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Brücken (VG
Schönenberg-Kübelberg, Kreis Kusel)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Brücken bestand eine jüdische Gemeinde für für einige
Jahrzehnte im 19. Jahrhundert. Die Geschichte begann 1798 mit der
Niederlassung eines jüdischen Kaufmanns am Ort. Einige weitere Familien
folgten.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 27 jüdische Einwohner (in 12 Familien), 1825 52 (6,2 % der
Gesamteinwohnerschaft), 1845 74, 1848 65 (in zehn Familien), 1875 31, 1900
18.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule und
möglicherweise ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden bis 1824 auf
dem jüdischen Friedhof in Gries,
danach in Steinbach
am Glan beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im
19. Jahrhundert zeitweise ein jüdischer Lehrer angestellt,
der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Zum Zeitpunkt des
Synagogenbaus um 1830 war kein Lehrer vorhanden. Anfang der 1850er-Jahre war
einige Zeit Lehrer Salomon Reitlinger in Brücken als Lehrer tätig. Spätestens nach 1872
wurden die Kinder der Gemeinde durch den jüdischen Lehrer in Steinbach am Glan
unterrichtet.
Nachdem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Zahl der jüdischen
Einwohner stark zurückgegangen war und durch die fehlende Zehnzahl der
religionsmündigen jüdischen Männer keine regelmäßigen Gottesdienste
mehr abgehalten werden konnten, löste sich die Gemeinde 1872 auf. Die
noch am Ort lebenden jüdischen Familien / Personen (Familien von Ferdinand
Sender, Löb Kahn, Joseph Jakob, Gottlieb Nathan gen. Lippmann und die Witwe
Kahn) schlossen sich der Gemeinde
in Steinbach am Glan an.
1933 lebten noch zwei oder drei jüdische Familien mit etwa zehn bis 14
Personen am Ort. In
den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1936 war nur noch eine
jüdische Familie in Brücken. Das letzte jüdische Ehepaar wurde im Oktober
1940 in das KZ Gurs in Südfrankreich deportiert.
Im Anhang eine
Übersicht
über die jüdische Bevölkerungsentwicklung von 1930 bis 1945 im Landkreis Kusel
mit Angaben zu neun Personen aus Brücken (Mitteilung von 1962 an den
Internationalen Suchdienst in Arolsen; pdf-Datei).
Von den in Brücken geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Julius Hirtz (1895), Adolf
Jakob (1870), Bella Lang (1883), Thekla Levi geb. Kahn (1882), Clare (Clara)
Sender (1873), Hildegard (Hildegunde) Straaß geb. Mann (1901), Simon Lazarus
Straaß (1893).
Anmerkung: der in einigen Listen als Opfer der NS-Zeit aufgeführte Walter
Straaß (in den USA Stras; geb. 1924) hat (nach Angaben von Ruth Mueller vom 18.11.2014) Auschwitz
überlebt. Er emigrierte in die USA, wo er heiratete (seine Frau war gleichfalls
eine Holocaust-Überlebende) und Vater von zwei Söhnen wurde (siehe Foto unten).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Zum Tod von Lehrer i.R. Salomon Reitlinger (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1892: "Zweibrücken. 20. Mai
(1892). Unser greiser Mitbürger Herr Salomon Reitlinger, israelitischer
Lehrer in Pension, welcher noch vor einigen Tagen unter allgemeiner
Anteilnahme seiner zahlreichen Freunde und Bekannten aus Nah und Fern in
aller erfreulicher Frische seinen 80. Geburtstag beging, ist gestern
Nachmittag nach kurzem Krankenlager entschlafen. Mit seinem Dahinscheiden
hat ein arbeitsames, im Beruf, wie in der Familie reich gesegnetes Leben
seinen Abschluss gefunden. Geboren am 12. Mai 1812 zu Wallerstein bei Nördlingen,
widmete sich Herr Reitlinger dem Lehrerberuf und kam 1849 von Feuchtwangen
in die Pfalz, wo er in Pirmasens, Edenkoben,
Brücken, Thaleischweiler,
Essingen und von 1857 bis 1889 in unserer Stadt mit hingebender Treue des
Amtes eines israelitischen Lehrers und Kantors waltete. Einen ergreifenden
Beweis von der großen Liebe und Achtung, welche er sich während der
langen Zeit seiner Wirksamkeit in hiesiger Stadt zu erwerben verstand,
bildeten die herzlichen Kundgebungen zu seinem 80. Geburtsfeste, des
Tates, welcher sich für den alten Herrn zu einem Ehrentage gestaltete." |
Berichte zu
einzelnen Personen
Über Isidor Triefus (1845-1919) - Begründer des
Diamantschleifergewerbes in Brücken
Isidor Triefus ist am 10. Juni
1845 in Steinbach am Glan geboren. Im Februar 1888 eröffnete er auf der
heutigen Neumühle, die er im Jahr zuvor erworben hatte, eine Diamantschleiferei. Damit legte er in der
Westpfalz den Grundstein für ein Zentrum der deutschen Diamantindustrie.
Bis um 1900 betrieb er seine Schleiferei und zog dann nach Kaiserslautern,
wo 1904 als Rentner lebte (Haus Stadtweiher 2). Am 17. November 1919 starb
Isidor Triefus in Kaiserslautern und wurde auf dem jüdischen
Friedhof in Kaiserslautern begraben.
Seite des jüdischen
Museums in Steinbach am Glan zu Isidor
Triefus |
Die Diamantschleiferindustrie florierte in
Brücken und Umgebung. Ende der 1930er-Jahre waren über 2.500 Personen in
diesem Gewerbe beschäftigt. |
Hinweis: seit 1998 gibt es ein Diamantschleifermuseum
in Brücken, in dem vor allem an Isidor Triefus erinnert
wird.
Informationsseiten zum
Diamantschleifermuseum in Brücken |
Zur Geschichte der Synagoge
Anfang des 19. Jahrhunderts
war zunächst ein Betraum vorhanden. 1828 beschloss die
"Israelitische Gemeinde Ohmbach-Brücken" den Bau einer Synagoge.
Zunächst wurde der Antrag von den Behörden (Landkommissariat Homburg und die königlich-bayerische
Regierung in Speyer) abgelehnt mit dem Hinweis, dass die Gemeinde lieber einen jüdischen
Religionslehrer anstellen sollte, zumal die Entfernung zur nächsten Synagoge in
Steinbach am Glan gering sei.
Die jüdische Gemeinde in Brücken hielt an ihrem Plan feste und reicht die Pläne
zur Genehmigung des Baus 1832 erneut ein. Damals hatte man bereits
Bauplatz und Baumaterial eingekauft. Im März 1833 wurde der Bau
von den Behörden genehmigt. Die Synagoge konnte noch im selben Jahr gebaut
werden. Das Gebäude - ein kleiner zweigeschossiger Mansarddachbau - war exakt
nach Osten ausgerichtet und hatte eine Breite von 7,80 m, eine Länge von 9,20 m
und eine Raumhöhe von etwa 6 m. Nur wenige Jahrzehnte wurde die Synagoge als
solche genutzt, zumal bereits nach 1850 die Zahl der jüdischen
Gemeindeglieder stark zurückgegangen ist. Schon um 1870 konnten regelmäßige
Gottesdienste nicht mehr abgehalten werden. Nach Anschluss der noch in Brücken
lebenden jüdischen Personen an die Gemeinde in Steinbach wurde vor allem die
dortige Synagoge besucht.
Der letzte Gottesdienst in der Synagoge Brücken war eine Trauung 1891.
In der Folgezeit blieb das Gebäude zunächst einfach stehen, bis es -
inzwischen in teilweise schlechtem baulichem Zustand - 1927
versteigert wurde. Die Versteigerung gestaltete sich als schwierig, da 17
Personen als Eigentümer eingetragen waren, von denen 1927 fünf in den USA
lebten. Von der neuen, das Gebäude ersteigernden Familie wurde das Synagogengebäude
in ein Wohnhaus umgebaut. Dabei wurden das Walmdach abgebaut, eine neue
Keller- und Erdgeschossdecke eingezogen und die Eingänge auf der Südseite
vermauert. Die Umfassungsmauern der Synagoge blieben bis zur ehemaligen Traufhöhe
erhalten. Das Wohnhaus ist bis heute erhalten.
Adresse/Standort der Synagoge: Hohlstraße
13
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 129 und O. Weber s. Lit.
S.59, neues Foto: Hahn, Aufnahmedatum 3.6.2011)
Planskizze der
Synagoge von 1829 |
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Ansicht der Synagoge mit zwei
getrennten Eingängen |
"Durchschnitt"
mit
Blick auf den Toraschrein |
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Die zu einem Wohnhaus
umgebaute ehemalige Synagoge |
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Das Gebäude 2004 |
Das Gebäude im
Frühjahr 2011 |
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Nach der Emigration in die
USA
- Foto nach 1945
(Foto erhalten von Ruth Miller) |
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Sie fanden eine
neue Heimat in den USA: der Auschwitz-Überlebende Walter Straaß
(geb. 1924 in
Steinbach am Glan, Überlebender von Auschwitz; nannte sich in den USA:
Stras) und seine
Schwester Mildred Straaß verheiratete Kritzler aus Brücken |
|
Siehe
Website Holocaust Education: http://mchekc.org/portfolio-posts/straswalter/ |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Markus Bauer: Juden in Brücken: Skizzen zur
Geschichte einer jüdischen Landgemeinde 1993. S. 139-141. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 56.50 (mit weiteren Literatur- und Quellenangaben). |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 69-72 (mit weiteren Literaturangaben).
|
n.e.
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