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Meddersheim (VG
Bad Sobernheim, Kreis
Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte / Betraum
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Meddersheim bestand eine kleine jüdische
Gemeinde im 19. Jahrhundert. Ihre Entstehung geht auf die Zeit des 18.
Jahrhunderts zurück. Die Vorfahren der Familien Feibelmann und Ostermann lebten
hier bereits in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 32 jüdische Einwohner in sieben Familien mit zusammen 16
Kindern, 1855 54 jüdische Einwohner, 1861 55 (Höchstzahl). In der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl durch Abwanderung in die Städte
zurück, zumal Meddersheim keinen Eisenbahnanschluss erhalten hatte, sodass 1895
nur noch 23 jüdische Einwohner gezählt wurde. Die Familie Feibelmann zog nach
Sobernheim, ein Zweig der Familie Ostermann nach Bochum.
An Einrichtungen bestand ein Betraum in einem der jüdischen Wohnhäuser
und ein Friedhof. Auch der Unterricht der
jüdischen Kinder dürfte in einem der jüdischen Häuser erteilt worden
sein.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Arthur Ostermann
(geb. 16.9.1890 in Meddersheim, gef. 8.12.1914). Sein Name
steht auf dem Gefallenendenkmal im jüdischen Friedhof
in Bad Sobernheim. Auf dem Kriegerdenkmal des kommunalen Friedhofes in
Meddersheim steht er unter den Kriegsvermissten. Außerdem ist gefallen:
Gefreiter Richard Feibelmann (geb. 26.11.1889 in Meddersheim, vor 1914 in
Sobernheim wohnhaft, gef. 21.11.1917).
Um 1924, als noch 16 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden, gehörten
diese inzwischen zur Gemeinde in Sobernheim.
1933 lebten noch 12 jüdische Personen am Ort. In
den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. So konnte der Viehhändler
Leo Rauner 1938 nach Pittsburg/USA emigrieren; auch einige Angehörige der
Familie Ostermann gelangten in die USA. Im April 1942 wurden die letzten
im Ort lebenden jüdischen Personen, die vierköpfige Familie Braun,
deportiert.
Anmerkung: Hinweis auf ein
Verzeichnis der jüdischen Personen, die sich aus dem Amtsbezirk Bad Sobernheim
(Bad Sobernheim, Staudernheim, Meddersheim) im Jahr 1942 zum "Weitertransport" (sc.
Deportation) in Bad Kreuznach melden mussten (pdf-Datei der an den
Internationalen Suchdienst von der Stadt- und Amtsverwaltung Sobernheim 1962
mitgeteilten Liste von 19 Personen).
Von den in Meddersheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hermine Braun
geb. Gärtner (1898), Hildegard Braun (1923), Norbert Braun (1926), Siegmund
Braun (1862), Siegmund Braun (1889), Walter Haas (1904), Jakob Ostermann (1872).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zur jüdischen Geschichte in Meddersheim aus jüdischen
Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden noch keine gefunden.
Personen
Aus Meddersheim stammten einige Lehrer, die
später in jüdischen Gemeinden der näheren und weiteren Umgebung gewirkt
haben, u.a. Gottlieb Rosenberger, der 1853 in
Odenbach/Glan eine
Anstellung fand. |
Zur Geschichte des Betraumes
Bei Recherchen
vor Ort vor einigen Jahren wurden von Ortsbewohnern unterschiedliche Angaben
gemacht, wo sich ein Betraum der früheren jüdischen Gemeinde befand. Möglicherweise wurde in verschiedenen
jüdischen Häusern (zuletzt sicher unregelmäßig oder nur an den hohen
Feiertagen) Gottesdienste abgehalten, da kein gesonderter Betraum eingerichtet
war.
Fotos
Fotos zur
jüdischen Geschichte liegen nicht vor; über Zusendungen und Hinweise
freut sich
der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
Februar 2020:
Nachkommen der jüdischen Familie
Ostermann aus Meddersheim besuchen den Ort
Anmerkung: zu Prof. Frances Henry vgl.
https://www.yorku.ca/fhenry/background.htm
Frances Henry ist als Franziska Ostermann im Frühjahr 1939 im Alter von
sieben Jahren in die USA emigriert. Mitte der 1970er-Jahre kam sie erstmals
zurück nach Sobernheim. Sie verfasste das Buch:
Frances Henry: Nachbarn und Opfer. Erinnerungen an eine Kleinstadt im
Nationalsozialismus. Verlag J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 1992. 256 S.
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Artikel
von Wilhelm Meyer in der "Allgemeinen Zeitung" vom 4. Juni 2016:
"Auf der Suche nach den Wurzeln
BAD SOBERNHEIM/MEDDERSHEIM - Das wievielte Mal sie nun in Bad Sobernheim
gewesen ist, wisse sie gar nicht mal genau, erzählte Frances Henry aus
Toronto, in Deutschland als Franziska Ostermann geborene Jüdin, bei ihrer
Lesung im Tennensaal von Menschels Vitalresort. Aus den Erfahrungen ihrer
ersten beiden Besuche an der Nahe hat die bis in ihr siebtes Lebensjahr in
Bad Kreuznach aufgewachsene Autorin und emeritierte Professorin der
Anthropologie auf der Suche nach ihren Wurzeln ein Buch geschrieben, das für
die Geschichte Sobernheims von beträchtlicher Bedeutung ist. Doch 'Nachbarn
und Opfer' ist – auch wenn es die Geschehnisse aufgezeichnet hat, wie sie
die Sobernheimer Bewohner und die der Vernichtung entkommenen ehemaligen
jüdischen Sobernheimer ihr berichteten – nicht nur Lokalgeschichte.
'Erinnerung an eine Kleinstadt im Nationalsozialismus', so der Untertitel,
weist auch auf das Exemplarische der von Henry zunächst in Amerika
publizierten Arbeit. Kein geringerer als Willy Brandt schrieb damals das
Vorwort.
Eltern des Vaters sterben in Theresienstadt. Die Lesung war der
Abschluss ihres Aufenthaltes an der Nahe und ein familiärer dazu. Einige
Zuhörer, frühere Meddersheimer oder Sobernheimer, waren zur Lesung von
weither angereist, und nicht wenige im Tennensaal hatten das kleine hübsche
Mädchen Franziska noch gekannt. Auf die Frage des Kreuznacher Pfarrers
Dietrich Humrich, ob ihre Eltern ihr damals von den Geschehnissen in
Deutschland erzählt hätten, antwortet Henry 'Nie, sie waren ja noch so
jung!' Im Gegensatz dazu hatten die von ihr für 'Nachbarn und Opfer'
Befragten in Sobernheim ausgiebig erzählt. In Deutschland wird Henry
begleitet von ihrer Freundin Irma Fechter, Mitglied des vormaligen
Fördervereins Synagoge, die heute in Bad Homburg lebt. Mit ihr und
Hans-Eberhard Berkemann hat Frances Henry in den drei Tagen ihres Besuchs
ein beachtliches Programm absolviert. Nicht zuletzt, um ihrer Enkelin Tianna,
die sie nach Deutschland begleitet hat, von den Wurzeln zu berichten, die
auch die ihren sind.
Henrys Vater, Arzt in Bad Kreuznach
(sc. Dr. Wilhelm/William Ostermann, 1902-1972), ist in Meddersheim
geboren, wie mehrere weitere Verwandte auch. Die Großeltern Jakob und
Johanna Ostermann (sc. Johanna Ostermann geb. Mayer aus
Staudernheim) lebten in
Sobernheim (sc. Wilhelmstraße 11)
und waren Ziel so vieler Besuche ihrer Enkelin. Ihnen war es nicht mehr
gelungen, aus Nazi-Deutschland zu fliehen. Sie gehörten schließlich zu den
nach Theresienstadt Deportierten. Ihre Großmutter, schon altersschwach und
gebrechlich, starb bald danach. Ihr Großvater, ein kräftiger starker Mann,
habe wohl noch über ein Jahr weitergelebt. Das Mädchen konnte 1939 mit ihren
Eltern in die USA fliehen. Für die Geschichte Sobernheims bedeutende
Dokumente hatte Henry dabei und übergab sie Berkemann für das Archiv: Briefe
ihres Großvaters. Noch ist der Einblick in das Leben ihrer Sobernheimer
Großeltern, den die hier übergebenen Briefe gewähren, nicht abzuschätzen.
Sütterlinschrift und eine zunehmende Entfernung von der deutschen Sprache
haben es der Enkelin bislang verwehrt, zu erfahren, was ihr Großvater im
Jahr 1941 aus Sobernheim nach Amerika zu den glücklich geretteten Verwandten
geschrieben hat. Ein hoffnungsvoller Programmpunkt dieser Tage war ein
Gespräch in der ehemaligen Sobernheimer Synagoge. 53 Kinder der
Lichtigfeld-Schule in Frankfurt füllten den Raum. Nicht der erste Besuch war
es für Lea Wolf und Sigal Markhoff, die, wenn sie mit Schülern im Jüdischen
Erholungsheim sind, einen Besuch in der Bad Sobernheimer Synagoge nie
auslassen. Doch für beide war es diesmal etwas ganz Besonderes. Hatten ihre
Eltern doch ein gleiches Schicksal, Exil, erfahren, wie Frances Henry, die
mit sieben Jahren ohne ein Wort Englisch zu können, in New York ihr Schiff
verließ. Erschrocken musste Henry bei ihrem Besuch in Bad Sobernheim sehen,
wie das ehedem schöne Haus ihrer Großeltern in der Wilhelmstraße verfällt. "
Link zum Artikel. |
Hinweis: Genealogische Informationen zu
Familie Ostermann (mit Fotos) u.a. über Einstieg zu Jakob Ostermann
(1872-1943):
https://www.geni.com/people/Jakob-Ostermann/6000000054550173832
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 265 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Dokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad
Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 265. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Meddersheim Rhineland. In
1855, the Jewish population reached a peak of 55, after which the community was
attached to the Sobernheim congregation. In 1925, 16 Jews remained (total 714).
Four were deported to the east in spring 1942.
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