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Rheinbreitbach (VG
Unkel, Kreis
Neuwied)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Hinweis: Von
Klaus-Henning Rosen wurde erstellt: Ortsgemeinde Rheinbreitbach - Jüdische
Bürgerinnen und Bürger 1700 - 1942. Hrsg. vom Heimatverein Rheinbreitbach 2020.
Das Manuskript kann eingesehen werden (eingestellt als pdf-Datei,
Version vom 1.5.2021).
Für Ergänzungen, Hinweise und weitere Informationen zu den genannten
Personen und ihren Nachkommen ist der Autor sehr dankbar, bitte an die
Mail-Adresse: post@khrosen.eu.
Vgl. in der Literaturliste unten die von Klaus-Hennig Rosen 2021 erstellte
Publikation zur jüdischen Gemeinde Rheinbreitbach.
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Rheinbreitbach bestand eine jüdische
Gemeinde bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in die Zeit des
18. Jahrhunderts zurück. Eine Quelle von 1748 berichtet davon, dass sich vier
verheiratete (jüdische) Männer wegen "Tätlichkeiten wider die Juden
durch Junggesellen und übrige Burschen" beschweren. Damals gab es somit
mindestens vier jüdische Familien am Ort.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1803 18 jüdische Einwohner, 1822 18, 1846 29 (in acht Familien), 1858
32, 1895 12, 1900 zehn.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (Religionsschule) und ein rituelles Bad (nach einem Berichte von 1822 gab
es zwei rituelle Bäder in jüdischen Privathäusern, die wohl auch von den
anderen Familien benutzt werden konnten: "eine in einem Gewölbe, eine in
einer Stube".
1863 wurden die in der Umgebung von Linz/Unkel lebenden jüdischen
Personen zu einer gemeinsamen Synagogengemeinde verbunden. Die in der
Bürgermeisterei Unkel (d.h. in Unkel, Scheuren,
Rheinbreitbach, Heister und
Erpel) lebenden jüdischen Familien bildeten eine Teilgemeinde innerhalb der größeren
Kultusgemeinde Linz/Unkel. Die Teilgemeinde wurde um 1920 aufgelöst und alle im
Bereich Unkel lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Linz
am Rhein angeschlossen.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Salomon Moses (geb.
1883, gefallen 1917).
1925 werden nur noch zwei und in der Folgezeit bis einschließlich 1939 -
weiterhin zwei jüdische Einwohner in Rheinbreitbach genannt.
Von den in Rheinbreitbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Albert Abraham
(1881), Ida Abraham (1874), Joseph Abraham (1872), Bernhard Bär (1860),
Dagobert van Geldern (1875), Debora (Dora) van Geldern (1867), Emil van Geldern
(1877), Otto van Geldern (1871), Selma van Geldern (1869), Wilhelm Nikolaus van
Geldern (1879), Jenny (Henny) Moses (1886), Sophie Moses (1889), Helene Salm
geb. Bär (1857), Frieda Siegler geb. David (1885).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Probleme mit dem biblischen
Geschichtsunterricht an den katholischen Volksschulen im Blick auf die jüdischen
Schülerinnen und Schüler - Beschwerde des jüdischen Lehrers Leopold Mandel
(1879)
Anmerkung: Lehrer Leopold Mandel war um 1879 für den jüdischen
Religionsunterricht in Linz sowie in
Unkel mit Rheinbreitbach und
Erpel zuständig.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitschrift des Judentums" vom 13. Januar 1879:
"Linz am Rhein, 30. Dezember
(Privatmitteilung) (Vorbemerkung der Redaktion. Das folgende
Schreiben, an uns persönlich gerichtet, betrifft so wichtige öffentliche
Interessen, dass die Veröffentlichung uns durchaus geboten erscheint. Wir
geben es, nur diejenigen Stellen weglassend, welche an uns sich
wenden. Es versteht sich, dass der Angelegenheit weitere Folge gegeben
wird.)
Der hiesige Elementar- und Religionslehrer L. Mandel, welcher
zugleich den Religionsunterricht in unserer Spezialgemeinde
Unkel erteilt, machte vor einiger Zeit
dem Vorstand der Synagogengemeinde die Anzeige, dass die jüdischen Schüler
und Schülerinnen der Spezialgemeinde Unkel
in verschiedenen katholischen Volksschulen zu
Unkel, Rheinbreitbach und
Erpel zur Teilnahme an dem biblischen
Geschichtsunterricht des alten Testaments, welcher nach dem Buche, betitelt
"Die biblische Geschichte des alten und neuen Testament für katholische
Volksschulen von Dr. J. Schuster" erteilt wird, sowie auch zur Anschaffung
des erwähnten Buches angehalten würden. Die seitens der Kinder namens ihrer
Eltern an das betreffende Lehrpersonal gerichteten Dispensations-Gesuche
seien erfolglos geblieben. Nach Einsicht der biblischen Geschichte von Dr.
Schuster wolle er - Lehrer Mandel - auf einige Stellen und Punkte dieses
Buches, die der jüdischen Religions- und Geschichtslehrer widersprechen
aufmerksam machen.
a) die Lektionen des alten Testaments sind mit bildlichen Darstellungen der
christlichen Religionslehre versehen.
b) Seite 3 spricht vom Kampfe des Teufels mit den guten Engeln.
c) Seite 7: 'Abel war ein Vorbild es von seinen Brüdern, den Juden,
unschuldig getöteten Jesus. Kain war ein Vorbild der über die Erde
zerstreut den Juden.
d) Seite 18 und 21 werden wiederholt die bekannten Stellen, die nach dem
hebräischen Texte, sowie nach der Vulgata und Septuaginta lauten müssen:
'Durch deine Nachkommen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden', mit
folgender Übersetzung wiedergegeben: 'Durch Einen Deiner Nachkommen sollen
alle Völker der Erde gesegnet werden'.
Indem Lehrer Mandel diese Stellen vom Standpunkte der jüdischen Lehre und
Geschichte beleuchtete, führte er aus, dass aus denselben schon zur Genüge
hervorgehe, wie die biblische Geschichte des Dr. Schuster als Lehrbuch für
jüdische Schüler ungeeignet sei, und dass die Teilnahme an dem betreffenden
Unterricht für die jüdischen Kinder nachteilige Wirkung haben können. Lehrer
Mandel bat deshalb den Vorstand, um die Dispensation der jüdischen Kinder
von dem betreffenden biblischen Geschichtsunterricht bei den zuständigen
Behörden einzukommen.
Als bald nach Empfang dieses Schreibens richtete der Vorstand an den Herrn
Landrat des Kreises Neuwied eine Eingabe, in welcher derselbe, unter
Einsendung jenes Berichtes, das wohlbegründete Gesuch des Lehrers am. Um
Dispensation der jüdischen Kinder in Erpel,
Unkel und Rheinbreitbach von der
Teilnahme an dem christlichen biblischen Geschichtsunterricht zu dem
seinigen machte. Zugleich aber legte er gegen die obige Stelle, welche
Christus mit Abel und die Juden mit Kain vergleicht, Verwahrung ein und wies
darauf ihn, dass diese Stelle, indem sie die katholische Jugend anleite, in
den Bekennern des jüdischen Glaubens nirgends Ruhe findende Brudermörder zu
erblicken, Verachtung Andersgläubiger, insbesondere der jetzigen Juden
lehre, und den konventionellen Frieden untergrabe. Unter Bezugnahme auf die
neuerliche Verfügungen des Kultusministers, der zufolge kein Schullesebuch
Stellen enthalten dürfe, welche eine Konfession zu beleidigen geeignet
seien, unterbreitete der Vorstand der Königlichen Regierung die Erwägung, ob
die erwähnte Stelle der schusterischen biblischen Geschichte: 'Abel … Juden)
in einem Schulbuche am rechten Ort sei..." |
Bei Interesse zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken
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Berichte
zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Der Name des jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkrieges
wird nicht auf einer Kirchenglocke verzeichnet (1925)
Anmerkung: Gefallen ist Salomon Moses (1883-1917), Sohn des David Moses (geb.
1844, gest. 1931). Letzterer ist der im Text genannte "gebeugte achzigjährige
Mann, der alte Moses".
Artikel
in der "Liberalen Jüdischen Zeitung" vom 15. Mai 1925: "Rheinbreitbach.
Der Kölnischen Zeitung vom 26. vorigen Monats entnehmen wir unter der
Überschrift 'Die Undank-Glocke': Auf der Wegscheide zwischen
Siebengebirge und Westerwald, in herrlichster Rheingegend, liegt das
Dörfchen Rheinbreitbach, schon den Römern durch sein Kupferbergwerk
bekannt, von vielen berühmten Deutschen - Simrock, den Gebrüdern Grimm,
Freiligrath u.a. - als Sommeraufenthalt geschätzt. In diesem traulichen
Dörfchen wohnt seit alters der biedere Jude Moses, der, als im Jahre 1870
die Kriegstrommel gerührt wurde, von England nach Deutschland eilte, um
als Musketier gegen Frankreich zu marschieren. Und 1914 fiel der Sohn des
alten Moses im deutschen Schützengraben und gab sein Leben für Heimat
und uns alle. Rheinbreitbacher Kirchenglocken hatten während des Krieges
Material für Führungsringe und Granatzünder geliefert, Rheinbreitbacher
Bürger, katholische und evangelische (der Ort besteht zu neun Zehnteln
auf Katholiken), hatten ihr Scherflein gegeben, damit jetzt neue Glocken
für die einzelne katholische Kirche gestiftet wurden. Die größte der
neuen Glocken widmete die Gemeinde den gefallenen Helden. Und nun das
unsagbar Traurige: All die vor dem Feind gebliebenen Rheinbreitbacher sind
auf der Glocke verzeichnet, nur der Jude Moses wurde ausgelassen. Und in
seinem kleinen Bauernhäuschen sitzt ein gebeugter achtzigjähriger Mann,
der alte Moses, dem es, wenn er die Undankglocke hört, nicht in seinen
alten Kopf will, dass christliche Nächstenliebe an Konfession und
Parteizugehörigkeit gebunden
ist." |
|
Artikel
in der "Liberalen Jüdischen Zeitung" vom 29. Mai 1925: "Rheinbreitbach.
In Nr. 306 der Kölnischen Zeitung hatten wir einer Zuschrift Raum
gegeben, worin Klage geführt wurde, dass auf einer neuen Glocke, die die
Gemeinde Rheinbreitbach von den Scherflein katholischer und evangelischer
Bürger angeschafft und den Gefallenen gewidmet habe, von allen gefallenen
Rheinbreitbachern nur der Jude Moses ausgelassen worden sei. Dazu sendet
uns der Ortspfarrer von Rheinbreitbach, Ermert, eine Darstellung, der wir
folgendes entnehmen: Das von evangelischen Bürgern in der Inflationszeit
gesammelte Geld sei völlig wertlos geworden und liege noch heute auf der
Sparkasse; die neu beschafften Kirchenglocken seien ausschließlich aus
den Gaben der katholischen Pfarreieingesessenen aufgebracht worden. Die
größte der Glocken habe die Kirchengemeinde, nicht die Gemeinde, den
gefallenen Pfarrkindern gewidmet. Als der zweimal von der Kanzel bekannt
gemachte Termin für die Anmeldung längst verstrichen gewesen sei, habe
sich der in Rheinbreitbach wohnende alte Israelit Moses, bei ihm, dem
Pfarrer, mit dem Ersuchen gemeldet, den Namen seines gefallenen Sohnes mit
dem Namen der übrigen Helden in die Glocke eingießen zu lassen. Er, der
Pfarrer, habe dem Antragsteller erklärt, dass er keineswegs Bedenken
dagegen gehabt haben würde, den Namen seiner Sohnes eingießen zu lassen,
es sei aber nun zu spät, da der Guss nach einer Mitteilung der Gießerei
bereits begonnen hätte." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Metzgermeisters Simon
Salm (1891)
Anmerkung: es handelt sich um Simon Salm (geb. 1857 in Erpel, gest. 1932),
war seit 1887 verheiratet mit Helena geb. Baer (geb. 1857 in Erpel, umgekommen
1943 im Ghetto Theresienstadt), mit der er drei Kinder hatte.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1891: "Tüchtiger
Metzgergehilfe, der mit der Ochsenmetzgerei vollständig vertraut ist,
sucht, da er sich in der Wurstfabrikation weiter ausbilden möchte, Stelle in
einem solchen größeren Geschäfte.
Gefällige Offerten wolle man richten an den Metzgermeister
Simon Salm Rheinbreitbach." |
Anzeige von S. Moses in
Rheinbreitbach (1903)
Anmerkung: es handelt sich um Salomon Moses (geb. 1883 in Rheinbreitbach,
Polsterer, 1901 nach Köln, 1903 nach Bonn, 1904 nach Köln und jeweils zurück zu
den Eltern nach Rheinbreitbach); im Ersten Weltkrieg im Kriegseinsatz
(Musketier), gefallen 1917.
Anzeige
in "Der Israelit" vom 15. Januar 1903: "Junger Polsterer sucht Stellung, am
liebsten für dauernd. S. Moses, Rheinbreitbach." |
Zur Geschichte der Synagoge
Nach Angaben von Klaus-Henning Rosen (Mitteilung vom 18.12.2023) ist davon
auszugehen, dass es in Rheinbreitbach zwei Betstuben gab. Der Verlauf der durch
den Ort führenden Gewässer lässt zudem vermuten, dass die Gebäude mit den
Beträumen auch über die Möglichkeit ritueller Waschungen in dort eingerichteten
Mikwen verfügten. Ungeklärt ist, ob eine dritte Betstube bestand. Die Betstuben
wurden gemeinsam mit den Jüdinnen und Juden aus Honnef genutzt; wann dies
aufgenommen wurde, ist nicht geklärt, in einer Honnefer Geschichtsschreibung
wird das Jahr 1718 angegeben, was allerdings sehr unsicher ist. Das Ende war
gesetzt durch die preußische Gesetzgebung (Gesetz über die Verhältnisse der
Juden von 23. Juli 1847), der zufolge die Struktur jüdischer Gemeinde mit der
Verwaltungsstruktur künftig übereinstimmen mussten. Der Landrat hatte 1853 die
Honnefer Juden angewiesen, sich der jüdischen Gemeinde Königswinter
anzuschließen. Nach demselben Gesetz wurden die Rheinbreitbacher Juden
angewiesen, sich mit Unkel zusammenzutun
(Spezialgemeinde Unkel), das am 27. Oktober 1863 die Synagogengemeinde mit Linz
bildete.
Um 1900 waren die Betstuben im Haus des Simon Salm in der damaligen Jennstraße
168 vorhanden (Gebäude heute Hauptstraße 20) und im Hause Moses auf dem Steinweg
(damals Hauptstraße 85, heute Hauptstraße 17). Möglicherweise bezog sich der
Bericht des Bürgermeisters 1822 an die Aufsichtsbehörde über eine "Synagoge " in
Rheinbreitbach auf den Betraum im Hause Salm. Da auf Grund der kleinen Zahl der
jüdischen Einwohner kein regelmäßiger Gottesdienst in Rheinbreitbach abgehalten
werden konnte, wurden nach Errichtung der Synagoge in
Unkel (1874) die Gottesdienste dort besucht.
Adresse der Betstube um 1900: Hauptstraße
20 (ehemals Jennstraße 168)
Fotos
Fotos der
im Juni 2021 verlegten "Stolpersteine"
(Fotos: Klaus-Henning Rosen) |
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Der "Stolperstein"
für Helena Salm
geb. Bär (1857) in der Hauptstraße 20 |
Die
"Stolpersteine" für Jette 'Henny' Moses (1886) und
Sophie Moses (1889) in der Hauptstraße 15 |
Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Juni
2021:
Verlegung von Stolpersteinen
|
Aus einer Einladung zur "Stolpersteine"-Verlegung
vom 9. Juni 2021:
" Stolpersteine sollen an jüdische Opfer der Shoa aus
Rheinbreitbach erinnern.
Der Ortsgemeinderat von Rheinbreitbach hat die Anregung von Klaus-Henning
Rosen aufgegriffen, mit der Verlegung von "Stolpersteinen" in der
Hauptstraße an Rheinbreitbachs Jüdinnen und Juden zu erinnern. Drei
Jüdinnen, die nach 1933 noch in Rheinbreitbach gemeldet waren, wurden
deportiert und fanden vermutlich den Tod. Sie gehören zu den insgesamt 16
Jüdinnen und Juden, die hier geboren wurden oder hier lebten und dieses
Schicksal erleiden mussten. Die meisten von ihnen hatten Rheinbreitbach aber
schon vor Beginn der NS-Zeit verlassen.
Mit der Verlegungsaktion wird an folgende drei Jüdinnen aus Rheinbreitbach
erinnert:
Helena Salm geb. Bär, Witwe des 1932 verstorbenen Simon Salomon Salm,
der im heutigen Haus Hauptstraße 20 (früher Jenstraße 168) eine
Metzgerei hatte. Später war hier die Metzgerei Pickenhahn. Im Hof des Hauses
hatte es einen Betraum mit einer Mikwe (rituelles Bad) gegeben, der von
Rheinbreitbacher und Honnefer Juden genutzt wurde. 1933 zog Frau Salm nach
Erpel, sie wurde 1942 ins sog. 'Judenhaus' einquartiert. Von dort wurde sie
nach Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 umkam.
Jette (Jenny Henny) Moses wohnte mit ihrer Schwester Sophie
(Sophia) Moses im früheren elterlichen Haus, Auf dem Steinweg 11, vor
dem Krieg Hauptstraße 85, heute Hauptstraße 15. Die Geschwister
mussten es im Dezember 1941 zwangsweise veräußern, von dem Erlös erhielt die
damals noch in Rheinbreitbach lebende Schwester Sophie, wie ein Chronist
berichtete, 80 Reichsmark, von denen sie die Fahrkarte für ihre Deportation
kaufen musste. Im Keller des Hauses hatte sich ebenfalls ein Betraum mit
einer Mikwe befunden. Hier fanden sich nach dem Krieg Gebetsbänder, die
möglicherweise in einer Nische beim Zugang zum Betraum abgelegt wurden.
Jette Moses lebte an ihrem zweiten Wohnsitz in Iserlohn, als sie 1942 nach
Theresienstadt und 1944 von dort nach Auschwitz deportiert wurde. Dort wurde
sie 1944 ermordet. Sophia Moses musste nach Erpel ins sog. 'Judenhaus'
ziehen, von wo sie 1942 an einen unbekannten Ort deportiert wurde. Ort und
Datum ihres Todes sind unbekannt.
Der Stolperstein vor dem Haus Hauptstraße 20 als Erinnerung an Helena Salm
und die beiden Stolpersteine vor dem Haus Hauptstraße 15 als Erinnerung an
Jenny und Sophie Moses werden in Gegenwart von Herrn Ortsbürgermeisters
Roland Thelen und Herrn Verbandsbürgermeister Karsten Fehr am Donnerstag,
dem 17. Juni 2021 verlegt." |
Im Herbst 2021 wird die Arbeit von
Klaus-Henning Rosen über Rheinbreitbachs jüdische Gemeinde als 26. der
Heimathefte des Heimatvereins Rheinbreitbach e.V. veröffentlicht.
|
|
Juni 2021:
Bericht über die Verlegung der
drei Stolpersteine |
Artikel von Carsten Schultz in der
"Rhein-Sieg-Rundschau" vom 24. Juni 2021: "Stolpersteine in
Rheinbreitbach Mahnmale erinnern an ermordete jüdische Bürger
Auf Initiative von Klaus-Henning Rosen (2.v.l.) wurden auf der Hauptstraße
in Rheinbreitbach die Stolpersteine verlegt.
Rheinbreitbach. In der Hauptstraße erinnern jetzt Stolpersteine an
drei Jüdinnen aus Rheinbreitbach, die während der NS-Zeit deportiert und
vermutlich ermordet wurden. Auf Initiative von Klaus-Henning Rosen,
langjähriger engagierter Kommunalpolitiker, hatte der Ortsgemeinderat
zugestimmt, mit den Stolpersteinen an Rheinbreitbachs Jüdinnen und Juden zu
erinnern. Die messingglänzenden Plaketten gehen auf eine Idee des Kölner
Künstlers Gunter Demnig zurück und sind seit 1992 bundesweit mehr als 75.000
Mal als Mahnmale verlegt worden.
Der Stolperstein vor dem heutigen Haus Hauptstraße 20 erinnert am
Helena Salm (geborene Bär), die Witwe des 1932 verstorbenen Simon
Salomon Salm, der in dem Gebäude eine Metzgerei hatte. Im Hofe des Hauses
hatte es laut Klaus-Henning Rosen einen Betraum und eine Mikwe (ein
rituelles Bad) gegeben, der von Rheinbreitbacher und Honnefer Juden genutzt
wurde.
An die Schwestern Jette Moses und Sophie Moses erinnern die
Stolpersteine vor dem heutigen Hauptstraße 15. 1933 zog Helena Salm
nach Erpel, sie wurde laut Rosen 1942 ins 'Judenhaus' einquartiert und von
dort ins KZ Theresienstadt deportiert, wo sie 1942 umkam. Jette (Jenny
Henny) Moses und ihre Schwester Sophie (Sophia) Moses lebten nach den
Recherchen Rosens im früheren elterlichen Haus in der heutigen Hauptstraße
15, vor dem zwei weitere Stolpersteine verlegt wurden. Die Geschwister
mussten es im Dezember 1941 zwangsweise verkaufen. Im Keller des Hauses habe
sich ebenfalls ein Betraum mit einer Mikwe befunden. Jette Moses lebte an
ihrem zweiten Wohnsitz in Iserlohn, als sie 1942 nach Theresienstadt und
1944 von dort nach Auschwitz deportiert und im selben Jahr ermordet wurde.
Sophia Moses musste laut Klaus-Henning Rosen ins 'Judenhaus' nach Erpel
ziehen, von wo sie 1942 an einen unbekannten Ort deportiert wurde. Ort und
Datum ihres Todes seien unbekannt. Klaus Henning Rosen hat nach eigenen
Angaben die Namen von etwa 250 jüdischen Bürgern gesammelt, die seit Beginn
des 18. Jahrhunderts in Rheinbreitbach lebten. 16 Jüdinnen und Juden, die im
Ort geboren wurde oder in der Gemeinde lebten, hätten das Schicksal der
Deportation erleiden müssen und vermutlich den Tod gefunden. Im Herbst soll
Klaus-Henning Rosens Arbeit über die jüdische Gemeinde in Rheinbreitbach als
26. Heimatheft des Heimatvereins Rheinbreitbach erscheinen."
Link zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Rudolf Vollmer: Die ehemalige jüdische Gemeinde der
Bürgermeisterei Unkel. In Heimat-Jahrhunde des Landkreises Neuwied 1994 S.
74-79. |
| ders.: Die ehemalige jüdische Gemeinde in Unkel, Erpel und
Rheinbreitbach. Unkel 1997. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 320 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Klaus-Henning Rosen: Ortsgemeinde Rheinbreitbach - Jüdische
Bürgerinnen und Bürger 1700 - 1942. Hrsg. vom Heimatverein Rheinbreitbach 2020.
Das Manuskript kann eingesehen werden (eingestellt als pdf-Datei).
Für Ergänzungen, Hinweise und weitere Informationen zu den genannten
Personen und ihren Nachkommen ist der Autor sehr dankbar, bitte an die
Mail-Adresse: post@khrosen.eu. |
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Heimatverein
Rheinbreitbach e.V. (Hg.). In:
Klaus-Henning Rosen: Die jüdische Gemeinde Rheinbreitbach. edition
wolkenburg, Rheinbreitbach 2021. ISBN 978-3-934676-37-4.
Das 26. Heimatheft des Vereins zur jüdischen Geschichte von Rheinbreitbach
erschien im Jubiläumsjahr 2021 "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" - das 26. Heimatheft des
Vereins zur jüdischen Geschichte von Rheinbreitbach. Bestellung auch per
Email unter
info@heimatverein-rheinbreitbach.de. |
n.e.
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