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Elmshorn (Kreis
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Jüdische Geschichte / Synagoge
(zur jüdischen Geschichte in
Elmshorn vgl. auch die Website von Harald Kirschninck: www.kirschninck.de)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Elmshorn bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts
zurück. Am 14. Januar 1685 erhielt Berend Levi mit Familie und Gesinde einen
Schutzbrief von Detlev Graf zu Rantzau. Berend Levi lebte bereits seit 1680 in
der Stadt. Eine Gemeinde soll 1688 in Elmshorn gegründet worden sein.
Die jüdischen Familien verdienten ihren Lebensunterhalt aus Hausierer, Händler
und Schlachter. 1727 kam Elmshorn unter dänische Herrschaft. Damals gab
es 24 jüdische Haushaltungen in der Stadt, von denen die meisten "fast
bettelarm" waren.
Im 19. Jahrhundert wurde die höchste Zahl der jüdischen Einwohner
1838
mit 204 Personen erreicht (etwa 8 % der Bevölkerung).
Seit Erlangung der Emanzipation für die Juden Holsteins 1863 sind zahlreiche
jüdische Familien / Personen in die größeren Städte wie Altona, Hamburg,
Lübeck und Kiel abgewandert. 1909 wurden noch 130 jüdische Personen in
Elmshorn gezählt.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (seit 1837 jüdische Elementarschule, später noch Religionsschule), ein
rituelles Bad (doch irgendwann von der Gemeinde aufgegeben und als Kohlenkeller
genutzt) und einen Friedhof. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben in der Gemeinde war ein Lehrer (im 19. Jahrhundert
zeitweise zwei Lehrer) angestellt, der auch
als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten).
In besonderer Erinnerung blieb Lehrer S. M. Bachrach, der 1904 nach 32-jähriger
Tätigkeit in der Gemeinde als Lehrer, Vorbeter und Schochet in den Ruhestand
trat (Bericht siehe unten). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat Altona.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Emil Jülich
(geb. 1881, gest. an der Kriegsverletzung 17.9.1919), Georg Oppenheim (geb.
1893, gef. 9.11.1916), Rudolf Oppenheim (geb. 1890, gef. 20.9.1914),
Unteroffizier Walter Oppenheim (geb. 1890, gef. 20.10.1916). Außerdem ist
gefallen: Gefreiter Kurt Goldschmidt (geb. 1896 in Elmshorn, vor 1914 in Kiel,
gef. 17.10.1918).
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde noch etwa 100 Personen gehörten (0,66
% der Gesamteinwohnerschaft von etwa 15.000), waren die Gemeindevorsteher
Max Meyer (gest. 1927), Sally Oppenheim (Fabrikant, gest. 1928), Julius Hasenberg, Julius Stoppelmann und Arthur
Oppenheim. Als Kultusbeamter war David Baum angestellt. An der
Religionsschule der Gemeinde wurden damals 10 Kinder unterrichtet (1932 noch 7
Kinder). An jüdischen Vereinen gab es den Israelitischen
Männerverein (gegründet 1864; 1924 unter Leitung von Max Meyer mit 15
Mitgliedern, 1932 unter Leitung von John Meyer; Zweck und Arbeitsgebiete:
Krankenpflege, Bestattungswesen)) und den Israelitischen Frauenverein
(1924 unter Leitung von Frieda Oppenheim mit 20 Mitgliedern). Zur jüdischen
Gemeinde gehörten auch die in Itzehoe und Glückstadt
mit Umgebung lebenden jüdischen Personen (1924 16 beziehungsweise 6 Personen). 1932
waren die Gemeindevorsteher John Meyer (1. Vors. seit dem Tod von Sally
Oppenheim 1928, Schulstr. 27), Julius
Hasenberg (Makler, 2. Vors., Kirchenstr. 40) und Otto Oppenheim (Lederfabrikant;
Schriftführer und
Schatzmeister, Adolfstr. 11). Es gab innerhalb des Gemeindevorstandes einen Schul-Ausschuss
(1932 unter Vorsitz von Julius Hasenberg) und einen
Friedhofsausschuss (1932 unter Vorsitz von Otto Oppenheim).
Um 1930 gab es in der Stadt drei jüdische Papierhändler, zwei Viehhändler,
ein Pferdehändler, drei Fabrikanten (Fett-, Konserven- und Lederfabrik), ein
Makler, ein Spirituosenhändler, ein Schuhagent, ein Angestellter und ein
Lehrer. Die Wirtschaftslage der jüdischen Bevölkerung wurde damals als
ungünstig dargestellt.
1933 lebten noch 80 jüdische Personen in Elmshorn. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge in Brand gesetzt. Alle jüdischen Männer über 18
Jahren wurden inhaftiert und in das KZ Sachsenhausen bei Berlin verbracht. 1939
wurden noch 56 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt, 1940 noch acht,
darunter Albert Hirsch, der an Suizid starb. Am 22. November 1943 meldete die
Stadt Elmshorn, dass sie "judenfrei" sei.
Von den in Elmshorn geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Heinrich Basch
(1900), Hermann Blumenfeld (1872), Otto Cohn (1898), Frida Dieseldorff geb.
Sternberg (1884), Ferdinand Hertz (1861), Regine Hertz (1868), Albert Hirsch
(1878), Emma Israel geb. Oppenheim (1898), Selma Levi (1889), Ilse Lippstadt
(1905), Henriette (Jettchen) Lippstadt geb. Rothgiesser (1872), Israel Kal
Löwenstein (1880), John Löwenstein (1886), Olga Marx geb. Sternberg (1886),
Bertha Meyers geb. Meyer (1894), Lea Nehmann (1868), James Jacob Philipp (1872),
Aenne Alma Rosenberg (1894), Georg Rosenberg (1886), Julius Rosenberg (1884),
Johanna Simon geb. Süßmann (1864), Gustav Stern (1877), Magda Sternberg
(1885), Otto Sternberg (1881), Willy Sternberg (1888), Hans D. Stoppelman
(1912), Friederike Stork geb. Rosenberg (1883).
Nach 1945: eine neue jüdische Gemeinde ist
erst nach einem in den 1990er-Jahren erfolgten Zuzug durch einige
jüdische Familien / Personen aus den GUS-Staaten entstanden. Bis dahin
unterstanden die in Elmshorn lebenden wenigen jüdischen Personen der Hamburger
Gemeinde. Die neue jüdische Gemeinde wurde am 8. November 2003
begründet ("Jüdische Gemeinde Elmshorn e.V."). Die Gemeinde
hatte 2011 49 Mitglieder (2016 58 Mitglieder). Gemeindevorsteherin ist Alisa Fuhlbrügge, die seit
Anfang der 1990er-Jahren in Elmshorn lebt und als Schul-Rektorin arbeitete. Die
Betreuung der Gemeinde, deren Ausrichtung liberal und konservativ ist, erfolgt
durch Landesrabbiner Dr. Walter Rothschild. 2005 konnten Gemeinderäume in einem
Hinterhofgebiet Elmshorns gemietet werden. Gleichfalls wurde ein neuer jüdischer
Friedhof in Köln-Reisiek angelegt. 2008 wurde eine Torarolle in den Betraum
eingebracht. Am 9. ovember 2010 wurde der Synagogengedenkplatz eingeweiht. Am 28. Oktober 2012 konnte
durch Rabbiner Dr. Walter Rothschild eine neue Synagoge im Flamweg eingeweiht werden,
im historischen Gebiet der Elmshorner Juden. Die jüdische Gemeinde gehört dem am 5. Dezember 2002 gegründeten
"Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein" an.
Das zehnjährige Bestehen der neuen Gemeinde konnte mit einer Jubiläumswoche
vom 3. bis 10. November 2013 mit täglichen Veranstaltungen feierlich
begangen werden.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stellen des Oberlehrers / Elementarlehrers / Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1842
/ 1850 / 1859 / 1860 / 1861 / 1862 / 1867 / 1871 / 1874
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 15. Januar 1842: "Unverheiratete Bewerber um die zu Ostern
1842 in Elmshorn (Holstein) zu begründende Stelle eines ersten Lehrers
haben innerhalb 6 Wochen ihre Anträge nebst Zeugnissen über ihr Betragen
und ihre Befähigung portofrei an uns einzusenden. Zu unterrichten hat
derselbe in Religion, biblischer Exegese, Talmud, deutscher Sprache und in
den übrigen, in Bürgerschulen betriebenen Gegenständen.
Zu wünschen wäre auch Kenntnis der englischen und französischen
Sprache.
Elmshorn im Januar 1842. Israel Staav. Dr. Cohen." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 16. Dezember 1850: "Durch plötzlichen
Todesfall des bisherigen Oberlehrers an der hiesigen israelitischen Schule
ist die Stelle desselben vakant geworden. Unverheiratete Kandidaten,
welche dieselbe sogleich oder spätestens zu Ostern 1851 antreten können
und den Unterricht in den für israelitische Bürgerschulen notwendigen
Gegenständen gehörig zu erteilen verstehen, werden hierdurch
aufgefordert, ihre Zeugnisse, womöglich auch über die Kenntnis der
französischen und englischen Sprache, baldmöglichst portofrei
einzusenden. Außer freier Wohnung und Feuerung bringt die Stelle
jährlich 200 preußische Taler ein. Auf Verlangen wird den Bewerbern das
von der Regierung genehmigte Schulregulativ zugestellt werden.
Elmshorn (in Holstein), den 25. November 1850.
Namens der Schulkommission Albert Trier. Philipp Frank."
|
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. April 1859: "Bewerber um die hiesige Oberlehrerstelle, welche zu Michaelis dieses Jahres wieder besetzt werden
soll, und außer freier Wohnung und Feuerung jährlich 200 preuß. Thaler
einbringt, werden ersucht, ihre Zeugnisse baldigst der hiesigen
Schulkommission einzusenden. Unter Umständen wird von Ostern 1860 an eine
jährliche Zulage von 40preuß. Thalern bewilligt.
Elmshorn (Holstein), den 13. April 1859." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. November 1860: "Bewerber um die zu Ostern 1861
vakant werdende Oberlehrerstelle, welche außer freier Wohnung und
Feuerung jährlich 240 Preußische Taler einbringt, werden ersucht, ihre
Zeugnisse vor dem Schlusse dieses Jahres uns einzusenden.
Elmshorn (Holstein), den 24. September 1860. Dr. Cohen. H.
Lippstadt." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. April 1861: "Die Stelle eines 2ten
Elementarlehrers, Vorbeters und Schächters bei der hiesigen Gemeinde soll
sofort besetzt werden. Dieselbe trägt bei freier Wohnung und Heizung 240
Taler Fixum nebst circa 50 bis 60 Taler Nebeneinkünfte ein. Diejenige,
welche einen geregelten Gottesdienst und deutsch e Vorträge zu halten
imstande sind, haben den Vorzug. Bewerber wollen ihre Meldungen und
Zeugnisse an die Unterzeichneten franco einsenden.
Elmshorn in Holstein, den 9. April 1861. Die Vorsteher der hiesigen
israelitischen Gemeinde. Philip Mendel. Albert Trier." |
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Anzeige in der
"Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. November 1862:
"Bewerber um die zu Ostern 1863 vakant werdende Oberlehrerstelle,
welche außer freier Wohnung und Feuerung jährlich 240 Preußische Thaler
einbringt, werden ersucht, Abschrift ihrer Zeugnisse bis zur Mitte Januars
kommenden Jahres einzusenden. Elmshorn (Holstein).
Namens der Schulkommission: Dr. med. Cohen." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 24. Dezember 1867: |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 1. Januar 1868: wie oben |
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Januar 1868:
wie oben |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1871: |
Die Verhältnisse der israelitischen Schule werden neu reguliert
(1848)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 29. Februar
1848: "Elmshorn. Wenn es nur selten geschieht,
geehrtester Herr Redakteur, dass wir Berichte über unsere
Kommunal-Verhältnisse und Gemeinde-Zustände einsenden, so dürfen Sie
dies nicht etwa dem Indifferentismus oder der Begünstigung neologer Ideen
zuschreiben. Vielmehr gehen wir ruhig unseren Weg, ohne auszuschreiten
oder abzulenken von der Bahn, die jüdisches Gesetz und Lehre uns
vorschreibt, und nehmen warmen Anteil an den Bestrebungen, welche den
Fortbestand unserer über alles wertgeschätzten Religion sicherte,
festhaltend an den Lehren und Satzungen, die unsere Altvordern uns
verehrt. Wir suchen auch diesen Geist überzutragen auf unsere Jugend,
für denen Erziehung und Bildung die seit einigen Jahren ins Leben
getretene hiesige Elementarschule Sorge trägt. Die Verhältnisse
dieser unserer Schule, welche bisher noch nciht gehörig geordnet waren,
sind nun durch das am 10. Januar dieses Jahres erfolgte Regulativ von der
Königlichen Schleswig-holsteinischen Regierung, genauer reguliert worden.
Wir wünschen uns Glück, dass von oben herab diesem so wichtigen
Gegenstande so ernsthafte Teilnehme zugewendet wird, und werden nun von
unserer Gemeinde die nötigen Anordnungen getroffen, um die im genannten
Regulativ enthaltenen Punkte zu realisieren."
|
Lehrer S. M. Bachrach schreibt einen Nachruf für Mina Salomon (gest. 1893 in
Harburg)
Anmerkung: es konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden, ob die
Verstorbene einen besonderen Bezug zu Elmshorn hatte
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar
1893: "Nachruf.
Elmshorn, 9. Januar 1893.
Gestern am 20. Tewet wurde in Harburg an der Elbe die
sterbliche Hülle der frommen Frau Mina Salomon in den kühlen
Schoß der Erde eingebettet. Fromm, sanft und friedlich war ihr Wandel,
eine treue Gefährtin war sie ihrem Gatten, eine zärtliche Mutter ihren
Kindern, eine teilnehmende Schwester allen Mitmenschen. Den Hungrigen
sättigte die, den Nackten bekleidete sie. O, möge Gott ihr der Seligkeiten
Fülle in jenem Leben zuteil werden lassen: möge Er sie aufnehmen in die
Gemeinschaft der Frommen und Seligen und möge sie verbunden sein und
bleiben im Bunde des Lebens mit Gott. Ihre Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens.
S.M. Bachrach." |
70. Geburtstag des Lehrers S. M. Bachrach (1903)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. April
1903: "Elmshorn. Seinen 70. Geburtstag feierte am 26.
vorigen Monats der Kultusbeamte der israelitischen Gemeinde Herr S. M.
Bachrach". |
Lehrer S. M. Bachrach gibt sein Amt auf (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember
1904: "Elmshorn (Holstein). Herr S. M. Bachrach, Lehrer, Vorbeter
und Schochet seit 32 Jahren dahier, hat, nachdem unlängst seine treue
Gattin genau an ihrem 70. Geburtstag verschieden, sein Amt aufgegeben, um
den Abend seines segensreichen Lebens bei seinem in Thorn verheirateten
Sohn zu genießen. Die kleine, aber recht wohlhabende Gemeinde Elmshorn
hat ihrem treuen Beamten eine bescheidene Pension bewilligt, die aber nur
durch ihre Bescheidenheit glänzt. Herr S. M. Bachrach ist den Lesern des
'Israelit' bekannt. Derselbe ist auch ein Talmid Chochom (Gelehrter) und
guter Hebraist. von seinen Vorgesetzten wurde er hochgeschätzt. H.B."
|
Berichte aus dem
jüdischen Gemeindeleben
Bericht vom Februar 1849
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 16. Februar
1849: "Elmshorn, 11. Februar (1849). Sie sind gewiss
unwillig über uns, dass wir so lange nichts von uns hören ließen.
Worüber jedoch konnte man bisher Bericht erstatten? Die Politik und immer
die Politik absorbierte jedes Interesse und tut es noch, indem, aller
Augen wieder auf verschiedene Staaten Europas gerichtet sind und
sehnsüchtig erschauen, wie die Verhältnisse derselben sich entwickeln,
welchen Verlauf sie nehmen, wie sie sich gestalten und vielleicht
konsolidierten. Wir selbst können uns auch noch kein Urteil bilden bei
dieser Verwirrung aller Zustände. Da treten denn in einer so verworrenen
Zeit die religiösen Interessen ganz in den Hintergrund, das religiöse
Leben wickelt sich so maschinenmäßig ab, und ein Tag gleicht in dieser
Rücksicht völlig dem andern. Die Zeichen eines höheren religiösen
Lebens verschwinden; keine Spur von Begeisterung für eine religiöse Idee
ist vorhanden. Wenn ich Ihnen nun heute berichte, so berichte ich
ebenfalls nur von politischen Dingen. Gestern wurden in unserer
Synagoge die Grundrechte des deutschen Volkes' publiziert. Wer sollte
sich nicht freuen, wenn ein Gesetz sich darüber ausspricht, dass durch
das religiöse Bekenntnis der Genuss der bürgerlichen und
staatsbürgerlichen Rechte weder bedingt noch beschränkt ist. Auch
uns belebte das hehre Gefühl der Freude, als wir schon früher davon
Kenntnis erlangt hatten. In unserem Lande ist umso weniger eine Reaktion
zu befürchten, da auch das Staatsgrundgesetz die Grundrechte anerkennt,
und dieses selbst auf den freiesten Grundlagen basiert. Aber im deutschen
Vaterlande sieht es in Rücksicht der Geltung der Grundrechte noch sehr
bedenklich aus. Wenn auch noch so viel geschrieben ist, so kann ein
Staats- oder Volksstreich das Ganze wieder in den Abgrund stürzen und wir
Israeliten werden wieder mit unserer staatsbürgerlichen Freiheit so weit
sein, als im Anfang des eben verlaufenen Jahres! 'Frohlocke nicht, denn eifersüchtig
sind des Schicksals Mächte, voreilig Jauchzen greift in ihre Rechte. Den
Samen legen wir in ihre Hände, ob Glück, ob Unglück aufgeht, lehrt das
Ende!'
In der hiesigen Garnison, welche im Oktober vorigen Jahres hierher
verlegt wurde, befinden sich mehrere |
Israeliten.
In diesem Jahre war es zuerst, dass Israeliten unter das
schleswig-holsteinische Militär traten. Freudig ergreifen sie die Waffen,
um sich dem Dienste des Vaterlandes zu weihen, welches man ihnen einst abgesprochen
hatte. Auch der hiesige Bürgerverein zählt mehrere Israeliten zu
seinen Mitgliedern.
In Folge des Gesetzes, welches die Freizügigkeit gestattet, haben schon
im nördlichen Holstein, wie es heißt, mehrere Familien ihre Wohnplätze
verändert und stehen noch mehrere Veränderungen hierin bevor. Manche
Gemüter hat schon Furcht bewegt, dass früher oder später eine
Auflösung dieser oder jener Gemeinde stattfinden könnte, und haben sich
ja bereits auch in Preußen und Österreich Stimmen in dieser Beziehung
kund gegeben. Wir teilen jene Furcht und Besorgnis nicht, weil jeder, als
zu einer Konfession gehörig, auch einer gewissen Gemeinde angehören
muss, also auch deren Rechte zu beanspruchen und deren Pflichten und
Lasten zu vollziehen und zu tragen hat. Vielleicht werden wir später auf
diesen Punkt zurückkommen." |
Bericht vom Juni 1849
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 29. Juni
1849: "Elmshorn, den 26. Juni (1849). Verzeihen Sie, Herr
Redakteur, und auch an Dich, lieber Leser, richte ich diese bescheidene
Bitte, wenn ich heute etwas sentimental werde. Der Ernst der Zeit
erfordert es zwar von dem Menschen auch ernsthaft zu sein, allein grade um
uns dieser düster-ernsten Stimmung zu entschlagen, fangen wir eine andere
Rede an, die uns weghebt aus dem Reiche der rauen Wirklichkeit in das
Reich der schönen freien Phantasie. Siehe, soeben erhebt sich aus dem
Osten die goldene Sonne; ich schaue hin nach dem strahlenden Lichte und
freue mich der erwärmenden und leuchtenden Strahlen, die sie wieder der
Erde zusendet; denn bisher entzog sie sich unseren Blicken und verbarg
sich hinter düstere, dunkelgraue Wolken und verfinsterte uns die schöne
Bläue des Himmels, dass der Genuss des schönen Frühlings, der mit
Freiheit und Liebe uns begrüßt, uns verkümmert wurde. Nun strahlt sie
wieder, |
des
Tages Königin in voller Pracht, in schönes saftiges Grün ist die Erde
gehüllt und wir sehen bald einer erfreulichen Ernte entgegen; allein wie
sieht es in dem Leben der Menschen aus? Ist auch da die Sonne der Freiheit
so hellstrahlend und erwärmend, ist auch da die Hoffnung so schön wie
das erfreuliche Grund der Erde? Ist in dem religiösen Leben etwas von der
glanzvollen Sonne zu sehen, die majestätisch ihre wohltuenden Strahlen zu
den Menschen sendet und sie erwärmt und erleuchtet? Sehen wir, dass in
dem Leben der Menschen die Leidenschaften ruhen wie die Bläue des Himmels
so ruhig und wölbend sich über uns ausbreitet? Nein, die schöne Zeit
ist dahin. Getrübt ist der sonnige Morgen, der heitere Frühling der
Freiheit, mit blutiger Gewalt wird sie nun niedergeworfen werden. Der Sinn
für das religiöse Leben ist erkaltet und wir müssen streben, auf dieses
hinwirken, dass der religiöse Sinn sich wieder belebe und gefördert und
weiter entwickelt werde. Auch die Leidenschaften der Menschen werden sich
dann beruhigen und die Menschheit wird wieder in das Geleise eintreten, in
dem sie ihrem Frieden und Glück entgegen geht durch ruhige Forschung und
eifriges gesetzliches Streben, dass ihm sein Dasein, seine Berechtigung
sichert im Staate, in der Gemeinde, in dem religiösen Verhalten und
Leben. -
Vor einigen Tagen fand hier eine jüdische Hochzeitsfeier statt,
bei welcher Gelegenheit an christliche und jüdische Arme Geld und
Lebensmittel verabreicht wurden. Wir ermangeln umso weniger, diesen Zug
der Öffentlichkeit zu übergeben, da es ein (hebräisch) ist, uns Herr
J., dessen Wohltätigkeitsinn wir so oft zu bemerken Gelegenheit hatten,
ein echter Jude, von unserer Partei, ein Anhänger und Beförderer alles
wahrhaft Guten ist." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod des Vorstandes Max Meyer (1927)
Artikel
in der CV-Zeitung (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 23.
September 1927: "In Elmshorn verstarb unser langjähriges
Mitglied, der Vorstand der dortigen Jüdischen Gemeinde, May Meyer, im
Alter von 78 Jahren. Wir betrauern in ihm einen durch Jahre bewährten
Mitarbeiter." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der "Vertriebsgesellschaft koscherer holsteinischer Lebensmittel
GmbH, Elmshorn" (1923)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1923 (am linken
und rechten Rand steht viermal der Begriff Koscher):
"Nur
noch gegen vorherige Kasse liefern wir:
Allerfeinste holsteinische Meiereibutter
in 5 und 8 Pfd-Pakten, ab hier, Porto und Verpackung wird zum Selbstkostenpreis
berechnet.
Ia Eigelb-Pflanzenbutter 'Eden' in 1/1 Pfd-Packungen
Ia 100 %-iges streichfähiges Kokosschmalz in 9 Pfd.-Paketen und
Kübeln
Ia 100 %-iges Kokosfett in 1/1 Pfd.-Tafeln, franko ihrer Bahnstation.
Eigene Fabrikation unter Aufsicht des Oberrabbiners Seiner Ehrwürden Dr.
M. Lerner, Altona.
Neu aufgenommen: Nudeln in allen Sorten.
Vertriebsgesellschaft koscherer holsteinischer Lebensmittel GmbH,
Elmshorn in Holstein." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Theresa Adams (ca. 1834 - 1911, aus Elmshorn) T
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn,
der Geburtsname von Theresa Adams wird nicht angegeben).
|
Grabstein für "My beloved Mother
Theresa Abrams
Born in Elmshorn, Holstein Germany
Died Dec 1, 1911
in the 77th year of her age" |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum beziehungsweise eine erste
Synagoge vorhanden.
1845 konnte eine neue Synagoge erbaut werden. Ihre Einweihung war am 21. Januar
1846 durch den Oberrabbiner aus Altona Jakob Ettlinger (zur Person vgl. Wikipedia-Artikel
zu Jakob Ettlinger).
Einweihung der Synagoge (1846)
Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter"
vom 27. Januar 1846: "Elmshorn, 21. Januar (1846). Heute
fand hier die Einweihung unserer neuen Synagoge statt, die vierte in
unserm Lande, die der frommen Freigiebigkeit des seligen Is. Hartwig ihr
Entstehen zu verdanken hat. Wir enthalten uns, einen speziellen Bericht
über die stattgefundenen Feierlichkeiten zu geben, umso mehr, da sie im
Allgemeinen denen der Rendsburger Einweihung entsprachen. Die Feier war im
Ganzen eine sehr erhebende, die Teilnahme der Behörden und der
Einwohnerschaft zeugte von größter Humanität, der Ritus der neuen
Synagoge ist natürlich der gesetzlich vorgeschriebene des orthodoxen
Judentums. Die Weihrede wurde von Herrn Oberrabbiner Ettlinger
gehalten." |
Trauergottesdienst zur Beisetzung von König Christian VII.
(1848)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter"
vom 29. Februar 1848: "Elmshorn. Durch Allerhöchste
Verfügung Seiner Majestät des Königs Fredrik VI., wonach auf den Tag
der Beisetzung der hohen Leiche des dahingeschiedenen Königs Christian
VII. in allen Synagogen des Landes ein Trauergottesdienst abgehalten wird,
wird auch in unserer Synagoge am 26. dieses Monats diese Feierlichkeit
stattfinden, worüber das Nähere, nachdem der Gottesdienst stattgefunden
hat, eine andere Korrespondenz Ihnen referieren wird." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 7. März 1848:
"Emshorn, 27. Februar (1848). Gestern fand die Trauerfeier
für den höchstseligen König Christian VIII. in hiesiger Synagoge statt,
welche, nachdem von dem Hochwürdigen Herrn Oberrabbiner Ettlinger
entworfenen Programm für die sämtlichen Synagogen der Herzogtümer
Schleswig und Hostein auf folgende Weise vor sich ging. Zuerst wurden die
Psalmen 16 und 90 vom Vorsänger rezitiert. Alsdann wurde Psalm 23 vom
Vorsänger feierlich vorgetragen. Hierauf hielt Herr Oberlehrer Unna die
Trauerrede über den Allerhöchsten Orts verordneten Text Jeremia 3,15, an
welche das von Herrn Oberrabbiner verfasste Seelengebet für den
Höchstseligen König und Trostgebet für Ihre Majestät die verwitwete
Königin angeschlossen wurde. Nach Beendigung derselben wurde Psalm 61
rezitiert und zum Beschlüsse das Gebet ... für Seine Majestät den
König und die Königliche Familie abgehalten. Wir betrauern in dem
Dahingeschiedenen einen edlen Monarchen, dessen kurzer, aber tatenreiches
Regierung, wir Israeliten besonders viel zu verdanken haben, und geben uns
den freudigsten Hoffnungen hin, dass ein ihm auf den Thron folgender Sohn,
als würdiger Nachfolger in seines Vaters Geiste fortwirken
wird.
Auch in Friedrichstadt fand die
Totenfeier in ähnlicher Weise statt und wird auf allgemeines Verlangen
die dortige Trauerrede, gehalten von dem Direktor und Oberlehrer Herrn Gotthold
nächstens im Druck erscheinen." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge in
Brand gesetzt. Die Ruine stand noch bis nach 1945, wurde in der Kriegszeit
zeitweise als Luftschutzbunker verwendet. Nach Kriegsende kam ein
ehemaliger jüdischer Einwohner Kobi Oppenheim aus New York nach Elmshorn
zurück. Er fand in der Ruine der Synagoge die Reste eine Torarolle und begrub
sie auf dem jüdischen Friedhof. Wenig später wurde das Synagogengebäude ab
gebrochen
Ein Gedenkstein für die Synagoge befindet sich an der Ecke Neue Straße
/ Flamweg. Jährlich findet am 9. November eine Gedenkveranstaltung zur
Erinnerung an die Zerstörung der Synagoge statt. Am 9. November 2010 wurde
der neu gestaltete ehemalige Synagogenplatzeingeweiht. Zwischen bunten Kindergeräten
rechts und einem Spielfeld links stehen inmitten von Bäumen sieben Stelen, in
die je ein Zitat aus einem Gedicht eines Exillyrikers ausgefräst
sind.
Nach 1945: Die 2003 gegründete
jüdische Gemeinde konnte sich zunächst im Hof des Gebäude Holstenstraße 19
einen von der Stadt zur Verfügung gestellten Betraum einrichten und hier
zunächst einmal im Monat Gottesdienste abzuhalten. 2012 konnte eine neue
Synagoge in einem Gebäude gegenüber dem Grundstück der 1938 zerstörten
Synagoge eingerichtet werden. Sie wurde am 28. Oktober 2012 durch Landesrabbiner
Dr. Walter Rothschild eingeweiht. Der neue Betsaal befindet sich in einem 1890
erbauten Haus, in dem mehrere Räumen zu einem Saal verbunden wurden. Im Osten
befindet sich eine Nische für den Toraschrank, der von einer Wiener jüdischen
Gemeinde geschenkt wurde. Die Bänke im Betsaal wurden vom Zentralrat der Juden
in Deutschland gespendet. An den Wänden hängen Bilder mit Chanukkaleuchtern,
die von einer Elmshorner Behindertenwerkstatt gemalt wurden.
Adresse/Standort der Synagoge: bis
1938: Flamweg Synagoge neu: Flamweg 4
Fotos
(Quelle: die Fotos sind eingescannt aus dem Beitrag von
Harald Kirschninck "Wer beim Juden kauft..." siehe Lit. unten).
Flamstraße und
Synagoge |
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Die Flamstraße -
historisches Foto |
Gebäude der Synagoge in
der Flamstraße |
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Blicke zum Toraschrein |
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Der Toraschrein, davor das
Vorlesepult
(Schulchan / Bima) |
Blick auf den
geöffneten Toraschrein |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2006:
Bericht über die jährliche Gedenkstunde am
Gedenkstein für die Synagoge |
Artikel im "Hamburger Abendblatt"
vom 1. November 2006: "Gedenken an Brand der Elmshorner
Synagoge..."
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Oktober 2012:
Einweihung der neuen Synagoge |
Artikel von Heike Linde-Lembke im
"Hamburger Abendblatt" vom 22. Oktober 2012: "Die Stadt
Elmshorn hat wieder eine Synagoge. Am kommenden Sonntag wird das neue
Zentrum der Jüdischen Gemeinde am Flamweg feierlich von Landesrabbiner
Walter Rothschild eingeweiht..."
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Juni 2014:
Neue Infotafel "Erinnern für die
Zukunft" |
Artikel im "Hamburger Abendblatt"
vom 21. Juni 2014: "Infotafel "Erinnern für die Zukunft" in Elmshorn enthüllt
Elmshorn. Am Weltflüchtlings- und Migrationstag, dem 20. Juni, haben Stadtrat Dirk Moritz, Allegra Tekleab, Leiterin der Koordinierungsstelle Integration, sowie Olaf Seiler, Sponsor und Vorstandsmitglied der Sparkasse Elmshorn, die Informationstafel "Erinnern für die Zukunft" am Eingang der St.-Nikolai-Kirche auf dem Alten Markt in Elmshorn enthüllt. Die Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine in Elmshorn hatte unter Leitung von Rudi Arendt die alte Infotafel überarbeitet und erweitert.
Auf dem Denkmal in Form eines Stadtplans sind 25 Stolpersteine eingetragen, die in Elmshorn an die Opfer des Faschismus erinnern. Zudem können Passanten Kurzbiografien der Menschen lesen, die zwischen 1933 und 1945 von Nazis verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Selbstmord getrieben wurden. Auch an die Aktion Noteingang wird erinnert. "Das Datum für die Einweihung ist sehr gut gewählt", lobten sowohl Moritz als auch Tekleab in ihren Reden. Die Stadt Elmshorn habe es sich zur Aufgabe gemacht, ein Zuhause für Kulturen und Menschen aus aller Welt zu sein und Zeichen gegen Intoleranz zu setzen."
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November 2019: Gedenken
zum Novemberpogrom 1938 |
Artikel von Knuth Penaranda in den
"Elmshorner Nachrichten" vom 25. Oktober 2019: "Gemeinsam gegen das
Vergessen. Die Stadt Elmshorn und die Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes erinnern an die Reichspogromnacht.
Elmshorn | 1938: in der Nacht vom 9. auf den 10. November: Überall in
Deutschland wurden Synagogen in Brand gesetzt, jüdische Wohnungen,
Geschäfte, Einrichtungen und Betstuben verwüstet, tausende Juden
misshandelt, verhaftet oder getötet. Auch in Elmshorn. Männliche Juden über
18 Jahren wurden verhaftet und in das Konzentrationslager
Oranienburg-Sachsenhausen verschleppt. Die Synagoge von Nazis angezündet.
Die Löscharbeiten wurden erst Stunden später begonnen, als der Brand drohte
auf andere Gebäude überzuspringen.
Im Gedenken an die Verfolgung und die Opfer der Nationalsozialisten erinnert
die Stadt Elmshorn am Freitag, 8. November, an die Ereignisse der
Reichspogromnacht. Die Elmshorner Bürger sind eingeladen, sich an der
Gedenkstunde zu beteiligen. Die Veranstaltung mit Kranzniederlegung beginnt
um 15.30 Uhr auf dem Gedenkplatz am ehemaligen Standort der Synagoge am
Flamweg/Neue Straße. Dass das Gedenken heute wichtiger ist denn je, zeigte
sich am 9. Oktober: Am Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag,
versuchte in Halle ein Rechtsextremist mit Waffengewalt die Synagoge im
Paulusviertel zu stürmen. Erfolglos, denn die Türen haben gehalten. Vor der
Synagoge und in einem Imbiss tötete er zwei Menschen.
Bei der Gedenkfeier in Elmshorn wird der jüdische Kantor Elija Schwarz die
Gebete 'El Male Rachamim' und das 'Kaddisch', das eines der wichtigsten
Gebete im Judentum ist, vortragen. Bürgervorsteher Andreas Hahn (CDU) und
Jürgen Brüggemann von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes werden
Ansprachen halten. Die musikalische Begleitung übernehmen Frank Ramson und
Michael Baum. Die jüdische Gemeinde in Elmshorn hat sich 2003 neu
zusammengefunden. In der Reichspogromnacht war sie praktisch aufgelöst
worden."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Gerhard Paul / Mirjam Gillis-Carlebach
(Hrsg.): Menora und Hakenkreuz: Zur Geschichte der Juden in und aus
Schleswig-Holstein, Lübeck und Altona (1918-1998). Neumünster 1998. ISBN
3-529-06149-2.
Darin u.a. der Beitrag von Harald Kirschninck:
"Wer beim Juden kauft, ist ein Volksverräter". Der Untergang der
jüdischen Gemeinde Elmshorn. S. 283-297. |
| Harald Kirschninck: Die Geschichte der Juden in
Elmshorn.
Band 1: 1685-1918. Elmshorn 2005. Books on Demand (BOD) GmbH
Norderstedt. ISBN 3-8334-2531-8. Paperback. 532 S. 36,00 €.
Band 2: 1918-1945. Elmshorn 2..... Books on Demand (BOD) GmbH
Norderstedt. ISBN 3-8334-2590-3. Paperback. 244 S. 26,00 €.
Website des Autors: www.kirschninck.de
E-Mail |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Elmshorn, Schleswig-Holstein.
In 1685, the first letter of protection permitting a Jew and his household to
live and trade there heralded the establishment of a Jewish communitiy. King
Christian VI of Denmark placed it within the Altona chief rabbinate's
jurisdiction (1731) and this tie was not severed for over 200 years. During the
19th century, the Jews of Elmshorn maintained an elementary school (founded in
1837) and a cemetery (established in 1850). A new synagogue was dedicated in
1846. The Jews numbered 204 (8 % of the total) in 1838. They could join the
guilds as well as many local associations - ranging from the glee club to the
fire brigade. The community's shohet supplied other Jews in the area with
kosher meat and in 1903, 30 children were receiving religious instruction. From
141 in 1904, the community dwindled to around 80 in 1925-32. Most Jewish
businesses were closed on 1 April 1933, when the Nazis launched their boycott
campaign. Faced with economic disaster, Jews sold their businesses and left,
particularly after Kristallnacht (9-10 November 1938) and the destruction
of the synagogue. By September 1939, 33 had emigrated. Of those who remained, 21
were deported to Nazi camps and ghettoes.
Link zur
Seite über den jüdischen Friedhof in Elmshorn
Links zu Seiten anderer Orte in Schleswig-Holstein (bei "Alemannia
Judaica"): Bad Segeberg,
Friedrichstadt,
Oldenburg (Holstein),
Rendsburg
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