(1730-1747)
ID | hbs-1 |
Lizenz | Creative Commons Attribution-BY 4.0 International Licence [CC BY] |
Zitation | Digitale Edition ─ Jüdischer Friedhof Halberstadt: Im Roten Strumpf, hbs-1: http://steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?hbs-1 |
חבל על האי שופרא דבלע בעפר׳ א׳ כ״ד תמוז | ›Wehe über diese Schönheit, die verschlungen ist im Staube‹ (am Tag) 1, 24. Tammus | ||||
ת״צ | 490 | ||||
פ״ט אדם גדול ה״ה פ״ו מאנשי | Hier ist geborgen ein bedeutender Mann, es ist der Vorsteher und Leiter, ›ein Namhafter‹ , | ||||
השם שר גדול המפורסם נשיא הלווי׳ יששכר | ein großer Fürst, der Weitbekannte, Patriarch der Leviten, Issachar, | ||||
גבר׳ ברקאי האיר פני המזרח כ״ה יששכר | 5 | ein glänzender Mann, ›der den Osten erleuchtete‹ , der geehrte Herr Issachar | |||
בערמן ב״ה לימא סג״ל צדקה אשר עשה | Berman, Sohn des Herrn Lima SeGaL . Die Wohltat(en), die er erwies, | ||||
על המצבה א״א לחציבה יש שכר לפעלת׳ | lassen sich auf dem Grabmal nicht einmeißeln, ›(doch) es gibt Lohn für sein Wirken‹ , | ||||
הגדיל כפליי׳ לתושי׳ נעץ קנה בים התלמוד | (denn) ›doppelt groß ist seine Tat‹ , ›er wirbelte mit einem Rohr im Meer des Talmuds‹, | ||||
להדפיסו היזל זהב מכיסו תלמוד גדול | Geld ließ er fließen aus seinem Beutel, um ihn zu drucken, den großen Talmud, | ||||
שמביא למגליא לדרעי׳ ונפל נהורא | 10 | ›er entblöste seinen Arm, da ward Licht‹ | |||
בבה״מ ובבה״כ תל תלפיות שהכל פונים | im Lehrhaus und in der Synagoge, ›(in) der hochgebauten Burg‹ , der sich alle zuwenden, | ||||
בו הקים לשמור עץ חיים למחזיקים | (und) die er dort errichtet hatte, um zu bewahren ›den Baum des Lebens für die, die daran festhalten‹ , | ||||
גודרם ולצות ישראל בחר בה עסקים | die umzäunte er und schrieb Israel vor, sich mit ihr (der Lehre) zu befassen; | ||||
בזכות זה תנצב״ה ולחזות בנועם ה׳ | zum Verdienst dessen sei seine Seele eingebunden in das Bündel des Lebens und ›schauen möge er die Anmut des Ewigen‹ |
Zl 1: bBer 5b Zl 3: Gen 6,4 Zl 5: bJom 28a Zl 7: Jer 31,15 Zl 8: Jer 28,29 und Ijob 11,6 | Zl 8: bShab 56b Zl 10: bBer 5b Zl 11: nach Hld 4,4 Zl 12: Spr 3,18 Zl 14: Ps 27,4
Berend Lehmann (1661 - 1730)
Berend Lehmann oder mit seinem hebräischen Namen Issachar ben Jehuda halevi wurde in Essen geboren. Ab 1687 findet sich sein Name in den Judenlisten von Halberstadt, erst als Schwiegersohn des Joel Alexander und ab 1690 mit einem eigenen Schutzbrief. Von Halberstadt aus war Lehmann als Hofjude für die Höfe von Brandenburg-Preußen, Hannover, Braunschweig und vor allem von Sachsen tätig. Die Verbindung zu August dem Starken (1670 - 1733), Kurfürst von Sachsen war die wichtigste. An dessen Wahl zum König von Polen 1697 trug Lehmann wesentlich bei, indem er die notwendigen finanziellen Mittel aufbrachte und sie mit den Kenntnissen über den polnischen Adel, die er als Schadtlan (Fürsprecher) der polnischen Juden gewonnen hatte, gemeinsam mit dem Grafen Flemming gezielt vorbereiten konnte. Nach diesem Erfolg ernannte August der Starke seinen Hofjuden Berend Lehmann zum polnischen Residenten und wollte ihn an seinem Hof in Dresden haben. Deshalb erteilte er ein Generalgeleit für Lehmann, das jedoch an den Widerständen der Landstände und Räte scheiterte. Die Ansiedlung von Juden in Sachsen sollte bis ins 19. Jahrhundert hinein verboten bleiben. So war Lehmann für August den Starken als Luxuswarenbeschaffer tätig, beriet ihn in politischen Fragen und beschaffte weiterhin Finanzen für Unternehmungen wie den Nordischen Krieg. Hier leistete Lehmann darüber hinaus die Organisation und die Abrechnung der finanziellen Mittel. Diese Aktivitäten und weitere Geschäfte konnte Berend Lehmann in Dresden realisieren. Auch war es möglich - mit Beschränkungen - ein Alltagsleben führen. Unmöglich war es jedoch in Dresden ein religiöses Leben zu gestalten. Für Halberstadt hingegen besaß Berend Lehmann einen Schutzbrief mit weit reichenden Privilegien. Klein Venedig unterhalb des Petershofes war sein Wohnsitz. Vor allem jedoch konnte Berend Lehmann hier mit Genehmigung des brandenburgisch-preußischen Kurfürsten Friedrich III., ab 1701 Friedrich I. König in Preußen, als Wohltäter der jüdischen Gemeinschaft wirken. Obwohl auch in Halberstadt die Landstände die Entstehung zu verhindern versuchten, gründete Lehmann um 1700 die Klaussynagoge (Lehrhaus) als Stiftung und ließ im gleichen Zeitraum für die Gemeinde eine der prächtigsten Barocksynagogen bauen. Zudem finanzierte er den ersten Druck des Babylonischen Talmud im deutschen Raum (1696 - 1699). Durch die erfolgreichen Aktivitäten von Berend Lehmann kam die Halberstädter Gemeinde zur Blüte. Der Anteil der Juden in der Stadt wuchs auf 10% an.
Berend Lehmann musste erleben, dass am Ende seines Lebens sein Vermögen und seine Position durch eine Anklage gegen seinen Schwiegersohn Isaac Behrens (1695-1765) in Hannover wegen betrügerischen Bankrotts verloren gingen.
1730 starb Berend Lehmann in Halberstadt und wurde auf dem ältesten jüdischen Friedhof Am Roten Strumpf bestattet.
(Jutta Dick, Moses Mendelssohn Akademie, Halberstadt)
Tozeoth Chajim. Vollständiges Gebet- und Erbauungsbuch zum Gebrauche bei Kranken, Sterbenden, während der Trauer und beim Besuche der Gräber der Angehörigen. Hersg. von S. Baer. Vollständig neu bearbeitet von Rabbiner Josef Nobel, Rödelsheim, 1900. S. 307 (Wiedergabe der Inschrift)
Digitale Edition ─ Jüdischer Friedhof Halberstadt: Im Roten Strumpf,
hbs-1
URL: http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=hbs-1
(letzte Änderungen - 2015-10-06 07:33)
Steinheim-Institut
http://www.steinheim-institut.de:80/cgi-bin/epidat?id=hbs-1 letztes update: | lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz Valid XHTML 1.0 Strict | Powered by TUSCRIPT concept, code and design created by Thomas Kollatz epidat stable release switch to beta Datenschutzhinweis |