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Brodenbach mit
Alken, Burgen, Hatzenport, Löf und Oberfell
(VG Rhein-Mosel, Kreis Mayen-Koblenz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Brodenbach bestand eine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts zurück. 1808 lebten 16 jüdische Personen in Brodenbach.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: in Brodenbach 1858 36, 1895 43.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(Religionsschule) und ein Friedhof.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Leo Levy (geb.
21.9.1883 in Brodenbach, gef. 3.9.1914).
Um 1924, als in Brodenbach und Alken zusammen 26, Burgen und Loef zusammen
23 und in Hatzenport noch 3 jüdische Personen lebten, war Vorsteher der
Gemeinde Albert Jonas in Alken. 1932 gehörten zur Gemeinde: in
Brodenbach 18, in Alken 3, in Burgen 14, in Hatzenport 2 und in Loef 5 jüdische
Personen.
1933 lebten zur Brodenbach 18 jüdische Personen, in den anderen Orten
zusammen 24. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938
wurde der Betsaal im Haus der Familie Günther demoliert. Die letzten jüdischen
Einwohner in Brodenbach und den anderen Orten wurden 1942
deportiert.
Von den in Brodenbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Helma Forst (1927),
Johanna Forst (1880), Julius Forst (1880), Kurt Forst (1930), Renate Forst
(1928), Rosalie Forst geb. Levy (), Siegfried Forst (1887), Ida Fromm geb. Oster
(1875), Isidor Günther (1882), Moritz Günther (1896), Karoline Kiefer geb.
Oster (1845), Sibilla Klaber geb. Oster (1869), Alfred Levy (1896), Selma Levy
(1885), Hermine Loeb geb. Forst (1890)*, Albert Oster (1898), Irma Oster (1902),
Jakobine Oster (1896), Selma Rosenfeld geb. Oster (1876), Julius Veit (1892),
Klara Wallach (1882).
Für Hermine Loeb geb. Forst, ihren Mann Willi Loeb und die Tochter Inge Loeb
gibt es "Stolpersteine" in Köln vor dem Haus Hönninger Weg
184.
Aus Alken sind umgekommen: Raphael Glauck (1891), Siegfried
Gottschalk (1928), Erich Jonas (1897), Sibilly (Lina) Jonas geb. Oster
(1871).
Aus Burgen sind umgekommen: Bertha Gottschalk geb. Günther (1882),
Isidor Günther (1883), Julius Günther (1892), Max Günther (1888), Minna
Günther geb. Gutmann (1859), Moritz Günther (1896), Friederika Ludwig geb.
Ruben (1872), Klara Pollak geb. Günther (1889), Hinde Scheer geb. Reicher
(1872), Markus Scheer (1872).
Aus Hatzenport sind umgekommen: Rosalie Falkenburg geb. Bender (1868),
Bernhard Oster (geb. 1871 in Löf, später Hatzenport), Berta (Herta) Oster (),
Paula Oster geb. Gottlieb (1881), Regina Oster (1872).
Aus Löf sind umgekommen: Else de Beer geb. Oster (1915), Bernhard Oster
(1871, wie oben bei Hatzenport), Cilly Oster (1904), Ida Oster geb. Ruben
(1882), Sally Oster (1882).
Aus Oberfell sind umgekommen: Meta Faber geb. Oster (1894), Paula Martha
Faber geb. Oster (1899), Sibylla (Lina) Jonas geb. Oster (1871), Leon Kahn
(1865), Joseph Oster (1882).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Beitrag
über "Mit jüdischen Augen durch deutsche Lande. I. Moselwanderung von
Koblenz bis Trier/von S. Lilienthal - Wiesbaden" in "Israelitisches
Familienblatt" vom 8. Mai 1930: "Im Mittelalter befanden sich wohl in allen
größeren Plätzen an der Mosel Juden. Wir wissen es aus den Memorbüchern, die
uns von Verfolgungen und Ausrottungen zahlreicher Gemeinden berichten; aber
auch in gerichtlichen und geschäftlichen Urkunden werden viele Juden aus den
Moselgemeinden schon im 13. Jahrhundert namentlich erwähnt. Aber die
heutigen Gemeinden sind mit einigen Ausnahmen wohl erst nach der
französischen Revolution entstanden. Die Gemeinden sind seit Anfang dieses
Jahrhunderts stark zurückgegangen. In einer ganzen Reihe von Orten ist kein
einziger Periode jüdischer junger Mann mehr zu finden. Wir nennen nun die
Moselgemeinden nach ihrer Reihenfolge moselaufwärts.
MinusOberfell. Rechts der Mosel sechseinhalb Kilometer von Dieblich. Strich
710 Einwohner zwei jüdische Familien. Von Oberfell. rechts der Mosel.
6 1/2 Kilometer von Dieblich. - 710 Einwohner, 2 jüdische Familien. - Von
Oberfell 1 Stunde nordwestlich
Münstermaifeld (Verfolgungen 1336 und 1349), 1600 Einwohner. Heute
Gemeinde mit 50 Seelen, Synagoge, allsabbatlichem Gottesdienst, Vorsteher
Wilhelm Kaufmann gibt auf Wunsch Auskunft über rituelle Essgelegenheit.
Alken, rechts der Mosel. Verfolgung 1349. 2 1/2 Kilometer von
Oberfell. 470 Einwohner, ca. zehn jüdische Seelen, gehören zur Gemeinde
Alken-Brodenbach, Synagoge in Brodenbach. Die heutige Gemeinde ist etwa 100
Jahre alt.
Loef. Links der Mosel 8,5 km von Kobern.
-480 Einwohner, ca. zehn jüdische Seelen, zur Gemeinde Burgen-Loef gehörig,
die aber ihren Friedhof in Alken, ihre Synagoge in Brodenbach haben;
ebenfalls junge Gemeinde. - Loef ist Eisenbahnstation für Brodenbach.
Brodenbach. Rechts der Mosel. 2 km von Alken. 500 Einwohner, vier
jüdische Familien. Synagoge und Zentralfriedhof für Loef-Burgen, Hatzenport,
Alken-Brodenbach. Die kleine, aber hübsche Synagoge im ersten Stock des
Günterschen Hauses, Anfang des 19. Jahrhunderts, als Privateigentum des
ersten Günther erbaut, Mitte des Jahrhunderts von der Gemeinde übernommen.
Nach Tradition von Juden und Christen ist der Friedhof, 20 Minuten von
Brodenbach am Fuße der Ehrenburg am Ausgang des Ehrenburger Tales malerisch
gelegen, ein Geschenk des Burgherren von Cluth (oder Clotten) aus dem 14.
Jahrhundert. Die ältesten Akten des Bürgermeisteramtes, soweit sie über
Juden berichten, stammen aus dem Jahre 1812. - Rituelle Verpflegung bei
Isidor Günther (vorherige Anmeldung), Unterkunftsmöglichkeiten in Brodenbach
ausreichen.
Hatzenport. Links der Mosel. Verfolgung 1349. 2,5 km von Loef. 900
Einwohner, zwei jüdische Familien. Gottesdienst im Friedhof von Brodenbach.
Burgen. Rechts der Mosel. 5 km von Brodenbach, vier jüdische
Familien, zur Gemeinde Burgen-Loef; Synagoge und Friedhof Brodenbach.
Moselkern. Links der Mosel 5 km von Hatzenport. Keine Juden.
Ausgangspunkt des Weges nach Burg Eltz (1 Stunde). Die Burg, einst Besitz
und zeitweilige Aufenthalt des Erzbischofs Balduin von Luxemburg, des
tatkräftigen Freundes der Juden, eine der wenigen von den Franzosen nicht
zerstörten Burgen des Mosellandes. Sehenswerte Waffen und Gemäldesammlung
(Lukas Cranach, Albrecht Dürer, Hans Holbein der ältere).
Lütz. Rechts der Mosel, circa dreieinhalb Kilometer von der Mosel;
noch vor 60 Jahren ansehnliche Gemeinde, deren Nachkommen heute in
Brodenbach, Berncastel, Kasse laufen und so weiter wohnen." |
Zur Geschichte der Synagoge
Vor 1851 wurde ein Betsaal im ersten Stock des Hauses
der Familie Günther in Brodenbach eingerichtet. Der Zugang erfolgt durch die
Metzgerei. Es gab einen Raum für die Männer, einen Nebenraum für die
Frauen.
Beim Novemberpogrom 1938 sollte am
Abend des 9. November der Betsaal durch SA-Männer und Anhänger der NSDAP
demoliert werden. Da sie nicht in das Haus gelangen, begnügten sie sich mit
Wandschmierereien. Am nächsten Morgen (10. November) drangen SA-Leute mit
Äxten, Knüppeln und Stangen bewaffnet in das Haus hinein und zerschlugen das
Inventar der Betstube. Eine Nachbarin konnte die Torarollen und Gebetbücher
retten und übergab sie dem Pfarrer von Alken.
Das Haus der Familie Günther, in dem sich der Betsaal befand, wurde 1953 oder
1960 abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: Rhein-Mosel-Straße
(ehemalige Hauptstraße)
Fotos
Es liegen noch
keine Fotos zur jüdischen Geschichte beziehungsweise Geschichte
des
Betraumes in Brodenbach (und den anderen Orten) vor;
über Hinweise und
Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica";
Adresse siehe Eingangsseite. |
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Andernorts entdeckt |
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Im jüdischen
Friedhof in Würzburg: Grabstein für
Leopold Oster, Verwalter des israelitischen
Krankenhauses Würzburg (geb. 1850 in Brodenbach,
gest.
1902 in Würzburg) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 127-128 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Hinweis auf ein im Jahr 2000 erschienenes Buch von Georg Giesing:
'Wir sind doch ein Leut'. Auf der Suche nach dem jüdischen Viehhändler
Siegfried Forst aus Brodenbach. Briedel 2000.
Vorstellung auf der Website
des Autors: "Wir sind doch ein Leut'"- Auf der Suche nach dem jüdischen Viehhändler Siegfried Forst aus Brodenbach.
Das Buch "Wir sind doch ein Leut'", über das Schicksal des jüdischen Viehhändlers Siegfried Forst aus Brodenbach an der Mosel ist eine Zeitreise in die Vergangenheit. Bei diesem Buch wird meine Recherche transparent gemacht und ich nehme den Leser mit auf Entdeckungsreise. Ausgehend von einem kleinen Hinweis habe ich jahrelang zwischen der Mosel-Region, Köln und London geforscht. Vergangenheit und Gegenwart verweben sich sich zu einem Szenario des Schreckens und der Hoffnung. Die biographische Spurensuche hat mich zum Schicksal einer jüdischen Familie an der Mosel und nach Köln geführt. In dem Buch wird der Ausgrenzungsvorgang und die Verfolgung deutlich, ich nenne die Namen von Opfern und Tätern, doch gibt es in dem Buch auch Versöhnung und mutmachende Ausblicke. Insgesamt ist dieses Buch besonders gut für junge Menschen und Schulklassen geeignet, denn es macht Mut DIE SPURENSUCHE nicht nur den Spezialisten zu überlassen.
Das Buch ist im August 2000 im Rhein-Mosel-Verlag, Briedel /Mosel erschienen und kann dort bestellt werden, es kostet 19,80 DM, hat 128 Seiten, zahlreiche Dokumente, Fotos und erstveröffentlichte Geschichten/Berichte von von Philipp Peifer (Brodenbach) und aus einer jüdischen Emigrantenzeitung aus dem Jahre 1942. |
|
| Josef May: Die Vertreibung deutscher Juden aus
Alken, Brodenbach, Burgen, Dieblich, Gondorf, Hatzenport, Kobern, Lehmen,
Löf und Niederfell. In: Mosel-Kiesel. Hrsg. von der Volkshochschule
Untermosel. Kobern-Gondorf 1 1998 S. 163-181. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Brodenbach Rhineland. A
Jewish community probably existed in the Middle Ages. First evidence of a modern
settlement, including 16 Jews, dates from 1808. In 1843, it numbered 53. A
private synagogue existed since the early 19th century and became community
property in 1851. Twenty-two Jews (total 567) remained in 1933. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), the synagogue was destroyed. Seventeen Jews were deported
to the east in April 1942.
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