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Holzhausen a.d. Haide
mit Obertiefenbach (Nassau) (VG
Nastätten, Rhein-Lahn-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Holzhausen an der Haide bestand eine jüdische
Gemeinde bis nach 1933 (Auflösung spätestens 1937). Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18.
Jahrhunderts zurück. Erstmals wird eine Schutzjudenfamilie am Ort (im
damaligen nassauischen Amt Hohenstein) im Jahr 1668 genannt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1843 21 jüdische Einwohner, 1864 43 (5,7 %), 1871 43 (5,8 % von insgesamt 738
Einwohnern), 1895 38 (5,4 % von 695), 1900 41, 1905 37.
Zur jüdischen Gemeinde Holzhausen gehörten auch die in Obertiefenbach
(Nassau) lebenden jüdischen Personen: 1843 28 jüdische Einwohner, 1905 18 (damals an Schupbach
angeschlossen) .
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule (Religionsschule) und möglicherweise ein rituelles Bad.
Die Anfang des 20. Jahrhunderts acht jüdischen Familien am Ort hatten die
folgenden Gewerbebetriebe: die Gebrüder Louis, Julius und Siegmund Leopold
betrieben Landwirtschaft, Viehhandel und Handel mit Landesprodukten; Simon Roos
hatte ein Lebensmittel-, Möbel- und Manufakturwarengeschäft; Moritz Roos
betrieb Landwirtschaft, Metzgerei und hatte ein Lebensmittelgeschäft; Max Strauß
hatte Landwirtschaft und betrieb Kleinviehhandel; Jakob Leopold betrieb
Pferdehandel und Landwirtschaft.
Um 1924 gehörten zur Gemeinde noch 22 Personen (3,1 % von insgesamt 720
Einwohnern am Ort). 1932 war Gemeindevorsteher Sigmund Leopold. Als
Lehrer kam regelmäßig Gustav Mannheimer aus Nastätten nach Holzhausen. Er
hatte im Schuljahr 1931/32 noch zwei Kindern den Religionsunterricht zu
erteilen.
1933 lebten noch 18 jüdische Personen in Holzhausen (2,4 % von 740
Einwohnern). In
den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Letzter Gemeindevorsteher
war Julius bzw. Jakob Leopold. 1939 wurden noch drei jüdische Einwohner
gezählt.
Von den in Holzhausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Frieda E. Baum geb. Roos
(1899), Adolf Leopold (1871), Flora Leopold (1897), Martha Leopold (1898), Max
Leopold (1873), Lina Levita geb. Strauß (1895), Irma Metzger geb. Goldschmidt
(1896), Irma Metzger geb. Leopold
(1895), Alfred Roos (1907), Frieda Roos (1905), Max Roos (1910), Mina Roos geb.
Hirschmann (1902), Moritz Roos (1880), Simon Roos (1865), Tina (Fina, Fanny)
Strauß geb. Roos (1863).
Eine Zusammenstellung ist schwierig, da in den genannten Listen teilweise
keine Differenzierungen zwischen den aus den jüdischen Gemeinden Holzhausen (=
Rauisch-Holzhausen), Holzhausen an der Haide, Holzhausen v.d.H. und
Holzhausen über der Aar vorgenommen werden; an allen drei Orten gab es
jüdische Gemeinden beziehungsweise jüdische Familien. Für die Recherche
wurden die oben genannten Familiennamen Goldschmidt, Leopold, Roos und Strauß zugrunde
gelegt.
Aus Obertiefenbach sind umgekommen: Ilse Hermann (1922), Leopold Hermann
(1884), Paula Hermann geb. Blumenthal (1895), Ruth Hermann (1925), Sally Hermann
(1889), Albert Herz (1888), Arthur Zadok Herz (1894), Jenny Rosa Herz (1887),
Sigmund Herz (1907), Rosa Reinhard geb. Strauss (1883), Moritz Rosenberg (1866),
Regina Rothschild geb. Rosenberg (1881).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte aus dem jüdischen
Gemeindeleben
Eine jüdische Jugendgruppe wurde
gegründet (1933)
Artikel
im "Israelitischen Familienblatt" vom 12. Januar 1933: "Nastätten. Am
Jahresende wurde eine 'Jüdische Jugendgruppe' gegründet, die bereits
30 Mitglieder aus Nastätten,
Miehlen und Holzhausen zählt. Ihre
Aufgabe ist die Pflege jüdischen Wissens. Bei der eigentlichen
Gründungsfeier am 14. Januar wird Bezirksrabbiner Dr. Laupheimer, auf
dessen Anregung der Verein ins Leben gerufen wurde, einen Vortrag halten." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Regine Leopold geb. Löwenberg
(1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1887: "Todes-Anzeige.
Am 20. dieses Monats verschied plötzlich nach nur mehrstündigem
Krankenlager unsere liebe unvergessliche Gattin, Mutter, Schwester, Tante
und Schwägerin, Frau Regine Leopold geb. Löwenberg zu Holzhausen
a.d. Heide im 57. Lebensjahre.
Wir widmen diese Trauernachricht allen Verwandten und Bekannten und bitten
um stille Teilnahme, wie wir auch allen denjenigen, welche von Nah und
Fern so regen und innigen Anteil an dem so überaus schmerzlichen Verluste
nahmen und sie zur letzten Ruhestätte geleiteten, unseren herzlichsten
Dank sagen. Holzhausen a.d. Haide, Kördorf, Maxsain,
Langenschwalbach, Limburg und
Nastätten. Die trauernden
Hinterbliebenen." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Todesanzeige für Settchen Goldschmidt geb. Leopold
(1924)
Anmerkung: bei der Schwiegertochter geb. Goldschmidt handelt es sich um die
nach der Deportation 1942 umgekommene Irma Metzger geb. Goldschmidt.
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 21. Februar 1924: "Nach kurzer
Krankheit verschied unerwartet meine liebe, gute Frau, unsere treusorgende
Mutter, Großmutter, Schwester und Tante, Frau
Settchen im Alter von 56 Jahren.
In tiefer Trauer:
Moses Goldschmidt Sally Goldschmidt Otto Metzger
und Frau geb. Goldschmidt.
Holzhausen (Haide), Limburg (Lahn), Mainz, den 4. Februar
1924. |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen
Häuser vorhanden. 1865 stellte Beer Hirschberger den Antrag auf eine
eigene Synagoge am Ort. Der Herzog von Nassau bewilligte einen Zuschuss von 100
Gulden. Allerdings kam es vorerst nicht zum Bau einer Synagoge. Erst im Jahr 1897
konnte eine solche erbaut beziehungsweise eingerichtet und eingeweiht
werden. Bei der Synagoge handelte es sich um einen Backsteinbau mit
Rundbogenfenstern.
Das Synagogengebäude, über dessen Geschichte nur wenig Informationen
vorliegen, wurde Ende der 1960er-Jahre abgebrochen, um an seiner Stelle ein
Wirtschaftsgebäude zu errichten.
Adresse/Standort der Synagoge: Schulstraße
Fotos
(Quelle: Landesamt s. Lit. S. 190)
Die ehemalige
Synagoge
in Holzhausen |
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Aufnahme vor dem
Abriss des Gebäudes (1966) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 387. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 440-441. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 190 (mit weiteren Literaturangaben).
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Holzhausen an der Haide
Hesse-Nassau. Numbering 43 (6 % of the total) in 1871, the community dwindled to
18 in 1933. All the Jews left by 1940.
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