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Mandel (VG
Rüdesheim, Kreis Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Mandel bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/43. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 25 jüdische Einwohner, 1858 75, 1895 48.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten auch die in Weinsheim
lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Mandel. Auch die wenigen in Roxheim
lebenden jüdischen Personen gehörten vermutlich zur Gemeinde in Mandel (vgl.
den im jüdischen Friedhof Mandel beigesetzten Jakob Marx, der 1846 in Roxheim
geboren ist, siehe Foto unten).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule (das
jüdische Schulhaus war in der alten Rathausstraße), ein
rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.
1884 wird als "streng religiöser Religionslehrer" der Gemeinde ein
Herr Eppstein genannt (siehe Anzeige unten).
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Leo Michel (geb.
17.10.1895 in Mandel, gef. 27.8.1916). Außerdem ist gefallen: Isaak Rauner
(geb. 30.4.1884 in Mandel, vor 1914 in Kreuznach wohnhaft, gef. 9.4.1918).
1925 gehörten noch 22 jüdische Personen zur Gemeinde. 1932 war
Gemeindevorsteher Emil Marx.
1933 lebten noch 23 jüdische Personen in Mandel. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge im Inneren durch einen SA-Trupp (der Hauptanführer
soll aus Roxheim gekommen sein) zerstört; jüdische Häuser (der Familien Marx,
Michel und Salomon) wurden überfallen und völlig verwüstet. Auch Ortsbewohner
wirkten bei der Demolierung jüdischen Eigentums kräftig mit. Schlimm traf es
die Familie des Gemeindevorstehers Marx (Metzgerei an der Hauptstraße). Dieser
war durch eine Verwundung im Ersten Weltkrieg am rechten Arm gelähmt
(ausgezeichnet mit dem EK I); das Ehepaar Marx hatte vier Kinder, von denen zwei
(Karola und Ernst) taubstumm waren. Wohnung und Geschäft der Familie Marx
wurden völlig verwüstet. Eltern und die taubstummen Kinder wurden nach der
Deportation ermordet.
Anmerkung: Hinweis auf das
Verzeichnis der jüdischen Einwohner, die in den Gemeinden des Amtes Rüdesheim
Kreis Kreuznach (Hargesheim, Hüffelsheim, Mandel, Norheim, Weinsheim)
gewohnt haben und verschleppt (sc. deportiert) wurden (pdf-Datei der an den
Internationalen Suchdienst Arolsen von der Amtsverwaltung Rüdesheim 1962
mitgeteilten Liste von 37 Personen aus diesen Orten).
Von den in Mandel geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosalie Dreifuss geb.
Rauner (1895), Moses Hirsch (1882), Otto Hirsch (1877), Simon Hirsch (1875),
Jenny Kaufmann geb. Hirsch (1880), Bertha Löb geb. Hirsch (1862), Rosa Löb
geb. Hirsch (1857), Emil Marx (1876), Ernst Marx (1913), Eugenie Marx geb. Marx
(1881), Karola Marx (1910), Rosa Marx (1873), Bernhardina Sara Nathans geb.
Schloss (1909), Berta (Bertha) Rauner (1886, war 1916-1929 verheiratet Schwab
geb. Rauner), Edmund Eduard Rauner (1890), Emil Salomon 1885), Manfred
Salomon (1936), Moritz
Salomon (1876), Siegbert Walter Salomon (1923), Luise Schloss geb. Bärmann (1883), Salomon Schloss (1878),
Artur (Arthur) Wolf (1896), Helga Renate Wolf (1935), Rita Reta Wolf geb. Meyer
(1907).
*Hinweis: Für Berta Rauner wurde im September 2005 in Stuttgart ein
"Stolperstein" verlegt: http://www.stolpersteine-stuttgart.de/?docid=139
(Lebensgeschichte von Berta Rauner).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Isac Hirsch II. (1884)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1884: "Koscher
al Pessach (Koscher auch zum Pessachfest). Dieses Jahr zum ersten
Male meine selbstgezogene Trauben, unter Aufsicht unseres streng
religiösen Religionslehrers Herrn Eppstein, als Koscher Wein, auch
zu Pessach selbstgekeltert und offeriere denselben zu billigen
Preisen.
Mandel bei Kreuznach a.N., den 17. Februar 1884. Isac Hirsch II." |
Zu einzelnen
Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über Julius Hirsch aus Mandel (1882-1961)
Artikel aus der Website der Freien
Universität Berlin (Artikel): "Julius Hirsch wurde am 30. Oktober 1882 in
Mandel bei Bad Kreuznach geboren. Nach einer mehrjährigen kaufmännischen Tätigkeit und dem Studium der Nationalökonomie an der TH Aachen und der Univ. Bonn wurde Hirsch, Sohn eines Kaufmanns und Versicherungsgeneralagenten, 1909 zum Dr. phil. promoviert. 1911 habilitierte er sich an der Handelshochschule in Köln für Volkswirtschaft, wo er als Dozent wirkte und seit 1913 zudem einen Lehrauftrag für Privatwirtschaftslehre innehatte. Seit 1916 stellvertretender Abteilungsleiter für Preisregulierung im Kriegsernährungsamt, wurde er 1917 außerordentlicher, 1919 ordentlicher Professor der Privatwirtschaftslehre an der Universität Köln. 1919 kam er als Abteilungsleiter für Fragen der Übergangswirtschaft in das Reichsernährungsministerium nach Berlin und wurde im selben Jahr Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium. 1923 als solcher "zur Disposition" gestellt, lehrte er seit 1924 an der Handelshochschule Berlin und war seit 1926 auch Honorarprofessor und Leiter des Betriebswirtschaftlichen Instituts an der dortigen Universität, seit 1928 Honorarprofessor an der Handelshochschule und der Hochschule für Politik. 1933 zwangsemeritiert, emigrierte Julius Hirsch über die Niederlande nach Dänemark und arbeitete bis 1940 als Professor an der Handelshochschule Kopenhagen. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen 1940 verhaftet, emigrierte er 1941 in die USA, wo er bis zu seinem Tod an der New School for Social Research in New York lehrte. Er war auch Berater der amerikanischen Regierung und privater Unternehmen in wirtschaftspolitischen Fragen. Hirsch wird zu den Hauptvertretern der modernen Handelswissenschaft gezählt und ist u. a. als wirtschaftspolitischer Kritiker des Potsdamer Abkommens hervorgetreten. Professor Dr. phil. Julius Hirsch, Staatssekretär a. D., New York, wurde aus Anlass seines 70. Geburtstages am 30. Oktober 1952 Grad und Würde des Doktors rer.pol. h.c. der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität Berlin verliehen. Er verstarb im Alter von 78 Jahren am 14. August 1961 in New York.". |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Mandel geboren sind |
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Kennkarte (Mainz 1939) für Otto
Hirsch (geb. 10. März 1877 in Mandel),
Kaufmann, wohnhaft in Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab
Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo er am 9. April 1943
umgekommen ist |
Kennkarte (Mainz 1939) für Simon
Hirsch (geb. 9. Februar 1875 in Mandel),
Metzger, wohnhaft in Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab
Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo er am 16. Januar 1943
umgekommen ist |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen
Häuser vorhanden. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine Synagoge erbaut.
Sie wurde aus rotem Sandstein erstellt und hatte mehrere Rundbogenfenster sowie
Ecklisenen.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge in
Inneren durch einen SA-Trupp schwer beschädigt. Nur noch die äußere
Bausubstanz blieb erhalten.
1959/60 wurde das Gebäude abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: 1932:
Hauptstraße 62
Fotos
(Quelle: Landesamt s. Lit. S.
263)
Das Gebäude der ehemaligen
Synagoge
in Mandel vor dem Abbruch |
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Hinweis auf im benachbarten
Roxheim (VG Rüdesheim)
lebende jüdische Personen |
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Im jüdischen
Friedhof in Mandel: Grabstein (rechts) für
und Jakob Marx (1846 Roxheim - 1904 Mandel) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Dokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad
Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 283-296.
|
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 263 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Thea Levinsohn: Lebensstationen einer deutschen
Jüdin - verwurzelt in Rheinland-Pfalz - Alexandrien. Tiberias - Essen -
Jerusalem. In: Sachor. Beiträge zur jüdischen Geschichte
in Rheinland-Pfalz. 3. Jahrgang. Ausgabe 1/1993, Heft Nr. 4. S. 5-20. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt - Achtung längere
Ladezeit bei 23,7 MB; betr. u.a. die jüdischen Familien Levy und Wolf aus
Mandel).
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Mandel Rhineland. Ten to 30
Jews lived in Mandel during the first half of the 19th century. Their population
reached a peak of 70-85 (11-12 % of the total) in the second half of the century.
In 1933, the Jewish population was 23. The synagogue, erected in 1825, was
vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938), and torn down in
1959-60. The Nazis descrated the Jewish cemetery opened in 1860. Most left for
other places in Germany during the Nazi era and perished in the camps. The last
four Jews were deported from Mandel in July 1943. A total of 14 were deported to
the camps.
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