(1891-1937)
Die Duisburger Friedhöfe wurden in den Jahren 2002 bis 2005 dokumentiert mit Unterstützung der Stadt Duisburg, vertreten durch den damaligen Duisburger Stadtarchäologen Dr. Tillmann Bechert, und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Duisburg-Mülheim-Oberhausen. Für die Förderung der Online-Edition danken wir der Sparkasse Duisburg.
Der Friedhof der Ruhrorter Gemeinde in Beeck-Stockum wurde 1893 direkt angrenzend an den Friedhof der katholischen Kirchengemeinde Laar angelegt. Er liegt an der Friedhofstraße und wird heute von zwei seiner drei Seiten vom angrenzenden katholischen Friedhof begrenzt. Über diesen erfolgt heute auch der Zugang zum Gelände.
Das dreieckige Gräberfeld war in einzelne Felder eingeteilt. Auf einem 1896 gezeichneten Parzellierungsplan (Heidelberger Zentralarchiv, Bestand B. 1/15, Nr. 541) umfaßt der Friedhof drei Felder (A, B, C) sowie einen noch nicht parzellierten Grünstreifen. Vom damaligen Eingang aus gesehen befand sich der noch nicht parzellierte Grünstreifen links, westlich des vom Eingang aus gerade nach Norden verlaufenden Weges. Rechts, östlich des Weges befand sich zunächst ein dreieckiges, nur zur Hälfte parzelliertes Feld C mit sechzig Kindergräbern in sieben unterschiedlich langen Reihen. Nördlich daran schloß ein rechteckiges Feld A mit 90 Erwachsenengräbern in zehn Reihen neun Gräbern an, im Osten dann wiederum ein dreieckiges Feld B mit 50 Kindergräbern, auch diesmal in fünf unterschiedlich langen Reihen, sowie eine Fläche für die Beisetzung von Totgeburten in der östlichen Spitze des Dreiecks. Einer Aufstellung auf dem Parzellierungsplan ist zu entnehmen, daß zunächst 72 Grabstellen mit den Maßen 70 x 140 für Kinder bis zu einem Jahr vorgesehen waren (Feld B, Nrn. 1-8, 25, 25a, 26a, 47a, Feld C, Nrn. 48-101); 18 Grabstellen mit den Maßen 90 x 180 waren für Kinder von 1-8 Jahren reserviert (Feld B, Nrn. 9-24, 26, 47); 20 Grabstellen mit den Maßen 110 x 200 waren für Kinder von 8-16 Jahren gedacht (Feld B, Nrn. 27-46), und 90 Grabstellen mit den Maßen 150 x 250 waren für Erwachsene vorgesehen (Feld A, Nrn. 1-90). Die Reihen verliefen jeweils von Norden nach Süden und waren durch 50 cm breite Wege voneinander getrennt.
Dem Todten-Memorial der Ruhrorter Synagogen-Gemeinde (Heidelberger Zentralarchiv, Bestand B. 1/15, Nr. 541), das den Zeitraum von der Eröffnung des Friedhofs 1893 bis Ende Juli 1929 umfaßt, verzeichnet bis zu diesem Datum den Tod von 97 Erwachsenen, 36 Kindern und 5 Totgeburten. 25 weitere Grabstellen waren reserviert, aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht belegt, zwei davon wurden später nachweislich genutzt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Grabstellen bereits über den auf dem Parzellierungsplan von 1896 vorgesehenen Grabstellen hinaus erweitert worden, sowohl entlang der westlichen Begrenzung des Friedhofs als auch auf Feld C in Anschluß an die dortigen (bis dahin nur zur Hälfte belegten) Kindergräber.
Bei einer Begehung 1946 zeigte sich der Friedhof, vor allem durch Bombeneinschläge, total zerstört, und auch etwa 100 Grabdenkmäler wurden als zerstört beschrieben. Heute haben sich auf diesem Feld nur noch 50 Grabsteine erhalten, darunter neunzehn Sockel bzw. anonymisierte Grabstelen. Neun der erhaltenen Grabsteine sind Doppelsteine, zwei wurden für Kinder errichtet. Ein weiterer Kinderstein (Sophie Rothschild) verschwand zwischen 1983 und 1984, ein Doppelstein (für Moses Heumann und Bertha geb. Dinkelspiel, siehe in der Dokumentation) war in den 1980er Jahren bereits stark beschädigt, heute fehlt er ganz.
14 der erhaltenen Grabmale bzw. Sockel tragen eine eingravierte, alte Grabsteinnummer, die offensichtlich mit der Belegung chronologisch vergeben wurde. Die Numerierung begann mit der Nr. 1 im Jahr 1893, die höchste erhaltene Nummer ist die 49 aus dem Jahr 1913, in der Folge wurde die Kennzeichnung der Grabmale vermutlich aufgegeben. Die erhaltenen Angaben stimmen mit dem Todten-Memorial der Synagogen-Gemeinde Ruhrort überein und ermöglichten die Zuordnung von sechs der 19 heute anonymisierten Grabsteine bzw. Sockel.
1905 hatte die Ruhrorter Gemeinde einen Kredit zur Finanzierung des Baus einer Leichenhalle aufgenommen. Als 1917 anlässlich der Goldenen Hochzeit von Dina und Hermann Vasen die Verdienste des langjährigen Vorsitzenden aufgezählt wurden, nannte man auch den Ankauf des Friedhofes in Beeck zu für die Gemeinde überaus günstigen Bedingungen, sodann die Anlage und Einrichtung des Friedhofes sowie den Bau einer Leichenhalle. Diese soll in der Nacht nach (!) der Pogromnacht 1938 einer Brandstiftung zum Opfer gefallen sein. 1946 bei einer Begehung des Friedhofs war die kleine Leichenhalle total zerstört, die Reste sollten abgetragen und gänzlich beseitigt werden. Wo diese Leichenhalle gestanden hat und wie sie aussah, darüber geben weder die Archivalien noch der Plan des Friedhofs oder sein heutiges Aussehen einen Hinweis.
Der Friedhof in Beek-Stockum wurde 1890 angrenzend an den katholischen Friedhof der Kirchengemeinde Laar angelegt als Nachfolgerfriedhof für den alten Ruhrorter Friedhof. 1893 wurde der Friedhof eingeweiht, 1905 eine Leichenhalle gebaut. Der Friedhof diente auch den Meidericher Juden als Bestattungsort. 1937 wurde der letzte Grabstein errichtet, 1942 fanden hier die letzten sechs Urnenbeisetzungen statt.
Günter von Roden, Geschichte der Duisburger Juden (Duisburger Forschungen, Bd. 34), Duisburg 1986 [vR]
Kurt Walter: Jüdisches Leben in Ruhrort, Duisburg 2011, S. 7.
Todten-Memorial der Ruhrorter Synagogen-Gemeinde (Heidelberger Zentralarchiv, Bestand B. 1/15, Nr. 541
Stadtarchiv Duisburg
Nathanja Hüttenmeister, Maike Strobel - Epigrafik
Thomas Kollatz - Datenbankprogrammierung, webdesign
Epigraphisches Bildarchiv, Steinheim-Institut (1984-1987)
Nathanja Hüttenmeister (2005)
Eine ausführliche Geschichte der Duisburger jüdischen Friedhöfe ist in Vorbereitung.
Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Duisburg-Beeck (1891-1937 / 53 Einträge)
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