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Nassau (VG
Nassau) mit Dausenau (VG Bad Ems) (Rhein-Lahn-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Hinweis: die Seite zu Nassau wurde bereits mit Hilfe von Angaben von Werner
Becker (s.Lit.) erstellt, doch konnten Inhalte des Buches "Julius Israel
Nassau" noch nicht eingearbeitet werden.
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Nassau bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Doch gab es bereits im Mittelalter einzelne Juden in der Stadt. So wird
ein Jude von Nassau im Zusammenhang mit einem Zinsgeschäft um 1368/72 in
Oberlahnstein erwähnt.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren wiederum einzelne jüdische Familien am
Ort (1665 eine Familie, 1680 drei Familien). Im 18. Jahrhundert blieb es bei
einer relativ kleinen Zahl jüdischer Familien (1700 fünf jüdische Familien,
1750 drei, 1800 vier). Namentlich genannt wird u.a. 1747 Jud
Abraham.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1842 27 jüdische Einwohner, 1871 37, 1895 50 (in 15 Familien), 1900 66
(in 18 Haushaltungen), 1905 82,
1910 Höchstzahl vom 87.
Im benachbarten
Dausenau werden Juden
erstmals 1655 genannt (Jud Meusch), der mit seiner Frau und fünf Kindern (davon
vier Töchter) am Ort lebte. Nach 1671 hatte sein Sohn einen eigenen Hausstand
gegründet; er verzog allerdings wenig später nach Ems.
In den folgenden Jahrzehnten werden weitere jüdische Personen (mit Familien) in
Dausenau erwähnt: 1687 Samuel Jud und Simon Jud, 1710 bis 1722 Jud Sabel,
Hirsch Jud, Sabel Jud auf dem Baadt und Itzig Jud. Um 1896 lebten vier jüdische
Familien in Dausenau, 1901 gleichfalls vier Haushaltungen (mit zusammen 18
Personen). Auch bis in die NS-Zeit lebten einige jüdische Familien in Dausenau.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (nur
Religionsschule; die jüdischen Kinder besuchten außer dem Religionsunterricht
bereits seit 1716 die Nassauische Simultanschule),
ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben könnte es zeitweise einen eigenen jüdischen Lehrer
gegeben haben, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. In der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Unterricht jedoch durch auswärtige Lehrer erteilt wie aus einem
Bericht zum 25jährigen Amtsjubiläum von Lehrer Wilhelm Emmel aus Bad
Ems hervorgeht (1894; unterrichtete 1896 an der Religionsschule in Nassau 14
Kinder, 1901 7 Kinder). Um 1896 war als Vorbeter in Nassau J. Lindheimer tätig. 1908 (beim 50-jährigen Jubiläum der Synagoge,
gleichfalls in einem Bericht von einer Lehrerkonferenz in Limburg
in diesem Jahr) wird von
Lehrer Hanauer berichtet, 1924 von Lehrer Jacob Schloß (wechselt 1925 nach
Würzburg), danach (und bis zu
seiner Auswanderung in der NS-Zeit) Lehrer Gustav Anger. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Bad
Ems.
Von den jüdischen Vereinen und Stiftungen werden genannt: die
Abraham-Samuel'sche Stiftung (um 1896/1901 unter Leitung von J. Lindheimer).
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1896 A. Stein und M.
Mühlstein, 1897 A. Strauß, J. Landau und M. Mühlstein, um 1909 Moses Rosenthal.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Nassau Samson Hanauer
(geb. 19.2.1882 in Berlichingen, gef. 19.7.1918) und
Max Israel (geb. 28.5.1898 in Nassau, gef. 27.3.1918). Die drei Söhne von
Wilhelm Sundheimer in Dausenau
- Ernst, Eugen und Fritz - wurden für ihren Kriegseinsatz 1915 mit dem Eisernen
Kreuz ausgezeichnet.
Um 1924, als 71 jüdische Einwohner in Nassau gezählt wurden, waren die
Vorsteher der Gemeinde Moses Rosenthal (Gemeindevorsteher bereits seit 1904,
siehe Bericht zum 25-jährigen Amtsjubiläum unten), Albert Strauß und Sally Löwenberg. Als
Lehrer und Kantor war der bereits genannte Jacob Schloß in der Gemeinde tätig. Er erteilte damals
acht Kindern den Religionsunterricht. Aus Dausenau gehörten 1924 10 Personen
zur jüdischen Gemeinde in Nassau. 1932 waren
die Gemeindevorsteher Moses Rosenthal (Bahnhofstraße 3; 1. Vors.), Sally
Löwenberg (Spätestraße 3; 2. Vors.) und Albert Strauß (Kattenbrückstraße).
Zur Repräsentanz gehörten drei Mitglieder der Gemeinde. Als Lehrer war
inzwischen Gustav
Anger tätig. Er unterrichtete im Schuljahr 1931/32 sieben Kinder der Gemeinde
in Religion. An jüdischen Vereinen gab es: den Wohltätigkeitsverein
Chebroh Kadischa (gegründet 1909, 1932 unter Vorsitz von Sally Heilbronn,
Grabenstraße 20, 20 Mitglieder, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung
hilfsbedürftiger Durchwanderer) und die Vereinigung jüdischer Frauen Nassau
und Umgebung (gegründet 1925; 1932 Vorsitzende Johanna Grünebaum; Zweck und
Arbeits-Gebiet: Wohltätigkeit, 65 Mitglieder).
1933 lebten noch 58 jüdische Personen in Nassau. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen (Frankfurt, Berlin, Godesberg und Kirn) beziehungsweise ausgewandert.
1935 wurden noch 55 jüdische Einwohner gezählt, 1938 etwa 40. Von August
1937 bis November 1938 bestand eine jüdische Schulklasse, nachdem
die Drangsalierungen jüdischer Kinder in der staatlichen Schule überhand
genommen hatten. Die Schule wurde auch von Kindern aus Bad
Ems besucht und hatte anfangs neun, im Sommer/Herbst 1938 nur noch vier bis
fünf Schüler. Am 30.
September 1938 kam es zu antijüdischen Ausschreitungen in der Stadt. Walther
Rosenthal wollte sich an diesem Abend von dem Glaubensgenossen Salomon Hofmann
verabschieden, weil er die Auswanderungspapiere für Amerika bekommen hatte. Er
rief die Polizei zu Hilfe, weil Nationalsozialisten vor dem Haus von Hofmann
randalierten. Die Polizei kam allerdings nicht zu Hilfe, sondern verhaftete
Walter Rosenthal und brachte ihn nach Frankfurt, wo er noch auf dem Transport
zum sofortigen Verkauf seines Nassauer Anwesens gezwungen wurde. Am 4. Oktober
1938 wurde er freigelassen und konnte nach Amerika auswandern. Nach den Ereignissen beim Novemberpogrom
1938 sind die letzten jüdischen Einwohner aus Nassau verzogen. 1939 lebte
nur noch eine jüdische Person in Nassau.
Von den in Nassau geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Else Blumenthal (1886),
Gustav Herz (1881), Helene Johanne Hirsch geb. Lindheimer (1922), Ernst Joseph
Hofmann (1909), Leopold Israel (1868), Berta Klarmann geb. Lilienstein (1905),
Amalie Lindheimer (1878), Johanna Lindheimer (1874), Julia Löb geb. Staam
(1866), Sara Löb geb. Staam (1866), Inge Marx (1927), Jenny Metzger geb. Baer
(1861), Hedwig Oppenheimer geb. Blumenthal (1885), Dora Rieser geb. Löwenberg
(1884), Berta (Bertha) Rubens geb. Lindheimer (1911).
Aus Dausenau sind umgekommen: Amalie Mayer geb. Stein (1858), Dina Stein
geb. Blumenthal (1884), Julius Stein (1879).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeiner
Beitrag über "Die Juden in Nassau"
(gemeint: zur Geschichte der Juden in den nassauischen Herrschaftsgebieten,
genannt werden alt-nassauische Gebiete wie Nassau-Diez, Nassau-Hadamar,
Nassau-Beilstein)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1920: "Die
Juden in Nassau. Wer alte Verordnungsblätter aufschlägt, findet
manche behördliche Verfügung, durch die der jüdischen Bevölkerung
Beschränkungen auferlegt werden, die uns nicht zur hart, sondern zum Teil
direkt unmenschlich erscheinen. Wenn die Nassauische Polizeiordnung von
1711 zum Beispiel bestimmt: 'Juden, die bei Koppelpferden reiten, werden
als reitende Juden gehalten und zahlen in solcher Qualität den Zoll.
Betteljuden zahlen 1 Petermännchen, ein reitender Jude 3 Petermännchen,
ein gehender Jude 2 Petermännchen', so ist das nicht nur in der Absicht
geschehen, der Staatskasse Geld zuzuführen, sondern die Behörde hat
damit einfach der allgemeinen Auffassung Rechnung getragen, die den Juden
nicht die Freiheiten und Gerechtsame der übrigen Bevölkerung zubilligte.
Dass von den Juden ein rein persönlicher, je nach seiner augenblicklichen
Tätigkeit verschieden hoher Zoll erhoben wurde, bezeichnet besser wie
irgendeine andere Verordnung die merkwürdige Stellung der Juden in den
alt-nassauischen Gebieten.
Die meisten Judenverordnungen lassen erkennen, dass die alten Gesetzgeber
im Juden ein vollkommenes Ausbeutungsobjekt sagen. So verbot eine
Verordnung von 1664 Juden, Geld an Christen auszuleihen, ohne Vorwissen
des Landesherrn. Geschah es doch, so war die Schuld dem Landesherrn
verfallen. Der Jude durfte nach deiner Hadamar'schen
Verordnung von 1671 keinem Ehegatten in Abwesenheit des anderen Geld
vorstrecken und keine Handschrift durfte bei einem Juden über drei Jahre
stehen bleiben. In der Judenordnung von 1770 wurde bestimmt, dass ein
aufgenommener Jude sofort in Gegenwart seiner Kinder und Hausgenossen
'mittels förmlichen Judeneides' schwören müsse, dass er dem Fürsten
und seinem Hause treu untertänig sein und die Judenordnung beachten
wolle. Kein Jude sollte in einer Stadt ohne 500 Reichstaler und auf dem
Lande ohne 500 Gulden Vermögen aufgenommen werden. Eine ausländische in
das Land heiratende Jüdin hatte in die Stadt 500 Gulden und auf das Land
300 Gulden einzubringen. Ein Judensohn, der ohne Schutzbrief heiratete,
wurde mit seiner Frau ausgewiesen. Das Schutzgeld betrug: in Herborn 35
Gulden, in Diez 50 Gulden, auf dem Lande
in der Grafschaft Diez und der Herrschaft Beilstein 20 Gulden, in Hadamar
24 Gulden usw. Witwen, die sich unsträflich betrugen, behielten den
Schutz. Grausam war die Bestimmung, wonach elternlosen Judenkindern, die
zwar volljährig, zum Schutze jedoch 'nicht geeigenschaftet', vom Tode
ihrer Eltern an der Aufenthalt im lande gegen Erlegung des ganzen
Schutzgeldes noch ein Jahr lang gestattet wurde, damit sie Forderungen und
Schulden verichtigen konnten, nach Ablauf dieses Jahres aber 'nach
vorheriger Entrichtung des gesamten Pfennigs das Land zu räumen hatten,
wenn sie nicht als Knechte unterkommen konnten. Unmündigen Judenwaisen
wurde wenigstens gestattet, bis zu ihrer Großjährigkeit bei Verwandten
zu wohnen. |
Die
Juden hatten das Fleisch um 2 Pfennig wohlfeiler als die Metzger zu
verkaufen. Offene Läden zu halten war ihnen verboten, ebenso das
Feilhalten von Spezereiwaren. Sie durften an Soldaten und Unteroffizieren
ohne Einverständnis der kommandierenden Offiziere weder Geld noch Ware
borgen.
Eine Verordnung des Fürsten Christian zu Nassau-Dillenburg vom Jahre 1725
verbot den Juden, einem Christen ware aufzuschwätzen oder zu borgen, von
dem sie wussten, dass er sie nicht bezahlen konnte. Neben dem Schutzgeld
hatte 'sämtliche Judenschaft' jährlich zu 'unserer Kanzlei und
Rentkammer' 6 Rieß vom besten Baseler oder dem gleichstehenden
Schreibpapier, 'und zwar alle Frankfurter Meß 3 Rieß' zu liefern. Sogar
von toten Juden wurden Abgaben erhoben, von solchen unter 18 Jahren 1
Florin, von solchen über 18 Jahren 1 Goldgulden. Kein Jude durfte ohne
Erlaubnis liegende Güter kaufen oder Geld darauf leihen.
Die Beschränkungen der Erwerbstätigkeit der Juden war sehr groß. 1654
wurde im Hamadar'schen bestimmt: Juden
sollen Sonn- und Feiertags nicht ihrer Geschäfte wegen ausreiten, noch
handeln, noch Schulen einfordern. Wenn sie des Marktes wegen ausreiten
müssen, dann haben sie es dem Pfarrer anzuzeigen. Will ein Fremder an
solchen Tagen ein Pferde bei einem Juden kaufen, so hat das im Stall zu
geschehen. 1655 wurde den Juden der Verkauf von Wachs, Butter usw. und der
Transport dieser Waren außer Landes verboten. Am weitesten ging wohl eine
Diezer Verordnung von 1616, die einfach
dekretierte: 'Niemand soll mit Juden handeln oder Gemeinschaft haben bei
hoher Strafe, auch soll kein Jude Kredit in der Grafschaft
haben.'
1672 wurde den Juden in den Ämtern Königstein
und Nassau verboten, sich während der Predigt auf der Straße
sehen zu lassen. Und 1682 erging dort das Verbot: Juden sollen nicht bei
Christen im Hause wohnen, keine christliche Säugamme und kein
christliches Gesind im Hause haben, auch keine christliche Hebamme, außer
wenn an einem Ort nur eine jüdische Familie wohnt. 1711 wurde bestimmt:
Die Juden müssen Sonn- und Festtags in ihren Feierkleidern ausgehen. Um
dieselbe Zeit aber wurde den Juden die Errichtung von Synagogen untersagt
und verboten, mit Christen 'sonderlich einfältigen Laien',
Religionsgespräche zu führen. Dem Pfarrer gegenüber sollten sie
schuldig sein, 'ihres Glaubens Antwort und Bekenntnis zu geben'. In der
Synagoge und daheim sollten sie Gott für die Fürstliche Landesherrschaft
bitten, 'dass derselbe sie in stetem Flor erhalte'.
Das ist eine kleine Blütenlese aus der Fülle der Verordnungen, die das
Verhältnis der Juden zu den Christen, dem Staate und den Gemeinden, sowie
ihre Erwerbstätigkeit regelten." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Lehrer Emmel aus Bad Ems wird auch von der Kultusgemeinde Nassau zu seiner
25jährigen Amtsjubiläum geehrt (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1894: "Bad Ems.
Den 30. September waren es 25 Jahre, dass Herr Lehrer Emmel das Amt eines
Lehrers und Kantors in unserer Stadt bekleidet. Aus diesem Anlasse
erschien am selben Tage eine Deputation, bestehend aus dem Bezirksrabbiner
Herr Dr. Weingarten und den 13 Mitgliedern des Kultusvorstandes, beim
Jubilare, um ihm die Glückwünsche der Kultusgemeinde zu überbringen.
Herr Dr. Weingarten hielt eine Ansprache und überreichte eine stilvoll
ausgearbeitete Adresse, die vom Schul- und Kultusvorstande gewidmet war
und besonders den Pflichteifer und die Friedfertigkeit des Herrn Emmel
hervorhob, während der Kultusvorstand ein ansehnliches Geschenk übergab.
Tief gerührt dankte der Jubilar, anknüpfend an den Wochenabschnitt, für
die ihm unerwartet zuteil gewordene Ehre. Die früheren Schüler hatten
ein wertvolles Vertikow (sc. schmaler Schrank) als Zeichen dankbarer
Erinnerung übermitteln lassen und die Kultusgemeinde Nassau, in der
Herr Emmel den Religionsunterricht erteilt, hatte einen schönen silbernen
Tafelaufsatz geschenkt. Möge es Herrn Emmel vergönnt sein, noch
lange zum Wohle seiner Gemeinde zu wirken." |
Über Lehrer Jakob Schloß (1880-1940,
Lehrer in Nassau von 1919 bis um 1930)
Lehrer Jakob Schloß ist am 18. November 1880 in
Olnhausen oder (nach Artikel unten) in
Giebelstadt geboren und war seit 1. April
1919 in Nassau als Religionslehrer und Vorbeter tätig. Seit 25. April 1906 war
er mit Sofie geb. Wechsler verheiratet, die am 14. August 1878 in
Aschbach geboren ist. Die beiden hatten eine
Tochter Resi (geb. 10. Januar 1907). Am 18. September 1940 zog Jakob Schloß,
mittlerweile verwitwet, nach Frankfurt am Main, wo er sich am 6. Dezember 1940
das Leben nahm.
Hinweis: Bei Reiner Strätz Biographisches Handbuch Würzburger Juden wird Jakob
Schloß allerdings nicht genannt.
Artikel
in "Jüdisch-liberale Zeitung" vom 13. Februar 1925: "Würzburg.
Die hiesige israelitische Kultusgemeinde wählte in einer Versammlung ihren
neuen Lehrer und Kantor. Unter zehn Bewerbern fiel die Wahl auf den Lehrer
Jakob Schloß, zur Zeit Lehrer in Bad
Nassau, gebürtig aus Giebelstadt. Er besuchte die
Lehrerschule in
Würzburg, die er im Jahre 1901 mit gutem Erfolg absolvierte und das
Konservatorium in Karlsruhe. Er wird demnächst seinen Posten hier antreten." |
Berichte aus der Geschichte der Gemeinde (Nassau und Dausenau)
Aufruf zur Unterstützung von Opfern
einer Flutkatastrophe in Dausenau (1909)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 18. Februar 1909: "Aufruf!
Durch Hochflut der Lahn und verschiedener anderer Gebirgsgewässer, ist
unsere Stadt, sowie der zu unserer Kultusgemeinde gehörige Ort Dausenau
schwer heimgesucht und verwüstet worden.
Verschiedene unserer Glaubensgenossen sind um Hab und Gut gekommen und einer
ganz mittellosen Familie in Dausenau ist ihre einzige Habe - ihr Wohnhaus
unter der Gewalt der Wasserfluten zusammengestürzt. -
Ich richte deshalb an alle mildtätige Herzen die dringende Bitte: Helfet den
Bedrängten, denn ein unverschuldetes Unglück hat sie getroffen. Gaben, über
welche in diesem Blatte quittiert wird, bitte an den Unterzeichneten zu
richten.
Nassau (Lahn) M. Rosenthal, Kultus-Vorsteher."
|
Eine Beerdigung in Dausenau muss
wegen der Flutkatastrophe verschoben werden (1909)
Artikel
im "Israelitischen Familienblatt" vom 18. März 1909: "Dausenau an der
Lahn (Bestattung und Überschwemmung). An einem Dienstag war hier ein
jüdischer Bürger gestorben. Seine Beerdigung sollte am Donnerstag
stattfinden. Zur Teilnahme waren auch auswärtige Verwandte gekommen. Sie
hielten sich kaum eine Stunde in Dausenau auf, als die Flut mit ungeheurer
Stärke einsetzte. Einheimische, wie Fremde mussten in die oberen Stockwerke
der Gebäude flüchten. Der Rabbiner und Leidtragende, die aus Ems und
benachbarten Orten zur Teilnahme an der Beerdigung sich nach Dausenau
begeben wollten, mussten zurückkehren, ohne in den Ort gelangen zu können.
die Fremden ließen sich am andern Morgen durch das Fenster in einem Nachen
tragen, in dem sie bis zur hochgelegenen Landstraße gerudert wurden. In
Nassau wurden sie von der Feuerwehr auf Umwegen zur Bahn geleitet. Die
unterbliebene Beerdigung in Dausenau konnte erst am folgenden Sonntag unter
großen Schwierigkeiten stattfinden. - Vier Tage war man in Dausenau vom
Wasser eingeschlossen. Nach seinem Abfluss lagen Schutt und Geröll
meterhoch. 80 Soldaten waren 14 Tage mit den Aufräumungsarbeiten
beschäftigt, jetzt sind noch 100 Arbeiter tätig. Die Bewohner haben viele
Tage nötig gehabt, um ihre Wohnungen wieder in einen bewohnbaren Zustand zu
versetzen."
|
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
25-jähriges Jubiläum von Moses Rosenthal als Vorsteher
der israelitischen Gemeinde (1929)
Mitteilung
in der "CV-Zeitung" vom 24. Mai 1929: "Am 27. Mai (1929)
feiert unser langjähriger Vorsitzender in Nassau, Moses
Rosenthal, sein 25-jähriges Jubiläum als Vorsteher der
israelitischen Gemeinde. Moses Rosenthal gehört auch seit Jahren dem
Synagogenrat des Regierungsbezirks Wiesbaden als Mitglied an. Wir
gratulieren!" |
Über den "Landesverrat" von Viehhändlern aus Nassau und Miehlen - eine
antisemitische Verleumdung (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins)
vom 17. Juli 1924: "Bekanntmachung.
In der Privatklagesache des 1. Sally Landau in Nassau a.d. Lahn, 2.
Sally Heilbronn in Nassau a.d. Lahn, 3. Salomon Hofmann in Nassau a.d.
Lahn, 4. Emil Strauß in Miehlen im
Taunus, Privatkläger, vertreten durch Rechtsanwalt Dr. Martin Marx in
Frankfurt am Main gegen H. Weinschenk in Frankfurt am Main, 2. Richard
Hecht in Frankfurt am Main, beide verantwortliche Redakteure der
'Frankfurter Nachrichten' in Frankfurt am Main, wurde in der öffentlichen
Sitzung des Amtsgerichts Frankfurt am Main vom 27. Juni 1924
folgender
Vergleich
geschlossen:
1. Die Privatbeklagten erklären: am 25. August und 7. September 1923
veröffentlichten wir auf Grund von amtlichen Informationen der
Frankfurter Eisenbahndirektion Notizen über die angebliche Verprügelung
von vier Viehhändlern auf dem Bahnhof Eschhofen. Die Viehhändler Sally
Landau, Sally Heilbronn, Salomon Hofmann aus Nassau an der Lahn und Strauss
aus Miehlen im Taunus sollten angeblich wegen Benützung der Regiezüge
verprügelt worden, nach Limburg zurückgelaufen sein und die
französische Besatzungsbehörde mobil gemacht haben. Daraufhin sollten
angeblich gegen den Ort Eschhofen Sanktionen verhängt worden sein. Da
sich ergeben hat, dass die Eisenbahndirektion offenbar nicht in der Lage
ist, den Beweis der Wahrheit für diese Behauptungen zu erbringen,
bedauern wir, damals den amtlichen Mitteilungen über diese Angelegenheit
Raum gegeben zu haben, und erklären, dass sich keinerlei Anhaltspunkte
dafür erheben haben, dass die Behauptungen der Eisenbahndirektion
zutreffend sind.
2. Der Vergleich wird in der für amtliche Bekanntmachungen üblichen
Weise innerhalb 14 Tagen auf Kosten der Privatbeklagten in den Frankfurter
Nachrichten und in der 'C.V.-Zeitung' veröffentlicht.
3. Die Privatbeklagten übernehmen die Kosten der beiden Verfahren.
4. Die Privatkläger ziehen Privatklage und Strafantrag zurück. Als
Vertreter der Privatkläger gebe ich dies auf Grund der im Vergleich
ausgesprochenen Befugnis hiermit öffentlich bekannt.
Frankfurt am Main, 4. Juli 1925. Marx, Rechtsanwalt." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17.
Juli 1924: "Ein misslungener Verleumdungsfeldzug. Der
'Landesverrat' der Limburger Viehhändler. Am 25. August und 7.
September vorigen Jahres brachten die 'Frankfurter Nachrichten' unter der
Überschrift 'Unwürdiges Verhalten' und 'Französische
Vergeltungsmaßnahmen' größere Notizen, nach denen vier jüdische
Viehhändler, Sally Landau, Sally Heilbronn, Salomon Hofmann aus Nassau
an der Lahn und Emil Strauß aus Miehlen
im Taunus wegen Benutzung des Regiezuges auf der Strecke nach Limburg
am Bahnhof Eschhofen wegen ihres undeutschen Verhaltens verprügelt worden
und darauf nach Limburg zurückgelaufen seien, um die französische
Besatzungsbehörde mobil zu machen. Das Verhalten dieser vier Viehhändler
habe angeblich zur Besetzung des Lahntales geführt. Diese Pressenotiz,
deren Unrichtigkeit für jeden, der die Viehhändler und die Verhältnisse
kannte, auf der Hand lag, hatte sich wie ein Lauffeuer durch beinahe
sämtliche deutsche Zeitungen verbreitet und war insbesondere von den
völkischen Zeitungen in gehässigster Weise gegen die 'jüdischen
Landesverräter' ausgeschlachtet worden. Den Viehhändlern selbst waren
Drohbriefe aller Art zugegangen, sodass sie in ständiger Beunruhigung
lebten. Die Aufnahme der pressegesetzlichen Berichtigung, die sofort in
die Wege geleitet worden war, haben die 'Frankfurter Nachrichten' ohne
Angabe von Gründen abgelehnt; einer ihrer Redakteure ist deshalb auch
verurteilt worden. In dem gegen die beiden verantwortlichen Redakteure
Hecht und Weinschenk angestrengten Prozess hat sich auch nicht der
Schatten eines Beweises für die Behauptungen der Zeitung ergeben. Die
Angeklagten mussten vor dem Amtsgericht Frankfurt zugeben, dass sie die
fragliche Notiz auf Grund einer Information der Frankfurter
Eisenbahndirektion gebracht hätten, dass aber weder die
Eisenbahndirektion in der Lage ist, den Beweis der Wahrheit für ihren
Inhalt zu erbringen, noch dass sie selbst irgendwelche Anhaltspunkte
hätten, die die Information der Eisenbahndirektion bestätigen würden.
Die Redakteure haben die Erklärung unter dem Ausdruck des Bedauerns
abgegeben, die Kosten der beiden gegen die erhobenen Privatklagen übernommen
und sich mit der Veröffentlichung des Vergleiches in zwei Zeitungen
einverstanden erklärt." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und
Privatpersonen
Anzeige der koscheren Restauration von J. Mayfeld (1872)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1872:
"Bad
Nassau a.d. Lahn: Koscher Restauration. J. Mayfeld." |
Anzeige von M. Stein in Dausenau
(1896)
Anzeige
in "Der Israelit" vom 16. März 1896: "Ich suche für meinen Sohn, 14 Jahre
alt, mit guten Schulkenntnissen in einem gutgehenden
Manufakturwaren-Geschäft. Kost und Logis im Hause oder Vergütung eine
Lehrlingsstelle. M. Stein, Dausenau bei Bad Ems."
|
Lehrlingssuche des Glas- und
Porzellanwaren-Engros-Geschäfts B. Rosenthal (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1901:
"Für
mein Glas- und Porzellanwaren-Engros-Geschäft suche per bald oder später
einen
Lehrling
mit guter Schulbildung. Kost und Logis im
Hause.
B. Rosenthal, Nassau an der Lahn." |
Spendenaufruf für eine verarmte jüdische Familie (1876)
Anmerkung: es geht aus dem Artikel nicht hervor, in welchem Ort die Familie
lebte (von Dornholzhausen aus gesehen: "in hiesiger Gegend"). Unterzeichnet hat der damalige evangelische Pfarrer von Dornholzhausen -
Christian Bauer. In Dornholzhausen gab es jedoch keine jüdischen
Familien.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Mai 1876: "Bitte.
Ein schwer bedrängter israelitischer Familienvater in hiesiger Gegend,
welcher aus Rücksicht auf seine Familie wie sein Geschäft nicht
öffentlich genannt sein möchte, lässt durch die Unterzeichneten seine
Glaubensgenossen um gütige Unterstützung in seiner großen Not
inständigst bitten. Derselbe muss nämlich seit drei Jahren seine
geisteskranke Frau in einer Irrenheilanstalt verpflegen lassen, hat eine
Familie von 7 unmündigen Kindern zu versorgen und hat dabei vor nun bald
drei Jahren einen Beinbruch erlitten, wodurch ihm neben Stockung seines
Geschäfts eine neue Kostenlast erwuchs. Nachdem er sich unter so harten
Schlägen bisher redlich, obgleich schwer, durchgekämpft hat, sieht er
sich doch jetzt genötigt, um der Gefahr gänzlicher Verarmung zu
entgehen, mildtätige Hilfe in Ansprach zu nehmen. Bei seiner Frau ist
nämlich ein Stadium zur Genesung eingetreten, wo sie Gewissensbedrängnis
empfindet, dass sie in der Anstalt nicht in Allem nach den Vorschriften
ihrer Religion, zumal hinsichtlich der Speisen, leben kann. Daher möchte
der Mann, der ein streng religiöses Leben mit den Seinigen führt, die
Frau in eine jüdische Heilanstalt bringen, wo sie den Vorschriften ihres
Gesetzes gemäß leben könnte und wodurch zugleich auf eine rasche und
sichere Heilung zu hoffen wäre. Aber die hierzu erforderlichen
bedeutenden Kosten würde er, ohne den letzten Rest seines geringen
Vermögens opfern und mit seinen Kindern verarmen zu müssen, bei all
seinem ehrlichen Fleiße nicht aufbringen können. So sieht er sich denn
genötigt, auf diesem ihm so ungewohnten Wege die Mittel zur
vollständigen Heilung seiner Frau, deren baldige Genesung und Heimkehr im
Interesse der zahlreichen Familie dringen zu wünschen ist, zu
suchen.
Wer von seinen Glaubensgenossen diesem ebenso durchaus würdigen als
bedürftigen Manne eine freundliche Unterstützung will zukommen lassen,
belieb dieselbe an die Redaktion respektive Expedition dieses Blattes, in
welchem öffentlich quittiert wird, zu senden.
Dornholzhausen bei Nassau, 25. April 1876,
Bauer, ev. Pfarrer. Aron Friedberg,
Kultusvorsteher. Samuel Strauß, Stiftungsvorsteher. David
Strauß, Vorsteher." |
Nach der Emigration: Todesanzeigen in der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift
"Der Aufbau"
Anmerkung: Beim "Aufbau" handelte es sich um eine deutsch-jüdische
Exilzeitung, die 1934 gegründet wurde und bis 2004 in New York erschien. Der
"Aufbau" entwickelte sich in der NS-Zeit rasch zur wichtigsten Informationsquelle
und Anlaufstelle für jüdische und andere deutschsprachige Flüchtlinge in den
USA. Vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Aufbau_(jüdische_Zeitung).
Der Aufbau kann online gelesen werden:
https://archive.org/details/aufbau.
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Traueranzeige
für Sally Loewenberg
früher Nassau / L.-London
"Aufbau" vom 3. Dezember 1948 |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum in einem der jüdischen
Häuser vorhanden. 1845 wird berichtet, dass Babeth Levinger den Michael Bär
aus Wiesbaden heiratete und dies - wie üblich - an drei der Hochzeit
vorausgehenden Samstagen "in der Synagoge in Nassau proclamiert"
wurde. Dieser Betraum befand sich im Eckhaus Spätestraße /
Judengässchen.
Um 1850 reichte der Betraum für die größer werdende Gemeinde nicht
mehr aus. 1856 stellte die Kultusgemeinde den Antrag, eine neue
Synagoge erbauen zu dürfen. Zunächst wurde er behördlicherseits abgelehnt.
1857 wurde ein erneuter Antrag genehmigt. Man konnte ein für den Bau geeignetes
Grundstück, das Anwesen des Moses Isidor für 1.340 Gulden erwerben, auf dem
sich noch ein Teil des ehemaligen mittelalterlichen Spitals befand. Dieses wurde
nun mit Hilfe den Krediten, an denen die Familien noch viele Jahre zu tragen
hatten, umgebaut. Die nach einem zeitgenössischen Bericht "kleine, aber
geschmackvolle Synagoge" konnte am 20. September 1858 feierlich
eingeweiht werden.
Nach den Unterlagen von Werner Becker war die Einweihung am 30. September
1857.
Festlich begangenen wurde in den folgenden Jahren jeweils die Einweihung neuer
Torarollen 1883, 1912 und 1929 (siehe Bericht unten). 1901 wurde das Dach erneuert, 1904 der Innenraum
vergrößert und neu gestaltet. 1882 konnte man das 25-jährige Jubiläum der
Synagoge feiern; 1908 folgte das 50-jährige Jubiläum, worüber auch im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" berichtet
wurde:
Renovierung zum 50-jährigen Bestehen der
Synagoge (1908)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. September
1908: "Bad Nassau. Renovierung der Synagoge. Die hiesige
Synagoge wurde kürzlich, anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens, einer
gründlichen Renovierung unterzogen. Herr Lehrer Hanauer hielt bei dem
Festgottesdienst eine diesbezügliche Ansprache. Abends fand ein Festball
statt." |
Einweihung einer neuen Torarolle in der Synagoge Nassau (1929)
Artikel
im "Israelitischen Familienblatt" vom 7. November 1929: "Nassau.
(Einweihung einer neuen Torarolle). Die israelitische Gemeinde beging an
den Feiertagen das Fest der Einweihung einer neuen Torarolle. Am
Freitagnachmittag wurde das neue Sefer (= Torarolle), das bei dem
ältesten hier wohnenden jüdischen Bürger, Herrn Salomon Hofmann,
aufbewahrt worden war, an dessen Haus in Empfang genommen und von dem
ältesten Mitglied der israelitischen Kultusgemeinde, Herrn W. Sundheimer
in Dausenau, unter einem Baldachin getragen, begleitet von dem
Bezirksrabbiner Herrn Dr. Weingarten in
Bad Ems und der ganzen israelitischen
Gemeinde unter den Klängen der Nassauer Musikkapelle zur Synagoge geleitet.
Dort fand ein Festgottesdienst statt, bei dem der Bezirksrabbiner Herr
Dr. Weingarten die Festpredigt hielt. Am Samstag früh fand ebenfalls ein
Festgottesdienst statt, dem am Nachmittag im Hotel 'Zur Krone' ein Tee und
abends ein Festball folgten. die eigentliche Tora-Einweihung fand am Sonntag
morgen in einem Festgottesdienst durch den Bezirksrabbiner Herrn Dr.
Weingarten in der Synagoge statt." |
1929 wurde im Innenraum eine Gedenktafel für die jüdischen
Gefallenen des Ersten Weltkrieges angebracht.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet. Die Reste des
Gebäudes wurden bei Bombenangriffen im Frühjahr 1945 zerstört. Die Ruine der
Synagoge wurde beseitigt.
Im Stadtarchiv werden ein Grundrissplan und der Schlüssel der Synagoge
aufbewahrt.
Am 22. November 2019 wurde eine Gedenkstele zur Erinnerung der
Synagoge eingeweiht.
Flyer zur Einladung eingestellt (pdf-Datei).
Adresse/Standort der Synagoge:
im Obertal, abseits von der Straße
Fotos
Fotos oder
Darstellungen der Synagoge sind noch nicht vorhanden; über Zusendungen
oder Hinweise
freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica";
Adresse siehe Eingangsseite. |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
November
2009: In Nassau sollen
"Stolpersteine" verlegt werden |
Artikel in www.wir-im-nassauer-land.de
vom 24. November 2009 (Artikel):
"CDU will mit "Stolpersteinen" an Nassauer Juden erinnern
Die Nassauer CDU-Stadtratsfraktion will die Erinnerung an die während der NS-Zeit in Nassau verfolgten, vertriebenen und ermordeten jüdischen Mitbürger wachhalten. In einem Antrag zur nächsten Stadtratssitzung am Donnerstag, 3. Dezember, 18.30 Uhr, in der Stadthalle beantragt die Union, die Initiative
'Stolpersteine' zu unterstützen. Die Idee dazu entstand während der literarisch-musikalischen Gedenkfeier zum 9./10. November 1938 (Pogromnacht) in der evangelischen
Johanniskirche..." |
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November
2010: Verlegung der
"Stolpersteine" noch im Dezember 2010 |
Artikel in www.wir-im-nassauer-land.de
vom 30. November 2010 (Artikel):
"Aktion 'Stolpersteine' noch vor Weihnachten.
Der Kölner Künstler Gunter Demnig wird am Dienstag, 14. Dezember, die Stolpersteine verlegen, die an die aus Nassau vertriebenen und später ermordeten jüdischen Mitbürger erinnern. Vor den Häusern, in denen sie gewohnt haben, werden Pflastersteine eingelassen, die mit einer Metallplatte überzogen wurden, auf denen die Namen und Lebensdaten der Betroffenen eingraviert sind..."
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Dezember
2010: In Nassau wurden
"Stolpersteine" verlegt |
Artikel (nur online-Version) in der "Rhein-Lahn-Zeitung" vom 14.
Dezember 2010 (Artikel):
"Ein Stein für jedes Menschenleben
Nassau - Seit Dienstag erinnern in Nassau 19 sogenannte Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig an jüdische Bürger der Stadt, die in den 1930er-Jahren vertrieben und später in Konzentrationslagern ermordet wurden..."
Eine Bilderstrecke von der Gedenkstunde und der Verlegung der Stolpersteine
findet sich unter
http://www.rhein-zeitung.de/fotos/fotos-rhein-lahn-zeitung-lahnstein_mmid,4969.html." |
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Juli 2019:
Ein Denkmal in Nassau soll
errichtet werden |
Artikel von Carlo Rosenkranz in
der "Rhein-Lahn-Zeitung" vom 4. Juli 2019: "Spender gesucht: Nassauer
Denkmal soll an Synagoge erinnern.
Die Stadt Nassau will mit einem Denkmal an die 1938 geschändete und 1945 bei
Bombenangriffen komplett zerstörte Synagoge erinnern. Mit diesem Satz begann
ein Artikel, der im Frühjahr 2012 in dieser Zeitung erschien. Jetzt soll die
Idee in die Tat umgesetzt werden...".
Link zum Artikel (gebührenpflichtig) |
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November 2019:
Das Denkmal für die Synagoge wird
eingeweiht
Anmerkung: die Gedenkstele für die Synagoge
wurde am 22. November 2019 eingeweiht:
Flyer zur Einweihung (pdf-Datei) |
Artikel von Ulrike Bletzer in
der "Rhein-Lahn-Zeitung" vom 19. November 2019: "Nassau. Einweihung am
Freitag: Stele erinnert an Synagoge und verfolgte Juden in Nassau
Noch müssen hölzerne Streben das Denkmal stützen und ein Bauzaun es
abschirmen. 'Der Beton braucht ein bis zwei Tage, bis er vollständig
ausgehärtet ist', erklärt Ben Mathy, der stellvertretende Leiter des
Nassauer Bauhofs, der die Gedenkstele am Morgen dieses grauen Novembertags
in den Boden eingelassen hat. Dann allerdings steht ein Projekt unmittelbar
vor der Fertigstellung, dessen Wurzeln fast auf den Tag genau zehn Jahre in
die Vergangenheit zurückreichen..."
Link zum Artikel (gebührenpflichtig) |
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Juli 2024:
"Putzaktion" für die
Stolpersteine in Nassau
Zu den Stolpersteinen in Nassau siehe Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Nassau_(Lahn)
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Artikel von Ulrike Weiwad-Klenk
im "ben-kurier" vom 18. Juli 2024: "SCHULEN - Stolpersteine: Schüler des
Leifheit-Campus in Nassau setzen ein Zeichen der Erinnerung
NASSAU Es ist eine Tradition geworden: Im Rahmen eines Projekttages
säuberten die beiden 9. Klassen des Leifheit-Campus auch in diesem Jahr
wieder die Stolpersteine in Nassau. Die Messingsteine sind auf den
Bürgersteigen vor den Häusern eingelassen, in denen jüdische Mitbewohner
lebten und tragen die Namen der Menschen, die während des Holocausts
umgebracht wurden. Sie erinnern uns daran, dass sich diese Geschichte nie
wiederholen darf.
Im Beisein von Ulrike Weiwad-Klenk vom Beirat für Migration und Integration
und Wolfgang Dorr, dem Vertreter der jüdischen Gemeinde in Bad Ems, sowie
den Lehrkräften Oliver Janz und Theresa Ziegenfuß reinigten 41 Lernerinnen
und Lerner die Steine von dem Schmutz, der sich im Lauf des Jahres auf den
Messingplatten gelegt hat. Vor dem Rundgang informierten sich die beiden
Klassen über die Biografien der Menschen, deren Namen die Stolpersteine
tragen."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 100-101. |
| Waltraud Becker-Hammerstein / Werner Becker:
Israelitische Cultusgemeinde Nassau-Dausenau. In: Rhein-Lahn-Kreis.
Heimatjahrbuch 1999 S. 29-41. |
| dies.: Julius Israel Nassau. Juden in einer ländlichen
Kleinstadt im 19. und 20. Jahrhundert. Bad Honnef. Verlag Karl Heinrich
Bock. 2002. 303 Seiten (mit zahlreichen Abbildungen). |
| Kurt Bruchhäuser: Jüdische Familien in Dausenau an
der Lahn. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 10. Jahrgang, Ausgabe 1/2000, Heft Nr. 18. S. 28-41. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt). |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 279-280 (mit weiteren Literaturangaben).
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Nassau Hesse-Nassau.
Established in 1856, the community dedicated a synagogue in 1882 and numbered 65
(4 % of the total) in 1885. The community was affiliated with the rabbinate of
Bad Ems. The synagogue was vandalized on Kristallnacht (9-10 November
1938). All 66 Jews registered there after 1933 left by August 1939.
Fourteen emigrated while 20 perished in the Holocaust.
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