(1713-1937)
Der jüdische Friedhof in Sondershausen wurde im Auftrag des Schlossmuseums Sondershausen dokumentiert und 2006 in Buchform veröffentlicht.
Der jüdische Friedhof von Sondershausen liegt südlich außerhalb der Stadt am Spatenberg, an der Fortsetzung der Possenallee.
Das langgestreckte Friedhofsgelände umfasst etwa 30 ar. Es liegt im Wald, am steilen Nordhang des Spatenberges, entlang eines den Berg hinaufführenden Weges, und ist mit einem Jägerzaun eingefriedet. Heute sind noch etwa 180 Grabsteine bzw. Grabstellen vorhanden, sowie eine Reihe von Fragmenten. 52 dieser Grabstellen sind heute anonymisiert, weil der Grabstein völlig verwittert ist oder ganz fehlt; wenige dieser Grabstellen konnten namentlich zugeordnet werden. Die älteren Grabsteine stehen im westlichen Teil, ohne erkennbare Ordnung, in lockerer Folge über das Gelände verteilt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann man, in chronologischer Ordnung in von Nord nach Süd verlaufenden Reihen beizusetzen. Auf dem neuen, ab 1885 eingerichteten Friedhofsteil rechts des (heutigen) Eingangs trennt ein von West nach Ost verlaufender Weg die Reihen in zwei Hälften. Die Grabsteine sind größtenteils nach Osten ausgerichtet.
1699 erwarb Alexander Cantor (siehe Jüdischer Friedhof Frankfurt am Main, Battonnstraße, 5789) am Spatenberge, südlich vor der Stadt, einen Obstgarten für sich und die "gantze Judenschaft zu deren Begräbnusstedte". Die ältesten erhaltenen Grabsteine stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1885 wurde das inzwischen vollständig belegte Gelände nach Osten hin erweitert. Ganz im Osten wurde ein kleines Gebäude errichtet, das vermutlich als Tahara-Halle für die Leichenwaschung diente. Die letzte Beisetzung fand 1939 statt. Nach Vernichtung der Sondershäuser jüdischen Gemeinde ging der Friedhof 1941 in den Besitz der "Reichsvereinigung der Juden in Deutschland" über. 1948 sollte das völlig verwahrloste Gelände gereinigt und instandgesetzt werden. 1952 übernahm die Stadt Sondershausen das Friedhofsgrundstück gegen die Verpflichtung, das Gelände regelmäßig zu säubern. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Friedhof im Auftrag des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Thüringens durch Pfleger vor Ort betreut. 1988 wurde der Friedhof erneut instand gesetzt, die wahrscheinlich inzwischen stark baufällige Tahara-Halle abgerissen und auf ihren Fundamenten ein Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus errichtet. Seit 1990 wird der Friedhof durch die Stadt Sondershausen gepflegt, 1998 wurde er unter Denkmalschutz gestellt.
Der Friedhof wurde in den Jahren 1968, 1980, 1990 und 2003 geschändet.
Sabine F. Bloch: "Von Kassel über Sondershausen nach Strelitz: Der Lebensweg des Schutzjuden und Hoffaktors Alexander Cantor zwischen 1680 und 1715", in: Festschrift Philipp Heidenheim. Beiträge zum Kolloquium "Jüdisches Leben in Thüringen" aus Anlass des 200. Geburtstages des Sondershäuser Rabbiners Prof. Philipp Heidenheim (1814-1906), hrsg. vom Schlossmuseum Sondershausen (Sondershäuser Kataloge XII), Sondershausen 2016, S. 12-28, hier vor allem S. 17.
- Bundesarchiv Berlin, Bestand R 1509 (Reichssippenamt), Personenstandsregister der jüdischen Familien in Sondershausen ab 1823, geführt von Simon Schwabach; bzw. Stadtarchiv Sondershausen [StadtA Sondershausen], Abschrift des Sondershäuser Personenstandsregisters, gefertigt vor Abgabe an die Reichsstelle für Sippenforschung 1940, [Personenstandsregister]
- Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt [ThStA Rudolstadt], Kammerrechnungen Sondershausen (Jahres=Rechnung über Einnahme und Ausgabe Geld Bey Fürstlicher Schwarzburg. Renth=Cammer zu Sondershausen) 1722/23-1811/12 [Kammerrechnungen]
- ThStA Rudolstadt, Fürstliches Ministerium Sondershausen, Nr. 776, Neujahrsberichte der israelitischen Gemeinde 1853-1868: S. 3-5 (Neujahrsbericht für 1852); S. 6-8 (Neujahrsbericht für 1853); S. 10-14 (Neujahrsbericht für 1854); S. 16-17 (Neujahrsbericht für 1856); S. 18 (Neujahrsbericht für 1857); S. 18 (Neujahrsbericht für 1858); S. 21 (Neujahrsbericht für 1859); S. 22 (Neujahrsbericht für 1860); S. 23 (Neujahrsbericht für 1861); S. 24 (Neujahrsbericht für 1862); S. 25 (Neujahrsbericht für 1863); S. 25 (Neujahrsbericht für 1864); S. 30 (Neujahrsbericht für 1866).
- ThStA Rudolstadt, Ministerium Sondershausen, IV. Abt. Nr. 1376, S. 318-319RS (Vermächtnis Gustav Gers)
- Jüdisches Museum Frankfurt/M., Personenstandsregister Bleicherode, PSR A026
- Central Archives for the History of the Jewish People in Jerusalem/Israel, Mikrofilm HM 2/3177 (Sefer Kawranim Frankfurter Beerdigungsregister, Abschrift von S. Unna)
Nathanja Hüttenmeister - Epigrafik
Thomas Kollatz - Datenbankprogrammierung, Digitale Edition, webdesign
Nathanja Hüttenmeister: Der jüdische Friedhof von Sondershausen (Juden in Schwarzburg, Festschrift zu Ehren Prof. Philipp Heidenheim (1814-1906), Rabbiner in Sondershausen, anlässlich seines 100. Todestages, Bd. 2), hrsg. vom Schlossmuseum Sondershausen (Sondershäuser Kataloge IV), 2006, Sandstein Verlag, Dresden, 280 Seiten, mit eingelegtem Friedhofsplan, ISBN 3-937602-74-7
Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Sondershausen (1713-1937 / 187 Einträge)
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