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Nievern mit
Fachbach (VG Bad Ems, Rhein-Lahn-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Nievern bestand eine jüdische Gemeinde bis nach 1933. Ihre
Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Ein erster
Hinweis auf jüdische Einwohner liegt aus dem Jahr 1629 vor, als im
Zusammenhang mit der Übertragung von Besitztümern und Rechten an den neuen
Ortsherrn Damian von der Leyen über die "Judenschatzung" im Kirchspiel und der Herrschaft Nievern
genannt wird.
In Fachbach werden 1763 die Juden Isaak Seligmann und
Hertz Löw genannt, in Nievern im selben Jahr Jud Falck Hirschen. Alle drei
erhalten damals neue Schutzbriefe. 1783-87 wird Abraham Falck in Nievern
genannt (vermutlich der Sohn von Falck Hirschen), der im Kirchspiel einigen Grundbesitz erwirbt (Quellen genannt bei
Hufnagel s. Lit.).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1843 19 jüdische Einwohner, 1871 13 (1,7 % von insgesamt 755
Einwohnern), 1885 16 (2,0 % von 819), 1895 19 (2,5 % von 772), 1905 16 (2,0 %
von 817), 1910 16. Zur jüdischen Gemeinde in Nievern gehörten auch die in Fachbach
lebenden jüdischen Personen. Hier wurden gezählt: 1843 26 jüdische Einwohner,
1905 10. Auch die in Frücht lebenden
jüdischen Personen gehörten seit 1852 zur Gemeinde nach Nievern,
nachdem acht Jahre zuvor (1844) zunächst Frücht
als Hauptort der in Frücht, Fachbach, Braubach
und Nievern lebenden jüdischen Familien bestimmt worden war (Braubach kam 1852
zu Oberlahnstein).
1841 nahmen die jüdischen Familien am Ort Familiennamen an. Dabei
tauchen in NIevern erstmals die Namen Mainzer und Strauß auf. Es blieben die einzigen
jüdischen Familiennamen am Ort auch in den folgenden Jahrzehnten.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde einen Betraum(s.u.) und eine
jüdische Schule (Religionsschule). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Fachbach beigesetzt.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer
angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. Erstmals wird 1818
von einem jüdischen Religionslehrer berichtet. 1874 wurde der
Religionsunterricht der drei Orte Frücht, Fachbach und Nievern gemeinsam mit
Bad Ems, Nassau und Dausenau erteilt.
Der Unterricht wurde durch den damaligen Lehrer in Bad
Ems, Herrn Emmel gehalten. Dieser war von 1869 bis 1908 Lehrer in Bad Ems.
Die Vorbeterdienste wurden ehrenamtlich durch Gemeindeglieder übernommen. Hin
und wieder kam der zuständige Rabbiner aus (Bad) Ems zum
Gottesdienst.
Um 1924 wurden noch 13
jüdische Einwohner (1,7 % von insgesamt 780 Einwohnern) gezählt. 1932
war Gemeindevorsteher Rudolf Strauß (Haus Ecke Hauptstraße/Brückenstraße).
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933 in Nievern: acht Personen aus den Familien
Mainzer und Strauß, 1,2 % von 842 Einwohnern; dazu neun Personen in Fachbach) auf Grund der
Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Der Metzger Wilhelm
Strauß konnte mit Frau Lilli und Sohn Hans (geb. 1933) in die USA emigrieren
(Alabama). Die Eltern Rudolf Strauß und Johanetta geb. Rosenthal gingen 1939 nach Frankfurt am
Main und wurden von dort deportiert. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die
Häuser der beiden letzten jüdischen Familien und der Betsaal durch 10
SA-Mitglieder aus Nievern gestürmt und völlig demoliert. 1939 verzogen die
Rudolf Strauß und seine Frau Johanette sowie Julius Mainzer und seine Frau
Wilhelmine nach Frankfurt. Damit endete die Geschichte der jüdischen Gemeinde
in Nievern.
Von den in Nievern geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Johanna Bär geb.
Mainzer (1889), Dora Kahn geb. Mainzer (1885), Thekla Levis geb. Mainzer (1885),
Albert Mainzer (1882), Emil Mainzer (1882), Hugo Mainzer (1893), Johannette
Strauß geb. Rosenthal (1874), Rudolf Strauß
(1874).
Aus Fachbach sind umgekommen: Paula Kahn geb. Strauß (1910), Emma Regine
Katz geb. Jonas (1886).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Nievern gefunden. |
Zur Geschichte der Synagoge
Am Ort gab es auf Grund der geringen Größe der Gemeinde nur Beträume
in jüdischen Privathäusern.
Der einzige bekannte und zugleich letzte Betraum befand sich im Wohn- und
Geschäftshaus Bahnhofstraße 25. Das Gebäude gehörte Metzger Julius Mainzer.
Der Zugang zu dem etwa 4 mal 6 Meter großen Betsaal war vom Metzgereiladen aus.
An der Ostseite des Betraumes stand ein langer Tisch, auf dem sich erhöht der
Toraschrein befand. Für die Gottesdienste bestückte man den Raum mit 18 bis 20
Stühlen. Zur Ausstattung gehörten drei bis vier siebenarmige
Leuchter.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde dieser Betraum verwüstet und zerstört.
10 einheimische SA-Männer, unterstützt von Männern aus Frücht, waren in das
Gebäude eingedrungen. Ein Nieverner Jugendlicher - der 10-jährige Sohn eines
Täters - hat dabei nach einem Zeitzeugenbericht die drei siebenarmigen Leuchter
und einen Stoß Zinnteller aus dem Betsaal gestohlen.
Adresse/Standort der Synagoge:
Bahnhofstraße 25
Fotos
(Quelle: Beitrag von E. Ries s.Lit. S. 10)
Haus der Familie
von Julius Mainzer |
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Im Haus Mainzer befand sich
der Betsaal der jüdischen Gemeinde |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 146-147 |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 523. |
| Elmar Ries: Aus der jüdischen Geschichte von
Nievern. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 7. Jahrgang Ausgabe 2/1997 Heft Nr. 14 S. 5-22. Online
eingestellt (pdf-Datei). |
| Franz Gölzenleuchter: Sie verbrennen alle
Gotteshäuser im Lande (Psalm 74,8). Jüdische Spuren im Rhein-Lahn-Kreis -
Jahrzehnte danach. Limburg 1998. S. . Text online über Link oben
zugänglich. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 294 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Gerhard H. Hufnagel: Die Geschichte der
reichsritterschaftlichen und reichsunmittelbaren Herrschaft auf der Lahn.
Eine heimatkundliche Dokumentation für das Kirchspiel Nievern mit den Orten
Fachbach, Nievern und Miellen. Online
zugänglich. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Nievern Hesse-Nassau district.
Originally based in Fruecht, this community
numbered fewer than 20 Jews (1843-1933) and also had members in Fachbach. By
February 1939 no Jews remained.
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