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Zu den Synagogen im
Kreis "Südliche Weinstraße" und Stadtkreis Landau
Arzheim (Stadt
Landau, Stadtkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Arzheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis Ende des 19. Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in die Zeit des
17./18. Jahrhunderts zurück. Im 17. Jahrhundert gehören die am Ort
lebenden jüdischen Familien zum Friedhofsverband des jüdischen Friedhofes
in Annweiler.
1714 gab es drei jüdische Haushaltungen am Ort, 1718 fünf, 1733 bis 1750 drei
bis vier. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ging die Zahl von drei
(1775) auf nur noch eine Familie (1785) zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 18 jüdische Einwohner (2,1 % der Gesamteinwohnerschaft), 1825
34 (3,2 %), 1847/48 41 (in neun Familien), 1875 54, 1900 15.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule und
möglicherweise ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im 17.
Jahrhundert im jüdischen Friedhof in Annweiler,
dann auf dem jüdischen Friedhof in Essingen
und zuletzt auf dem jüdischen Friedhof in Landau
beigesetzt.
Um 1884 löste sich die Gemeinde auf. Die hier noch lebenden jüdischen Familien
(u.a. die Familie Abraham in der Hauptstraße 36), schlossen sich der Gemeinde
in Landau an.
1924 wurden 12, 1932 13 jüdische Einwohner am Ort gezählt. Nach 1933 sind die
meisten von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
Von den in Arzheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Gerda Abraham (1869),
Johanna Abraham (1865), Julius Abraham (1896), Margarete (Greta) Abraham (1907),
Mina Dreifuß geb. Abraham (1858), Melanie Haas geb. Abraham (1894), Salomon
Oppenheimer (1870), Amanda Samuel (1872).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Samuel Abraham und Frau sind nach Luxemburg
ausgewandert (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. November 1938: "Aus Arzheim. Herr
Samuel Abraham und Frau sind nach Esch-Alzette in Luxemburg zu ihren
Kindern ausgewandert, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Mit Dank
quittieren wir einen Betrag, welchen er uns für die Armen, die ihm stets
am Herzen lagen, übergab. Möge der Allmächtige das Ehepaar Abraham
beschützen. A.J." |
Zur Geschichte der Synagoge
Bereits in der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts richteten die jüdischen Familien am Ort eine Synagoge
ein. Einige Bürger beschwerten sich 1730 bei der Regierung in Bruchsal,
dass die Synagoge "mitten im Dorf" "aufgerichtet" sei und
Juden aus benachbarten kurpfälzischen und zu Zweibrücken gehörenden Orten zu
den Gottesdiensten nach Arzheim kamen. Von Seiten der Regierung wurde
geantwortet, dass die Synagoge zwar zurecht bestehe, aber es nicht erlaubt sei,
dass die "ausländischen" Juden zum Gottesdienst kommen würden. Aus
dem Jahr 1748 liegt eine weitere Beschwerde vor. Die Juden am Ort hätten
eine neue Synagoge in einem an der Hauptstraße gelegenen Haus eingerichtet.
Dieses Bethaus würde wiederum von Juden aus Zweibrücken und der Kurpfalz
besucht. Da die Synagoge ohne Genehmigung der Behörden eingerichtet worden war,
musste sie aufgrund der Beschwerde geschlossen werden.
Im 19. Jahrhundert war ein Betsaal wiederum in der Hauptstraße
eingerichtet. Dieser wurde bis 1884, dem Jahr der Einweihung der Landauer
Synagoge benutzt. Danach besuchten die weniger gewordenen jüdischen Personen in
Arzheim die Synagoge in Landau.
Der Betraum blieb auch nach der Schließung erhalten. Im Vordergebäude lebte bis
1938 die Familie Abraham, die den Raum als Abstellraum nutzt. Später stand
des Gebäude leer. 2003 wurde durch den damaligen Besitzer des Anwesens
ein Großteil der früheren Synagoge wegen Baufälligkeit abgebrochen. Erst
durch den Abbruchantrag, der 2001 gestellt worden war, wurde der ehemalige
Betsaal wieder bedeckt. Auf Grund zahlreicher baulicher Veränderungen mit
verschiedenen Einbauten wurde das Gebäude nicht unter Denkmalschutz gestellt.
Vor dem Abbruch wurde eine bauhistorische und fotografische Dokumentation
vorgenommen.
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße
36
Fotos
(Quelle: Außenaufnahme aus O. Weber s. Lit. S. 49
[Archiv Fücks]; Innenaufnahmen aus dem Buch des Landesamtes für Denkmalpflege
s.Lit.)
Blick auf die Synagoge |
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Außenaufnahme des
Synagogengebäudes im Zustand von 1988 (Rückgebäude zu dem ehemals jüdischen
Haus der Familie Abraham in der Hauptstraße 36) |
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Innenansicht von 2001 |
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Die Aufnahme des
ehemaligen Betsaales wurde noch vor dem Abbruch des Gebäudes erstellt.
Links oben sind die Reste der Frauenempore zu sehen.
Im oberen Bereich
(Ausschnittvergrößerung des Fotos) Reste der Wandbemalung
(Schablonenmalerei) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Berthold Schnabel: Jüdische Musikanten aus
Landau-Arzheim.
In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 8. Jahrgang
Ausgabe 1/1998 Heft Nr. 15. S. 38-42. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt). |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 43.49 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 229-230 (mit weiteren Literaturangaben).
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