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Marienthal (VG
Nordpfälzer Land, Donnersbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Marienthal bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1912. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Ende des 18. Jahrhunderts gab es sieben jüdische Familien am
Ort.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1801 35 jüdische Einwohner (11,4 % der Gesamteinwohnerschaft), 1808
45, 1825 81 (16,9 %), 1837 91, 1848 115 (in 22 Familien), 1852 91, 1866 55, 1875
42, 1890 30, 1895 28, 1900 25, 1910 10.
1809/10 werden als jüdischen Familienvorstände genannt: Elias Dreyfuß
(Gebrauchtwarenhändler), Marx Dreyfuß (Gebrauchtwarenhändler), Aron Eisemann
(Gebrauchtwarenhändler), Joseph Frauenthal, Joseph Grünthal
(Kurzwarenhändler), Thibaut David Levi (Gebrauchtwarenhändler), Salomon
Rosenthal (Kurzwarenhändler), Isaac Schwarz (Gebrauchtwarenhändler), Moses
Schwarz (Kurzwarenhändler), Salomon Schwarz, Aron Sundheimer
(Kurzwarenhändler).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(von 1826 oder 1827 bis 1864 in einem Schulhaus mit Lehrerwohnung),
ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war: 1822 wird als
Lehrer der damals 28 Jahre alte Bernhard Simon genannt; ab 1837 war Lehrer Isaac
Lob am Ort, gefolgt von Jakob Frank und S. Wolffum 1844 war ein Lehrer Frank
am Ort, Vater des in Marienthal geborenen Lehrers Jakob Frank (siehe Bericht zum
Sohn unten). Die Gemeinde
gehörte zum Bezirksrabbinat Kaiserslautern.
1925 lebten noch vier jüdischen Personen in Marienthal. 1932
verstarb mit Frieda Schwarz geb. Lehmann die letzte jüdische Einwohnerin (auf
dem Friedhof zugleich letzte Beisetzung).
Von den in Marienthal geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Karoline Bechstein geb.
Schwarz (1894), Leopold Kaufmann (1882), Jakobine Löb geb. Schwarz (1882),
Selma Löb geb. Schwarz (1893), Heinrich Marx (1877), Isidor Schwarz (1880, Foto
des Grabsteines in Gurs siehe unten), Leo
Schwarz (1897).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod des aus Marienthal stammenden Lehrersohnes Jakob Frank (1928)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Januar 1929: "Ein Gedenkblatt einem teuren Freunde. Am Tag
nach dem Sukkot-Fest (8. Oktober 1928) geleitete ein stattliches
Trauergefolge in dem pfälzischen Dörfchen Rockenhausen die sterblichen
Überreste von Lehrer Jakob Frank zur letzten Ruhe. Als Sohn eines
plälzischen Volksschullehrers in Marienthal 1844 geboren, besuchte er das
Lehrerseminar Kaiserslautern und
wirkte 35 Jahre als Volksschullehrer in den Orten Altdorf,
Steinbach am
Glan und Albersweiler (Orte, deren
Lehrerstellen heute längst aufgelöst sind), am letzteren Orte über 2
Dezennien stets in vorbildlicher, diensteifriger, gewissenhafter Weise. Im
Jahre 1898 wurde er infolge Krankheit pensioniert, konnte sich aber in der
Ruhe wieder so erholen, dass ihm noch die Gnade ward, 30 Jahre im Kreise
seiner Familie, zuletzt im Hause einer verheirateten Tochter, genießen zu
dürfen. In dieser Zeit konnte er der Beschaulichkeit seiner
Lieblingsbeschäftigung sich ungestört widmen, dem jüdischen Studium.
Sein innig religiöser Sinn, seine Herzensfrömmigkeit führten ihn dazu,
täglich für sich und gar oft mit gleichgesinnten Kollegen und Freunden
zu 'lernen'. Dazu war er umso mehr befähigt, da er von Jugend auf im
frommen Elternhaus 'gelernt' hatte, und auch deshalb, weil er über ein
umfassendes Allgemeinwissen, große Belesenheit und meisterhafte
Beherrschung der Sprache verfügte. Neben dem umfassenden Wissen waren es
sein gerader, schlichter Sinn, sein menschenfreundliches Wesen, sein
gutes, stets heiteres Gemüt, die ihn besonders auszeichneten. So wirkte
er anregend und fördernd als Lehrer, Liebe ausstreuend und Zuneigung
erntend. Er war ein ganzer Mann, der in Beruf und Leben sich überall
herzliche Zuneigung und Freundschaft erworben hatte, die über das Grab
hinaus reicht. In herzlichen Worten gedachten seiner bei seinem Hingange
die beiden Rabbiner: Dr. Baron (Kaiserslautern)
und Dr. Meyer (Pirmasens). Als
Kollege und seinerzeitiger Amtsnachfolger sprach Oberlehrer Haymann (Rodalben)
dem lieben Dahingegangenen den Abschiedsgruß, ihn als waren Freund,
hilfsbereiten Amtsgenossen und idealen Lehrer feiernd. Von weit her waren Schüler
und Freunde erschienen, ihm die letzte Ehre zu erweisen. Er hat Segen
verbreitet, darum wird sein Andenken auch in Segen erhalten
bleiben. H.R." |
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Nennung der Lehrer Isaac Lob, J. Frank
und S. Wolff in Marienthal (1841)
Anmerkung: eine Problematik der genauen zeitlichen Zuordnung der Lehrer
ergibt sich aus der obigen Angabe, dass Lehrer Jakob Frank 1844 in Marienthal
als Lehrersohn geboren ist. Nach Angabe unten von 1841 sei Lehrer J. Frank -
vermutlich der Vater von Jacob Frank - bereits 1838 pensioniert worden.
Artikel in "Israelitische Annalen" vom 15. Januar 1841: "Rabbinatsbezirk Kaiserslautern
1) Winnweiler, J. Strauss 7. März 1830.
2) Alsenz, B. Weinschenk, 28. August 1830.
3) Odenbach, Is. C. Kampe, 16.
Februar 1831.
4) Otterberg, J. Lehmann, 11. Juni 1831
(Nach dessen Versetzung J. Asser, jetzt gestorben, und an dessen Stelle
jetzt Mandel.)
5) Steinbach, S. Frenkel, 11.
August 1831.
6) Münchweiler, J. Strauß, 15.
Januar 1832.
7) Kirchheimbolanden, Adler,
28. Juli 1832 (an dessen Stelle später der ebenfalls wackere Jakob
Sulzbacher).
8) Kaiserslautern, A. Kahn, 23.
Mai 1833 (später Walz).
9) Hochspeyer, H. Rothschild, 4.
August 1833 (später in Niederhochstadt und jene Stelle ist noch unbesetzt).
10) Gauersheim, B. Feistmann, 30.
Dezember 1834 (gestorben)
11) Börrstadt, Jos. Abr. Blum, 20.
Februar 1836 (versetzt nach Hagenbach, und hier B. Alexander).
12) Rockenhausen, M. Eigner, 28.
Oktober 1837.
13) Niederkirchen, M. Salomon, 11.
Oktober 1837.
14) Marienthal, Isaac Lob, 18. März
1838 (später J. Frank, pensioniert unterm 23. August 1838, für ihn S.
Wolff)." |
Zu einzelnen
Personen aus der jüdischen Gemeinde
Grabstein für den nach Gurs deportierten, in
Marienthal geborenen Isidor Schwarz
Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für
Isidor Schwarz,
geb. am 11. Mai 1880 in Marienthal, später wohnhaft in Kirchheimbolanden,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 23. Dezember 1941
umgekommen ist. |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem
jüdischen Wohnhaus vorhanden. 1827 konnte die Gemeinde für 280 Gulden
von Heinrich Krehbiel ein Anwesen mit Scheune erwerben und diese zu einer
Synagoge umbauen. Die Synagoge wurde noch im selben Jahr gebaut. Es entstand
ein schlichter, nachbarocker Bruchsteinbau mit Krüppelwalmdach und
Fachwerkgiebeln. Der Betsaal hatte holzgerahmte Stichbogenfenster. An der
Ostseite war über dem Toraschrein ein charakteristisches Rundbogenfenster. Das
Tonnengewölbe (mit bemaltem Sternenhimmel) bestand aus Holz.
Mehrfach waren in den folgenden Jahrzehnten Reparaturen notwendig, u.a. 1899,
als der Außenanstrich, eine der beiden Türen, die Treppenstufen und die
Steinplatten im Inneren zu erneuern waren.
1912 wurde mit der Auflösung der jüdischen Gemeinde die Synagoge
geschlossen und verkauft. In der Folgezeit wurde das Gebäude durch den neuen
Eigentümer als Scheune / Schuppen verwendet. Straßenseitig wurde ein Tor
eingebrochen, in Inneren Veränderungen vorgenommen (u.a. der bemalte
Sternenhimmel entfernt). In den vergangenen Jahren wurde zum Erhalt des
Gebäudes u.a. das Dach renoviert.
Adresse/Standort der Synagoge: Eckgrundstück
Amtsstraße 1 / Ecke Burgwaldstraße
Fotos
(Quelle: Landesamt s. Lit. S. 324 und Weber s. Lit. S.
125)
Das ehemalige
Synagogengebäude |
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Das Foto zeigt den Zustand des
Gebäudes 1993: Blick auf die Ostseite;
über dem Toraschrein war ein
kleines Rundbogenfenster |
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Neuere Fotos (2011)
(Fotos: Bernhard Kukatzki) |
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Das
Dach der ehemaligen Synagoge ist auf einer Seite neu gerichtet; auf
der
anderen Seite sind die historischen Ziegel noch erhalten |
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Die ehemalige
Synagoge im April 2012
(Foto in höherer Auflösung von
Michael Ohmsen, vgl.
Fotoseite
von M. Ohmsen zu Rockenhausen) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Alfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum
gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20.
Jahrhunderts. 1992. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 114. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 324 (mit weiteren Literaturangaben). |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Marienthal
Palatinate. The Jewish population was 110 (22 families, with 18 in trade) in
1848. It then dropped to 42 (total 395) in 1875 and two in 1930.
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