Flörsheim-Dalsheim
(VG
Monsheim, Landkreis Alzey-Worms)
Jüdischer Friedhof
Zur jüdischen Geschichte in Dalsheim
In Dalsheim lassen sich wenige jüdische Bewohner nur im 18. Jahrhundert
nachweisen. 1500 wird erstmals ein "Judenhaus" am Ort genannt.
Um 1722 und 1743 wohnten mehrere jüdische Familien in der Stadt. Auch
bis 1936 lebte vorübergehend eine jüdische Familie in Dalsheim.
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische Friedhof in
Dalsheim wurde um 1500 durch den Hofjuden Moses Manes angelegt. Er hatte
das Begräbnisrecht von dem "Edelherren von Rodenstein", der in der Burg wohnte,
als Gegenleistung für entliehenes Geld, erhalten. Zum später gegründeten
ehemaligen Friedhofsverband Dalsheim gehörten
die Gemeinden
Nieder-Flörsheim,
Heppenheim a.d. Wiese,
Hohensülzen,
Mölsheim,
Monsheim und
Wachenheim.
Bis in die 1930er-Jahre wurde der Friedhof von den jüdischen Gemeinden
der Umgebung belegt (bis zuletzt von den in Hohensülzen,
Kriegsheim, Monsheim
und Nieder-Flörsheim lebenden jüdischen
Familien). Es sind etwa 150
Grabsteine erhalten. Die Friedhofsfläche umfasst 17,58 ar. Der Friedhof
ist einer der besterhaltenen und sehenswertesten Friedhöfe in Rheinhessen.
Im hinteren Teil des Friedhofes stehen noch Grabsteine aus dem 187. und 18.
Jahrhundert. Die letzten Beisetzungen fanden Anfang der 1940er-Jahre statt. Die
Trauerhalle wurde im 19. Jahrhundert erbaut und diente gleichzeitig als
Eingangshalle zum Friedhof.
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt vor der nördlichen Stadtmauer an der
Straße "Am Pfarrgarten".
Link zu den Google-Maps
(der Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Der Friedhof im Sommer 2005
(Fotos: Hahn. Aufnahmedatum 3.8.2005)
Der Weg zum Friedhof ist
mehrfach ausgeschildert
Blick auf das Gebäude mit
dem Leichenwagen
Eingangstor
zum Friedhof
Im ältesten
Friedhofsteil; rechts Blick zur Stadtmauer und einer der Kirchen des Ortes
Vermutlich einer der ältesten
erhaltenen Grabsteine
Grabsteine aus der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Grabstein für Chaim, Sohn des
Naftali
aus Wachenheim, gest. Mittwoch, 22. Kislew
5594 (4. Dezember 1833)
Umgestürzte
Steine - Spuren einer Schändung?
Blick über Grabsteine aus der
2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
Grabsteine der
1920er-/1930er-Jahre
im Eingangsbereich: die schwarzen
Basaltsteine für
Heinrich und Rebekka
Goldschmidt
Grabstein in der
vorderen Reihe links
für David Krautkopf (gest. 1927) und Bina Krautkopf geb.
Karlsberg (gest. 1936)
Grabstein für Sara Krämer
geb. Mayer
(1857-1941) mit Gedenkinschrift für die
in Auschwitz
ermordeten Jenny Mayer
geb. Krämer, David Mayer und
Lothar Mayer aus Nieder-Flörsheim
Nach unten gerichtete Rose als
Zeichen der Liebe und Trauer
Engelsgestalt mit
abgeschlagenen Armen
Reste von Grabsteinen und
Grabsteinsockeln am Eingang
Der Friedhof im Herbst 2021 (Fotos: Bernhard Kukatzki)
Hinweistafel
am Eingangstor
Grabstein links für
David Krautkopf aus Wachenheim
(1867-1927) und Bina Krautkopf geb. Karlsberg (1875-1936)
Grabstein für David Klein
aus Hohen-Sülzen
(gest. 1934 im 77. Lebensjahr)
Grabstein für Saara
Krämer geb. Mayer (1857-1941)
mit Gedenkinschriften für Angehörige
Grabstein für Amalie
Löb geb. Lublin (1846-1927 Wachenheim) und Leopold Löb (1844-1918)
Grabstein links für
Julius Klein aus Hohen-Sülzen,
rechts für Johanna Löb geb. Tribus (1858-1925)
Grabstein für Helena
Hausmann
aus Mölsheim (1829-1909)
Grabstein für Isak
Klein aus Hohen-Sülzen
(gest. 1885, 69 Jahre alt)
Grabstein für Auguste
Klein von Hohen-Sülzen (gest. 1882,
59 Jahre alt), rechts für Helene Klein (gest. 1885)
Grabstein für Marjana
Monath geb. Stern
von Wachenheim (1797-1865)
Grabstein für Jacob Loeb
II aus Monsheim
(gest. 1872, 80 Jahre alt)
Grabstein für
Johannette, Frau von Martin Goldschmitt von Wachenheim
(gest. 1873, 64 Jahre alt)
Grabstein für
Henriette Lazarus
(geb. 1876, 82 Jahre alt)
Grabstein für Clara
Kehr geb. Hirsch aus Wachenheim (1862-1894)
Grabsteine von rechts
für Rosa Klein geb. Schreiber aus
Hohen-Sülzen (gest. 1905, 48 Jahre alt), Hedwig Scheuer geb. Liebmann
aus Monsheim (1840-1913), David
Scheuer (1839-1928?), Fanny Krautkopf geb. Eisenberger
(1840-1924)
Grabstein rechts für
Joseph Kehr (1855-1914),
links für David Krautkopf aus
Wachenheim
(1867-1937) und Bina Krautkopf
geb. Karlsberg (1875-1936)
Grabstein für
Henriette Hausmann
geb. Simon (1829-1897)
Grabstein für Mina
Lazarus
aus Monsheim (gest. 1899)
Presseberichte zum
Friedhof
März 2007: Eine
Restauration des Friedhofes ist geplant
Artikel von Ulrike Schäfer in der
"Wormser Zeitung" vom 3.
März 2007:
"Inschriften für Nachwelt erhalten - Jüdischer Friedhof in Flörsheim-Dalsheim soll
restauriert werden / Studenten als Übersetzer. Jüdischer Friedhof in Flörsheim-Dalsheim soll
restauriert werden / Studenten als Übersetzer.
FLÖRSHEIM-DALSHEIM. Der jüdische Friedhof von Flörsheim-Dalsheim
gilt als einer der besterhaltenen und sehenswertesten in Rheinhessen. Doch wie
überall sind auch hier Steine so tief ins Erdreich eingesunken, dass sie kaum
noch zu sehen sind, bemoost und von Efeu überwuchert, umgefallen und
zerbrochen, zum Teil einfach auf die Seite geräumt, und oft sind die
Inschriften auf den Grabmälern aufgrund der fortschreitenden Verwitterung nicht
mehr lesbar. Im 18. Jahrhundert waren sie noch alle in Hebräisch abgefasst, die
jüngeren Steine, in Material und Form kaum mehr von den christlichen Gräbern
zu unterscheiden, tragen deutsche Inschriften. Sogar ein Engel hält hier Wacht.
Die Grabsteine geben nicht nur Auskunft über die Herkunft der Toten, die aus
dem Umkreis stammen, sondern oft auch über ihr Schicksal. Einer gehört einem
hochdekorierten Mann, der im Ersten Weltkrieg für sein deutsches Vaterland
gefallen ist. Die letzte Tote, die hier begraben wurde, war eine Sara Krämer,
geborene Mayer: Auf ihrem Grabstein wird auch der in Polen verbliebenen
Verwandten gedacht mit dem Nachsatz: "Von den Nazis in Auschwitz ermordet."
Als Staatssekretär Professor Dr. Siegfried Englert vom Ministerium für
Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau mit der SPD-Landtagsabgeordneten
Kathrin Anklam-Trapp, VG-Bürgermeister Ralph Bothe (SPD) und Ortsbürgermeister
Volker Henn (FWG) Mitte Januar den Friedhof besuchte, registrierte er mit
Bedauern den Zustand der alten Grabmäler und machte spontan den Vorschlag, sie
nach Rücksprache mit dem Eigentümer, der jüdischen Gemeinde Mainz, zu
fotografieren und die hebräischen Inschriften übersetzen zu lassen, um sie der
Nachwelt zu erhalten. Das gelte übrigens auch für die Friedhöfe in Osthofen,
Abenheim und Alsheim, ergänzte er bei einem Telefonat. "In zehn Jahren ist
es vielleicht zu spät dazu", sagte er.
Stella Schindler-Siegreich, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, freute sich
über diese Initialzündung, liegt ihr doch viel daran, dass das Andenken der
Toten durch eine behutsame Pflege der Grabstätten bewahrt wird. Schon im
September vergangenen Jahres hatte sie vor Ort ein Gespräch mit Volker Henn
wegen des Allgemeinzustands des Friedhofs geführt, denn die Ortsgemeinde, die für
die Instandhaltung zuständig ist, wollte sich rückversichern, dass sie bei
Restaurierungsmaßnahmen keine jüdischen Begräbnissitten verletzt.
Schindler-Siegreich konnte den Bürgermeister dahingehend aufklären, dass
Grabsteine möglichst auf ihrem ursprünglichen Platz erhalten werden sollten
und dass die Inschriften wieder in einen leserlichen Zustand versetzt werden dürfen.
Während die Gemeinde mittlerweile einen Steinmetz mit einem Voranschlag für
die Restaurierungskosten betraut hat und damit schon ein wichtiger Schritt getan
wurde, ist die Erfassung und Übersetzung der Inschriften nicht so einfach zu
bewerkstelligen. Zwar kann man die Steine einzeln fotografieren und damit die
Texte erst mal sichern, aber Fachleute, die das Hebräische eindeutig entziffern
können, zumal auch lokale und historische Besonderheiten eine Rolle spielen dürften,
sind eher spärlich gesät und kosten natürlich auch Geld. Staatssekretär
Englert regte an, Studenten der Hebraistik an das Thema zu setzen, und sagte dafür
auch Unterstützung zu. Die Studenten müssten allerdings erst gefunden werden.
Der Wormser Historiker Dr. Fritz Reuter, der mit der Materie eng vertraut ist,
empfahl darüber hinaus, die Grabplätze nach Möglichkeit kartieren zu lassen.
Verbandsbürgermeister Bothe hat sich unterdessen mit der Aufsichtsbehörde in
Verbindung gesetzt, um grünes Licht für weitere Aktivitäten zu bekommen:
"Wir müssen hier etwas tun." Dass der jüdische Friedhof in Dalsheim,
an der malerischen Fleckenmauer gelegen, auch für Touristen anziehend ist, ist
ein Motiv, warum dringendes Handeln angesagt ist. Das andere ist nicht minder
wichtig: Die Steine und Quittel auf einigen Grabsteinen zeigen, dass noch immer
Menschen hierher kommen, um der Toten zu gedenken."
Film bei YouTube zum jüdischen Friedhof in Dalsheim (April 2008):