Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"
Zur Übersicht "Synagogen im
Kreis Bad Kreuznach"
Langenlonsheim /
Nahe (Kreis
Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Langenlonsheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück.
Erstmals wird 1685 eine jüdische Familie am Ort genannt (Benedict), 1695
Wendel Judt. 1722
waren zwei jüdische Familien erwähnt (Jud Benedict und Mayer), 1743
waren es vier (Hayum Benedict, Götz Benedict, Juda Kahn und Meyer). 1790
werden die folgenden Haushaltsvorstände jüdischer Familien genannt: Hayum
Benedict Witwe, Joseph Benedict, Nadan Benedict Maier, Gottschlag Jude, Benedict
Joseph, Sükkind Juda, David Götz, Benedict Nadan.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 45 Personen, 1843 42 (von insgesamt 1.236 Einwohnern), 1858 73,
1895 70.
1808 werden die folgenden jüdischen Familien aufgeführt (die in
Klammern angegebenen Namen waren die späteren Namen nach dem Ende der
napoleonischen Herrschaft): Israel Brill, Benoit (Benedict) Goetz, Gottschalk
Kahn, (Witwe?) Rebekka Kuhn, Witwe (von Joseph Kaufmann) Schoene Kaufmann geb.
Kuhn, Benoit (Benedict) Natt, Mayer Natt, Jacques (Jakob) Scheier (Scheuer),
Moses Schweiss (Schweig), Witwe Judith Stern, Seeligmann Stern.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule (Schulraum im Synagogengebäude), ein rituelles Bad und ein
Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe
Ausschreibungen der Stelle unten). Unter den Lehrern sind bekannt: um 1855 David
Cahn aus Mertloch, 1857 Heinrich Hirschfeld
aus Dessau, 1861 Julius Kappel (oder Koppel), 1893 Michael Boreich.
1895 wurden die in Bretzenheim
und Laubenheim lebenden jüdischen
Personen der Gemeinde in Laubenheim zugeteilt. Damals hatte Bretzenheim noch 15,
Laubenheim noch 7 jüdische Einwohner. Die Laubenheimer Juden hatten bis dahin
zur Gemeinde in Waldhilbersheim /
Heddesheim gehört.
Die jüdischen Familienvorsteher waren in verschiedenen Gewerbezweigen tätig,
vor allem im Handel. Es gab mehrere offene Handlungen und Läden am Ort die
jüdischen Familien gehörten (Handlungen mit Landesprodukten und Düngemitteln,
mehrere Weinhandlungen, Damen- und Herrenkonfektion und Bettwaren, Vieh- und
Getreidehandel), dazu gab es jüdische Bäcker und Metzger. Die jüdischen
Einwohnern waren im Leben des Ortes weitestgehend integriert und nahmen am
öffentlichen Leben und am allgemeinen Vereinsleben regen Anteil (auch als
Vereinsgründer und Vereinsvorsitzende: Heinrich Natt und Siegmund Hirschberger
waren 1887 Gründungsmitglieder beim Verein für Leibesübungen 1887
Langenlonsheim e.V.; Siegmund Heymann, Siegmund Hirschberger, Carl Mayer und
Emil Natt waren 1902 Gründungsmitglieder bei der Freiwilligen Feuerwehr
Langenlonsheim u.a.m.).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde der Unteroffizier
Sally Natt (geb. 7. Juli 1889 in Langenlonsheim, gef. 26.9.1914) und der
Gefreite Arthur Metzger (geb. 6. November 1883 in Langenlonsheim, gef. Mai 1915).
Die Namen der beiden stehen auf dem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten
Weltkrieges vor dem allgemeinen Friedhof. Insgesamt waren 14 jüdische Männer
im Kriegseinsatz; mehrere kamen hoch dekoriert zurück.
Um 1924, als zur Gemeinde noch etwa 50 Personen (in Langenlonsheim)
gehörten (2,5 % von insgesamt etwa 2.000 Einwohnern), waren die
Gemeindevorsteher Ludwig Mayer und Fritz Natt. In Bretzenheim und Laubenheim
lebten damals noch je sieben jüdische Personen. 1932 war
Gemeindevorsteher Carl Mayer (1. Vors.). Die religiöse Betreuung der Gemeinde
lag in den Händen von Rabbiner Dr. Jacob (Bad
Kreuznach). Um 1930 wohnten in Langenlonsheim die Familien Karl Mayer
(Weinhandlung, Bingerstraße 2), Rudolf Mayer (Herren- und Damenkonfektion,
Bettwaren und Manufakturwaren, Bingerstraße 11), Ludwig Mayer (Viehhändler,
Hauptstraße 52), Fritz Natt (Weinhandlung, Hollergasse 28/Ecke Weidenstraße),
Moritz Weiss (Metzgerei, Vieh- und Weinhandel, Hauptstraße 24), Siegmund
Heymann (Landesproduktenhandel, Hauptstraße 39), Carl Nachmann (Wein- und
Getreidehandel, Hauptstraße 35), August Weiss (Viehhandlung, Schulstraße 12),
Gustav Kahn (Klempner, Hollergasse 20), Familie Blank (Religionslehrer,
Kreuznacher Straße)
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: 40 Personen) auf Grund der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Im Einwohnerbuch des
Kreises Bad Kreuznach 1939 (Stand: vermutlich 1938) sind noch fünf jüdische Familien verzeichnet: Karl
Mayer, Rudolf Mayer, Fritz Natt, August Weiss,
Moritz Weiss. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
durch Langenlonsheimer und auswärtige Nationalsozialisten völlig demoliert
(s.u.), die Wohnhäuser der jüdischen Familien Fritz Natt, Karl Mayer, Karl
Nachmann und Moritz Weiss wurden überfallen und die Wohnungseinrichtungen
zerstört. Mehrere jüdische Personen wurden misshandelt und nicht unerheblich
verletzt. Die jüdischen Männer wurden in das KZ Dachau verschleppt. Nach der
ersten Deportation am 10. April 1942 wurden die beiden letzten jüdischen
Einwohner - August Weiss und seine Frau Isabella Weiss geb. Furchheimer - wurden
am 25. April 1942 deportiert.
Von den in Langenlonsheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", abgeglichen mit der Liste
in der Dokumentation s. Lit. S. 271): Henriette Arnstein geb. Mayer (1866), Selma Baumgarten
geb. Kahn (1888), Anny Blank (1895), Lili Brück geb. Natt (1892), Lotte Brück
(1922), Berthold Cahn
(1871), Else (Elsa) Groß geb. Mayer (1895), Paul Groß (1883), Alfred Hallgarten
(1895), Hilde Hallgarten geb. Simon (1895),
Rosalie Herz geb. Mayer (1868), Siegfried Hirschberger (1870), Paula (Paulina)
Jakobi geb. Natt (1876), Elise Kahn geb. Natt (1862), Gustav Kahn (1885), Henriette Johanna Kahn
geb. Weiss (1889), Henriette Marx geb. Natt (1854), Toni (Antoni) Marx geb.
Weiß (1876), Emilie Mayer (1883), Erich Mayer (1921), Fritz Mayer (1888), Ida Mayer geb. Marx
(1890), Johanna Mayer geb. Heymann (1872), Lieselotte Mayer (1910), Ludwig Mayer (1864), Richard Mayer (1922),
Rudolf Mayer (1885), Jakob Nachmann (1880), Isidor Natt (1871), Paulina Natt
(1876), Rudolf Natt
(1879), Franziska Neuburger geb. Natt(1879), Elisabeth Gertrud Schneider (1897),
Irma Schwarz geb. Nachmann (1900), Regina Schweig geb. Natt (1870), Selma Weil
(1896), Wilhelm Weil (1882), August Weiss
(1878), Elisabetha Weiss geb. Michel (1883), Else Erna Weiss geb. Dornhardt (1914), Isabella Weiss geb. Furchheimer (1878), Klara
Weiss (1885), Kurt Norbert Weiss
(1913), Lina (Karoline) Weiss (1874), Ludwig Weiss (1873), Max Weiß (1887), Max
Weiss (1909), Moritz Weiss (1880), Sally Weiß (1908), Sigmund Weiss (1882),
Helene Windecker geb. Weiss (1894), Lotte Wolf (1924).
Anmerkung: Hinweis auf die "Liste
der im hiesigen Amtsbezirk (Langenlonsheim) wohnhaft gewesenen Juden" (pdf-Datei der
an den International Tracing Service von der Amtsverwaltung Langenlonsheim am
2.3.1962 mitgeteilten Liste mit den Namen der (sc.1933 und danach) wohnhaften
jüdischen Einwohnern in Bretzenheim,
Heddesheim, Langenlonsheim,
Laubenheim,
Waldhilbersheim,
Waldlaubersheim,
Windesheim. In der Liste werden aus
Langenlonsheim genannt: Sigmund Heymann (1878; 1939 nach Brasilien),
Mathilde Heymann (1884; dto.), Walter Heymann (1911; dto.), Karola Heymann
(1859; dto.), Rudolf Mayer (1885; 1942 "unbekannt verzogen"), Ida Mayer geb.
Marx (1890; dto.), Erich Mayer (1921; dto.), Richard Mayer (1922; dto.), Karl
Mayer (1873; 1939 nach Berlin), Jeny Mayer (1884; dto.), Erika Mayer (1911; 1934
nach Hamburg); Fritz Natt (1894; 1939 nach Bolivien); Else Natt (1898; dto.),
Hans Natt (1923; dto.), Herbert Natt (1906; dto.), Gustav Kahn (1885; 1937 nach
Frankfurt); Henriette Kahn (1889; 1937 nach Frankfurt), Siegfried Kahn (1925;
dto.), Moritz Weiß (1880; 1941 nach
Heldenbergen), Hans Weiß (1911; 1928 nach Frankfurt).
Seit 1993 erinnern ein Gedenkstein auf dem Friedhof der Gemeinde
Langenlonsheim an die "Opfer der Gewaltherrschaft 1933-1945". Der
Gedenkstein befindet sich zwischen den Gedenktafeln für die Gefallenen der
Kriege und der Friedhofsmauer.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1885 / 1890 / 1891 / 1993 / 1900 / 1901
sowie Ausschreibung der Hilfsvorbeterstelle für die Hohen Feiertage
1924
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
29. Oktober 1885: "Vakante Lehrerstelle.
Die Glaubensgemeinde Langenlonsheim an der Nahe, Kreis Kreuznach, sucht
zum sofortigen Eintritt einen Lehrer und Vorbeter mit einem Jahresgehalt
von Mark 450 nebst freier Wohnung.
Die Nebengelder als Schächter bringen ein jährliches Einkommen von Mark
250.
Stand: ledig. Reflektanten willen sich sofort brieflich melden.
Der Vorstand Siegmund Kahn." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1890:
"Die israelitische Gemeinde Langenlonsheim, Kreis Kreuznach, sucht
sofort einen unverheirateten Religionslehrer, Kantor und Schächter.
Fixum 500 Mark. Nebenverdienst 300 Mark, nebst freier Wohnung.
Seminaristisch Gebildete bevorzugt.
Bewerber wollen sich wenden an den Vorstand S.
Kahn." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
6. August 1891: "Die israelitische Gemeinde Langenlonsheim
(Kreis Kreuznach) sucht per 1. September dieses Jahres einen Vorbeter,
Religionslehrer und Schochet. Gehalt Fixum Mark 550 nebst
freier Wohnung. Der Nebenverdienst beträgt Mark 300. Seminaristisch
Gebildete bevorzugt. Ledige erwünscht. Bewerber willen sich wenden an den
Vorstand: Nathan Natt." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
5. Januar 1893: "In der Kultusgemeinde Langenlonsheim bei
Kreuznach ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters
vakant und soll dieselbe bis zum 1. März wieder besetzt werden. Salair
550 Mark fixer Gehalt, 50 Mark Wohnungsentschädigung, 300 Mark
Nebenverdienste. Meldungen nebst Zeugnisabschriften sind zu richten
an
Nathan Natt, Kultusvorstand." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
2. Juli 1900: "Lehrer-Gesuch.
Die Gemeinde Langenlonsheim sucht möglichst sofort einen Vorbeter,
Lehrer und Schochet. Der Gehalt beträgt Mark 600, freie
Wohnung und ca. Mark 300 bis 350 Nebeneinkommen. Der Lehrer muss Deutscher
sein und werden seminaristisch Gebildete bevorzugt. Offerten mit
Zeugnissen sind an den unterzeichneten Vorstand zu senden. Reisekosten
werden nicht vergütet.
Langenlonsheim, 20. Juni. Emil Natt". |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
22. April 1901: "Die hiesige Lehrerstelle
ist frei und soll durch einen seminaristisch gebildeten, verheirateten
oder ledigen Religionslehrer, Vorbeter und Schochet,
möglichst sofort besetzt werden. Gehalt Mark 700, freie Wohnung und ca.
300 bis 350 Mark Nebeneinkommen. Bewerbungen nebst Zeugnisabschriften sind
zu richten an den Vorstand der israelitischen Gemeinde
Emil Natt,
Langenlonsheim bei Bingen am Rhein." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
28. August 1924: "Wir suchen für die hohen Feiertage
einen
Hilfsvorbeter.
Angebote mit Gehaltsansprüchen, bei freier Verpflegung und
Reisevergütung erbittet
Der Vorstand der Israelitischen Synagogengemeinde Langenlonsheim
(Nahe)." |
Anzeigen jüdischer
Geschäfte und Privatpersonen
Verlobungsanzeige von Hanna
Nachmann und Richard Vogel (1933) vgl. Informationen unten
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 21. Dezember 1933:
"Hanna Nachmann - Richard Vogel
Verlobte
Langenlonsheim (Nahe) -
Nieder-Saulheim bei Mainz den 25. Dezember 1933." |
Geburtsanzeige für Ellen Eva Vogel,
Tochter von Richard Vogel und Hanna geb. Nachmann (1936)
Anmerkung: genealogische Informationen über
https://www.geni.com/people/Ellen-Vogel-Glass/2695465 Demnach hat
Ellen Eva Vogel sich später verheiratet mit Philip Leonard Glass. Ihr Vater
Richard Vogel ist am 7. Juli 1905 in
Nieder-Saulheim geboren und am 15. Juli 1999 in Deerfield, Lake, Ill. US
gestorben. Seine Frau Hanna geb. Nachmann ist am 8. Juli 1907 in
Langenlonsheim geboren und ist am 14. August 1999 gleichfalls in Deerfield,
Ill. US verstorben.
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 19. März 1936: "Ellen,
Eva.
Die Geburt eines kräftigen Mädels zeigen hocherfreut an
Richard Vogel und Frau Hanna geb. Nachmann
Nieder-Saulheim z.Zt.
Israelitisches Krankenhaus, Mainz." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
|
Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
|
Kennkarte
des in Langenlonsheim
geborenen Paul Siegbert Liebenstein |
|
|
Kennkarte (Mainz 1939)
für Paul Siegbert Liebenstein (geb. 22. Oktober 1922 in
Langenlonsheim),
Kaufmännischer Lehrling |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser
vorhanden. 1823 wird ein solcher Betraum genannt.
Seit den 1840er-Jahren wollte die jüdische Gemeinde eine Synagoge bauen. 1856
konnte in der Hintergasse von Samuel Weiss ein geeignetes Grundstück erworben
werden. Vermutlich um 1860 wurde die Synagoge gebaut, da das Gebäude auf
dem Katasterplan von 1863 eingetragen ist. Erstellt wurde ein einfacher Putzbau,
der aus Ziegel- und Bruchsteinen gebaut war. Es gab etwa 50 Sitzplätze in der
Synagoge. Eine Frauenempore war vorhanden.
Etwa 70 Jahre war die Synagoge Mittelpunkte des jüdischen Gemeindelebens am
Ort.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Langenlonsheimer und
auswärtige Nationalsozialisten überfallen. Türen, Fenster und die
Inneneinrichtung (Sitzbänke, Predigtpult, Schränke, Tische, Stühle,
Toraschrein usw.) wurde zerschlagen, der Fußboden herausgerissen und die Wände
beschädigt. Die Ritualien, darunter drei Torarollen, drei Sätze silberner
Toraschmuck, zwei silberne Altarleuchter, eine ewige Lampe, ein Chanukkaleuchter
und anderes mehr wurde zerstört oder gestohlen. Am 24. April 1940 wurde die
Synagoge von dem noch am Ort lebenden Rudolf Mayer im Auftrag der in Auflösung
befindlichen jüdischen Gemeinde für nur 427,50 RM an einen nichtjüdischen
Privatmann zwangsweise verkauft.
1950 wurde der Kaufvertrag von 1940 annulliert, wodurch es zu einem
Besitzerwechsel kam. 1958 wurde das Synagogengebäude abgerissen. Auf dem Grundstück wurde ein
anderes Gebäude erstellt.
Adresse/Standort der Synagoge: auf dem Grundstück des heutigen Gebäudes Hintergasse 30
Fotos
Die Synagoge
in
Langenlonsheim |
|
|
|
Ausschnitt aus einer Postkarte
von
Langenlonsheim (zwischen 1908 und 1916) |
|
|
|
|
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
August 2011:
Verlegung von "Stolpersteinen" in
Langenlonsheim |
Artikel von Dieter Ackermann in der "Rhein-Zeitung" vom 1.
September 2011 (Artikel):
"Stolpersteine erinnern an das Leid der Langenlonsheimer Juden
Langenlonsheim - 'Mit den Stolpersteinen erinnern wir uns an die Menschen in unserer Gemeinde, die unermessliches Leid ertragen mussten, Menschen, die aufgrund von Rassenwahn und einer menschenverachtenden Ideologie verfolgt und misshandelt, deportiert und ermordet
wurden', betonte Ortsbürgermeister Michael Cyfka anlässlich der Gedenksteinverlegung an den Plätzen, wo einst jüdische Bürger wohnten..." |
|
August 2024:
Weitere Verlegung eines
"Stolpersteines" in Langenlonsheim
Anmerkung: Liste der Stolpersteine in Langenlonsheim
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Langenlonsheim
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung"
(Regionalausgabe) vom 22. August 2024: "Langenlonsheim. Neuer
Stolperstein in Langenlonsheim erinnert an Curt Mayer.
LANGENLONSHEIM. (red). Die Ortsgemeinde hat erneut einen Stolperstein
verlegt: Er erinnert an Curt Mayer, der 1929 über Frankreich in die USA
emigriert war. 'Curt Mayer entschloss sich, angesichts der Repression gegen
Menschen mit jüdischem Glauben, Deutschland im Jahr 1929 zu verlassen',
erklärt Karl-Wilhelm Höffler, der die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in
Langenlonsheim erforscht und dokumentiert hat. 'Seine Schwester Erika folgte
1935 über Frankreich nach Schweden. Seinen Eltern Jenny Mayer und Carl
Mayer, welcher der letzte gewählte Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde
Langenlonsheim/Bretzenheim war, gelang erst 1939 die Flucht in die USA.'
Die Ortsgemeinde Langenlonsheim hat mittlerweile 39 Stolpersteine verlegt.
Für Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, die ermordet oder verfolgt wurden,
sind 36 Stolpersteine verlegt. Für Menschen, die zwischen 1941 und 1943
aufgrund ihrer Behinderung in der sogenannten 'Heilanstalt Hadamar' ermordet
wurden, sind drei Stolpersteine verlegt."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Karl-Wilhelm Höffler: Die Geschichte der jüdischen
Gemeinde zu Langenlonsheim. In: SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte
in Rheinland-Pfalz. Heft 1/1991 S. 4-35. Online
zugänglich (als pdf-Datei
eingestellt).
|
| ders.: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde zu
Langenlonsheim / Nahe. Chronik. Version vom 30. Dezember 2023. 586 Seiten. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt, Achtung: Dateiumfang
62 MB) |
| Einweihung des Gedenksteins für die Opfer der
Gewaltherrschaft 1933-1945 am 9. November 1993 in Langenlonsheim. Ansprache
von Ortsbürgermeisterin Marianne Müller. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 7 - 2/94 (4. Jahrgang) S. 29-32). Online
eingestellt (pdf-Datei). |
| Dokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad
Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 261-282. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 230-231 (mit weiteren Literaturangaben).
|
|
Erik
Natter: Berthold Cahn, ein Leben für den Anarchismus. Broschüre, 44
Seiten, 1. Auflage September 2018.
Veröffentlichung der Gustav-Landauer-Denkmalinitivative, siehe
https://gustav-landauer.org/content/berthold-cahn-ein-leben-fuer-den-anarchismus
Berthold Cahn war zwischen 1910 und 1933 einer der wichtigsten
Versammlungsredner der deutschen anarchistischen Bewegung. Cahn wurde 1871
in Langenlonsheim geboren und arbeitete als Lagerarbeiter und
Hausdiener. 1904 trat er der anarchistischen Bewegung bei und hielt seit
1908 unermüdliche Referate bei Volksversammlungen, Gruppentreffen und
anarcho-syndkalistischen Gewerkschaftsgruppen der FAUD. Sein Themenspektrum
war äußerst umfangreich: Antimilitarismus, Kampf gegen
Menschenrechtsverletzungen, Eintreten für politisch Verfolgte, gegen
Rassismus und Antisemtismus, für freie Erziehung, gegen Ausbeutung und für
eine umfassende gesellschaftliche Erneuerung. Wegen seines Engagements wurde
er während des Ersten Weltkriegs unter entsetzlichen Bedingungen 21 Monate
in "Schutzhaft" interniert. Als zeitweiliger Herausgeber und Autor
publizierte er vor allem im "Freien Arbeiter" ca. 50 namentliche
gekennzeichnete Beiträge und zehn bemerkenswerte Gedichte. Am 28. Mai 1942
wurde Cahn im Konzentrationslager Oranienburg erschossen, nachdem die
jüdische Widerstandsgruppe Baum einen Brandanschlag auf die
NS-Propagandaausstellung "Das Sowjetparadies" verübt hatte..
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Langenlonsheim Rhineland.
Jews are first mentioned in the late 17th century. Their population reached ten
families (32 Jews) in the early 19th century and in 1848 they numbered 141. In
1848, 23 engaged in trade, three were artisans, and 11 were day laborers or
beggars. A cemetery was opened in the first half of the 18th century, and a
synagogue war erected in 1856. The Jewish population subsequently dropped to 91
(total 1.433) in 1871 and 40 in 1932. Under the Nazis, a number of Jews were
sent early on to the camps in 1933. A few emigrated but most left for other
localities in Germany, from where they were later deported to their deaths in
the camps. Including the last five Jews deported directly from Langenlonsheim,
the number of Jews who perished in the Holocaust reached 34. The synagogue was
seriously damaged on Kristallnacht (9-10 November 1938), and razed in
1958.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|