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Friedhöfe in der Region"
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Walsdorf (VG
Stegaurach, Kreis
Bamberg)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Walsdorf (interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische Friedhof in
Walsdorf wird erstmals 1628 genannt. Damals erwarben die Juden des
Hochstifts Bamberg gemeinsam mit den jüdischen Gemeinden Bischberg, Burgebrach,
Walsdorf, Viereth und Trunstadt aus dem Grundbesitz der Crailsheimer einen
"unfruchtbaren, steinigten hügel", auf dem sie ihren Friedhof
anlegten. 1676 wurde ein hölzerner Zaun um den Friedhof errichtet. Auch
wurde ein Häuschen erstellt. 1719 wurde der Friedhof erweitert. 1742
wurde ein großes Taharahaus erbaut. An ihm finden sich zwei Inschriftentafeln
in hebräischer Schrift. Demnach ist das Gebäude 1742 auf Kosten des Elieser
Lippmann und seiner Frau erbaut worden. Auf dem Walsdorfer Friedhof wurden auch
die Juden umliegender Gemeinden (u.a. Burgebrach,
Bischberg,
Grasmannsdorf, Viereth
und Trunstadt)
beigesetzt, bis 1851 auch die Verstorbenen der Bamberger
jüdischen Gemeinde. Die Friedhofsfläche umfasst nach mehrfachen
Erweiterungen 70,10 ar. Die heutige Umgrenzung wurde vermutlich 1887 gesetzt.
Daran erinnert eine Inschrift an der linken Sandsteinsäule des Eingangstores,
das über eine Treppe von der Verbindungsstraße Waldsdorf - Steinsdorf zu
erreichen ist.
Die ältesten Gräber des Friedhofes liegen von dem heutigen Eingangstor aus
gesehen rechts vom Tahara-Haus, die jüngsten Gräber am unteren Ende des
Hohlweges.
Es sind im Bereich vor dem Taharahaus mehrere Rabbinergräber (Bamberger
Landrabbiner) vorhanden, u.a. mit den auf den Grabsteinen angegebenen Titeln -
die Gräber von haRav jaGadol weMufla Mordechai Lipschitz Av
Beth Din we Rab de Medinat Bamberg weMilfanaim jaNagid Rabanut (Landrabbiner
von 1678-1685), haRav haMedina Av Beth Din haGaon Nathan ben
Morenu ha Rav Chaim Utitz (1731-1742), Joseph ben David Breslau
(1743-1752), jaGaon Av Beth Din Morenu haRav Jehuda ben haChaver Josef haCohen
Katz (1880-1788), haRab haGaon Morenu haRav Uri Schraga Feis ben Rav Schmuel Av
Beith Din Frensdorf (1797-1802) und Adoenu weRabenu hjaGaon Av Beth Din Ja'akov
Josef ben Rabenu weMorenu David Gersfeld Secher Zadik le bracha (1802-1814).
Text aus Rabbiner Dr. Adolf Eckstein:
Festschrift zur Einweihung der neuen Synagoge in Bamberg. 1910. Nachdruck
1989 im Zusammenhang mit der Anlage des neuen jüdischen Friedhofes in
Bamberg S. 101-102:
"Der jüngeren Generation wird es fast wie ein Märchen klingen, dass
noch vor sechs Jahrzehnten die Verstorbenen der Gemeinde (sc. Bamberg) zur
Auswanderung ins Exil verurteilt waren und erst nach zweistündiger
Reise
in der Nähe von Walsdorf die letzte Heimat erreichen konnten. Der dort
auf einem Hügel romantisch gelegene Friedhof, auf welchem Hunderte von
eingesunkenen und verfallenen Grabsteinen wie stumme Zeugen einer längst
vergessenen Zeit mit ergreifendem Ernste die Vergänglichkeit alles
Irdischen künden, war seit dem 17. Jahrhundert gemeinsames Eigentum der
Gemeinden Bamberg, Bischberg,
Burgebrach, Grassmansdorf, Lisberg,
Reichmannsdorf, Trabelsdorf,
Trunstadt, Viereth und
Walsdorf. Der Bedarf für Unterhaltung dieser
Wohnstätte des Todes im Betrage von etwa 30 Gulden pro Jahr wurde von den
Gemeinden des Friedhofsverbandes durch Umlagen, welche durch
Übereinkommen vom 18. August 1830 geregelt waren, zusammengesteuert. Bei
Sterbefällen musste von den betroffenen Familien eine Gebühr von ½ bis
1 ½ Gulden an die Friedhofskasse entrichtet werden, von Kindern bis 13
Jahren die Hälfte. Arme konnten gratis sich begraben lassen. Mit welchen
Beschwerden und Unkosten der Transport eines Wanderers auf seinem letzten
Wege von Bamberg nach Walsdorf verbunden war und in wie wenig würdiger
Weise der Akt einer Bestattung vollzogen wurde, kann man sich denken, wenn
man sich vergegenwärtigt, dass das Trauergefolge am unteren Kaulberg (sc.
in Bamberg) umkehrte und nur vier Mitglieder des Beerdigungsvereins eine
Leiche bis zu ihrem Ziele begleiteten..." |
Bis 1963 gehörte der Friedhof der Freiherrlichen Crailsheim'schen Familienstiftung.
Dann ging er durch Kaufvertrag an die Israelitische Kultusgemeinde in Bayern
über. Hinter dem Eingangstor liegt der ältere Teil. Der jüngere Teil liegt an steil
abfallendem Gelände. Der Friedhof ist von einem Maschendrahtzaun bzw. auch
Hecken umgeben.
Der Friedhof wurde mehrfach geschändet. Im November 1935 wurden
70 Grabsteine umgeworfen. Im Oktober 1953 wurden sieben Grabsteine umgeworfen.
Nach neueren Zählung befindet sich heute auf dem Friedhof ca. 1084
Grabsteine.
Lage des Friedhofes
Westlich von Walsdorf an der Straße nach Steinsdorf. Nach etwa 1 km liegt der
Friedhof auf der linken Seite der Straße.
Link zu den Google-Maps
(der Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
Historische Aufnahmen
(Aufnahmen von 1928/31 durch Th. Harburger, veröffentlicht in ders.:
Die Inventarisation jüd. Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern Bd. 3 S.
767-772; ausgenommen Foto obere Reihe links von Babette Treumann, Fürth,
veröffentlich in ebd. S. 766).
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Inschrift:
"Alle Kosten
für dieses Gebäude, das
Tahara-Haus, stiftete
der
große, ehrenwerte
Herr Elieser Lipmann, Sohn des großen Herrn
Gemeindevorstehers
Chajim seligen Angedenkens...
Hier geschrieben im Jahre
502 nach der
kleinen Zählung (1742). 'Er [G"tt] wird
den Tod
verschlingen auf ewig'". |
Grabsteine
der Fach
Jachet, Gattin des
Gemeindevorstehers
und Arztes Hirsch aus
Bamberg, gestorben
am 24. August 1679
(16. Elul 5439; Grabstein rechts)
und ihrer
beiden Töchter Schönchen und Krönlein,
gestorben 13./14.
November 1678
beziehungsweise 29. September 1678
(Doppelgrabstein links) |
oben: Blick über den Friedhof
und das Taharahaus
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Grabstein des Abraham, Sohn
des
R. Jakob aus Bamberg, gest. 5. Mai 1647. |
Grabstein für Rabbiner Jakob
Josef
(Jost), Sohn des Rabbiners David |
Grabstein für Rabbiner
Mordechai Lüpschitz,
gest. 5. Oktober 1685 (7. Tischri 5446) |
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Grabsteine für Rabbiner:
links für R. Nathan,
Sohn des Rabbiners Chajim, Mitte R. Mordechai
Lüpschütz und rechts R. Jakob Josef Jost
Sohn des Rabbiners David |
Das oben links
abgebildete Foto von
Th. Harburger erschien in der
"Bayerischen
Israelitischen Gemeindezeitung"
vom 15. Juni 1928. |
Neuere Fotos
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach)
Weitere Fotos zum Friedhof in der Website von Stefan Haas:
https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-bayern/
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Adolf Eckstein: Geschichte der Juden im ehemaligen
Fürstbistum Bamberg. Bamberg 1898, Reprint 1985 (hierin auch
ausführliche Informationen zu den im Friedhof beigesetzten Rabbinern). |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens
in Bayern. 1988 S. 223. |
| Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in
Walsdorf.
In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 8. Jahrgang Nr.
58 vom Mai 1993 S. 19. |
| Johann Fleischmann (Hg.): Mesusa 3. Spuren jüdischer Vergangenheit in
Aisch, Aurach und Seebrach. Die jüdischen Friedhöfe von Zeckern, Walsdorf,
Aschbach, Uehlfeld, Mühlhausen, Lisberg, Burghaslach und Reichmannsdorf.
Dokumentation zu Walsdorf S. 103-158, vgl. Auszug
online. |
| ders.: Mesusa 8. Aus der jüdischen Vergangenheit von
Walsdorf, Lonnerstadt, Aschbach und anderen Orten Frankens. Mühlhausen
2011.
Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und
Seebach.
Herausgeber: Johann Fleischmann
Arbeitskreis "Jüdische Landgemeinden an Aisch, Aurach, Ebrach und
Seebach"
Mühlhausen: Selbstverlag REG, 2011 ISBN
978-3-933623-16-4 (gb)
Internet: www.mesusa.de
|
| Reinhold Link: Das Leben der Landjuden in Alsdorf. in Heimat
Bamberger Land 10 1998 S. 57-62. |
| Norbert
Haas: Gestorben in Bamberg - Bestattet zu Walsdorf. Ein Beitrag zur
Geschichte der jüdischen Gemeinde Bamberg. 1809-1851. Beiträge zur
fränkischen Familienforschung Bd. 10. 1994. |
| Michael Schneeberger: "Die Hüllen schlummern
in Gräbern süß". Geschichte der Juden von Walsdorf bei Bamberg.
Reihe: Jüdische Landgemeinden in Bayern. Nr. 26. In: Jüdisches Leben in
Bayern. Mitteilungsblatt des Landesverbandes der israelitischen
Kultusgemeinden in Bayern. 25. Jg. Nr. 113. September 2010. S.
31-38.
|
|
Der jüdische Friedhof in Walsdorf. Hrsg. von der Universität
Bamberg - Professur für Judaistik.
Kontakt: Prof. Dr. Susanne Talabardon E-Mail
judaistik[et]uni-bamberg.de www.uni-bamberg.de/orientalistik/judaistik
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