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Unterfranken"
Goldbach
(Marktgemeinde, Kreis Aschaffenburg)
mit Hösbach (Marktgemeinde, Kreis Aschaffenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)
In Goldbach lebten möglicherweise
bereits im 14. Jahrhundert einzelne jüdische Personen. Zur Gründung einer jüdischen
Gemeinde kam es jedoch erst im 18. Jahrhundert. 1789 gab es vier jüdische
Haushaltungen, 1803 waren sechs jüdische Familien am Ort. Im 19.
Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner in Goldbach
wie folgt: 1814/15 56 Personen (6,3 % von insgesamt 887 Einwohnern), 1867 54
(4,0 % von 1.348), 1890 72 (4,3 % von 1.668), 1900 68 (3,4 % von 2.009), 1910 65
(2,6 % von 2.532).
Zur jüdischen Gemeinde Goldbach gehörten vermutlich seit Anfang des 19.
Jahrhunderts auch die im benachbarten Hösbach lebenden
jüdischen Einwohner. Hier war im 18. Jahrhundert (erste Nennung jüdischer
Einwohner 1774) eine kleine jüdische Gemeinde entstanden, die 1794 acht Haushaltungen
umfasste. 1803 wurden noch drei jüdische Familien gezählt. In der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhundert, als die Hösbacher Juden gemeinsam mit denen in
Goldbach
die Jüdische Kultusgemeinde Goldbach-Hösbach bildeten, entwickelte sich die
Zahl der jüdischen Einwohner in Hösbach wie folgt: 1867
23 jüdische Einwohner (1,5 % von insgesamt 1.448), 1880 33 (1,9 % von 1.709),
1890 21 (1,1 % von 1.828), 1900 42 (1,8 % von 2.319), 1910 44 (1,6 % von 2.743),
1925 12 (0,4 % von 3.102).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Goldbach auf
insgesamt 13 Matrikelstellen (einschließlich der Nachträge bis 1825)
die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und
Erwerbszweig): Salomon Löw Bauer (Viehhandel und Schlachten), Isac Samson
Oppenheimer jun. (wird von seinen Kindern ernährt), Rafael Loew Bauer
(Viehhandel und Schlachten), Götz Leser Strauß (Krämerei und Viehhandel),
Jessel Rafael Reis (Viehhandel), David Levi Loeben (Krämerei und Schlachten),
David Baer Sohlinger (Mäkler), Samson Isac Oppenheimer (Viehschlachten und
Makler), Löw Isac Oppenheimer (Metzgerei und Viehhandel, seit 1817), Abraham
Loew Loeben (Metzgerei und Viehhandel, seit 1819), Salomon Loewen
(Spezereihandel, seit 1823), Jacob Strauß (Eisenhandel, seit 1825). In Hösbach
werden auf 4 Matrikelstellen genannt: Don Levi Loebenthal (Viehhandel),
Moses Levi Loebenthal (Makler), David Herz Loebenthal (Makler und Schlachter),
Witwe von Herz Levi.
An Einrichtungen waren außer der Synagoge (s.u.) eine jüdische
Schule und ein rituelles Bad vorhanden. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Aschaffenburg. An Vereinen
gab es einen
Wohlfahrtsverein und eine 1719 gegründete Heilige Bruderschaft (Chewra
Kadischa, 1925 noch 14 Mitglieder). Die Toten der Gemeinde wurden
auf dem jüdischen Friedhof bei
Aschaffenburg-Schweinheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schächter tätig war. Von 1859 bis zum seinem Tod 1907 wirkte Lehrer Herz
Grünebaum (siehe Grabstein unten);
bis 1920 war Lehrer Gustav Erlebacher in der Gemeinde tätig. Spätestens Mitte der 1920er-Jahren war
kein eigener Religionslehrer mehr in Goldbach. Die Aufgaben wurden vom Lehrer
aus Aschaffenburg übernommen.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: aus Goldbach
Felix Rothschild (geb. 10.7.1882 in Goldbach, vor 1914 in Aschaffenburg
wohnhaft, gef. 2.7.1916), Gefreiter Richard Solinger (geb. 11.11.1887 in
Goldbach, vor 1914 in Aschaffenburg wohnhaft, gef. 10.1.1920), Vizefeldwebel
Simon Solinger (geb. 20.4.1888 in Goldbach, vor 1914 in Aschaffenburg wohnhaft,
gef. 10.1.1920), und Max Rothschild (geb. 8.7.1895 in Goldbach, gef. 26.9.1916);
die Namen von Felix und Max Rothschild stehen auf dem Kriegerdenkmal an
der Seite der St.-Nikolaus-Kirche an der Hauptstraße in der Dorfmitte; aus Hösbach
fiel Arthur Löwenthal (geb. 7.9.1897 in Hösbach, gef. 11.10.1916). Seine Name steht auf dem Kriegerdenkmal neben
dem Haupteingang der katholischen Pfarrkirche in der Hauptstraße.
Um 1925 hatte
die jüdische Gemeinde noch 40 Gemeindeglieder, dazu kamen 20 aus Hösbach (1932
37 aus Goldbach, 14 aus Hösbach). Den Synagogenvorstand bildeten damals Gustav Löb und Siegfried
Hirsch. 1932 ist als Gemeindevorsteher Josef Brandstädter angegeben. Im Schuljahr
1931/32 erhielten hier noch drei Kinder durch den Aschaffenburger Lehrer Religionsunterricht.
Anfang der 1930er-Jahren waren unter den jüdischen
Gemeindegliedern fünf Kaufleute, fünf Viehhändler, zwei Handwerker, ein
Lehrling, ein Beamter, ein Lehrer und eine Hausangestellte.
1933 lebten noch 38 jüdische Personen in Goldbach, 15 in Hösbach. Im März
1935 wurden in einigen jüdischen Häusern in Goldbach die Fenster
eingeschlagen. In den folgenden Jahren verzogen mehrere der jüdischen Einwohner
in andere Orte oder wanderten aus. 1939 wurden in Goldbach noch 22 jüdische
Einwohner gezählt (in Hösbach 5), im Februar 1942 noch 24 (in Hösbach 5). Von
diesen letzten jüdischen Einwohner wurden 16 am 23. April mit der Reichsbahn
nach Würzburg verbracht und von dort am 25. April 1942 über Würzburg
nach Izbica deportiert (Angehörige der Familien Josef Oppenheimer, Bernhard
Oppenheimer, Löwenthal und Rothschild; aus Hösbach fünf Personen, aus
Groß-Ostheim eine Person) und ermordet. Weitere sechs wurden im
September 1942 nach Theresienstadt deportiert (Familie Regenstein).
Von den in Goldbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emanuel
Heinrich Anger (1898), Martha Anger geb. Stern (1898), Sophie Berney geb.
Rothschild (1874), Therese Bohm geb. Solinger (1877), Daniel Brandstädter (),
Heinz Brandstädter (1921), Jakob Brandstädter (1897), Josef Brandstädter
(1923), Lore Dina Brandstädter (1929), Mina Brandstädter geb. Rothschild
(1895), Hermann Erlebacher (1913), Rosa Friedmann geb. Oppenheimer (1874),
Lazarus Goldstein (1855), David Hirsch (1872), Fanny Hirsch geb. Untermayer
(1872), Hermann Hirsch (1868), Rosa Hirsch geb. Gärtner (1879), Abraham
Löb (1885), Emma Löb (1891), Selma Löb (1886), Simon Löb (1888), Berta Löwenthal
(1900), Karoline Löwenthal geb. Samfeld (1877), Ludwig Löwenthal (1906, zuletzt
im KZ Hailfingen, wo er umgekommen ist), Julie Maier geb. Löb (1861), Bernhard Oppenheimer (1890), Erna
Oppenheimer (1920), Frieda Oppenheimer geb. Gernsheimer (1900), Josef
Oppenheimer (1885), Renate Oppenheimer (1928), Walter Oppenheimer (1917), Ilse
Regenstein (1929), Moritz Regenstein (1898), Rosa Regenstein geb. Oppenheimer
(1899), Babette Rothschild (1897), David Rothschild (1887), Josef Rothschild
(1899), Paula Rothschild (1897), Josef Solinger (1883), Max Solinger (1879),
Siegfried Solinger (1884), Regina Stern geb. Oppenheimer
(1889).
Von den in Hösbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Baumann geb.
Löwenthal (1894), Cäcilie Braunschweiger geb. Löwenthal (1897), Selma Cahn
geb. Löwenthal (1901), Bertel (Bella) Kahn geb. Löwenthal (1893), Vanny
(Nanni) Katz geb. Löwenthal (1890), Franziska Lederer geb. Katz (1872), Adolf Löwenthal
(1891), Benno Löwenthal (1927), Emil Löwenthal (1896), Ferdinand Löwenthal
(1866), Harry Bernhard Löwenthal (1938), Heinrich Löwenthal (1894), Josef Löwenthal
(1904), Julius Löwenthal (1896), Leo Löwenthal (1893), Leopold Löwenthal
(1863), Ludwig Löwenthal (1896), Paula Löwenthal geb. Lederer (1897), Steffi Löwenthal
(1931), Walter Löwenthal (1926), Else Metzger (1894), Recha Weichsel geb.
Löwenthal (1893), Minna Wertheim geb. Löwenthal (1894).
Nach 1945 kehrte nur eine jüdische Frau nach Goldbach zurück.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Erinnerung an den jüdischen Lehrer Herz Grünebaum (gest.
1907)
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Links: Grabstein für Lehrer Grünebaum im
jüdischen Friedhof Schweinheim
bei Aschaffenburg
mit der Aufschrift:
"Hier ruht in Frieden Herz Grünebaum,
gest. 2. April 1907 im Alter
von 75 Jahren in Goldbach, wo er 48 Jahre als Lehrer wirkte" |
Ausschreibung der Religionslehrer- Kantor- und Schächterstelle 1907
Die Ausschreibung war nach dem Tod von Lehrer Grünebaum notwendig geworden;
Grünebaum war 48 Jahre in Goldbach als Lehrer, Kantor und Schächter tätig.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1907:
"Die Religionslehrer-, Kantor- und Schächterstelle in
Goldbach-Hösbach ist gleich oder später zu besetzen. Fixum 600 Mark,
garantiertes Nebeneinkommen 400 Mark nebst freier Wohnung und Aussicht auf
spätere Gehaltserhöhung.
Goldbach bei Aschaffenburg. Der Kultusvorstand: Moritz Oppenheimer." |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und
Vereinsleben
Ergebnis einer Spendensammlung (1868)
Derartige Veröffentlichungen von Spendensammlungen für bestimmte
Zwecke finden sich über mehrere Jahrzehnte häufig in der Zeitschrift "Der
Israelit".
Aus
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1868: "Durch Herz
Grünebaum, Lehrer in Goldbach: Samuel Löb in Goldbach 1
Gulden, Feist Solinger und Sohn 42 Kreuzer, Salomon Oppenheimer 12 kr.,
Raphael Oppenheimer Witwe 1 fl., Löb Bauer 12 kr., Bär Hirsch 1 fl 45 kr.,
Löb Löwenthal in Hösbach 1 fl. 10 kr., Daniel Löwenthal 30 kr.,
Joseph Löwenthal 2.30 kr., Herz Löwenthal 1.30 kr. Zusammen 7 fl 31 kr.,
wovon die Hälfte für Ostpreußen bestimmt ist." |
Gründung einer Ortsgruppe des "Verbandes der
Sabbatfreunde" (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1908:
"Goldbach, 16. März (1908). Nach einer zündenden Rede des Herrn
Louis Kahn aus Frankfurt am Main wurde in unserer Gemeinde eine Ortsgruppe
des 'Verbandes der Sabbatfreunde' gegründet. Auch sämtliche Mitglieder
der benachbarten Gemeinde Hösbach traten dem Vereine
bei." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zur Wahl von Louis Löb als Bevollmächtigter der bürgerlichen Gemeinde (1881)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1881:
"Goldbach bei Aschaffenburg, 18. November (1881). Bei der
vorgestrigen Gemeindewahl wurde der seitherige Bürgermeister einstimmig
wieder gewählt. Dagegen sind sämtliche Gemeindebevollmächtigte bei der
Wahl unterlegen und durch neue Mitglieder ersetzt worden. Bemerkenswert
dürfte es sein, dass sich unter denselben auch ein Israelit, nämlich
Herr Louis Löb, befindet, der von 142 Wahlstimmberechtigten 85 Stimmen
erhielt." |
Abschied von Gemeindevorsteher Louis Löb (1901) und Neuwahl von Moritz
Oppenheimer
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1901:
"Goldbach bei Aschaffenburg. Nach 35-jährigem, segensreichen Wirken
trat Herr Louis Löb, Mitglied der hiesigen Gemeindeverwaltung, von seinem
Amt als Vorsteher der Kultusgemeinde zurück, nachdem er bereits seit
Jahresfrist sich vom Geschäft zurückgezogen. Als Nachfolge wurde
einstimmig Herr Moritz Oppenheimer gewählt." |
Zum Tod von Dina Löwenthal (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1909:
"Goldbach, 7. Dezember (1909). Am letzten Erew Schabbat (Freitag)
haben wir eine wahre tüchtige Frau, Frau Dina Löwenthal, zur letzten
Ruhe bestattet. Die große Beteiligung seitens der Bevölkerung zeugte von
ihrer allseitigen Beliebtheit. Im Alter von nur 37 Jahren musste sie ihre
segensreiche Lebensbahn beschließen, betrauert auch von Armen und
Obdachlosen, die bei ihr stets gastliche Aufnahme fanden. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Über den Unfalltod von Wolf Oppenheimer
(1910)
(recherchiert und mitgeteilt von Walter Gößwein, Goldbach,
2008)
Im
jüdischen Friedhof von Aschaffenburg - Schweinheim befindet sich das Grab
von Wolf Oppenheimer aus Goldbach (nach dem Eingang in der 6. Reihe rechts); auf
dem Grabstein ist vermerkt: "verunglückte in tragischer Weise am
29.09.1910". Wolf Oppenheimer war als Viehhändler tätig; er ist
1857 geboren und war seit 1884 mit Fanny geb. Arnstein von Pflaumheim
verheiratet, mit der er fünf Kinder hatte.
Zu dem tragischen Unfalltod findet sich in der Aschaffenburger Zeitung vom 30. September1910
Nr. 490 folgender Bericht: Goldbach, 29. Sept. Der Unterhändler
Wolf Oppenheimer von hier wollte am Mittwochabend gegen 10 Uhr mit seinem
Sohne noch nach Hösbach. Unterwegs wurden beide von einem Radfahrer, der
ohne Laterne fuhr, angefahren und Oppenheimer sen. in den Straßengraben
geworfen, wobei er eine schwere Gehirnerschütterung erlitt und lange bewusstlos
darniederlag. Der leichtsinnige Fahrer ist erkannt. Der betroffenen
Familie wird allgemeine Teilnahme entgegengebracht.
Anzeige in der Aschaffenburger Zeitung vom 5. Oktober 1910:
gestorben 3. Okt. Qppenheimer, Wolf, Unterhändler hier 53 Jahre
Aschaffenburger Zeitung vom 30. Oktober 1910 Nr. 602 Abend-Ausgabe:
"Fahrlässige Tötung Am 28. September, abends kurz
nach 9 Uhr, fuhr der ledige Schreinergeselle Richard Heinrich von hier mit
seinem Fahrrad von Hösbach in der Richtung nach Goldbach und passierte
ihm das Unglück, in der Nähe des dortigen elektrischen Werkes den ihm
mit seinem Sohne entgegenkommenden Wolf Oppenheimer anzufahren, dass
dieser zu Boden stürzte und schwere Kopfverletzungen erlitt, an deren
Folgen er am 3. Oktober, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben, in
der hiesigen Klinik starb. Die Anklage legt Heinrich zur Last, dass er
durch übermäßig rasches Fahren auf dem Fußsteig und schlechter
Beleuchtung seines Rades das Unglück und dadurch den Tod des Oppenheimer veranlasst
habe. Der Angeklagte, der als ein ruhiger, besonnener junger Mann
geschildert wird, von dem nicht anzunehmen sei, dass er zu rasch gefahren
sei, behauptet, er sei 25 - 30 Zentimeter von der Fußbank entfernt in mäßigem
Tempo gefahren, die Radlaterne habe sehr hell gebrannt, aber in der
stockfinsteren Nacht habe er nur einen Ausblick von drei Metern gehabt. Es
sei ihm unbegreiflich, wie das Unglück passiert sei, Oppenheimer müsse
in sein Rad gelaufen sein. Joseph Oppenheimer, der seinen Vater
begleitete, deponiert, sein Vater sei rechts neben ihm auf der Fußbank
gegangen, in der Ferne habe er ein Licht gesehen, das er aber als das
eines stehenden Fuhrwerkes gehalten habe, den Radfahrer habe er erst in
dem Augenblick beobachtet, als sein Vater gestürzt sei. Die übrigen
Zeugen sagten wesentlich zugunsten des Angeklagten aus. Der Gerichtsarzt
erklärt, daß der Tod des O. infolge Gehirnhautentzündung, veranlasst
durch die schweren Verletzungen, erfolgt sei. Das Urteil lautete auf 1
Monat Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte 4 Monate, der Verteidiger Freispruch,
bzw. geringe Strafe beantragt." |
Zum Tod von Bonnette Grünebaum (1911), Frau des langjährigen Lehrers und Kantors
Grünebaum
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1911: "Goldbach
(Unterfranken), 28. März. Nach längerem mit Geduld ertragenen Leiden
verschied hier die allgemein beliebte Frau Bonnette Grünebaum im Alter
von 76 Jahren. Sie folgte ihrem vor 4 Jahren dahingegangenen Gatten, der 48
Jahre in unserer Gemeinde als Lehrer und Kantor wirkte, und dem sie
helfend und beratend treu zur Seite gestanden. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Gutel Rothschild (1911)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September
1911: "Goldbach-Hösbach, 11. September (1911). Die älteste Frau
unserer Gemeinde haben wir unter zahlreicher Beteiligung am Mittwoch, den
13. Elul, zur ewigen Ruhe getragen. Frau Gutel Rotschild, eine von wahrer
Frömmigkeit beseelte Frau, hat das schöne Alter von 84 Jahren erreicht. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Joseph Löwenthal (1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1920: "Goldbach-Hösbach.
1. August (1920). Einen unersetzlichen Verlust erlitt unsere Gemeinde
durch das plötzliche Hinscheiden des Herrn Joseph Löwenthal.
Überall, wo es galt, eine jüdische Pflicht zu erfüllen, wirkte er in
erster Linie beispielgebend. Die zahlreiche Beteiligung an der Beerdigung
zeigte, welche große Beliebtheit der Verblichene in allen Kreisen der
näheren und weiteren Umgebung genoss. An der Bahre schilderte Herr Lehrer
Erlebacher u.a. auch seine großen Verdienste, die er sich in kurzer Zeit
als Vorstand der Chewra und Kultusvorsteher erwarb, indem er
energisch für die Erhaltung und Förderung der Gemeindeeinrichtungen
eintrat. Sein Gottvertrauen hielt ihn auch aufrecht, als er einen
hoffnungsvollen Sohn im Kriege verlor. Möge Gott die Trauernden trösten
und unsere in den letzten Jahren so schwer heimgesuchte Gemeinde vor
weiteren herben Verlusten bewahren. Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
Zum Tod von Josef Rothschild (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Oktober 1921:
"Goldbach (Unterfranken), 29. September (1921). Ein selten großen
Ehrengeleite folgte am letzten Sonntag der Bahre des hier verstorbenen
Kaufmanns Josef Rothschild bis zum entlegenen Friedhof, ein Beweis,
welcher Beliebtheit und Achtung sich der Verstorbene in allen Kreisen der
Bevölkerung erfreute. Er war stets der erste im Gotteshaus, wo er auch
aushilfsweise als ehrenamtlicher Vorbeter die Gebete in schönster
Weise vortrug. Möge sein Vorbild uns voranleuchten, dass mit dem Beginn
des neuen Jahres, unsere Gemeinde zu neuer Blüte kommt. Seine Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Über Fredi Schönfeld (geb. 1923 in Goldbach, gest. in
Mineola 2006)
Anmerkung (für den Hinweis Dank an Matthias Staab in Goldbach): Fredi
Schönfeld verließ Goldbach mit seinen Eltern - Heinrich und Rose Schönfeld -
1938. Er kam zuerst als amerikanischer Soldat, später als regelmäßiger Besucher mit seiner zweiten Frau nach
Goldbach. Dabei nahm in den Wochen seines Aufenthaltes am "Dorfleben" teil, fand alte und neue Freunde (und auch einige alte, damals weniger freundliche Bekannte wieder), betete bei den Gedenkfeiern
anlässlich des Novemberpogroms das Kaddisch. Er wurde später Ehrenbürger von Goldbach.
Er starb 2006 in den USA, wo er im Staat New York lebte.
Presseartikel in "Mineola American"
(Quelle):
Fredi Schoenfeld, born in pre-Hitler Germany in 1923, died in Mineola on April 30, 2006. Mr. Schoenfeld, with his parents, Heinrich and Rose Schoenfeld, left Goldbach at the urging of a local Nazi official in 1938. Fredi's father had attended public school with this man. The official warned his friend to take his wife and son out of Germany within 48 hours. The official even knew that the Schoenfeld family had booked passage on a transatlantic ocean liner at the end of the month. This was approximately three weeks before
Kristallnacht. Leaving Germany, traveling through France, the Schoenfeld family arrived in Southampton, England to meet the same ship for passage to America. Their Christian neighbors out of friendship had packed their household goods and saw to their delivery to the dock in Germany. The family settled in the Flatbush section of Brooklyn.
In 1943, Fred returned to Europe courtesy of a troopship and the US Army. Fred spent a year in England translating German documents for the British and American armed forces, before fighting in France and Germany. Fred returned to the village of his birth before the war officially ended. Having seen Dachau shortly after it was liberated, Fred returned to America and did not speak German for 50 years. His first wife, Susan Prager, had left Germany at the age of 9 and willingly entered into this agreement. Fred and Susan raised two daughters, Linda Hodes and Terri Swartz in New Hyde Park. In those years, Fred manufactured children's dresses that his wife designed. The name of their company was Trudi Little Dresses.
In 1995, Fred, now widowed, married Carol Bella. At the suggestion of the Jewish cantor and the Catholic deacon who had married them, Fred and Carol went to Germany. Planning to stay but one day in his home village, Fredi reestablished and formed new relationships in his hometown. Each year he would return to place a wreath on the Jewish Memorial during the
Kristallnacht ceremonies in his village. Fred would lecture at the schools in Goldbach and a neighboring village, speaking on what it was like to grow up as a Jewish boy in Nazi Germany.
Fredi Schoenfeld was honored by the people of Goldbach. He was named Ehrenburger, this would translate to "Honored Citizen." He was one of two chosen for this honor in the last 100 years. Fred would joke that he was the only Judishche (Jewish) one
ever. In addition to his wife and two daughters, Fred leaves his son-in-law, Robert Swartz, and Carol's three children, Vitina Bella Buttino (Nicholas), Thomas James Bella (Jennifer) and Christine Bella McKenna (Thomas) and four grandchildren, Jonathan and Katie Swartz and Peter and Samuel Bella. |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Anzeige von Ferdinand Löwenthal in Hösbach
(1915)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1915:
"Junger, kräftiger Mann, der 18 Jahre alt ist und schon 3 3/4 Jahre
in der Bäckerei tätig war, sucht sofort Stelle.
Ferdinand Löwenthal
Hösbach (Unterfranken)." |
Zur Geschichte der Synagoge
In Goldbach war zunächst vermutlich ein Betsaal vorhanden. Zu
vermuten ist auf Grund der Zahl der jüdischen Familien in Hösbach im 18.
Jahrhundert (1794 acht Haushaltungen), dass dort Ende des 18. Jahrhunderts auch
ein Betsaal eingerichtet war.
1818 wurde in Goldbach eine
Synagoge erbaut, die nun auch von den in Hösbach lebenden Juden
besucht wurde. Aus dem Jahr der Einweihung 1818 war bis zuletzt ein
Toraschreinvorhang vorhanden.
Beim Novemberpogrom 1938
wurde der Innenraum der Synagoge und mehrere jüdische Wohnungen verwüstet. Die
Ritualien der Synagoge konnten gerettet werden, weil sie in einer Privatwohnung
versteckt waren. Das Synagogengebäude wurde an einen Dorfbewohner verkauft, später
abgebrochen. Das Synagogengrundstück wurde mit Wohnhäusern neu gebaut. Gegenüber,
auf einem heutigen Parkplatz / Parkanlage befindet sich seit 1987 eine Gedenkstätte
mit weißem Gedenkstein und der Abbildung einer Menora mit dem Text: "Überwindet
das Böse mit dem Guten. Zum Gedenken an die jüdischen Mitbürger unserer
Gemeinde und die am 9. November 1938 zerstörte Synagoge".
2008 erfolgte eine Neugestaltung der Gedenkstätte. Dabei wurden
zusätzliche Gedenksteine mit den Namen der aus Goldbach deportierten jüdischen
Personen aufgestellt.
Adresse/Standort der Synagoge: auf dem
Grundstück Sachsenhausen 4-6 (früher: An der Ortsstraße; hier heute
Wohnhäuser).
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 24.07.2005)
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne
Berichte
Berichte über die Besuche von Fredy Schönfeld in
Goldbach (1997/2000)
(Artikel erhalten von Joachim Braun, Würzburg)
Artikel
im "Main-Echo" (Ausgabe Aschaffenburg) vom 21. August 1997:
"Jüdischer Emigrant besucht Geburtsort - Fredy Schönfeld in
Goldbach - Als 14-jähriger mit den Eltern in die USA
ausgewandert.
Goldbach. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts lebten jüdische
Familien in Goldbach. Seit einigen Tagen ist Fredy Schönfeld zurück. Er
besucht zusammen mit seiner Frau die alte Heimat. Das letzte Mal hatte er
kurz nach dem Krieg als Offizier der US-Army seinen Geburtsort Goldbach
wiedergesehen. Schönfeld hatte mit seinen Eltern noch vor den
Novemberausschreitungen 1938 Goldbach verlassen..." Zum
weiteren Lesen bitte Artikel anklicken. |
|
Artikel
von Melanie Pollinger im "Main-Echo" (Ausgabe Aschaffenburg) vom
12. August 2000: "Eine jüdische Jugend in Goldbach. Seit
fünf Jahren kehrt der 1938 vertriebene Fredi Schönfeld regelmäßig
zurück: 'Es ist immer noch meine Heimat'.
Goldbach. Als Fredi Schönfeld aus Mineola bei New York vor fünf
Jahren das erste Mal seit Kriegsende wieder nach Goldbach gekommen war,
hatte er eigentlich nur einen Tag bleiben wollen. 'Ich ging in den
katholischen Kindergarten, um Toni Meidhof zu sehen. Die hat mich nur
angeschaut und gesagt: 'Du Lausbub!' Mit einem Schlag war die Kindheit
wieder greifbar, die Zeit vor dem 1. Oktober 1938, als der 14-jährige
Fredi zusammen mit seinen Eltern, dem jüdischen Viehhändler Heinrich
Schönfeld und dessen Frau Rosa, nach Amerika auswanderte. Inzwischen
kehrt Fredi Schönfeld regelmäßig nach Goldbach zurück."
Zum weiteren Lesen bitte Artikel anklicken. |
|
Artikel
im "Main-Echo" (Ausgabe Aschaffenburg) vom 12. August 2000:
"Die Heimkehr 1945. Wie Fredi Schönfeld als GI sein Goldbach
wieder sah..." zum Lesen bitte anklicken.
Foto mit Untertext: "Das Goldbacher Haus in der Aschaffenburger
Straße 50, wie es die Schönfelds 1938 zurück lassen mussten. Es steht
noch heute." |
|
Artikel
im "Main-Echo" (Ausgabe Aschaffenburg) vom 12. August 2000:
"Die Mutter ging putzen, der kranke Vater starb 1943. Schicksale
der Schönfelds in Amerika und anderer Goldbacher Juden - Ende in
Krasnysdaw und Theresienstadt."
Zum Lesen bitte anklicken. |
|
Artikel
(Fotos) im "Main-Echo" (Ausgabe Aschaffenburg) vom 12. August
2000 mit
Text zum Foto oben: "Fredi mit seinen Eltern Rosa und Heinrich
Schönfeld: Der Vater starb in Amerika bereits 1943".
Text zum Foto unten: "Glückliche Goldbacher Jugendtage: Fredi
mit den Schäfers-Kindern - in Karnevals-Maskerade im Schnee. Hugo Karpf,
Vorsitzender des Geschichts- und Heimatvereins, präsentierte solche alten
Fotos beim jetzigen Wiedersehen im Rathaus: auch von Tanten, Onkeln und Großeltern
- und vor allem von dem 14-jährigen Fredi während der Überfahrt, als er
durch einen Rettungsring guckt". |
|
Artikel
(Foto) im "Main-Echo" (Ausgabe Aschaffenburg) vom 12. August
2000: Untertext: "An Josefs Geschichte im Alten Testament
erinnert den Bürgermeister-Stellvertreter Wolfgang Mauler das Schicksal
des gebürtigen Goldbachers Fredi Schönfeld, der mit seiner Frau Carol
und deren Freundin Brigitte Jäger zu Besuch ist. Mauler überreichte dem
Gast drei Gedenksteine aus Goldbacher Lehm: einen kleinen, golden
bemalten, der für 'Glaube' steht, einen mittleren mit blauweißen
Streifen, Symbol für 'Hoffnung', und einen großen roten, der die 'Liebe'
verkörpern soll. 'Wir können noch so viele Gedenksteine aufstellen. Es
sind die Menschen, die sie lebendig machen', betonte Mauler. Schönfeld
bedankte sich für die herzliche Aufnahme..." Zum
weiteren Lesen bitte anklicken. |
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Februar 2018:
In Goldbach werden "Stolpersteine"
verlegt
Anmerkung: Beim Gedenkstein Sachsenhausen 5 wurden
"Stolpersteine" verlegt für Bernhard Oppenheimer (1890), Frieda
Oppenheimer geb. Gernsheimer (1900), Renata Oppenheimer (1928); Vor dem
Gebäude Aschaffenburger Straße 51 für Moritz Regenstein (1898), Rosa
Regenstein geb. Oppenheimer (1899), Ilse Regenstein (1929); vor dem
Gebäude Aschaffenburger Straße 48 für Josef Oppenheimer (1885), Gerta
Oppenheimer geb. Hirsch (1888), Walter Oppenheimer (1917), Erna
Oppenheimer (1920), ; vor dem Gebäude Aschaffenburger Straße 69 für
Jakob Brandstädter (1897), Mina Brandstädter geb. Rothschild (1895),
Heinz Brandstädter (1921), Josef Brandstädter (1923) und Lore Dina
Brandstädter (1929). |
Artikel von Nina Beckmann-Höhenberger im
"Main-Echo" vom 12. Februar 2018: "Goldbach verlegt am Donnerstag erste "Stolpersteine".
Gedenken an jüdische Mitbürger, die in der NS-Zeit ermordet wurden
Goldbach. Seit 1992 verlegt der in Köln lebende Künstler Gunter Demnig Stolpersteine - kleine quadratische Messingtafeln, die im Boden eingebracht werden und an das Schicksal jener Menschen erinnern sollen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert oder vertrieben wurden.
Ihr 800-jähriges Jubiläum nimmt die Gemeinde Goldbach zum Anlass, dem Beispiel vieler anderer Städte und Gemeinden zu folgen und ebenfalls Stolpersteine zu verlegen.
15 Steine werden am Donnerstag, 15. Februar, ab 12 Uhr von Gunter Demnig an insgesamt vier Stationen verlegt. Für jede Station gibt es einen Paten. Die Patenschaft für die
Familie Regenstein, die bis 1942 an der Aschaffenburger Straße 51 lebte, haben ehemalige Klassenkameraden von der Tochter der Familie, Ilse Regenstein, übernommen.
'Die Ilse war ein ganz ruhiges, stilles Mädchen; als die Hetze gegen die Juden schlimmer wurde, ist sie noch stiller geworden', erinnert sich Ottmar Heeg beim Gang durch den Goldbacher Ortskern. Der 88-Jährige war damals Klassensprecher und wird bei der Stolpersteinverlegung am ehemaligen Wohnhaus der Familie
Regenstein ein paar Worte sagen.
Vorbei am jüdischen Gedenkstein am Parkplatz Sachsenhausen geht der Weg zum ehemaligen Wohnhaus der Familie Regenstein.
'Dort, wo jetzt ein Dönerimbiss ist, war früher der Stall', erzählt
Heeg. Darüber befanden sich die Wohnräume der Familie, die zu einer der ärmsten in Goldbach gehörte, wie Heeg berichtet.
Am 9. September 1942 wurde die Familie Regenstein laut Goldbachs Chronik nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet.
'Irgendwann war ihr Platz im Klassenzimmer leer und wir haben gedacht, sie sei krank; dabei war sie schon auf dem Weg in ihren Tod', sagt Heeg und blickt in die Ferne.
Auch an die Zerstörung der Synagoge, die schräg gegenüber des Gedenksteins an der Straße Sachsenhausen 6 stand, kann sich der 88-Jährige noch erinnern. In der Reichsprogromnacht am 9. November 1938 seien die Scheiben eingeschlagen, am nächsten Tag die Mauern eingerissen worden.
'Wir Buben sind noch hingerannt und haben uns Bücher mitgenommen. Erst zu Hause haben wir festgestellt, dass wir die Schrift gar nicht lesen können.'
'Ich war damals 12 Jahre alt'. Ob er Schuld an all dem Geschehenen empfindet? Heeg zögert. Im Rückblick sicher, sagt er.
'Aber wir waren damals 12 Jahre alt, wir haben uns keine großen Gedanken gemacht.'
Außerdem sei einem von morgens bis abends die Propaganda eingeimpft worden. Selbst zu Hause hinter verschlossenen Türen habe man sich nicht getraut, Kritisches zu sagen.
'Alle hatten Angst', sagt Heeg und fügt nach einigen Augenblicken hinzu: 'Aber es ist wichtig, dass man sich erinnert!'."
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Weiterer Artikel von Nina
Beckmann-Höhenberger im "Main-Echo" vom 12. Februar 2018:
"Wo die Goldbacher Stolpersteine verlegt werden. Vier Stationen im Goldbacher Ortskern
Goldbach. Insgesamt 15 Stolpersteine für die Mitglieder dreier jüdischer Familien verlegt Gunter Demnig am Donnerstag, 15. Februar, in Goldbach. Das ist erst der Anfang, sagt Bürgermeister Thomas
Krimm. Weitere Steine für die insgesamt 32 jüdischen Mitbürger sollen folgen - voraussichtlich schon im nächsten Jahr.
'Damit die Namen einen Ort kriegen.'
Die Stolpersteinverlegung beginnt um 12 Uhr am jüdischen Gedenkstein am Parkplatz
Sachsenhausen 5, wo Bürgermeister Krimm eine Rede halten wird. Dann geht es weiter zur
Aschaffenburger Straße 51, wo Demnig vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie
Regenstein drei Stolpersteine verlegen wird. An der Aschaffenburger Straße 48 ist die nächste Station, wo die
Familie Oppenheimer lebte. Für diese hat Gemeinderatsmitglied Wolfgang Mauler, auf dessen Anregung hin die Stolpersteine in Goldbach verlegt werden, die Patenschaft übernommen.
Die vierte und letzte Station ist an der Aschaffenburger Straße 69, wo die jüdische
Familie Brandstädter ein Kaufhaus betrieb. Die Patenschaft für die 1942 im Alter von 13 Jahren deportierte und vermutlich noch im gleichen Jahr ermordete
Tochter Lore übernehmen Schüler der Mittelschule Goldbach. An jeder Station wird laut Bürgermeister Krimm Musik gespielt und Rosen werden abgelegt..."
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Juni 2019:
Weitere Verlegung von elf
Stolpersteinen in Goldbach |
Zur Verlegung am 24. Juni 2019
(Informationen aus
https://www.goldbach-entdecken.de/events/2-stolpersteinverlegung-des-marktes-goldbach/):
"2. Stolpersteinverlegung des Marktes Goldbach. Stolpersteine sind
Orte der Erinnerung und der Mahnung. Sie sollen uns im Alltag die
Gräueltaten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bewusstmachen. Ihre
Verlegung auf Gehwegen und öffentlichen Plätzen soll die Erinnerung in den
öffentlichen Raum tragen.
Der Markt Goldbach wird zum Gedenken an die verfolgten jüdischen
Mitbürgerinnen und Mitbürger Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig
verlegen lassen. Im Rahmen einer ersten feierlichen Gedenkveranstaltung am
15. Februar 2018, wurden insgesamt 15 Stolpersteine an vier Anwesen in
Goldbach, in denen bis 1942 jüdische Familien lebten, gesetzt.
Zeit: Montag, der 24.06.2019 um 15:00 Uhr. Treffpunkt: Aschaffenburger
Straße 57, 63773 Goldbach
Hermann und Fanny Hirsch Anschrift: Aschaffenburger Str. 57
Familie Rothschild Anschrift: Aschaffenburger Str. 44
Karoline und Ludwig Löwenthal Anschrift: Aschaffenburger Str.
48
Heinrich und Rosa Schönfeld Anschrift: Aschaffenburger Str. 50
Babett Rothschild Anschrift: Aschaffenburger Str. 63
Eine 11. Klasse des Hanns-Seidel-Gymnasiums, Hösbach, hat mit einem
Schulprojekt die Biographien der jüdischen Mitbürger recherchiert und
aufgearbeitet. Die Schüler werden im Rahmen der Gedenkveranstaltung die
Lebensläufe in deutscher und englischer Sprache verlesen. Daneben wird es
zum Abschluss der Stolpersteinverlegung eine Schautafel mit
Fotodokumentation und textlichen Erläuterungen der Schüler geben. Zur
Stolpersteinverlegung erwarten wir mit Susan H. Sidel und Helen Davis zwei
Enkelinnen der jüdischen Opfer-Familie Fanny und Hermann Hirsch, die auf
Einladung der Gemeinde eigens aus den USA anreisen, um der Verlegung
beizuwohnen. Für die Verlegung der ersten 15 Stolpersteine am 15.02.2018
wurde ein Spendenaufruf durch den Markt Goldbach gestartet. Insgesamt
konnten alle 26 Stolpersteine durch je eine Spende finanziert werden."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Ignatz M. Wohlfahrt: Goldbach. Geschichte des
Dorfes und seiner Kirche aus ältester Zeit bis zur Gegenwart. Goldbach 1950.
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| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
Zu Goldbach S. 306-307. Zu Hösbach S. 325. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 61 (kein Abschnitt zu Hösbach) |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) Zu Goldbach S. 437-438. Zu Hösbach
S. 438. |
| Ingrid Heeg-Engelhart:
Die jüdische Gemeinde Goldbach von ihren Anfängen bis 1942, in: Markt
Goldbach – Geschichte und Gegenwart, 1998, S. 226-257. |
| Peter Körner: Biographisches Handbuch der Juden in Stadt- und
Altkreis Aschaffenburg (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins
Aschaffenburg 39). 1993. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 92-93. |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband
III: Unterfranken, Teil 1.
Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg.
von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff
in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu (mit umfassenden Quellen- und
Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite
von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Goldbach-Hösbach S.70-82.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Goldbach. Jews may have been
present in the 14th century. An organized community is mentioned in the early
18th century, growing to 72 in 1890 (total 1,668). In 1933, 38 remained. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), the synagogue and Jewish homes were vandalized. Of the 24
Jews remaining in 1942, 16 were deported to Izbica in the Lublin district
(Poland) via Wuerzburg on 25 April and five to the Theresienstadt ghetto in
September 1942.
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