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Zu den Synagogen im
Kreis "Südliche Weinstraße" und Stadtkreis Landau
Klingenmünster (VG
Bad Bergzabern, Kreis Südliche Weinstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Klingenmünster bestand eine jüdische
Gemeinde bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Bereits im 16. Jahrhundert waren
jüdische Personen am Ort. 1550 sind zwei "Schutzjuden" am Ort
genannt ("Gotlieb und Dochtermann Mannel"), die einen "kleinen
Schirmbrief auf Widerruf" hatten und jährlich fünf Gulden Schutzgeld zu
zahlen hatten. 1722 werden drei (Gerson, Jockel und Gerson Hirsch), 1743
vier jüdischen Familien (Gerson der alte, Aberle, Jacobs Witwe, Gerson der
Junge) am Ort genannt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 44 jüdische Einwohner (3,5 % der Gesamteinwohnerschaft), 1825
43 (3,2 %), 1847/48 56 (in elf Familien), 1875 54, 1900
40.
Zur Gemeinde in Klingenmünster gehörten offiziell auch die in Klingen
und Pleisweiler lebenden jüdischen
Personen, doch gestaltete sich die Zusammengehörigkeit schon durch die an
beiden Orten vorhandenen Synagogen/Beträume vermutlich nur sehr locker.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), ein jüdische Schule und
ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise
ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die
Toten der Gemeinde wurden im 17. Jahrhundert auf dem jüdischen Friedhof
in Annweiler, später auf dem jüdischen Friedhof
in Ingenheim beigesetzt. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Landau.
Hinweis zur Mikwe: ein rituelles Bad existierte im 18. Jahrhundert in
Klingenmünster. Der Bergzaberner Kantonsart bemerkt 1828 in seinem Bericht an
die Königliche Kreisregierung in Speyer, in Klingenmünster sei das
Kellerquellenbad seit vierzig Jahren in der Behausung des Israeliten Samuel
Levi.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Gemeinde aufgelöst und die noch in
Klingenmünster lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Ingenheim
zugeteilt.
1924 wurden noch vier jüdische Einwohner in Klingenmünster gezählt.
1933 lebten noch drei jüdische Personen am Ort. Die
letzten beiden jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 in das KZ Gurs in
Südfrankreich deportiert.
Von den in Klingenmünster geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emil Levis (1870), Alfred
Levy (1881), Gustav Levy (1871), Anna Maria Seelenberger (1886), Kilian Vollmer
(1885).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Klingenmünster gefunden. |
Zu einzelnen
Personen aus der jüdischen Gemeinde
Erinnerung an die Deportation in das
südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober
1940: Grabstein für Gustav Levy in Gurs
Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Gustav Levy (Grabstein: Levi),
geb. am 27. Oktober 1871 in Klingenmünster, wohnhaft in
Klingenmünster,
war vom 15. November bis zum 28. November 1938 im KZ Dachau,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 14. Februar 1942
umgekommen ist. |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum vorhanden. 1843 wollte die
jüdische Gemeinde eine Synagoge erbauen. Da die eigenen finanziellen
Mittel der wenigen jüdischen Familien dafür nicht ausreichten, wurde die
Durchführung einer Kollekte bei der Regierung beantragt. Dies wurde im April
1843 genehmigt und in den folgenden Wochen durchgeführt. Es konnten 45 fl. 6 Kr.
gesammelt werden. Vermutlich alsbald nach Abschluss der Sammlung wurde die
Synagoge erbaut. Zur Durchführung der Kollekte liegen Artikel aus dem
"Intelligenzblatt" vor (eingestellt auf Grund eines freundlichen
Hinweises von Rolf Willems):
Kollekte zur Erbauung der Synagoge in Klingenmünster
(1843)
Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern Nr. 45 (1843) S. 219: "18. April 1843. An die fürstlich Löwenstein
Regierungs- und Justizkanzlei Kreuzwertheim und an sämtliche
Distrikts-Polizeibehörden von Unterfranken und Aschaffenburg.
(Das Gesuch der Juden zu Klingenmünster um Bewilligung einer Kollekte zu
Erbauung einer Synagoge betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Seine Majestät der König haben Allerhöchst zu genehmigen geruht, dass
für Erbauung einer Synagoge zu Klingenmünster, Landkommissariat Bergzabern
in der Pfalz, beziehungsweise zur Deckung des über die Beiträge der
jüdischen und politischen Gemeinde noch verbleibenden Kostenwandes von 288
fl. 59 kr. eine Kollekte bei den jüdischen Glaubensgenossen des Königreiches
eingeleitet werde.
Die Distrikts-Polizeibehörden werden daher beauftragt, die Kollekte bei den
jüdischen Glaubensgenossen durch deren Kultusvorsteher vornehmen zu lassen,
und binnen 4 Wochen über deren Resultat Anzeige anher zu erstatten, zugleich
aber das Ergebnis an das Expeditionsamt der unterfertigten königlichen
Stelle einzusenden.
Würzburg, den 11. April 1843. Königliche Regierung von Unterfranken
und Aschaffenburg, Kammer des Innern. Graf Fugger. c. Hübner."
|
|
Artikel
im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs
Bayern Nr. 114 (1843) vom 12. Oktober 1843 S. 576: "29. September 1843.
(Das Gesuch der Juden zu Klingenmünster um Bewilligung einer Kollekte zur
Erbauung einer Synagoge betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Die für Erbauung einer Synagoge zu Klingenmünster, Land-Kommissariats
Bergzabern in der Pfalz, beziehungsweise zur Deckung des über die Beiträge
der jüdischen und politischen Gemeinde noch verbleibenden Kostenaufwands von
288 fl. 59 Kr. zur Vornahme bei den jüdischen Glaubensgenossen des
Königreiches allerhöchst bewilligten Kollekte (Intelligenz-Blatt von 1843
Nr. 45) hat im diesseitigen Regierungs-Bezirke 45 fl. 6 kr. ertragen, was
hiermit unter Beifügung nachstehender Übersicht zur öffentlichen Kenntnis
gebracht wird.
Würzburg, 21. September 1843. Königliche Regierung von
Unterfranken und Aschaffenburg.
Kammer des Innern. B.V.d.Pr. Freiherr v.
Strauß, Direktor."
Die Spendenergebnisse aus den einzelnen Magistraten, Landgerichten,
Herrschaftsgerichten und einem Herrschafts-Komissariat werden im Folgenden
mitgeteilt. |
Die Synagoge wurde auf Grund des Rückganges der jüdischen Gemeindeglieder
vermutlich bereits Anfang des 20.
Jahrhunderts oder spätestens um 1920 verkauft. 1945 wurde das Gebäude durch
Artilleriebeschuss beschädigt und 1946 abgebrochen. An seiner Stelle steht
heute ein Wohnhaus (Ökumenische Sozialstation).
Adresse/Standort der Synagoge: Steinstraße
3 (frühere Bachgasse)
Fotos
(Quelle: O. Weber S. 105 mit Angabe: Foto Privatbesitz
von Erich Löhlein, Klingenmünster)
Die Synagoge in
Klingenmünster |
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Foto aus der Zeit Ende
der 1920er-Jahre |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 97.105 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 213-214 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Franz Schmitt.: Die Schönen auf der Empore.
Einblicke in die Lebenswelt jüdischer Frauen in der Südpfalz an der
Schweller zur Moderne. In: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz
107. Band. Speyer 2009 S. 123-164.
S. 156 Informationen zur Mikwe in Klingenmünster. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Klingenmuenster Palatinate.
Jews were present in the early 14th century. Eleven Jewish families were living
there in 1848. Two Jews were deported by the Nazis to southern France on 22
October 1940.
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