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Waldhilbersheim mit
Heddesheim
(Gemeinde Guldental, VG Langenlonsheim, Landkreis Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Bitte besuchen Sie auch die Website des
"Fördervereins Ehemalige Synagoge Heddesheim-Waldhilbersheim (Guldental)"
https://www.synagoge-guldental.de
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Waldhilbersheim bestand
bis in die 1930er-Jahre eine kleine jüdische Gemeinde, zu der die jüdischen
Einwohner in Waldhilbersheim und Heddesheim gehörten. Ihre
Entstehung geht mindestens in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1808
wurden in Waldhilbersheim 29 jüdische Einwohner gezählt. Um 1858 lebten hier
inzwischen 50, in Heddesheim 40 jüdische Personen. Danach ging die Zahl durch
Aus- und Abwanderung zurück.
Zur jüdischen Gemeinde Waldhilbersheim / Heddesheim gehörten bis 1895 auch die
in Laubenheim lebenden jüdischen Personen, danach wurden sie der
Gemeinde in Langenlonsheim zugeteilt.
1925 lebten nur noch acht bzw. 29 Juden in den beiden Orten. Mitte der
1920er-Jahre war Vorsitzender der jüdischen Gemeinde August Schneider.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine kleine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule (vermutlich im Raum der Synagoge) und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zumindest zeitweise ein
"Kultusbeamter" angestellt, der die Aufgaben als Religionslehrer, Vorbeter und
Schochet zu übernehmen hatte (vgl. unten Ausschreibung der Stelle von 1890).
Sehr bekannt ist Lehrer Dr. Seligmann Baer, der 1850 bis 1856 in Heddesheim als
Lehrer tätig war und sich in dieser Zeit hier verheiratete (weitere
Informationen zu ihm aus der Seite zu Biebrich).
Von den in Waldhilbersheim und Heddesheim geborenen und/oder längere Zeit am
Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen
(Angaben nach den Listen von Yad Vashem,
Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):
aus Waldhilbersheim: Walter Aron (1894), Moritz Grünewald (1886), Hilde
Hallgarten geb. Simon (1895), Erna Marcus geb. Aron (1893), Berta Schneider geb.
Abraham (1854), Rosa Schneider (1882) und ihre Schwester Thekla Wolf geb.
Schneider (1887);
aus Heddesheim: Frieda (Friedel) Ansbacher geb. Stern (1896), Walter Benjamin (1910), Adelheid (Adele) Brunner geb. Reinstein (1867), Ida Grünfeld geb. Benjamin (1901), Berthold Halm (1884), Friederike (Frieda) Heilbron geb. Stern (1870),
Emile Kahn (1889), Erna
Kahn geb. Stern (1899), Ida Kiefer geb. Wolf (1885), Flora
Meyer geb. Stern (1893), Betty Moses geb. Stern (1901), Martha Müller geb. Benjamin (1895), Dorothee
(Dorothea, Dora) Schneider
(1895), Elisabeth Gertrud Schneider (1897), Johanna Schneider (1892), Helene Schwarz geb.
Benjamin (1884), David Stern (1878), Heinrich Stern
(1879), Herbert Stern (1928), Karoline (Karolina, Lina) Stern geb. Kahn (1867), Lothar Stern
(1930), Markus Stern (1866), Moses Stern (1863), Sally
Stern (1893), Rosa Strauß geb. Stern (1875), Ella Wolf (1896), Franz Wolf
(1927), Lotte Wolf (1921), Moses Wolf (1855), Samuel Wolf (1880), Selma Wolf geb. Benjamin (1886),
Walter Josef Wolf (1922), Amalie Zack geb. Schneider (1891), Markus Zack (1878).
Anmerkung: Hinweis auf die
"Liste
der im hiesigen Amtsbezirk (Langenlonsheim) wohnhaft gewesenen Juden" (pdf-Datei der
an den International Tracing Service von der Amtsverwaltung Langenlonsheim am
2.3.1962 mitgeteilten Liste mit den Namen der (sc.1933 und danach) wohnhaften
jüdischen Einwohnern in Bretzenheim,
Heddesheim, Langenlonsheim,
Laubenheim, Waldhilbersheim,
Waldlaubersheim,
Windesheim.
In der Liste werden aus Heddesheim genannt: Liesa Schneider (1897; ?),
Dora Schneider (1895; ?), August Schneider (1858; noch am Ort verstorben),
Markus Stern (?), Edgar Stern (1938 nach Amerika emigriert), Ludwig Stern (1938
dto.), Moses Stern (1863; ?), Lina Stern (1867; ?), Saly Stern (1893; ?),
Ehefrau von Saly Stern (noch am Ort verstorben), Herbert Stern (1928; ?), Lothar
Stern (1930; ?), Berta Stern (1875; noch am Ort verstorben), Moses Wolf (?),
Ehefrau von Moses Wolf (?), Otto Wolf (?), Ehefrau von Otto Wolf (?), Ella Wolf
(?), Thekla Wolf (?), Walter Wolf (?), Lieselotte Wolf (?), Herbert Wolf (?),
Berta Schneider (?), Rosa Schneider (?). In der Liste werden aus
Waldhilbersheim genannt: Alfred Hallgarten (nach Bad Kreuznach verzogen),
Hilde Hallgarten geb. Simon (dto.) Siegfried Hallgarten (nach Australien
emigriert), Jakob Simon (noch am Ort verstorben), Johanna Simon (nach Mainz
verzogen).
Auf einem Mahnmal im jüdischen Friedhof
der Gemeinde finden sich die Namen von 23 aus Heddesheim umgekommenen
Personen.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1890
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1890:
"Die Gemeinde Waldhilbersheim - Heddesheim sucht einen
unverheirateten Kultusbeamten. Antritt bald. Gehalt 600 Mark.
Nebeneinkommen ca. 100 Mark. Meldungen mit Zeugnissen in beglaubigter
Abschrift sind zu richten an Rabbiner Dr. Tawrogi, Kreuznach." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Hinweis auf die Geschichte der Familien der Brüder Heinrich und Ludwig Stern
aus Heddesheim
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
Postkarte
des Warenhauses der
Gebr. Stern in Ludwigsburg (1915) |
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Die Postkarte des
Warenhauses der Gebr. Stern wurde am 20. Februar 1915 an eine
Korbwaren-Manufaktur in Küps
verschickt. Das Warenhaus Stern war 1904 in Ludwigsburg
von den Brüdern Heinrich und Ludwig Stern gegründet und bis zur
erzwungenen Enteignung 1938 betrieben worden.
Heinrich Stern (geb. 1879 in Heddesheim)
ist nach der Deportation 1941 nach Riga umgekommen; seine Frau wurde 1942
deportiert und ist gleichfalls umgekommen. Ludwig Stern (geb. 1872 in Heddesheim) konnte emigrieren und starb 1954 in den USA. Weiteres zur
Familiengeschichte bei Joachim Hahn: Jüdisches Leben in Ludwigsburg 1998 S.
523-528: |
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Zur Geschichte der aus
Heddesheim
stammenden Familie Stern in Ludwigsburg
(J. Hahn: Jüdisches Leben in Ludwigsburg
1998 S. 523-528) |
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Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Heddesheim geboren sind |
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Kennkarte für Franz
Günther Wolf (geb.
18. März 1927 in Heddesheim), später wohnhaft
in Mainz; am 25. März 1942 ab Mainz über
Darmstadt in das Ghetto Piaski deportiert,
später in das KZ Majdanek, umgekommen. |
Kennkarte für Lotte
Wolf
(geb. 14. Juli 1924 in Heddesheim), wohnte
später in Langenlonsheim und Mainz;
am 25. März 1942 ab Mainz über Darmstadt in
das Ghetto Piaski deportiert, umgekommen. |
Kennkarte für Walter
Josef Wolf
(geb. 17. März 1922 in Heddesheim), wohnte
später in Stuttgart; am 25. März 1942 ab Mainz
über Darmstadt in das Ghetto Piaski deportiert,
umgekommen. |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Waldhilbersheim geboren sind |
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Kennkarte für Rosa
Schneider
(geb. 23. September 1882 in Waldhilbersheim)
am 27. September 1942 ab Darmstadt in das
Ghetto Theresienstadt deportiert, im Mai 1944 in
das Vernichtungslager Auschwitz, ermordet |
Kennkarte für Thekla Wolf
geb. Schneider
(geb. 20. September 1884 in Waldhilbersheim)
wohnhaft in Mainz; am 25. März 1942 ab Mainz
über Darmstadt in das Ghetto Piaski deportiert,
umgekommen |
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Zur Geschichte der Synagoge
Im 19. Jahrhundert hielt
die Gemeinde ihre Gottesdienste in gemieteten Räumen, bis im Frühjahr 1910 ein
günstig gelegenes Haus erworben wurde, das zur Synagoge umgebaut werden konnte.
Am 16. September 1910 wurde die Synagoge durch den Kreuznacher
Bezirksrabbiner Dr. Abraham Tawrogi eingeweiht. Anwesend waren auch die Bürgermeister
von Windesheim und Langenlonsheim, die Ortsvorsteher, Geistlichen und Lehrer der
beiden Gemeinden.
Die "Allgemeine Zeitung des Judentums" berichtete am 7.
Oktober 1910: "Kreuznach, 28. September (1910). Am vorigen
Donnerstag fand die feierliche Einweihung der neuerbauten Synagoge der
Nachbargemeinden Heddesheim-Waldhilbersheim unter wärmster Anteilnahme der
Bürgerschaft beider Orte statt. Anwesend waren auch die katholischen und
evangelischen Geistlichen sowie sämtliche Lehrer beider Kirchengemeinden.
Außerdem erschienen die Amtsvorsteher und aus der Umgegend die Bürgermeister
von Langenlonsheim und
Windesheim. Herr Landrat von Nasse aus
Kreuznach, der
dienstlich verhindert war, der Feier beizuwohnen, ließ durch Herrn Rabbiner Dr. Tawrogi daselbst, der die Einweihung des Gotteshauses vollzog, der jüdischen
Gemeinde seine Glückwünsche aussprechen. Nachdem Herr Kantor Marwit aus
Bingen
mit klangvoller Stimme die liturgischen Gesänge zum Vortrag gebracht hatte,
entzündete Rabbiner Dr. Tawrogi die ewige Lampe. Alsdann gelangten die
prächtig geschmückten Tora-Rollen im heiligen Schreine zur Aufstellung, worauf
Rabbiner Dr. Tawrogi die Festrede hielt. In dieser gedachte der Redner zunächst
aller derer, die werktätig zum Gelingen des schönen Gotteshauses beigetragen
haben, dankte allen, die durch materielle Unterstützung das Werk förderten und
sprach in wirkungsvoller Weise über die Bestimmung des jüdischen Gotteshauses.
Er ermahnte die Gemeinde zum rechten und fleißigen Gebrach dieser neugeweihten
Stätte. Nach Schluss dieser erhebenden Feier, die mit einem Gebet für Kaiser
und Reich endigte, folgten die Festteilnehmer einer Einladung des Vorstehers der
jüdischen Gemeinde, Herrn August Schneider, zu einem gemütlichen
Beisammensein."
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Statuten der
Synagogengesellschaft
Heddesheim & Waldhilbersheim
vom 16. September 1910 |
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Unterschriften von
Leopold Grünewald, Bernhard Benjamin, Jakob Simon, Moses Wolf, Julius
Benjamin, Josef Herrmann, Markus Stern, Isak Simon I., Joseph S. ..., August
Schneider, Isaak Stern, Emanuel Wolf, Isaak Simon, Moses Stern. |
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Bei der Synagoge handelt es sich um einen einfachen Saalbau mit Rund- und
Rundbogenfenstern. Ecklisenen und ein steigender Fries sind die äußerlichen
dekorative Elemente.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge demoliert und geplündert. Dabei
wurde die gesamte Inneneinrichtung und die Ritualien (zwei Torarollen, der
silberne Leuchter, silberne Becher und Teller, 75 Gebetbücher, Vorhänge und
Decken), das Harmonium, der Ofen sowie Lampen und andere Gebrauchsgegenstände
gestohlen bzw. vernichtet. Im Januar 1939 wurde das Gebäude verkauft und
ist seitdem als Lagerraum beziehungsweise als Garage benutzt worden. Zur Straßenseite
hin wurde ein Tor eingebrochen; die Fenster wurden vermauert. Seit 1994 steht
das Gebäude unter Denkmalschutz.
Seit 2019/20 gibt es in Guldental Bemühungen um eine mögliche
Restaurierung der ehemaligen Synagoge. Nachdem die Synagoge vom bisherigen
Eigentümer für 3.200 € angeboten wurde, schlug die SPD Guldental den Erwerb des
Gebäudes und die Einrichtung eines Gedenkortes, eines Kulturzentrums oder eines
Museums vor. Die "Freie Liste" am Ort wollte vor dem Erwerb durch die Gemeinde
erst ein Gesamtkonzept sehen (Presseartikel im "Öffentlichen Anzeiger" vom 20.
Januar 2020: "Guldental. Museum, Kulturzentrum oder Gedenkstätte: Gemeinde
Guldental will alte Synagoge kaufen..." sowie in der "Allgemeinen Zeitung" vom
21. Januar 2020: "Wird die alte Synagoge in Guldental zum Risiko?").
Am 1. Juli 2020 wurde der "Förderverein ehemalige Synagoge
Heddesheim-Waldhilbersheim (Guldental)" gegründet
(Vorsitzende Patricia Erb). Ziel ist der Erhalt und eine sinnvolle Nutzung
des Synagogengebäudes in der Zukunft.
Adresse/Standort der Synagoge: Naheweinstraße 83
Fotos
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 28.3.2005; Innenaufnahmen
erhalten von Patricia Erb, Guldental am 17.6./3.7.2020)
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Die ehemalige
Synagoge in Waldhilbersheim |
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Blick in den Innenraum
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Wand nach Osten - Standort des
früheren Toraschreines |
Eingangstüre und Fenster
(letzteres nach Norden) |
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Fragmente
der Inschrift:
"Hier ist nichts anderes als Gottes Haus..."
(1. Mose 28,17)
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Das Misrach-Fenster
(nach Osten gerichtetes Fenster über dem Bereich des früheren
Toraschreines), dazu Inschrift: "Erkenne, vor wem Du stehst" (Sprüche der
Väter 3,1) |
Reste von Stuck an der
Decke, wo vermutlich ein Leuchter hing; die Decke war ursprünglich blau
bemalt mit einem Sternenhimmel (Abraham-Verheißung 1. Mose 15). |
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Andernorts entdeckt |
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Im jüdischen
Friedhof in Mandel:
Grabstein für Wilhelmine Hirsch
geb. Abraham (1837 Waldhilbersheim - 1869 Mandel;
Grabstein wurde um oder nach 1900 erneuert) |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
April 2020:
Über die ehemalige Synagoge in
Waldhilbersheim
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Artikel
von Wolfgang Bartels in der "Allgemeinen Zeitung" vom 25. April
2020:
"Spurensuche. Der Großvater hat die Guldentaler Synagoge eingeweiht,
die Eltern starben im Vernichtungslager, Tochter Hanna wurde durch einen
'Kindertransport' gerettet..."
Link zum Artikel
(gebührenpflichtig; ein Lesen des Artikels ist durch Anklicken
der Textabbildung möglich) |
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Juli 2020:
Zur Gründung des "Fördervereins
ehemalige Synagoge Heddesheim-Waldhilbersheim" |
Artikel von Wolfgang Bartels in der
"Allgemeinen Zeitung" vom 9. Juli 2020: "Spuren des jüdischen Lebens
zeigen.
In Guldental hat sich ein Förderverein zur Erhaltung der ehemaligen Synagoge
gegründet. Die Gemeinde kann das Gebäude für 3200 Euro erwerben. Es hat
Jahrzehnte als Scheune gedient.
GULDENTAL - 'Es gab auch Stimmen im Dorf, die sagten: Lasst die alten
Geschichten ruhen.' Doch letztlich habe es viel Unterstützung gegeben, als
sich in Guldental die Idee herumsprach, einen Förderverein 'Synagoge
Heddesheim-Waldhilbersheim' zu gründen. Dies berichtete Patricia Erb auf der
Gründungsversammlung, zu der sie in die Evangelische Kirche Guldental
eingeladen hatte.
Gemeinde kann das Gebäude für 3200 Euro erwerben. 29 interessierte
Teilnehmer waren gekommen und wickelten die Regularien zur Vereinsgründung
einschließlich Satzung und Beitragsordnung ab. Hintergrund der
Vereinsgründung ist die Chance, dass die Gemeinde Guldental die ehemalige
Synagoge für 3200 Euro erwerben kann. Das entspricht jenen 760 Reichsmark,
für die 1938 ein Guldentaler Bürger das in der Reichspogromnacht zerstörte
Gebetshaus gekauft hatte. Seither wurde der Ziegelsteinbau als Schuppen für
landwirtschaftliches Gerät genutzt. Dem Förderverein geht es darum, das 1910
von der damaligen jüdischen Gemeinde eingeweihte Gebäude mit neuem Leben zu
erfüllen. 'Wir wollen die Spuren des jüdischen Lebens in Guldental zeigen.
Jüdische Mitbürger wurden um ihren Besitz gebracht und schließlich ermordet.
Es steht uns gut an, dass wir an sie erinnern und sie ehren', sagte Patricia
Erb auf der Gründungsversammlung. Die ehemalige Synagoge solle ein Haus der
Begegnung werden, in dem Konzerte und Lesungen stattfinden. Zur künftigen
Nutzung will der neugegründete Förderverein ein Konzept erarbeiten, das im
Gemeinderat vorgestellt werden soll. Allerdings muss vor einer Öffnung für
Veranstaltungen eine denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes stattfinden, die
der Förderverein unterstützen will. Bis zu 90 Prozent der Kosten dafür
könnten aus Landesmitteln fließen, so Patricia Erb. Die Satzung und die
Beitragsordnung, die einen Jahresbeitrag von 18 Euro vorsieht, wurden
einstimmig verabschiedet. Zur Vorsitzenden des Fördervereins wurde Patricia
Erb gewählt, zu ihrer Stellvertreterin Karen Bodtländer.
Eine Überraschung hatte sich die Vorsitzende für den Schluss aufgehoben: Sie
schlug vor, Hanna Zack Miley zum Ehrenmitglied zu ernennen. Ihr Großvater
August Schneider war Vorsteher der jüdischen Gemeinde
Heddesheim-Waldhilbersheim und hatte 1910 die Synagoge eingeweiht. Seine
Enkelin Hanna konnte 1939 mit einem Kindertransport nach England ausreisen.
Hannas Eltern dagegen wurden 1942 im polnischen Kulmhof umgebracht. Hanna
Zack Miley lebt heute in Arizona/USA und hat das Buch 'Meine Krone in der
Asche' geschrieben, das den Weg ihrer Eltern in die Vernichtung beschreibt.
Im Mai wollte Hanna Zack Miley Guldental zum zweiten Mal besuchen, doch
vorerst hat Corona einen Strich durch alle Reisepläne gemacht. In einer
E-Mail an Patricia Erb hatte Hanna Zack Miley bekräftigt, dass sie über die
Gründung des Fördervereins hoch erfreut sei. Und sie hoffe, dass es ihr mit
ihren 88 Jahren möglich sein werde, Guldental und die ehemalige Synagoge
noch einmal zu besuchen – und das als Ehrenmitglied des neuen
Fördervereins."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 172-173 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Zur Heddesheimer Familie Stern: Claude Spiero: Und
wir hielten sie für Menschen (Literaturhinweis). In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 8 - 3/94 (4. Jahrgang) S. 65-66. Online
eingestellt (pdf-Datei). |
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|