(1891-1940)
Der jüdische Friedhof in Heiligenhaus, der jüngere der beiden Friedhöfe der jüdischen Gemeinde zu Kettwig vor der Brücke, konnte im Rahmen unseres vom BMBF geförderten Verbundprojektes "Relationen im Raum - Visualisierung topographischer Klein(st)strukturen" dokumentiert werden.
Der Friedhof gehört heute zum Stadtgebiet Heiligenhaus und grenzt unmittelbar an Ratingen. Er liegt am Görscheiderweg, Ecke "Am Tannebaum", direkt an der Bahnstrecke.
Engelhardt, Hans Gerd, Chronik der jüdischen Gemeinde Kettwig/ Kettwig vor der Brücke Synagogengemeinde Laupendahl im Bergischen Land, Essen-Kettwig 1999.
Pracht-Jörns, Elfi, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Köln 2000.
Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (Hrsg.), Die jüdischen Gefallenen des deutschen Heeres, der deutschen Marine und der deutschen Schutztruppen 1914-1918, eine Gedenkbuch, Berlin 1932.
Kaufhold, Barbara, Jüdischen Leben in Mülheim an der Ruhr, Essen 2004.
Rauchenbichler, Ulrich, Der jüdische Friedhof in der Herrschaft Hugenpoet, in: Journal Kreis Mettmann, 9 (98/90), S. 97-99.
Beider, Alexander, A Dictionary of Ashkenazic Given Names, Bergenfield 2001.
Baer, Seligman, Tozeoth Chajim-Vollständiges Gebet- und Erbauungsbuch zum Gebrauch bei Kranken, Sterbenden, während der Trauer und auf dem Friedhofe, Rödelheim 1871.
Bergmann, Bondy, Pomerance, Juden in Kalkar, Gemeindegeschichte und Friedhofsdokumentation, Kleve 1999.
Schröter, Hermann, Geschichte und Schicksal der Essener Juden, Essen 1980.
Stadtarchiv Essen, Sterberegister
Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945
The Central Database of Shoah Victims' Names
Zu Beginn des 19. Jh.'s teilte sich Kettwig in zwei unterschiedliche Territorien auf. Kettwig selbst gehörte zur Reichsabtei Werden und wurde 1813 preußisch, während 'Vor-der-Brücke' zusammen mit zwei weiteren Orten als Gemeinde Laupendahl zur Herrschaft Hugenpoet gehörte. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Kettwig-vor-der-Brücke ein Weberdorf, lag aber auch an einem Fernhandelsweg v. a. für den Viehhandel und wurde erst 1930 nach Kettwig eingemeindet. Der erste namentlich genannte Jude, der sich hier ansiedelte, war im Jahre 1756 David Levi, danach folgten die Schutzjuden Joseph Seligmann und Samuel Benjamin u. a.. Die Gemeinde in Kettwig war streng orthodox und richtete sich nach dem Kölner Rabbiner, statt sich nach Essen zu orientieren (Elfi Pracht-Jörns, Jüd. Kulturerbe in NRW, S. 121-122). Eine Synagoge gab es vermutlich bereits gegen Ende des 18. Jh's. Seit 1846 existierte auch eine jüdische Schule, die spätestens 1916 aufgrund von Spannungen der einzelnen Lehrer mit dem Gemeindesprecher Hermann Seligmann, geschlossen wurde. Danach gingen die jüdischen Kinder auf die evangelische Volksschule. In den dreißiger Jahren verschwanden die jüdischen Geschäfte in Vor-der-Brücke fast vollständig. Seit 1941 wurden Juden aus Kettwig nach Theresienstadt, Minsk, Izbica und Auschwitz deportiert. Der Friedhof am Blomericher Weg existierte spätestens seit dem Jahr des ersten nachweisbaren Begräbnisses, 1786 (Der jüd. Friedhof in der Herrschaft Hugenpoet, S. 98). Der Fiedhof am Görscheiderweg zwischen Ratingen und Essen-Kettwig wurde seit den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts belegt. Hier sind 59 Grabsteine erhalten (Engelhard, Chronik d. Jüd. Gem. Kettwig/ Kettwig-v.-d.-Brücke, S. 3-4). Der Friedhof wurde belegt seit dem Jahr 1891. Die Belegung erfolgte zumeist in einer klar erkennbaren Chronologie, beginnend mit dem Grabstein mit der Nr. 12. Bei einigen Inschriften handelt es sich um reine Gedenkinschriften für die während der Schoa Ermordeten.
Annika Maus
Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Kettwig (Neuer Friedhof in Heiligenhaus) (1891-1940 / 59 Einträge)
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