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Mayen-Koblenz, Rheinland-Pfalz)
Jüdische Geschichte / Synagogen
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Andernach bestand eine jüdische
Gemeinde im Mittelalter und seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis
1938/42.
Bereits im Mittelalter gab es in der Stadt
eine bedeutende jüdische Gemeinde, die zu den ältesten in Deutschland gehören
dürfte. Vom Bestehen dieser Gemeinde in Andernach erfahren wir erstmals aus dem
um 1165 bis 1173 entstandenen Reisebericht des jüdischen Reisenden Benjamin
von Tudela. Die Hoheitsrechte über die Stadt und damit auch das sogenannte
Judenregal lagen damals beim Erzbischof von Köln. Bereits im 12. Jahrhundert
dürfte das jüdische Wohngebiet in der Kramgasse ("vicus mercatorum")
gelegen haben und somit in der Nähe beziehungsweise südlich des
mittelalterlichen Marktplatzes. Ein "Judenturm" in der
südwestlichen Verlängerung des Marktes am Ochsentor (Halbrundturm, 1367
genannt, nicht mehr vorhanden) war möglicherweise den Juden der Stadt zur
Verteidigung bei Angriffen zugewiesen. Im Mittelpunkt des jüdischen
Wohngebietes lagen im Bereich des späteren Rathauses (heutiges Historisches
Rathaus) die Synagoge mit dem Schulhof, die Mikwe (rituelles Bad,
"Judenbad") und das Backhaus.
Von diesen mittelalterlichen Einrichtungen ist heute noch die Mikwe
erhalten. Sie lag unmittelbar neben der Synagoge mit einem separaten Eingang von
der Kramgasse her. Das Bad besteht aus einem Schacht, der durch drei Gewölbe in
drei übereinanderliegende Räume geteilt wird. Nach der Form der polygonalen
Kelchkapitellen und der kelchförmig geschwungenen Basen in den Ecken der
Treppenläufe soll die Mikwe im 14. Jahrhundert entstanden sein.
1287 kam es zu einer ersten Verfolgung der Juden in Andernach, die
im Zusammenhang mit der Beschuldigung stand, Juden hätten den "guten
Werner" in Oberwesel ermordet (vgl.
auch zu Bacharach). Die Häuser der Juden
wurden geplündert und beschädigt, die Synagoge zerstört, die jüdischen
Einwohner vertrieben. Sie flüchteten zunächst auf die erzbischöfliche Burg,
von wo sie jedoch von ihren Verfolgern gleichfalls vertrieben wurden. Erzbischof
Sifrid von Köln griff schnell ein und forderte Rechenschaft von der Stadt und
die Wiedergutmachung des Schadens. In einem "Schiedsspruch" vom
August 1287 wurden die Forderungen an die Stadt präzise formuliert; die
jüdischen Einwohner konnten zurückkehren. 50 Jahre später - 1337 - kam
im Zusammenhang mit der "Armleder-Verfolgung" jedoch neues
Unheil über die jüdische Gemeinde in Andernach. Viele wurden dabei ermordet.
Auch bei der Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden Juden
ermordet, die jüdische Gemeinde zerstört. Einige Jahre später konnte wieder
eine jüdische Gemeinde entstehen: in den 1380er-Jahren werden jüdische
Personen wiederholt als Geldverleiher und Gläubiger der Stadt genannt. In der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und im 15. Jahrhundert konnten sich die
jüdischen Familien jedoch nicht mehr im Bereich der Kramgasse niederlassen,
sondern in der "Judengasse", die nahe dem Burgtor zwischen
Schreibers- und Morsgasse lag. Die jüdischen Einrichtungen im Bereich der
Kramgasse / des späteren Rathauses (Synagoge, Mikwe, konnten sie zwar wieder
verwenden, aber nur auf bestimmte Zeit pachten. Nach 1448 sind alle Juden der
Stadt aus Andernach auf Grund der judenfeindlichen Haltung der Bevölkerung
sowie der für sie sehr ungünstigen Steuerpolitik der Erzbischöfe, der Stadt
und des Königs fortgezogen. 1515 versuchte mit Zustimmung des Kölner
Erzbischofs und des Rates der Stadt nochmals eine jüdische Familie, sich in der
Stadt niederzulassen. Dies wurde jedoch von der Bürgergemeinde nicht geduldet.
Die Familie wurde tätlich angegriffen und hat die Stadt alsbald wieder
verlassen.
Im weiteren Verlauf des 16. und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es
nur vereinzelte Niederlassung von Juden in der Stadt: 1573 nahm die Stadt zwar
auf Drängen des Kölner Kurfürsten Salentin zwar zwei jüdische Familien in
der Stadt auf, denen alsbald einige weitere Familien folgten, doch drängte die
Stadt alsbald wieder auf deren Ausweisung: 1597 mussten alle jüdischen Familien
wieder die Stadt verlassen. Während des Dreißigjährigen Krieges fanden einige
Juden vorübergehend Schutz in der Stadt. 1656 wurden wiederum alle
ausgewiesen,
Erst seit 1848/1860 kam es wieder zu einer
ständigen Niederlassung jüdischer Familien in Andernach. Erstmals hatte sich
1848 wieder ein Jude in der Stadt niedergelassen (Salomon Landau aus Koblenz).
Ihm folgte 1860 Simon Gottschalk, Sohn von Nathan Gottschalk in Mayen.
In den folgenden Jahren zogen jüdische Familien mit den Namen Weber, Mendel,
Koßmann, Loeb, Bermann, Lambert, Kaufmann u.a.m. zu. 1866 wurde der "Synagogenbezirk
Andernach" gegründet - ein Zusammenschluss der Kleingemeinden Nickenich,
Kruft, Miesenheim, Saffig
und den in Andernach zugezogenen Familien (vgl.
Ausschreibung einer Lehrerstelle 1869 unten, die noch vom "Vorstand der
Synagogengemeinde zu Nickenich" unterzeichnet wurde, der aber offenbar
inzwischen in Andernach lebte).
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Einwohner
von 1858 9 Personen auf 53 in 1871 und auf 111 im Jahr 1895.
An Einrichtungen bestanden ein Betraum beziehungsweise von 1933 bis 1938
eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule) und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Erste
Ausschreibungen der Lehrerstelle finden sich seit 1882. Um 1891 wird ein Lehrer
Abraham genannt (siehe Bericht unten); im Ersten Weltkrieg ist Lehrer Josef
Isenberg gefallen. Erster Gemeindevorsteher war Simon
Gottschalk (er unterschreibt die Ausschreibung der Lehrerstelle 1882). Seit 1885
war langjähriger Gemeindevorsteher ("Präsident") Simon Kaufmann:
1910 konnte er sein 25-jähriges Amtsjubiläum feiern. Für den Vorstand
unterzeichneten in diesen Jahren jedoch auch andere Personen (siehe
Ausschreibungen der Lehrerstelle unten).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Lehrer Josef Isenberg
(geb. in Halle, Westfalen, gef. 1914), Berthold Kaufmann (geb. 1895 in
Andernach, gef. 1916) und Vizefeldwebel Ernst Kuhn (geb. 1893 in Nordhausen,
gef. 1918).
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 120 Personen gehörten (0,9 % von insgesamt
etwa 13.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius
Gottschalk, Louis Weber, Leo Robert, Jakob Weber und Adolf Mayer. Der Repräsentanz
gehörten an: Gustav Lichtenstein, S. Simon, Julius Loeb, K. Löwenstein und ein
Herr Windmüller. Als Lehrer und Kantor war Jakob Kaufmann angestellt
(wohnhaft im Steinweg). Er unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde 12
Kinder und erteilte den Religionsunterricht an den höheren Schulen. An
jüdischen Vereinen gab es die Wohltätigkeitsvereine Männerchewra
und Frauenchewra. 1932 waren die Gemeindevorsteher Gustav Lichtenstein
(1. Vors.), Julius Loeb (2. Vors.) und Dr. S. Wallach (3. Vors.). Als Lehrer und
Prediger war
inzwischen Martin Stiebel angestellt (blieb in Andernach bis Juni 1938 und
wechselte danach noch in die jüdische Gemeinde
Wiesbaden). Er hatte im Schuljahr 1931/32 20 Kindern
den Religionsunterricht zu erteilen.
1933 lebten 135 jüdische Personen in der Stadt. In diesem Jahr wurde die
neue Synagoge eingeweiht (s.u.). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge zerstört. 1939 lebten noch 34 jüdische Personen in
der Stadt, 1940 20, 1941 14. Die letzten von ihnen wurden 1942 deportiert.
Von den in Andernach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Cahn (1912), Friedrich David (1886), Helena Franken geb.
Gottschalk (1861), Erna Marga Fuks (1921), Susanne Hergershausen geb. Weber
(1882), Bertha Hirsch geb. Klee (1870), Clara Kahn (1895), Rosa Kahn geb. Weber
(1872), Dora Kaufmann geb. Weber (1878), Helene
Klee (1863), Lina Lambert geb. Löwenberg (1882), Simon Lambert (1878), Heinrich
Levy (1892), Johanna Levy geb. Weber (1885), Lucia (Lucy) Levy geb. Simonis (1900), Margot Levy (1923), Gustav
Jakob Lichtenstein (1883), Friederike Lipsky (Lipski, 1865), Isidor Löb (1894),
Clara Mayer geb. Mayer (1881), Rosa Mayer geb. Levy (1868), Rosetta Mayer geb.
Levy (1883), Sibille (Sibilla) Mayer (1862), Elisabeth Meyerhoff (1905), Eugen Meyerhoff (1901),
Martha Mayerhoff geb. Kaufmann (1878), Bernhard Michel (1866), Charlotte Michel
geb. Löb (1903), Elvira Michel geb. Josef (1869), Juliana Minkel geb. Faber
(1881), Moritz Minkel (1879), Siegbert Portje (1923), Leopold Salm (1889), Rolf
Salm (1920), Klara Seeligmann (1886), Berta Wallerstein geb. Weber (1875), Albert Weber (1920), Hermann Weber (1874),
Sigmund Weber (1877), Werner R. Weinberg (1922).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anmerkung: Bislang konnten in den überregionalen jüdischen
Periodika nur wenige Berichte zur Gemeinde in Andernach gefunden werden; auch von der
Einweihung der Synagoge im Mai 1933 findet sich kein Bericht.
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Lehrerstelle für die "Spezial-Gemeinden"
Nickenich und Kruft (1869)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September
1869: "Offene Lehrerstelle. Die Synagogengemeinde Andernach
beabsichtigt für die Spezial-Gemeinden Nickenich (statt: Zirkenich)
und Kruft einen israelitischen Religionslehrer gegen ein noch später zu
vereinbarendes gutes Gehalt anzustellen.
Qualifizierte Bewerber wollen ihre Bemerkungen bis zum 25. laufenden
Monats unter Anschluss ihrer Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand
einreichen.
Andernach, dem 10. September 1869.
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Nickenich (statt: Zirkenich), Jacob
Kaufmann." |
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers (1873: zweier Religionslehrer) / Vorbeters / Schächters
1873 / 1882 /
1887 / 1890 / 1893 / 1898
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. April 1873:
"Annonce.
Für die Synagogengemeinde Andernach werden zwei Religionslehrer
gesucht. Reflektanten wollen sich an den Unterzeichneten werden. Andernach,
den 6. April 1873. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde.
I.A. Simon Gottschalk." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1882:
"Für die israelitische Gemeinde Andernach wird per Juni die Stelle
eines Lehrers und Kantors vakant. Reflektierende Bewerber (unverheiratet)
belieben unter Angabe ihrer Zeugnisse sich an den Vorsteher Sim.
Gottschalk in Andernach zu wenden." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1887:
"Für die israelitische Gemeinde in Andernach am Rhein ist die Stelle
eines Religionslehrers und Kantors vakant.
Qualifizierte und das inländische Staatsbürgerrecht besitzende
(unverheiratete) Persönlichkeiten wollen sich unter gefälliger Angabe
ihrer Gehaltsansprüche melden bei Sim. Kaufmann,
Andernach." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1887:
"Für die israelitische Gemeinde Andernach wird zum baldigen
Eintritt ein Religionslehrer und Kantor, welcher auch gleichzeitig
Schochet ist, gesucht.
Reflektanten (nur unverheiratete) wollen sich gefälligst bei dem
Unterzeichneten, unter Angabe ihrer Gehaltsansprüche und Einsendung ihrer
Zeugnisse melden.
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde. Simon Kaufmann." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1890:
"Für die Synagogen-Gemeinde Andernach am Rhein wird per April 1890
die Religionslehrer-, Kantor und Schächterstelle vakant.
Seminaristisch gebildete und das inländische Staatsbürgerrecht
besitzende unverheiratete Bewerber wollen sich unter Angabe ihrer
Gehaltsansprüche und Einsendung ihrer Zeugnisabschriften bei dem
Unterzeichneten melden.
Andernach, 5. Januar 1890. Der Vorstand. J.A." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1893:
"Für die Synagogen-Gemeinde Andernach am Rhein ist zur
sofortigen Besetzung die Religionslehrer- und Kantorstelle vakant.
Seminaristisch gebildete und das inländische Staatsbürgerrecht
besitzende, unverheiratete Bewerber wollen sich unter Angabe ihrer
Gehaltsansprüche und Einsendung des Zeugnisses bei dem Unterzeichneten
melden.
Andernach, 18. Juni 1893.
Vorstand der Synagogen-Gemeinde Andernach. Der Vorsitzende: Sim.
Kauffmann." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1898:
"Synagogengemeinde Andernach am Rhein. Die Stelle eines
Religionslehrers und Kantors ist per 1. Januar 1899 neu zu besetzen.
Bewerber wollen sich mit Zeugnissen und Gehaltsansprüchen gefälligst an
der Unterzeichneten wenden.
Der Vorsitzende: Albr. Weber." |
Kritik an einer durch Lehrer Abraham aus Andernach in Nickenich durchgeführten
Hochzeit (1891)
Anmerkung: nach traditionellen jüdischen Vorschriften sollen drei Wochen vor
dem Trauer- und Fasttag des 9. Aw keine Hochzeiten gefeiert werden. Auch ist -
mindestens ab dem 1. Aw - der Genuss von Wein und Fleisch verboten.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. August 1891: "Mayen.
Zur Charakterisierung der traurigen religiösen Verhältnisse auf den
kleineren Ortschaften, möge es vielleicht von Interesse sein,
veröffentlicht zu werden, dass am verflossenen Mittwoch Rosch Chodesch
Aw (= 1. Aw) in dem eine Stunde von Andernach entfernten Dorfe
Nickenich eine Hochzeit stattgefunden hat, und dass der Lehrer Abraham in
Andernach (jüdischer Religionslehrer), welcher seine Ausbildung in einem
orthodoxen Lehrerseminar erhalten hat, als Baal Kiduschin
(Trauender) fungiert hat, welcher, nebenbei bemerkt, die Erlaubnis zur
Abhaltung der Hochzeit an Rosch Chodesch Aw soll erteilt haben.
Welche Zukunft für Kinder, welche bei solchen Lehrern Religionsunterricht
genießen!" |
Unter den Gefallenen des Ersten Weltkrieges ist auch
Lehrer Josef Isenberg von Andernach (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 16. Oktober 1914: "Von jüdischen Beamten, die in den Krieg
gezogen, sind auf dem Felde der Ehre gefallen: Lehrer Max Strauß
von der Israelitischen Religionsgesellschaft in München (aus Hofheim
stammend); Lehrer H. Isenberg von Andernach am Rhein; Lehrer
Benno Rosenstock, Lehrer und Kantor in Wiesbaden;
Lehrer Ludwig Neumann an der städtischen Gemeindeschule in
Frankfurt am Main; Lehrer John Horwitz in Koesfeld, Westfalen. Der
Sekretär der Berliner jüdischen Reformgemeinde, Lehrer H. Blumenthal,
wurde in den Kämpfen an der Ostgrenze leicht verwundet."
|
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Schwierigkeiten innerhalb des Synagogenbezirks Andernach (1893)
Anmerkung: in diesen Artikeln erfährt man von der Gründung des
"Synagogenbezirks Andernach" 1866 - zu dem die Kleingemeinden
Andernach, Kruft, Miesenheim, Nickenich und Saffig gehörten. Allerdings gab es
alsbald Schwierigkeiten.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Dezember 1892: "Andernach,
7. Dezember (1891). Ein eigentümlicher Vorfall passierte, wie die
"Deutsche Reichszeitung" erfährt, kürzlich in der Synagoge in Saffig
(statt Sassey). Während des Gebetes am Sabbat betrat plötzlich der
Polizeidiener R. die Synagoge; das Synagogen-Vorstandsmitglied K. ging auf
den Vorbeter zu und ersuchte ihn, im Gebete aufzuhören, da der
Polizeidiener eine Mitteilung zu machen. Dieser forderte hier 'im Namen
des Gesetzes' drei der Anwesenden, namens Simon, Jonas und Marcus K. auf,
die Synagoge sofort zu verlassen, ihre Bücher mitzunehmen, und nicht eher
wieder das 'Lokal' zu betreten, bis ihnen Weiteres mitgeteilt werde. Die
Betreffenden leisteten der Aufforderung Folge, worauf der Polizeibeamte
sich ebenfalls wieder entfernte. Veranlassung zu der außergewöhnlichen
Maßregel soll die Weigerung der drei Ausgewiesenen, zu den Kultuskosten
beizutragen, gewesen zu sein." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1893: "Andernach,
22. Dezember (1893). Ihr geschätztes Blatt veröffentlichte jüngst die
bereits durch mehrere Zeitungen verbreitete Nachricht von der Ausweisung
dreier Synagogenbesucher aus der Synagoge in Saffig. Da nun der
angegebene Grund dieser außergewöhnlichen Maßregel nicht ganz der
Tatsache entspricht, und zu irrigen Auffassungen Anlass geben könnte,
teile ich Ihnen in Folgendem den Beweggrund zu diesem Einschreiten
mit.
1866 bildete sich hier auf Grund des Gesetzes vom 23. Juli 1847 der
Synagogenbezirk Andernach, bestehend aus den Spezialgemeinden Andernach,
Kruft, Miesenheim,
Nickenich und Saffig. Des Segens und der
Vorteile dieser Einrichtung sollte sich die junge Gemeinde nicht lange
erfreuen, denn sofort mit Inkrafttreten des Gesetzes betreffend 'den
Austritt aus jüdischen Synagogengemeinden' sind mit einemmal 23
Gemeinde-Mitglieder angeblich aus religiösen Bedenken, aus dem
Synagogenbezirk ausgetreten. Hiermit war das Todesurteil für den Bezirk
vollzogen; die noch verbliebenen Mitglieder reichten nicht mehr aus, um
Vorstand, und Repräsentanten zu wählen.
Die Zustände wurden nun vollständig unhaltbar, namentlich mangelte es
den Kindern ganz und gar am Religionsunterricht, weil eben niemand mehr
verpflichtet werden konnte, zu den Lasten eines Religionslehrers
beizutragen, und so verblieb es bei diesem Zustand bis 1889, wo es mir
gelungen, für die nicht ausgetretenen Mitglieder des Bezirkes auf Grund
des Ministerial-Reskripts vom 1. Juli 1879 die Synagogengemeinde Andernach
(dies ist der Name des Bezirks) wieder zu bilden.
Nach der nunmehr geschehenen Neubildung der Synagogengemeinde
Andernach,
wurde sofort für den Bezirk die Anstellung eines Religionslehrers
veranlasst.
Die hieraus erwachsenen Kosten gaben den noch verbliebenen Mitgliedern der
Landgemeinden Veranlassung, ebenfalls wegen 'religiösen Bedenken' aus der
Synagogengemeinde auszutreten, sodass in 3 Ortschaften nur noch ein
Gemeindemitglied existierte. Nachdem nun mangels Gemeindemitglieder die
Spezialgemeinden Saffig, Miesenheim und
Kruft als nicht mehr zu
Recht bestehend zu betrachten waren musste der Vorstand des
Synagogenbezirks Andernach zum Schutze des Eigentums für etwa sich
später wieder bildende Spezialgemeinden Maßregeln treffen; diese
bestanden darin, dass auf Ansuchen des Vorstandes zufolge Entscheidung des
Königlichen Regierungspräsidenten zu Koblenz vom 18. November 1891 vom
Vorstande die Synagogen in Saffig, Miesenheim und
Kruft am 13.
Januar 1892 geschlossen wurden.
Nach der Zurückweisung einer Zivilklage wegen Besitzstörung seitens der
Krufter Judenschaft gegen den Vorstand des Synagogenbezirks, sind nach und
nach die Mitglieder dem Bezirk wieder beigetreten, und gehören nun mit
Ausnahme der Juden aus Kruft, eines aus Miesenheim, und der drei aus
Saffig
aus der Synagogen Ausgewiesenen, wieder sämtlich dem Synagogenbezirk
Andernach an, und konnten somit die Synagogen in Saffig und
Miesenheim
wieder ihren Spezialgemeinden übergeben werden.
Diese drei Herren in Saffig besuchten nun trotz ihrer 'religiösen
Bedenken' vor wie nach in regelmäßiger Weise den Gottesdienst, ohne zu
den Kultuskosten beizutragen.
Diesem Gebaren musste der Vorstand ganz entschieden entgegentreten,
weshalb denn die Ausweisung besagter drei Herren aus der Synagoge in Saffig
in der von Ihnen geschilderten Weise erfolgte. Simon Kaufmann,
Vorsitzender des Vorstandes." |
Schwierigkeiten bei der Beisetzung von jüdischen
Patienten der Irrenanstalt in Andernach (1878)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1878:
"In dem von hier einige Stunden entfernten Städtchen Andernach am
Rhein befindet sich bereits seit vielen Jahren eine Irrenanstalt, welche
in jüngster Zeit mit der Provinzial-Heil- und Irrenanstalt verbunden
wurde. In derselben befinden sich leider sehr viele jüdische Kränke. In
früheren Jahren wurde bei einem eingetretenen Sterbefalle eines solchen,
sofort die jüdische Gemeinde in Andernach hiervon benachrichtigt und die
Leiche alsdann auf dem jüdischen Begräbnisplatz in Miesenheim beerdigt.
Dieser ist eine halbe Stunde von Andernach entfernt. In letzterer Zeit hat
die jüdische Gemeinde in Andernach sich einen eigenen Begräbnisplatz akquiriert;
ob nun hiermit auch eine Sparsamkeit eingetreten ist, und die
Begräbniskosten nicht gerne aus Gemeindemitteln bewilligt wurden, kann
Einsender nicht behaupten, jedoch wurden seit länger als zwei Jahren
keine in der mehrerwähnten Anstalt Verstorbenen auf dem jüdischen
Friedhofe beerdigt. Die Vermutung liegt deshalb sehr nahe, dass dieselben
auf christlichen Begräbnisplätzen beerdigt werden, und ist es deshalb
jedenfalls im Interesse einer jüdischen Sache und eine Wohltätigkeit,
diesem Übel abzuhelfen.
Vielleicht würde diese Anregung dazu beitragen, zu erfahren, wie es bei
anderen ähnlichen Anstalten in solchen Fällen
zugeht." |
Fußballspiel zu Beginn der
NS-Zeit zwischen den
jüdischen Sportgruppen Dierdorf und Andernach (1933)
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 30. November 1933:
"Fußball im Westerwald. Der Kreis Mosel-Westerwald im Sportbund
des Reichsbundes jüdischer Freundsoldaten trat in
Dierdorf Bezirk Koblenz) zum ersten
Male sportlich mit einem Fußballspiel zwischen den Reichsbund jüdischer
Frontsoldaten Sportgruppen Westerwald (Sitz Dierdorf) und
Andernach-Rhein an die Öffentlichkeit. Die Überlegenheit Andernachs
machte sich gleich bemerkbar. Das erste Tor konnte trotzdem Walter Berg vom
Westerwald einschießen, worauf R. Bender (Andernach) den Ausgleich erzielte.
Durch eine Unachtsamkeit des Westerwald-Tormann konnte Andernach durch Bruno
Lambert ein weiteres Tor schießen und mit 2:1 Führung in die Halbzeit gehen.
Nach der Halbzeit glich Möllerich durch einen indirekten Strafstoß aus, und
Daniel sandte den letzten Treffer für Westerwald ein. H. Gottschalk stellte
den Ausgleich her, und nachdem Fritz und Walter Schubach noch je ein Tor für
Andernach geschossen hatten, stellt Fritz Schubach in der 8. Minute vor dem
Schlusspfiff das Ergebnis auf 6:3 für Andernach. Beide Mannschaften besitzen
leider noch sehr mangelhafte Trainingsmöglichkeiten. Obwohl die Sportgruppe
Westerwald einen Platz besitzt, ist es in Anbetracht dessen, dass die
Spieler in fast 60-70 Kilometer voneinander entfernt liegenden Orten
beheimatet sind, unmöglich, jeden Sonntag die Mannschaft zum Training
zusammen zu bekommen. Andernach hat bisher sogar weder einen Platz noch eine
Trainingsmöglichkeit. Nach dem Spiel gab es eine Bewirtung in der jüdischen
Schule, wo die Begrüßung durch die Ortsgruppenführer stattfand. Unter
anderem waren auch der Bezirksgruppenführer des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten Mittelrhein, Gottschalk (Koblenz) und der Reichsportführer des
Kreises Mosel-Westerwald, Sundheimer (Ems), erschienen." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
25jähriges Amtsjubiläum von Simon Kaufmann als
Präsident der jüdischen Gemeinde (1910)
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. April 1910:
"Andernach. Simon Kaufmann feierte sein 25-jähriges Jubiläum
als Präsident der jüdischen Gemeinde". |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Frau S. Beer wirbt für ihre Pension für gemüts- oder
nervenleidende israelitische Frauen (1887)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1887: "Andernach
am Rhein.
5 bis 6 israelitische Damen - gemüts-
oder nervenleidend - finden in dem mit allen Bequemlichkeiten
eingerichteten Hause der Unterzeichneten die sorgsamste Aufnahme. Vermöge
der an der hiesigen Rheinischen Provinzial-Irren-Anstalt und
Irren-Bewahrungs-Anstalt St. Thomas berufstätigen, berühmten
Autoritäten von Spezial-Ärzten kann den Kranken die denkbar
sorgfältigste und erfolgreichste ärztliche Behandlung zuteil
werden. Pension nach Vereinbarung, aber mäßig. Andernach,
unmittelbar am Rhein liegend (Eisenbahn- und Dampfschiff-Station),
berühmt durch seine kunstvollen alten Baudenkmale, ist wegen seiner
herrlichen, aber sehr geschätzten Lage auch als klimatischer Kurort warm
zu empfehlen, unmittelbar am Platze anschließend die prachtvollsten
Waldpromenaden, sodann 10 Minuten entfernt die 'Krahnenburg' mit
herrlichen Anlagen, ein der unstreitig schönsten Aussichtspunkte am
Rhein. 1 1/2 Stunden entfernt der Laacher See, per Wagenverbindung in 3/4
Stunden zu erreichen. Näheres zu erfahren durch Frau S.
Beer." |
Lehrlingssuche des Manufaktur- und
Konfektionsgeschäftes Gebr. Simon (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1901: "Wir
suchen zu Ostern für unser Manufaktur- und Konfektionsgeschäft einen Lehrling
und ein Lehrmädchen mit der nötigen Schuldbildung.
Kost und Logis im Hause.
Gebrüder Simon, Andernach am Rhein." |
Lehrlingssuche des Getreide- und Mehlgeschäftes S. Gottschalk
(1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1901:
"Suche für mein Getreide- und Mehlgeschäft per 1. April oder
1. Mai einen
Lehrling.
S. Gottschalk, Andernach am Rhein." |
Anzeige von A. Rosenheim (1905)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. März 1905:
"Andernach am Rhein. Knaben, welche das hiesige Vollgymnasium
besuchen wollen, finden in meinem Hause liebevolle Pflege und
gewissenhafte Beaufsichtigung durch staatlich-geprüften Lehrer. Beste
Referenzen stehen zu Diensten. A. Rosenheim." |
Zur Geschichte der
Synagogen
Mittelalter: im der Kramgasse
befanden sich im Bereich des späteren Rathauses die Einrichtungen der
jüdischen Gemeinde. Hier war - vermutlich bereits im 12. Jahrhundert - die Synagoge
("Judenschule", "scolae Judeorum") der Gemeinde. Sie wurde
bei der ersten Verfolgung 1287 zerstört, doch wiederum aufgebaut. Auch
nach der Judenverfolgung in der Pestzeit konnte die Synagoge zumindest gegen
Ende des 14. Jahrhunderts wieder von den jüdischen Familien der Stadt -
zumindest für einige Jahre - benutzt werden. Mitte des 15. Jahrhunderts
verließen die jüdischen Familien die Stadt oder wurden von Rat und der
Bürgergemeinde vertrieben. Die Synagoge wurde - nachdem sie in den Besitz des
Rates der Stadt übergegangen war - zweckentfremdet. Mitte des 16.
Jahrhunderts wurde das Obergeschoss als Getreidelager benutzt. Im
Erdgeschoss war nach einer Quelle von 1572 ein Tanzhaus. Im 17. Jahrhundert
wurde das Gebäude zunächst für die Bürgerwacht, dann als Ratsküche und seit
1658 als Brauhaus verwendet. Bei der Zerstörung der Stadt durch die Franzosen
am 1. Mai 1689 wurde auch das Synagogengebäude
zerstört.
19./20. Jahrhundert: Um 1880 entstand
eine neue jüdische Gemeinde. Die Gottesdienste wurden zunächst in Beträumen
abgehalten, zunächst in einem Zimmer eines Wohnhauses an der Ecke
Kirchgässchen/Steinweg, später in einem Raum auf dem Gelände der Malzfabrik
Weißheimer an der Schaar, im Gebäude der ehemaligen "Fleischschaar".
1892 konnte die Gemeinde ein Gebäude in der Bürresheimergasse für
einen neuen Betsaal erwerben.
Um 1930 wurde eine Synagoge geplant. Dafür konnte man ein Grundstück in
der Moltkestraße / Ecke Güntherstraße erwerben. Die Grundsteinlegung war am
29. Juli 1932, die Einweihung am 30. Mai 1933. Auf Grund der schwierigen
politischen Situation konnte keine festliche Einweihung vorgenommen werden. Die
Andernacher Zeitung berichtete am 2. Juni 1933: "Die Weihe der neuen
Synagoge fand am Dienstagabend in aller Stille im Beisein der jüdischen
Bevölkerung" statt. Nur gut fünf Jahre war diese Synagoge Mittelpunkt des
jüdischen Gemeindelebens. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude
durch SA-Leute niedergebrannt; die Ruine wurde wenig später abgebrochen. An
Stelle der Synagoge wurde nach 1945 ein Wohnhaus erstellt. Eine Gedenktafel
ist angebracht (siehe Foto unten).
Bei der Synagoge in Andernach handelte es sich um eine der letzten vor dem
Novemberpogrom 1938 eingeweihten Synagogen (Hinweis: die letzte war die am 2.
Juni 1938 in Stuttgart
eingeweihte Synagoge der dortigen Israelitischen Religionsgesellschaft).
Erstellt wurde in Andernach ein moderner kubischer Putzbau mit einem
Doppelportal an der Westfassade. Der Betsaal hatte hohe, schmale
Rundbogenfenster. Über dem Eingang im Westen und über dem Toraschrein im Osten
gab es einfache Rundfenster. Über dem Eingangstor stand als Zitat aus Maleachi
2,10: "Haben wir nicht alle einen Vater...?" Die Portalinschrift
findet sich wieder auf der Gedenktafel für die zerstörte Synagoge
(siehe Foto unten).
Adresse/Standort der Synagoge:
Moltkestraße
15
Fotos
(Quelle: Plan und historische Fotos: Publikation des Landesamtes
s. Lit. S. 79-81; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 18.8.2006)
Spuren der
mittelalterlichen jüdischen Geschichte |
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Plan des
mittelalterlichen Wohngebietes
(Kramgasse) mit Eintragung der Synagoge
neben dem Gebäude des im 16.
Jahrhunderts erstellten Rathausgebäudes |
Blick in die
Kramgasse, Zentrum
des mittelalterlichen jüdischen
Wohngebietes; die
Synagoge war an
Stelle des orange gestrichenen Gebäudes |
Straßenschild
"Kramgasse" |
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Blick auf das
Rathaus, rechts die dort angebrachte Hinweistafel mit dem Text:
"1407 erstmalige Erwähnung als Sitz des Rates, vorher Synagoge der
jüdischen Gemeinde
in Andernach. Unter dem Salzmagazin die Badeanlage,
Mikwe. Jetziges Rathaus von 1561-74
errichtet. Fassade an der Hochstraße
1781 neu aufgeführt, wobei die ehedem offene Halle
zugebaut wurde." Mit
französischer und englischer Übersetzung. |
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Die mittelalterliche Mikwe
("Judenbad") |
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Pläne der
mittelalterlichen Mikwe, unterschiedliche Schnitte |
Zeichnung der Säule in der
SW-Ecke, Pfeiler
in der NO-Ecke und Sturz der Eingangstür |
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Die 1933 eingeweihte
Synagoge |
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Blick auf die
Synagoge kurz vor
der Einweihung Anfang 1933 |
Die beim
Novemberpogrom 1938 zerstörte Synagoge während der Abbrucharbeiten |
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Blick auf das an Stelle der
1938
zerstörten Synagoge erstellte Wohnhaus |
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Gedenktafel - Inschrift mit
Zitat hebräisch und deutsch aus Maleachi 2,10 (Portalinschrift auf der
zerstörten Synagoge):
"Haben wir nicht alle einen Vater, hat
nicht ein Gott uns geschaffen.
Zum Gedenken an die am 9. November 1938
zerstörte Synagoge und an unsere jüdischen Mitbürger". |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
November 2020:
Die "Stolpersteine" werden geputzt
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Artikel
in ""Blick-aktuell" (Pressemitteilung der SPD Andernach) vom 16.
November 2020:
"Clemens Hoch und Marc Ruland gedenken den Opfern des Holocaust.
Gegen das Vergessen
Andernach. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in
Deutschland Synagogen zerstört und in Brand gesteckt, Wohnungen zerstört,
Geschäfte geplündert und zahlreiche jüdische Menschen misshandelt und
ermordet. Die Shoah bleibt ein beispielloses Verbrechen in der
Menschheitsgeschichte. Im Zuge der Novemberpogrome von 1938 wurde auch die
Synagoge in Andernach durch die SA niedergebrannt und die verbliebene Ruine
wenig später abgebrochen. Bei der Andernacher Synagoge handelte es sich um
eine der letzten vor 1938 eingeweihten Synagogen in Deutschland. Zum
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus putzten in diesem Jahr Clemens
Hoch, Staatssekretär, und der Andernacher SPD-Vorsitzende Marc Ruland, MdL
die verlegten 'Stolpersteine' in Andernach. Die Idee der 'Stolpersteine'
geht auf den Künstler Günter Demnig zurück, der 1992 damit begonnen hat,
Messingsteine als Gedenktafeln in den Boden zu legen. Sie erinnern an die
Menschen, die während der NS-Zeit deportiert und ermordet wurden. Im Rahmen
der Projektwoche 'Schule gegen Rassismus' am Kurfürst-Salentin-Gymnasium
setzten sich in Andernach Schülerinnen und Schüler mit dem tragischen
Schicksal der jüdischen Schüler in der NS-Zeit auseinander. Neun jüdische
KSG-Schüler sind in Konzentrationslagern umgekommen oder gelten seitdem als
'verschollen'. 2011 erfolgte die Vorarbeit für die Verlegung der so
genannten 'Stolpersteine'. Die Steine sollen also den Vorbeigehenden an die
ehemaligen Nachbarn, Kollegen und Schulkameraden erinnern, die nebenan
lebten und arbeiteten. 'Am Tag der abscheulichen Novemberpogrome wollen wir
zum Gedenken an die Opfer des Holocaust aufrufen. Wir wollen mit unserer
Aktion ein Zeichen setzen und die Erinnerung an die Menschen wachhalten, die
hinter diesen Stolpersteinen stehen.', erklären Clemens Hoch und Marc
Ruland, MdL. In Andernach erinnern Stolpersteine an Werner Weinberg,
Charlotte Michel, Jakob Michel, Isidor Loeb, Bertha Lambert, Simon Lambert,
Lina Lambert, Frederike Lipsky, Clara Mayer, Helene Klee, Leopold Kallmann,
Maximilian Klee, Eugen Meyerhoff, Moritz Meyer, Siegbert Portje, Hermann
Weber, Siegmund Weber und Albert Weber. Die Novemberpogrome sind 'ein
widerwärtiger Gewaltausbruch, der auf lange Jahre der Diskriminierung,
Einschüchterung und Anfeindung folgte. Sie waren ein Vorbote der unfassbaren
Verbrechen der Shoah, die meine Landsleute einige Jahre später verüben
sollten.', so Bundespräsident Frank Walter Steinmeier. 'Und sie sind eine
eindringliche Warnung an uns heute.' Juden sollen sich mit einer Kippa im
Alltag wohlfühlen, fordert Bundespräsident Steinmeier. Zum Jahrestag der
Pogromnacht erinnert er an den Kampf gegen Antisemitismus."
Link zum Artikel |
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November 2023:
Gedenken an die Pogrome 1938
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Artikel
von Wolfgang Lucke in der "Rhein-Zeitung" vom 11. November 2023: "Auch in
Andernach brannte eine Synagoge.
Initiative Erinnern ruft am Gedenktag zum 9. November zu Solidarität mit
Israel auf-..."
(Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken) |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica Bd. I S. 11-13; Bd. II,1 S. 14-17;
Bd. III,1 S. 18-21 (jeweils mit weiteren Literaturangaben). |
| Hans Hunder u.a. (Bearbeiter): Documenta Judaica -
Ausstellungskatalog. Hrsg. Stadt Andernach 1969. |
| Franz-Josef Heyen (Hrsg.): Andernach - Geschichte
einer rheinischen Stadt. Andernach 1988 S. 262-267. |
| Wolfgang P. Fischer: Die jüdischen Schüler des
Andernacher Stiftsgymnasiums. Vortrag:
Online zugänglich. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 78-81 (mit weiteren Literaturangaben).
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Andernach Rhineland.
Benjamin of Tudela numbered Andernach among the 13 cities on the Rhine with
important Jewish communities in the 12th century. Jewish homes were destroyed in
anti-Jewish riots in 1287 and Jews suffered in the Armleder disturbances of 1337
and in the Black Death persecutions of 1348-49. The community was renewed in the
14th century, but by 1448 no Jews were present. The modern community dates from
the development of the local malt industry in the mid-19th century. From 1890, a
religious school was operating here. The Jewish population rose from 53 in 1871
to 141 (total 10.771) in 1925. The synagogue, consecrated in 1933, was the only
one to be built in the Rhineland after Worldwar I. On Kristallnacht (9-10
November 1938), it was set on fire, Jewish homes were destroyed, and most of the
young men were taken to the Dachau concentration camp. In 1939, 45 Jews were
left; at least 11 perished in the Holocaust.
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