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Erpel (VG
Unkel, Kreis Neuwied)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Erpel bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis 1863, danach gehörten die am Ort lebenden jüdischen Personen zur
Teilgemeinde Unkel innerhalb der Synagogengemeinde Linz/Unkel. Die Entstehung
der Gemeinde geht in das 18. Jahrhundert zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1803 16 jüdische Einwohner (in fünf Haushaltungen), 1806 sechs
jüdische Familien, 1846 17 jüdische Haushaltungen, 1851 und 1853 jeweils 27
jüdische Einwohner, 1858 24, 1863 zwei jüdische Familien, 1895 12 jüdische Einwohner,
1900 9.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (beziehungsweise ein Betsaal,
s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad (im Bericht des Bürgermeisters
von 1856 genannt) und ein Friedhof. Der
Unterricht der jüdischen Kinder wurde spätestens seit der Mitte des 19.
Jahrhunderts durch auswärtige Lehrer erteilt, so um 1879 durch Lehrer Leopold
Mandel aus Linz (siehe Bericht unten).
1925 wurden noch fünf jüdische Einwohner gezählt, 1935 und 1939
noch jeweils vier. Die beiden letzten jüdischen Frauen wurden 1942
deportiert.
Von den in Erpel geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Robert Mayer (1888),
Helene Salm geb. Bär (1857).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Probleme mit dem biblischen
Geschichtsunterricht an den katholischen Volksschulen im Blick auf die jüdischen
Schülerinnen und Schüler - Beschwerde des jüdischen Lehrers L. Mandel (1879)
Anmerkung: Lehrer L. Mandel war um 1879 für den jüdischen Religionsunterricht
in Linz sowie in
Unkel mit Rheinbreitbach und Erpel
zuständig.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitschrift des Judentums" vom 13. Januar 1879:
"Linz am Rhein, 30. Dezember
(Privatmitteilung) (Vorbemerkung der Redaktion. Das folgende
Schreiben, an uns persönlich gerichtet, betrifft so wichtige öffentliche
Interessen, dass die Veröffentlichung uns durchaus geboten erscheint. Wir
geben es, nur diejenigen Stellen weglassend, welche an uns sich
wenden. Es versteht sich, dass der Angelegenheit weitere Folge gegeben
wird.)
Der hiesige Elementar- und Religionslehrer L. Mandel, welcher
zugleich den Religionsunterricht in unserer Spezialgemeinde
Unkel erteilt, machte vor einiger Zeit
dem Vorstand der Synagogengemeinde die Anzeige, dass die jüdischen Schüler
und Schülerinnen der Spezialgemeinde Unkel
in verschiedenen katholischen Volksschulen zu
Unkel,
Rheinbreitbach und Erpel
zur Teilnahme an dem biblischen Geschichtsunterricht des alten Testaments,
welcher nach dem Buche, betitelt "Die biblische Geschichte des alten und
neuen Testament für katholische Volksschulen von Dr. J. Schuster" erteilt
wird, sowie auch zur Anschaffung des erwähnten Buches angehalten würden. Die
seitens der Kinder namens ihrer Eltern an das betreffende Lehrpersonal
gerichteten Dispensations-Gesuche seien erfolglos geblieben. Nach Einsicht
der biblischen Geschichte von Dr. Schuster wolle er - Lehrer Mandel - auf
einige Stellen und Punkte dieses Buches, die der jüdischen Religions- und
Geschichtslehrer widersprechen aufmerksam machen.
a) die Lektionen des alten Testaments sind mit bildlichen Darstellungen der
christlichen Religionslehre versehen.
b) Seite 3 spricht vom Kampfe des Teufels mit den guten Engeln.
c) Seite 7: 'Abel war ein Vorbild es von seinen Brüdern, den Juden,
unschuldig getöteten Jesus. Kain war ein Vorbild der über die Erde
zerstreut den Juden.
d) Seite 18 und 21 werden wiederholt die bekannten Stellen, die nach dem
hebräischen Texte, sowie nach der Vulgata und Septuaginta lauten müssen:
'Durch deine Nachkommen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden', mit
folgender Übersetzung wiedergegeben: 'Durch Einen Deiner Nachkommen sollen
alle Völker der Erde gesegnet werden'.
Indem Lehrer Mandel diese Stellen vom Standpunkte der jüdischen Lehre und
Geschichte beleuchtete, führte er aus, dass aus denselben schon zur Genüge
hervorgehe, wie die biblische Geschichte des Dr. Schuster als Lehrbuch für
jüdische Schüler ungeeignet sei, und dass die Teilnahme an dem betreffenden
Unterricht für die jüdischen Kinder nachteilige Wirkung haben können. Lehrer
Mandel bat deshalb den Vorstand, um die Dispensation der jüdischen Kinder
von dem betreffenden biblischen Geschichtsunterricht bei den zuständigen
Behörden einzukommen.
Als bald nach Empfang dieses Schreibens richtete der Vorstand an den Herrn
Landrat des Kreises Neuwied eine Eingabe, in welcher der selbe, unter
Einsendung jenes Berichtes, das wohlbegründete Gesuch des Lehrers am. Um
Dispensation der jüdischen Kinder in Erpel,
Unkel und
Rheinbreitbach von der
Teilnahme an dem christlichen biblischen Geschichtsunterricht zu dem
seinigen machte. Zugleich aber legte er gegen die obige Stelle, welche
Christus mit Abel und die Juden mit Kain vergleicht, Verwahrung ein und wies
darauf ihn, dass diese Stelle, indem sie die katholische Jugend anleite, in
den Bekennern des jüdischen Glaubens nirgends Ruhe findende Brudermörder zu
erblicken, Verachtung Andersgläubiger, insbesondere der jetzigen Juden
lehre, und den konventionellen Frieden untergrabe. Unter Bezugnahme auf die
neuerliche Verfügungen des Kultusministers, der zufolge kein Schullesebuch
Stellen enthalten dürfe, welche eine Konfession zu beleidigen geeignet
seien, unterbreitete der Vorstand der Königlichen Regierung die Erwägung, ob
die erwähnte Stelle der schusterischen biblischen Geschichte: 'Abel … Juden)
in einem Schulbuche am rechten Ort sei..." |
Bei Interesse zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken
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Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Mitgliederbeiträge des Vereins zur
Bildung von Elementar-Lehrer usw. (1835)
Anmerkung: der "Verein für Westfalen und Rhein-Provinz zur Bildung von
Elementar-Lehrern und Beförderung von Handwerken und Künsten unter den Juden"
hatte auch Mitglieder in Erpel. Ihr Beitrag 1835 wurde in nachfolgender Liste
festgehalten.
Mitteilung
in "Bericht über den Verein für Westfalen" vom September 1836 S. 112:
"Erpel. Abraham, Leib. 10. Joseph, M.. 10.
Salm, Gotsch. 2." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Der Sohn von Leo Meyer wird nach
Kaiser Friedrich benannt (1889)
Mitteilung in "Der Israelit" vom 7. Januar 1889: "Ein Denkmal
für Kaiser Friedrich.
Den Rufnamen Friedrich erhielten:
...
292) Söhnchen des Herrn Leo Meyer in Erpel (mitgeteilt von Herrn
Mohel (Beschneider) Moises Baum in Endenich)." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von S. Sander (1877)
Anzeige in "Der Israelit" vom 7. Februar 1877: "Ein junges
Mädchen von 18 Jahren, elternlos, aus sehr achtbarer Familie, welche in allen
häuslichen Arbeiten ziemlich erfahren, wünscht Stelle in einer feinen
Familie als Stütze der Hausfrau. Es wird weniger auf Lohn als auf gute
Behandlung gesehen. Näheres bei S. Sander in Erpel am Rhein." |
Suchanzeige eines jüdischen
Mädchens aus Erpel (1885)
Anzeige in "Der Israelit" vom 13. Juli 1885: "Ein junges,
gebildetes Mädchen, welches im Geschäft, wie auch Haushalt, tüchtig ist, wünscht
per 1. August Stelle in einem feinen, jüdischen Hause.
Offerten beliebe man
zu richten unter im. S. Post lagernd Erpel am Rhein. " |
Zur Geschichte der Synagoge / des Betsaals
In Erpel war nach einem Bericht des Bürgermeisters von 1856
damals "eine Synagoge (Bethaus) in einem Privathaus" eingerichtet.
Vermutlich wurde der Raum nur bis 1863 oder 1874 verwendet. 1863 wurden die in
Erpel lebenden jüdischen Familien der Gemeinde in Unkel zugeteilt. Dort ist
1874 eine neue Synagoge eingeweiht worden. Zuletzt (20. Jahrhundert bis nach
1933) besuchten die in Erpel noch lebenden jüdischen Personen die Synagoge in Linz.
Adresse/Standort des Betsaales: Haus
Bahnhofstraße 8
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 26.08.2009)
Das Gebäude, in dem einst
der Betsaal eingerichtet war (Mitte) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Rudolf Vollmer: Die ehemalige jüdische Gemeinde der
Bürgermeisterei Unkel. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Neuwied. 1994. S.
74-79. |
| ders.: Die ehemalige jüdische Gemeinde in Unkel, Erpel und
Rheinbreitbach. Unkel 1997. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 147 (mit weiteren Literaturangaben).
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n.e.
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