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Bornich mit
Kaub (VG Loreley) und Niederwallmenach (VG Nastätten, Rhein-Lahn-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betraum
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Bornich bestand zeitweise eine kleine jüdische Gemeinde,
meist in Verbindung mit den in anderen Orten der Umgebung lebenden jüdischen
Familien. Erstmals werden 1599 und 1628 Juden am Ort genannt. 1597
werden in Niederwallmenach erstmals jüdische Einwohner genannt.
1635 gab es drei
jüdische Familien in Bornich (Liebmann, Rubel und Schmuel), 1786 gleichfalls drei Familien
(Herz Abraham, Seligmann und Mänge bzw. Manche). Damals lebten die jüdischen
Familien wohl vor allem in der "Judengasse" (heutige
Mittelstraße). 1772 bat Joel Feist aus Werlau
um den Judenschutz in Bornich. 1786 stellte Simon Wolf von Niederwallmenach den Antrag auf
Aufnahme nach Bornich, da er die Tochter des Abraham Herz heiraten wollte. Er
hatte ein (allerdings nicht sehr hohes) Vermögen von 500 bis 600 Gulden
aufzuweisen. Das Aufnahmegesuch wurde nach längeren Verhandlung positiv
beschieden.
Mindestens bis 1822 bildeten die Bornich und Kaub
lebenden jüdischen Familien eine gemeinsame Gemeinde. Nachdem es in Kaub keine
Juden mehr gab, bildeten um 1840 die in Bornich und Niederwallmenach
lebenden jüdischen Familien eine gemeinsame Gemeinde. Dagegen protestierten
jedoch die in Ruppertshofen lebenden
jüdischen Personen, da die Niederwallmenacher Juden bislang zum Gottesdienst
nach Ruppertshofen gekommen waren.
1821 stellte der Jude Samuel Manche von Niederwallmenach einen Antrag auf Erteilung des Schutzes nach
Bornich für seinen Bruder Abraham Manche (Mange) von Bornich und seine unverheiratete Schwester. Diese habe ein uneheliches Kind. Beide Geschwister lebten im von ihrem Vater ererbten
"Wohnhäusgen" in Bornich ohne Schutz. Nach zwei Jahren bekam Samuel Manche von der Nassauischen Landesregierung den Bescheid,
dass dem Antrag nur zugestimmt werden könne, wenn ein schuldenfreies Vermögen von
1.000 Gulden vorhanden wäre.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: in Bornich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts etwa
fünf Familien, 1841-42 drei Familien, 1843 15 jüdische Einwohner, 1865 vier
Familien (mit vier Schulkindern), 1895 12 jüdische Einwohner, 1900 fünf, 1905
vier, 1910 drei. Die jüdischen Familie lebten wohl ausnahmslos in sehr
armseligen Verhältnissen; in Niederwallmenach hatte es 1822 vier
Familien, 1841 drei Familien.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde zeitweise einen Betraum (s.u.),
zeitweise eine Religionsschule und einen Friedhof. Ob es zur Besorgung des
Unterrichtes der Kinder und für weitere religiöse Aufgaben in der Gemeinde
einmal einen eigenen Lehrer am Ort gab, ist nicht
bekannt. 1872 unterrichtete der Lehrer aus Ruppertshofen
auch die in Niederwallmenach, Bornich und St. Goarshausen lebenden jüdischen
Kinder in Religion.
1900 gab es nur noch die Familie des Alexander Gutenberg (Sendersch) in
Bornich. Der Sohn Julius Gutenberg starb 1917 an Kriegsfolgen in einem Lazarett. Sein Name steht auf dem Ehrenmal des Ersten Weltkrieges. Die Tochter Lina Gutenberg starb 1924 und ist auf dem Friedhof im Haushecker Wald beerdigt. Frau Martha Gutenberg (Witwe des Julius Gutenberg) verzog 1938 nach Frankfurt zu ihrer Tochter Margot, die mit ihrem Mann, Philipp Falk, nach England auswanderte. Angeblich soll Martha Gutenberg in einem KZ umgekommen sein. Die Familie Gutenberg wohnte in der Judengasse, der heutigen Mittelstraße, Zwangsdeportiert wurde aus Bornich niemand.
Nach 1925 wurden nur noch zwei jüdische Einwohner gezählt, die
inzwischen zur jüdischen Gemeinde in St.
Goarshausen gehörten: Martha
Gutenberg (Witwe des im Ersten Weltkrieg gestorbenen Julius Gutenberg) und ihre
Tochter Margot, die den Philipp Falk heiratete und später mit ihm in Frankfurt
lebte. Martha Gutenberg zog 1938 zu ihrer Tochter nach Frankfurt. Margot
und Philipp Falk konnten etwas später nach England emigrieren. Martha Gutenberg
wurde 1941 von Frankfurt nach Polen deportiert und ist
umgekommen.
Von den in Bornich geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Martha Gutenberg geb.
Metzger (1890), Leopold Wohlgemüth (1882).
Aus Niederwallmenach sind umgekommen: Giena (Bina) Oster (1856), Regina
Rosenthal geb. Löwenstein (1854).
Aus Kaub ist umgekommen: Katherina Fuldauer
(1872)
Aus der
Geschichte der jüdischen Gemeinde
Texte zur jüdischen Geschichte in Bornich wurden in
jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts noch nicht
gefunden.
Zur Geschichte des Betraumes
1842 bat Wolf Edinger um die behördliche Erlaubnis, in
seinem Haus Am Markt einen Betsaal einrichten beziehungsweise vergrößern
zu dürfen. Dabei wurde berichtet: "An diesem Ort besteht seit unendlichen
Zeiten ein Bethaus, welches 12-14 Personen fasst und sehr leicht erweitert
werden kann. Der Wolf Edinger, Eigentümer des Bethauses, ist bereit, dasselbe
10 Jahre lang zur Benutzung unentgeltlich herzugeben. Zur Erbauung einer neuen
Synagoge sind so wenig wir als unsere Glaubensbrüder in Niederwallmenach
imstande, denn in Bornich wohnen nur 3 und in Niederwallmenach ebenwohl nur 3
jüdische Familien, sämtlich bis auf einen unbemittelt". 1858 wollte
Edinger beim Herzoglichen Amt St. Goarshausen einen Mietzins für die Betstube im
ersten Obergeschoss seines Hauses einklagen. Die Behörden ließen hierauf den
Betraum auf Grund seines offenbar sehr schlechten Zustandes
schließen.
Nachdem das Haus Edinger verkauft worden war, wurde zumindest das
Laubhüttenfels im Haus der Familie Gutenberg in der Judengasse (heute:
Mittelstraße) gefeiert. Die Laubhütte war durch im Dachgeschoss; zum Fest habe
man die offene Dachluke mit grünen Zweigen geschmückt.
Nach Schließung des Betsaales in Bornich besuchten die Niederwallmenacher Juden
wie bereits in früheren Jahren den Gottesdienst in Ruppertshofen,
die Bornicher Juden ging nun zum Gottesdienst nach St.
Goarshausen.
Adresse/Standort des Hauses mit dem Betraum:
Das Haus Edinger stand Am Markt
Fotos
Postkarte
an Elise Weis von Lina Gutenberg
aus Bornich (1912 ?) mit der
Kolonialwarenhandlung von
Alexander Gutenberg in Bornich
(erhalten von Gabi Wahler, Wiesbaden) |
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In Wiesbaden-Nordenstadt wird im Mai 2013
"Stolperstein" für Elise Weis verlegt (geb. 17. August
1885, deportiert von Nordenstadt aus nach Sobibor am 11. Juni 1942 und dort ermordet).
Der Vater von Elise Weis war Ferdinand Weis (geb. 20. August 1850 in Nordenstadt, gest.
ebd. 15. Februar 1926), die Mutter war Sara Weis geb. Gutenberg aus Bornich (geb. 19.2.1851 in
Bornich, gest. 7.3.1941 in Nordenstadt oder Wiesbaden). Außer Elise hatte das Ehepaar Weis noch
sechs weitere Kinder, von denen eine Tochter und ein Sohn im Kindesalter starben. Drei Brüder (Adolf, Julius und Siegfried) wurden ebenfalls deportiert und ermordet, Adolf und Siegfried von Frankfurt aus, Julius von Hofheim aus. Nur die jüngste Schwester, Bertha (geb.
1. April 1893) überlebte. Sie war mit dem nichtjüdischen Karl Dauster verheiratet. Im Jahr 1943 wurde sie nach Frankfurt zur Gestapo verbracht und dort
drei Monate lang festgehalten. Ihr Mann konnte sie später mit dem Fahrrad wieder abholen und nach Hause nach Nordenstadt bringen. Sie starb am
6. Januar 1966 dort.
Oben abgebildet ist eine Postkarte an Elise Weis ("Fräulein Lieschen
Weis") aus dem Jahr 1912 (?), geschrieben von Lina Gutenberg mit Grüßen von
"Papa und Julius". Abgebildet ist die Kolonialwarenhandlung von Alexander Gutenberg in Bornich mit der Familie davor."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 1 S. 87 und II S. 242-243 (unter
Ruppertshofen) und S. 269-270 (unter St. Goarshausen). |
| Christian Becker: Die Geschichte der Juden im Amt
Rheinfeld und in Bornich. Ein vergessenes Kapitel Heimat- und
Kulturgeschichte. In: Rhein-Lahn-Kreis Heimatjahrbuch 1995 S.
50-58. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 525 (innerhalb des Abschnittes zu St. Goarshausen). |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 126. (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Franz Gölzenleuchter: Sie verbrennen alle
Gotteshäuser im Lande (Psalm 74,8). Jüdische Spuren im Rhein-Lahn-Kreis -
Jahrzehnte danach. Limburg 1998. S. 44-47. |
| Ellen
Stein: Gemeinsam leben mit Milian und Sarah. Juden in Ruppertshofen,
Bogel, Bornich, Miehlen, Nastätten, Niederwallmenach und Umgebung. 41 S.
und Nachtrag. Ohne Jahr. |
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