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Erlenbach (bei
Marktheidenfeld, Main-Spessart-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(Seite erstellt unter Mitarbeit von Leonhard
Scherg, Marktheidenfeld)
Bitte beachten:
Es gab auch jüdische Gemeinden in Erlenbach bei Dahn in der Pfalz und in
Ober-Erlenbach bei Bad Homburg
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Erlenbach bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1872. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17.
Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1655 jüdische Personen am Ort
genannt. 1699 waren es zwei Familien mit 15 Personen, 1748 drei jüdische
Haushaltungen.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte sich ein bescheidenes
Gemeindeleben entwickeln: 1813/14 waren immerhin acht jüdische Familien
mit zusammen 28 Personen am Ort.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 wurden sechs
Matrikelstellen für Erlenbach festgeschrieben; die Inhaber waren damals die
folgenden jüdischen Familienvorstände (mit bereits neuem Familiennamen,
Erwerbszweig und Familienverhältnissen): Samuel Aron Freudenreich (Vieh- und
Pferdehandel; mit Frau und zwei Töchtern, Schutzbrief seit 1805), Aron Löw
Braunold (Warenhandel, Witwer mit einem Sohn und zwei Töchtern, Schutzbrief
seit 1774), Ephraim Löw Steudeler (Schmuserei, mit Frau und zwei Töchtern,
Schutzbrief seit 1779), Samuel Moses Mannheimer (Viehhändler (mit Frau, einem
Sohn und zwei Töchtern, Schutzbrief seit 1807), Jacob Seligmann Reusenberger
(Warenhändler, mit Frau und drei Töchtern, Schutzbrief seit 1798) und sein
Bruder Michael Seligmann Reusenberger (Schmuserei, mit Frau und einer Tochter,
Schutzbrief seit 1807). 1825 nahm die Stelle des vermutlich verstorbenen Aron
Braunold Marx Freudenreich ein.
An Einrichtungen war ein Betsaal beziehungsweise eine Synagoge vorhanden,
dazu vermutlich ein Raum für den Unterricht der Kinder und ein rituelles Bad
(bereits 1787 genanntes Badehäuschen).
Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen
Einwohner zurück. 1871 wurden nur noch sieben jüdische Einwohner gezählt,
die im folgenden Jahr der jüdischen Gemeinde im benachbarten Homburg
zugeteilt wurden. Seit 1880 ist kein jüdischer Einwohner mehr
nachweisbar.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Erlenbach gefunden. |
Zur Geschichte der Synagoge
Die jüdischen Familien in
Erlenbach richteten sich 1741 eine eigene Betstube ein. 1767 wurde eine Synagoge
erbaut. 1849 befand sie sich in einem baufälligen Zustand. Freilich waren die
damals noch am Ort lebenden jüdischen Familien nicht in der Lage, für die
Kosten der Instandsetzung aufzukommen. Daher beantragten sie bei der Regierung,
dass eine Kollekte für die Instandsetzung der Synagoge in den Gemeinden des
Regierungsbezirkes Unterfranken und Aschaffenburg durchgeführt wird. Die
Kollekte wurde im November 1849 genehmigt.
Kollekte zur Renovierung der Synagoge in Erlenbach (1849)
Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern 8. November 1849: "5. November 1849.
An sämtliche Distrikts-Polizeibehörden von Unterfranken und Aschaffenburg.
(Gesuch der Israeliten zu Erlenbach um eine Kollekte zur Reparatur der
Synagoge betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Den Israeliten zu Erlenbach, königlichen Landgerichts Marktheidenfeld, wird
zur Aufbringung der Kosten, welche zur Reparatur ihres ganz baufälligen
Bethauses erforderlich sind, und welche sie aus eigenen Mitteln
beizuschaffen bei ihrer geringen Anzahl und ihren üblen
Vermögensverhältnissen außer Stande sind, eine Kollekte bei ihren
Glaubensgenossen im ganzen Regierungsbezirke gestattet.
Die königlichen Distrikts-Polizeibehörden werden beauftragt, diese Kollekte
durch die israelitischen Kultusvorsteher von Haus zu Haus vornehmen zu
lassen, und den Gesamtertrag binnen vier Wochen an das Expeditionsamt der
unterfertigten Stelle einzusenden.
Würzburg den 30. Oktober 1849.
Königliche Regierung von Unterfranken
und Aschaffenburg, Kammer des Innern. I.Abw. d. Pr.
Hohe. Mees."
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Vermutlich konnte 1850 die Renovierung der Synagoge in Erlenbach durchgeführt
werden. Auf Grund der stark zurückgehenden Zahl der jüdischen Familien am
Ort wurden wohl nur noch etwa 20 Jahre Gottesdienste in dem Gebäude abgehalten,
danach die Synagoge geschlossen.
1872 wurde das Gebäude verkauft und zu
einem Wohnhaus umgebaut, das bis heute erhalten ist.
Adresse/Standort der Synagoge: Ecke Reußenberg /
Am Altenberg 2
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum September 2006)
Gebäude der ehemaligen
Synagoge |
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Das Gebäude der
ehemaligen Synagoge wurde 2006 wieder renoviert |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Leonhard Scherg: Jüdisches
Leben im Main-Spessart-Kreis. Reihe: Orte, Schauplätze, Spuren. Verlag
Medien und Dialog. Haigerloch 2000 (mit weiterer Literatur). S. 15. |
| ders.: Die jüdische Gemeinde in Erlenbach. In: Leonhard Scherg
und Martin Harth: Juden im Landkreis Main-Spessart. Beiträge zur
Geschichte und Kultur der Juden im ehemaligen Landkreis Marktheidenfeld.
Marktheidenfeld 1993. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln
von 1817. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008 S. 161. |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband
III: Unterfranken, Teil 1.
Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg.
von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff
in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu (mit umfassenden Quellen- und
Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite
von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Homburg mit Erlenbach S. 192-206.
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