen in diesem Jahre in den
Monaten Juni und Juli auch vorschulpflichtige Kinder im Alter von 5 bis 6
Jahren unter Leitung und Beaufsichtigung von Kindergärtnerinnen im Heim
aufzunehmen. Sulzbürg ist mit seiner hervorragenden landschaftlichen Lage
als Höhenluftkurort als Erholungsaufenthalt bestens geeignet. Um schon
jetzt einen Überblick für die zu erwartende Inanspruchnahme zu gewinnen,
bitten wir Interessenten sich an die Geschäftsstelle (Dr. Heinrich Klein,
Nürnberg, Zufuhrstraße 25) zu wenden." |
Betrieb des Landheimes (1933)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juni 1933: "Nürnberg, 11. Juni.
Das Landheim Sulzbürg (Oberpfalz) der Esragruppe Nürnberg e.V. wird
planmäßig in diesem Jahr Mitte Juli zum Sommererholungsbetrieb für
Jugendliche eröffnet. Vorgesehen sind 2 Abteilungen von je 3 Wochen. Der
tägliche Verpflegungssatz beträgt trotz Erhöhung der Lebensmittelpreise
wie im Vorjahr Mark 2.70. Meldungen wollen bis 25. Juni an die Geschäftsstelle
Dr. Heinrich Klein, Nürnberg, Bauerngasse 36, ergehen." |
Sonstiges zu einzelnen Personen
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Babette Dittenheimer aus Hüttenbach (gest.
1904) und Emanuel Dittenheimer aus Sulzbürg
(gest. 1893)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
Der Geburtsname von Babette Dittenheimer wird nicht mitgeteilt. Beim Geburtsort
von Emanuel Dittenheimer ist sehr wahrscheinlich Sulzbuerg
statt Sulzberg zu lesen. .
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Grabstein für "Our beloved Mother
Babette Dittenheimer
Native of Hüttenbach Hermany
Died Jan. 29, 1904 Aged 77 Years und
"My beloved Husband and our dear Father
Emanuel Dittenheimer
native of Sulzbuerg Germany
Died March 23, 1893 Aged 76 Years". |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
der in Sulzbürg geborenen
Babette Kahn geb. Neustädter |
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Kennkarte (ausgestellt in Dieburg
1939) für Babette Kahn geb. Neustädter (geb. 29. Januar 1889 in Sulzbürg), wohnhaft in Dieburg, am 25.
März 1942 deportiert ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski,
umgekommen |
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