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Zu den Synagogen im
Kreis "Südliche Weinstraße" und Stadtkreis Landau
Landau in der Pfalz
(Stadtkreis,
Rheinland-Pfalz)
Jüdische Geschichte / Betsaal / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde und ihrer Synagogen
(english version)
In Landau bestand eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter.
1273 wird erstmals ein jüdischer Bewohner genannt (Michel von Landau). Die
jüdischen Familien lebten in der 1329 genannten Oberen (und der vermutlich
gleichfalls bestehenden Unteren) Judengasse. Hier stand wahrscheinlich auch eine
Synagoge. Eine solche wird urkundlich jedoch erst 1435 genannt. Von der
Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 waren auch die Landauer Juden
betroffen. Sie konnten jedoch ihr Hab und Gut behalten und wurden nur
kurzfristig vertrieben. Seit 1354 sind wieder Juden in der Stadt bezeugt. Um
1400 lebten etwa acht, im 15. Jahrhundert mindestens zwölf jüdische Familien
in der Stadt. Die jüdischen Familien lebten im Mittelalter vorwiegend vom
Geldhandel, um 1500 auch vom Gewürz- und Arzneihandel. In der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts wurden die Juden zeitweise vertrieben oder verließen die
Stadt unter unbekannten Umständen.
Erinnerung an mittelalterliche Zeiten:
antijüdische Darstellungen in der Katharinenkapelle
(Fotos: Michael Ohmsen) |
An der Nord- und Ostwand des
Chores findet
sich ein Passionszyklus mit charakteristischen
Darstellungen mittelalterlicher Juden, die in
dieser Weise - für den Tod Jesu
verantwortlich gemacht werden |
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1517 wurden erneut zehn jüdische Familien in der Stadt zugelassen.
Obwohl sie immer wieder von der Ausweisung bedroht waren, bestand seitdem eine
jüdische Niederlassung bis zur Vernichtung in der NS-Zeit im 20. Jahrhundert.
Nachdem schon im 16. Jahrhundert ein Betsaal vorhanden war, wurde eine
neue Synagoge 1648 erbaut. Nachdem sie niedergebrannt war, ist sie
1691
durch eine neue Synagoge ersetzt worden.
1810 wurden 237 jüdische Einwohner in
der Stadt gezählt. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde 1900 mit 821
Personen erreicht (1933 noch 596 Personen). Zur jüdischen Gemeinde
Landau gehörten seit 1884 auch die in Arzheim
lebenden jüdischen Personen (1924 12 Personen, 1932 13 Personen). Auch die
jüdischen Einwohner anderer Orte in der unmittelbaren Umgebung dürften zu
Landau gehört haben (im 19. Jahrhundert u.a. Godramstein
und Herxheim bei Landau).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde insbesondere eine Synagoge,
eine jüdische Schule, ein rituelles Bad sowie einen
Friedhof. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde hatte die Gemeinde Lehrer und Kantoren
angestellt. Seit 1838 war Landau Sitz eines Bezirksrabbinates für die in
den Bezirksämtern Landau, Bergzabern und Germersheim liegenden jüdischen
Gemeinden. Als Bezirksrabbiner wirkten Dr. Elias Grünebaum (1838-1893), Dr.
Berthold Einstein (1893-1934) sowie Kurt Metzger (1935-1938).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde (links das
Gefallenendenkmal in der Synagoge): Feldunterarzt
Rudolf Bloch (geb. 24.11.1891 in Straßburg, gef. 13.1.1917 in Gefangenschaft),
Paul Einstein (geb. 10.5.1896 in Landau, gef. 3.7.1916), Gefreiter Otto
Emsheimer (geb. 27.4.1896 in Landau, gef. 20.5.1918), Unteroffizier Paul
Emsheimer (geb. 17.5.1894 in Landau, gef. 30.6.1917), Vizefeldwebel Hermann
Fried (geb. 14.3.1888 in Ingelheim, gef. 15.7.1918), Unteroffizier Siegmund
Kullmann (geb. 14.4.1887 in Dahn, gef. 20.12.1914), Friedrich Levy (geb.
11.4.1889 in Landau, gef. 20.8.1914), Unteroffizier Ernst Löb (geb. 8.1.1894 in
Worms, gef. 23.11.1914), Unteroffizier Ernst Simon Marx (geb. 24.6.1891, gef.
30.8.1916), Franz Neuberger (geb. 27.2.1890, gef. 25.8.1914), Edwin Scharff
(geb. 15.12.1887 in Landau, gef. 20.7.1915), Gefreiter Richard Scharff (geb.
9.9.1895 in Landau, gef. 15.9.1915), Paul Schwarz (geb. 8.3.1889 in Landau, gef.
16.11.1915), Adolf Simon (geb. 3.12.1896 in Eschbach, gef. 9.4.1917), Sally
Sternweiler (geb. 28.9.1886 in Waldorf, gef. 8.7.1915).
Um 1924, als zur Gemeinde 733 Personen gehörten (5,1 % von insgesamt
14253 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Michael Brunner, Samuel
Levi, Arthur Schwarz, Otto Siegel und Eduard Kern. Als Rabbiner war der bereits
genannte Dr. Berthold Einstein (wohnt Glacisstr. 9), als 1. Kantor Willi Steinem
(wohnt Glacisstr. 30), als 2. Kantor und Rechner Salli Rosenberg tätig.
Religionsunterricht für die damals 116 schulpflichtigen jüdischen Kinder der
Stadt erteilten Lehrer Steinem und Rabbiner Dr. Einstein. An jüdischen Vereinen
gab es den Israelitischen Armenunterstützungsverein (1855 gegründet,
1924 unter Leitung von Samuel Levy, 1932 unter Leitung von Leo Klein, Ostring 5;
Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung ortsansässiger und durchreisender
Hilfsbedürftiger), den Israelitischen Krankenverein (gegründet 1846,
1924 unter Leitung von Max Dreifuß, 1932 unter Leitung von Leon Weil,
Kaiserring 18 mit 184 Mitgliedern; Zweck- und Arbeitsgebiet: Unterstützung
hilfsbedürftiger Kranker, Gewährung freier ärztlicher Behandlung und Arznei),
den Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa (gegründet 1717, 1924/32 unter
Leitung von Max Dreifuß, Reiterstr. 37 mit 18 Mitgliedern; Zweck und
Arbeitsgebiet: Krankenpflege, Bestattungswesen) und den Israelitischen
Frauenverein (1924 unter Leitung von Berta Levi, 1932 unter Leitung von
Betty Einstein, Glacisstr. 9, Zweck und Arbeitsgebiet: Krankenpflege,
Bestattungswesen). Der Verein Concordia hatte in der Friedrich-Ebert-Str.
12 eine Bibliothek. An Stiftungen gab es den Wohltätigkeits-Hilfsfonds
(1932 in Verantwortung von Michael Brunner). 1932 waren die
Gemeindevorsteher Michael Brunner (1. Vors., wohnt Kaiserring 12), Samuel Levy
(2. Vors., wohnt Nordring 27) und Anna Joseph (3. Vors., wohnt Ostring 14).
Nachfolger auf der Stelle des 2. Kantors und Rechners der Gemeinde war
inzwischen Max Zeilberger (wohnt Vogesenstr. 4). Die Gemeindeverwaltung hatte
folgende Ausschüsse: einen Finanzausschuss (Vors. Michael Brunner), einen
Friedhofsausschuss (Vors. Arthur Schwarz) und einen Wohlfahrtsausschuss (Vors.
Anna Joseph). Im Schuljahr 1931/32 wurden 94 Kinder der Gemeinde in Religion
unterrichtet.
NS-Zeit (nach der Darstellung in
www.juedische-gemeinden.de zu
Landau): "Den ersten Höhepunkt der antijüdischen NS-Politik bildete auch
in Landau der reichsweite Boykotttag vom 1. April 1933. Bereits Tage
zuvor hatte auf einer Kundgebung der NSDAP-Kreisleiter Kleemann 'den
Machenschaften des internationalen Judentums' den Kampf angesagt. Der Aufruf im
'Landauer Anzeiger' vom 29.3.1933 gab den Lesern genaue Anweisungen für den
bevorstehenden Boykott an die Hand; dann begann die 'Aktion': ' ... Punkt
zehn Uhr bezogen die SA und SS ihre Posten vor den jüdischen Häusern (auch
Rechtsanwälten und Ärzten) und Lokalen, die sämtlich durch schwarze Plakate mit
einem gelben Kreis in der Mitte gekennzeichnet waren. ... Abends hat ebenso
schlagartig wie begonnen die Boykottbewegung um 7 Uhr ihr Ende erreicht; die
Posten wurden zurückgezogen. In größter Disziplin haben die SA- und SS-Männer
ihren Dienst versehen.' Nach Zeitungsberichten war der Boykott in Landau
'erfolgreich', da jüdische Geschäfte an diesem Tage kaum betreten wurden. Zu
erstem gewaltsamen Vorgehen kam es im Juni 1933, als mehrere SS- bzw.
NSDAP-Angehörige jüdische Gäste in einem Cafe tätlich angriffen und
misshandelten...
Die Ausschreitungen des Novemberpogroms von 1938 verliefen in der Stadt
Landau ähnlich wie in anderen Städten: Nach einer Kundgebung aller
NSDAP-Gliederungen am Abend des 9. November erhielt die lokale SA-Führung in
Landau telefonisch den Befehl, noch in der Nacht die Synagoge Landaus zu
zerstören. SA-Angehörige brachen daraufhin das Gebäude auf, demolierten die
Inneneinrichtung und übergossen diese mit einem Brandbeschleuniger. Am Mittag
des 10.November war die Synagoge völlig ausgebrannt; in den folgenden Tagen
wurden die Ruinen 'aus Sicherheitsgründen' gesprengt. Noch während die Synagoge
brannte, begannen SA- und SS-Trupps, jüdische Geschäfte und Wohnungen zu
demolieren; ihnen schlossen sich noch Jugendliche an. Männliche Juden der Stadt
wurden verhaftet und misshandelt, anschließend wurde ein Teil mit der Bahn ins
KZ Dachau abtransportiert. Kurz nach dem Pogrom wurden die Landauer Juden
gezwungen, Generalvollmachten zur Abtretung ihres Grundbesitzes zu
unterzeichnen. Die allermeisten Landauer Juden verließen nun ihre Heimatstadt;
entweder emigrierten sie oder verzogen in deutsche Großstädte. Im Rahmen der
sog. 'Bürckel-Aktion' wurden fast alle der 50 noch in Landau lebenden Juden -
zusammen mit Tausenden anderen - ins französische Internierungslager Gurs
verfrachtet. Vor ihrem Abtransport nach Gurs waren sie ins Frank-Loeb´sche Haus
eingewiesen worden.
Von den 1933 in Landau wohnenden 596 jüdischen
Einwohnern kamen nach den Deportationen mindestens 158 ums Leben.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte des Rabbinates
Landau
Unter Rabbiner Elias Grünebaum
Rabbiner Elias Grünebaum (geb. 1897 in Reipoltskirchen
bei Kusel, gest. 1893 in Landau): Ausbildung in Mannheim, Frankfurt, Studium in
München. 1835 Rabbiner in Birkenfeld (Hoppstädten),
von Juni 1838 bis zu seinem Tod 1893 Bezirksrabbiner In Landau, zuständig für
24 Gemeinden.
Zur Antrittspredigt von Rabbiner Elias Grünebaum in der Synagoge
Landau (1838)
Im nachstehenden Artikel werden auch Predigten von Levi Herzfeld (1810-1884)
vorgestellt, der von 1843 bis 1884 Landesrabbiner des Herzogtums Braunschweig
war; die Ausführungen zu seinen Predigten werden nicht wiedergegeben.
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Juli 1838: "1)
Rede, gehalten bei dem Antritte seines Amtes als Rabbine des
Gerichtsbezirks Landau in der Synagoge zu Landau, von Elias
Grünebaum.
Karlsruhe und Baden, bei D. R. Marx. 1838. S. 30.8.
…
Die erstere des Herrn Rabbinen Grünebaum ist im festen Bewusstsein
dessen, was jetzt unseren Gemeinden Not tut, klar und sorgfältig
gehalten. Die Aufgabe, die sich der Redner gestellt hatte, war: ‚Auf
welchem Wege können wir in unseren Tagen die gesunkene Religion am
leichtesten und sichersten wieder erheben?’ – welche Frage in zwei
Teilen beantwortet wird, nämlich: 1) welches der Weg sei zur Erhebung der
gesunkenen Religion? Hierzu ist notwendig a) die Kenntnis der Religion, b)
das Gefühl für das Göttliche, für die Wahrheiten der Religion; - 2)
was uns obliege, um den Weg zur Erhebung der
gesunkenen Religion zu
betreten und zu seinem Ziele zu gelangen? – Wir können und müssen die
Kenntnis der Religion ausbreiten und das Gefühl für ihre Wahrheiten
beleben a) in der Schule, b) im Hause, c) in der Synagoge. Daher dringt
der Redner auf Errichtung guter Religionsschulen, auf die Predigt im
Gotteshause, auf Hebung der Andacht in den Synagogen und Veredlung des
Gottesdienstes. Hiermit hat sich denn auch der Redner die Richtung seiner
Bestrebungen vorgezeichnet, die Objekte seiner Tätigkeit bestimmt, und
wir können nur den Wunsch hinzufügen, dass seine Gemeinden es nicht an
Willfährigkeit, ihm entgegenzukommen, fehlen lassen. Die Sprache ist kräftig
und überzeugend, dabei ruhig und sicher…." |
Rabbiner Grünebaum erhält Predigtverbot (1849)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 27. Juli 1849:
"Landau. Unserem Rabbiner, E. Grünebaum, wurde, weil er sich
der neuesten Bewegung anschloss, das Predigen untersagt, wahrscheinlich
wird er seiner Stelle entsetzt werden. - Bekanntlich ist derselbe einer
der eifrigsten Reformisten." |
Aus einem theologischen
Beitrag von Bezirksrabbiner Dr. Elias Grünebaum (1867)
Rabbiner Dr. Grünebaum hat zahlreiche Beiträge zu theologischen
Fragen in jüdischen Periodika publiziert. Hier ein Abschnitt aus einem
größeren Beitrag zur Thematik "Die Ethik des Judentums..."
Artikel in
der Zeitschrift "Ben Chananja" vom 1. Februar 1867: "Die Ethik
des Judentums anderen Bekenntnissen gegenüber. Von Dr. Grünebaum,
Bezirksrabbiner zu Landau. Fortsetzung.
Klarer und schöner noch ist der herrliche Doppelgedanke von dem Berufe
Israels und der Bestimmung aller Menschen ausgesprochen Jesaja 42,1-8:
‚Siehe, mein Knecht (Israel), den ich festhalte, mein Erkorner, an dem
meine Seele Wohlgefallen hat. Meinen Geist habe ich auf ihn gelegt, auf
dass er das Recht den Völkern verkünde. Er schreit nicht und erhebt
seine Stimme nicht laut, lässt sich auf der Straße nicht hören. Ein
geknicktes Rohr zerbricht er nicht, dunkelnden Docht löscht er nicht aus:
zur Wahrheit führt er das Recht. Er dunkelt nicht und bricht nicht, bis
er auf der Erde das Recht hat eingesetzt und die Eilande seiner Lehre
harren. Also spricht der Allmächtige, Gott, der die Himmel erschaffen und
sie ausgespannt, die Erde ausgebreitet mit ihren Sprösslingen, der Odem
gibt dem Volke auf ihr, und Geist denen, die auf ihr wandeln, ich Gott,
habe dich berufen zum Heile, ich habe dich erfasst an deiner Hand, ich
habe dich bewahrt und habe dich eingesetzt zum Bündnisse der Völker, zum
Lichte der Nationen, zu öffnen blinde Augen, aus dem Kerker herauszuführen
den Gefesselten, aus dem Gefängnisse die im Finstern Weilenden. Ich,
Gott, das ist mein Name, und meine Ehre lasse ich keinem anderen, meinen
Ruhm nicht den Götzenbildnern.’ Es ist also Israel Beruf, alle Völker
zu Gotteserkenntnis, zu Recht und Sittlichkeit zu leiten, und der
Menschheit Bestimmung, dieses erhabene Ziel zu erreichen.
In diesem Gedanken begreifen wir erst die Sendung der
israelitischen Propheten auch an auswärtige Völker, und wenn diese der
Mahnung des Propheten Folge leisten, so empfangen sie allesamt, auch die,
welche Israel am meisten knechteten, den göttlichen Segen: ‚Gesegnet
ist mein Volk Ägypten und Assur,
meiner Hände Werk, und mein Eigentum Israel (Jesaja 19,25).
Diesem Grundgedanken entsprechend erscheinen nun auch die einzelnen Lehren
und Gebote schon im Mosaismus. Der Dekalog stellt die Verbote des
Meineids, des Raubes, des Diebstahls, des falschen Zeugnisses, dem Gelüsten
nach fremdem Eigentum ganz allgemein auf (über den in den beiden letzten
Aussprüchen vorkommenden Ausdruck Re’e
für Nebenmenschen werden wir später sprechen). Ebenso allgemein sind die
bald darauf folgenden ausführlichen Gesetze über die äußeren
Rechtsverhältnisse 2. Mose 21,12 – 22.7 gehalten: ‚Wer einen Menschen
schlägt, dass er stirbt, soll des Todes sterben. Wer aber nicht
aufgelauert hat, sondern Gott hat es ihm unter der Hand geschickt, so
werde ich dir einen Ort einrichten, wohin er fliehen soll. So aber Jemand
an seinem Nächsten frevelt und ihn umbringt mit List, von meinem Altare
weg sollst du ihn führen zum Tode!’
Dieselben Gesetze werden 3. Mose 24,17ff zum Teil wiederholt, und hier heißt
es noch bestimmter: ‚Wenn jemand irgendeinen Menschen’ erschlägt, Kol
näfäsch adam (= irgendein Mensch) usw. und dann wird zum Schlusse
Vers 21 feierlich wiederholt: ‚Ein Rechtsgesetz – Mischpat
– sei hierauf für den Fremden, wie für den Einheimischen: denn ich bin
Gott euer Herr.’
Wir wollen hier gleich im Anfange erklären, dass dieser letztere
Ausdruck, der merkwürdiger Weise gerade bei Rechts- und Sittengesetzen
fast überall vorkommt, entweder allein: Ich bin Gott, oder mit dem
Zusatze: Eurer Herr, offenbar nichts Anderes sagen will, als dass Gott,
der Herr der |
Kritische Stimme aus der
orthodox-konservativen Zeitschrift "Der Israelit" zu den
Familienverhältnissen der
Tochter von Dr. Grünebaum und seiner liberalen Haltung hierzu (1876)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1876: "Aus dem
Rabbinatsbezirk Landau, 7. November (1876). Wie ich mich und wohl auch
viele Leser dieses geschätzten Blattes sich erinnern, wurde vor einiger
Zeit in den Spalten desselben der Fall besprochen, dass eine Tochter des
Rabbiners Dr. Grünebaum zu Landau, mit Einwilligung ihres Vaters, sich
mit einem Nichtjuden verehelichte, und dass die intimsten
verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Schwiegereltern und
Schwiegersohn, welch letzterer auch in Landau wohnt, obwalten, Besuche und
Gegenbesuche, wie man mir sagte, fast täglich stattfinden. Nun erfahre
ich, dass dem Herrn Rabbiner ein weiteres Familienglück widerfahren,
indem seine Tochter vor einigen Tagen eines Knaben genesen sein soll.
Hinsichtlich der Erziehung des Neugeborenen hört man: dass der Herr
Rabbiner es durchsetzt, dass der junge Weltbürger konfessionslos erzogen
werde. Das nenne ich Konsequenz! Es verdient die von Herrn Dr. Grünebaum
hierbei bewiesene Toleranz gewiss, in weiteren Kreisen bekannt zu werden.
Herr Rabbiner!! Wir gratulieren Ihnen!" |
50-jähriges Dienstjubiläum von Bezirksrabbiner Dr. Grünebaum (1886)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Juli 1886:
"Landau, 26. Juni (1886). Das 50-jährige Dienstjubiläum des
Herrn Bezirksrabbiners Dr. Grünebaum gestaltete sich gestern zu einer
großartigen Feier, an der, außer der israelitischen Kultusgemeinde,
nicht nur die berufenen Vertreter der Behörden, sondern auch die gesamte
Bürgerschaft der Stadt Anteil nahm. Die Feier wurde des Vormittags auf
dem Stadthause durch eine Versammlung eingeleitet, in welcher Herr
Bezirksamtmann von Hartlieb dem Herrn Jubilar das ihm von Seiner Majestät
dem König Ludwig II. verliehene Verdienstkreuz des Ordens vom heiligen
Michael feierlich überreicht. Daran schloss sich ein Festgottesdienst in
der Synagoge, bei welchem Herr Rabbiner Dr. Mayer von Zweibrücken die
Predigt und Herr Rabbiner Dr. Landsberg von Kaiserslautern die
Schlussansprache hielt. Mittags fand im Hause des Herrn Jubilars eine Festtafel
zu 40 Gedecken statt und nachmittags 3 Uhr erfolgte die feierliche
Überreichung der Geschenke und Glückwunschschreiben. Der Rabbinatsbezirk
Landau verehrte dem Herrn Jubilar einen silbernen Pokal, die Lehrer der
Bezirke die Oppenheim'schen Familienbilder, der Synagogenchor ein
Gedenkblatt und ein Diplom, in welchem Herr Dr. Grünebaum zum
Ehrenmitglied des Synagogenchor ernannt wird. Frühere Schüler des
Jubilars brachten ein Photographie-Album mit ihren Photographien, seine
Schüler der Realschule und Studienanstalt Honeggers 'Kulturgeschichte der
neuesten Zeit', seine Schülerinnen der Töchterschule einen Rauchtisch.
Der Mendelssohn-Verein in Frankfurt ließ dem Jubilar durch Herrn Rabbiner
Brüll ein Diplom als Ehrenmitglied überreichen; Herr Dr. Mayer von
Zweibrücken brachte im Namen des Deutschen Rabbinatsverbandes ein
Glückwunschschreiben und Herr Dr. Brüll von Frankfurt ein solches im
Namen des deutsch-israelitischen Gemeindebundes. Außerdem erhielt der
Herr Jubilar noch von vielen Privaten Geschenke. Die Stadt Landau hatte
ihr Geschenk, zwei silberne Leuchter, schon Vormittags überreichen
lassen. So bekundeten diese Festakte, sowie die im Laufe des Tages aus
allen Teilen der Welt eingelaufenen über 70 Telegramme und etwa 300
Glückwunschbriefe, in wie weiten Kreisen und in wie hohem Maße der
greise Jubilar allgemeine Verehrung genießt. Abends fand ein Festbankett
unter großer Teilnahme statt." |
Zum Tod von Bezirksrabbiner Dr. Elias Grünebaum (1893)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Oktober 1893: "Landau, 1. Oktober (1893). Der hiesige Bezirksrabbiner Dr. Elias Grünebaum
ist am 25. vorigen Monats im Alter von 86 Jahren verschieden. Es hat in
seinem Amte seit 25. Juni 1838 gewirkt. In dem Verblichenen verliert die
Judenheit einen Mann, der neben vorzüglichen Charaktereigenschaften
allgemeines Wissen in hervorragendem Maße besaß. Er entfaltete neben
seiner rabbinischen und pädagogischen Wirksamkeit auch eine rege
literarische Tätigkeit. Am bekanntesten ist sein vortreffliches und viel
benutztes Hauptwerk: ‚Die Sittenlehre des Judentums anderen
Bekenntnissen gegenüber.’ Als guter Redner war der Heimgegangene weit
über die Grenzen des Bezirks hinaus bekannt und hoch geschätzt. Grünebaum
war einer der ersten, eifrigsten und konsequentesten Vertreter einer
Reform des Judentums. Seine Verdienste besonders um die Hebung des jüdischen
Schulwesens in Bayern sind auch an höchster Stelle nicht unbeachtet
geblieben. Im Jahre 1886 verlieh ihm König Ludwig II. den Michaelsorden
zweiter Klasse. Das große Ansehen und die Hochachtung, welche dem
Verstorbenen sowohl seitens seiner Schüler und Glaubensgenossen, als auch
von Seiten seiner Mitbürger und Vorgesetzten entgegengebracht wurden,
rechtfertigen die aufrichtige Teilnahme, welche sein Tod hervorgerufen." |
Ausschreibung der Stelle des Rabbiners nach dem Tod von Rabbiner Grünebaum (1893)
Anzeige in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Dezember 1893: "Bekanntmachung
– die Anstellung eines Rabbiners für den Rabbinatsbezirk Landau
betreffend.
Die Rabbinerstelle für den Rabbinatsbezirk Landau, umfassend die
israelitischen Kultusgemeinden der Königlichen Bezirksämter Landau,
Bergzabern und Germersheim ist durch den Tod des bisherigen Rabbiners in
Erledigung gekommen und soll unter folgenden Bestimmungen wieder besetzt
werden:
1. Der Rabbiner hat seinen Wohnsitz in der Stadt Landau zu nehmen.
2. Der Gehalt des Rabbiners beträgt pro Jahr: a) Jahresgehalt 3000 Mark.
B) Reise-Entschädigung für die in den einzelnen auswärtigen
Kultusgemeinden einmal abzuhaltenden predigten
300 Mark. C) Aversum für Regiebedürfnisse
1000 Mark. Summe
3.400 Mark.
3. Die Kasualien sind auf 1200 Mark zu veranschlagen. Außerdem hat der
bisherige Rabbiner beziehungsweise dessen Substitut für Erteilung des Religions-Unterrichts am Gymnasium und an der höheren Töchterschule
Landau eine Remuneration von 1.000 Mark bezogen.
Als äußerster Bewerbungstermin ist der 1. Januar 1894 festgesetzt und
sind bezügliche Bewerbungsgesuche nebst Belegen bis zu diesem Zeitpunkte
beim unterfertigten Amte einzureichen.
Landau – Pfalz, 17. November 1893. Königliches Bezirksamt. Trutzer." |
Unter Rabbiner Dr. Berthold Einstein
Rabbiner Dr. Berthold Einstein (geb. 1862 in Ulm, gest. 1935 in Landau):
Studium in Berlin und Breslau, 1885 Promotion in Tübingen; 1889
Rabbinatsstellvertretung in Heilbronn, 1891 zweiter Rabbiner ebd., 1892-1894
Rabbiner in Laupheim, 1894 bis Sommer 1934 Rabbiner in Landau.
Rabbiner
Dr. Berthold Einstein wechselt von Laupheim nach Landau (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April
1894: "Laupheim.
Unsere Rabbinerstelle wird demnächst vakant, da Herr Dr. Einstein das
Rabbinat in Landau übernimmt. Wir hegen die Hoffnung, dass jetzt,
da die Kirchenratsstelle von Herrn Dr. Kroner bekleidet wird, konservative
Kandidaten eher Berücksichtigung finden werden." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. April 1894: "Rabbinatsverweser Dr. B. Einstein in Laupheim
wurde zum Rabbiner in Landau
gewählt." |
Rabbiner Dr. Einstein ruft eine Tagung der
israelitischen Lehrer des Rabbinatsbezirks Landau ein (1895)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Mai 1895:
"Landau (Pfalz), im Mai. Am 25. April tagten hier die
israelitischen Lehrer des Rabbinatsbezirks Landau, nachdem man seit 10
Jahren keine Lehrerkonferenz abgehalten hatte, obwohl Anlass genug
vorhanden gewesen wäre, wichtige Fragen zu erörtern. Erst Herr Dr.
Einstein, dem seit Jahresfrist hier wirkenden Bezirksrabbiner, war es
vorbehalten, Abhilfe zu schaffen. freudig folgten sämtliche Lehrer des
Bezirkes, ca. 20 an der Zahl, seiner Einladung, und die Zeit des
Zusammenseins wurde mit ernster Arbeit ausgefüllt. Vor allem galt es,
einen neuen Normal-Lehrplan aufzustellen, da die jahrelange Erfahrung
lehrte, dass der unter dem früheren Rabbiner Dr. Grünebaum ausgearbeitet
nicht mehr genügte. Der Vorsitzende, Dr. Einstein, und zwei Kollegen
hatten ein diesbezügliches Referat übernommen. Nach längerer,
gründlicher Besprechung wurde der neu aufzustellende Lehrplan fixiert und
drei Herren mit der Ausarbeitung desselben betraut. Außerdem standen auf
der Tagesordnung: 'Der biblische Geschichtsunterricht' sowie die
'Schulaussetzung wegen religiöser Festtage unter Bezugnahme auf die
pfälzische Schul- und Lehrordnung'. Daran schlossen sich 'freie
Besprechungen' über das Wohl und Wehe der Lehrer. Herr Dr. Einstein
sprach sowohl bei Beginn als auch zum Schlusse der Konferenz wohlmeinende
Worte zu den anwesenden Lehrern. Seinen Ausführungen merkte man an, dass
es ihm darum zu tun ist,. das Judentum zu heben, und dass er als wichtiger
Faktor hierzu in erster Linie die Schule, den Lehrer sieht. Dass Herr
Rabbiner Dr. Einstein den Lehrern hilfreich zur Seite steht, erkennen
dieselben freudig an, und was ein Lehrer zu arbeiten und zu kämpfen hat,
weiß Herr Dr. Einstein als Sohn eines Lehrers ganz genau, wie er in
seinen Eingangsworten auch angedeutet hat. Diese freiwilligen
Lehrerkonferenzen werden jetzt regelmäßig ein- oder zweimal im Jahre
stattfinden." |
70. Geburtstag von Bezirksrabbiner Dr. Berthold Einstein
(1933)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Februar 1933: "Landau (Pfalz). Am letzten Tage des verflossenen bürgerlichen
Jahres durfte Herr Bezirksrabbiner Dr. Berthold Einstein – Landau
(Pfalz) seinen siebzigsten Geburtstag begehen. In Ulm
geboren, legte er nach Beendigung des theologischen Studiums am Jüdischen
Theologischen Seminar zu Breslau die staatliche württembergische
Rabbinerprüfung ab, wurde alsdann Rabbinatsstellvertreter in Heilbronn,
Rabbiner in Laupheim und bekleidet
nunmehr seit 39 Jahren die Stellung des Bezirksrabbiners in Landau.
Einstein gehört zu den ‚Stillen im Lande’. Er liebt es nicht, nach außen
hervorzutreten. Seine Freude ist die behagliche und gleichmäßige
pflichtgetreue Arbeit innerhalb seines Amtes und Kreises. Hier hat er
durch seine frohe Liebenswürdigkeit und seine natürliche Herzensgüte
sich überall Freunde und Verehrer erworben. Bis ins Kleinste hinein
peinlich korrekt – schon seine auffällig markante Schrift zeugt davon
– ist er in seiner geraden und ungeschminkten Wahrhaftigkeit, in seinem
Wesen ein ebenso unverkennbarer Sohn des Schwabenlandes, wie er es in
seiner Sprache geblieben ist. Auch in seinen religiösen Anschauungen
bekannte er sich zu einem aufrichtigen und offenen Liberalismus, freilich
wie jeder religiösen Aufdringlichkeit so auch jedem Radikalismus abhold.
Von seinem kritischen Humor gab er früher pseudonym, jedoch für
Eingeweihten wohl erkennbar, in jüdischen Blättern manche köstliche
Probe. Seinen Schülern und Schülerinnen suchte er nicht bloß Lehrer,
sondern auch Freund zu sein und kettete dadurch viele von ihnen in
Dankbarkeit an sich. In aller sozialen Arbeit erwies er sich zusammen mit
seiner gleichgesinnten Gattin als unermüdlicher Helfer, in allem schweren
Leid als Vorbild, da er das eigene schwere Leid des Verlustes seines
einzigen hoffnungsvollen Sohnes im Weltkrieg in würdigster Weise trug.
Voll Schlichtheit und Bescheidenheit den Lebensansprüchen gegenüber
suchte er von früh auf die reinste Erholung in der Musik, die er selbst
in trefflicher Weise ausübt. Seinen siebzigsten Geburtstag verbrachte der
Jubilar fern der Heimat im Hause seiner verheirateten Tochter, wohin ihm
zahlreiche Glückwünsche aus seinen Gemeinden, aus Vereinen und Verbänden
– auch vom Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden – sowie aus
der Schar seiner Freunde und Bekannten nachfolgten. Der engere
Freundeskreis ließ es sich jedoch nicht nehmen, ihm nach seiner Rückkehr
einen Festtag zu bereiten. Am 17. dieses Monats versammelten sich in
seinem Hause die Herren Rabbiner Dr. Freudenthal, Nürnberg, und Dr.
Seligmann, Frankfurt, beide seit der Studienzeit in vertrauter
Freundschaft mit ihm verbunden, sowie die pfälzischen Amtskollegen mit
ihren Frauen. Herr Rabbiner Dr. Freudenthal überbrachte die Glückwünsche
der Bayerischen Rabbinerkonferenz und die des engeren Freundeskreises, in
dessen Namen er Geschenk und künstlerische Widmung überreichte. Herr
Bezirksrabbiner Dr. Baron, Kaiserslautern,
dankte dem Senior und treuen Berater der pfälzischen Rabbiner, Herr
Bezirksrabbiner Dr. Nellhaus, Pirmasens,
sprach im Namen der Verbindung Amicitia, Herr Rabbiner Dr. Seligmann als
Freund des Hauses. Der Jubilar dankte tief bewegt für alle Freundschaft
und Kollegialität. Für den Abend hatte die Elias Grünebaum-Loge zu
einer Sitzung in die städtische Festhalle eingeladen. Der festlich geschmückte
Saal und die zahlreiche Beteiligung boten ein eindrucksvolles Bild. Herr
Justizrat Dr. Rheinheimer als Präsident der Loge begrüßte die
Erschienenen. Herr Rabbiner Dr. Freudenthal, der für diesen Abend einen
religionswissenschaftlichen Vortrag zugesagt hatte, ließ diesen in eine
warme Huldigung für den Jubilar ausklingen. Ihm schlossen sich Herr
Rechtsanwalt Dr. Goldberg als ehemaliger Schüler Dr. Einsteins, Herr
Albert Mayer in poetischer Widmung, Frau Justizrat Rheinheimer für den
Schwesternbund, Herr Dr. Nellhaus für die pfälzischen Rabbiner und Herr
Dr. Seligmann als Pfälzer und ältester Freund des Gefeierten an. Frau
Hedwig Katz trug mit klangvoller Stimme klassische Lieder vor. Lichtbilder
zeigten den Jubilar im Amt, im Haus und in der Familie. Zuletzt dankte
dieser selbst mit herzlichen Worten. Die frohe und zugleich weihevolle
Stimmung, die über allen Ehrungen lag, die herzliche Freude, mit der die
Versammelten teilnahmen, bedeuteten den verdienten Dank für die
charaktervolle Persönlichkeit wie für die langjährige Wirksamkeit des
noch immer jugendlich frischen Jubilars. Möge ihm zur Freude für seine
Freunde und Verehrer und zum Segen für sein Amt diese Rüstigkeit noch
manches Jahr erhalten bleiben!" |
|
Artikel in der "Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 18. Januar 1933: "Stuttgart. Am 31. Dezember vorigen Jahres vollendete der vielen unserer Leser bestens bekannte
Bezirksrabbiner Dr. Berthold Einstein in Landau sein 70. Lebensjahr.
Dr. Einstein ist in Ulm an der Donau als Sohn eines Lehrers geboren. Nach dem Besuch des jüdisch-theologischen Seminars zu Breslau promovierte er an der Universität
Tübingen und bestand in Württemberg das Senatsexamen. 1889 wurde ihm die
Rabbinatsstellvertretung in Heilbronn übertragen. 1892 amtierte er in Laupheim als Rabbiner. Seit etwa 38 Jahren
wirkt Dr. Einstein als Bezirksrabbiner in Landau, wo er eine überaus überaus segensreiche Tätigkeit entfaltet hat.
Wir wünschen dem trefflichen Führer, dessen Wirken und Persönlichkeit anlässlich seines Geburtstages in der jüdischen Presse verdientermaßen gewürdigt wurden, noch eine lange, gesegnete Wirksamkeit im Dienste seiner heiligen Aufgaben!" |
Todesanzeige für Bezirksrabbiner Dr. Berthold Einstein
(1935)
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1935: "Am 4. Juni 1935 verschied in Landau in der Pfalz
Seine Ehrwürden Herr Dr. Berthold Einstein, Bezirksrabbiner i.R.
Der Verewigte wirkte mehr als 40 Jahre als Bezirksrabbiner in Landau in
der Pfalz und war erst im Sommer 1934 im 72. Jahre seine Lebens in den
wohlverdienten Ruhestand getreten. Er gehörte dem Vorstand unseres
Verbandes seit 1917 an und war auch Mitglied der Tagung des Verbandes
Bayerischer Israelitischer Gemeinden.
Der Verstorbene, ausgestattet mit reichen Haben des Geistes, verfügte
über ein umfassendes Wissen auf jüdischem und profanem Gebiet. Seine
Kanzelreden und sonstigen Ansprachen standen jederzeit auf hoher geistiger
Stufe. Mit ganzem Herzen widmete er sich seiner Aufgabe als Lehrer und
Erzieher und erwarb sich auf diesem Wege viele dauernde Freunde unter
seinen zahlreichen Schülern und Schülerinnen. Mit seltener Pflichttreue
versah er trotz schwerer körperlicher Behinderung sein nicht immer
leichtes Amt bis in sein hohes Alter. Im Ausschuss unseres Verbandes blieb
sein kluger Rat nie ungehört.
Er war eine vornehme Persönlichkeit, offen und wahr, zuverlässig und
treu, voll Güte und Hilfsbereitschaft.
Sein Tod bedeutet einen schweren Verlust für unser Pfälzer Judentum. Wir
danken ihm an dieser Stelle für sein Wirken und werden sein Andenken
stets in Ehren halten.
Landau in der Pfalz, den 5. Juni 1935. Verband der israelitischen
Kultusgemeinden der Pfalz." |
Einführung von Bezirksrabbiner Kurt Metzger (1935)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. August 1935:
"Einführung des neuen Bezirksrabbiners in Landau in der Pfalz. Als
Nachfolger des verewigten Bezirksrabbiners Dr. B. Einstein wurde Herr Kurt
Metzger aus Nürnberg zum Bezirksrabbiner von Landau in der Pfalz gewählt.
Die Einführung fand am 6. Juli im Rahmen des Sabbat-Morgengottesdienstes
in der festlich geschmückten Hauptsynagoge statt. Der Vorsitzende des
Synagogenrates, Herr Artur Schwarz, gedachte des verstorbenen
Bezirksrabbiners Herrn Dr. Einstein und des früheren Vorsitzenden der
Gemeinde, Herrn Michael Brunner. Er dankte sodann Herrn Kantor Steinem für
die Ausübung seines Amtes während seiner 45-jährigen Wirksamkeit, sowie
Herrn Religionslehrer und Kantor Zeilberger für die Arbeit, die er in der
Verwesung des Rabbinats und in der Betreuung der Jugend geleistet hat. Er
begrüßte sodann Herrn Metzger als den neuen Inhaber des Rabbinatssitzes
und verpflichtete ihn durch Handschlag zu den von ihm zu übernehmenden
Pflichten. Herr Zeilberger gedachte seines früheren Vorgesetzten im
geistlichen Amt, dankte Herrn Schwarz sowie der Gemeinde und der Jugend für
das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wurde und begrüßte Herrn
Metzger. Hierauf ergriff Herr Kommerzienrat Joseph, der Vorsitzende des
Verbandes pfälzischer Gemeinden, das Wort. Er begrüßte Herr Metzger im
Namen des Verbandes und legte ihm in zu Herzen gehenden Worten die
Pflichten nahe, die man heute von einem Bezirksrabbiner in der Betreuung
der Landgemeinden erwartet, welche so sehr nach seelsorgerischer Betreuung
verlangen. Herr Metzger dankte zunächst allen Rednern sowie seinen Eltern
und Lehrern, die ihn bis zu diesem Tage geleitet haben. In seiner Gemeinde
eine Stätte reiner Lehre, treuen Bekennens zu schaffen, diese Ziele ganz
besonders in der Jugend zu verwirklichen und dieses Streben in Gemilus-chessed
(Wohltätigkeit), in der Ausübung der Nächstenliebe zu krönen, legte
der künftige Seelsorger das Gelöbnis ab. Chorgesang, ein Solo von Frau
Tony Maier, sowie ein Gesang des Kinderchors umrahmten die Feier, die in
ihrer Schlichtheit bei allen Teilnehmern tiefen Eindruck hinterließ." |
Aus der Geschichte der Lehrer und Kantoren
Ausschreibung einer Stelle des Hilfsvorbeters (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1904: "Die
israelitische Kultusgemeinde Landau (Pfalz) sucht für die hohen Feiertage
(Neujahr- und Versöhnungsfest) einen stimmbegabten Hilfsvorbeter.
Meldungen mit Honoraransprüchen und Zeugnisabschriften sind sofort spätestens
bis zum 15. Juli dieses Jahres zu richten an
Salomon Marx, Synagogenvorstand." |
60. Geburtstag von Kantor und Lehrer Willy Steinem (1928)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni 1928: "60. Geburtstag. Unser langjähriges, treu bewährtes
Vereinsmitglied, Herr Oberkantor und Lehrer Willy Steinem in Landau
(Pfalz), feierte am 18. Mai seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlass
wurden ihm seitens seiner dankbaren Gemeinde und anderer Korporationen
wohlverdiente Ehrungen zuteil. Ist er doch nicht nur ein tüchtiger
Schulmann, sondern, mit prächtigem Bariton ausgestattet, auch ein
anerkannter Künstler auf dem Gebiete des synagogalen Gesanges. Steinems
Wiege stand in Merchingen (Baden).
Früh verwaist, wurde er im Hause des Lehrers Oppenheimer in Arnstein
(Unterfranken) erzogen, besuchte dortselbst die Präparandenschule,
sodann das staatliche Schullehrerseminar in Würzburg. Nachdem er einige
Jahre in Kirn an der Nahe und Wiesbaden amtierte, wurde er an die
Kultusgemeinde Landau berufen, woselbst er nun über 3 Jahrzehnte
segensreich wirkt. Weit über den Kreis seiner Amtstätigkeit hinaus ist
er in allen Schichten der Bevölkerung als charaktervoller Mann geachtet
und geehrt, ob seines sonnigen Gemüts und unverwüstlichen Humors,
besonders von seinen Kollegen geschätzt und geliebt. A.St. – U." |
Zum 40jährigen Amtsjubiläum von Kantor und Lehrer Willi
Steinem (1931)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Februar 1931: "Unser
Mitglied, Kantor und Lehrer Willi Steinem in Landau (Pfalz) feierte am 18.
Januar sein 40-jähriges Amtsjubiläum. Wie die jüdische Presse
berichtet, wurden dem Jubilar aus diesem Anlass besondere Ehrungen zuteil.
Auch wir wollen an dieser Stelle nochmals unsere herzlichsten Glückwünsche
zum Ausdruck bringen." |
|
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom
28. Januar 1931: "Landau (Persönliches). Der Kantor und
Religionslehrer unserer Gemeinde, Herr Willi Steinem, beging am
vorletzten Sabbat das Jubiläum seiner 40-jährigen Amtstätigkeit.
Bezirksrabbiner Dr. Einstein gedachte beim Morgengottesdienst der
segensreichen Arbeit des Jubilars. Ebenso zollte Rabbiner Dr. Einstein dem
an diesem Tage aus dem Amte scheidenden zweiten Kantor und Rechner
Sally Rosenberg, der 39 Jahre in der Gemeinde mit vorbildlicher Treue
wirkte, herzliche Worte des Dankes und der
Anerkennung." |
Sally Rosenberg und seine Frau feiern ihre Goldene Hochzeit (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1928:
"Frankenthal in der Pfalz, 22. April (1928). Der Kantor und Rechner
der israelitischen Kultusgemeinde Landau in der Pfalz, Herr Sally
Rosenberg und seine Ehefrau Emma geb. Wälder feiern am 2. Mai das Fest
der goldenen Hochzeit." |
Abschied vom zweiten Kantor und Rechner Sally Rosenberg
(1931)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 28. Januar 1931:
"Landau (Persönliches). Der Kantor und Religionslehrer
unserer Gemeinde, Herr Willi Steinem, beging am vorletzten Sabbat das
Jubiläum seiner 40-jährigen Amtstätigkeit. Bezirksrabbiner Dr. Einstein
gedachte beim Morgengottesdienst der segensreichen Arbeit des Jubilars.
Ebenso zollte Rabbiner Dr. Einstein dem an diesem Tage aus dem Amte
scheidenden zweiten Kantor und Rechner Sally Rosenberg, der 39
Jahre in der Gemeinde mit vorbildlicher Treue wirkte, herzliche Worte des
Dankes und der Anerkennung." |
Ausschreibung der Stelle des 1. Kantors (1934)
Anzeige in
der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Dezember 1934: "Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Landau (Pfalz).
Die Stelle eines 1. Kantors in unserer Gemeinde ist frei. Wir
suchen einen Vorbeter für unsere Synagoge mit Orgel, der folgenden
Anforderungen entspricht:
1. Ausgezeichnete Stimme.
2. Seminaristisch-pädagogische Schulung, welche zur Erteilung von
Religionsunterricht an höheren Schulen befähigt.
3. Der Bewerber muss predigen können.
Gehalt nach Vereinbarung. Pensionsberechtigt. Angebote mit
Zeugnisabschriften und Lichtbild, Lebenslauf und Referenzen sind
schriftliche zu richten an die Verwaltung der israelitischen
Kultusgemeinde Landau (Pfalz). Persönliche Vorstellung ohne Aufforderung
zwecklos." |
Ausschreibung der Stelle des 2. Kantors, Schochets und
Rechners (1930)
Anzeige in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1930: "Israelitische Kultusgemeinde Landau in der Pfalz. Die Stelle
eines zweiten
Kantors, Schochets und Rechners ist in unserer Gemeinde neu zu
besetzen. Eintritt baldmöglichst. Seminaristische Vorbildung jüngerer
Bewerber erwünscht, aber nicht Bedingung. Bezahlung nach der
Gehaltsordnung des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Persönliche
Vorstellung vorerst nicht erwünscht. Selbstgeschriebene Bewerbungen mit
ausführlichem Lebenslauf und Lichtbild sind zu richten an den
Vorsitzenden des Synagogenrats Michael Brunner." |
|
Anzeige in
der "CV-Zeitung" (Zeitung des Centralvereins) vom 31. Januar 1930: "Israelitische Kultusgemeinde Landau (Pfalz). Die Stelle eines II.
Kantors, Schochet und Rechners…" (wie oben) |
Eine jüdische Schule wird eröffnet (1936)
Hinweis: die Begriffe "Judenschule" und "Judenschüler"
sind aus der "Frankenthaler Zeitung" übernommen und zeigen den
NS-Sprachgebrauch.
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom
Oktober 1936 S. 18: "Landau - Pfalz. Die 'Frankenthaler
Zeitung' meldet aus Landau: Die seit einiger Zeit geplante Judenschule
wurde mit Wiederbeginn des Unterrichts in Landau eröffnet. Sie wird von
42 Judenschülern besucht, nämlich 13 aus Landau, 13 aus den Gemeinden
des Bezirks Landau und 16 aus jenen des Bezirksamtes
Bergzabern." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10.
September 1936:
Dieselbe Mitteilung wie oben. |
Berichte aus
dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Aufführung des Kinderchores der Landauer Synagoge und
weiterer Personen (vermutlich in Neustadt, 1936)
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 29. Januar 1936:
"Neustadt a.d. Hardt. Unter Leitung von Bezirks-Rabbiner Kurt
Metzger - Landau hielten der Kinderchor der Landauer Synagoge und einige
künstlerische Kräfte der Gemeinde Landau eine Weihestunde zugunsten der
jüdischen Winterhilfe ab, bei der u.a. der Kinderchor eine Reihe profaner
und liturgischer Lieder klangschön und sicher zu Gehör brachte. Den
Abschluss bildete ein Sprechchor 'Der ewige Weg' aus dem 'Jeremias' von
Stefan Zweig. Bezirksrabbiner Dr. Steckelmacher - Ludwigshafen hielt eine
Ansprache." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert - Grabsteine für Adolphe Kaufmann, Emanuel Brunner und David
Hertz, alle aus Landau, in New Orleans
Anmerkung: die Fotos wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans:
"Hier ruht
Adolphe Kaufmann
Born in Landau, Germany
July, 15, 1842
Died July 31, 1881". |
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans:
"Hier ruht Emanuel Brunner
Born in Landau, Rheinpfalz, Germany.
Died August 17, 1893, aged 64 years.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans:
"Hier ruht
ein geradsinniger und aufrechter Mann
David (?), Sohn (?) von Raphael Hertz
In Memory of our belaved father
David Hertz
Born in Landau Bavaria
March 17, 1831 Died April 4, 1902
Peace to his ashes." |
Antijüdische Entscheidung beim Militär (1908)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. September
1908: "Landau. Von 16 Vize-Feldwebeln, die im 18.
Infanterie-Regiment die Kaisermanöver als Offiziers-Aspiranten
mitmachten, wurde nur der einzige Jude unter ihnen, ein hiesiger
jüdischer Rechtsanwalt, als nicht qualifiziert zum Reserveoffizier
befinden, - und das, obwohl er nach Aussage des Obersts ein guter Soldat
von tadelloser Führung war und obwohl gegen seine und seiner Familie
gesellschaftliche Stellung nicht das Geringste einzuwenden
ist." |
Jahresversammlung der "Freien Vereinigung israelitischer
Lehrer und Kantoren der Pfalz" (1930)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juli 1930:
"Freie Vereinigung israelitischer Lehrer und Kantoren der Pfalz. Die
Jahresversammlung am 29. Mai 1930 in Landau stand unter einem guten Stern.
Fast sämtliche Mitglieder waren erschienen; dazu eine stattliche Anzahl
von Gästen. Wie im Vorjahre in Kaiserslautern, so ging auch diesmal der
Tagung eine erhebende Synagogenfeier voraus. Unser Kollege Steinem –
bald 40 Jahre Kantor und Lehrer der Gemeinde Landau -, ließ den
Abendgottesdienst für Schwuos (Laubhüttenfest) nach Lewandowsky, eine
groß angelegte Keduscha von Jahn u.a. vor uns erklingen, mit einer Stimme
von kaum verbrauchter Kraft und ungemindertem Wohlklang, er selbst das
Urbild des schlichten und doch begnadeten Vorbeters, begleitet von seinem
vorzüglichen Synagogenchor. Die Tagung fand (um 11 Uhr) im Tempel der
Elias-Grünebaum-Loge statt, der uns liebenswürdigerweise für unsere
Besprechungen zur Verfügung gestellt worden war. In seinen Begrüßungsworten
wies der Unterzeichnete auf den ‚Dolchstoß’ der ‚Freiheitsgebete’
hin, dem wir unseren gesteigerten Willen entgegensetzen müssten, die uns
anvertraute Jugend auch weiterhin im Glauben an das Gute im Menschen zu
erziehen und an die Befriedung der Menschheit. Herzliche Worte der Begrüßung
sprachen Herr Michael Brunner namens des Synagogenrats der Gemeinde Landau
und Herr Kommerzienrat Joseph für den Verband der Israelitischen
Kultusgemeinden der Pfalz. Aus allen Worten leuchtete der starke Wille
unverdrossen und allen äußeren und inneren Schwierigkeiten zum Trotz
weiterzuarbeiten an den Aufgaben des Verbandes zum Heile des Judentums.
Vom gleichen Geiste beseelt waren die beiden Referate. In seinen
‚Gedanken zum heutigen Religionsunterricht’ verbreitete sich Herr
Bezirksrabbiner Dr. Einstein, Landau, in seiner gemüt- und humorvollen
Weise über Methode, Stoffumfang und –Anordnung des
Religionsunterrichts, während der zweite Redner, Kollege Bär, Edenkoben,
das Thema behandelte: Wie steigern wir den Erfolg unseres Unterrichts in
den Filialgemeinden? Die Aussprache, an der sich auch Herr Bezirksrabbiner
Dr. Steckelmacher und Herr Stadtrat Strauß, Bad Dürkheim, beteiligten,
war recht lebhaft und brachte manche wertvolle Winke und Anregungen. Sie
zeigte vor allem die erfreuliche Tatsache, dass es für die allgemeinen
Bemühungen der jüdischen Lehrerschaft, den Religionsunterricht
methodische und inhaltlich auszugestalten, an energischen Mitarbeitern
auch in der Pfalz nicht fehlt.
Nach harmonisch verlaufener Versammlung, die natürlich
auch das übliche Vereinsmäßige zu absolvieren hatte, fanden sich die
Kollegen beim gemeinsamen Mittagsmahl wieder vollzählig zusammen, das die
Gemeinde Landau in gastfreundlicher Weise bereitet hatte.
Die Jahresversammlung 1932 wird auf freundschaftliche Einladung des
Herrn Stadtrat Strauß in Bad Dürkheim stattfinden. H. Schottland
Vorsitzender." |
Brief des katholischen Arztes Dr. Weigel an einen jüdischen Freunde zum
Laubhüttenfest (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1931:
"Ein Brief des bekannten katholischen Arztes Dr. Weigel, Landau
(Pfalz) 5678, Erew Suckauß (Vorabend zum Sukkot-/Laubhüttenfest). Hochverehrter Herr Doktor! Jedes Mal,
wenn die Stunde naht, dass Israel in die Hütten zieht, wird meine Seele
weich; es klingt durch sie von frommer Stimmung, die den Alltag flieht.
Nun nahen die Tage, das in Festesfreude das Gotteshaus durchrauscht wird
vom Lispeln der Festessträuße und in den Laubhütten fromme Weisen mit
sinnigen Gesprächen sich vereinen. Wenn die Erde herbstlich sich kleidet;
wenn überall die bunten Farbentöne im Mattglanz der Sonne leuchten und
frühe Nebel ihre Schleier niedersenken, verlässt Israel die feste
Wohnung und geht in die lichtgefügte Wohnung. Das ist eine merkwürdige
Anordnung. Menschlich gedacht wäre gerade das Umgekehrte zu erwarten!
Aber Gott hat es anders bestimmt. Die Schechina wandelt die Hütte zur
Feste. Und wir wollen mit starker Hand wachen über die Brüder, dass kein
feindlicher Wille ihnen in der Hütte Böses antue, nichts ihren Frieden
störe! Ich war immer gern Hüttengast und denke in Dankbarkeit der
Anregungen, die ich bei solchen Besuchen empfing. Nun muss ich um das
vierte Jahr den lieben Besuch missen. Aber ich denke zurück, und das Erinnern
macht mir Freude. So grüße ich denn in alter Treue und Freundschaft
hinüber von West zum Isartal und wünsche Ihnen und Ihrer Familie und
Ihrer ganzen Gemeinde Gut Jomtof! Allen sei Festesfreude zum Segen. 'Und
es wird ein Tag sein, den man erkennt als den Tag des Ewigen, nicht Tag
und nicht Nacht; aber zur Abendstunde wird es licht werden. Und der Ewige
wird König sein über die ganze Erde. An dem Tag wird der Ewige einzig
sein und sein Name einzig'." |
In der Volksschule wird eine "jüdische
Sonderklasse" eingerichtet (1936)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
Oktober 1936: "Speyer am Rhein. Am
1. September wurden im Bereich des Regierungsbezirkes Pfalz in vier
Städten jüdische Sonderklassen der allgemeinen Volksschulen errichtet,
in Ludwigshafen zwei Klassen
(vorläufig nur mit einem Lehrer besetzt), in Kaiserslautern,
Landau und Neustadt an der
Weinstraße je eine Klasse. Nach Ludwigshafen
wurde Lehrer und Kantor Schottland (Frankenthal)
angewiesen, nach Kaiserslautern
Lehrer i.R. Langstädter, nach Landau Lehrer und Kantor Zeilberger
(Landau) und nach Neustadt
Schulamtsbewerber Samson aus Landau. Sämtliche Lehrkräfte sind
auf Dienstvertrag mit monatlicher Kündigung angestellt. Jüdische Schulen
entsprechend dem bayerischen Schulbedarfsgesetz, deren Lehrer Beamte sind,
bestehen noch in Speyer, Pirmasens
und Rodalben." |
Erinnerung an die Deportation in das
südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober
1940: Grabstein für Johanna Mayer geb. Fey in Gurs
Grabstein
im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Johanna Mayer geb. Fey,
geb. am 2. Januar 1869 in Grünstadt, später wohnhaft in
Landau und
Mannheim,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 10. Januar 1941
umgekommen ist. |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Hinweis: Zu einigen wichtigen
Persönlichkeiten aus jüdischen Familien Landaus liegen nachstehend keine
Berichte vor. |
Zum Sprachwissenschaftler Michel Bréal
(1832 Landau - 1915 Paris) siehe u.a. Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Bréal
und die Website der Michael-Breal-Gesellschaft www.michel-bréal-gesellschaft.de
sowie Beitrag von Günther Volz: Michel Bréal (1832 Landau - 1915 Paris)
und Ludwig Bamberger (1823 Mainz - 1899 Berlin) http://www.demokratiegeschichte.eu/fileadmin/user_upload/Material/BrealundBamberger.pdf
|
Anmerkung: Michel Bréal ist als Sohn
jüdischer Eltern in Landau geboren. Sein Vater August Bréal war ein hoch
angesehener Anwalt in Landau. Er stammte aus Pirmasens und hatte 1808
seinen Geburtsnamen Abraham Machol in den französischen Namen Bréal
umgewandelt. Am Geburtshaus von Michel Bréal, der heutigen Sparkasse am
Rathausplatz in Landau, befindet sich seit 2008 eine
Hinweistafel. |
|
Zum Architekten und Hochschullehrer
Ludwig Levy siehe u.a. Wikipedia-Artikel (mit Foto links)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Levy |
Ludwig
Levy ist am 18. April 1854 in Landau geboren als sechstes Kind der
Textilhändlers Jonas Levy (aus Herxheim)
und dessen Frau Barbara geb. Machol. Er studierte in Karlsruhe Mathematik,
Ingenieurwesen und Architektur. Ab 1882 hatte er ein eigenes Architekturbüro
in Kaiserslautern. Er war seit 1890 verheiratet mit Flora geb. Levinger, mit
der er zwei Kinder hatte: Marie Babette (geb. 1891) und Erwin Walter (1896).
Ludwig Levy hat die Pläne gezeichnet für die Synagogen in Thionville,
Kaiserslautern,
Pforzheim, Straßburg,
La Chaux-de-Fonds, Barmen,
Baden-Baden,
Winnweiler,
Bingen (neue Synagoge),
Rastatt,
Luxemburg, Rostock, dazu weitere Gebäude (Kirchen, Wohnhäuser,
Vereinsheim, Bürogebäude, Levy-Tor in Kirchheimbolanden). Er starb bereits
1907 in Karlsruhe. Seine Witwe Flora wurde über Gurs in das Ghetto
Theresienstadt deportiert, wo sie im April 1943 umgekommen ist.
|
Zum Tod von Simon Levi, u.a. bayerischer
Landtagsabgeordneter für Landau - Neustadt (1901)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. Januar 1901: "Landau, Pfalz, 25. Dezember (1901). Am
jüngsten Sonntag wurde hier Herr Simon Levi zu Grabe getragen.
Simon Levi, der ein Alter von 84 Jahren erreichte, gehörte unstreitbar zu
den bedeutendsten Juden der Pfalz. In den vielen Ehrenämtern, die er
bekleidete, hat er unvergängliche Verdienste sich erworben. Bis zu seinem
Tode war er Mitglied des Aufsichtsrates der Pfälzischen Eisenbahnen,
welcher - Gemeinrat von Lavale an der Spitze - vollzählig zur Beerdigung
erschienen war. Bis zur letzten Neuwahl saß Levi im hiesigen Stadtrat,
wegen seines hohen Alters lehnte er eine Wiederwahl ab. - Lange Jahre hindurch
stand er an der Spitze der hiesigen Kultusgemeinde, die seiner Tatkraft
und Umsicht viele bleibende Einrichtungen verdankte. Die 'Königliche
Allerhöchste Verordnung, die israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz
betreffend' vom 27. März 1872 kam hauptsächlich unter Levis Mitwirkung zustande.
Geradezu berühmt wurde Levi durch seine Tätigkeit als bayerischer
Landtagsabgeordneter für Landau - Neustadt im Jahre 1870, von der Sybel,
die Begründung des deutschen Reiches VII Seite 365, spricht. Levi hat
durch sein mannhaftes, echt patriotisches Auftreten in der entscheidenden
Kammersitzung den Anschluss Bayerns an Preußen mit herbeigeführt. 'Die
Pfalz', donnert der pfälzische Abgeordnete Levi (so schreibt Louise von
Kobell, König Ludwig II. und Fürst Bismarck im Jahre 1870 s. 15) 'ist
einmütig bereit, im Notfalle an der Seite Deutschlands lieber
unterzugehen, als schmachvoll unter dem Schutz Frankreichs zu stehen. Wir
rechnen auf Ihren Beistand; wenn sie neutral bleiben, sind wir für Sie
verloren.' Bezirksrabbiner Dr. Einstein suchte in seiner eindrucksvollen
Leichenrede der hohen Bedeutung und den großen Verdiensten des
Entschlafenen gerecht zu werden und wies vor der zahlreich erschienen
Trauerversammlung mit besonderem Nachdruck drauf hin, dass Simon Levi als
treuer Sohn seines Glaubens aller Welt kundgetan, dass wir deutschen Juden
als Deutschlands Söhne uns fühlen und als Deutschlands Söhne zum Wohle
unseres deutschen Vaterlandes allezeit mit Rat und Tat, mit Gut und Blut
eintreten bereit sind". |
Zum Tod des Bankiers Isidor Wormser in New York (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 19. Juli 1907: "New York. Durch den Tod des Bankiers
Isidor Wormser erleidet die hiesige Judenheit einen schmerzlichen
Verlust, denn er gehörte zu ihren angesehensten Persönlichkeiten.
Wormser war aus Deutschland (Landau) gebürtig und hat ein Alter
von 77 Jahren erreicht". |
Über den Einsatz von Infanterist Ludwig Alexander als
Soldat (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 2. Oktober 1914: "Eine tapfere Tat führte der Infanterist
Ludwig Alexander aus Landau in der Pfalz aus. Bei einem hitzigen
Gefecht geriet er in französische Gefangenschaft. Plötzlich packte ihn
der Zorn; er entriss dem französischen Posten das Gewehr, schlug es ihm
um die Ohren und gelangte trotz der ihm nachgesandten Kugeln bei den
Seinigen wieder an. Er wurde dafür zum Gefreiten befördert und erhielt
die goldene Tapferkeitsmedaille." |
Zum 60. Geburtstag von Kommerzienrat Albert
Joseph (1926)
Artikel
in der "CV Monatszeitung" vom Januar 1926: "Der Vorsitzende des
Verbandes israelitischer Kultusgemeinden der Pfalz, Herr Kommerzienrat
Albert Joseph in Landau (Pfalz), vollendete am 20. Januar sein 60.
Lebensjahr. Der Jubilar hat sich große Verdienste um die Zusammenfassung
des bayerischen und pfälzischen Judentums und die Gründung und Festigung
des Verbandes der israelitischen Kultusgemeinden in der Pfalz erworben.
Seit vielen Jahren steht er als Vorsitzender dem Synagogenrat der
Kultusgemeinde Landau vor; sein mannhaftes nationales Verhalten während
des Ruhrkampfes ist noch in frischer Erinnerung." |
Zum Tod von Valentin Wolf (1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1926: "Landau
(Pfalz), 14. Juni (1926). Unsere Gemeinde hatte am 3. Juni einen schweren
Verlust zu beklagen. Valentin Wolf seligen Angedenkens weilt nicht mehr
unter uns. Im gesegneten Alter von nahezu achtundachtzig Jahren ist er zu
seinen Vätern heimgegangen. Dieser Mann war ein Jude vom alten Schlage.
Die Tradition war verbindlich für ihn vom Anfang seines selbständigen
Denkens bis zu seinem Tode, dessen herannahen er lange vorher ahnte. Sein
Leben beruhte auf den drei Säulen Thauro (Tora), Awaudo (Gottesdienst)
und Gemiluss-Chassodim (Wohltätigkeit). Mit vieler Sorge erfüllte ihn
die heute Halb- und Unbildung unserer jüdischen Jugend. Der immer mehr
nachlassende Synagogenbesuch schmerzte ihn tief. Sein Wirken fand seinen Höhepunkt
in seiner vielseitigen Mitarbeit an Wohltätigkeitsbestrebungen. Möge das
Sechuß (Verdienst) dieses edlen Mannes seinen zahlreichen Kindern, Enkeln
und Urenkeln beistehen! Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod des Gemeindevorstehers Michael Brunner (1934)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Oktober 1934:
"Landau (Pfalz). Am 6. September 1934 wurde unser 1. Vorsitzender, Herr
Michael Brunner, zu Grabe getragen. Die israelitische Kultusgemeinde
erleidet durch den Verlust dieses Mannes einen schweren Schlag. Sein
Wirken um das Wohl der Gemeinde wird unvergesslich sein. An seiner Bahre würdigte
Lehrer Zeilberger die Verdiente des Verstorbenen. Bezirksrabbiner i.R. Dr.
Einstein nahm sodann Abschied vom Freunde, mit dem er viele Jahre für das
Wohl der Gemeinde in Eintracht zusammenarbeitete. Synagogenrat Artur
Schwarz rief dem Entschlafenen Dankesworte für den Synagogenrat nach;
Kommerzienrat Albert Joseph für den bayerischen und pfälzischen Verband
Israelitischer Kultusgemeinden. Dr. Goldberg fand ebenfalls herzliche
Worte des Abschieds für den Freundeskreis." |
70. Geburtstag von Kommerzienrat Albert Joseph (1936)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1936:
"Zum
70. Geburtstag vom Kommerzienrat Joseph (20. Januar 1936). Unter den Männern,
die dem Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden seit seiner Begründung
im Jahre 1920 das Gepräge gegeben haben, steht Kommerzienrat Albert
Joseph in der vordersten Reihe. Wie das Trauben gesegnete Pfälzer Land im
bayerischen Staatsgebiet stets eine besondere Stellung eingenommen hat,
zugehörig und doch selbständig, dem Allgemeinen verflochten und in
seiner Eigenart doch stark betont, so hat der Verband der Israelitischen
Kultusgemeinden der Pfalz in dem Landesverband der bayerischen Gemeinden
von Anfand an, ungeachtet der treuen und hingebenden Tätigkeit für die
allgemeinen Interessen, im Einverständnis aller Beteiligten seine Selbständigkeit
behauptet. Der echte Repräsentant dieses Genius der Pfalz, die Verkörperung
seiner besten Kraft, der unermüdliche opferwillige Vertreter der
allgemeinen jüdischen Interessen des Landes, wie der sorgsame Behüter
der pfälzischen Eigenart ist jederzeit Albert Joseph gewesen. Es gereicht
uns stets zur besonderen Freude, die Ausführungen dieses Mannes zu hören,
getragen von durchschlagenden sachlichen Beweisgründen, aber auch
vorgebracht mit einer Überzeugungskraft und inneren Wärme, dass man fühlt,
Person und Amt sind hier nicht voneinander zu trennen. In der Tat,
unbeschadet der ausgezeichneten Leistungen seiner Mitarbeiter, ist Joseph
das Pfälzer Gewissen, und der Pfälzer Verband ist Joseph. So tritt er
als ‚der Vater seines Landes’, der für seine pfälzische Familie
sorgt und für die großen wie für die kleinen Angelegenheiten seiner
Angehörigen das gleiche Verständnis hat und den gleichen Eifer
entfaltet, im Rate unseres Verbandes auf und er wird von uns allen
verehrt, geschätzt und geliebt. Diese seine selbstlose aufopfernde Fürsorge
für die Interessen seines Bezirks wird auch von den staatlichen
Zentralstellen anerkannt und gewürdigt und so ist er bei den höchsten
Instanzen des Landes gerne gesehen und sein Wort hat Einfluss und
Bedeutung. Und wenn
dieser allverehrte Mann nunmehr das 70. Lebensjahr vollendet, so werden
ihm die herzlichsten Wünsche von der Leitung unseres Verbandes, der er
stets der getreueste Helfer gewesen ist, wie aus allen Gauen des
bayerischen Landes entgegengebracht. Wir wünschen unserem lieben Freunde,
dass er noch Jahre des Glückes in seiner Familie verbringe, dass er uns
gesund bleibe, dass er noch lange Zeit unserem jüdischen Gemeinwesen
erhalten werde mit seinem klugen Rat, seiner aufopfernden Fürsorge und
seiner liebenswerten Persönlichkeit. Dr. Neumayer.
Zum 70. Geburtstag von Kommerzienrat Albert Joseph in Landau wird uns von
besonderer pfälzischer Seite noch geschrieben:
Am 20. Januar 1936 vollendet Herr Kommerzienrat Albert Joseph in
Landau in der Pfalz, der Präsident des Verbandes der israelitischen
Kultusgemeinden der Pfalz, das 70. Lebensjahr. |
Der
Jubilar ist in Ingenheim bei Landau
geboren und entstammt einem angesehenen, echt jüdisch-religiösen Hause.
Er trat früh in den kaufmännischen Beruf, konnte sich aber infolge
seiner ungewöhnlichen Tüchtigkeit und der dadurch erzielten Erfolge
schon in jungen Jahren vom Geschäft zurückziehen. Seitdem widmet er
seine ganze Kraft dem Dienst am Judentum, dem schon immer sein Herz gehörte.
Er war 22 Jahre Mitglied des Synagogenrates Landau, zuerst als Beisitzer,
später als Vorsitzender. Es muss rühmend hervorgehoben werden und ist in
Landau unvergessen, dass die Finanzen der Gemeinde nie in so guter Ordnung
waren als in jener Zeit.
Sein Lebenswerk ist aber der Pfälzer Verband. An den Vorarbeiten zu
dessen Gründung, die in das Jahr 1916 zurückreichen, war er maßgebend
beteiligt und als es am 18. März 1918 in einer denkwürdigen Versammlung
zur Gründung des Verbandes kam, wurde Herr Kommerzienrat Joseph
einstimmig zum Präsidenten des Vorstandes gewählt und ist es seitdem
geblieben zum Segen des pfälzischen Judentums. Unter ihm entwickelte sich
der Pfälzer Verband zu dem, was er heute ist. Aus einem eingetragenen
Verein des bürgerlichen Rechts, der auf kümmerliche Mitgliederbeiträge
angewiesen war, wurde durch Verleihung der Staatsregierung eine Körperschaft
des öffentlichen Rechts, bei welcher die Kultusumlagen sämtlicher pfälzischen
Juden zusammenfließen und ohne deren Mitwirkung im gemeindlichen und
religiösen Leben der Pfalz nichts mehr geschieht. Wenn heute alle
Gemeinden der Pfalz ihren Verband, der doch auf freiwilligem
Zusammenschluss beruht, als eine nicht mehr wegzudenkende Einrichtung
betrachten, so ist das im Wesentlichen ein persönliches Verdienst des
Jubilars, der all die Jahre hindurch seine ganze Kraft dafür eingesetzt
hat, die Überzeugung von der Notwendigkeit des Verbandes in den
Verbandsgemeinden zu wecken und zu erhalten. Unter seiner Leitung ist
Bedeutendes erreicht worden. Die Finanz- und Gehaltsverhältnisse der
Gemeindebeamten, die teilweise recht im Argen lagen, wurden befriedigend
geregelt, die Notlage der kleinen Gemeinden wurden durch laufende Zuschüsse
weitgehend behoben, für Gottesdienst und Religionsunterricht in |
allen
Gemeinden wurde gesorgt und die auf dem flachen Lande wohnenden Hilfsbedürftigen
wurden der Fürsorge des Verbandes unterstellt. Vor allem aber wurde das
Gemeinschaftsgefühl in den pfälzischen Juden geweckt und gestärkt, ein
Erfolg, der gerade heute nicht hoch genug veranschlagt werden kann. Die
derzeitigen Verhältnisse haben noch zu einer wesentlichen Erweiterung des
Tätigkeitsbereichs des Verbandes geführt. Die seit mehr als zwei Jahren
bestehende Wohlfahrtsstelle des Verbandes hat die Fürsorge für Arme und
Kranke nach modernen Grundsätzen neu organisiert, eine Berufsberatung und
Stellenvermittlung eingerichtet, kümmert sich um die so wichtige
Berufsumschichtung, berät und hilft bei Auswanderung und eine eigene
Darlehenskasse bestrebt sich, gefährdete Existenzen zu erhalten und zu
retten. Es ist bewundernswert, mit welcher geistigen Frische und mit
welchem Eifer sich der Jubilar diesen neuen Aufgaben zugewendet hat und
sich bemüht, sie zu meistens. Man sieht ihm sein Alter nicht an. Von früh
bis spät steht sein gastliches Haus Ratsuchenden offen und niemand kommt
zu dem hilfsbereiten und warmherzigen Manne vergebens. Es wird wenige
Gemeinden in der Pfalz gehen, die Herr Kommerzienrat Joseph nicht besucht
hat und deren Synagogen und Friedhöfe er nicht kennt und unter seinem
Schutze genommen hat. Wenn eine Gemeinde seinen Rat und seinen besuch wünscht,
ist ihm kein Weg zu weit und kein Wetter zu schlecht. Die Zahl der
Sitzungen und Besprechungen, besonders in den letzten Jahren, ist Legion
geworden. Dass
einem so tätigen Leben der äußere Erfolg nicht versagt blieb, ist
begreiflich. Der Jubilar ist heute und seit langem die populärste Persönlichkeit
in der pfälzischen Judenheit, allgemein gekannt, geachtet und geehrt. Nun
ist er 70 Jahre alt geworden und hätte gewiss das Recht erworben, nach
einem so reichen und gesegneten Leben sich zurückzuziehen und sich der
lange entbehrten Ruhe im Kreise der Familie hinzugeben. Aber es wird ihm
nicht vergönnt sein. Sein Rat und seine Arbeitskraft sind unersetzlich.
Dass ein so seltener Mann auch außerhalb der Pfalz die gebührende
Anerkennung gefunden hat, ist nur natürlich. So wirkt der Jubilar höchst
segensreich in engster Fühlung mit dem Präsidium des Verbandes
bayerischer israelitischer Gemeinden. Auch dem Beitrat der
Reichsvertretung der Juden in Deutschland gehört er als Mitglied an. Möge
dem allverehrten und trefflichen Manne noch ein langer und glücklicher
Lebensabend an der Seite seiner Gattin und im Kreise seiner Mitarbeiter
beschieden sein! Dr. R. - Frankenthal."
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Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom
29. Januar 1936: "Landau. Im Laufe des Winters entfaltete sich
ein reiches Gemeindeleben. Vorträge aus verschiedensten Gebieten des
jüdischen Lebens hielten Dr. Steinfeld und Dr. Licht - Mannheim, Dr.
Weiler - München, Dr. Dora Edinger und Prof. Dr. Bondy - Frankfurt am
Main. Gut besuchte Versammlungen des Verbandes israelitischer Lehrer und
Kantoren der Pfalz und des israelitischen Frauenvereins fanden statt. Der
neu ins Leben gerufene Kulturbund umfasst 375 Mitglieder.
Der Vorsitzende des Verbandes der Israelitischen Kultusgemeinden der
Pfalz, Kommerzienrat Albert Joseph - wurde am 22. Januar 70 Jahre
alt. Der Jubilar hat hervorragenden Anteil daran, dass vor 19 Jahren sich
die Gemeinden der Pfalz zu einem Verband zusammengeschossen haben. In der
Führung dieses Verbandes hat Kommerzienrat Joseph Bleibendes geleistet.
Kommerzienrat Joseph ist Mitglied des Präsidiums des Verbandes
Bayerischer Israelitischer Gemeinden, Mitglied des Beirates der
Reichsvertretung der Juden in Deutschland sowie Mitglied des Ausschusses
des Landesverbandes Pfalz des Central-Vereins." |
Anzeigen und weitere Dokumente
Postkarte an die Frau von Abraham Dreyfuß (1897)
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Es handelt sich um
eine Postkarte an die Frau von Abraham Dreyfuß in Landau, versandt aus Ingenheim am
21. April 1897 von E. Straus. Die Karte ist versehen mit einen Bahnpoststempel
und einem Ankunftsstempel von Landau. Im Landauer Adressbuch 1901/1902 findet sich der Eintrag:
Abraham Dreyfuß, Kaufmann, Theaterstrasse 4.
Absender der Karte war E. Straus (vermutlich: Frau E. Straus) von Ingenheim.
Im rückseitigen Text finden sich Hinweise, die auf die Gründung des Israelitischen Frauenvereins von
Ingenheim
Rückschlüsse geben. Die Frau von Abraham Dreyfuß war vermutlich die
Vorsteherin des Israelitischen Frauenvereins in Landau.
Es folgt der rückseitige Text.
"Ingenheim, den 21.4.97.
Wertheste Frau Dreyfuß !
Es soll hier ein Frauenverein gegründet werden und wären wir Ihnen sehr dankbar,
wenn Sie uns die Statuten Ihres Vereins auf kurze Zeit überlassen würden. Ihr
Porto wird Ihnen zur Zeit übermittelt werden, für Ihre Mühe besten Dank. Sollte
mir falsch
ihre Adresse als Vorsteherin angegeben sein, so
bitte ich Sie die Karte an die richtige Adresse gelangen zu lassen.
Mit Hochachtung ergebenst - Straus
Adr.: E. Straus, Ingenheim." |
Anzeige des Israelitischen Mädchen-Pensionates von Regine
Weil (1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1898:
"Israelitisches Mädchen-Pensionat von Regine Weil, Landau
- Rheinpfalz.
Gelegenheit zu gründlicher, Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher
Ausbildung. Gute Pflege, große, gesunde Räume. Prima Referenzen im In-
und Auslande." |
Anzeige von Ochsenmetzger Julius Levy (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 10. November 1902: "Suche
für meine Ochsenmetzgerei und Wurstlerei einen tüchtigen jungen Mann.
Julius Levy, Ochsenmetzger,
Landau (Pfalz)." |
Anzeige des Schuhhauses Hirsch (1927)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins"
vom 11. Februar 1927: "Schuhbranche. Für mein Zweiggeschäft
Neustadt d.d. Haardt suche ich zum baldigen Eintritt eine erste
Verkäuferin, die bereits in größeren Geschäften eine leitende
Stelle innegehabt hat und mich in meiner Abwesenheit vertreten kann. Nur
allererste Kräfte wollen sich melden. Offerten mit Bild, Zeugnissen und
Gehaltsansprüchen.
Schuhhaus Hirsch, Landau (Pfalz)." |
Postkarte an die Korbfabrik Max Dreifuß (1934)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
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Die Postkarte an Max Dreifuß
(es begegnet auch die Schreibweise Max Dreyfuß für den
Korbwarenfabrikanten), Korbfabrik in Landau (Königstraße), wurde versandt von Mannheim am 8. Oktober 1934.
Der Text der Karte ist privater Natur. Im Landauer Adressbuch von 1902 findet sich folgender Eintrag:
Max Dreyfuß, Kaufmann und Korbwarenfabrikant, Theaterstrasse 4.
Der 1846 gegründete Israelitische Krankenverein stand 1924 unter der Leitung von Max Dreyfuß
und auch der 1717 gegründete Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa war 1924/1932
unter der Leitung von Max Dreyfuß (Angaben siehe oben).
Quelle für 1902: http://adressbuecher.genealogy.net/entry/show/4683104. |
Nach 1945
Versammlung von Vertretern jüdischer Gemeinden der Pfalz in Landau (1947)
Artikel im
"Jüdischen Gemeindeblatt" 1947: "Rheinplatz: Vertreter einer Reihe
pfälzischer Kleingemeinden hatten sich am 30. November in der neu
errichteten Synagoge in Landau eingefunden, um kurze Tätigkeitsbericht
von Addi Bernd, Koblenz, Präsident des Landesverbandes jüdischer
Gemeinden in Rheinland-Pfalz, und Dr. E. G. Lowenthal, Field Director der
Jewish Relief Unit, entgegenzunehmen. An die Stelle der sonst üblichen
Referate trat eine Art Rundgespräch, das Gelegenheit bot, wesentliche
allgemein interessierende Fragen mannigfacher Art zu stellen und die
Stellungnahme des Referenten zu hören. Die Zusammenkunft stand unter der
Leitung von Hugo Alexander, Landau. Unter den Anwesenden befand sich auch
der französische Armeerabbiner Kalifa, dessen lebhaftes aktives Interesse
an dem Leben und Wohlergeben der über mehr als 10 pfälzische Städten
verstreuten Juden dankbar zu begrüßen ist."
|
Aus der Geschichte der Synagoge
Der genaue Standort der mittelalterlichen Synagoge
(1435 genannt) ist nicht bekannt (wahrscheinlich im Bereich der damaligen
Judengasse, die mit der heutigen Theaterstraße identisch sein
könnte.
Auch im 17. Jahrhundert gab es eine Synagoge (genannt 1684), der
vermutlich beim großen Stadtbrand von 1689 zerstört wurde.
Im 18. Jahrhundert wird 1742 in einem Ratsprotokoll der Stadt ein "Chanteur
à la Synagogue" genannt. Demnach gab es auch in dieser Zeit einen Betraum
beziehungsweise eine Synagoge.
1797 konnte die jüdische Gemeinde das Eckhaus Gymnasiumsstraße 1 / Ecke
Waffenstraße erwerben und zu einer Synagoge umbauen. In diesem Haus war von
1840 bis 1851 auch die jüdische Schule untergebracht. Über einzelne
Gottesdienste in dieser alten Synagoge liegen Berichte vor wie der Gottesdienst
zum 9. Aw im Jahr 1837:
Gottesdienst zum 9. Aw (Tag der Zerstörung des Tempels)
(1837)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Oktober 1837: "Landau,
11. August (1837). Wer da weiß, wie der Festtag von Jerusalem sonst und
noch im vorigen Jahre begangen wurde, wie der Gottesdienst an ihm
allerdings nicht geeignet war, zu jener leisen Trauer zu stimmen, welche
die Aufgabe jedes Israeliten für diesen Tag ist, und wie er noch weniger
die Trauer selbst und ihre Veranlassung für Sittlichkeit und Religiosität
fruchtbar machen konnte, der wird unserem Herrn Rabbiner Grünebaum umso
mehr Dank wissen für die treffliche Anordnung, die er für diesen Tag
traf, und mit welcher er denselben in diesem Jahre zum ersten Male beging,
aber auch der Gemeinde, die, bis auf wenige, in der Synagoge war, wogegen
sich sonst an diesem Tage sehr viele entfernt hielten, die Gerechtigkeit
widerfahren lassen, eine treffliche, der ersten Trauer des Tages
angemessene Haltung keinen Augenblick auf den Augen gelassen zu haben.
Aber wer hätte auch nicht aus der Tiefste ergriffen werden müssen bei
der wahrhaft herzergreifenden Schilderung von Jerusalems Fall in der
Predigt des Herrn Rabbiners, und bei den Warnungen und Ermahnungen, die
daran geknüpft wurden? Wahrlich, uns musste so der Tag, wie es in der
Predigt hieß, nicht bloß ein Trauerdenkmal der Vergangenheit, sondern
auch ein Mahnungsmittel für die Zukunft werden. Wir sind überzeugt, dass
niemand gegenwärtig war, der ohne Rührung die Synagoge verließ,
niemand, der nicht völlig überzeugt wurde, dass in der neuen Ordnung
nicht das Geringste, selbst gegen die Anordnungen der nachtalmudischen
Rabbinen lag, und dass wahre Religiosität den schönsten Triumph in ihr
gefeiert habe. (N. Speyer. Zeit.) |
Rabbiner Grünebaum führt im Gottesdienst zahlreiche Reformen
durch, dazu gehörten die Einführung des Chorgesanges und der deutschen Sprache
in den Gebeten und Predigten:
Gottesdienstliche Reformen unter Rabbiner Grünebaum (1846)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 11. Januar 1846: "Miszellen.
Viel Rühmliches hört man von den gottesdienstlichen Verbesserungen in
dem Bezirke des Rabbiners Grünbaum in Landau; der Chorgesang ist längst
eingeführt, und die Versteigerung der Mizwot abgeschafft; aber auch an
die Abschaffung veralteter Gebete selbst, und an die Einführung des
deutschen Elementes ist man kürzlich gegangen, und zwar sollen die Alten
mit dieser neuen Einrichtung ebenso zufrieden gewesen sein, als die,
welche der entschiedensten neuen Richtung huldigen." |
Bereits 1847 bestand der Plan, im Bereich der
Schustergasse/Salzhausgasse eine neue Synagoge zu erbauen. Doch wurde
dieser Plan nicht verwirklicht, nachdem sich im Zusammenhang mit der
Stadterweiterung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neue Möglichkeiten
ergaben. 1879 wurde der jüdischen Gemeinde von der Stadt ein 25 ar großer
Grundstück im neuen Bauquadrat Kaiserstraße / Reiterstraße / Kriegstraße /
Kaiserring zur Verfügung gestellt. Auf diesem Grundstück wurde in der
Folgezeit eine der prächtigsten Synagogen der Pfalz erstellt. Die Pläne wurden von Bauinspektor Heinrich
Staudinger gezeichnet. Er orientierte sich dabei unter anderem an der 1877 von
Adolf Wolff in Heilbronn erbauten Synagoge. Die Bauleitung hatte
Baumeister Ecker (Nussdorf) inne. Das Gebäude hatte eine Grundfläche von 390 m² und eine Höhe von 16 m. Die
Gesamtkosten betrugen etwa 200.000 Mark.
Am 5./6. September 1884 wurde durch Bezirksrabbiner Dr. Elias Grünebaum
die Synagoge eingeweiht.
Anschlag auf die Synagoge (1884)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1884: "Landau, 8.
September (1884). Wir haben heute leider über einen Alt der
unglaublichsten Rohheit zu berichten. An der neuen Synagoge wurde heute
Nacht eine Scheibe der Rosette über dem Hauptportale eingeworfen und an
dem Triumphbogen vor der Synagoge die Tücher und die Inschriften
heruntergerissen und zerfetzt und erstere an der Ecke der Weißquartierstraße
in der Nähe der alten Reitschule verbrannt. Hoffen wir im Interesse des
guten Rufes unserer Stadt, dass es der Polizei gelingen möge, die Verüber
dieses abscheulichen Streiches zu ermitteln."
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Vermutlich am 5. November 1938 wurde zum letzten Mal ein
Gottesdienst in der Synagoge abgehalten. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
von SA-Leuten niedergebrannt. Sie gossen am späten Abend des 9. November 1938 Benzin
über die Bänke in der Synagoge und zündeten das Gebäude an. Der Brand
schwelte mehrere Stunden lang; in den frühen Morgenstunden griff das Feuer auf
die Kuppeln über, die gegen Mittag einstürzten. Die ausgebrannte Ruine wurde
vom 12. bis 15. November durch die Technische Nothilfe gesprengt und beseitigt.
Im Oktober 1939 wurde das Grundstück auf die Stadt übertragen, die das
Gebäude wiederum am 11. März 1941 an zwei Kinobesitzer verkaufte. Das geplante
Kino wurde jedoch nie gebaut.
Nach 1945 wurde das Grundstück der Jüdischen Kultusgemeinde der
Rheinpfalz rückübertragen. Sie verkaufte es 1959 an die Bundesvermögensstelle,
die hier Wohnungen für französische Offiziere bauen ließ. Am 9. November
1968 wurde ein Bronze-Mahnmal zur Erinnerung an die Synagoge
aufgestellt. Dieses Mahnmal wurde von der Landauer Künstlerin Margot
Stempel-Lebert (1923-2009) geschaffen und im Beisein des letzten Landauer
Rabbiners Dr. Kurt Metzger (1935-1938) eingeweiht. Einige Steine der ehemaligen
Synagoge wurden bei der Neugestaltung des Platzes 2016 integriert. Sie waren
zuvor Teil der östlichen Stützmauer am Savoyenpark entlang der Xylanderstraße.
An dieser Stützmauer ist eine Mahntafel angebracht mit der Inschrift: "Dieser
Mauer wurde mit Steinen der Landauer Synagoge errichtet. Erbaut 1884 - zerstört
1938".
Adresse der Synagoge: frühere Kaiserstraße 3, heute Ecke
Friedrich-Ebert-Straße und Reiterstraße.
Fotos
Historische Fotos
(Quellen: historische Karten aus der Sammlung Hahn; Innenaufnahme und Foto der
brennenden Synagoge aus der Publikation des Landesamtes s. Lit.)
Die alte Synagoge
bis 1883 |
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Zeichnung der
alten Synagoge (bis 1883). Die Zeichnung ist ausgestellt
im
Frank-Loebschen Haus |
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Die neue, 1884
eingeweihte Synagoge |
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Oben:
Postkartensichten der Synagoge
(beide eingestellt in hoher Auflösung) |
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Blick entlang der
Reiterstraße mit der
Synagoge im Hintergrund |
Die Synagoge
von der Südseite |
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Verschiedene
Postkartenansichten der ehemaligen Synagoge in Landau |
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Innenaufnahmen
der Synagoge |
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Blick zum Toraschrein |
Blick zur Empore mit der Orgel |
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Die brennende Synagoge
am
Morgen des 10. November 1938 |
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Rechts eine
Fotomontage: das Foto der brennenden Synagoge in Landau hinter
einem Foto
der Synagoge vor 1938: Titelbild des Buches: "...und dies ist die
Pforte
des Himmels". Synagogen - Rheinland-Pfalz -
Saarland (s.Lit.) |
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Fotos nach 1945/Gegenwart:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 31.8.2004)
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Blick entlang der Reitergasse
(vgl. Postkartenansicht oben) |
Der Standort der ehemaligen
Synagoge
mit Denkmal |
Das Erinnerungsmal von 1968 für die
1938
zerstörte Synagoge |
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Herbst 2016: Fotos des 2016
neugestalteten
"Elias-Grünebaum-Platzes"
(Fotos: Chajm Braun) |
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Der neugestaltete "Elias-Grünebaum-Platz"
mit dem Denkmal von 1968 (links) und der
Hinweistafel zur Geschichte der Synagoge, zum Mahnmal und zu Rabbiner
Elias Grünebaum |
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Der
Elias-Grünebaum-Platz im März 2024 (Fotos: Sascha Zimmermann). Der
Platz ist inzwischen mit Pollern geschützt, vgl. Artikel:
https://www.metropolnews.info/mp219398/landau-aufstellung-von-pollern-zum-schutz-des-elias-gruenebaum-platzes-veranlasst
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Frank-Loebsches Haus - Museum und
Gedenkstätte zur Geschichte der
Juden in Landau und der Pfalz
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 31.8.2004) |
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Blick auf das Frank-Loebsche
Haus,
1983-87 umfassend renoviert |
Der Innenhof
des Gebäudes |
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Gedenktafeln am
Eingang |
Zum Gedenken an die
zerstörten
Synagogen in Landau und der Pfalz |
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Aus der Synagoge in Essingen:
Säulenstümpfe des dortigen
Toraschreines |
Im Synagogenraum. Die
Ausstattung des
Raumes ist eine Stiftung des letzten
Landauer Rabbiners,
Dr. Kurt Metzger. |
Torarolle mit -mantel, Menora
und Ewiges Licht |
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Chanukkaleuchter
und
Schriftrolle |
Schofar (Widderhorn)
und
Gebetbuch |
Gedenkraum zur Erinnerung an
die
Deportation der pfälzischen Juden |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
November 2010:
Gedenkfeier zur Erinnerung an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel in den mrn-news.de vom November 2010 (Artikel):
"Landau - Gedenkveranstaltung Reichspogromnacht.
Landau / Metropolregion Rheinneckar – Die Synagoge in Landau wurde am 09. November 1938 durch Nationalsozialisten in Brand gesetzt. Doch nicht nur in Landau brannten in der Reichspogromnacht Synagogen, jüdische Wohn- und Geschäftshäuser. Im gesamten Deutschen Reich verbreiteten die SA und ihre Helfer Angst und Schrecken unter den jüdischen Mitbürgern.
Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer und mit ihm rund 100 weitere Menschen gedachten auch in diesem Jahr am ehemaligen Standort der jüdischen Synagoge in der Friedrich-Ebert-Straße wieder den Opfern des Nationalsozialsozialismus..."
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November
2011: Gedenkveranstaltung und Verlegung
weiterer "Stolpersteine" |
Artikel in den mrn-news.de vom 3.
November 2011 (Artikel):
"Landau – Gedenkveranstaltung am 9. November zur Reichspogromnacht mit
'Stationenrundgang'
Landau / Metropolregion Rheinneckar – Die Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht wird sich in diesem anders gestalten als in den Jahren zuvor. Den Opfern der Reichspogromnacht wird mit einem
'Stationenrundgang' gedacht, der von der Industriestraße über den Ostring und den Marienring zum Synagogenmahnmal in der Friedrich–Ebert–Straße führt. Treffpunkt ist am Mittwoch, dem 9. November um 17.00 Uhr, in der Industriestraße 13a (neben Firma Scharfé). Im Laufe des Tages werden in Landau insgesamt 18 neue Stolpersteine verlegt. So auch am Treffpunkt in der Industriestraße.
Anschließend geht es in Gedenken an die Reichspogromnacht auf einen 'Stationenrundgang', der unter anderem zu Stolpersteinen im Nordring, Ostring und Marienring führen wird. An den Stationen wird auf die Biographien der Landauer Juden, die dort gelebt haben eingegangen.
Gegen 18.00 Uhr wird Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer am Synagogenmahnmal (Ecke Friedrich-Ebert-Straße /Reiterstraße) einen Kranz niederlegen." |
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September
/ Oktober 2012: 25 Jahre Frank-Loebsches
Haus - Theaterweg durch die Jüdisch-Landauer Geschichte |
"Landauer Leben"
- ein Theaterweg durch die Jüdisch-Landauer Geschichte.
Aus Anlass der Einweihung des Frank-Loebschen Hauses vor 25 Jahren erarbeitet das Chawwerusch Theater zusammen mit über einhundert
Amateurschauspielerinnen und -spielern aus Landau und Umgebung Szenen zur Jüdisch-Landauer Geschichte.
Monika Kleebauer, Felix S. Felix und Gabi Kolain bilden das Leitungsteam und sind der Motor des Projekts.
Das Ergebnis wird am 28. – 30. September und am 2. und 3. Oktober 2012 zwischen Altem Kaufhaus, Frank-Loebschem Haus und Katharinenkapelle präsentiert.
Im Dreiviertelstundenrhythmus werden Gruppen mit 120 Zuschauern nacheinander zu fünf verschiedenen Schauplätzen geführt, an denen die Jüdisch-Landauer Geschichte in vielfältiger Form gezeigt wird. Jede Szene dauert 15 Minuten, nach einer zehnmütigen Pause geht es dann an der nächsten Station weiter. Nicht überall gibt es Sitzplätze.
Eintrittskarten sind ab 27. August 2012 beim Büro für Tourismus in Landau erhältlich oder online unter
www.ticket-regional.de. Das Stück entstand nach einer intensiven Auseinandersetzung mit der Landauer Geschichte mit großer Unterstützung durch Stadtarchivar Dr. Michael Martin und der Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer sowie Roland Paul vom Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern. Unterschiedliche Figuren wandern durch Szenen und Zeit und erzählen ihre Geschichte weiter. Auch wenn sie andere Namen tragen und künstlerisch frei gestaltet sind, so orientieren sie sich doch an realen
Vorbildern.
Weiteres siehe die Website http://www.chawwerusch.de/landauer-leben.htm |
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November 2015:
Gedenkveranstaltung zum
Novemberpogrom 1938 |
Pressemitteilung der Stadt vom 11.
November 2015: "Landau – Gedenkveranstaltung am Synagogenmahnmal zur
Reichspogromnacht
Landau/Metropolregion Rhein-Neckar. Kaum ein anderer Tag hat die neuere
Landauer Stadtgeschichte so geprägt wie jener Novembertag im Jahr 1938: Die
Synagoge brannte, Wohnungen jüdischer Bürger wurden geplündert und
demoliert, verfolgt, inhaftiert, ausgewiesen und deportiert. 'Am heutigen
Tage wollen wir nicht vergessen und möchten all jenen gedenken, die vor 77
Jahren sehr viel Leid erfahren mussten. Zunächst wurden in der
Reichspogromnacht Steine Opfer der Flammen – die Menschen sollten ihnen bald
folgen', so Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer. 'Wir haben heute die
Plicht für unsere demokratischen Werte einzustehen und als selbstbewusste
Bürger zu widerstehen, wenn andere Unrecht in unsere Stadt bringen wollen.
Landau ist ein Ort der Vielfalt und der Toleranz, wo seit vielen Jahren
Menschen aus über 100 Nationen friedlich zusammen leben und soll es auch
bleiben', betonte der Stadtchef. Im Zuge der Gedenkveranstaltung appellierte
Schlimmer an die Bevölkerung, Menschen, die Schutz bedürfen, aufzunehmen und
ihnen eine Heimat zu geben. Umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung von der
'Initiative Stolpersteine', die Biografien der im Jahr 2015 verlegten
Stolpersteine vortrugen, den Landauer Liederleiten und Saxophonist Peter
Damm, die die musikalische Begleitung übernahmen. Neben Oberbürgermeister
Schlimmer wandten sich auch Pfarrer Volker Janke und Dekan Axel Brecht mit
einem Gebet der beiden Kirchen an die zahlreich erschienenen Bürgerinnen und
Bürger.
Quelle: Stadt Landau in der Pfalz." |
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März 2016:
Neunte Verlegung von
"Stolpersteinen" in Landau |
Pressemitteilung der Stadt Landau
vom 18. März 2016: "Landau – Neunte Stolpersteinverlegung in der
Innenstadt. – Ingenthron: 'Wichtiger Baustein der Erinnerungskultur in
Landau'
In Gedenken an die früheren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, wie auch
die politisch Verfolgten des Naziregimes, verlegte der Kölner Künstler und
Initiator des mittlerweile europaweiten STOLPERSTEIN-Projektes, Gunter
Demnig, am Dienstag, dem 17. März 2016, im Beisein von Bürgermeister Dr.
Maximilian Ingenthron und der Landauer Initiative 'Stolpersteine' die
nächsten 16 Steine im Stadtgebiet. Seit dem Jahr 2008 sind nun 180 Steine in
Landau verlegt worden. Sie erinnern an die jeweils letzten frei gewählten
Wohnsitze jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger, wie auch von Angehörigen
anderer verfolgter Gruppen. 'Wir gedenken jener, die in der Zeit des
Nationalsozialismus sehr viel Leid erfahren mussten, vertrieben und ermordet
worden sind. Wir alle tragen heute die gesellschaftliche Verantwortung für
unsere Stadt als offenes und menschliches Gemeinwesen. Daher dürfen und
wollen wir nicht vergessen, was damals geschehen ist. Landauerinnen und
Landauer waren Täterinnen und Täter! Und viele hundert Bürgerinnen und
Bürger zählten zu den Opfern!', betonte Bürgermeister Ingenthron. Die erste
Station der Stolpersteinverlegung war das Frank-Loebsche Haus in der
Kaufhausgasse 9, wo einst Olga Loeb lebte, deren Biografie von der Leiterin
des Stadtarchivs Christine Kohl-Langer vorgestellt wurde. Olga Loeb war eine
Cousine des Vaters von Anne Frank und die letzte jüdische Besitzerin des
Anwesens. Sie verließ es allerdings im Jahr 1939, um bei Verwandten in
Luxemburg Zuflucht zu suchen. Von dort wurde sie 1943 nach Theresienstadt
deportiert, überlebte jedoch und wurde befreit. Ein weiterer Verlegungsort
war vor dem Anwesen Langstraße 7 in Gedenken an Else und Ludwig Teutsch, die
von Artur Hackert vorgestellt wurden. Vor dem Gebäude Ravelinstraße 2 wurde
ein Stein für Dr. Eugen Fried verlegt, zudem wird in der
Martin-Luther-Straße 28 an Lucie Weiss erinnert. Vor dem Haus im Ostring 26
liegen nun Steine für Rudolf, Leopold und Paula Strauss, sowie für Susanne
Haas. Im Ostring 14 wurden Gedenksteine für Albert, Anna und Paul Martin
Joseph eingesetzt. Auch die letzte Station befand sich im Ostring. Vor der
Hausnummer 12 wurden Stolpersteine für Margrit und Traute Cahn und Anna und
Emil Joseph in das Pflaster eingelassen. Musikalisch begleitet wurde die
Verlegung durch den Saxophonisten Peter Damm. 'Ich finde es wichtig, dass
man in Form dieser Stolpersteine die Erinnerung an Schicksale erhalten kann
und so auch an die schreckliche Geschichte unseres Landes gedenkt', erklärte
Ingenthron. Mit den Stolpersteinen geben wir den Verfolgten und Ermordeten
einen Teil ihrer Würde zurück: ihren Namen, ihren Platz in unserer
Erinnerung, in der Mitte unserer Gesellschaft, in der Mitte unserer Stadt.
'Das ist heute wichtiger denn je. Es ist eben die Botschaft, die auch von
diesem Tag ausgeht: Nie wieder soll und darf es geschehen. Dass Menschen
vertrieben und ermordet werden. Es ist auch eine Botschaft inmitten der
Diskussion um Flucht und Fluchtursachen, um deren Folgen.', meinte der
Bürgermeister in seiner Ansprache. Ingenthron dankte allen, die zum Gelingen
und Wachsen des Projektes in Landau beitragen, so den Patinnen und Paten,
die die Stolpersteine finanzieren, der Initiative 'Stolpersteine' und den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung."
Quelle Stadt Landau. |
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November
2017: Elfte Verlegung von
"Stolpersteinen" in Landau
Anmerkung: bis 2017 wurden 228 Stolpersteine in Landau verlegt.
Übersicht siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Landau_in_der_Pfalz |
Artikel im
"Pfalz-Express" vom 14. November 2017: "Gegen das Vergessen: Elfte Verlegung von Stolpersteinen in Landau
Landau. Für eine lebendige Erinnerungskultur! Zum elften Mal wurden Stolpersteine im Landauer Stadtgebiet verlegt.
Vor den Toren des Max-Slevogt-Gymnasiums hat der Kölner Künstler Gunter Demnig jetzt 25 kleine Mahnmale in den Boden eingelassen, um an die 25 jüdischen Schülerinnen zu erinnern, die zur Zeit des Nationalsozialismus die Vorgängerschule des MSG, die damalige Städtische höhere Töchterschule, besucht hatten.
'Die 228 Stolpersteine, die in den vergangenen acht Jahren in Landau verlegt wurden, stellen einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur in unserer Stadt
dar', betont Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron. 'Mit den Stolpersteinen geben wir den Verfolgten und Ermordeten einen Teil ihrer Würde zurück: Ihren Namen, ihren Platz in unserer Erinnerung, in der Mitte unserer Gesellschaft, in der Mitte unserer
Stadt.' Gestaltet und begleitet wurde die Verlegung von den Schülern der 10. und 11. Jahrgangsstufe des Max-Slevogt-Gymnasiums. Gemeinsam hatten sie über Monate die Biografien der jüdischen Schülerinnen recherchiert, in einer Ausstellung zusammengefasst und schließlich bei der Verlegung der Stolpersteine vorgetragen. Für die Gedenksteine hatten sich zuvor innerhalb von nur zwei Monaten Paten aus den Reihen der Schulgemeinschaft gefunden.
'Es ist großartig zu sehen, mit wie viel Interesse und Engagement sich die Schülerinnen und Schüler der Gegenwart mit den Biografien der 25 jüdischen Mädchen beschäftigt
haben', so Dr. Ingenthron. Das Max-Slevogt-Gymnasium setze in diesem Jahr bereits zum wiederholten Mal in vorbildlicher Weise ein Zeichen. Bereits die Anerkennung der Schule als
'Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage' am diesjährigen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar sei ein großartiger Beitrag für mehr Toleranz, Respekt und Mitmenschlichkeit gewesen.
Sein ausdrücklicher Dank gelte der Schulgemeinschaft des MSG um Direktor Jürgen Flohn für die hervorragende Vorbereitung des Termins, Künstler Gunter Demnig, der Leiterin des Archivs und Museum Christine Kohl-Langer, den Mitarbeitern des Bauhofs des städtischen Entsorgungs- und Wirtschaftsbetriebs sowie den zahlreichen weiteren Unterstützern des Stolperstein-Projekts.
'Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir im kommenden Jahr erneut Stolpersteine in Landau verlegen
werden' so der Bürgermeister mit Blick auf das fortgesetzt große Engagement der Landauer.
Die Arbeitsgruppe der Initiative 'Stolpersteine Landau', die von Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer fachlich beraten wird, trifft sich in loser Folge jeweils mittwochs im Stadtarchiv. Neue Mitglieder sind gerne gesehen.
Ebenso ist die Initiative für kommende Stolpersteinverlegungen auf der Suche nach Paten, die die Finanzierung übernehmen.
Die Kosten für einen Stolperstein betragen einschließlich Planung, Fertigung und Verlegung 120 Euro. Interessenten können sich gerne per E-Mail
christine.kohl-langer@landau.de
oder telefonisch unter 06341 / 13 42 00 an Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer wenden."
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Weiterer Artikel im focus.de vom 13. November 2017: "Gegen das
Vergessen. Elfte Verlegung von Stolpersteinen in Landau..."
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Weiterer Artikel in der "Rheinpfalz" vom 6. November 2017: "Landau:
Stolpersteine werden vor Max-Slevogt-Gymnasium verlegt..."
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November
2017: Gedenkstunde zur Erinnerung an den
Novemberpogrom 1938 |
Artikel im focus.de vom 13.
November 2017 (Pressemitteilung der Stadt Landau): "Stadt Landau
gedenkt der Opfer der Reichspogromnacht am 9. November 1938: 12.11.2017
'Es geht nicht darum, unseren jungen Generationen Schuld einzureden oder weiterzugeben; es geht darum, für die Zukunft Schuld zu
vermeiden.' Diese eindringlichen Worte richtete Oberbürgermeister Thomas Hirsch an die Menschen, die zur Gedenkveranstaltung der Stadt Landau anlässlich des 79. Jahrestags der Reichspogromnacht gekommen waren. Auch in Landau brannte in jener Nacht im Jahr 1938 die Synagoge, wurden Wohnungen zerstört und jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger brutal drangsaliert.
Bis zum heutigen Tag bedürfe es der offensiven Auseinandersetzung mit den Gräueltaten des Nationalsozialismus, so der Stadtchef; und weiter:
'Vielleicht war es in den zurückliegenden Jahren selten wichtiger als heute, dass wir am 9. November am Platz, in dessen unmittelbarer Nähe einst die Landauer Synagoge stand, zusammenkommen. Vielleicht war es selten wichtiger zu betonen, dass wir weiterhin der Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der damaligen Zeit bedürfen. Dass wir uns immer den geschichtlichen Tatsachen stellen müssen. Damit Opfer Opfer und Täter Täter
bleiben.' In seiner Ansprache erinnerte der OB aber auch an die große Geste der Versöhnung vor 30 Jahren, als auf Einladung des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Christof Wolff rund 70 frühere Landauerinnen und Landauer jüdischen Glaubens zur Einweihung des Frank-Loebschen Hauses in ihre Heimatstadt zurückkehrten. Diese bewegenden Tage der Begegnung hätten einer Aussöhnung den Weg bereitet, so Hirsch.
Die Dekane Volker Janke und Axel Brecht baten danach zum gemeinsamen Gebet. Unter anderem verlasen sie einen Psalm aus dem Alten Testament:
'Hilf doch, o Herr, die Frommen schwinden dahin / Unter den Menschen gibt es keine Treue
mehr'. Millionen im Nationalsozialismus verfolgter Jüdinnen und Juden hätten Psalmen wie diese, der Hoffnung und der Verzweiflung, im Herzen und auf den Lippen gehabt, erinnerten die beiden Dekane.
Die musikalische Begleitung der Gedenkveranstaltung übernahm auch in diesem Jahr Peter Damm am Saxofon.
Schülerinnen und Schüler des Max-Slevogt-Gymnasiums gaben den Landauer Opfern des Nationalsozialismus schließlich ein Gesicht: Sie lasen die Biografien von fünf jüdischen Schülerinnen vor, die in den 1930er Jahren die Vorgängerschule des MSG, die Städtische Höhere Mädchenschule, besucht hatten. Für diese fünf sowie 20 weitere Schülerinnen waren am Vormittag vor den Toren des MSG so genannte
'Stolpersteine' verlegt worden. Sein Dank gelte Raja Grassmann, Begüm Gül, Nils Häger, Leonie Heider, Lucca Ißle, Anne Kollmar, Walter Orlov, Elias Rumpf und Sophie Sinn, die die Biografien der früheren Schülerinnen mit viel Engagement und persönlichem Einsatz recherchiert und den Besucherinnen und Besuchern der Gedenkveranstaltung nahegebracht hätten, betonte OB Hirsch."
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Juni/Juli 2018:
Zwölfte Verlegung von
"Stolpersteinen" in Landau
Anmerkung: nach dieser Verlegung liegen in
Landau 240 "Stolpersteine". |
Artikel von Thomas Klein im "Wochenblatt-Reporter.de"
vom Juni 2018: "Zum zwölften Mal Stolpersteine in Landau verlegt. Für
eine lebendige Erinnerungskultur
Landau. 'Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen
ist': So steht es im Talmud geschrieben, einem der bedeutendsten
Schriftwerke des Judentums. Inspiriert von diesem Ausspruch hat der Kölner
Künstler Gunter Demnig das Projekt 'Stolpersteine' ins Leben gerufen. Seit
26 Jahren verlegt er Gedenktafeln für die Opfer des Nationalsozialismus. Die
Pflastersteine, an deren Oberseite eine zehn mal zehn Zentimeter große
Messingplatte mit den Lebensdaten der Opfer befestigt ist, werden vor deren
letzten frei gewählten Wohnorten in den Boden eingelassen. In Landau wurden
bislang 228 Stolpersteine verlegt; zwölf weitere folgen am Freitag, 6. Juli.
Die zwölfte Stolpersteinverlegung im Stadtgebiet beginnt um 9 Uhr in
der Ostbahnstraße vor der Hausnummer 29. Hier werden drei Stolpersteine in
den Boden eingelassen. Oberbürgermeister Thomas Hirsch wird zu Beginn eine
kurze Ansprache halten, bevor Mitglieder der Landauer
Stolperstein-Initiative die Biografien der Opfer vorstellen. Die
musikalische Begleitung der Verlegung übernimmt Peter Damm am Saxofon. Vor
dem Anwesen Ostring 29 werden Stolpersteine für Frieda, Alice und Ferdinand
Ottenberg verlegt. Erwartet werden auch Nachfahren der Familie Ottenberg aus
England. Die weiteren Verlegestellen sind der Ostring 33, wo Hedwig, Greta,
Jonathan und Hans Weiss gedacht wird, der Ostring 20, wo ein Stolperstein
für Berta Levy verlegt wird, die Moltkestraße 7, wo Bella und Josef Weiler
gewohnt haben, und die Kramstraße 8, wo an Franziska und Paul Kahn erinnert
wird."
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Januar 2019:
Gedenkstunde der Stadt zum
Holocaust-Gedenktag |
Pressemitteilung der Stadt Landau
vom 29. Januar 2019: "Landau – Wider das Vergessen – Stadt Landau gedenkt
Opfern des Nationalsozialismus am Jahrestag der Befreiung des
Konzentrationslagers Auschwitz.
Landau/Metropolregion Rhein-Neckar. Vor 74 Jahren, am 27. Januar 1945,
wurden die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch
Soldaten der Roten Armee befreit. Der Jahrestag der Befreiung wird in
Deutschland seit 1996, international seit 2005 als 'Tag des Gedenkens an die
Opfer des Nationalsozialismus' begangen. Auch die Stadt Landau veranstaltet
gemeinsam mit dem Verein für Volksbildung und Jugendpflege und der
Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit jährlich eine
Gedenkstunde in der Kapelle des Hauptfriedhofs – so auch in diesem Jahr. Die
Stadtspitze wurde bei der diesjährigen Veranstaltung durch Bürgermeister Dr.
Maximilian Ingenthron vertreten. Der promovierte Historiker erinnerte an die
entsetzlichen Verbrechen während der NS-Diktatur, an die industrielle Tötung
von Menschen, an Hass und Zerstörung, Qualen und Folter, Hunger und
Demütigung. 'Der Nationalsozialismus mit all seinen Schrecken war auch
mitten in unserer Stadt und mitten unter uns. Auch in Landau wurden Menschen
gequält, entrechtet und vertrieben – und schließlich in Vernichtungslagern
wie Auschwitz ermordet.' Die Jahre des Schreckens und der millionenfachen
Tötung müssten für alle Zeit Mahnung und Warnung sein, so Dr. Ingenthrons
Appell. 'Die zwölf Jahre der Nazidiktatur und ihre Vorgeschichte müssen
gerade uns Deutschen Auftrag und Verpflichtung sein und bleiben – besonders
heute, wo Populistinnen und Populisten wieder mit Ausgrenzung und
vermeintlich einfachen Lösungen locken.' Um zu sehen, wozu das führen könne,
reiche es, den Kopf zu senken, führte Dr. Ingenthron weiter aus und nahm
damit Bezug auf die 239 Stolpersteine, die bislang in Landau verlegt wurden
und an die Opfer des NS-Zeit erinnern. 'Auch in diesem Jahr, am 13. April,
werden wir wieder Stolpersteine in Landau verlegen', informierte Dr.
Ingenthron. 'Es wird die dann schon 13. Verlegung sein. Und wir werden nicht
ruhen, bis nicht dem letzten Opfer seine Identität in unserer Mitte
wiedergegeben worden ist. Rund 600 werden es am Ende sein.' An die
einführenden Worte Dr. Ingenthrons schloss sich eine Lesung der
Theatergruppe des Eduard-Spranger-Gymnasiums an. Die Schülerinnen und
Schüler lasen Ausschnitte aus dem Buch 'Sternkinder' von Clara
Asscher-Pinkhof. Die renommierte Schriftstellerin und Pädagogin schildert
darin das Überleben von Jugendlichen in der NS-Zeit. Musikalisch begleitet
wurde die Veranstaltung durch Clemens Kerner an der Orgel. Für die
Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit sprach Geschäftsführer
Prof. Dr. Wolfgang Pauly, der gemeinsam mit Dr. Ingenthron im Anschluss an
die Veranstaltung in der Kapelle einen Kranz am Holocaust-Gedenkstein
niederlegte. Bürgermeister Dr. Ingenthron dankt allen Beteiligten, die die
Gedenkfeier in der Kapelle des Hauptfriedhofs gestalteten. Sein Dank gilt
aber auch den Mitgliedern der Linksjugend Landau/Südliche Weinstraße, die am
Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus aus eigenem Antrieb
die Stolpersteine im Landauer Stadtgebiet reinigten." |
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April 2019:
Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" in Landau
Anmerkung: Nach dieser Verlegung gibt es im Landauer Stadtgebiet 254
"Stolpersteine". |
Artikel von Thomas Klein im
"Wochenblatt/Stadtanzeiger Landau" vom 7. April 2019: "Nächste
Stolpersteinverlegung in Landau am Samstag, 13. April. 'Ein Mensch ist erst
vergessen, wenn sein Name vergessen ist'.
Landau. 'Mahnmale von unten' nennt der Kölner Künstler Gunter Demnig die
Stolpersteine, die er seit dem Jahr 1992 in ganz Europa verlegt. In Landau
erinnern bald 254 solcher Steine an die Opfer des Nationalsozialismus. Am
Samstag, 13. April, kommt Demnig zur dreizehnten Verlegung nach Landau und
lässt in der Westbahnstraße insgesamt 14 Stolpersteine in den Boden ein. Die
Verlegung beginnt um 10 Uhr vor dem Anwesen in der Westbahnstraße 24.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen. Bürgermeister
Dr. Maximilian Ingenthron wird zu Beginn eine kurze Ansprache halten, bevor
Mitglieder der Stolperstein-Initiative Landau die Biografien der Opfer
verlesen. Die musikalische Begleitung der Verlegung übernimmt Michael Letzel.
In der Westbahnstraße 24 werden Stolpersteine für Fanny, Robert und Walter
Dannheisser sowie für Margarethe, Ruth und Helmut Arnold verlegt. Weitere
Verlegestellen sind die Westbahnstraße 22, wo Hilde und Ernst Sternweiler
gedacht wird, die Westbahnstraße 18, wo Meta, Josef und Ferdinand Kern
gewohnt haben, und die Westbahnstraße 12, wo an Hedwig, Kurt und Klaus Haber
erinnert wird.
Stolpersteine sind Pflastersteine, an deren Oberseite eine zehn mal zehn
Zentimeter große Messingplatte mit den Lebensdaten der NS-Opfer befestigt
wird und die dann vor den letzten frei gewählten Wohnorten in den Boden
eingelassen werden. Eine Karte mit allen Landauer Stolpersteinen befindet
sich im städtischen GeoPortal auf
www.geoportal.landau.de "
Link zum Artikel |
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November 2019:
Gedenkstunde zur Erinnerung an
den Novemberpogrom 1938 |
Artikel im "Wochenblatt/Stadtanzeiger Landau" vom 26. Oktober 2019: "Stadt Landau gedenkt der Opfer
der Novemberpogrome der Nationalsozialisten. Erinnerung an die brennende
Synagoge.
Landau. Auch in diesem Jahr erinnert die Stadt Landau an die Opfer
der Novemberpogrome im Jahr 1938. Am Samstag, 9. November, ab 17 Uhr findet
am Synagogenmahnmal auf dem Elias-Grünebaum-Platz eine Gedenkveranstaltung
statt. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen.
Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron hält eine Ansprache und legt einen
Kranz am Mahnmal nieder. Die Dekane Axel Brecht und Volker Janke sprechen
ein ökumenisches Gebet. Im Anschluss stellen Schülerinnen und Schüler des
Max-Slevogt-Gymnasiums die Biografien von fünf Jüdinnen und Juden vor, die
auf dem Jüdischen Friedhof in Landau beerdigt sind. Schülerinnen und Schüler
des Max-Slevogt- und des Otto-Hahn-Gymnasiums sowie der Integrierten
Gesamtschule hatten im Frühjahr dieses Jahres Pflegepatenschaften für
Grabsteine auf dem Friedhof übernommen und in diesem Zuge auch Biografien im
Stadtarchiv recherchiert. Auch in der Stadt Landau brannte in der
Reichspogromnacht vor 81 Jahren die Synagoge. In den Tagen darauf wurden
Landauer Jüdinnen und Juden verfolgt und deportiert und ihre Wohnungen und
Geschäfte demoliert. An die niedergebrannte Synagoge erinnert seit 51 Jahren
ein Mahnmal in der Friedrich-Ebert-Straße. Seit dem Jahr 2016 trägt der
Platz, der das Mahnmal umgibt, den Namen des früheren Bezirksrabbiners Dr.
Elias Grünebaum."
Link zum Artikel |
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Februar 2020:
Verlegung von weiteren
"Stolpersteinen" an zwei Schulen
Anmerkung: mit dieser Verlegung im Februar 2020 liegen in Landau insgesamt
267 "Stolpersteine" |
Artikel von Thomas Klein im
"Wochenblatt-Reporter" vom 26. Januar 2020: "Nächste Verlegung von
Stolpersteinen an zwei Landauer Schulen- 'Mahnmale von unten'
Im Jahr 2017 wurden die ersten Stolpersteine für ehemalige Schülerinnen der
Landauer Maria-Ward-Schule verlegt – im Februar dieses Jahres sollen weitere
'Mahnmale von unten' folgen.
Landau. 'Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen
ist': Um die Erinnerung an die rund 600 Landauer Jüdinnen und Juden, die im
Nationalsozialismus verfolgt, gedemütigt, vertrieben und ermordet wurden,
wachzuhalten, werden in der südpfälzischen Metropole seit einigen Jahren
sogenannte Stolpersteine verlegt. Die nächste Verlegung durch den Kölner
Künstler Gunter Demnig findet am Donnerstag, 6. Februar, statt. Vor der
Maria-Ward-Schule werden drei weitere, vor dem Otto-Hahn-Gymnasium die
ersten zehn 'Mahnmale von unten' in den Boden eingelassen. Bislang erinnern
in Landau 256 Stolpersteine an die frühere jüdische Bevölkerung. Alle
Stolpersteine, die vor den beiden Schulen verlegt werden, tragen die
Inschrift 'Hier lernte' sowie die Lebensdaten der früheren Schülerinnen und
Schüler. Die Verlegung beginnt um 8.45 Uhr vor dem Eingang der
Maria-Ward-Schule in der Cornichonstraße; weitere Station ist gegen 9.30 Uhr
der Eingangsbereich des Otto-Hahn-Gymnasiums im Westring. Nach einer
musikalischen Einstimmung und einführenden Worten von Bürgermeister Dr.
Maximilian Ingenthron gestalten die Schülerinnen und Schüler der beiden
Schulen das Programm der Verlegungen.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen."
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Artikel von Thomas Klein im
"Wochenblatt-Reporter" vom 10. Februar 2020: "13 neue 'Mahnmale von
unten' erinnern vor Maria-Ward-Schule und Otto-Hahn Gymnasium an ehemalige
Schülerinnen und Schüler: 14. Stolpersteinverlegung in Landau
Landau. 'Hier lernte': Mit dieser Inschrift sowie Namen und
Lebensdaten der früheren Landauer Schülerinnen und Schüler, die vor den
Nazis fliehen mussten bzw. von ihnen ermordet wurden, sind die 13
Stolpersteine versehen, die jetzt vor der Maria-Ward-Schule und dem
Otto-Hahn-Gymnasium verlegt worden sind. 'Mahnmale von unten' nennt der
Kölner Künstler Gunter Demnig die Stolpersteine, die er seit dem Jahr 1992
in ganz Europa verlegt. Sein Ziel: Den Opfern des Nationalsozialismus ihre
Namen zurückzugeben. Im vergangenen Jahr hat der Künstler die Schwelle von
insgesamt 75.000 Gedenksteinen erreicht, in Landau gibt es ab sofort 267
davon. 'Es ist wichtig, das Gedenken an die Opfer, die mitten unter uns
gelebt haben, wach zu halten und ihnen mit dieser Aktion symbolisch ihren
Platz in unserer Stadt wiederzugeben', erklärte Bürgermeister Dr. Ingenthron
in seiner Begrüßungsrede und fügte hinzu: 'Und vielleicht ist das heute
wichtiger denn je. Denn wenn wir heute diese weiteren Stolpersteine
verlegen, dann in dem Wissen, dass es wieder Menschen gibt, die Hass sähen,
die mit Worten und Taten ein Leben in Frieden und Freiheit torpedieren und
attackieren.' Die Freiheit der Gesellschaft hänge davon ab, wie sehr sich
jede und jeder selbst engagiere – für Demokratie und Pluralität, gegen
Niedertracht und Kleingeist. 'Ihr seid es, die in diese Aufgabe hineinwachst
und das Staffelholz der Verantwortung übernehmen müsst', wandte sich Dr.
Ingenthron abschließend direkt an die Schülerinnen und Schüler der beiden
Schulen. 'Es ist eure Demokratie, Eure Freiheit, Eure Zukunft – wir zählen
auf Euch!' Sein ausdrücklicher Dank gelte beiden Schulgemeinschaften: 'Die
Maria-Ward-Schule und das Otto-Hahn-Gymnasium sind Schulen, an denen das
Lernen eben auch Lernen aus der Geschichte meint. Schulen, die sich für ein
Leben in Freiheit und Toleranz einsetzen. Schulen, für die das Prädikat
'Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage' eine Verpflichtung ist', so der
Bürgermeister.
Die jüngsten Stolpersteine wurden für Annemarie Joseph, Irene Weil und Ilse
Schönfeld vor der Maria-Ward-Schule sowie für Armin Kern, Hans Marx, Paul
Hans Mayer, Rolf Ferdinand Mayer, Richard Scharff, Rolf Stern, Paul Strauss,
Ferdinand Oestreicher, Ernst Weil und Ludwig Weil vor dem
Otto-Hahn-Gymnasium verlegt. Im Rahmen der Gedenkfeier stellten Schülerinnen
und Schüler beider Schulen die Biografien der Opfer vor. Bei der jüngsten
Stolpersteinverlegung vor Landauer Schulen wurden 13 neue 'Mahnmale von
unten' gesetzt."
Link zum Artikel |
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Januar 2024:
Aufruf zum Putzen der
Stolpersteine |
Pressemitteilung der Stadt Landau
vom 19. Januar 2024: "Wider das Vergessen: Stadt Landau ruft rund um den
Holocaust-Gedenktag zum Putzen von Stolpersteinen auf - Gedenkfeier am 27.
Januar im Innenhof des Frank-Loebschen Hauses
Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist: Aus diesem
Grund hat der Kölner Künstler Gunter Demnig die Aktion Stolpersteine ins
Leben gerufen. Stolpersteine sind Messingtafeln auf kleinen Pflastersteinen
mit den Lebensdaten von NS-Opfern, die vor deren letzten frei gewählten
Wohnorten in den Boden eingelassen werden. Auch in Landau erinnern mehr als
300 'Mahnmale von unten' an die Menschen jüdischen Glaubens, die im
Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Rund um den
Holocaust-Gedenktag am 27. Januar ruft Oberbürgermeister Dominik Geißler
gemeinsam mit Beigeordneter Lena Dürphold als zuständiger Dezernentin für
das städtische Archiv und Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer dazu auf,
die Stolpersteine im Gedenken an die Vertriebenen und Ermordeten zu
reinigen.
'Zukunft braucht Erinnerung', sagt Dominik Geißler, der es sich zum Ziel
gesetzt hat, jüdisches Leben in Landau wieder sichtbarer zu machen und dafür
auch einen städtischen Antisemitismusbeauftragten oder eine städtische
Antisemitismusbeauftragte einsetzen möchte. 'Gerade angesichts der aktuellen
Diskussionen über die Zunahme von Antisemitismus in Deutschland sind die
Stolpersteine in unserer Stadt gelebte Erinnerungskultur, denn wir alle
werden durch sie jeden Tag mit den schrecklichen Auswirkungen von
Menschenhass und Judenfeindlichkeit in unserer Vergangenheit konfrontiert.
Ich hoffe, dass sich viele Landauerinnen und Landauer finden, die uns
unterstützen und am Holocaust-Gedenktag die Stolpersteine reinigen.' Wer
einen oder mehrere Stolperstein(e) putzen möchte, meldet sich bitte unter
der Telefonnummer 0 63 41/13 42 01 beim Stadtarchiv. Hier werden die Steine
zugewiesen. Interessierte finden eine Übersicht mit allen Stolpersteinen in
Landau im städtischen Geoportal unter
https://maps.landau.de/stolpersteine."
Link zur Pressemitteilung unter www.landau.de
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 465f; III,1 S. 703-711. |
| "Stätten jüdischen Lebens in Landau" (ausführliche und sehr
gut illustrierte Informationsseiten, online zugänglich): hier
anklicken |
| Hans Heß: Die Landauer Judengemeinde. 1983. |
| Verein der Freunde des Frank-Loebschen Hauses (Hg.): Kaufhausgasse
9 - Frank Loebsches Haus. Landau 1988. |
| Bernhard Kukatzki: Das pfälzische Judentum. online zugänglich: hier
anklicken |
| Hermann Arnold: Jüdisches Leben in der Stadt Landau und der
Südpfalz (1780-1933). Landau 2000. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 226-229 (mit weiteren Literaturangaben). |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Landau Palatinate. First mention of a Jew dates from 1273 and a small Jewish community existed by 1292. The Jews abandoned the town in the Black Death persecutions of 1348-49, returning in 1353. Their number war restricted to ten families in 1517. They engaged in moneylending and traded in spices and and medicinal herbs. In 1541, the city council required them to wear a yellow badge and in the following year their trading rights were subject to severe restrictions. A synagogue was opened in 1648 and a new one was built after it burned down in 1691. In the early 18th century, Jews monopolized the salt, textile and wine trade, supplied nearby army camps with food, and dealt in cattle and grain. Dr. Elias Gruenebaum became regional rabbi in 1837 and served for 57 years, advocating both religious reform and equal rights for Jews. A new and luxurious synagogue was consecrated in 1884. A private Jewish school was opened in 1837 but closed in 1869 when the town's parochial schools were amalgamated. In 1864-67, two Jews served on the municipal council. Simon Levi became community chairman in 1870, serving in the Landrat and sitting on the municipal council from 1868 to 1900. Jews continued to be elected to the municipal council until the Nazi era. The Jewish population rose from 237 in 1810 to a peak of 821 (of a total 15.824) in 1900. In the 1890s and through the Weimar period, over 60 % of the wine merchants in the city were Jews.
In June 1933, about four months after the Nazi rise to power, there were 596 Jews in Landau. Already in March 1933, a Jewish state attorney was severely beaten. Similar physical assaults became a recurring pattern in the following years. In 1935, Jews were banned from using public facilities. In early 1938, "Jews not Welcome Here" signs were hung in stores, banks, the post office, and the train station. Gas stations were forbidden to serve Jews and the Nazified municipality even considered banning Jews from obtaining heating materials, gas, electricity, and water. On Kristallnacht (9-10
November 1938), axe-wielding SA-troops destroyed Jewish homes and set the synagogue on fire. Jewish men were sent to the Dachau concentration camp and women were dispatched to Mannheim with their children. Between 1933 and late 1939, 226 Jews left Landau for other German cities. Five were deported to Poland in October 1938 and 260 emigrated, including 115 to the United States. On 22 October 1940, 35 Jews were deported to the Gurs concentration camp. In all, at least 158 of the Jewish inhabitants of Landau in 1933 were deported to Nazi concentration camp.
See also:
https://www.geni.com/projects/Jewish-Community-of-Landau-in-der-Pfalz-Germany/18857
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