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Friedhöfe in der Region"
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Bad Königshofen (Kreis Rhön-Grabfeld)
Der jüdische Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur
Synagoge in Bad Königshofen (interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Die Toten der jüdischen Gemeinde
Königshofen wurden zunächst in Kleinbardorf
beigesetzt. 1920/21 wurde ein eigener Friedhof (auf Gemarkung des damals
noch selbständigen Ortes Ipthausen) als
Begräbnisplatz für die in Königshofen und Umgebung lebenden jüdischen
Familien angelegt. Für die Anlage des Friedhofes wurden von der Israelitischen
Kultusgemeinde Königshofen auf Veranlassung von Julia (Julie) Kohn Spendengelder
gesammelt. Für 3.000 Reichsmark konnte die Gemeinde schließlich an der
Eyershäuser Straße vier benachbarte Äcker zur Anlage eines Friedhofes
erwerben.
Die Einweihungszeremonie fand am 23. Januar 1921 (14. Schevat
5681) statt. Dazu begab sich die Gemeinde zunächst zu einem Morgengottesdienst
in die Synagoge; später versammelten sich die Mitglieder vor dem Eingang des
neuerrichteten Friedhofs. Zunächst wurden Psalmen gebetet, dann begann die
Zeremonie mit einer Ansprache des Lehrers der Gemeinde, Julius Herrmann. Darauf
folgten ein allgemeines Gebet sowie ein Gebet zum Gedenken an die Verstorbenen
der Kultusgemeinde. Noch am selben Tag wurde eine Chewra Kadischa
(Wohltätigkeits- und Bruderschaftsverein) gegründet.
Der
erste auf dem Friedhof Beigesetzte war der Kaufmann David Friedmann
(Geschäft am Marktplatz in Königshofen), der auf seine Kosten
eine Mauer hatte errichten lassen (sie kostete 12.000 Mark). Der Friedhof ist mit einem Drahtzaun und einer Hecke
eingefriedet. Die letzte Beisetzung soll 1942 gewesen sein. Insgesamt wurde der Friedhof von
1921 bis 1938 mit 43 Gräbern belegt (die in
einigen Beiträgen zu lesende Zahl von 150 Gräbern ist nicht richtig).
Der Friedhof wurde 1925 (?), 1933 und 1935 (in diesem Jahr durch eine Einheit des
Reichsarbeitsdienstes) geschändet. In der
NS-Zeit wurde der Großteil der Grabsteine abgeräumt und zweckentfremdet (zum Beispiel als Treppen im
Kurpark. aber auch für das städtische Schwimmbad und bei Baumaßnahmen in
Privathäusern). Nur noch 14 Grabstätten sind heute erkennbar vorhanden. Die
Friedhofsfläche umfasst 30,22 ar (nach anderen Angaben knapp 29 ar). Die von
David Friedmann gespendete Friedhofsmauer wurden in der NS-Zeit gleichfalls
abgebrochen und für bauliche Zwecke verwendet.
Bei Kriegsende befanden sich noch einige Grabsteine in der Scheune des
Nazi-Kreisleiters, die wieder auf dem Friedhof aufgestellt wurden. Die anderen
Steine blieben zunächst verschollen. 1957 waren auf dem Friedhof zwölf
Gräber zu erkennen, zehn davon waren unbeschädigt, 46 Grabstätten waren noch
auszumachen, davon 21 eingefasst. 1974 wurde links vom Eingangstor durch
den Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und auf Anregung
der ehemaligen jüdischen Bürger Königshofens ein Mahnmal
zur Erinnerung an die in der NS-Zeit ermordeten Juden von Königshofen und
Umgebung aufgestellt. 1993 wurden an einer Treppe in der Nähe der
Wandelhalle im Kurpark Schriftzeichen und daraufhin einige Grabsteine geborgen,
die hier als Baumaterial für Treppen verwendet worden waren. 1997 wurde ein Teil der in der NS-Zeit abgeräumten
Grabsteine zurückgebracht und zu einem Mahnmal zusammengefügt, das durch den
damaligen Kreisbaudirektor Fritz Köth entworfen wurde (Gedenkpyramide). Im
Kurpark erinnert ein Findling mit der Inschrift: "Der Stein, der aus der
Erde ruft - Beim Bau dieser Treppen wurden im Jahr 1938 jüdische Grabsteine aus
den Friedhöfen Kleinbardorf und Königshofen/Ipthausen verwendet. Im Jahr 1994
ließ die Stadt Bad Königshofen diese Treppen abbauen. Diese Steine befinden
sich nunmehr auf dem Gelände des jüdischen Friedhofs im Stadtteil Ipthausen".
Anmerkung nach dem Presseartikel
in der "Main-Post" vom 22.1.2001 (siehe Literatur unten; ohne
Verfasserangabe): Im Zentralarchiv für die Geschichte des jüdischen Volkes in Jerusalem befindet sich das "Gedenkbuch des Friedhofes der israelitischen Kultusgemeinde Königshofen i.G." Dieses Buch wurde von den nationalsozialistischen Machthabern gegen Ende des zweiten Weltkrieges konfisziert und in das Staatsarchiv nach Würzburg verbracht. Von dort gelangte es in das Archiv in Jerusalem.
Das Gedenkbuch umfasst vier Teile. Der erste Teil enthält eine Reihe von Anordnungen zu der feierlichen Einweihung des Friedhofes. Darin wird unter anderem ein halber Tag Fasten sowie eine Gebühr pro Person festgelegt. Der zweite Teil berichtet über die Satzungen eines neu errichteten Wohltätigkeits- und Bruderschaftsvereins, die zugleich auch die Bestimmungen der Friedhofsordnung enthält. Der dritte Teil enthält eine Liste der Gräber, die nach Todesdatum erstellt ist und darüber hinaus außer den persönlichen Daten auch den genauen Begräbnisplatz angibt. Somit lassen sich heute die vorhandenen Grabplätze, auch wenn sie größtenteils ohne Stein sind, den Personen zuordnen. Darüber hinaus belegt diese Liste die Herkunft der Grabsteine, die im Kurpark als Treppen missbraucht worden waren. Sämtliche Grabsteine stammten vom Königshöfer Friedhof, und nicht, wie damals verschiedentlich vermutet, auch vom Friedhof in Kleinbardorf.
Der Friedhof wurde ab Februar 1921 bis September 1938 mit insgesamt dreiundvierzig Gräbern belegt, was verdeutlicht, dass diese neue Begräbnisalternative auch von den Nachbargemeinden (zum Beispiel Trappstadt) sofort angenommen worden war.
Die Zahl 43 belegt aber auch, dass beim Abbau der Kurparktreppen, die man dann zu einem Denkmal auf dem Friedhof verwendete, nicht alle ursprünglichen Grabsteine entdeckt worden sind. Schätzungsweise etwa 20 bis 25 Steine und ihre Verwendung sind damit bisher nicht geklärt. Der folgende Bericht, der vierte Teil des Gedenkbuches, 1921 unterzeichnet von dem Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Verwaltung, Karl Einstädter und von dem Lehrer Julius Herrmann, gibt einen eindrucksvollen Einblick in das damalige Geschehen: "Der Gedanke, einen Friedhof in der Gemeinde Königshofen anzulegen, tauchte immer wieder auf, zumal die Familienzahl sich vergrößerte und der Weg hinauf nach Kleinbardorfs altem, ehrwürdigem Gottesacker immer beschwerlicher wurde. Es blieb jahrelang bei dem Gedanken, da die Personen fehlten, die diese Idee mit der Tat verwirklichten."
Link zur Website des Zentralarchives für die Geschichte des jüdischen Volkes
in Jerusalem: Seite
zu Königshofen; eingestellt: pdf-Datei mit den Dokumenten
des Zentralarchivs zu Königshofen.
Aus der Geschichte des Friedhofes
Die Friedhofschändung 1925
Hinweis: es liegt noch keine Bestätigung vor, dass es sich um den
Friedhof in Königshofen-Ipthausen handelt. Möglicherweise bezieht sich die
Pressemitteilung auf den jüdischen
Friedhof im elsässischen Königshofen (Koenigshoffen) bei Straßburg.
Artikel
in der "Jüdischen liberalen Zeitung" vom 10. April 1925:
"Königshofen. Auf dem jüdischen Friedhof in Königshofen wurde eine
große Anzahl von Grabsteinen umgeworfen, aus mehreren Grabdenkmälern
wurden die Marmorplatten herausgeschlagen und die Trümmer auf dem
Friedhof zerstreut. Die Erhebungen sind eingeleitet, bisher wurden die
Täten nicht eruiert." |
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Derselbe
Bericht erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April
1925. |
Die Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt heute inmitten eines Wohngebietes von Bad Königshofen
(Straße "Am Judenfriedhof)
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
(Fotos: Jürgen Hanke, Kronach)
Der geschändete
Friedhof
(Fotos von 1935)
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Die Fotos wurden
von Kreisheimatpfleger Reinhold Albert, Sulzdorf an der Lederhecke zur
Verfügung gestellt.
1935 wurde der Friedhof durch eine Einheit des Reichsarbeitsdienstes (RAD)
geschändet, die damals in der alten Volksschule in Königshofen
untergebracht war. Eines Tages zog sie nach dem Frühsport zum Friedhof
und warf die Grabsteine um. |
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Die in der NS-Zeit
vom Friedhof entwendeten und zum Bau einer Treppe missbrauchten Grabsteine
wurden im städtischen Bauhof zwischengelagert,
bevor sie im Friedhof nach einem Entwurf von Kreisbaudirektor i.R. Fritz
Küth 1997 zu einem Denkmal zusammengefügt wurden
(Foto: Kreisheimatpfleger Reinhold Albert, Sulzdorf an der
Lederhecke) |
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Eingangstor
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Blick über den Friedhof
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Oben Gedenkstein
von 1974: "Zur ewigen Erinnerung. 1920-1942.
Den Toten zur
Ehre und Ewigen Erinnerung an die hier bestatteten jüdischen Bürger aus
Königshofen und Umgebung und zum Gedenken der in den Vernichtungslagern
1933-1945 grausam hingemordeten. Uns Lebenden zur Mahnung, dem kommenden
Geschlechtern zur eindringlichen Lehre. Mögen ihre Seelen eingebunden
sein und den Bund des Lebens.
Errichtet im Jahre 1974 vom Landesverband der Israelitischen
Kultusgemeinden in Bayern auf Anregung der ehemaligen jüdischen Bürger
von Königshofen im Grabfeld und Umgebung. |
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Blick auf den Friedhof mit dem
Denkmal von 1997 |
Denkmal aus 1997
zurückgebrachten
Grabsteinen bzw. Grabsteinfragmenten |
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Fotos von 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 29.5.2007) |
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Eingangstor mit Hinweistafeln |
Hinweistafel:
"Judenfriedhof - angelegt 1923.
Im Besitz der Israelitischen
Kultusgemeinden in Bayern" |
Blick über den Friedhof |
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Blick vom Denkmal
auf den
Friedhof |
Hinter dem Denkmal liegen
größere
Fragmente von Grabsteinen |
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Zwischen der Stadt und dem
Friedhof
verläuft der "Judenpfad" |
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Einzelne Presseberichte zum Friedhof
Mai 2013: Besuch
von Nachkommen von Beigesetzten auf dem Friedhof |
Artikel in der "Main-Post"
(Lokal-Ausgabe Rhön-Grabfeld) vom 9. Mai 2013: "Bad Königshofen.
die Erinnerung wachhalten.
Arnold Samuels war auf dem jüdischen Friedhof am Grab seiner
Großeltern..."
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei . |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens
in Bayern. 1988 S. 70-71. |
| Anita Sperle-Fleig / Gabi Kokott: Jüdische
Friedhöfe in Unterfranken. Diplomarbeit Weihenstephan 1986. |
| Reinhold Albert: Geschichte der Juden im Grabfeld.
Kleineibstadt 1990. |
| ders.: Friedhofsschändung beim Frühsport. In:
Main-Post vom 9. Dezember 2014. Link
zum Artikel (gebührenpflichtig) |
| Artikel in der "Main-Post" vom 22. Januar 2001:
"Bis September 1938 mit 43 Gräbern belegt. Heute vor 80 Jahren wurde
in Bad Königshofen der jüdische Friedhof eingeweiht..." Link
zum Artikel |
| Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in
Bad Königshofen.
In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 10. Jahrgang
Nr. 68 vom Dezember 1995 S. 17. Beitrag
von Michael Trüger online zugänglich |
| Isabell Klingert: Der jüdische Friedhof in Bad
Königshofen-Ipthausen. In: Heimatjahrbuch Rhön-Grabfeld 2015. |
| Reinhold
Albert: Jüdische Friedhöfe im Landkreis Rhön-Grabfeld.
Schriftenreihe der Kulturagentur des Landkreises Rhön-Grabfeld Heft 1.
2015.
Buchvorstellung
von Israel Schwierz bei haGalil.com |
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