logo epidat: epigraphische Datenbank

Essen-Werden 65 Inschriften (1844-1939)

Information   Inschriften   Karte   Indizes   Download
TEI P5

Projekt

Der jüdische Friedhof Essen-Werden konnte im Rahmen unseres vom BMBF geförderten Verbundprojektes "Relationen im Raum - Visualisierung topographischer Klein(st)strukturen" dokumentiert werden.

Click auf Bild: heutiges Foto wird in eigenem Fenster geöffnet Click auf Bild: heutiges Foto wird in eigenem Fenster geöffnet Click auf Bild: heutiges Foto wird in eigenem Fenster geöffnet Click auf Bild: heutiges Foto wird in eigenem Fenster geöffnet Click auf Bild: heutiges Foto wird in eigenem Fenster geöffnet

Anlage

Der Friedhof in Werden ist terrassenförmig am Hang angelegt. Ein breiter Weg teilt das Grundstück in zwei Felder, die bei der ersten dokumetarischen Erschließung des Geländes durch das Steinheim-Institut im Jahr 1987 in die Felder A, der Bereich oberhalb des Weges und B, der Bereich unterhalb, eingeteilt wurden. Untersucht man den Friedhof im Hinblick auf die Belegung, so erkennt man, dass weder nach Geschlecht noch chronologisch belegt wurde. Von 1831, der ersten belegbaren Bestattung, bis in die 1920er Jahre wurde an Hand der Familienzugehörigkeit beigesetzt. So ergeben sich im hinteren Teil des Friedhofes ein großes Feld in dem die Familie Simon bestattet liegt und ein großes Feld, der Familie Herz. Dies verdeutlicht auch, dass der Weg keine unterschiedlichen Bereiche trennt, sondern vermutlich wesentlich später durch ein zusammenhängendes Feld angelegt wurde. Er trennt die Gräber zweier Ehepaare der Familie Herz. Es sind noch kleinere Felder der Familien Kamp, Levi, Baruch und Mayer zu finden. Wobei viele der Familien durch Ehen miteinander verbunden sind. Erst in den 1930er Jahren gibt es ein eher chronologisch geprägtes Begräbnisfeld.

Geschichte

1966 wurde der Friedhof geschändet, dabei wurden 20 Grabmale umgeworfen. 1986 wurde er in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. 2002 wurde er erneut geschändet.

Literatur

Brocke, Michael, Jüdische Friedhöfe in Essen, in: Alte Synagoge (Hg.), ''Jüdisches Leben in Essen 1800-1933'', Essen 1993 (Studienreihe der Alten Synagoge 1), S. 103-135.

Engelhardt, Hans Gerd, Chronik der jüdischen Gemeinde Kettwig/Kettwig vor der Brücke, Synagogengemeinde Laupendahl im Bergischen Land. Mit Beiträgen von Patrick Bierther und Wilhelm Schäferdiek. Hrsg.: Kettwiger Museums- und Geschichtsfreunde e.V. 1999. [Engelhardt]

Flügge, Wilhelm, Chronik der Stadt Werden, Band I, Essen 1886, Neuauflage Essen 1989.

Pracht-Jörns, Elfi, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf (=Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland, Bd.34.2), Köln 2000.[Pracht-Jörns]

Schröter, Hermann, Geschichte und Schicksal der Essener Juden. Gedenkbuch für die jüdischen Mitbürger der Stadt Essen, hrsg. von der Stadt Essen (Essen 1980). [Schröter]

Schellinger, Uwe; Hoferer, Egbert und Oswald, Rolf: Der jüdische Friedhof in Nordrach. Geschichte - Dokumentation - Erinnerung. Historischer Verein für Mittelbaden e. V., Mitgliedergruppe Nordrach (2012). [Schellinger]

Archivalische Quellen

Stadtarchiv Essen, Sterberegister Werden.

Stadtarchiv Essen, Geburtenregister Werden.

Jüdische Gemeinde in der Bürgermeisterei Werden. Sterbe-Register 1826 bis 1874 und Blätter 1-53. Film Nr. 22041- 22049 und Nachtrag. Personenstandsarchiv Brühl und Köln.

Online-Ressourcen

Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945

The Central Database of Shoah Victims' Names

Forschungsüberblick

Seit etwa 800 unserer Zeitrechnung hatte das Kloster Werden den Rang einer Reichsabtei, in dessen Schatten sich die kleine Stadt entwickelte. Infolge der Säkularisierung wurde das Kloster 1802 aufgelöst und die Stadt fiel an Preußen. Vor dieser Zeit war es Juden nicht gestattet sich hier anzusiedeln. 1808 erhielt der aus Sude bei Frankfurt (Möglicherweise Bad Soden) stammende und in Kettwig vor der Brücke lebende Metzger und Viehhändler Josef Herz (1768/71-1846) die Genehmigung sich mit seiner Familie in Werden ansiedeln zu dürfen. Wenige Wochen später folgte ihm sein jüngerer Bruder Alexander Herz, der 1844 mit 74 Jahren in Werden starb (Sein Grabstein ist nicht mehr erhalten).

Wenige Jahre später umfasste die Gemeinde bereits 32 Mitglieder und wuchs noch weiter an, bis sie sich von 1850 bis zur Jahrhundertwende relativ stabil bei 60-70 Mitgliedern einpendelte. 1933 umfasste die Gemeinde noch 52 Mitglieder.

Es bestand auch weiterhin eine enge Verbindung zur Gemeinde in Kettwig vor der Brücke, denn hier besuchte man anfänglich auch die Synagoge und hier wurden die Toten der Werdener Juden bestattet. Erst 1830 wurde ein eigener Friedhof auf dem heutigen Pastoratsberg angelegt. Das Stück Land kostete die Gemeinde 10 Taler, die sie an die königliche Regierung Düsseldorf entrichten musste. Die erste Bestattung fand am 28.12.1831 statt, Lazarus Salomon war im Alter von 39 Jahren im Zuchthaus verstorben, ob ihm ein Stein gesetzt wurde ist zweifelhaft. Der älteste heute noch erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1844. Er wurde für Bella Baruch, Tocher des Schimon haKohen, gesetzt. 63 Steine sind heute noch nachzuweisen. Anhand der Sterberegister der Stadt Werden, dürften aber deutlich mehr Bestattungen stattgefunden haben. Im Jahr 1891 erhielt die Gemeinde eine eigene Synagoge (Betsaal) in der heutigen Heckstraße 10 (früher Marktstraße). Während der Ortssanierung in den Nachkriegsjahren wurde das Gebäude, in dem sich der Betraum befand, abgerissen (Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, S. 122-123). Beerdigt wurde auf dem Werdener Friedhof nicht chronologisch, sondern nach Familienzugehörigkeit.

Zwischen 1930 und 1938 fanden mindestens acht Bestattungen von Bewohnern des naheliegenden Haus Rosenau auf dem Friedhof am Pastoratsberg statt. Sie haben ein eigenes Feld am rechten Rand des Feldes B.

Das Haus Rosenau wurde 1914 von dem Düsseldorfer Ehepaar Otto Fleck (1861-1924) und Käthe Fleck geb. Brasch gegründet. Zunächst als Erholungsheim im wegen seiner schönen Lage und guten Luft beliebten Ausflugsort Werden gedacht, wandelte es sich mit den Jahren mehr zum Kranken- und Altenheim der jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Otto Fleck stammte aus Grevenbroich, wo er später auch bestattet wurde (Grevenbroich, Grabstein Nr. 54). Käthe Fleck geb. Brasch stammte aus Elberfeld. Sie war bis 1938, als die Rosenau von der GESTAPO und der SS geräumt wurde, Leiterin der Einrichtung. Sie starb wenige Jahre nach dem Krieg in London.

Edition

Anna Martin

Zitation der digitalen Edition

Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Essen-Werden (1844-1939 / 65 Einträge)
URL: http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=wrd

 

Steinheim-Institut
http://www.steinheim-institut.de:80/cgi-bin/epidat?id=wrd lizenziert unter einer Creative Commons Lizenzvertrag
Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Valid XHTML 1.0 Strict | Powered by TUSCRIPT
concept, code and design created by Thomas Kollatz
epidat stable release switch to beta
Datenschutzhinweis